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Fornika
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Insgesamt 392 Bewertungen
Bewertung vom 13.03.2021
Der Junge, der das Universum verschlang
Dalton, Trent

Der Junge, der das Universum verschlang


ausgezeichnet

Elis Kindheit und Jugend im Brisbane der `80er ist wirklich nicht einfach. Der Vater hat sich schon vor Jahren abgesetzt, die Mutter und ihr Lebensgefährte versinken in einem gefährlichen Dealermilieu. Wäre da nicht Elis schweigsamer Bruder Gus und ihr quasi-Kindermädchen Ex-Häftling Slim, auch Eli wäre schnell versumpft. Doch so schlagen sich die zwei Brüder durch, und werden schneller erwachsen als manch anderer.

Eli und Gus‘ Geschichte hat mich wirklich gepackt. Die beiden erfahren viel Schlechtes, wachsen in bestenfalls seltsamen Verhältnissen auf, und doch zeigen sie viel Empathie, Gerechtigkeitssinn und den festen Willen, das Richtige zu tun. Elis Figur steht klar im Vordergrund, nicht zuletzt deswegen, weil sein Bruder beharrlich seit Jahren schweigt. Die Beziehung der beiden ist sehr eng, mit kleinsten Gesten können sie sich verständigen, und doch hat Gus als der Ältere seine Geheimnisse. Der Alltag hat für die beiden einige Fallstricke bereit, immer wieder gibt es Rückschläge, wenn es für die Brüder gerade einen Hauch von besser zu laufen scheint. Wie sie, v.a. Eli danach immer noch weitermachen können, mit Witz und Verstand, fand ich sehr beeindruckend. Slim, der ja nun wahrlich kein Paradebeispiel ist, kann Eli trotzdem mit seinen subtilen Ratschlägen und der Tatsache, dass er einfach für ihn da ist, aus so mancher Klemme helfen. Ich mochte Slim sehr, und fand ihn für die Handlung sehr bereichernd. Der Roman wird von Figuren dominiert, die nicht aus der 08/15-Trickkiste stammen, was die Geschichte erst recht interessant macht. Auch der Stil ist nicht von der Stange, wer geradlinige Erzählungen mag, wird sich hier sicherlich schwer tun. Ich mochte die Ausschweifungen sehr, und war auch vom Erzählstil an die Seiten gefesselt. Dalton hat in diesem Roman seine eigene Kindheit und Jugend verarbeitet, was diesen Roman noch wertvoller und interessanter machte. Ich mochte ihn sehr.

Bewertung vom 24.02.2021
Denn Familie sind wir trotzdem
Duken, Heike

Denn Familie sind wir trotzdem


sehr gut

Das Mädchen Flo erzählt ihrem Tagebuch alles: von ihrem Alltag, ihrer Mutter Ina, ihrem Opa Paul. Der wuchs zusammen mit seinem Bruder beim gemeinsamen Onkel auf, einem grausamen und strengen Mann. Von klein auf gedrillt, fällt Paul schnell auf die Versprechen der Nationalsozialisten herein. Eine Generation später hat sich auch Ina an der Nase herumführen lassen: allein und schwanger steht sie da, weit weg in einem fernen Land.

Heike Duken hat in ihrem Roman in weiten Teilen die Geschichte ihrer eigenen Familie verarbeitet; das zeigt sich in Fotos und dem entsprechenden Nachwort. In vielen Dingen steht ihre Familie jedoch beispielhaft für die Nachkriegsgeneration, für die dunklen Flecken, die viele Familien auch mal totgeschwiegen haben. Die Figuren wirken authentisch und lebendig, gerade Flo kann man schnell ins Leserherz schließen. Dukens Stil empfand ich oft als recht distanziert, einzig Flos (v.a. zu Beginn) sehr kindlichen Tagebucheinträge/Briefe haben den Ton etwas aufgelockert. Gerade Pauls Kindheit ist natürlich durch diese Art zu Erzählen leichter zu ertragen, ich konnte mich trotzdem bis zuletzt nicht so ganz damit anfreunden. Die Konstruktion des Romans ist sehr gelungen, die Geschichten der einzelnen Familienmitglieder greifen trotz Zeitsprüngen sehr gut ineinander, sodass sich ein rundes Bild ergibt. Das Ende hat mir nicht ganz so gut gefallen, auch weil es doch im Gegensatz zur vorherigen Handlung konstruiert wirkt. Insgesamt habe ich Dukens Roman gerne gelesen, für Fans von Familiengeschichten sicherlich ein guter Fang.

