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Benutzername: 
Suedhessin
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Odenwald

Bewertungen

Insgesamt 199 Bewertungen
Bewertung vom 13.06.2022
Aufbruch voller Sehnsucht / Böhmen-Saga Bd.2
Sonnberger, Gabriele

Aufbruch voller Sehnsucht / Böhmen-Saga Bd.2


gut

Erika und ihre Tante Mimi sollen nach Ende des 2. Weltkriegs aus dem böhmischen Hohenfurth in ein Lager deportiert werden. Mit der Hilfe mutiger, fremder Menschen gelingt ihnen die Flucht nach Österreich, wo sie zunächst in Linz bei einer Bekannten Erikas, dann in Wien bei einer weiteren Tante unterkommen. Gegen die Widrigkeiten dieser schwierigen Zeit macht sich Erika daran, sich ein neues, normales Leben aufzubauen.
Das Cover spiegelt sehr gut die Mode der damaligen Zeit, von Aufbruch ist aber nichts zu spüren. Gabriele Sonnberger schildert die Geschichte von Erika und ihren Freunden sehr einfühlsam und bildhaft, so dass man gut ins Geschehen eintauchen und die Personen kennenlernen kann. Sympathien und Antipathien sind schnell verteilt, ändern sich aber auch im Verlauf der Geschichte. So ist zum Beispiel meine anfängliche Antipathie für Tante Mimi schnell in Mitleid umgeschlagen, denn die alte Dame hat einfach Angst vor der Einsamkeit. Dagegen wird mir Erika immer unsympathischer, denn sie trampelt ganz schön auf den Gefühlen der Menschen herum. Gern hätte ich etwas weniger über sie und mehr über ihre Freundin Herma und deren Bruder Hanns gelesen, die es beide ungleich schwerer hatten als Erika und deren Leben meiner Meinung nach mehr der damaligen Zeit entsprach, in der nicht alles immer so gut ausging, wie es Erikas Geschichte glauben macht. So war ich ehrlich gesagt von Erika immer mehr genervt, in den letzten Kapiteln zeichnet sie sich vor allem durch Egoismus und Selbstmitleid aus, rücksichtslos gegen ihren Mann, ihren Liebhaber, ihre Kinder und alle in ihrem Umfeld. Das hat mir die zweite Hälfte des Buches sehr verleidet und meine Bewertung stark beeinflusst.
Mein Fazit: Eigentlich eine interessante Geschichte über Flucht und Vertreibung und den Beginn des Wiederaufbaus nach dem 2. Weltkrieg, durch die negative Entwicklung der Hauptperson aber leider verdorben. Auch missfallen hat mir, dass die Situation der Flüchtlinge in dieser Zeit ziemlich weichgezeichnet wird. So glatt, wie es meist bei Erika und ihren Freunden lief, lief es in keiner der realen Geschichten, die ich mir von wirklich Betroffenen habe erzählen lassen. Deshalb werde ich Band 3 ebenso wenig lesen, wie ich Band 1 nachholen werde. Leider kann ich hier keine uneingeschränkte Leseempfehlung abgeben, eher ein „na ja, geht so.“

Bewertung vom 12.06.2022
Das Letzte, was du hörst
Winkelmann, Andreas

Das Letzte, was du hörst


ausgezeichnet

Nichts für schwache Nerven

"Hilf mir! Ich bin am Baum!" Das sind Martinas Worte, mit denen sie Journalistin Roya anfleht. Martina ist fast besessen von dem Podcast "Hörgefühlt", von einem gewissen Marc Maria Hagen, der die Frauen reihenweise in seinen Bann zieht. Als Martina gefunden wird, ist sie tot, Selbstmord soll es gewesen sein. Roya, die schon länger über den Podcast recherchiert, vermutet einen Zusammenhang und stellt eigene Ermittlungen an, in deren Verlauf sie mehr als einmal in Lebensgefahr gerät. Als weitere Leichen auftauchen, wird Roya in ihrer Annahme bestätigt, dass ein Zusammenhang zu "Hörgefühlt" besteht.

