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Benutzername: 
PeLi
Wohnort: 
Würzburg

Bewertungen

Insgesamt 121 Bewertungen
Bewertung vom 25.08.2019
Du gehörst mir
Middendorp, Peter

Du gehörst mir


gut

Der Bauer und Familienvater Tille Storkema hat schon als Kind ein sehr einschneidendes Erlebnis, mach dem er völlig alleine gelassen wird. Er wächst in einer völlig lieblosen und kalten Familie auf, heiratet dann die einzige junge Frau, die sich jemals für ihn interessiert hat, die aber auch einige seltsame Eigenheiten hat. Die beiden bekommen zwei Kinder, leben aber irgendwie einfach nur nebeneinander her. Eines Abends, als er, wie so oft, von seiner Frau sexuell abgewiesen wird, fährt er mit dem Fahrrad durch die Gegend und dabei überfällt er ein junges Mädchen, vergewaltigt und tötet sie.
Danach lebt er 13 lange Jahre weiter, als wäre nichts passiert, bis er schließlich durch eine DNA Probe, gefasst wird. Und der Autor lässt uns nun in die Gedankenwelt des Mörders , bis zu seiner Verhaftung eintauchen.

Nach der Leseprobe, die mich wirklich begeistert hat, war ich nun nach dem Lesen von "Du gehörst mir" von Peter Middendorp eher etwas enttäuscht.

Der Autor schreibt aus der Sicht des Täters, aber trotzdem bleibt einem dieser im Grunde bis zum Ende ziemlich fremd. Der Schreibstil war schwierig, oft musste man sich vieles zusammenreimen, weil es nur ganz kurz angedeutet wurde und man eben nur die Gedanken von Tille als Anhaltspunkt hatte, die aber oft ziemlich wirr und emotionslos waren.
Was mich z.B. interessiert hätte, sind auch die Gefühle seiner Frau, mich hätte interessiert, ob sie vor der Verhaftung schon etwas ahnte, oder ob Tille sogar schon Andeutungen gemacht hat. Ich habe da eine Szene ziemlich am Schluss im Kopf, als er vor dem Bett seiner Frau und der Tochter steht. Stellt die sich da schlafend oder schläft sie wirklich?
Und solche verwirrenden Szenen gibt es in diesem Buch immer wieder, es werden kurze Andeutungen gemacht, dann kommt wieder ein riesiger Sprung zu einer ganz anderen Szene oder sogar in eine ganz andere Zeit. Das machte es für mich sehr schwierig, mich zurechtzufinden, mir irgendwie zusammenzureimen , was Realität und was nur die Gedanken von Tille sind.

Es ist natürlich schwer, das alles genauer zu beschreiben, wenn man nur aus der Sicht des Täters berichtet, denn die Gedanken von dem, sind halt einfach nicht logisch. Aber als Leser hat man es dann wirklich oft nicht leicht, da durchzusteigen.
Ich bin bei diesem Buch auch irgendwie hin und her gerissen, denn einerseits ist mir vieles zu sehr im Dunkeln geblieben und ich hatte am Ende noch zu viele Fragen, die für mich unbeantwortet blieben. Es kamen zu wenige Emotionen rüber, aber andererseits ist die Psyche eines Mörders, der völlig unerkannt einfach 13 Jahre lang sein Familienleben weiter lebt, ja auch gar nicht logisch und gefesselt hat mich das Buch, trotz des schwierigen Schreibstils.
Mitleid mit Tille kam bei mir nur anfangs auf, als von seiner sehr schwierigen und lieblosen Kindheit berichtet wurde. Aber selbst dort wurde vieles nur kurz angeschnitten, z.B., dass er wohl in vielen verschiedenen Schulen war, weil er in den vorangegangen immer gemobbt (?) wurde, oder selbst aggressiv war (?). Ich wurde aus der Erzählung da einfach nicht schlau, da fehlten mir einfach mehr Details und Erklärungen.
Beklemmend fand ich es, wenn er über die Liebe zu seiner Tochter nachdachte, denn ich hatte immer Angst, dass sie irgendwann sein nächstes Opfer wird. Sein Sohn blieb völlig unsichtbar, eigentlich hatte ich da immer das Gefühl, der wird später mal die gleichen Probleme haben wie sein Vater, da er irgendwie genauso still und unbeachtet in der Familie lebt wie Tille damals.
Also Alles in Allem eine total bedrückende und deprimierende Geschichte, die ich aber dennoch gerne gelesen habe.

