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Benedikt Bögle

Bewertungen

Insgesamt 406 Bewertungen
Bewertung vom 03.03.2021
Das Buch der Flucht
Claussen, Johann Hinrich

Das Buch der Flucht


ausgezeichnet

Die Bibel ist ein Buch, das alle menschlichen Grunderfahrungen widerspiegelt: Freude und Hoffnung, Trauer, Angst, Verzweiflung, Erlösung und Schuldgefühle. Und natürlich: Auch Flucht spielt in der Heiligen Schrift eine große Rolle. Man würde schnell an den Auszug Israels aus Ägypten denken oder an die Heilige Familie, die vor dem König Herodes fliehen muss. Doch die Heilige Schrift hat noch viel mehr zur Flucht zu sagen. Das zeigt sehr eindrücklich Johann Hinrich Claussen, Kulturbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in einem bei C.H. Beck erschienenen Band: "Das Buch der Flucht. Die Bibel in 40 Stationen". 40 Begebenheiten sind es, in denen Claussen die Bibel über Fluchterfahrungen sprechen lässt - und das geht weit über das hinaus, was einem zunächst in den Sinn kommen würde.

Da geht es um eine erste Flucht des Menschen aus dem Paradies, um die Frühgeschichte Israels mit den beiden jüdischen Staaten, um die Verschleppung nach Babylon und die Rückkehr nach Hause. Es geht um Rut, die ihr Land verlassen muss, und um die Sintflut. Auch im Neuen Testament lassen sich Begebenheiten von Flucht und Vertreibung finden. Der Autor hat seine 40 Kapitel, die "Stationen", unterschiedlich gestaltet: Mal erzählt er eine biblische Erzählung nach, mal legt er mehr Wert auf historisch-kritische oder archäologische Erkenntnisse. Die Kapitel sind durchwegs sehr kurz, lassen sich auch einzeln und außerhalb der Reihe lesen. Sie alle schärfen den Blick auf das Problem der Flucht. Die Bibel sei, wie Claussen im Vorwort schreibt, "ein Buch von Flüchtlingen für Flüchtlinge. Heimatverlust und Heimatsuche sind seine Kernthemen. Durch Vertreibung und Flucht verloren die Israeliten ihre alten Gottesbilder und fanden im Exil andere Vorstellungen der Gottesbeziehung und des menschlichen Zusammenlebens." Dieses Grundanliegen entfaltet Claussen dann in seinem Band - auf sehr lesenswerte Weise.

Bewertung vom 02.03.2021
Ins Herz geschaut
Braulik, Georg

Ins Herz geschaut


ausgezeichnet

Acht kurze Porträts und acht Psalmenauslegungen bietet der Benediktiner und Alttesatmentler Georg Braulik: "Ins Herz geschaut. Beten mit den Heiligen des Alten Testaments" ist bei Tyrolia erschienen und bietet eine sehr interessante Zusammenstellung. Am Beginn stehen acht kurze Porträts über Personen aus dem Alten Testament, die mit Recht als "Heilige" bezeichnet werden können. Braulik schreibt hier über Abel und Abraham, Mose und Rut, Elija, Jeremia und Susanna. Braulik stöbert ihren Wesen nach, bietet eine Zusammenfassung des in der Bibel über sie Gesagten und fragt nach ihrer Gottesbeziehung. Danach legt der Theologe acht ausgewählte Psalmen aus und zeigt an ihnen, was die Theologie des Psalters über Gott zu sagen weiß. Am Ende steht ein sehr schöner Essay darüber, wie Psalmen überhaupt gebetet werden können und wo sich auch Schwierigkeiten zeigen können. Braulik bringt in seinem Band Altes und Neues Testament in einen Dialog und zeigt auf, dass sich Christen mehr mit dem Ersten Teil ihrer Heiligen Schrift beschäftigen müssen. Das könnte etwa auch durch eine liturgische Aufwertung bestimmter Heiliger aus dem Ersten Testament geschehen, wie Braulik völlig zurecht in seinem Vorwort feststellt. Ein sehr schöner Band, dessen kurze Texte auch für sich genommen gelesen werden können.

