Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
La Calavera Catrina

Bewertungen

Insgesamt 633 Bewertungen
Bewertung vom 13.02.2024
Der Wortschatz
Gugger, Rebecca

Der Wortschatz


ausgezeichnet

Oscar liebt es Schätze zu finden. Als er beim täglichen Löcherbuddeln eine Truhe findet, malt er sich bereits auf dem Heimweg die tollsten Schätze aus, die er darin finden wird. Als Oscar zwei Tage später die Truhe öffnet, befinden sich darin aber keine Goldkrone oder Diamanten, sondern Wörter, die kreuz und quer liegen. Enttäuscht probiert Oscar ein bisschen herum, zupft dran und verändert seine Form, bis er das Interesse verliert und "Quitschgelb" hinter sich wirft. Als dann ein quetschgelber Igel an ihm vorbeistürmt, wird Oscar neugierig und probiert noch mehr Wörter aus, bis die Truhe leer ist. Was nun?

Bis die Truhe leer ist, bekommt man bereits einen wunderbaren Eindruck, wozu Worte in der Lage sind, wenn sie unser Vorstellungsvermögen anregen. Oscar hat sichtlich Spaß dabei, die Worte auszuprobieren, und sowohl die kreativen Illustrationen dazu begeistern, wie auch die dazu passenden vielseitigen Adjektive. Man wird bereit spielerisch dazu eingeladen, mitzumachen und das Buch versprüht Wortmagie, über die Wahrnehmung unserer Umwelt. Am Ende gibt es noch viele Illustrationen, die zum fantasievollen Erfinden einladen. Seinen wirklichen Schatz findet Oscar aber mit Luise, nachdem alle Erwachsenen viel zu beschäftigt waren, ihm zu helfen. Oscar lernt, wie wertvoll Worte sind, dass man sie mit Bedacht wählen sollte und sie überall finden kann. Denn es gibt so viele Möglichkeiten: kreative Worterfindungen, schöpferische Wortkreationen oder hellwache Wörtersuche. Oscar lernt schließlich eine Menge neuer Wörter kennen und erforscht mit allen Sinnen.
Mein absoluter Liebling ist in Wort und Bild die Doppelseite, wo Oscar und Luise auf der Wiese liegen und sie ihm ein Wort schenkt, während die Bäume Schatten werfen.

Fazit: Ein tolles Bilderbuch, das ich sehr empfehlen kann. Eine Hommage an unseren Wortschatz und unsere eigene Wörtertruhe, die wir jederzeit selbst füllen und leeren können. Es ist ein gelungenes Zusammenspiel aller Elemente, das für Groß und Klein gleichermaßen Wertvolles und Spaß bereit hält. Dazu gibt es zudem online pädagogisches Material für die Grundschule.

Bewertung vom 13.02.2024
Lily und der Herzenszauber
Fleming, Lucy

Lily und der Herzenszauber


ausgezeichnet

Wer sich vom Cover angezogen fühlt, sollte unbedingt mal reinschauen, denn die Geschichte ist so schön, wie das traumhafte Cover mit Schimmereffekt, hoffen lässt.

Lily hat als Teichnixe ein großes Verantwortungsgefühl für alle ihre Freunde. Sie liebt den Teich und sorgt für Ordnung und hilft, wo sie gebraucht wird, damit sich alle wohlfühlen. Diese traumhafte Natur soll für alle Lebewesen ein sicherer Ort sein. Dazu gibt es auch einen, sich mehrmals wiederholenden, Reim, indem Lily kundtut, dass sich niemand sorgen muss, weil sie immer auf alle aufpassen wird. Das löst bereits beim Lesen ein behagliches Wohlgefühl aus und vollzieht noch, getreu der Botschaft, eine wichtige Veränderung. Lily ist wie eine Mutter, die sich um all ihre Kinder kümmert. Dazu gehören auch wachsende Sorgen, ihre Freunde nicht beschützen zu können. Aber kann eine kleine Teichnixe wirklich so viel Verantwortung alleine tragen? Hier werden sich bestimmt auch Erwachsene angesprochen fühlen.