Bewertung vom 21.08.2019
Klartext: Impfen!
Schmitz, Thomas;Siebert, Sven

Klartext: Impfen!


ausgezeichnet

Ich habe mich schon lange sehr intensiv mit dem Thema "Impfen" auseinandergesetzt und ich bin für das Impfen und habe auch meine beiden Kinder impfen lassen. Heutzutage liest man allerdings so viel negatives und es werden häufig richtige Horrorgeschichten über Nebenwirkungen von Impfungen verbreitet, dass ich auch Verständnis für die Ängste der Impfgegner habe.

Wenn man so schlimme Horrorgeschichten hört, hat man natürlich Angst um seine Kinder, es verunsichert einfach. Deshalb finde ich dieses Buch so wichtig, denn hier informieren ein Kinderarzt und ein Biologe sehr sachlich, informativ und auch mit Verständnis für die Ängste vieler Eltern, über das Thema Impfen. In ,auch für den Laien leicht verständlichen Worten, wird über die verschiedenen Krankheiten berichtet, vor denen das Impfen schützt. Es wird erklärt, wie ein Impfstoff wirkt, wie wichtig es ist, dass möglichst viele Menschen geimpft werden, um eben auch diejenigen durch den Herdenschutz zu schützen, die noch zu jung zum Impfen sind oder aus anderen Gründen nicht geimpft werden können. Es wird auch nicht verschwiegen, dass es natürlich auch Nebenwirkungen geben kann, dass diese aber im Vergleich zu den Gefahren, wenn sich keiner mehr impfen lassen würde, sehr viel geringer sind.

Ich hoffe, dass auch viele Impfgegner dieses Buch lesen und so doch wenigstens einige überzeugt werden können, ihre Kinder impfen zu lassen, auch wenn ich fürchte , dass die richtig harten Impfgegner leider auch durch die besten Argumente und Fakten nicht überzeugt werden können. Aber jeder, der überzeugt werden kann, ist ein Gewinn für die Gesundheit der Menschen.

Bewertung vom 12.08.2019
Otto
Suffrin, Dana von

Otto


schlecht

Otto, ein jüdischer pensionierter Ingenieur wird plötzlich zum Pflegefall und er erwartet von seinen erwachsenen Töchtern Timna und Babi, dass sie rund um die Uhr für ihn da sind. Und brave Töchter, die sie sind, stellen die beiden das auch keine Sekunde infrage, dass sie immer sofort zur Stelle sein müssen, wenn "Otto" ruft.
Sie organisieren eine Pflegerin aus Ungarn , die bei Otto einzieht und die fortan ebenfalls wie eine Leibeigene behandelt wird .
In "Otto" von Dana Suffrin erzählt die Tochter Timna über die Situation jetzt, aber auch über die Vergangenheit der Familie. Ich fand weder die jetzige Situation , noch die Erzählungen aus der Vergangenheit, besonders interessant, muss ich leider zugeben. Mir kam dieses Buch einfach wie eine willkürliche Aneinanderreihung einzelner Erlebnisse der Familie, vor, die aber allesamt einfach nur belanglos waren. Keine der Personen, die in diesem Buch vorkommen, werden mir besonders im Gedächtnis bleiben, denn dafür sind sie alle viel zu blass geblieben.

