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SofieWalden

Bewertungen

Insgesamt 649 Bewertungen
Bewertung vom 27.11.2023
Und am Ende die Freiheit
Rabe, Verena

Und am Ende die Freiheit


sehr gut

Das Leben als Frau, was geht in diesen Zeiten, 1920er- und 1950er-Jahre

Die 1920er-Jahre, die junge Helene studiert in Berlin Jura. Das ist zur damaligen Zeit noch ungewöhnlich und man macht es ihr nicht leicht. Aber sie erfährt auch zumindest mentale Unterstützung, durch ihren Kommilitonen Julius. Und so schließt sie nicht nur das Studium ab, sie promoviert anschließend auch noch, gute Voraussetzungen für ein ambitioniertes Berufsleben. Doch dann kommt die Nazizeit und Frauen werden zurückgezwungen an Heim und Herd. So geht es auch Helene. Sie heiratet, zieht nach Hamburg, umsorgt ihren Ehemann und zieht zwei Kinder groß. Als diese dann aus dem Haus sind, ist sie Anfang 50, als Hausfrau gelangweilt und intellektuell unterfordert. So gerne würde sie arbeiten, aber das kommt für ihren konservativen Ehemann natürlich nicht in Frage. Wie sähe das denn aus in ihren Kreisen. Doch dann trifft sie, welch glücklicher Zufall, Julius wieder, ihre Liebe aus Studienzeiten, Julius, der damals in die Schweiz integrieren musste, da er Jude war. Und diese Begegnung gibt ihr Kraft und lässt sie, gestärkt durch die Erinnerungen an ihre Ambitionen als junge Frau, kämpfen, aufbegehren gegen das gesetzte Umfeld, in dem sich die Rollenkonventionen so tief eingegraben haben als wäre die Zeit stehengeblieben. Und tatsächlich erhält sie eine Chance auf einen beruflichen Neuanfang, nach all den Jahren und sie packt zu.
Helene ist die starke Frau, die dieses Buch trägt und vollkommen authentisch als Spiegelbild diese Zeit zwischen den 1920er bis ans Ende der 50er Jahre wiedergibt.Dabei hat man gerade in den Beschreibungen des Alltags so manches Ahaerlebnis und hört im Kopf die Erzählungen der eigenen Großmütter und Mütter, die jetzt noch einmal hervortreten und so für einen selbst aufs Neue sehr lebendig werden.
Ein gute sehr unterhaltsame Geschichte, die sehr realistisch herüberkommt und dankbar macht, für alle, die dafür gekämpft haben, dass Leben heute zumindest so ist, wie wir es leben können, als emanzipierte Frauen in der Gesellschaft, mit so viel Gleichberechtigung, wie nur eben möglich. Und es spornt an, weiterzumachen.

Bewertung vom 22.11.2023
Wer sind Sie denn wirklich, Herr Gasbarra?
Heim, Gabriel

Wer sind Sie denn wirklich, Herr Gasbarra?


sehr gut

Wer war mein Vater? Eine Spurensuche, die ein interessantes Stück Zeitgeschichte widerspiegelt

