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warmerSommerregen
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Essen

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Insgesamt 132 Bewertungen
Bewertung vom 11.06.2015
Frieden schließen mit dem eigenen Körper
Marrez, Anne;Oda, Maggie

Frieden schließen mit dem eigenen Körper


ausgezeichnet

Sehr hilfreich!

Der eigene Körper begleitet einen sein ganzes Leben lang. Deswegen ist es auch so wichtig, ihn wertzuschätzen, in ihm einen Freund zu sehen und mit einem Lächeln im Gesicht in den Spiegel blicken zu können.
Dieses Buch soll helfen, sich seiner “Makel” bewusst zu werden, diese zu verstehen und mit Abstand zu betrachten, um ein gutes Körpergefühl zu erlangen, seinen Körper anzunehmen und ein Bewusstsein für die eigenen Vorzüge und Makel zu entwickeln. Außerdem soll geholfen werden, ein Leben zu führen, das den eigenen Wertvorstellungen entspricht.
Verschiedene Tests, Meditationen, Fragestellungen, Rätsel, Studien und Übungen regen dazu an, über sich und seinen Körper nachzudenken und ihn mehr wertzuschätzen, sodass sich das Wohlbefinden steigert.


Die Autorinnen, beide Psychologinnen, geben auf 64 Seiten Denkanstöße, helfen den Körper zu verstehen und erklären wieso wir unser Äußeres kritisieren und wie wir dies ändern können.
Außerdem ist das Buch sehr gut verständlich, Erklärungen sorgen für Nachvollziehbarkeit und die Illustrationen von Sophie Lambda lockern das Ganze auf. Zitate schenken Mut und Zuversicht und wirken ebenfalls auflockernd.

Selbstverständlich verändert man durch dieses Buch nicht nach fünf Minuten seine Sicht auf den Körper, sondern man muss sich durchaus mit dem Übungsheft auseinandersetzten, sich Zeit für die Übungen nehmen und diese zum Teil auch mehrmals bearbeiten.

Ich kann dieses Übungsheft sehr weiterempfehlen, da es wirklich hilft, die Sicht auf den eigenen Körper zu verbessern, denn “Unser Körper ist unser Garten und unser Wille der Gärtner” (– William Shakespeare)!

Bewertung vom 26.05.2015
Das Mädchen, das rückwärts ging
Hamer, Kate

Das Mädchen, das rückwärts ging


ausgezeichnet

Selten hat mich ein Buch derart sprachlos zurück gelassen!
Die jedes Kapitel wechselnde Perspektive lässt den Leser genau erfahren, was mit Carmel und ihrer Mutter geschieht, was sie fühlen, welche Ängste und Sorgen, aber auch welche Hoffnungen sie haben.
Sein Kind zu verlieren ist für Eltern das Schlimmste, was geschehen kann und auch für Beth bricht eine ganze Welt zusammen. Es ist furchtbar mit anzusehen, wie sie leidet, sich die Schuld gibt und sich bei der Suche nach Carmel an jedem noch so kleinen Indiz festklammert. Jedes mal, wenn sich eine neue mögliche Spur der Polizei wieder nur als ein falscher Alarm heraus stellt, hat es mir einen Stich versetzt.
Aber auch wie unterschiedlich Beths Umfeld auf das Verschwinden Carmels reagiert ist zum Teil einfach unfassbar. Ob sich Beth anhören muss, Carmel sei nun bei Gott oder dass dies nun mal passiere- es ist einfach unbegreiflich.
Beth muss sich zwischen zwei Möglichkeiten entscheiden: Entweder sie gibt sich weiterhin ihrer Trauer hin und versinkt weiter in ihrem tiefen, dunklen Loch, oder sie sammelt ihre ganze Kraft, um ein neues Leben anzufangen, damit sie das Gefühl bekommt, gebraucht zu werden und etwas gut zu machen.
Auch ihr Kampf, stets optimistisch zu bleiben, nicht einzuknicken, immer an Carmels Leben zu glauben, ist unglaublich.