Otto selbst lernt man natürlich gut kennen und er ist mir im Laufe der Geschichten immer unsympathischer geworden. Und die Töchter , da schüttelte ich beim Lesen einfach nur immer wieder den Kopf, weil ich es nicht fassen konnte, dass man sich so behandeln lässt, ohne auch nur ein einziges Mal dagegen zu protestieren. Aber wahrscheinlich ist das sogar normal so, wenn man von klein auf die Erfahrung macht, dass alles, was der Vater sagt, gemacht werden muss.
Aber die beiden nahmen es ja sogar einfach so hin, dass sie von ihrem Vater zu hören bekamen, sie wären dumm oder dass ihnen noch schlimmere Ausdrücke an den Kopf geknallt wurden. Von Dankbarkeit , dass die Töchter ihn nicht im Stich ließen, egal, wie gemein er oft zu ihnen war, keine Spur.

Außer, dass ich genervt war von Otto, von den Töchtern, von der Pflegerin, hat diese Geschichte leider keine weiteren Empfindungen in mir wecken können. Was eigentlich verwunderlich ist bei dem Thema, um das es ging, denn es ist ja doch eine sehr traurige Situation , wenn der Vater zum Pflegefall wird. Aber die Geschichten in diesem Buch haben mich einfach nicht berührt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.08.2019
Jagd auf die Bestie / Detective Robert Hunter Bd.10
Carter, Chris

Jagd auf die Bestie / Detective Robert Hunter Bd.10


ausgezeichnet

Bei "Jagd auf die Bestie" handelt es sich bereits um den 10. Band der Reihe um den Profiler des LAPD Robert Hunter und seinen Partner Carlos Garcia. Man kann die Handlung auch problemlos verstehen, wenn man die Vorgänger nicht gelesen hat, da die wichtigsten Zusammhänge mit älteren Bänden geschickt eingeflochten wurden und damit auch für "Neueinsteiger" verständlich sind.

Diesmal geht es um Robert Hunters schlimmsten Feind Lucien Folter, der ihm bereits in der Vegangenheit schlimmen seelischen Schmerz zugefügt hat und den Hunter dann schließlich hinter Gitter gebracht hat.

Lucien ist der grausamste und kaltblütigste Serienmörder , den man sich nur vorstellen kann. Er ist hochintelligent, ein Meister der Verwandlung und wahnsinnig geschickt darin, andere Menschen zu manipulieren. Und er liebt es, seine Opfer erst durch seine Psychospielchen in seine Gewalt zu bringen und sie dann möglichst blutrünstig zu töten. Also kurz gesagt, er ist ein Teufel in Menschengestalt. Und zu was der Serienkiller alles fähig ist, das weiß keiner besser, als Robert Hunter, denn während der Collegezeit waren die beiden beste Freunde. Dass sein ehemaliger Freund im Gefängnis sitzt und keinen mehr ermorden kann, ist für Hunter sehr beruhigend.

Nun ist Lucien Folter allerdings das fast Unmögliche gelungen. Er entkam aus dem Hochsicherheitsgefängnis, hinterließ dabei nicht nur ein wahres Blutbad, sondern auch noch eine Nachricht an seinen alten Kumpel Robert. Und diese Nachricht ist mehr als beunruhigend, denn Lucien ist auf Rache aus und Hunter weiß, wenn Lucien sich an ihm rächen will, dann bedeutet das gleichzeitig den Tod für viele unschuldige Menschen. Ihm ist klar, dass Folter so schnell wie möglich gestoppt werden muss, doch er weiß leider auch, dass das alles andere als leicht sein wird, denn Lucien ist ein Meister der Verwandlung und wenn er nicht erkannt werden will, dann wird er auch nicht erkannt, selbst, wenn er direkt neben seinem alten Freund stehen würde. Doch genauso klar ist Hunter, dass es gar keine andere Option gibt, als Lucien aufzuhalten und das möglichst , bevor viele unschuldige Menschen sterben müssen.