Aufgewachsen ohne seinen Vater und erst spät durch die Nennung seines Names durch die Mutter überhaupt existent, macht sich der Autor dieses Buches auf die Suche. Wer war dieser Felix Gasbarra? Enorm vieles. Zum Beispiel eine durchaus mehr wie lokale Größe im Kulturbetrieb Berlins in den 1920er und -30er Jahren, in der der damals als Kommunist sehr umtriebige Mann zusammen mit Erwin Piscator Theaterstücke über das Leben der Arbeiterschaft aufführte. Hier hatte er seine öffentlichste Zeit, mit Kontakten zu bekannten Persönlichkeiten wie Bertolt Brecht, Käthe Kollwitz und Wassily Kandinsky. Und an seiner Seite, die Malerin Doris Homann, die dann auch seine Ehefrau wurde. Ihre Aufzeichnungen sind die Hauptquelle für die irgendwie doch eher spärlichen Informationen über den wahren Gasbarra, den Mann hinter der Fassade, wenn es denn eine wahr, den Menschen, der eine Familie wollte und sie eigentlich 'nie wirklich gelebt' hat. Er hatte mit seiner Frau zwei eheliche Kinder, neben dem Sohn, dem Autor dieser Geschichte, zu dem er nie Kontakt aufgenommen hat, es auch nicht wollte. Gasbarra war auf jeden Fall ein Angepasster, vom Kommunist bis hin zum Faschismus unter Mussolini, zumal an sehr effizienter Stelle, wandelbar eben und man muss ja auch leben. Und er hatte es gut bei den Frauen. Seine Ehefrau war der starke Rückhalt an seiner Seite und sie hat sich entschieden, es hinzunehmen, womit er sich das Leben 'freier' gestaltet hat. Es war ja auch einfach.
Aber eigentlich ist in diesem Buch Gasbarra nur das Leitmotiv, für ein gut eingebrachtes, interessantes Stück Zeitgeschichte, von einer intensiv beleuchteten Zeit während der Weimarer Republik, über die NS-Diktatur bis zu Italiens Mussolini. Dazu kommen Reisen, zu Orten, in Länder, die für den Vater oder andere Familienmitglieder Bedeutung hatten, gar zur Heimat wurden und auch dies führt zu sehr eigenen gut reflektierten Teilstücken dieser Auseinandersetzung, für den Autor letztendlich auch mit sich selbst.
Ein auch in der Sprache und den gewählten wiederkehrenden Zeitsprüngen eher ungewöhnliches Buch, in das man sich als Leser erst hineinfinden muss. Aber es lohnt sich, sich mit auf diese Reise zu begeben.
Empfehlenswert

Bewertung vom 18.11.2023
Cancer Coaching
Blumenfeld, Sarah

Cancer Coaching


ausgezeichnet

Krebs wirft das eigene Leben um und eine andere Realität beginnt

Die Autorin dieses Buch hatte Krebs. Dreimal musste sie sich dieser Diagnose stellen. 29 Jahre jung und Mutter von zwei Kindern, ein Umfeld, dass teilweise sehr erschreckend reagiert und trotzdem hat sie es geschafft. Sie hat den Kampf gegen die Krankheit gewonnen, die notwendigen Therapien durchlaufen, durchlebt, nie aufgegeben. Sie war gezwungen, die Selbstbestimmung über ihren Körper ein Stück weit aufgeben. Aber trotzdem war es immer noch sie, die diese Schlachten geschlagen hat, weitergemacht, wo es nicht mehr so richtig nach einem guten Ende aussah. Sie hat sich ihren Mut und ihre Stärke immer wieder neu zurückgeholt. Und sie hatte auch das Glück, in ihren Ärzten Partner zu finden, durch Kommunikation mit ihnen Vertrauen aufzubauen und es zu erhalten, bzgl. all dem, was ihrem Körper und auch ihre Seele widerfuhr.
Und sie wollte ihre Erfahrungen weitergeben, anderen betroffenen Menschen und ihren Angehörigen zeigen, wie schlimm und herausfordernd das Alles wirklich ist, dass es so ist. Und ihnen so auch Hoffnung machen. Gebt nicht auf!
Die Autorin selbst ist heute Cancer-Coach, hilft, durch ihre eigenen Erfahrungen zusätzlich sensibilisiert und versehen mit viel Selbstreflektion, Betroffenen und ihren Angehörigen auf ihrem Weg. Und das kann wirklich eine Hilfe sein. Denn durch die Krankheit ist man oft unvorstellbar allein.
Ein tolles Buch, ein ehrliches Buch, authentisch und überzeugend in seinem Wunsch, Hilfe zu leisten. Und ich denke, dass es das auch tut, für viele Menschen, für die die Krankheit Krebs in irgendeiner Weise Bestandteil des eigenen Lebens ist.