Auf der anderen Seite wäre da noch Carmels Geschichte. Es war sehr bedrückend zu lesen, wie sie auf den Trick ihres Entführers reinfällt, um ihre Mutter bangt, die laut Entführer einen Unfall gehabt hat, während diese alles in ihrer Macht stehende unternimmt, um ihre Tochter zu finden. Außerdem hat es mich sehr traurig gemacht, als die Methoden des Entführers (und seiner Komplizin) beschrieben wurden, um Carmel an ihn zu binden und sie gleichzeitig von ihrer Verwandtschaft abzuschotten. Er säht so gezielt Zweifel in Carmel, beschert ihr Trauer und macht ihr an anderer Stelle Mut, sodass einem ganz übel wird..
Auch seine Beweggründe haben mich wütend, fassungs- und sprachlos gemacht. Beim Lesen dieses Buches stellte sich oft die Frage, was das für ein Mensch sein kann, der einfach ein Kind mit nimmt, es manipuliert und für seine Zwecke nutzt, als wäre es nur ein Stück Inventar. Die Antwort auf diese Frage wird im Buch gegeben und lässt einem wirklich den Atem stocken..

Dieses Buch ist eines der beeindruckendsten, die ich je gelesen habe! Es ist so unglaublich realistisch geschrieben, dass einem ganz anders wird. Man durchfährt beim Lesen tatsächlich die berühmte Achterbahn der Gefühle und verspürt nicht nur Wut, Fassungslosigkeit, Angst, Unbehagen, Hoffnung, sondern noch so viel mehr.
Bis zum Ende wusste ich nicht, wie es ausgehen wird, da die Täter so unberechenbar erscheinen und einige Irrwege beschrieben werden. Alleine schon die Antwort auf die Frage, ob Carmel überleben wird, hat mich beinahe verrückt gemacht. Unvorstellbar, wie man sich als Mutter eines entführten Kindes fühlen muss..
Darüber hianus ist der Schreibstil sehr packend, sodass man das Buch kaum aus der Hand legen mag.
Am Ende des Buches war ich vollkommen sprachlos und zu Tränen gerührt. Im Verlaufe des Buchs hat man die Beteiligten über Jahre hinweg begleitet, in ständiger Angst um das Kind.

Alles in allem ist dies keineswegs ein Buch für zwischendurch, sondern eines, das einen festhält und nicht mehr los lässt, das einem menschliche Abgründe aufzeigt, das Ängste schürt, aber auch Hoffnung zu lässt. Ein Buch, das einem den Atem raubt und einem zeigt, wie gut man es hat und wie sehr man seine Mitmenschen wertschätzen sollte, da man sie jederzeit verlieren könnte.
Ich kann dieses zermürbende Buch über die unfassbare Verbundenheit zwischen Mutter und Kind allerdings nicht an jeden weiterempfehlen, da es einem schon einiges abverlangt.
Nichtsdestotrotz ist es eines der besten Bücher die ich je gelesen habe! Es ist so unglaublich ergreifend und gleichzeitig so beängstigend realistisch, dass es einem einen kalten Schauer über den Rücken jagt.

Bewertung vom 23.05.2015
Bombay Lunchbox
Caldicott, Carolyn

Bombay Lunchbox


ausgezeichnet

Indiens Küche ist bekannt dafür, vielfältig, würzig, farbenfroh, scharf und exotisch zu sein. Carolyn und Chris Caldicott, die das Land mehrfach bereisten, haben sich in genau diese verführerische Mischung verliebt. Von ihren Reisen haben sie verlockende Rezepte mitgebracht und stellen diese mit bezaubernden Fotos in “Bombay Lunchbox” vor.

Das Buch ist in diese neue Kapitel unterteilt, in denen es nicht nur tolle Rezepte und Fotos, sondern auch einiges Wissenswertes über Indien und Indiens Esskultur gibt.

In “Vom Lunch zum Tiffin” wird beispielsweise erklärt, wie sich im späten 18. Jahrhundert unter zunehmenden britischen Einfluss der üppige Lunch zum kleinen kulinarischen Häppchen, dem Tiffin, entwickelte. Damit geht das Buch zu den Anglo-indischen Klassikern über, eingeleitet mit allerhand Informationen zur weiteren Anpassung durch die Briten und Wissenswertem zu den wichtigsten und bekanntesten Gewürzen der indischen Küche.