Bewertung vom 21.02.2021
Leichenblume / Heloise Kaldan Bd.1
Hancock, Anne Mette

Leichenblume / Heloise Kaldan Bd.1


gut

Vor einigen Jahren ist der stadtbekannte Anwalt Mossing brutal ermordet worden. Die Täterin Anna ist seitdem auf der Flucht. Und so staunt Journalistin Heloise nicht schlecht, als sie eines Tages genau von dieser Frau einen Brief erhält. Einen sehr persönlichen Brief, obwohl sie Anna doch noch nie begegnet ist. Der damalige Ermittler Erik wird eingeschaltet und nimmt die Spurensuche wieder auf.

Ich fand Leichenblume als Auftakt zu einer neuen Serie nicht schlecht, auch wenn den Figuren schon noch etwas Profil fehlt. Einen Vergleich mit Nesbo oder Adler-Olsen halte ich aber doch für sehr hoch gegriffen. Eine Journalistin als „Ermittler“ eröffnet immer interessante Möglichkeiten einen Kriminalfall zu entwickeln, und Heloise macht ihren Job wirklich gut. Ich fand ihre Figur recht sympathisch, es hat Spaß gemacht mit ihr dem Rätsel der Briefe nachzugehen. Die sind als Aufhänger gut gewählt, denn natürlich machen Annas Andeutungen neugierig, bringen sie doch immer wieder neue rätselhafte Hinweise. Als Heloise „offizieller“ Gegenpart fungiert Erik als Mann des Gesetzes. Ihn fand ich noch ein wenig blass, seine Perspektive oft langweiliger als Heloises, so ganz sympathisch war er mir auch nicht. Mal sehen, ob sich das in den Folgebänden ändern wird. Die Handlung hat mir insgesamt ganz gut gefallen, auch wenn ich die Erklärung des Motivs nicht ganz so aufregend fand, zu oft schon hat man ähnliches gelesen. Trotzdem ist der Fall gut aufgebaut, durch die Perspektivwechsel zwischen Heloise und Erik werden einige Dinge unterschiedlich beleuchtet und auch der Erzählstil hat mir gut gefallen; nicht sehr reißerisch, sondern eben nordisch distanziert, wie man es von anderen skandinavischen Autoren kennt. Insgesamt fand ich Leichenblume nicht schlecht, Luft nach oben ist allerdings noch vorhanden.

Bewertung vom 03.02.2021
Die Rache des Lombarden / Aleydis de Bruinker Bd.3
Schier, Petra

Die Rache des Lombarden / Aleydis de Bruinker Bd.3


ausgezeichnet

Noch keine zwei Jahre ist es her, dass Aleydis nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes nicht nur dessen Geldwechselstube, sondern auch seine zwielichtige Schattenwelt geerbt hat. Die möchte Aleydis eigentlich gerne zerschlagen, doch das ist gar nicht so einfach, wird ihre Aufmerksamkeit doch an ganz anderer Stelle gebraucht. Ihre Mündel werden entführt, das Sorgerecht ihr streitig gemacht. Zum Glück stehen ihr nicht nur ihr Gesinde, sondern auch der Gewaltrichter Vinzenz van Cleve zur Seite.
Mit diesem Band endet die Reihe um Aleydis, die Witwe des Geldwechslers Golatti. Leider, möchte ich sagen. Doch Petra Schier hat mit diesem letzten Band der Trilogie das berühmte I-Tüpfelchen verpasst, sodass ich die Lektüre trotz Abschied sehr genossen habe. Wie schon bei den Vorgängern erwartet den Leser eine gelungene Mischung aus Spannung, Historie und ein kleines bisschen Romantik. Köln im Jahre 1424 wird sehr lebendig und detailreich dargestellt, in vielen Kleinigkeiten wird deutlich welch Recherchearbeit im Roman steckt. Viele der Figuren kennt man schon aus den vorherigen Bänden (die man schon vorher gelesen haben sollte), aber es gibt natürlich neue Seiten zu entdecken. Gerade Vinzenz lässt Blicke auf den weichen Kern hinter der harten Schale zu, sodass einiges in ein neues Licht gerückt wird. Ich fand die Handlung bis auf wenige Ausnahmen sehr stimmig; dass Aleydis die Entführung ihrer Mündel zwar entsetzt, sie aber dagegen vergleichsweise wenig unternimmt, passte für mich nicht so recht zu der taffen und sonst sehr tatkräftigen jungen Frau. Ihre quirlige Art mochte ich natürlich trotzdem und so bin ich mit dem Ende für diese sehr sympathische Protagonistin mehr als zufrieden ; ) Der sehr angenehme Erzählstil sorgt zusätzlich zur abwechslungsreichen Handlung dazu, dass sich das Buch schwer aus den Händen legen lässt. Dank des Nachworts hat man als Leser noch etwas länger zu grübeln und so ist der Abschied doch nicht ganz so hart. Sollte es allerdings doch irgendwann einmal Neues von Aleydis und Vinzenz geben – ich wäre sofort dabei.