Und so beginnt die Jagd . Doch wer ist hier der Jäger und wer der Gejagte? Lucien liebt solche Spielchen und er hatte im Gefängnis sehr viel Zeit zu planen, wie er sich an seinem "Freund" rächen kann. Und er ist zu allem fähig.

Ich kenne alle Teile dieser Reihe und auch diesen Band habe ich, genau wie die Vorgänger, geradezu verschlungen. Chris Carter schreibt fesselnd von der ersten bis zur letzten Seite. Und so war es auch bei "Jagd auf die Bestie" - Spannung pur vom Anfang bis zum Ende! Chris Carters Art zu schreiben, ist sehr detailreich und an schockierenden Ideen für seine Böseweichte mangelt es ihm nicht gerade, deshalb sind seine Thriller eher nichts für Zartbesaitete.

Bewertung vom 20.07.2019
Harz
Riel, Ane

Harz


ausgezeichnet

Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, dieses Buch zu beschreiben. Diese Geschichte über die kleine Liv, die zusammen mit ihren Eltern völlig abgeschieden lebt und Dinge erleben muss, die kein Kind je erleben sollte, hat mich schockiert und verstört und trotzdem auch so fasziniert und in den Bann gezogen, dass ich nicht mehr aufhören konnte, zu lesen.

Einen normalen Thriller darf man hier nicht erwarten, hier gibt es keine Action und keine Jagd nach einem Serienmörder, hier wird im Grunde nur der Alltag dieser Familie geschildert, aber der hat es wirklich in sich und kann es in puncto Grausamkeit mit jedem anderen Thriller aufnehmen.
Zum Großteil wird hier aus der Sicht von Liv erzählt, dadurch bedingt in einer kindlichen, naiven Sprache. Doch gerade diese Kapitel, in denen dieses kleine Mädchen ihren Alltag beschreibt und über die schockierendsten Erlebnisse berichtet, als wären sie das Normalste der Welt, entsetzten mich am meisten. Man fühlt einfach nur grenzenloses Mitleid mit diesem unschuldigen Kind, das seine Eltern liebt und darauf vertraut, dass sie schon das Richtige tun. Dass alles, was sie ihr beibringen, auch wenn es sich tief in ihrem Inneren noch so schlimm anfühlt, einfach getan werden muss. Und dass dieses Leben, das sie führen mit alle den vielen Dingen , die ihr Vater sammelt und die nach und nach jedes Gebäude und jedes Zimmer füllen, ein normales Leben ist.

Woher sollte so ein Kind auch wissen, dass der Vater einfach nur krank ist, dass all das, was er tut, eben nicht normal ist und dass sie, ihre Mutter und ihr Vater dringend Hilfe bräuchten? Als Liv das Alter erreicht, in dem andere Kinder zur Schule gehen, bekommt Jens Haarder Panik, seine Tochter zu verlieren und er kommt auf die verrückte Idee, sie "sterben" zu lassen, also täuscht er einfach ihren Tod vor, was in dem Umfeld, in dem sie leben, auch noch erstaunlich leicht funktioniert, denn hier mischt sich keiner in die Angelegenheiten der Anderen ein, hier geht den Menschen "Privatsphäre" über alles. Und das ist das Schlimmste von allem, dass keiner mitbekommt, was sich dort im Laufe von mehreren Jahren für eine Tragödie abspielt, die sich immer weiter und weiter steigert, bis sie dann irgendwann eigentlich nur noch in einer riesengroßen Katastrophe enden kann.

Die Kapitel, in denen Liv zu Wort kommt, werden unterbrochen durch Briefe der Mutter, die längst ihre Stimme verloren hat durch den ganzen Irrsinn ihres Lebens und die zwar erkennt, dass ihre Tochter und auch sie dringend Hilfe von außen bräuchten, aber die inzwischen selbst in einer so hilflosen Verfassung ist, dass sie nichts tun kann, außer eben diese Briefe an ihre Tochter schreiben, in der Hoffnung, dass ihr geliebtes Kind diesen Wahnsinn überlebt und die Briefe der Mutter eines Tages findet.