Zu Beginn des nächsten Kapitels erfährt man, weswegen wirklich jeder in Indien seine Lunchbox, welche Tiffin oder aber auch Dabbas genannt wird, bei sich trägt und welche Gerichte in den Tiffinboxen transportiert werden. Ob das “Linsen-Dahl mit Tadka”, “Saag Paneer (Frischkäse mit Spinat)”, “Papaya-Dattel-Raita” oder “Chana Masala (Kichererbsen-Curry)” oder doch eher die köstlichen “Chili-Garnelen aus Goa”: Die Gerichte sind so vielfältig wie wohlschmeckend! Himmlisch!

In dem Kapitel “Tiffin am Nachmittag” erwarten den Genießer Köstlichkeiten, die an englische Teaparties erinnern. Auch hier wird wieder der Einfluss der Briten auf die Inder erklärt. Bei Rezepten wie “Gurkensandwiches mit pikantem Minze-Koriander-Chutney” läuft einem regelrecht das Wasser im Munde zusammen.

In “Kleine Häppchen” werden leckere Appetithäppchen vorgestellt, deren Bandbreite sich von “Mini-Uttapams (dicke Pfannkuchen)” über “Mini-Samosas (Teigtaschen)” bis hin zu “Ingwerlebkuchen” und “Kardamom-Scones” (seehr lecker!!) und machen Lust auf noch mehr indische Küche.

Die kleinen Zwischenmahlzeiten im Anschluss sind auch herrlich!!

Beim ersten Durchblättern wusste ich überhaupt nicht, was ich zu erst ausprobieren sollte. Begonnen habe ich mit dem “Bananen-Lassi” (S. 109), welches mich, wie auch die anderen Rezepte, mit einem ungewohneten, harmonischen, exotischen und köstlichen Geschmack überzeugen konnte.

Die Rezepte sind sehr vielfältig und es bereitet riesige Freude, die Gerichte zuzubereiten und selbstverständlich auch sie zu verspeisen. Dieses Buch ist so abwechslungsreich und farbenfroh, wie Indien selbst. Durch die Geschichten, Erklärungen, Beschreibungen und Berichte erhält man einen guten Einblick in die Straßen (und Küchen) Bombays, bzw. Mumbais.

Auch die Gestaltung des Buchs durch die schönen Farben und bezaubernden Fotographien ist ausgesprochen ansprechend.

Ich bin ganz hin- und weg von diesem bezaubernden Buch und werde mich noch unzählige Male durch das ganze Buch kochen!! Als absoluter Kichererbsen-Fan haben es mir die “feinen Dhokla (Kichererbsen-Häppchen)” ganz besonders angetan!



Die Autoren dieses Buches, Carolyn Caldicott und Chris Caldicott, haben zuvor auch schon andere Kochbücher, wie “World Food Café” oder “Vintage Tea Party”, geschrieben und lebten jahrelang als Globetrotter, bevor sie in London das “World Food Café” eröffnet, um ihre in aller Welt gesammelten Rezepte kochen und köstliche vegetarische Speisen servieren zu können.

Alles in allem ein Kochbuch, von dem man Fernweh bekommt, wegen dem man tiefer in die (Ess-)Kulturen eines weit entfernten Ortes eintauchen möchte und eines, dass einem die Zeit bis dahin mit unglaublich vielen wunderbaren Rezepten versüßt. Ich kann dieses Kochbuch wirklich jedem weiterempfehlen, da die Rezepte sehr gut verständlich und nachmachbar, die Gestaltung außergewöhnlich schön, die Gerichte unfassbar lecker und vielfältig sind.

Bewertung vom 30.04.2015
Die Königin der Orchard Street  (Restauflage)
Gilman, Susan J.