In eindringlichem Schreibstil erzählt uns Andreas Winkelmann eigentlich zwei getrennte Kriminalfälle, die durchaus auch jeweils alleine für einen Thriller taugen würden. Die Spannung reicht jedenfalls für zwei, denn die Gänsehaut-Momente waren so zahlreich, dass es mir manchmal tatsächlich zu viel war. Einen Spannungsaufbau in dem Sinne gibt es nicht, die Spannung ist von der ersten Zeile an hoch und so bleibt sie , mit einigen Spitzen, auch.
Die Story ist aufgeteilt in mehrere Handlungsstränge, besonders der Teil mit dem Gefangenen im Keller war wirklich gruselig.
Ein zweiter Handlungsstrang beschäftigt sich mit den Ermittlungen von Kommissarin Carola Barreis, die mir in ihrer Eigenartigkeit sehr sympathisch ist und sehr authentisch dargestellt wird. Sie lässt sich auf Royas Rechercheergebnisse ein, so dass diese beiden Stränge teilweise verschmelzen. In einem weiteren Handlungsstrang begleiten wir Sarah, eine weitere Anhängerin des Podcasts, und ihren Freund Björn, dem Sarahs Schwärmerei gar nicht recht ist.

Die Personen sind einfühlsam charakterisiert, so dass ich ihre Handlungen und Gefühle jederzeit nachempfinden konnte. Besonders zu Roya hatte ich direkt einen Draht und konnte spüren, dass hinter ihrer akribischen, fast schon besessenen Recherche noch etwas anderes steckt. Dieses andere ist es, was die Ermittlungen letztlich einen entscheidenden Schritt weiterbringt und zur überraschenden Aufklärung der beiden Fälle führt.

Insgesamt wurde ich von diesem spannenden Thriller ausgezeichnet unterhalten, auch wenn ich ihn zwischendurch aus der Hand legen musste, weil die Spannung einfach zu viel wurde. Also gibt es hier eine Leseempfehlung mit einem "aber" für empfindsame Gemüter.

Bewertung vom 10.06.2022
City on Fire Bd.1
Winslow, Don

City on Fire Bd.1


ausgezeichnet

Gerne mehr davon

"City on Fire" ist der Auftakt einer Trilogie, die die Geschichte eines irischen Familienclans mit mafiösen Strukturen erzählt. Die Murphys haben sich mit der konkurrierenden italienischen Familie Morretti arrangiert, man lebt ein friedliches Miteinander. Das geht so lange gut, bis ein Murphy einem der Morettis die Frau ausspannt. Ein regelrechter Mafiakrieg entsteht und rückt Danny Ryan, den Schwiegersohn des Murphy-Anführers, in den Mittelpunkt des Geschehens. Er möchte eigentlich nur raus aus diesem Kreislauf der Gewalt und mit seiner kleinen Familie irgendwo ein friedliches Leben führen, sieht sich jedoch gezwungen einige wichtige Entscheidungen für den Clan zu treffen.

Es gelingt Don Winslow meisterhaft, den Gewissenskonflikt Dannys sehr einfühlsam darzustellen. Geleitet von Pflichtgefühl und Ehre, aber teilweise gegen seine eigene Überzeugung trifft er Entscheidungen, die zu brutalen und eiskalten Verbrechen führen und im gleichen Stil beantwortet werden.

Obwohl fiktiv, gibt diese Geschichte einen guten Einblick in die Strukturen und das Denken der Gruppierungen des organisierten Verbrechens. Hier ist offenbar sehr gründlich recherchiert worden. Personen sind authentisch dargestellt, Handlungen nachvollziehbar. Die Spannung steigt kontinuierlich an, zum Ende hin kann man das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Das hätte ich beim Lesen des sehr entspannten Beginns nicht für möglich gehalten. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung!

Mein Fazit: Unbedingt lesen!

Bewertung vom 05.06.2022
Das Haus der stummen Toten
Sten, Camilla

Das Haus der stummen Toten


ausgezeichnet

Düster, eiskalt und spannend

Das Cover strahlt die Eiseskälte des schwedischen Winters aus, in der dieser Thriller spielt. In kurzen, prägnanten Sätzen und sehr detailliert erzählt Camilla Sten die düstere Geschichte des Mordes an Eleanors Großmutter Vivianne. Die beiden verband eine Art Hassliebe, Eleanors regelmäßige Besuche werden durch eine Vereinbarung geregelt, die sicherstellt, dass Vivianne sie die übrige Zeit der Woche in Ruhe lässt. Als Eleanor auf dem verlassenen Gutshof der Großmutter ihr Erbe antreten will, passieren rätselhafte Dinge. Sie finden den Verwalter tot in der Jagdhütte, die Einfahrt wird blockiert, so dass sie den Hof im Schneesturm nicht verlassen können.

Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen. Neben den Erlebnissen von Eleonor auf dem Gutshof lesen wir die Geschichte von Viviannes Ehe und der Kindheit ihrer beiden Töchter Veronika und Vendela. Die Kapitel sind jeweils mit den Namen der beiden Hauptakteurinnen Eleanor und Anuschka überschrieben, so dass man nicht den Überblick verliert. In Anuschkas Zeit liegt der Ursprung des Familiengeheimnisses, das zu Viviannes Tod geführt hat.
Die Geschichte liest sich von Anfang bis Ende spannend und hat die Bezeichnung Thriller wirklich verdient. Besonders interessant ist die Entwicklung von Eleanor. Zu Anfang traut sie sich selbst nicht, gehandicapt durch ihre Gesichtsblindheit und noch nicht ganz erholt von einem Zusammenbruch nach Viviannes Tod traut sie sich zunächst nicht viel zu. Im Verlauf des unheimlichen Besuchs auf dem geerbten Gutshof wird sie jedoch zusehends stärker und übernimmt die Führung der kleinen Gruppe. Ihr Freund Sebastian dagegen kann mit der Situation so gar nicht umgehen. Die handelnden Personen sind authentisch dargestellt, man kann ihre Gefühle und Ängste jederzeit nachvollziehen. Die Lösung des Rätsels ist überraschend aber schlüssig.
Mein Fazit kann nur eine absolute Leseempfehlung sein, dieser Thriller ist von der ersten bis zur letzten Seite spannend und hat echtes Gänsehaut-Potential.

Bewertung vom 23.05.2022
Kalte Blüten / Périgord-Krimi Bd.2
Dubois, Julie

Kalte Blüten / Périgord-Krimi Bd.2


ausgezeichnet

Krimi mit kulinarischer Note
Kommissarin Marie Mercier hat sich von Paris nach Saint-Andre-du-Perigord, in die Region der Sommer ihrer Kindheit versetzen lassen. Sie hat dort das Haus ihrer Großmutter geerbt und hat nun auch ihren beruflichen Schwerpunkt dort. Ihr erster offizieller Fall ist der Fund eines Skeletts auf der Baustelle für eine Ölmühle. Dieser Fall führt sie zur ihr schon lange bekannten Familie Barthes, die einige Geheimnisse zu verbergen scheint. Sie stößt auf eisernes Schweigen und bekommt zusammen mit ihrem Kollegen Richard Martin eine harte Nuss zu knacken.
Mit ihrem detaillierten, bildhaften Schreibstil lässt mich Julie Dubois den Duft des Flieders ebenso riechen wie die großartigen Kochkünste von Großtante Leonie schmecken. Sie lässt in die Krimihandlung reichlich Lokalkolorit einfließen und zeichnet die Menschen so authentisch, dass man sich in Maries Familie direkt heimisch fühlt. So entsteht ein spannender Krimi der ganz ohne Actionszenen und Waffengewalt daherkommt. Die Ermittlungen laufen mit einer gewissen Leichtigkeit ab, was zum Teil darauf zurückzuführen ist, dass in dem beschaulichen Ort jeder jeden kennt und jeder irgendetwas mitbekommt. Trotzdem tappt man als Leser lange im Dunkeln, was die Spannung bis zum Schluss hochhält. Für diese gelungene Mischung gibt es von mir fünf Sterne und eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 15.05.2022
Schmelzpunkt
Harlander, Wolf

Schmelzpunkt


ausgezeichnet

Leider vorstellbar

Das Eis schmilzt, die Fische sterben und ansässige Unternehmen werden sabotiert. Was ist los im ewigen Eis? Inuit Nanoq schlägt Alarm, so dass das Alfred-Wegener-Institut Biologin Hanna schickt, um die Ursache für das Fischsterben zu erforschen. Auch der BND wird aktiv und entsendet die Agenten Nelson und Diana ins Nordpolarmeer, die die Sabotage-Akte aufklären sollen. So entwickelt sich auf verschiedenen Handlungsebenen ein rasanter Thriller vor dem Hintergrund dieser einzigartigen Naturlandschaft. Wolf Harlanders eindringlicher Schreibstil sorgt für atemlose Spannung, ist aber nicht so abgehoben, dass die Geschichte wie Science Fiction wirkt. Im Gegenteil, ich kann mir durchaus vorstellen, dass all das passiert. Die Geschichte handelt ja auch von der grenzenlosen Gier nach Macht und vor allem nach Rohstoffen für unseren ausufernden Konsum, die auch in der Realität ungebrochen ist.
Mitgefiebert habe ich vor allem mit Biologin Hanna, die völlig unbedarft in gefährlichste Situationen geraten ist und trotzdem von ihrem Auftrag nicht abgerückt ist und sich nach Kräften gewehrt hat. Auch mit Nanoq, der bei der unvermeidlichen Naturkatastrophe alles verloren hat, konnte ich gut mitfühlen. Ihm liegt an seiner Heimat, dafür kämpft er. Nelson und Diana kamen mir manchmal ein bisschen vor wie James Bond, aber ich weiß ja nicht, wie es im Außendienst des BND tatsächlich zugeht.