Diese Texte, durch die Maria Haarder ihrem kleinen Mädchen schreibt, was sie ihr schon längst nicht mehr anders mitteilen kann, sind sehr spannend zu lesen., Sie offenbaren den Verlauf dieser Familientragödie von Anfang an , man erfährt so nach und nach ,was auch Jens Haarder Schlimmes erlebt hat in seiner Vergangenheit und was ihn mit der Zeit zu dem abartigen Menschen werden ließ.. Und sogar mit ihm hatte ich manchmal etwas Mitleid , weil selbst er im Grunde ja ein Opfer war. Trotzdem hoffte ich die ganze Zeit nur, dass Liv ihm irgendwann entkommt und dass ihr jemand dort raus hilft.

Selten hat mich ein Buch so gefesselt und gleichzeitig abgestoßen. Es ist einfach unfassbar, was hier alles passiert und von Ane Riel auch bis ins kleinste Detail beschrieben wird. Man schwankt beim Lesen ständig zwischen Entsetzen, Mitleid, Traurigkeit und der Angst, dass diese Geschichte gar nicht gut ausgehen kann. Und obwohl man weiß, ein echtes Happyend ist hier gar nicht möglich, hat mich der Schluss dann trotzdem nochmal zutiefst erschüttert.

Ein wahnsinnig aufwühlendes Buch, das auf jeden Fall zu einem meiner Lesehighlights in diesem Jahr gehört!

Bewertung vom 24.06.2019
Die verschwundenen Katzen / Der magische Blumenladen für Erstleser Bd.1
Mayer, Gina

Die verschwundenen Katzen / Der magische Blumenladen für Erstleser Bd.1


ausgezeichnet

Ihre Ferien verbringt Violet bei ihrer Tante Abigail, die einen Blumenladen besitzt. Aber nicht irgendeinen stinknormalen Blumenladen, sondern einen , in dem es auch magische Blumen gibt, denn Tante Abigail ist eine Blumenzauberin. Und auch Violet hat schon diese magische Gabe und die kommt ihr ganz gelegen, als nicht nur Lord Nelson, der Kater ihrer Tante , sondern auch noch einige andere Katzen in der Nachbarschaft verschwinden. Einen kleinen "Assistenten" hat Violet bei der Suche nach den Katzen auch, nämlich Lady Madonna, einen sprechenden Wellensittich.

Ein wunderschönes Buch für kleine Mädchen ( ich denke mal, es wird eher den Mädchen gefallen, aber natürlich können es auch kleine Jungs lesen, wenn sie Freude daran haben) Die farbenfrohen Illustrationen mit den liebevoll gezeichneten Figuren und kunterbunten Blumen gefallen mir ( und meinem Patenkind, mit dem ich es gelesen habe ) ganz besonders gut. Eine große Schrift und leicht verständliche kurze Sätze, sind genau passend für die kleinen Leseanfänger. Aber ich finde, die Geschichte ist durchaus auch schon für Kinder im Vorschulalter geeignet, denen man das Buch ja dann vorlesen kann. Am liebsten mochte mein Patenkind übrigens Lady Madonna mit ihrem witzigen Geplapper.

Wir freuen uns schon darauf, auch die anderen Bände dieser Reihe zusammen zu lesen .