"Lily und der Herzenszauber" ist eine süße Geschichte über Solidarität, Selbstlosigkeit, Fürsorge, sowie Freundschaft und erzählt von von Gemeinschaft, Natur und Momenten der Überforderung, in denen alles zu viel wird und man etwas Mut braucht, um nach Unterstützung zu fragen. Lucy Fleming hat diese Geschichte nicht nur verfasst, sondern auch ganz großartig bebildert. Harmonische Töne unterstreichen das lebendige Treiben am Teich und verleihen Lily eine zarte Sanftheit und Wärme. Sehr niedlich ist auch Lily´s bester Freund Blubber, die Kaulquappe. Denn im Verlauf der Handlung vollzieht Blubber eine spannende Wandlung - von Seite zur Seite.

Für Kinder ist das eine wirklich schöne Geschichte, mit ganz einfachen Texten zum Vorlesen oder Selberlesen, einem Reim zum Mitsprechen und natürlich schöne llustrationen mit Meerjungfrauen-Zauber, die garantiert begeistern. Eignet sich auch prima für das abendliche Vorleseritual. Daher eine uneingeschränkte Empfehlung für Kinder ab 4 Jahre.

Bewertung vom 13.02.2024
Heinz Labensky - und seine Sicht auf die Dinge
Tsokos, Anja;Tsokos, Michael

Heinz Labensky - und seine Sicht auf die Dinge


sehr gut

Diese schräge Geschichte ist eine Zeitreise in die die ehemalige DDR mit dem Zeitzeugen Heinz Labensky, einem neunundsiebzig Jahre altem Mann, „planlos wie eine Kuh, wenn’s donnert“, kein Genie, kein Mann der Worte, aber einer mit Herz.

Heinz Labensky führt ein unauffälliges Leben in einem Feierabendheim in einem Betonklotz, als er einen Brief erhält. Darin schreibt eine Frau von seiner allerbesten Jugendfreundin Rita, welch schreckliches Schicksal sie ereilt haben soll, und wie Heinz die Absenderin, Ritas Tochter, kontaktieren kann. Bestürzt von dem möglichen Tod seiner Freundin, fackelt Heinz nicht lange und macht sich von Erfurt auf den Weg nach Rostock Warnemünde zum Hotel Neptun, um dort Ritas Tochter zu treffen. Auf dieser Reise landet er schließlich in einem Flixbus, der ihn sozusagen auf eine Zeitreise schickt, bevor er sein Ziel erreicht. Wechselnde Reisende kommen mit Heinz ins Gespräch und ermutigen ihn, mehr von dem zu erzählen, was er nicht schon unfreiwillig in seinem dahin geträumten Wachkoma preis gegeben hat. Es geht vor allem um die Liebe, denn Heinz wurde stets davon angetrieben, Rita zu finden und zu beschützen, wobei er das ein oder andere Abenteuer in der DDR erlebte insbesondere schicksalshafte Begegnungen, die ihren unvorhersehbaren Lauf nahmen.

Der Erzählstil erinnert ein bisschen an den schwedischen Autor Jonas Jonasson, während die Figur Heinz Labensky die unbedarfte Liebenswürdigkeit eines Forrest Gump besitzt, der ebenfalls durch große historische Momente streifte, ohne die Bedeutung dessen gänzlich zu begreifen und äußerst bildhaft von seinen Erlebnissen berichtet. Ähnlich ist es mit der Hauptfigur, die unwissend der Roten-Armee-Fraktion half, obwohl er am liebsten Eisbecher in der Mokka-Milch-Eisbar aß, in der Sibylle blätterte und genügsam vor sich hin träumte.

Gesprochen wird das Hörbuch von Katharina Thalbach, der es hörbar Spaß gemacht haben muss, diese Geschichte einzulesen. Ihre Stimme passt hervorragend. Heinz Labensky ist eine Figur, mit der man mitfühlen kann, deren Missverständnisse für einige Lacher sorgen. Der Schreibstil bedient sich zahlreicher Ausrücke und Begriffe der DDR, teilweise ist die Story ein bisschen überdreht, eine Mischung aus freier Fiktion und realer Ereignisse und Personen, voller bildhafter Vergleiche, was man mit einem fantasievollen Augenzwinkern betrachten sollte, denn insgesamt wurde ich gut unterhalten und der Schluss hat mir gut gefallen. Wer den Film "Forrest Gump“mochte, gedanklich gern noch einmal in die DDR reisen möchte und skurrile Geschichten mit Herz mag, für den wäre dieses Buch wohlmöglich etwas.