Die Königin der Orchard Street (Restauflage)


ausgezeichnet

Die junge Malka flieht im Jahre 1913 mit ihrer Familie aus Russland über Hamburg nach New York. Diese Entscheidung ist der Beginn für eine Reihe von Problemen, aber auch Chancen. So sind Malka und ihr Vater ganz angetan von der Idee, in Amerika das neue Glück zu suchen, reich zu werden, die Kultur zu genießen und ein besseres Leben führen zu können. Malkas Mutter und Schwestern jedoch glauben nicht an die Träumerein der beiden, denn schon bald erkennt die Mutter die schlechten Wohnverhältnisse und auch der furchtbare Gestank in den überfüllten Straßen New Yorks trägt nicht zum Bessern ihrer Stimmung bei.
Das Leben im Land der tausend Möglichkeiten stellt sich als hart heraus: Malka und ihre Geschwister Bella, Rose und Flora müssen arbeiten gehen, da der Familie das Geld fehlt und sie es sich nicht leisten können, dass einer nicht für Geld sorgt. Aber die beiden jüngsten Kinder, Malka und Flora finden keine feste Anstellung und so beginnt Malka zu lernen, wie sie sich in ihrem Viertel durchschlagen kann.
Doch dann sorgt ein schrecklicher Unfall dafür, dass sich für Malka erneut alles ändert. Sie kann kaum noch laufen, wird deswegen, schließlich ist sie nun arbeitsunfähig, von ihrer Mutter verstoßen, und wird dann von Papa Dinello aufgenommen. Der Italiener weiht die kleine Malka in das süße Geheimnis der Eiscreme ein.
Nun beginnt Malkas beschwerlicher und harter Weg, von dem armen jüdischen Mädchen, hin zur berühmten und wohlhabenden Lillian Dunkle- der Eiscremekönigin von Amerika, Herrscherin über ein Eiscreme-Imperium.

Die erzählte Geschichte erstreckt sich auf 550 Seiten über ganze 70 Jahre. Dabei erfährt man einiges über die Geschichte Amerikas, die zum teil sehr stark mit Malkas Leben verknüpft ist, ihre Entscheidungen und Pflichten bestimmt und immer wieder alles umwirft. Hierbei merkt man, dass sich die Autorin Susan Jane Gilman sehr mit der amerikanischen Geschichte auseinandergesetzt hat. Zum Beispiel, dass das amerikanische Militär zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs der größte Eiscremeproduzent war, oder wie es dazu kam, dass Eiscreme die Schuld an Polio zugeschrieben wurde, wird hier genau und nachvollziehbar erklärt.
Sehr spannend ist es auch, sich mit Malka als der perfekten Antiheldin auseinanderzusetzen. Da das Buch abwechselnd aus ihrer Sicht als Malka Treynovsky zu Kinderzeiten und als Lillian Dunkle als mittlerweile in die Jahre gekommene Dame geschrieben ist, merkt man sehr schnell die unterschiedlichen Charaktereigenschaften dieser einen Person.
So mag Lillian zum Beginn des Buches noch sehr unsympathisch wirken: Herzlos, mit unangenehmen Lieblingsflosken, die schließlich beginnen zu nerven. Doch je mehr man von ihrer Geschichte erfährt, desto mehr kann man ihr Verhalten und auch ihr Denken nachvollziehen. Sie hatte es definitiv nicht leicht und musste Entscheidungen fällen, die ich nicht hätte treffen müssen wollen. Und man merkt, dass sie in Wirklichkeit verletzlicher ist, als man zu Beginn dachte..
Ich mag es sehr, wenn ich beim Lesen eines Buches Veränderungen im Charakter der Personen erkennen kann und diese gab es hier wirklich in einer Vielzahl. Nicht nur Malkas, bzw. Lillians, Charakter hat sich stetig entwickelt, auch meine Sicht auf diesen wurde eine andere.
Das konnte mich wirklich sehr beeindrucken!

Auch der Schreibstil ist sehr besonders: Ausgesprochen farbenfroh, detailverliebt, manchmal träumerisch wird alles so beschrieben, dass ich mich beim Lesen in das Buch gezogen fühlte. Ich konnte mir die Gerüche und die Geschmäcke vorstellen und hatte ein klares Bild von den Orten an denen sich Malka (oder später Lillian) aufhielt, im Kopf. Es war wirklich faszinierend, wie nah man beim Lesen am Geschehen war!
Und nicht nur Malkas Charakter ist genau gezeichnet, auch die anderen Personen werden genau beschrieben, sodass man sie sich sehr gut vorstellen kann. Außerdem erscheinen sie sehr realistisch.
Darüber hinaus finde ich die Idee des Buches sehr gelungen, eine Antiheldin in