Bewertung vom 11.06.2019
Unbarmherzig / Gina Angelucci Bd.2
Löhnig, Inge

Unbarmherzig / Gina Angelucci Bd.2


ausgezeichnet

"Unbarmherzig" ist der zweite Kriminalroman von Inge Löhnig, in dem nicht Tino Dühnfort ermittelt, sondern seine Frau Gina Angelucci. Während Tino sich nun um die gemeinsame Tochter Chiara kümmert, kehrt Gina nach ihrer Elternzeit gerade wieder an ihren Arbeitsplatz bei der Münchner Kripo zurück. Dort bearbeitet sie , zusammen mit ihren beiden Kollegen Holger und Thomas, ungelöste Altfälle. Kurz vor ihrem Arbeitsbeginn erfährt sie von einem Knochenfund auf einer Baustelle in dem kleinen Ort Altbruck. Offenbar liegen diese Knochen dort schon seit mindestens 70 Jahren und Ginas Interesse, herauszufinden, wer die unbekannten Toten sind, bei denen es sich um eine Frau und einen Mann, handelt, ist sofort geweckt, denn leider weiß sie aus eigener Erfahrung, wie belastend es für Angehörige ist, wenn ein nahestehender Mensch einfach verschwindet , ohne dass man je erfährt, wo derjenige ist und was mit ihm passiert ist.

Doch ihr Chef und einige andere einflussreiche Männer sind gar nicht begeistert über ihr Interesse an diesem Fall, denn die Toten stammen aus einer Zeit, in der es in dem Ort Altbruck eine Heeresmunitionsanstalt gab, in der hauptsächlich Zwangsarbeiter eingesetzt wurden und diesen wenig rühmlichen Teil der Altbrucker Vergangenheit möchte man nicht so gerne wieder ans Licht zerren. Doch auch die Presse hat inzwischen Wind bekommen von diesem brisanten Fund und das ist Glück für Gina, denn nun darf sie mit ihren Kollegen doch den Fall untersuchen. Und tatsächlich gelingt es ihr sogar, die Identität der beiden Toten , die schon so lange dort verscharrt waren, aufzudecken und je tiefer sie und ihre Kollegen durch ihre Recherchen in die Vergangenheit eintauchen, umso ungeheuerlichere Dinge aus dieser Zeit gegen Ende des zweiten Weltkriegs kommen ans Licht.

Und nicht nur dieser Fall beschäftigt Gina sehr, sondern sie und Tino müssen sich auch noch mit beängstigenden Vorkommnissen in ihrem Privatleben auseinandersetzen, die immer mehr zur Bedrohung ihrer kleinen glücklichen Familie werden.

Es war sehr interessant, in diese Geschichte einzutauchen, aber teilweise auch sehr deprimierend, zu lesen, wie mit den Zwangsarbeitern umgegangen wurde und dass ganze Familien gewaltsam auseinandergerissen wurden. Besonders gut haben mir trotzdem die Kapitel gefallen, in denen das Opfer selbst zu Wort kam, in Form ihrer Tagebücher. Inge Löhnig ist es wunderbar einfühlsam gelungen, die Gedanken und Ängste des Opfers in ihren letzten Wochen und Monaten wiederzugeben. Auch ist es sehr angenehm, dass die Hauptprotagonisten in Inge Löhnigs Büchern mir sehr sympathisch sind, denn ich mag es gar nicht, Kriminalromane zu lesen, in denen die Ermittler fast mehr "Dreck am Stecken" haben als die Verbrecher, die sie suchen.

Ein sehr gutes Buch mit einem überzeugendem Ende, deshalb von mir eine uneingeschränkte Leseempfehlung!

0 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.05.2019
Mörderisches Lavandou / Leon Ritter Bd.5
Eyssen, Remy