Insgesamt hat mich dieses Buch begeistert und geängstigt, denn ich kann mir vorstellen, dass all das tatsächlich genau so passieren kann. So muss ich eine eindeutige Leseempfehlung geben.

Bewertung vom 10.05.2022
Flug 416
Newman, T. J.

Flug 416


ausgezeichnet

Wie würdest Du entscheiden?

Bill ist Flugkapitän bei Coastal Airways und übernimmt vertretungsweise einen Flug von L.A. nach New York. Er ist kaum von zu Hause weg, als sich ein Geiselnehmer seiner Familie bemächtigt und von ihm verlangt, das Flugzeug abstürzen zu lassen oder den Tod seiner Familie zu verantworten. Wie wird sich Bill entscheiden?
Einfühlsam und eindringlich erzählt uns T.J.Newman diesen mitreißenden Thriller, nach dessen Lektüre ich jetzt erstmal keine Lust verspüre, mich im Flugzeug auf Reisen zu begeben. Nicht nur durch die gelegentlichen Verweise auf die Ereignisse des 11. September wird das Szenario erschreckend realistisch. Warum sollte es sich nicht genau so abspielen? Diese Nähe zur Realität wird unterem auch erzeugt durch die authentische Schilderung der Personen, die mir sofort nahe waren. Ob jetzt Bill oder seine Frau Carrie, die Flugbegleiter-Crew oder die Passagiere, sie alle wirken lebensnah und echt. Die Handlung ist von der ersten bis zur letzten Seite ausgesprochen spannend, so dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte.
Mein Fazit: Dieser rasante Thriller hat diese Bezeichnung wirklich verdient – eindeutige Leseempfehlung.

Bewertung vom 22.04.2022
Der Tod macht Urlaub in Schweden
Motte, Anders de la;Nilsson, Måns

Der Tod macht Urlaub in Schweden


ausgezeichnet

Der etwas andere Skandinavien-Krimi

Eigentlich ist Star-Ermittler Peter Vinston zum Entspannen verdonnert, als er in Österlen ankommt, um seine Tochter Amanda zu besuchen. Doch als die unbeliebte Immobilienmaklerin Jessie Anderson auf spektakuläre Weise ermordet wird, bittet ihn der örtliche Polizeichef um Unterstützung. Gemeinsam mit der Ermittlerin Tove Esping geht er den Fall an. Die beiden sehr unterschiedlichen Charaktere der beiden sorgen für einige Reibungspunkte, letztlich bilden Sie jedoch ein gutes Team. Die überspitzte Schilderung von Peter Vinstons Ordnungsfimmel hat mich immer wieder zum Schmunzeln gebracht, während Tove Esping mir wunderbar normal vorkam.

Das Cover zeigt ein typisch schwedisches Idyll, einen Krimi würde man nicht dahinter vermuten. Der locker-fluffige Schreibstil hat mich schnell in die Geschichte hinein geholt und nicht mehr losgelassen. Die Figuren sind allesamt sympathisch, außer Opfer Jessie Anderson natürlich. Sie war ein Musterbeispiel für grenzenlose Gier und Skrupellosigkeit. Keinem der Beteiligten traut man einen Mord zu, so rätselt man tatsächlich bis kurz vor dem Ende gemeinsam mit den beiden Ermittlern wer der Täter ist. So bleibt es bis zum Schluss spannend, obwohl zwischendurch immer wieder sehr idyllische Szenen eingeflochten sind und auch humorvolles und menschliches nicht zu kurz kommt. Letztendlich ist es eine Katze, die den entscheidenden Hinweis liefert und zur überraschenden Lösung führt. Dieser Person hätte ich die Tat wirklich zuletzt zugetraut. Raffiniert!