Bewertung vom 30.04.2015
Bittersweet  (Restauflage)
Beverly-Whittemore, Miranda

Bittersweet (Restauflage)


ausgezeichnet

Geneva Winslow, von ihren Freunden Ev genannt, ist auf dem College Maybels Zimmergenossin. Die beiden könnten unterschiedlicher kaum sein, so scheint es, denn während Mabel aus eher ärmlichen Verhältnissen stammt, ist Ev Teil der extrem reichen Winslow-Familie. Auch bewundert Mabel Evs wunderschönes Aussehen, ihre allgemeine Beliebtheit und, dass was sie selber nicht zu haben scheint, eine glückliche Familie- eine perfekte Familie.
Was sollten diese beiden Mädchen also schon gemeinsam haben? Unüberwindbar erscheinen Mabel die Unterschiede, die sie trennen. Doch womit sie nicht gerechnet hätte: Die beiden freunden sich an und schließlich läd die glamouröse Ev Mabel ein, die Ferien auf dem Landsitz der Familie Winslow in Vermont zu verbringen.
Als Mabel dort ankommt, ist sie schier überwältigt von dem, was sie erwartet. Dieses große Grundstück, Winloch, beherbergt nicht nur wunderschöne Häuser für alle Mitglieder der Winslow-Familie, sondern auch ein See, auf dem regelmäßig Segeltörns stattfinden, in dem man schwimmen kann, unberührte Natur, außergewöhnliche Tiere, oder die Feuerwerke am sternenklaren Himmel bei den Familienfeiern, geben Mabel das Gefühl, sie befände sich im Paradies. Ein Ort, der perfekter nicht sein könnte, inmitten einer perfekten Familie. In diesem Paradies scheint alles möglich, sogar die erste Liebe findet sie dort.
Doch dann werfen dunkle, abscheuliche Taten ihren dunklen Schatten auf dieses Paradies. Denn Mabel macht eine Entdeckung, deren furchteregender Beginn schon sehr lange zurück liegt.
Ein Geheimnis, das gravierende Auswirungen auf die heutige Zeit hat.
Ein Geheimnis, das von den Betroffenen unentdeckt hätte bleiben sollen.
Ein Geheimnis, das Mabel vor die Wahl stellt und sie zur Entscheidung zwingt.
Soll sie diese schrecklichen Taten aufdecken und damit für Gerechtigkeit sorgen?
Oder soll sie die dunklen Geheimnisse der Familie bewahren, darüber schweigen, was sie weiß, damit sie nicht aus dem Paradies vertrieben wird?
Noch nie wurde die so durchschnittlich wirkende Mabel einfach so wie sie ist akzeptiert und wertgeschätzt.
Allerdings verändern sich auch die Familienmitglieder zunehmend, denn wer will schon, dass sein längst vergessen geglaubtes, dunkles Geheimnis wieder ans Tageslicht gezerrt wird?
Es wird eine schwere Entscheidung für Mabel werden. Denn was kein Geheimnis ist, ist, dass sich Menschen nur allzu schnell an Privilegien und Glück gewöhnen, sich daran festhalten und es nie wieder loslassen wollen, wenn sie es erst einmal genossen haben. Doch sagt einem das eigene Moralverständnis, dass solch ein Geschehen unaufgedeckt nicht bleiben darf.
Darüber hinaus wurde Mabel auch in Aussicht gestellt, dass sie ihr Leben lang zusammen mit Ev in dem wunderschönen Haus namens Bittersweet leben könnte. Ewig im Paradis zu bleiben oder für die Wahrheit aus diesem vertrieben zu werden, dass sind die offensichtlichen Möglichkeiten..

Im Verlaufe des Buches habe ich immer wieder meine Sicht auf die Charaktere ändern müssen, habe an ihrer Glaubwürdigkeit und Moral gezweifelt, war mir unsicher, ob ich nicht frühzeitig aus diesem "Paradies" geflohen wäre. Auch der schwieirge Weg Mabels auf der Suche nach dem Geheimnis ist sehr spannend, da man sich fragt welches zurückliegende Ereignis solche Auswirkungen haben kann.
Sehr interessant war es für mich auch zu sehen, wie sich Mabel verändert, je länger sie in dieser reichen Familie zu Gast ist. Was für die Winslows normal ist, scheint für Mable das reinste Abenteuer, wobei ihre Versuche, sich der Familie anzupassen oder so zu wirken als gehörte sie schon immer zu ihnen, einen beim Lesen durchaus auch schon zum Schmunzeln bringen.
Das Buch steckt voller Wendungen, Doppelmoralen, spannender Charaktere. Die Atmosphäre, die im Buch erzeugt wird, wechselt immer wieder, sodass man als Leser Mabels Stimmungswechsel am eigenen Leib miterlebt. So ist man als Leser mal euphorisch, kann Mabe