Bewertung vom 13.02.2024
Mina Wirbelfee (Bd. 1)
Magdalena, Zoe

Mina Wirbelfee (Bd. 1)


ausgezeichnet

Mina ist sehr aufgeregt, denn zu ihrem Geburtstag erfährt sie endlich, welche magischen Feenkräfte sie erhält. Doch weder Mama, Papa noch Oma können entziffern, was in dem Brief von der Feenkönigin steht. Dabei ist Geduld nicht Minas Stärke, weshalb sie spontan zur königlichen Hoheit zur Wolke sieben aufbricht, um von ihr höchstpersönlich zu erfahren, was ihre Fähigkeit ist. Begleitet wird Mina von Rüdiger, einem Dackel und Wanda, der Wanderwarze.

Das Feenreich wird von skurrilen Geschöpfen bewohnt und es scheint alles lebendig zu sein: böse Blumen, die sich mit fiesen Gemeinheiten nicht zurückhalten, wehleidigen Bäume, die Unmengen Tränen vergießen und starken, behaarten Meerjungfrauen mit Wampe, die keine Schwäche zeigen. Erinnert ein bisschen an das Wunderland, indem Alice auch so seltsamen Gestalten begegnet, während sie auf dem Weg zur Königin ist.
Eine farbige Fee als Heldin hat Symbolkraft und ist einfach großartig. Mina hat eine starke Persönlichkeit mit viel Selbstvertrauen. Das sie auch mal frech ist und ganz sie selbst sein darf, macht sie authentisch und die Geschichte noch besser. Sie ist voller Tatendrang und mutig, wie sie sich in ein unbekanntes Abenteuer stürzt und nicht aufgibt, auch wenn ihr mal Zweifel kommen. Schließlich ist sie nicht allein, sondern hat ihre Freunde.

Die vielen farbigen Illustrationen sind richtig das absolute Highlight als Witz und Spaß. Alles ist lebendig und hat große Kulleraugen und eine aussagekräftige Mimik. Rüdiger sieht einfach immer süß aus und die Bilder unterstreichen den Humor so gekonnt, dass man bei dem Anblick unweigerlich lachen muss. Es gibt viele schöne Zeichnungen, aber besonders gelungen finde ich das Vorsatzpapier, sowohl vorne als auch hinten, weil es Mina, Rüdiger und Wanda auf ihrer Reise zeigt, am Tag und bei Nacht.

Fazit: Das Vorlesen hat einfach unheimlich viel Spaß gemacht und "Mina Wirbelfee" ist ein sehr witziger, ideenreicher, magisch fantasievoller Auftakt mit Augenzwinkern, versehen mit vielen kleinen Weisheiten und Botschaften der Selbstliebe und Achtsamkeit. Mina lebt die Träume der Kinder aus, und die werden ihren Spaß mit diesem Buch haben.

Bewertung vom 13.02.2024
Monster / Oliver von Bodenstein Bd.11
Neuhaus, Nele

Monster / Oliver von Bodenstein Bd.11


ausgezeichnet

Dies ist mein erster Krimi von Nele Neuhaus. Ich kannte die Ermittler Pia Sander und Oliver von Bodenstein also noch nicht und fand mich trotzdem gut zurecht. Jetzt kann die große Beliebtheit ihrer Bücher absolut nachvollziehen. Der Schreibstil war nie holprig oder gewollt, sondern wunderbar flüssig und zielgerichtet. Kein Wort zu viel und in wenigen Sätzen steckte genug Aussagekraft. Nebensächlichkeiten werden schnell abgehandelt, nehmen nie zu viel Raum ein. Trotz der vielen Figuren, die auch in einem Personenregister aufgelistet sind, konnte ich der Handlung gut folgen. Es gibt zwar immer nur einen Absatz zwischen den unterschiedlichen Perspektiven, sodass man schnell umschalten muss, aber da gewöhnt man sich dran. Der Fall ist dramatisch, realitätsnah und bis zum Schluss spannend. Man erhält Einblicke in die kurvenreiche Ermittlung der Polizei und das Verhalten der trauernden Mutter, deren ermordete Tochter ihr ganzer Lebensinhalt war, und der Freundin Sara, die der Polizei Information vorenthält. Schließlich läuft alles reibungslos ineinander und hält trotzdem noch unerwartete Wendungen bereit, sodass die 560 Seiten überraschend schnell verfliegen. Ich fühlte mich sehr gut unterhalten. Leider wurden bei der Korrektur viele Fehler übersehen, was eher für das Hörbuch sprechen würde. Trotzdem 5 Sterne für diesen gelungenen Krimi, in dem es um Fremdenfeindlichkeit, gesellschaftliche und moralische Fragen und die Probleme medialer Berichterstattung geht.