Bewertung vom 16.11.2023
Die Legende vom letzten Bücherjäger
Menschig, Diana

Die Legende vom letzten Bücherjäger


ausgezeichnet

Die Welt der Bücher, eine magische Welt, genau wie diese Geschichte

Dieses Buch, es handelt von Büchern, von ihrer unglaublichen Bedeutung für unser Leben, wie wir unser Dasein dadurch hinterfragen und es dann vielleicht besser machen, wie sich unsere Gesellschaft aus dieser Reflektion heraus weiterentwickelt. Bücher sind entscheidend für den Fluss der Welt. Und diese Geschichte, sie macht uns dies mit ihrer Spannung, der Magie, die sie durchströmt, auf eine sehr unterhaltsame Weise bewusst.
Wir gehen durch die Stadt Brück und erleben Menschen, deren Leben in einen freudlosen eintönigen Trott verfallen ist. Und das Warum? Es sind die Bücher, die es hier nicht geben darf, denn Bücher sind böse, so wird es gesagt und geglaubt, je länger dieses Gesetz sich hält. Aber es gibt Abtrünnige, Bücherbewahrer, Menschen, die lesen, auch das ist natürlich verboten und wenn jemand gar ein Buch schreibt, wird das bis hin zum Tode bestraft. Und es gibt Menschen wie Jelto, ausgestattet mit einer besonderen Gabe. Er kann Bücher erriechen, das Leder des Einbands, die Tinte, das Papier, den Leim. Und jede Nacht streicht er durch die Stadt und sucht, mit der Mission, die Stadt endgültig bücherfrei zu machen, nach versteckten Exemplaren. Gleich am nächsten Morgen werden die gefundenen Bücher dann verbrannt, was in Jelto schon immer ein ungutes Gefühl erzeugt hat. Eines Tages passiert es dann. Ein außergewöhnlicher Auftrag, die Suche nach einem regelrecht magischen Buch wird ihm angetragen. Und was dann passiert, verändert alles. Jelto hinterfragt, sucht Antworten und seine innere Welt wird eine andere. Und Wyona, eine Züchterin von Taschendrachen, wahrlich magischen Wesen, hilft ihm dabei, dieses neue Bewusstsein umzusetzen und zu handeln.
Was für eine Geschichte. Alles ist von der Autorin so kunstvoll und absolut stimmig zusammengefügt, Spannung pur, mit genau der richtigen Menge Fantasie umhüllt und dazu eine Botschaft, die wirklich wichtig ist. Wer wird dies mehr bestätigen, wie wir selbst, die, die Bücher lesen, aus so vielen Gründen, aber auf jeden Fall auch ob der Erweiterung der eigenen Welt.
Sehr zu empfehlen, nicht nur für die angedachte jugendliche Leserschaft.

Bewertung vom 16.11.2023
So kommt das Gute in die Welt
Stewart, Alexandra

So kommt das Gute in die Welt


ausgezeichnet

Freundlichkeit ist ein hohes Gut und dieses Buch zeigt, dass man damit viel bewirkt

Freundlichkeit wem, welcher Sache oder Gruppe gegenüber, auch Freundlichkeit gegenüber sich selbst, ein hohes Gut, so einfach anzuwenden und so wirkungsvoll. Jeder hat sie in sich, die Freundlichkeit und sie ist vollkommen umsonst, also wenden wir sie an und bringen damit Positives in die Welt, im Kleinen und letztendlich auch im Großen.
Dieser Aufruf, diese Botschaft, dieses Buch hilft dabei, sie hinauszutragen in die Welt und jeden einzelnen Menschen von seiner Wirksamkeit zu überzeugen. Dies geschieht hier mit 30 kurzen Geschichten, die erzählen von solchen Vorbildern, die, ob öffentlich bekannt oder ohne Agieren im 'Rampenlicht', durch ihre freundliche Zuwendung kombiniert mit einem anderen Thema ein Zeichen setzen, Dinge in Bewegung bringen, etwas ändern und so ihn auch verändern, den Lauf der Welt. Auch ein paar berühmte Menschen sind dabei, aber wie sie das tun, was sie tun, da sieht man, die sind eigentlich auch nur wie du und ich. Und so sehen sie sich auch selbst.
Dieses Buch, es macht mit seinen gelungenen Erzählbeispielen alles richtig und inspiriert so auch unsere eigenen Gedanken, es zu wagen. Und das man dafür ziemlich viel Mut braucht, das fühlen nicht nur wir, die kleinen und großen Leser hier vor Ort. Das gehört für jeden dazu.
Gerade mit erwachsener Begleitung der angedachten jungen Leserschaft dieser Geschichten geht hier viel, inklusive der Reflektion im Gespräch. Und die beigefügten Fragen sind sicherlich den ein oder anderen Denkanstoß wert, vor allem in einem größeren Kreis.