Bewertung vom 24.01.2021
Die Mitternachtsbibliothek
Haig, Matt

Die Mitternachtsbibliothek


sehr gut

Mit 35 Jahren hat Nora die Nase gestrichen voll von ihrem Leben. Job weg, Katze tot, Wohnung mies, beste Freundin ausgewandert… die Liste scheint unendlich. Schon seit Jahren kämpft sie mit Depressionen, und so passiert es, dass sie eines Abends nicht mehr leben will. Doch statt im Nirwana, landet sie in einer Bibliothek. Der Bibliothek ihres Lebens; ihrer Leben, denn jede noch so kleine Entscheidung kann weitreichende Folgen haben. Nora kann diese alternativen Leben anprobieren, bis sie eines gefunden hat, das ihr gefällt; oder bis ihre Zeit abgelaufen ist.

Matt Haigs Roman beschäftigt sich mit einem Thema, das jeden irgendwann einmal umtreibt: was hätte ich im Leben bisher besser/anders machen können? Wenn xyz nicht passiert wäre, was dann? Mit diesen Fragen spielt der Autor sich durch verschiedene Szenarien und lässt seine Protagonistin Höhen und Tiefen entdecken. Welche Entscheidungen unser Leben prägen (positiv oder negativ), stellt sich oft erst später heraus und so wartet auf Nora die eine oder andere Überraschung. Manche Leben fand ich nicht so gut ausgearbeitet, nur als Seitenfüller hätte man sie dann doch auch nicht gebraucht. Natürlich kann nicht immer Bahnbrechendes passieren, aber etwas mehr Inhalt hätte ich mir doch gewünscht. Das Ende war dann doch sehr vorhersehbar, aber insgesamt fand ich den Roman unterhaltsam und rund. Die Thematik hätte man sicherlich noch tiefgreifender aufarbeiten können, aber auch dank des angenehmen Stils bin ich Noras Geschichte trotzdem gerne gefolgt.

Bewertung vom 24.01.2021
Miss Bensons Reise
Joyce, Rachel

Miss Bensons Reise


sehr gut

1950 nimmt Miss Benson endlich das in Angriff, was sie sich seit dem Tod ihres Vaters vor vielen Jahrzehnten vorgenommen hat: eine Expedition nach Neukaledonien, um den sagenumwobenen goldenen Käfer zu finden. An ihrer Seite nicht etwa erfahrene Käfersammler, kampferprobte Soldaten oder zumindest jemand, der Französisch spricht. Nein, Enid Pretty begleitet Margery auf ihrer Reise; äußerst gesprächig, z.T. ahnungslos, aber sie hat es faustdick hinter den Ohren wie ihre Auftraggeberin bald erfahren muss.

Rachel Joyce entführt den Leser in fremde Gefilde, und genau das hat mich vom Klappentext auch am meisten neugierig gemacht. Sie schafft ein lebendiges und vor allem buntes Bild der Insel, Flora und Fauna werden toll beschrieben, und so kam regelrechtes Urlaubsfeeling auf. Aber natürlich punktet der Roman nicht nur mit solchen Details, auch die Freundschaftsstory der beiden so unterschiedlichen Frauen ist gut beschrieben. Man muss erst Teile ihrer Lebensgeschichte kennen, um zu verstehen, warum sie tun, was sie tun; diese langsame Entfaltung der Charaktere und auch ihre weitere Entwicklung ist nachvollziehbar dargestellt. Joyce schreibt abwechslungsreich und sehr unterhaltsam, immer wieder kommt es zu komischen Situationen, die aber nie überdreht wirken (und das ist bei der quirligen Enid sicherlich nicht einfach). Mir gefiel der Erzählstil sehr gut. Ein wirklich schöner Roman, der mir bis auf Kleinigkeiten gut gefallen hat.