Bewertung vom 13.02.2024
Hilda Hasenherz. Das Abenteuer im Fuchswald
Goldfarb, Tobias

Hilda Hasenherz. Das Abenteuer im Fuchswald


ausgezeichnet

«Hilda Hasenherz - Das Abenteuer im Fuchswald» ist eine klassische Heldengeschichte für Kinder ab 6 Jahren mit einer mutigen Heldenhäsin und einem fiesen Baron von Ratzezahn, der einen finsteren Plan zur Machtübergreifung ausheckt. Hilda hat noch nie den Mond oder die Sonne gesehen, geschweige denn, eine Möhre geknabbert. Dabei macht Hilda als Buddelhäsin nichts anderes, als Tunnel zu graben und Möhren zu ernten. Als sie Baron von Ratzezahn auf die Schliche kommt, beschließt sie, zu einem gefährlichen Wald-Abenteuer aufzubrechen, um den alten Fuchs Sam Grau zu finden und ihn um Hilfe zu bitten. Denn nur er kann den Baron von Ratzezahn und seine Giftspinne vertreiben. Auf ihrer Reise trifft sie treue Gefährten, die sie begleiten: einen Igel, ein Einhörnchen und ein ritterliches Rotkehlchen, dass es auch mit Strauchdieben und Kastanien aufnimmt. Für ein kleines Häschen, das noch nie den Kaninchenbau verlassen hat, ist Hilda bewundernswert furchtlos, tapfer und schlau. Eine echte Heldenhäsin eben, die man schnell ins Herz schließt. Die farbigen Illustrationen sind sehr niedlichen und ergänzen unterhaltsam die geradlinige Handlung, die in einem spannenden Finale endet, das nicht nur kindgerecht ist, sondern auch zu Gesprächen einlädt, weil es auch für die vorlesenden Erwachsenen einen Mehrwert bietet. Das Vorlesen macht übrigens großen Spaß. Ich kann wärmstens das Hörspiel dazu empfehlen, aber die Illustrationen im Buch sollte man sich nicht entgehen lassen. Große Leseempfehlung!

Bewertung vom 25.01.2024
Nachbarn
Oliver, Diane

Nachbarn


ausgezeichnet

Diane Olivers (1943-1966) vierzehn Kurzgeschichten fühlen sich wie ganze Geschichten an, die viel Größer sind, als ihr kurzer Umfang es vermuten lässt. Sie porträtiert literarisch bemerkenswert und mit feiner Beobachtungsgabe die 50er und 60er Jahre in Amerika, geprägt von Rassismus und Ausgrenzung, erschreckend realistisch und bedrückend aktuell. Es ist ein großes Geschenk, dass die Autorin nun die Aufmerksamkeit bekommt, die sie verdient, nachdem sie viel zu früh verstorben ist.

Die erste und titelgebende Kurzgeschichte "Nachbarn" erzählt aus der Perspektive der großen Schwester, wie die Familie damit umgeht, dass der Jüngste, als einziges schwarzes Kind auf eine Schule für Weiße geht. Dieser dialogreiche Kurztext veranschaulicht den persönlichen Umgang mit Rassismus gegenüber der schwarzen Bevölkerung auf sozialer Ebene und zeigt eine Dimension von vielen in diesem Buch, die mit Ungewissheit, Angst und Verzweiflung einhergehen.

Dieses Buch hat die Kraft die eigene Weltsicht zu erschüttern. Ich lese sehr gern Kurzgeschichten, aber "Nachbarn" kann man auch lesen, wenn man Kurzgeschichten sonst meidet. Man fühlt sich schnell ein und erlebt eine Wandelbarkeit der Texte in Wort und Schrift, die beeindruckt. Die Figuren sind vielschichtig und werden sehr einfühlsam gezeichnet.