Bewertung vom 10.11.2023
Monstrosa
Krcmárová, Rhea

Monstrosa


sehr gut

Monstrosa ist hierfür das richtige Wort

Ein heftiges Buch, mit schwergewichtigen Themen beladen und ausufernd krass, bis ins Mark.
Dieer Satz ist auch als Triggerwarnung gedacht, für Essstörungen aller Art, Selbstverletzung, Suizid und Kindeswohlgefährdung. Der Verlag selbst handhabt das meiner Meinung nach zu fahrlässig.

Isabella ist Opernsängerin und geht in ihrem Beruf auf. Doch die Arrangements bleiben zusehends aus. Der Grund liegt in ihrem hohen Körpergewicht, dass ihre Umwelt schon als visuell auffällig, nicht in die Zeit und damit zu entsprechenden Opernrollen passend, empfindet und ihr dieses auch sagt. Ihre letzte Chance, ihren Traum von der Karriere in der Welt der Musik zu leben, sieht ihre Gesangslehrerin darin, ihre Sucht fachmännisch behandeln zu lassen. Und so begibt sich Isabella in eine entsprechende Klinik. Dort landet sich in einer Therapiegruppe mit durchweg jüngeren vorwiegend Patientinnen, deren Krankheitsbild im Bereich der Magersucht und der Bulimie zu finden ist und die Isabella nicht nur ablehnen, sondern sie geradezu als Feindbild wahrnehmen, denn ein solches Monster wollen sie niemals sein.
Das Buch ist gleich einer Oper in drei Akte aufgegliedert. In den ersten beiden Abschnitten kommt alles auf den Tisch, was diese schweren Krankheiten ausmacht, wie Menschen denken, wie sie dominiert werden von ihrer Sucht, dünn zu sein, und dabei auch ganz bewusst, den eventuellen Tod in Kauf nehmen. Und auch andere Themen, die einen direkten auch ursächlichen Bezug zu diesen Erkrankungen haben, werden nicht außen vor gelassen. Wahrlich schwere Kost. Doch dabei bleibt es nicht, den Isabellas Rolle in diesem gruppentherapeutischen Spiel führt letztendlich zu einer Eskalation, die die realen Fundamente des Geschehens durchbricht und abhebt, in eine Monstergetragene mystische Vorstellungswelt, die auch in ihrer Erklärbarkeit für die Gesamtgeschichte seinesgleichen sucht.
Und nun ist es gelesen, dieses Buch, dass so aus dem Rahmen fällt, so schockierende Szenen zeigt, entblöst, krasse Realitäten vor uns ausbreitet und dann irgendwann abhebt, in etwas darüber. Es ist gut geschrieben und reißt einen definitiv heraus aus den gängigen Erwartungen von Lesekultur.
Eine Leseempfehlung geben ist pauschal nicht möglich. Dieses Buch ist eine Herausforderung und auch für jeden selbst ein wenig spannend, wenn man sich fragt, wie kommt es bei mir an, was macht es mit mir.
Also wer es wagen will. Ich habe es letztendlich nicht bereut.

Bewertung vom 10.11.2023
Close to Home
Magee, Michael

Close to Home


ausgezeichnet

Selbstfindung und ein Weg heraus, die Folgen eines Kriegskonflikts währen lange nach