Bewertung vom 24.01.2021
Dark
Fox, Candice

Dark


ausgezeichnet

Blair saß jahrelang im Gefängnis und bemüht sich nun nach ihrer Entlassung einen Weg in ein normales Leben zu finden. Der Kontakt zum eigenen Kind ist erschwert, ein lausiger Job in der Tankstelle bestimmt ihren Tag, und immer und überall muss sie vorbildlich einen Verstoß gegen ihre Bewährungsauflagen vermeiden. Schwierig, erst recht, wenn man von einer ehemaligen Zellengenossin genötigt wird, sich auf die Suche nach deren verschwundener Tochter zu machen. Und die hat auch nicht gerade eine weiße Weste.

Candice Fox hat mich mit ihrer Crimson Lake Reihe schon sehr begeistert, und diese Begeisterung hat sich bei Dark schon nach wenigen Seiten wieder eingestellt. Der lockere Stil, ein z.T. sarkastischer Ton und witzige Dialoge haben mich sofort angesprochen. Blairs Geschichte erfährt man erst mit der Zeit, sie ist ein wirklich interessanter Charakter. Auch die anderen Hauptfiguren Exhäftling Sneak und die Beamtin Jessica haben Ecken und Kanten. Das Zusammen- bzw. Gegenspiel der drei hat Tempo, aber auch Köpfchen. Allen drei gemein ist die Tatsache, dass an ihrem Beispiel wie nebenbei gesellschaftskritische Themen aufgezeigt werden, wie etwa alltäglicher Rassismus, Intoleranz etc. Die Autorin reitet jedoch nicht darauf herum, sondern zeigt auf subtile Art und Weise, was ihrer Meinung nach falsch läuft. Aber natürlich lässt sich auch der Entführungsfall sehr spannend an, actionreich, rasant und z.T. brutal entwickelt sich die Handlung. Ich mochte den Thriller sehr, auch wenn mir die australischen Handlungsorte aus früheren Büchern etwas gefehlt haben. Auch wenn ich Blair ein ruhigeres Leben wünsche, wäre ich doch auf eine Fortsetzung ihrer unfreiwilligen Abenteuer mehr als gespannt.

Bewertung vom 15.01.2021
Kein Entkommen / Katja Sand Trilogie Bd.1
Wortberg, Christoph

Kein Entkommen / Katja Sand Trilogie Bd.1


gut

Katja Sand meistert den Spagat zwischen alleiniger Kindererziehung und ihrer Arbeit als Mordermittlerin mal besser und mal schlechter. Im Moment eher letzteres, knallt es doch zwischen ihr und ihrer Tochter ganz gehörig. Auch die Ermittlungen um einen vermeintlichen Selbstmord laufen nicht wie erwartet, der Ertrunkene im See scheint mehr Geheimnisse zu verbergen als zunächst vermutet.

Christoph Wortberg legt hiermit den ersten Teil einer Trilogie um und mit Katja Sand vor. Die Ermittlerin fand ich recht sympathisch, auch wenn mir noch etwas die Ecken und Kanten gefehlt haben. Ihre Figur birgt nicht so viel Neues, es scheint einen dunklen Fleck in ihrer Vergangenheit zu geben, was in vielen Thrillern inzwischen wohl dazugehören muss. Auch die Hintergründe des Täters bringen nichts sonderlich Innovatives. Den Fall rund um den Ertrunkenen fand ich trotzdem gut gemacht, hier ließ sich der Autor von einem landesweit bekanntem Skandal inspirieren; die Ausarbeitung hat mir wirklich gut gefallen. Auch den Erzählstil mochte ich sehr, spannend und flüssig wird die Geschichte vorgetragen. Ich denke bei diesem Thriller kommt es ein bisschen darauf an, wie häufig der Leser sonst zu ähnlichen Büchern greift. Wer noch relativ neu im Genre ist, bekommt einen soliden Thriller, der nicht viel falsch macht. Wer in dem Genre schon lange heimisch ist, wird etwas Neues vermissen. Ich fand das Buch nicht schlecht, würde mir aber für die Folgebände etwas mehr wünschen.

Bewertung vom 31.12.2020
Krone der Welt
Weiß, Sabine

Krone der Welt


sehr gut

Schon in jungen Jahren müssen die drei Geschwister Betje, Ruben und Vincent aus ihrer Heimatstadt fliehen. Zusammen mit ihrem Vater stranden sie in Amsterdam, doch auch hier ist der Frieden nur von kurzer Dauer. Der Konflikt zwischen den beiden großen Glaubensrichtungen führt zu erbitterten Kämpfen, sowohl Spanier als auch Engländer versuchen die Stadt endgültig für sich zu gewinnen. Die Flüchtlinge sind zudem nicht überall gut gelitten, und so beginnt für die drei keine leichte Zeit.