Wie geht man mit so viel Hass, Anfeindung und Ablehnung um und was macht das mit einem? Das zeigt u.a. Winifred, die in "Die Kammer im ersten Stock“ als einzige Schwarze an der Uni Rassismus erfährt und gesundheitlich darunter leidet. Dahinter steht eine persönliche und politische Frage, die nachdenklich macht. Absolute Leseempfehlung für diese Kurzgeschichten-Sammlung.

Bewertung vom 25.01.2024
Das Mörderarchiv Bd.1
Perrin, Kristen

Das Mörderarchiv Bd.1


gut

Die zukünftige Krimiautorin Annie hat ihre Großtante nie kennengelernt, die in der Familie als sonderbar und verrückt galt. Für die Verkündung der Testamentsänderung reist Annie nach Gravesdown Hall, doch es kommt anders: Tante Frances wurde ermordet. Denn sie wusste immer, dass sie mal von jemandem umgebracht werden würde und hat, zu Überraschung aller beschlossen, der Person, die den Mord innerhalb einer Woche aufklärt, alles zu vermachen. Außerdem hat Tante Frances Vorkehrungen getroffen und ein Mörderachiv angelegt, das die möglichen Verdächtigen eingrenzt. Dabei gibt es einige, die als Mörder in Frage kommen könnten und ein Motiv haben. Zudem untersucht Annie das Verschwinden von Frances Freundin Emily vor sechzig Jahren, weil sie Zusammenhänge vermutet. Dabei lernt sie viel über ihre Großtante über ihr Tagebuch..

Es ist nicht nur die zeitliche Begrenzung, die es spannend macht, es ist auch die Tatsache, dass man an der Nase herumgeführt wird und immer wieder in die Vergangenheit reist, um die Rätsel der Gegenwart zu lösen. Es ist ein klassischer Whodunit-Krimi, mit dem Unterschied, dass die speziellen Charaktere ungewöhnlich stark im Vordergrund stehen. Da es sich um einen Reihenauftakt handelt, ist dies zumindest nachvollziehbar, bremst jedoch die Spannung. Annie erzählt aus der Ich-Perspektive und ihr Charakter fühlte sich für mich nicht immer rund an. Auch sprachlich gab es einige Stolpersteine, sowie inhaltliche Flüchtigkeitsfehler. Die Neugier auf die Enttarnung konnte nicht konstant gehalten werden. Insgesamt konnte dieser „Wohlfühlkrimi“ mich unterhalten, reicht aber an Richard Osman nicht heran und bekommt 3 Sterne von 5.

Bewertung vom 25.01.2024
Himmelwärts
Köhler, Karen

Himmelwärts


ausgezeichnet

„Es war einmal, da war die Schwerkraft noch nicht so schwer. Da war unser Lachen noch ohne das Summen zwischen den Atomen.“

Die „Snack-Jedis“ Toni-Pepperoni und ihre liebste Pommesfreundin
YumYum zelten gemeinsam im Garten. Ihre Mission: Kontaktaufnahme mit Mama, denn Tonis Mutter ist an Krebs verstorben und YumYum ist überzeugt, sie ist irgendwo da draußen, denn „im Universum geht keine Energie verloren“. YumYum ist nämlich sehr wissbegierig und durchforstet das Internet nach Informationen „wie die kleine Raupe Nimmersatt“. „Wusstest du…?“ ist mit Abstand ihr Lieblingseinstieg in einen Satz. Mit einer Anleitung haben beide heimlich ein kosmisches Radio gebaut und funken mit ihren Walkie Talkies himmelwärts. Als sich dann überraschend eine Astronautin von der ISS meldet, können die beiden es kaum glauben. Neugierig stellen sie Zanna alle möglichen Fragen und lernen eine Menge über gefährliche Chips, schwerelosen Salat, wie sehr man die Erde vermissen kann und schließlich kommen sie auch auf den Tod zu sprechen, über den sonst keiner reden will: „Der Tod ist wie Lava.“

Erzählt wird in der Ich-Perspektive von Toni, die sich auch immer mal wieder direkt an ihre Leserschaft wendet. Denn Toni schreibt alles auf, weil sie die Erinnerungen an ihre Mutter nicht vergessen will. Deswegen schweifen ihre Gedanken immer wieder zu ihrer Mutter ab und in „Tonis Notizbuch“ erinnert sie sich an gemeinsame Momente und den Abschied. Dieser einfühlsam dargestellte Verlauf der Gedanken und die Taubheit und Schwere, macht Tonis seelischen Zustand erlebbar. „So als wären meine Gedanken eine fremde Stadt, […] und ich finde nicht mehr nach Hause.“