Der 22-jährige Sean hat sich schon einmal aufgemacht, um sich von den Traumata seiner Familie, den Nordirlandkonflikt erlebt zu haben, zu lösen. Er hat Literaturwissenschaften studiert. Doch jetzt ist er wieder zurück in seinem alten zuhause. Mit dem, was er vorzuweisen hat, eine passende Arbeit zu finden, war aussichtslos und nun hält er sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser, verbringt seine Zeit mit Alkoholkonsum und Drogen, um der Perspektivlosigkeit und der inneren . Machtlosigkeit, sein Leben zu gestalten, kurzzeitig zu entkommen. Dann, eines Nachts, verprügelt er auf einer Party, berauscht, einen Mann. Der Schock über das, was er getan hat, ist groß. Das Gefängnis bleibt ihm zum Glück noch einmal erspart. Stattdessen hat er Sozialstunden abzuleisten. Und er beschließt, es noch einmal zu versuchen, sich selbst aus dem Sumpf herauszuziehen und eine Chance zu suchen, wo doch eigentlich keine ist.
Dieses Buch nimmt einen mit, mitten hinein in diese so bittere reale Welt dieser Zeit danach. Der Krieg ist beendet, doch gut ist nichts. Die Menschen haben schwere Traumata erlitten, dafür steht Seans Mutter, die so unaussprechlich schlimme Dinge erlebt hat während des Nordirlandkonflikts. Und unweigerlich mit im Boot sind die Kinder, die nun erwachsen, leben sollen, als wäre dies alles nie geschehen. Wir begleiten diesen jungen Mann, fühlen die Hoffnungslosigkeit, die Verzweiflung und dann doch wieder ein Gefühl von Perspektive, das Kraft gibt und sie erneut zurückbringt, die Hoffnung auf ein wirkliches Leben.
Mit viel Authentizität kommt diese Geschichte daher und sie berührt. Schaut hinein in dieses Buch, es ist es wert, gelesen zu werden.

Bewertung vom 09.11.2023
Damenprogramm
Roth-Hunkeler, Theres

Damenprogramm


sehr gut

Wer sagt, es ist vorbei? Fangen wir neu an!

Anna hat schon ein ordentliches Stück Leben hinter sich. Sie hat den 'Standard' erfüllt, Heirat und Kind. Und nun ist das Älterwerden angebrochen. Ihr Ehemann ist vor einem Jahr gestorben. Es war die Demenz, mit der Anna nicht gut zurecht gekommen ist, nicht gut genug, um seine Pflege zu leisten. Und das, noch mehr wie sein Tod selbst, hat sich, neben vielen anderen Dingen, wie dem Verhältnis zu ihrer drogensüchtigen Tochter, tief in ihre Seele eingegraben. Nach außen wirkt sie eher unsympathisch, aber wenn man es näher betrachtet, ist ihr Auftreten wohl nur ein Schutzmantel, um ihre Verletzlichkeit zu kaschieren und die Verletzungen dahinter, die ihr das Leben zugefügt hat. Auch ihre Freundin Ruth hat gerade einen 'Verlust' erlitten und nun stellt sich die Frage, wie soll es weitergehen. Denn wie sehr die Gesellschaft auch heute noch erwartet, dass sich vor allem Frauen ab einem gewissen Alter 'zurückziehen', Anna und Ruth leben noch! und genau das wollen die beiden auch, raus aus der quälenden Ödnis und den Selbstvorwürfen und etwas mutiges in Angriff nehmen, das 'Damenprogramm'.
Ein bisschen anders als gedacht ist dieses Buch schon. Es ist keine aktionsgeladene Geschichte um einen turbulenten Neuanfang, der dann natürlich ganz super sensationell gut zu einer tollen sehr vorzeigbaren Sache führt. Aber das kommt ja vielleicht noch, ein zweiter Band scheint ja in Planung zu sein. Freut mich übrigens sehr.
Dies hier steht für die Zeit davor und das meiste und gravierendste davon spielt sich in den Menschen selbst ab. Vor allem in Annas Seele erlaubt uns die Autorin tiefe Einblicke. Und die macht es sich nicht leicht, geht hart mich sich ins Gericht, fühlt sich unzureichend, meint oft versagt zu haben gerade bzgl. der Menschen, die ihre Familie sind. Man fühlt mit, versteht, nicht immer, aber diese 'unsympathische' Frau, man kann sie durchaus mögen, zumindest es anerkennen, wer sie ist und das das Leben einen nun einmal prägt und nie unbeschädigt davonkommen lässt.
Ich fand das Buch sehr anregend, nicht immer leicht zu erleben, aber authentisch, genau wie Anna selbst.
Und ich würde ein Weiter sehr begrüßen und wäre auf jeden Fall wieder dabei, denn jetzt geht das 'Damenprogramm', sicherlich wohltuend echt und nicht nur als spaßiger Feel-Good-Roman gestaltet, wirklich los, hinein in ein neues Leben.

