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Fornika
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Bewertungen

Insgesamt 378 Bewertungen
Bewertung vom 25.10.2020
Black Sun / Alexander Wassin Bd.1
Matthews, Owen

Black Sun / Alexander Wassin Bd.1


gut

Oktober 1961: nur wenige Tage bevor ein heikler Nukleartest ausgeführt werden kann, wird einer der wichtigsten Mitarbeiter ermordet. Major Wassin wird in die abgeschottete Stadt Arsamas gesandt um zu ermitteln. Ihm sitzen dabei nicht nur seine Vorgesetzen im Nacken, sondern auch die Zeit; denn der Testlauf könnte noch viel größere Konsequenzen haben, als allgemein vermutet.

Matthews‘ Thriller lässt die Zeit des Kalten Krieges und des relativ ungehemmten Umgangs mit Atomwaffen wieder aufleben. Sein Roman basiert auf einer wahren Geschichte, und zeigt wie unbedacht - trotz aller beteiligten klugen Köpfe – mit dieser Technik umgegangen wurde. Wassins Auftrag ist also in mehr als einer Hinsicht gefährlich, leider wird diese Gefahr nie so richtig greifbar an den Leser weitergegeben. Zwar ist das Geschehen spannend, aber die Handlung liest sich doch eher nüchtern und z.T. etwas fade. Wassin bleibt einem die ganze Zeit fremd, sein Handeln ist nicht immer nachvollziehbar; gleiches gilt auch für die meisten Nebenfiguren. Ich fand die Thematik des Thrillers gerade vor dem realen Hintergrund wirklich interessant, aber die Umsetzung hat mir nicht so recht gefallen wollen. „Black Sun“ ist der Auftakt zu einer Trilogie rund um Wassin, für mich muss der Autor allerdings noch eine Schippe drauflegen, um mich für die anderen Bände zu begeistern.

Bewertung vom 21.10.2020
Das Schattentor / Ministry of Souls Bd.1
El-Bahay, Akram

Das Schattentor / Ministry of Souls Bd.1


sehr gut

Mitten in London regelt das Ministerium für endgültige Angelegenheiten den Übertritt verstorbener Seelen auf die andere Seite. Auch Jack arbeitet dort, v.a. daran, endlich ein vollwertiges Mitglied, ein „Soulman“ zu werden. Unverhofft muss er sein Können beweisen, als mehrere hochrangige Staatsgäste ausgerechnet beim Empfang im Buckingham Palace zu Tode kommen. Schnell wird klar, dass hier nichts, aber auch gar nichts mit rechten Dingen zugeht. Nur mit dem Archivmitarbeiter Oz an seiner Seite, muss sich Jack den bösen Mächten stellen.
Akram El-Bahays Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen: das Setting im viktorianischen London, eine magische Handlung mit liebenswerten Figuren, sein lebendiger Erzählstil. All das ergibt eine runde, fantasievolle Geschichte, auch wenn mir Kleinigkeiten nicht ganz so gut gefallen haben.
Der heimliche Star der Geschichte ist für mich Oz, der in mehr als einer Hinsicht eine wahre Verwandlung durchmacht. Klug, gewitzt und mit reichlich sarkastischem Humor gesegnet, ist er meine absolute Lieblingsfigur. Auch andere „Nebenfiguren“ wie Archivar Terry oder Geisterdame Agatha haben sich schnell in mein Leserherz geschlichen. Leider haben das die Hauptfiguren Jack und Naima nur bedingt geschafft; hier fehlt es ein wenig an Charakter, aber der Feinschliff kommt ja vielleicht im nächsten Band. Ansonsten wäre ich mit neuen Abenteuern von Oz auch schon glücklich. Immer wieder gibt es Anspielungen auf andere wichtige Fantasyliteratur (Harry Potter, Scheibenwelt) oder auch auf die Comicwelt (Asterix). Allein diese unverhofft zu entdecken, hat großen Spaß gemacht. Überhaupt kommt der Humor nicht zu kurz, denn immer wieder blitzt der Schalk durch. Der Erzählstil hat mir sehr gut gefallen, sehr locker erzählt, trotzdem kann man sich vieles gut vorstellen. Ab und an waren mir einige Szenen zu schnell in wenigen Sätzen abgehandelt, aber das lies sich dann doch gut verschmerzen. Insgesamt hat mir dieser erste Teil wirklich gut gefallen, und auch wenn ich jetzt nicht atemlos auf den zweiten Teil warte, will ich mich doch auf jeden Fall wieder mit Jack/Oz/Agatha/usw. ins Abenteuer stürzen.