Mörderisches Lavandou / Leon Ritter Bd.5


ausgezeichnet

Leon Ritter, ein Rechtsmediziner aus Deutschland, der sich vor ein paar Jahren in dem kleinen französischen Ort Le Lavandou niedergelassen hat und dort inzwischen mit der Polizistin Isabelle Morelle und ihrer Tochter zusammenlebt, freut sich auf einen beschaulichen Herbst, denn es ist Oktober, die Touristenmassen haben den Ort verlassen und endlich kehrt Ruhe ein. Dachte er jedenfalls, denn dann wird eine junge Frau , die nicht vom Joggen zurück kam, von ihrem Vater vermisst gemeldet und kurz darauf findet man ihren abgetrennten Fuß, und schließlich ihre ganze, übel zugerichtete Leiche. Ihr Freund wird schnell zum Hauptverdächtigen, Leon Ritter hat allerdings große Zweifel an dessen Schuld. Und solche Zweifel spricht der Rechtsmediziner natürlich auch offen aus, was wiederum dem Polizeichef Zerna und Isabelles Kollegen Diddier, die beide sowieso nicht so gut auf den deutschen Rechtsmediziner zu sprechen sind, überhaupt nicht gefällt, denn die beiden sind nur daran interessiert, den Fall möglichst schnell zu lösen.

Als dann weitere Frauen verschwinden und der Rechtsmediziner sellbst in den Fokus der Ermittler gerät, kann er es natürlich nicht lassen, wieder selbst zu ermitteln, obwohl das von der Polizei gar nicht gern gesehen wird und er sich diesmal auch aus der eigentlichen Mörderjagd heraushalten wollte. Und je näher er dem Täter kommt, umso mehr bringt er sich und auch Menschen aus seinem Umfeld in Gefahr.

Ich habe auch schon die anderen Bücher dieser Reihe gelesen und mag den Schreibstil von Remy Eyssen sehr gerne, da er gekonnt Spannung und Gefühl miteinander verknüpft. Ich mag die Figur Leon Ritter, genauso wie seine Lebensgefährtin und ihre Tochter. Und ich finde es schön, dass in so einer tollen Umgebung ermittelt wird und man auch in diesem 5. Band einige "alte Bekannte" wieder trifft, die teilweise zwar etwas nervig, aber für mich trotzdem einfach dazu gehören, weil es diese Geschichte so lebendig macht.

Der Fall selbst ist dieses Mal ganz besonders grausam und blutig, aber da ich , was Thriller angeht, gar nicht zart besaitet bin, gefiel mir auch das sehr gut und ich hatte einige sehr spannende Lesestunden.

Bewertung vom 07.05.2019
Mein Leben als Sonntagskind
Visser, Judith

Mein Leben als Sonntagskind


ausgezeichnet

Jasmijn ist ein stilles Mädchen, das schon im Alter von 3 Jahren Lesen und Schreiben kann. Sie redet nur mit Menschen, die ihr vertraut sind, also mit ihren Eltern, den Großeltern und ihrem Bruder Emiel . Kommt Besuch von Verwandten , sitzt Jasmijn lieber alleine in ihrem Zimmer und bringt es nicht fertig, auch nur "Hallo" zu sagen oder gemeinsam mit ihnen zu essen. Der meist gesagte Satz ihrer Mutter, wenn Leute sich über die , in ihren Augen, abweisende und unhöfliche Art ihrer Tochter beschweren, "So ist sie eben".

Als Jasmijn in die Vorschule kommt, fällt erst richtig auf, wie anders sie ist. Sie erträgt den "Lärm" der anderen Kinder nicht, sie braucht Wochen, um überhaupt mal ein Wort mit der Lehrerin zu sprechen und nur, wenn sie sich mit ihrem Buch, das sie extra von Zuhause mitgebracht hat, in eine, möglichst stille Ecke verzieht, übersteht sie die Stunden, bis zum Schulende , einigermaßen.

Ihre beste und einzige enge Freundin, ist Senta, ihre Hündin, mit der sie am liebsten jede Minute des Tages verbringen würde. Im Laufe der Jahre, lernt Jasmijn, mit ihren ganz persönlichen Tricks , halbwegs gut durch den Tag zu kommen. Doch neue Situationen, auf die sie sich vorher in Gedanken nicht erst einmal vorbereiten konnte, überfordern sie so sehr, dass sie ganz schlimme Migräneanfälle bei ihr auslösen.