Das Erleben von Verlust und das Festhalten an der Vergangenheit ist allgegenwärtig, immer wieder abgelöst von Momenten der Leichtigkeit und Freunde in der Gegenwart. In diesem kleinen Zeit- und Handlungsrahmen passiert eine Menge, ohne das die Kinder das Zelt verlassen. Es geht um Freundschaft, Trauer, auch um überfürsorgliche Kontrolle und Angst, die Weiten des Universums und das Menschsein. Mit schönen mutmachenden und trostspendenden Botschaften, die ganz mühelos einfließen, wie der Wobbeltanz, der alles Schwere abschüttelt.

Die farbigen Illustrationen sind grandios gestaltet und haben mir sehr gefallen. Sie fügen sich perfekt ins Buch ein. Jede von ihnen ist eine kreative Überraschung. „Tonis Notizbuch“ hat zudem eine farbliche Wiedererkennung. Besonders toll fand ich das Totoro-Onesie und das Mama-Regal. Der Text ist ebenso kreativ und begeistert mit Wortzusammensetzungen, vielen Ideen und witzigen Dialogen. Deswegen ist "Himmelwärts" auch nicht unangenehm bedrückend, sondern tiefsinnig, philosophisch, lebendig, lustig, lehrreich und klug. Eine besondere Liebeserklärung an die Erde und das Leben. So tröstlich, bereichernd und schön. Ganz große Leseempfehlung, für diese besondere Gefühlsachterbahn.

Bewertung vom 25.01.2024
Kleiner Garten - so viel drin
Klein, Anja

Kleiner Garten - so viel drin


ausgezeichnet

Anja Klein zeigt an ihrem persönlichen Garten beispielhaft, wie es geht. Sie erklärt unkompliziert, leidenschaftlich und ermutigend, worauf es ankommt. Anja war damals in in der gleich Situation und wollte ihre Gartenpläne verwirklichen. Dafür hat sie in ihrem Schrebergarten 40 m2 eingezäunt und ein Ernte- und Blumenparadies angelegt. Fotos dokumentieren die Vorgehensweise Schritt für Schritt und zeigen ein tolles Beispielergebnis, das wirklich Lust auf ein eigenes Projekt macht. Durch die zahlreichen Fotos, ein paar Zeichnungen oder grafischen Darstellungen wird man sehr inspiriert und anschaulich durch alle Prozesse begleitet. Perfekt für Einsteiger. Was muss ich bei der Planung beachten? Was ist für die Bestandsaufnahme wichtig? Zu Beginn hat man viele Fragen und Anja hat außerdem Tipps, um anfängliche Fehler zu vermeiden.

„Lass dir Zeit beim Anlegen deines Gartens, der erste Schritt ist vielleicht schwer, der zweite schon einfacher und irgendwann sitzt du da und kannst kaum glauben, dass du das geschafft hast.“

Mir hat besonders gefallen, dass es sehr kompakt gestaltet ist, ohne Unmengen von Variationen und Informationen, die nur überfordern. Dazu die einfach Schritt-für-Schritt-Anleitungen. Ist das Bohnen-Tipi nichts für einen, blättert man zwei Seiten weiter und findet bereits etwas anderes. Dadurch ist es zwar nicht so ausführlich, aber für Anfänger völlig ausreichend, um auf den Geschmack zu kommen. Anja begrenzt sich dabei auf Gemüsebeete, Kräuter, Obstbäume zum Ernteglück und für die Farbpracht dürfen Stauden und Sommerblumen nicht fehlen. Dazu gibts auch Tipps für die Ernte im Topf. Letztlich kann man es ganz bequem genauso oder ähnlich umsetzten, und von Anjas Erfahrungen profitieren. Durch die schönen Fotos sieht man, wie schön und ertragreich bereits ein kleiner Garten sein kann und man lernt, dass man das Projekt an die eigenen Bedürfnisse und den Geldbeutel anpassen kann. Inspirationsempfehlung für Gartenprojekte!