Bewertung vom 26.09.2020
Der letzte Satz
Seethaler, Robert

Der letzte Satz


gut

Eine letzte Reise tritt der große Komponist Gustav Mahler mit Frau und Kind an; entkräftet verbringt er seine Zeit auf dem Deck des Ozeandampfers und lässt sein Leben Revue passieren, voller Wehmut und Bitterkeit, aber auch mit großen frohen Momenten.
Szenenhaft erinnert Mahler wenige einschneidende Erlebnisse, bewertet seine Ehe neu, trauert um seine verstorbene Tochter Maria. Man fühlt hier ebenso mit wie man in Mahlers Musik aufgehen kann, der er ein Großteil seines Lebens gewidmet hat. Auch durch die Kürze des Romans erfährt man weniger über den Künstler als erwartet, vieles wird nur oberflächlich gestreift. Dieser Eindruck verstärkt sich durch den sachlich knappen Stil, der mir wohl einfach nicht wirklich liegt. „Der letzte Satz“ ist schnell gelesen, inhaltlich blieb bei mir aber nicht wirklich viel hängen. Schade.

Bewertung vom 26.09.2020
Mord in Highgate / Hawthorne ermittelt Bd.2
Horowitz, Anthony

Mord in Highgate / Hawthorne ermittelt Bd.2


sehr gut

In einem Londoner Nobelviertel wird ein Scheidungsanwalt mit einer Weinflasche brutal ermordet. Privatdetektiv Hawthorne soll zusätzlich zu den örtlichen Behörden ermitteln, an seiner Seite der Autor selbst, der aus dem Fall später einen Krimi für die Bestsellerlisten stricken soll.
„Mord in Highgate“ ist bereits der zweite Krimi mit Hawthorne und seinem Chronisten Horowitz; den ersten Band kenne ich nicht, was aber beim Lesen kein Nachteil war. Auf den ersten Blick sind die beiden ein seltsames Team, Hawthorne ist der Kopf, dem Horowitz fleißig mitschreibend hinterher hinkt. Der Detektiv wirkt sehr unnahbar, man weiß kaum etwas über sein Privatleben, auch sein Charakter und seine Motive sind schwer zu durchschauen. Horowitz ist sehr viel nahbarer, die beiden wirken an das berühmte Duo Holmes/Watson angelehnt. Ich fand sie zusammen ganz witzig gemacht, auch wenn mir die Tatsache, dass Figur Horowitz und Autor Horowitz identisch sind, etwas verquer vorkam. Der Fall entwickelt sich wie ein ordentlicher englischer Krimi, viel Köpfchenarbeit, Kombinationsgabe und ehrliche Ermittlungen. Fans von Agatha Christie u.ä. werden definitiv auf ihre Kosten kommen, zu viel Blutrünstigkeit sollte man nicht erwarten. Ich bin mit dem Roman ein paar vergnügliche Stunden nach London entwischt und habe mich dabei immer mal wieder zum Schmunzeln bringen lassen. Ein schöner Krimi, wenn auch ohne ganz große Highlights.

Bewertung vom 26.09.2020
Ihr Königreich
Nesbø, Jo

Ihr Königreich


sehr gut

Roy hat sich um seinen jüngeren Bruder Carl gekümmert seit die Eltern bei einem tragischen Autounfall ums Leben kamen. Vor Jahren ging Carl ins Ausland, ließ Roy alleine auf dem abseits gelegenen Hof in Norwegen zurück. Doch jetzt ist er wieder da, und will das unscheinbare Dorf zu großem Reichtum bringen. Doch die Brüder sind nicht bei allen beliebt, gerade weil sie so eng zusammen halten.
Nesbos Krimi entfaltet sich langsam, dafür aber mit gehöriger Kraft. Roy ist eine starke Persönlichkeit, auch wenn er auf den ersten Blick bzw. aus Sicht der anderen Bewohner eher schlicht und eigenbrötlerisch wirkt. Sein Bruder ist das genaue Gegenteil, sucht den Dialog, will sein Projekt und sich verkaufen. Das Zusammenspiel der beiden, ergänzt durch Carls Ehefrau Shannon, macht einen großen Reiz des Buches aus. Sehr lange weiß man nicht, wie die Figuren wirklich zueinander stehen und es lässt sich wundervoll rätselraten. Auch ihre Vergangenheit hält die ein oder andere Überraschung bereit, schnell wird man vom Autor auch mal in die Irre geführt. Ich mag Nesbos Erzählstil schon immer sehr, hier erzählt er die Geschichte aus Roys Perspektive, was ebenfalls sehr gelungen ist. Dieser Krimi ist sicherlich etwas speziell, romanhafte Passagen werden von blutrünstigen Szenen durchbrochen. Ich fand die Kombi sehr unterhaltsam, und habe mich vom Autor gerne in die norwegische Einöde entführen lassen.