Bewertung vom 02.03.2021
Selbermachen - Das Kochbuch
Strawbridge, James

Selbermachen - Das Kochbuch


ausgezeichnet

Lebensmittel haltbar zu machen, ist für unsere Vorfahren eine schlichte Notwendigkeit gewesen: Gemüse, Fleisch oder Fisch hielt sich einfach nicht lange - und musste daher haltbar gemacht werden. Mittlerweile allerdings ist es zum Trend geworden, vermeintlich überholte Formen der Haltbarmachung und Zubereitung wieder zu entdecken. Dem entspricht auch ein bei Dorling Kindersley erschienenes Kochbuch: "Selbermachen. Das Kochbuch" vom James Strawbridge. Der Autor gibt Anleitungen dazu, wie man Nahrungsmittel "selbst macht", die eigentlich niemand selbst macht; er gibt Hilfestellungen für die verschiedensten Techniken. Dabei gibt Strawbridge zunächst eine "chemische" Einführung. Wie funktioniert eigentlich Fermentieren? Was passiert da genau, welche Prozesse laufen da ab? Anschließend bietet er dann Rezepte.

Seine einzelnen Zubereitungsarten nennt James Strawbridge "Projekte". Und das passt ganz gut. Denn: Schnell geht hier gar nichts. "Selbermachen" ist kein Kochbuch, bei dem man sich mal eben ein Rezept aussucht und es dann am Abend nachkocht. Die "Pink Pickels" etwa brauchen mehrere Wochen, bis sie fertig sind, ähnlich liegt es beim selbst gemachten Sauerteig. Dahinter steht natürlich eine grundsätzliche Haltung: Essen muss nicht immer schnell gehen und Kochen muss nicht immer nur den Zweck der Nahrungsaufnahme dienen; es kann sich wirklich um kleine Projekte handeln. Und so wird in diesem Kochbuch eingelegt und eingekocht, Käse und Butter selbst hergestellt, Fisch konfiert oder Rinderbrust geräuchert. Dieses Kochbuch ist sehr schön aufgebaut - und etwas für alle, die Lust auf Kochen haben und sich dafür auch Zeit nehmen wollen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.03.2021
Steuerrecht

Steuerrecht


ausgezeichnet

Bereits in 23. Auflage ist bei C.F. Müller eine Einführung in das Steuerrecht erschienen: "Steuerrecht" wurde von Dieter Birk begründet und wird nun von Marc Desens und Henning Tappe fortgeführt. Die Autoren bieten eine gut lesbare Einführung in das Steuerrecht, die sich nicht in Einzelheiten verliert, sondern vielmehr einen ersten Überblick über das Steuerrecht vermittelt. So stehen am Beginn - wie es für derartige Lehrbücher durchaus üblich ist - Ausführungen zu Geschichte und Systematik, zu verfassungs- und europarechtlichen Aspekten des Steuerrechts. Anschließend bieten die Autoren eine Grundlegung mit dem "Allgemeinen Steuerschuld- und -verfahrensrecht", in dem es etwa um die Frage geht, wer Schuldner und wer Gläubiger einer Steuerlast ist, wie Steuern erhoben werden und in welchem Verfahren Rechtsschutz dagegen möglich ist. Es folgen nun die einzelnen Aspekte des Steuerrechts: Einkommenssteuer, Unternehmenssteuerrecht, internationales Steuerrecht, Erbschafts- und Schenkungssteuerrecht, Umsatzsteuer.

Die Autoren behandeln diese Steuerarten durchaus in der Tiefe, ohne aber den Überblick zu verlieren. Sie garnieren die Ausführungen mit kurzen, verständlichen Beispielen und Modellrechnungen. Damit eignet sich dieses Werk zunächst für alle Studierenden, die sich mit dem Steuerrecht beschäftigen müssen. Darüber hinaus kann es aber auch denjenigen eine Hilfe sein, die sich auch mit Blick auf die eigene Steuerlast einen Überblick über die rechtlichen Grundlagen verschaffen wollen. Ihnen kann dieser Band empfohlen werden, wenngleich eine gewisse juristische Grundkenntnis sicherlich nicht schaden wird. "Steuerrecht" ist zudem die perfekte Ergänzung zu "Erbschaftssteuerrecht" von Schulte und Birnbaum.