Der Klappentext hatte mich eine etwas andere Handlung erwarten lassen, und bis zum Ende konnte ich diesen Gedanken nicht ganz abschütteln. Mir liegt der Fokus zu deutlich auf Vincent, was ich ein bisschen schade fand, denn auch die anderen beiden Geschwister erleben sicherlich Aufregendes; gerade Ruben wählt ein spannendes Leben, er hätte mehr Platz in der Handlung verdient gehabt. Vincent ist natürlich ein Sympathieträger, der in jungen Jahren Verantwortung übernimmt und auch im Erwachsenenalter sehr überlegt und vernünftig handelt. Seine Passion für Architektur und die Stadtentwicklung von Amsterdam geben sich die Hand, und so erhält man als Leser ein umfassendes Bild darüber, wie die Stadt zu ihren Grachten kam. Religionskonflikte und –kriege bilden einen weiteren thematischen Komplex, und hier lief die Geschichte für mich dann schon nicht mehr ganz so rund. Zwar werden die verzwickten Zusammenhänge wirklich gut beleuchtet, aber beim kleinen Mann ist der Konflikt nicht so richtig spürbar. Auch wurde mir manches dann zu kurz abgearbeitet, wohingegen an anderer Stelle zu ausschweifend erzählt wird. Ein paar mehr Seiten hätten der Handlung sicherlich gut getan. Den Erzählstil an sich fand ich toll. Die Autorin schreibt sehr locker, gleichzeitig aber sehr bildhaft und lebendig. Auch komplexe Themen werden gut erklärt, ohne dass es sich staubtrocken lesen würde. Man merkt die sehr gute Recherche in vielen kleinen Details, und ich habe mit diesem Roman auf sehr unterhaltsame Art viel Neues gelernt. Insgesamt kann ich „Krone der Welt“ quasi uneingeschränkt demjenigen empfehlen, der nicht nur vergnügliche Lesestunden, sondern auch die ein oder andere Geschichtsstunde haben möchte.

Bewertung vom 20.12.2020
Ein Fluch so ewig und kalt / Emberfall Bd.1
Kemmerer, Brigid

Ein Fluch so ewig und kalt / Emberfall Bd.1


sehr gut

Harper führt kein leichtes Leben. Der Vater ist abgehauen, der Bruder in zwielichtige Geschäfte verwickelt, sie selbst leidet an einer körperlichen Behinderung und ihre Mutter ist schwer erkrankt. Doch es kommt noch schlimmer, denn eines Abends wird Harper entführt, ins Königreich Emberfall. Dort soll sie zu ihrem alltäglichen Kummer mal eben noch einen Fluch brechen, der Thronfolger Rhen bindet. Wahrlich keine einfache Aufgabe, will Harper doch vor allem eines: nach Hause.

Kemmerers Jugendfantasyreihe ist im Original schon sehr erfolgreich, und ich kann nach der Lektüre schon nachvollziehen warum. Das Königreich Emberfall ist lebendig gestaltet, auch wenn manches noch nicht ganz ausgereift schien. Die Autorin beschreibt alles sehr detailreich, so wie sie auch ihre Figuren gut ausgearbeitet hat. Harper mochte ich gerne, sie ist nicht auf den Mund gefallen, aber auch keine Superheldin, die jedes Problem mit einem Klacks lösen kann. Rhen wirkt zunächst etwas unnahbar, was sich später aber erfreulicherweise legt. Die beiden verbindet zum Glück keine kitschige Liebesgeschichte, aber an ihren Kabbeleien kann man schon seinen Spaß haben. Auch Rhens Wachkommandant Grey belebt die Handlung, er war für mich eine der besten Figuren. Die Autorin erzählt ihre Geschichte abwechslungsreich und spannend, auch die Fantasie kommt nicht zu kurz. Gerade zum Ende hin fühlte ich mich dann aber doch einmal zu sehr an große bekannte Fantasywerke erinnert, vielleicht können die Folgebände da etwas Neues nachlegen. Insgesamt war ich von diesem Ausflug in die Jugendfantasy positiv überrascht und werde nach den Folgebänden Ausschau halten.