Bewertung vom 10.03.2015
Was fehlt, wenn ich verschwunden bin
Lindner, Lilly

Was fehlt, wenn ich verschwunden bin


ausgezeichnet

Wortgewaltig und sehr berührend!

April ist nicht nur ein Monat. April ist der wichtigste Mensch in Phoebes Leben. April ist Phoebes große Schwester. April versteht Phoebe immer und Phoebe versteht April. Auch ohne Worte. Sie spürt ihren Schmerz und dass etwas nicht stimmt. Es muss etwas damit zu tun haben, dass April zunehmend einen Dinosaurierrücken bekommt, wie Phoebe findet.

Und dann ist April fort. Eingesperrt. In einer Klinik. Dort soll sie endlich zunehmen, denn sie isst nichts mehr. Phoebe hat tausende Fragen zu Aprils Krankheit. Wieso ist April krank? Was macht diese Ana, die offensichtlich dafür verantwortlich ist, mit ihr? Und vor allem: Wird April wieder gesund? Kann alles wieder so werden, wie es früher war?

Doch Phoebes hilflos überforderte Eltern können ihr die Antworten nicht geben. Oder vielleicht wollen sie es auch einfach nicht. Dabei wüsste das kleine Mädchen gerne so viel mehr über die Erkrankung. Aber auch April kann ihre Fragen nicht beantworten, schließlich sitzt sie in der Klinik fest. Und Phoebe darf sie nicht besuchen. Dafür ist ihre Schwester zu krank.

Aber Phoebe möchte bei ihrer Schwester sein, mehr über die Krankheit erfahren. Und so schreibt sie ihrer Schwester Briefe. Sie schreibt von ihren Eltern, von der Leere, die April hinterlassen hat. Sie schreibt über ihre Freunde, über Worte und Wortgewalt, über Liebe und Glück. Darüber, dass sie sie vermisst und darüber, was sie fühlt.

Aber auch wenn sie keine Antworten auf ihre Briefe erhält, schreibt sie immer weiter gegen die Stille an, denn sie ist sich sicher, dass April ihre Briefe liest und sich darüber freut. Und wer weiß, irgendwann schreibt sie ja vielleicht doch zurück..?



“Was fehlt wenn ich verschwunden bin” ist ein tief berührender Jugendroman. Es ist so bewegend, wie die kleine Phoebe ihrer ihr alles bedeutenden großen Schwester, mit einer Mischung aus kindlicher Neugierde und Lebenslust und erwachsenem Trübsinn, über alles was sie erlebt Briefe schreibt. Als Leser fühlt man sich sehr schnell in die Geschichte einbezogen, versteht ihre Trauer und hofft mit und für Phoebe, dass alles wieder gut wird.

Und dann erfährt man immer mehr darüber, was April so zu schaffen machte, wieso sie krank geworden ist, wie sie sich verändert hat, warum sie nicht zurück geschrieben hat, wie sehr sie Phoebe liebt und wie ihre Eltern mit der Situation umgehen. Ungefähr die letzten 150 Seiten konnte ich nicht lesen ohne andauernd weinen zu müssen.. Sehr emotional und aufwühlend.

Alles in allem ein wirklich ergreifender Roman über Magersucht und Schwesternliebe, den ich absolut weiterempfehlen kann!!

Bewertung vom 07.03.2015
Die Sonnenposition
Poschmann, Marion

Die Sonnenposition


ausgezeichnet

Der 32jährige rundliche Rheinländer Altfried Janich ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Nach der Wiedervereinigung findet er eine Anstellung im Ostschloss, welches ein alter und heruntergekommener Barockbau ist, der nun als psychiatrische Anstalt dient.