Bewertung vom 08.11.2023
Halloween. Von Geistern, Vampiren und anderen Spukgestalten
Tetzner, Birge

Halloween. Von Geistern, Vampiren und anderen Spukgestalten


ausgezeichnet

Das Fest des Gruselns

Die Halloweennacht, gruselig geht es hier zu. Als Vampire und Zombies verkleidete Gestalten wandeln von Haus zu Haus und erbetteln Süßes, denn sonst gibt es Saures. Es wird ausgelassen gefeiert und auch das Essen ist, zumindest visuell, ziemlich schaurig. Man kann sie mögen oder auch nicht, aber wenn seine Gegner von aus den USA 'herübergeschwapptem' Kommerz reden, dann tut man diesem Fest, ich mag es übrigens sehr, Unrecht.
Was alles dahinter steckt, die Historie, die Tradition, das näher zu erkunden, lohnt sich auf jeden Fall und dafür ist dieses Buch, neben herrlichen Monsterrezepten und einer absolut realen und doch superschönen Gruselgeschichte, das absolut Richtige.
Es beginnt mit dem Anfang, der Legende vom geizigen Alten Jack, der dem angsteinflößenden Jack O’Lantern, der bei keinem Halloween fehlen darf, zum Vorbild gereicht und uns den Ursprung des Ganzen vor Augen führt, Halloween war irisch. Wir erfahren eine Menge über ähnlich gelagerte festliche Traditionen aus anderen Ländern, anderen Kulturen und auch das Religiöse hat hier einen Platz, mit Reformationstag und Allerheiligen ganz vorne weg. Das ist richtig spannend und durchaus auch an der ein oder anderen Stelle neu für den normalen Halloveener. Und dann, dann kommt der Spaß, die Praxis, das reale Vergnügen, mit jeder Menge toller Rezeptideen und einigen anderen sehr gelungenen Tipps für diese Nacht. Am Ende wird es dann noch einmal gruselig, auf eine sehr authentische Art.
Summa summarum und mit dem irischen Urspungsspruch 'trick or treat' im Gepäck, ein sehr gutes Buch, das Halloween-Fans und alle, die es jetzt vielleicht doch noch werden wollen, mit dem versorgt, was wissenswert ist und trotzdem den Spaß, absolut gar nicht, vergisst.

Bewertung vom 31.10.2023
Stella auf Eis
Hesse, Angelika

Stella auf Eis


ausgezeichnet

Vorweihnachtlich turbulent und ein großer Kufenspaß

Vorweihnachtlich geht es gerade zu in Stellas Leben. Zusammen mit ihren Freundinnen Nelly und Lou wird geplant, gebastelt und sich ganz doll gefreut. Denn Katja Hübsch, eine berühmte Eiskunstläuferin, kommt in die Stadt und gibt Unterricht, für alle Freunde des Kufensports. Und da wollen die "Rolling Angels" natürlich unbedingt mit dabei sein. So groß kann der Unterschied zwischen Rollen und Kufen ja nicht sein. Und da die drei durchaus an ihre Fähigkeiten glauben, winkt ja vielleicht auch noch die Möglichkeit, ihre Künste bei der anschließenden Weihnachtsvorstellung vorzuführen. Stellas Mama versucht zwar die Euphorie der drei etwas herunterzufahren, aber die Freundinnen sind überzeugt, dass das klappt, auf jeden Fall. Aber dann geht etwas so richtig schief und einen Schuldigen gibt es auch dafür, einen, den die "Rolling Angels" gut kennen und mit dessen Trupp sie eigentlich inzwischen auch ziemlich gut klar gekommen sind. Doch wer die Rollen- und jetzt ja auch Kufenfans kennt, weiß, auch in diesem dritten und letzten Teils der Buchreihe rund um Stella und ihre Freunde findet sich eine Lösung, die alles wieder ins Lot bringt und, ganz sicher, die Gesichter wieder strahlen lässt.
Eine tolle mit jeder Menge vorweihnachtlichem Flair versehene Geschichte, die auf sehr kindgerechte Art jede Menge turbulente Lesefreude verbreitet.
Es macht wirklich großen Spaß, hier dabei zu sein.