Bewertung vom 06.09.2020
Die Zahlen der Toten / Kate Burkholder Bd.1
Castillo, Linda

Die Zahlen der Toten / Kate Burkholder Bd.1


sehr gut

Kate Burkholder hat vor Jahren mit ihrer Familie gebrochen, denn sie wollte deren Leben als Amish nicht weiterführen. Jetzt hat es sie wieder in ihre Heimat verschlagen, und sie arbeitet als Polizeichefin in Painter’s Mill. Ein grausamer Mord konfrontiert sie unerwartet mit ihrer Vergangenheit, ähnelt der Modus Operandi doch einer Mordserie von vor vielen Jahren. Doch das kann nicht sein, denn der Mörder von damals ist tot. Oder doch nicht?
Linda Castillos Thrillerreihe ist seit Jahren ein Erfolg, und nach der Lektüre kann ich auch verstehen warum, denn auch mich hat die Geschichte in ihren Bann gezogen. Kate ist eine tolle Hauptfigur, ihre Verbindung zu den Amish macht sie noch einmal interessanter. Doch das ist nicht ihr einziges Geheimnis und so gibt es für den Leser so einige Überraschungen. Auch die anderen Figuren haben Hand und Fuß, sei es Kates Kollege Glock oder die Sekretärin Mona; sie werden gut eingeführt und sind nicht nur Pappkameraden um die Seiten zu füllen. Die Geschichte wird größtenteils aus Kates Perspektive erzählt, Castillo gibt ihr eine glaubhafte Stimme, die einen schnell an die Seiten fesselt. Die Autorin spart nicht an grausigen Details, doch es wirkt nie übertrieben grausam. Die Ermittlungen entwickeln sich sehr spannend und Castillo führt alles zu einem stimmigen Ende. Mir hat dieser erste Band sehr gut gefallen, Kates besonderer Hintergrund und der lockere Erzählstil haben mich schnell für sich eingenommen. Weitere Bücher aus der Reihe werde ich definitiv lesen.

Bewertung vom 16.08.2020
Paradise City
Beck, Zoë

Paradise City


gut

In nicht allzu ferner Zukunft lebt es sich in der Megacity Frankfurt sehr gut. Die Wochenarbeitszeit liegt bei 20 Stunden, die Gesundheit wird automatisiert über die KOS überwacht, Pandemien sind überwunden... wenn man sich an der permanenten Überwachung und anderen Einschränkungen nicht stört, dann lebt man im Paradies. Liina arbeitet für eine der wenigen letzten wirklich freien Medien des Landes; ein gefährlicher Job, wie sie durch den mysteriösen Unfall ihres Chefs wieder einmal vor Augen geführt bekommt. Woran hat er gearbeitet? Liina forscht nach.
Becks Zukunftsvision ist düster angehaucht und in vielem sicherlich gar nicht so unrealistisch. Die Folgen den Klimawandels sind deutlich zu spüren, auch die beschriebenen weltweiten Pandemien sind in Zeiten von Corona schon Wirklichkeit geworden. Vieles davon sind Elemente in gängigen Dystopien, was Paradise City nicht zu einem schlechten Buch macht; aber mir fehlte ein bisschen das Neue, Innovative. Liina finde ich als Hauptfigur ganz ok, so richtig mitgefiebert habe ich aber nicht, weil man ihr nicht so recht nahe kommt. Auch die anderen Protagonisten wirken eher wie Theaterschauspieler, denn wie „echte“ Figuren aus Fleisch und Blut (naja Tintenschwärze und Papier). Der zugrundeliegende Plot hat sich nicht so spannend entwickelt wie erhofft, vieles wird nur gestreift und kann seine Wirkung gar nicht entfalten. Becks Stil gefiel mir sehr gut, kann aber über manche inhaltliche Schwäche nicht hinwegtrösten. Insgesamt konnte mich Paradise City nicht ganz überzeugen, es bleibt der Eindruck, dass der Story einige Seiten und eine tiefergehende Ausarbeitung gut getan hätten.