Dort sieht er es als seine Aufgabe an, den Patienten Orientierung zu schenken und für sie die Sonnenposition einzunehmen. Doch nach dem rätselhaften Autounfall seines Freundes Odilo, bei dem dieser tödlich verunglückt, beginnt Altfried auf die Nachtseite der Dinge zu geraten. Er kann die Nächte über nicht schlafen, geisert durch die Gänge, denn er wohnt in dem Ostschloss. Er fühlt sich von den Patienten bedrängt und bemerkt den Zerfall des Gebäudes. Es werden auch ein paar Patienten und deren Geschichten vorgestellt, zum Beispiel die zweifache Mutter, die nun ihre Schwangerschaften verheimlicht und ihre gerade geborenen Kinder ertränkt, erfriert oder stranguliert.. Oder auch den Mann, der alles mindestens in doppelter Ausführung besitzen muss, damit er, falls das eine Produkt kaputt geht, sofortigen Ersatz hat und nicht Angst haben muss, dass sein Gerät oder Kleidungsstück nicht mehr zu haben ist.

Altfried denkt nach und nach immer mehr über seine eigene Vergangenheit nach, auch daran, wie er Odilo kennen lernte. Er erinnert sich an Odilo, den erfolgreichen Freund, der im Labor arbeitete, an Biolumineszenz forschte und versuchte, per Genmanipulation Mäuse leuchten zu lassen.

Doch was Altfried zunächst verwundert ist, dass seine Schwester Mila von dem Tod Odilos ebenfalls betroffen ist und als er von ihrer Beziehung erfährt, weiß er zunächst nicht, wie er damit umgehen soll.

Altfried wundert sich, was Odilo ihm bedeutet hat. Schließlich war dieser kein richtiger Freund, oder etwa doch? Es war schwieig, Odilo nahe zu sein.. Er war konservativ und verklemmt, er war Karrietist und Einzelkind..

Nach und nach beginnt Altfried zu verstehen, die Erinnerungen führen in das Schloss und er beginnt sich sicher zu sein, nie mehr aus dem Schloss heraus zu kommen.



Marion Poschmann, die Germanistik, Philosophie und Slawistik studierte, hat mit ihrem Roman “Die Sonnenposition” ein außergewöhnliches Werk geschaffen. Poetisch beschreibt sie Altfrieds Gefühle, sodass man sie sehr gut nachvollziehen, ja, nachfühlen kann. Die Beschreibungen des Ostschlosses und der Patienten haben mich sehr beeindruckt. Auch wie sie die verschiedenen Handlungen und Personen miteinander verwoben hat, war für mich sehr faszinierend. Auch, wie der Umgang mit den Insassen beschrieben wird, war sehr interessant für mich. Odilos Experimente mit Biolumineszenz konnten auch meine Neugierde wecken und ich bleibe beeindruckt zurück, von dieser poetischen Sprache, dieser Art sich auszudrücken und die vielschichtigen Charaktere mit Leben zu füllen.

Es hieß, dieses Buch würde von der Macht der Zeit, der Erinnerung und der zeitlosen Verbundenheit, sowie über fragile Identitäten, den schönen Schein und der Suche nach dem innreren Licht berichten. Dieses Versprechen wurde gehalten!

Ich kann dieses Buch wirklich weiterempfehlen, nur sollte man sich beim Lesen Zeit nehmen, um die Sprache, die Metaphern und Vergleiche und eingeflochtenen Theorien, zum Beispiel zu Ort und Zeit, wirklich verstehen und über sie nachdenken zu können. Denn dieses Buch regt zum Nachdenken an und lässt den Leser lange nicht los.