Bewertung vom 02.03.2021
Benedikt XVI.
Seewald, Peter

Benedikt XVI.


sehr gut

Monumental ist ist diese Biographie schon mit Blick auf ihren Umfang: "Benedikt XVI." von Peter Seewald füllt 1150 Seiten und erreicht damit die Grenze, bei der auch ein Verlag über zwei Bände nachdenken sollte, anstatt einen derartigen Wälzer zu verlegen. Peter Seewald beginnt die Lebensdarstellung Benedikts mit seiner Geburt und lässt sie in der Gegenwart enden. Was dabei allerdings überraschen mag: Das Pontifikat nimmt bei weitem nicht den größten Teil ein. Seewald erzählt konsequent die Biographie Benedikts, nicht die seines Pontifikats. So geht es zunächst um die verschiedenen Stationen der Familie Ratzinger, um Josephs Schulbildung und seine Zeit im Zweiten Weltkrieg. Es geht um die ersten Jahre im Priesterseminar und um ein junges Talent, das schon damals durchzuscheinen begann. Seewald widmet breiten Raum der Zeit des Zweiten Vatikanischen Konzils, auf dem Joseph Ratzinger erst inoffizieller Berater von Kardinal Frings, dann offizieller Peritus war. Es geht um die ersten Jahre als Priester und die verschiedenen Stationen als Professor in Bonn, Tübingen und Regensburg. Seewald berichtet von der Zeit als Erzbischof von München und Freising, von den Aufgaben als Präfekt der Glaubenskongregation, von der Hoffnung, endlich in den Ruhestand gehen zu dürfen - und davon, wie diese Träume zerplatzten, als aus Joseph Ratzinger Benedikt XVI. wurde.

Peter Seewalds Werk ist monumental; es ist dies nicht nur aufgrund des Umfangs, sondern auch, weil so ausführlich noch niemand über das Leben des emeritierten Papstes geschrieben hat. Seewald kann seine Anschauungen aus den Äußerungen von Weggefährten speisen, aber auch aus der Darstellung, die direkt von Papst Benedikt XVI. stammt. An einigen Stellen könnte man all das für etwas zu viel halten; der Autor legt immer wieder Wert darauf, auch allgemeine (welt-)politische Vorgänge zu berichten, die nicht unbedingt immer direkt mit Benedikt XVI. zu tun haben - auch dem ist der Umfang des Werkes zu verdanken. Andererseits gelingt es Seewald so, Joseph Ratzinger als einen Menschen seiner Zeit zu zeichnen; als einen, der aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen aufnimmt oder sich zu ihnen abgrenzt, als einen Menschen schlicht, der eben nicht im luftleeren Raum gelebt hat.

Was Peter Seewald schafft, ist erstaunlich: Er kann den Leser über 1.000 Seiten nicht nur unterhalten, sondern immer wieder auch Spannung aufbauen. Das ist eine Meisterleistung. Gleichzeitig lässt Seewald keinen Zweifel daran, aus welcher Perspektive er über Benedikt schreibt. Hier spricht keiner, der völlig neutral ist. Hier spricht einer, der angerührt ist von dem Intellekt und der Klarsicht Benedikts. Bisweilen wird das überdeutlich; etwa, wenn die Kritiker Ratzingers beinahe als lächerlich dargestellt werden. Ein Beispiel: Der Kirchenhistoriker Hubert Wolf plädierte dafür, der zurückgetretene Papst solle das weiße Gewand ablegen. Seewald tut nun so, als ginge es hier um völlig nebensächliche und oberflächliche Kleidungsfragen. Das stimmt natürlich nicht; es geht um die Frage, welche Rolle ein emeritierter Papst - etwa im Vergleich zu einem emeritierten Bischof - wahrnehmen kann und wie sich das auch in vermeintlichen Oberflächlichkeiten manifestiert. Kurzum: Hier schreibt kein neutraler Beobachter, sondern ein Freund Benedikts. Kritik wird kaum geäußert. Und dennoch: So unterhaltsam und auch bildend war schon lange keine Biographie mehr.