Bewertung vom 16.08.2020
Die verstummte Frau / Georgia Bd.10
Slaughter, Karin

Die verstummte Frau / Georgia Bd.10


gut

Eine brutale Attacke auf eine junge Frau wirft Fragen auf, denn sie gleicht haargenau einem Fall, der schon Jahre zurückliegt. Zudem sitzt der Täter in Haft, selbst wenn er immer seine Unschuld beteuert hat. Will Trent soll dem Ganzen auf die Spur kommen, und wärmt damit ausgerechnet den Fall auf, den der verstorbene Mann seiner jetzigen Freundin zum Abschluss gebracht hat. Als würde nicht schon genug Druck auf ihm lasten, werden weitere Frauen überfallen.
Mit der verstummten Frau mischt Karen Slaughter ihre Georgia-Serie mit der Grant-County-Serie. Klingt als würde man mächtig Vorwissen benötigen, ich denke aber, dass das nicht unbedingt vonnöten ist; man kann den Fall auch so gut nachvollziehen und bekommt die wichtigsten persönlichen Entwicklungen schnell erklärt. Mich hat in diesem Band Saras Verhältnis zu ihren Männern (seien sie tot oder lebendig) gestört. Wer die eigenen Bedürfnisse immer hintenan stellt, geschweige denn, weiß was man wirklich will und es dann gar nicht schafft den Mund aufzumachen… nicht unbedingt ein Frauenbild, das so zentral in den Fokus gestellt werden müsste. Zudem fand ich das Zusammenspiel zwischen Vergangenheit und Gegenwart oft eher konstruiert, über weite Strecken wirkt Jeffreys Part künstlich aufgebauscht um ihn noch einmal „ins Leben“ zurückzuholen. Ein eigenständiger Band mit ihm hätte ehrlicher gewirkt und besser funktioniert. Den Fall selbst fand ich wirklich spannend und gut ausgedacht, auch wenn eben vieles durch die Reibereien der Beteiligten kaputt gemacht wird. Slaughter weiß natürlich wie man mitreißend erzählt und den Leser an die Seiten fesselt, das hat sie mit diesem Thriller wieder bewiesen. Trotzdem haben mir andere Thriller von ihr deutlich besser gefallen.

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Bewertung vom 15.08.2020
Bluthölle / Detective Robert Hunter Bd.11
Carter, Chris

Bluthölle / Detective Robert Hunter Bd.11


sehr gut

Mit einer Taschendiebin fängt alles an. Einer sehr guten Taschendiebin, denn sie entwendet unwissentlich die detaillierten Aufzeichnungen eines Serienmörders. Genau dieses Tagebuch landet schließlich auf dem Schreibtisch von Hunter und Partner Garcia, die sich mit den besonders grausamen Mordfällen befassen müssen. Können sie den Killer stoppen?
„Bluthölle“ ist der 11te Band der sehr erfolgreichen Thrillerserie, und wieder einmal hat mich Carter damit über weite Strecken sehr gut unterhalten. Die Bücher fußen zwar alle immer auf denselben Charakteristika (grausame Details, kurze Kapitel inkl. Cliffhanger, ein genialer Hunter etc.) und trotzdem überrascht der Autor bei jedem Band mit etwas Neuem. Taschendiebin Angela wird schnell in die Ermittlungen mit einbezogen, sie gefällt mir in ihrer Art wirklich gut. Vielleicht hängt sie ihr Gewerbe an den Nagel und steigt ins Team ein, die beiden Herren könnten ihren hellen Kopf sicherlich auch in Zukunft gut gebrauchen. Die Jagd auf den perfiden Serienkiller gestaltet sich mitreißend und spannend, natürlich darf auch die ein oder andere unverhoffte Wendung nicht fehlen. Obwohl nach bekanntem Schema gestrickt, hat mich Bluthölle wieder gut unterhalten, Carters Stil und sein Storybuilding können einfach überzeugen.

Bewertung vom 09.08.2020
Die Dirigentin
Peters, Maria

Die Dirigentin


gut

Antonia Brico hat sich in die klassische Musik verliebt. Daheim übt sie heimlich auf einem gedämpften Klavier, bei ihrer Arbeit als Platzanweiserin versucht sie sich in jedes Konzert zu schleichen. Ihre Begeisterung und ihr absolutes Gehör würde sie zu gerne als Dirigentin unter Beweis stellen; doch das ist ein Beruf, der Frauen in den 20er Jahren nicht offen steht.

Die Lebensgeschichte von Antonia Brico ist wirklich spannend. Ihr Talent, ihre harte Arbeit und natürlich ihr Durchsetzungsvermögen verdienen größten Respekt. Die Autorin zeichnet glaubhaft ihren frühen Werdegang nach und vermittelt sehr gut vor welchen Problemen Antonia stand. Antonias Lebenslauf selbst gibt auch im Privaten einiges her, mir fiel die Ausarbeitung dann aber doch oft zu kitschig aus. Über weite Teile liest sich der Roman wie eine seichte Strandlektüre, was ich so nicht erwartet hatte. Die Sprache ist oft einfach und schlicht gehalten, allein musikalische Zusammenhänge werden etwas detaillierter dargestellt. Ich bin froh den Roman gelesen zu haben, denn eine solch beeindruckende Persönlichkeit verdient es wieder ins Rampenlicht gerückt zu werden. Aber die seichte Ausarbeitung hat meine Lesebegeisterung dann doch etwas gedämpft.