Bewertung vom 03.01.2015
Gebete für die Vermissten
Clement, Jennifer

Gebete für die Vermissten


ausgezeichnet

Ladydi lebt in einem mexikanischen Bergdorf, in dem Mädchen immer wieder in Erdlöchern verschwinden müssen und es, wie sich Ladydis Mutter ausdrückt, das Beste ist, wenn man ein hässliches Mädchen ist. Ein Ort, an dem man seine Töchter als Jungen verkleidet. Denn schöne Mädchen werden zu erst geholt. Von den Männern in den schwarzen Geländewagen. Von Drogen- und Menschenhändlern.
Ladydi malt sich ihre Zähne schwarz an, hat immer kurz geschnittene Haare, sieht kein bisschen weiblich aus und darf niemals einfach vor die Tür gehen, um zum Beispiel zu spielen. Das wäre nämlich viel zu gefährlich, denn jederzeit könnten die Männer auftauchen und sie holen.
Dort zählt das Leben einer Frau oder eines Mädchens kaum etwas.
In dem Dorf gibt es keine Männer mehr. Sie sind ausgewandert, auf der Suche nach Arbeit und schließlich ganz weggeblieben- oder sie sind einfach tot.
Doch träumt Ladydi von einer besseren Zukunft: Sie möchte nicht ewig bei ihrer alkoholabhängigen Mutter bleiben, möchte sich nicht verstecken müssen, sondern Liebe, Freundschaft, Freiheit und Wohlstand kennen lernen.
Und dann bietet sich ihr eine einmalige Chance, die ihr ganzes Leben verändern soll: Sie darf in Acapulco als Hausmädchen bei einer sehr reichen Familie arbeiten. Doch Mike, der auch aus ihrem Dorf stammt, verwickelt sie in einen Drogendeal. Ohne dass Ladydi etwas davon geahnt hätte. Doch kann sie sich nicht wehren, sie nimmt das Päckchen Heroin an sich.
Und schon bald wird Ladydi noch größere Probleme bekommen und um ihre Freiheit und ihr Überleben kämpfen müssen.

Die Autorin des Buches, Jennifer Clement, wuchs in Mexiko-Stadt auf. Für das Buch recherchierte sie über zehn Jahre lang und führte hunderte Interviews mit vom Drogenkrieg betroffenen Mädchen und Frauen vor Ort.

Dem Buch lag auch noch ein Heft bei, in dem wichtige und vor allem schockierende und alarmierende Fakten und Schicksale errläutert und beschrieben werden.
So erfährt man beim Lesen des Heftes zum Beispiel, dass laut Regierungsstatistiken die Zahl der Entführungen in Mexiko im letzten Jahr um 31% stieg. Diese Erhebungen erfassen aber lediglich die Fälle von Entführungen mit anschließender Lösegelderpressung.
Ausschnitte aus Interviews verdeutlichen eindrucksvoll, dass dort eine Frau zu keinem Mann "Nein" sagen darf.
Und der Polizei traue man nicht, da diese vielfach in die lokalen Mafiastrukturen verstrickt sei.
Die Fälle von Zwangsarbeit, Schuldknechtschaft und Sexhandel nähmen im alarmierendem Maße zu.
Außerdem habe der Kampf gegen die Drogenkartelle in den letzten sechs Jahren an die 70.000 Menschen das Leben gekostet.
Darüber hinaus schätzen Regierungsorganisationen die Zahl der Entführungen im Jahr 2012 auf 105.682, es gäbe eine Dunkelziffer von 99%. Nur 1.446 Entführungen wurden im Jahre 2013 zur Anzeige gebracht.

Beim Lesen des Buches merkt man, wie intensiv sich die Autorin mit diesem Thema auseinandergesetzt hat. Man erhält sehr tiefe Einblicke in das Leben der Frauen Mexikos und liest über mehrere Schicksale. Das Buch ist sehr packend geschrieben, ich hatte es nach wenigen Stunden durchgelesen. Während des Lesens ist man immer erleichterter darüber, dass man an einem sicheren Ort lebt, sich nicht verstecken muss und seinen eigenen Willen haben darf, und vor allem, dass man als Mensch angesehen wird und nicht als ein Gegenstand, wie etwas dass man sich einfach nehmen darf, behandelt wird.
Die verschiedenen Schicksale der Personen, auf die Ladydi trifft, und auch ihr eigenes, sind sehr berührend und fein ausgearbeitet, sodass die Charaktere sehr real wirken und man sie sich sehr gut vorstellen kann.
Auch die Thematik des Buches finde ich ausgesprochen wichtig und meiner Meinung nach sollte sie viel häufiger in der Öffentlichkeit behandelt werden.

Ich kann dieses Buch jedem weiter empfehlen, da es zum einen sehr gut geschrieben ist und zum anderen wegen des wichtigen Themas über das man sich informiert haben sollte.