Ich liebe skandinavische Krimis, dieser hier ist zwar deutlich anders als gewohnt, gefällt mir aber trotzdem sehr gut. Er wirkt wie eine sehr gelungene Mischung aus Henning Mankell und Inga Lindström. Das hat mir viel Spaß gemacht und mich sehr gut unterhalten. Er wäre die ideale Lektüre für einen entspannten Urlaubstag im Strandkorb. Hier gibt es von mir eine uneingeschränkte Leseempfehlung und fünf blank polierte Sternchen.

Bewertung vom 18.04.2022
Real Easy
Rutkoski, Marie

Real Easy


weniger gut

Da wäre mehr drin gewesen

Aus dem Striplokal "Lovely Lady" verschwinden zwei Tänzerinnen. Während Lady Jades Leiche gleich gefunden wird, bleibt Rosy zunächst verschwunden. Ermittlerin Holly Meylin und ihr Team glauben an einen Serienkiller und ermitteln fieberhaft im Umfeld des Lokals, zunächst jedoch ohne Erfolg. Es braucht die Hilfe einer der Stripperinnen, um den Fall lösen zu können.

Das Cover mit den auffällig in Pink und Rot gestalteten Buchstaben hat mich sehr angesprochen. Der Schreibstil bleibt seltsam distanziert, so dass mir die Figuren bis zum Schluss fremd geblieben sind. Die Atmosphäre im "Lovely Lady" wird auch sehr geschickt geschildert, so dass ich mir sehr gut vorstellen kann, wie es dort zugeht. Die Erzählung aus der Perspektive zahlreicher verschiedener Personen verhindert leider Lesefluss und Spannungsaufbau, die Geschichte wird richtiggehend zerfasert. Auch ist es nicht zuträglich, dass in einigen Abschnitten unvermittelt in die Vergangenheit der gerade aktuellen Person abgetaucht wird. Auch aus der Perspektive des noch unbekannten Täters wird erzählt, allerdings bleiben seine Motive im Dunkeln. Auch nach seiner Verhaftung erfahren wir darüber nicht wirklich etwas, da bleibt ein loser Faden.

Schade! Eigentlich wäre das eine spannende Geschichte in einem interessanten Umfeld mit noch interessanteren Protagonisten. An der Umsetzung hapert es allerdings, denn man kommt nicht wirklich in die Handlung hinein. Deshalb kann ich leider keine Leseempfehlung geben.

Bewertung vom 06.04.2022
Die Sommerschwestern Bd.1
Peetz, Monika

Die Sommerschwestern Bd.1


weniger gut

Schwierige Beziehungen

Hinter dem sehr ansprechend gestalteten Cover verbirgt sich eine sehr schwierige Familiengeschichte. Monika Peetz erzählt im flüssigen Schreibstil von den Schwestern Doro, Yella, Helen und Amelie. Sie haben im Holland-Urlaub vor 20 Jahren den Vater durch einen Unfall verloren und werden jetzt von Mutter Henriette an den Urlaubsort Bergen zu einem geheimnisvollen Familientreffen zurück beordert. Die Schwestern führen ganz unterschiedliche Leben und haben untereinander ebenso wenig Kontakt wie zur manipulativen, übergriffigen Mutter. Im gemeinsamen Ferienhaus brechen die alten Konflikte wieder auf und die unbewältigte Trauer um den Vater kommt zum Vorschein. In dieser Familie ist nichts normal, keine Beziehung ist unproblematisch, auch nicht die Beziehungen zu den jeweiligen Partnern. Das war mir deutlich zu viel, ich habe mich damit wirklich unwohl gefühlt. Am Ende gipfelt die Geschichte aus heiterem Himmel in einem überhaupt nicht nachvollziehbaren, völlig kitschigen HappyEnd. Nichts wird abschließend geklärt, alle Konflikte unter den Teppich gekehrt.
Insgesamt hat mir echte Spannung gefehlt, vieles war vorhersehbar. Dazu kommen zahlreiche Wiederholungen. Erst in den letzten Zügen nimmt die Geschichte ein bisschen an Fahrt auf, was sie deutlich mehr aufgewertet hätte, wenn das Ende ein wenig besser zum Rest gepasst hätte. So jedenfalls lautet mein Fazit: Muss man nicht gelesen haben.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.