Bewertung vom 01.03.2021
Schuldrecht I - Allgemeiner Teil
Joussen, Jacob

Schuldrecht I - Allgemeiner Teil


sehr gut

Eine gute Einführung in den Allgemeinen Teil des Schuldrechts ist bei Kohlhammer erschienen: "Schuldrecht I - Allgemeiner Teil" von Jacob Joussen. Konsequent hat der Autor seine Ausführungen auf Studierende ausgelegt und legt dabei vor allem auf Systemverständnis Wert. Joussen behandelt alle relevanten Themen des Allgemeinen Teils des Schuldrechts. So stehen am Beginn allgemeine Einführungen, sodann geht es um die Entstehung von Schuldverhältnissen - also durch Vertrag oder im Rahmen vorvertraglicher Schuldverhältnisse - und anschließend um die daraus resultierenden Pflichten. Danach behandelt Joussen die Probleme, die sich im Rahmen von Schuldverhältnissen ergeben können - also etwa durch Unmöglichkeit, Schlechtleistung oder Verzug. Daran schließen sich Ausführungen zum Erlöschen der Schuldverhältnisse, zum Schadensersatz und zum "Dritten" im Schuldverhältnis an. Der Aufbau ist so sehr übersichtlich. Die Sprache des Autors ist durchweg verständlich gehalten und wird am Ende noch durch Aufbauschemata und Definitionen abgerundet. Schade ist, dass Jacob Joussen keine Fälle samt Lösungen anbietet, die das Gelesene verständlicher machen und vertiefen könnten. Schade ist darüber hinaus das recht altmodische Layout des Verlags, das zu einer besseren Lesbarkeit nicht zwingend beiträgt. Dennoch: Ein gutes Lehrbuch für das Schuldrecht AT.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.02.2021
Öffentliches Baurecht Grundzüge des Bauplanungs- und Bauordnungsrechts unter Berücksichtigung des Raumordnungs- und Fachplanungsrechts
Peine, Franz-Joseph

Öffentliches Baurecht Grundzüge des Bauplanungs- und Bauordnungsrechts unter Berücksichtigung des Raumordnungs- und Fachplanungsrechts


sehr gut

Das Besondere Verwaltungsrecht ist für Studenten nicht ganz unproblematisch: Da es sich bei den prüfungsrelevanten Gebieten - meist Polizei- und Sicherheitsrecht, Baurecht, Kommunalrecht - zumindest auch um Landesrecht handelt, sind Lehrbücher nicht ganz so breit gefächert wie etwa im Zivilrecht, Strafrecht oder auch im Allgemeinen Verwaltungsrecht. Denn: Der Stoff ist eben nicht für alle Bundesländer der gleiche; er unterscheidet sich von Bundesland zu Bundesland. Insofern ist es immer schwierig, wenn Lehrbücher einen der genannten Bereiche ohne Landesbezug behandeln. So etwa: "Öffentliches Baurecht" von Franz-Joseph Peine, das bei Mohr Siebeck erschienen ist. Da Bauordnungsrecht Landesrecht ist, kann das in diesem nicht auf ein Bundesland zugeschnittenen Buch natürlich keinen Raum haben. Insofern wird nur das Bauplanungsrecht behandelt.