Und weil sich anscheinend nie jemand wunderte über ihr, doch recht auffälliges Verhalten, wurde auch nie untersucht, an was es denn eigentlich lag, dass sie von ganz alltäglichen Dingen, so überfordert war. Jasmijn selbst merkte schon, dass sie nie so war wie ihre Mitschülerinnen, die sich für Schminke , Mode und Jungs interessierten, die feierten und tanzten und Shoppingbummel liebten. In ihrem Tagebuch war Jasmijn auch so wie diese Mädchen, dort erlebte sie in ihrer Fantasie all das, was für sie im echten Leben , unerträglich war. Und zum Glück gelang es ihr doch wenigstens immer mal wieder Personen zu finden, mit denen sie so etwas wie eine einigermaßen "normale" Freundschaft führen konnte und die ihre Eigenheiten akzeptieren konnten, auch wenn sie sie nicht nachvollziehen konnten.

Dieses Buch fand ich so fesselnd, dass ich es wirklich kaum aus der Hand legen konnte und trotz der 600 Seiten kam niemals Langeweile auf. Manches war sehr traurig und ich dachte mir so oft, warum denn ihre Eltern oder Großeltern nie mit einem Arzt oder Psychologen gesprochen haben . Jasmijn hat es zwar schon gut verstecken können im Laufe der Jahre, aber es gab doch trotzdem so viele Vorfälle, die eigentlich hätten auffallen müssen. Aber vielleicht war man damals ja einfach noch nicht so sensibilisiert für dieses Thema. Jedenfalls tut es mir für Jasmijn ( und damit eigentlich für Judith Visser, die Autorin des Buches , denn "Mein Leben als Sonntagskind" ist ein autobiographischer Roman und sie selbst hat wohl auch erst im Erwachsenenalter die Diagnose "Asperger Syndrom" bekommen), dass sie während ihrer ganzen Kindheit und Jugend immer nur für seltsam gehalten wurde und keiner auf die Idee kam, dass es einen medizinischen Grund dafür gab. Vielleicht wäre ihre Schulzeit weniger schlimm gewesen, wenn man gewusst hätte, warum sie so war.

Das Ende hat mich nicht ganz überzeugt, das fand ich doch etwas abrupt und ich hätte noch so viele Fragen gehabt, die leider nicht beantwortet wurden. Aber trotzdem war das für mich ein absolutes Lesehighlight.

Bewertung vom 17.03.2019
Eisige Tage / Seiler und Novic Bd.1
Pohl, Alex

Eisige Tage / Seiler und Novic Bd.1


sehr gut

Dies ist der erste Fall für Kommissarin Johanna Seiler und ihren ziemlich eigenbrötlerischen Kollegen Milo Novic. Die beiden sollen den Tod eines Anwalts untersuchen, der in seinem Auto regelrecht hingerichtet wurde. Was den Fall besonders brisant macht, ist die Tatsache, dass sie bei der Leiche sehr verdächtiges Material finden, unter anderem ein Foto, auf dem ein , seit einer Woche vermisstes, junges Mädchen in anzüglicher Weise zu sehen ist.
Und wie die beiden Ermittler bei ihren weiteren Recherchen herausfinden, ist das nur der Beginn eines riesengroßen Sumpfs aus organisierter Kriminalität, Mädchenhandel und Brutalität unter Bandenmitgliedern.

Ich fand dieses Buch gut zu lesen, der Schreibstil ist eingängig und trotzdem hat mir persönlich noch ein winziger Rest gefehlt, um wirklich vollkommen gepackt zu werden. Die vielen Rückblenden und Wechsel der verschiedenen Handlungsstränge , hat es mir etwas schwer gemacht, ich musste einige Male überlegen, um was es in den einzelnen Kapiteln ging. Dass ich nicht restlos begeistert bin, liegt allerdings sicher auch daran, dass ich einfach nicht so gerne Bücher über organisierte Kriminalität lese. Aber im Großen und Ganzen war das ein guter Krimi, den ich auf jeden Fall weiterempfehlen würde.