Genau das aber ist für Studierende wiederum problematisch: Nur den Stoff des BauGB und der BauNVO zu beherrschen, wird nicht genügen. Die genaueren Fragen um eine zu erteilende Baugenehmigung richten sich in vielerlei Hinsicht nach dem landesrechtlichen Bauordnungsrecht. Das muss aber nicht zwingend ein Nachteil dieses Bandes sein. Peine behandelt das Bauplanungsrecht in einer gewissen Ausführlichkeit: Er kann etwa intensiv auf die Geschichte des Baurechts eingehen, das Raumordnungsrecht behandeln und sehr ausführlich auf das BauGB eingehen. Dem Studierenden muss klar sein: Nur mit diesem Band lässt sich ein Klausur nicht bestehen. Allerdings bietet er sich zur Vertiefung an - oder auch für weitergehende Fragestellungen, die über den Klausurstoff hinausgehen. Peines Lehrbuch ist also nicht unbedingt auf das Studium zugeschnitten. Definitionen, Schemata und Beispielsfälle finden sich nicht. Insofern dient dieses Buch wohl eher einer etwas spezielleren, sehr vertiefen Beschäftigung mit dem Baurecht - kann hier aber sicherlich große Dienste leisten.

Bewertung vom 25.02.2021
Das Haribo-Backbuch

Das Haribo-Backbuch


sehr gut

Ein Backbuch für alle Haribo-Fans: Bei EMF ist ein Band erschienen, der Rezepte für Süßes mit Gummibärchen bietet. "HARIBO. Das fröhliche Backbuch" versammelt auf knapp 100 Seiten Rezepte, die sich wohl am ehesten für einen Kindergeburtstag eignen und in denen durchweg Gummibärchen und andere Gummi-Produkte der Hauptdarsteller sind. Die kleinen Bären zieren Kuchen und Torten, werden zu Eis verarbeitet oder gehören zu einem Lebkuchenhaus. Die Ideen sind teilweise sehr originell (etwa das Eis), teilweise nicht sehr erfinderisch (die Goldbären auf einen Muffin legen). Zudem finden sich "Rezepte", die im wesentlichen darin bestehen, Tüten zu basteln, die dann mit den Gummierzeugnissen gefüllt werden - das hat mich Backen dann nicht mehr allzuviel zu tun. Allerdings finden sicherlich schöne Ideen für Parties - vorwiegend wohl eher mit Kindern.

Bewertung vom 25.02.2021
Erbschaftsteuerrecht
Schulte, Wilfried;Birnbaum, Mathias

Erbschaftsteuerrecht


ausgezeichnet

Eine hervorragende Einführung in das Erbschaftssteuerrecht bieten Wilfried Schulte und Mathias Birnbaum: "Erbschaftssteuerrecht" ist in der Reihe "Schwerpunktbereich" bei C.F. Müller erschienen. Die beiden Autoren nehmen den Leser vorsichtig bei der Hand und führen ihn in die Thematik des Erbschaftssteuerrechts ein. Zunächst stehen allgemeine Überlegungen zur Geschichte und Systematik sowie zu verfassungsrechtlichen und europarechtlichen Grundlangen. Anschließend geht es um die nach dem ErbStG vorgesehene Steuerlast und damit um die Fragen, worauf eigentlich eine Steuer gezahlt werden muss, wer diese zahlen muss, wie einzelne Wertgegenstände berechnet werden. Ein ausführliches Kapitel widmet sich zudem eigens der Unternehmensnachfolge im Erbschaftssteuerrecht. Dass die Autoren am Ende nicht nur das internationale Erbschaftssteuerrecht darstellen, sondern auch das Erbschaftssteuerrecht verschiedener Nationen (von Belgien über Frankreich bis in die Schweiz) kurz skizzieren, trägt völlig zurecht den immer bedeutender werdenden internationalen Bezügen Rechnung.

Dieser Band ist eine sehr gute Einführung in die Thematik. Viele Fälle machen den Stoff anschaulich, teilweise werden auch Prüfungsschemata geboten. Dabei sparen die Autoren auch nicht mit Kritik am Gesetzgeber, wenn sie bereits im Vorwort das geltende Recht kritisieren und skizzieren, einen "Neuanfang" könne es im Erbschaftssteuerrecht nur geben, wenn einerseits bestehende Privilegien abgebaut werden, andererseits der Steuersatz abgesenkt wird. Dieser Band ist eine hervorragende Ergänzung zu dem ebenfalls bei C.F. Müller in der Reihe "Schwerpunkte Pflichtfach" erschienenen Band zum Erbrecht von Michalski und Schmidt.

Bewertung vom 25.02.2021
Reform - Dieselbe Kirche anders denken
Seewald, Michael

Reform - Dieselbe Kirche anders denken


sehr gut

Der Ruf nach Reformen in der Kirche wird laut, immer lauter. Er betrifft ganz unterschiedliche Bereiche des kirchlichen Lebens: Fragen der Organisation, der Disziplin, der Moral. Hinter diesen Fragen stehen aber immer auch theologische Fragestellungen. Es braucht, so scheint es, zunächst einmal eine Theologie der Reform, eine Methodologie. Eine solche legt der Dogmatiker Michael Seewald bei Herder vor: "Reform. Dieselbe Kirche anders denken". Der Theologe fragt hier nicht nach einzelnen Reformen. "Es geht darum, den Spielraum des Möglichen für Reformen in der katholischen Kirche auszuloten", schreibt Seewald. Was also ist möglich und was nicht? Was kann geändert werden und was nicht? Diese Frage sollte beantwortet sein, bevor man zur Reform einzelner Ordnungen innerhalb der Kirche schreitet. "Kann man dieselbe Kirche anders denken?", fragt Seewald. Und damit gibt er die Richtung vor: Muss ich die Katholische Kirche zwingend so denken, wie wir es tun? Und andersherum gewendet: Was kann geändert werden, um gleichzeitig noch von "dieser Kirche" zu sprechen und nicht von einer neuen Kirche?

Seewald bietet im Folgenden historisch-dogmatische Überlegungen, die im Kern vor allem zeigen wollen, dass die Starke Fokussierung der Kirche auf Dogmen eine Folge der Auseinandersetzung mit einer als bedrohlich empfundenen Moderne ist. Dabei zeigt Seewald, dass die Kirche durchaus auch einmal ihre Positionen geändert hat. Er zeigt anhand dreier "Modi", wie das funktionierte. Da ist zunächst der "Autokorrekturmodus". Als Beispiel bietet er Pius XII., der entgegen früherer Festlegungen deutlich machte, dass die Handauflegung bei der Weihe die Materie des Sakraments ist, die Form die begleitenden Worte. Zuvor hatte das Konzil von Basel-Ferrara-Florenz gelehrt, Materie des Sakraments sei die Übergabe der für die Eucharistie erforderlichen Geräte - also von Kelch und Patene. Kirchliche Lehre hatte sich also verändert. Als zweites nennt Seewald den "Obliszivierungsmodus": Bestimmte Lehren - etwa zur Evolution - werden einfach nicht mehr vertreten. Man stellt nicht unbedingt eine Änderung in der Lehre fest, sondern vertritt frühere Ansichten schlich nicht mehr, vergisst sie sozusagen. Schließlich steht da nich der "Innovationsverschleierungsmodus".

Man muss Seewald sicherlich nicht in jeder seiner Schlussfolgerungen folgen. Man könnte etwa auch kritisieren, dass er lehramtliche Entwicklung vor allem seit dem 19. Jahrhundert darstellt, es aber durchaus auch ältere Entwicklungslinien gibt, die eine Berücksichtigung verdienten. Seewalds Verdienst ist aber in erster Linie, eindringlich darauf hinzuweisen, dass kirchliche Reform zunächst eine theologische Basis braucht. Was ist theologisch vertretbar? Der Autor schildert dies etwa an der Frage des Frauendiakonats. Unabhängig davon, ob es nun historisch Diakoninnen gab oder nicht, muss die Kirche fragen: Ist es theologisch verantwortbar, Frauen zu Diakonen zu weihen oder nicht? Dieser Band, den der Autor selbst als "einen zu lang gewordenen Essay" bezeichnet, wirft theologisches Licht auf die Frage nach Reformen. Ein lesenswerter Band, der Ausgangspunkt weiterer Überlegungen werden kann.