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Brombeere

Bewertungen

Insgesamt 170 Bewertungen
Bewertung vom 19.11.2022
Der schwarzzüngige Dieb (Schwarzzunge, Bd. 1)
Buehlman, Christopher

Der schwarzzüngige Dieb (Schwarzzunge, Bd. 1)


weniger gut

Komplexes Worldbuilding mit langweiliger Handlung.

Worum geht es?
Der Dieb Kinch Na Shannack muss dringend Geld für seine Ausbildung organisieren und überfällt eine Ritterin, welche sich zu wehren weiß. Ausgerechnet auf sie ist er später jedoch angewiesen.

Worum geht es wirklich?
Um eine sehr komplexe Welt, einen unsympathischen Dieb und eine wilde Reise.

Lesenswert?
Nein, hat mich enttäuscht. Gefallen/angesprochen hat mich das Cover und auch der Klappentext. Klang nach cooler Fantasy und einem interessanten Diebesabenteuer.
Ich habe allerdings nicht damit gerechnet, dass man so einen unsympathischen Protagonisten erhält, der einfach nur anstrengend, gierig und notgeil ist. Da rettet auch die Ritterin Galva nichts, denn Kinchs Charakter steht definitiv im Vordergrund. Ich habe also ein Buch gelesen über eine Person, die ich schon nach wenigen Seiten unsympathisch und die auch im Laufe der Handlung keine Sympathiepunkte ernten konnte.
Der zweite Kritikpunkt ist für mich die Sprache. Ich fand die Art des Erzählens anstrengend und, passend zu Kinch, unsympathisch. Sein Humor ist eher gewöhnungsbedürftig bzw. war für mich nichts. Hier sollte man eventuell vor Buchkauf mal einen Blick in eine Leseprobe werfen, denn das ganze fällt einem schon sehr schnell auf.
Für mich rettend war tatsächlich das Hörbuch, auf das ich irgendwann umgestiegen bin, denn dies ist toll gelesen und die Betonung des Sprechers macht das ganze deutlich besser als in geschriebener Form.
Die Art der Welt die hier erschaffen wurde, passt ziemlich gut zu Kinch, denn auch sie ist dreckig, oft vulgär und oft frauenfeindlich. War mir an manchen Stellen unangenehm.
Die Handlung fand ich nicht nachvollziehbar und wirkte eher danach, möglichst viele Schauplätze zu zeigen um möglichst viel von der erdachten Welt zu präsentieren.
Und da bin ich gleich bei dem letzten Kritikpunkt: Die Welt ist sehr komplex ausgedacht, es gibt unglaublich viele Aspekte, die behandelt werden und die detailliert ausgearbeitet wurden. Das an sich finde ich richtig toll. Allerdings wird all das wie mit einer Bratpfanne auf die lesende Person eingedrescht und dauernd werden Dinge erklärt, so als würde der Autor gerne all seine Fantasie auf einen werfen. Anstatt Dinge nebenbei zu zeigen und auch Dinge unerklärt zu lassen, muss jede Kleinigkeit aufgeführt und erläutert werden. Öde!
Ich empfehle: Zuerst Leseprobe! Dann weiß man, ob es einem gefällt.

Bewertung vom 19.11.2022
Auf See
Enzensberger, Theresia

Auf See


sehr gut

gut lesbar und leider nicht unrealistisch

Worum geht es?
Yada wächst auf einer schwimmenden Stadt auf während die Kontinente im Chaos untergehen. Doch je älter Yada wird, desto eher hinterfragt sie die Gegebenheiten und begibt sich neugierig auf die Suche nach Informationen.

Worum geht es wirklich?
Lebenswerte Welten, Verantwortung und Selbstbestimmung.

Lesenswert?
Ja, man liest hier über eine interessante dystopische Welt. Die aber leider gar nicht so unrealistisch ist, wie man es sich wünschen würde. Zu Beginn gibt es nur Yadas Perspektive, das Leben auf dem Meer und ihre Beschäftigung mit dem eigenen Dasein. Sie beginnt ihre Gedanken und Grundsätze zu hinterfragen und wie zunehmend neugierig und betreibt heimliche Recherchen.
Eine weitere Sichtweise von jemandem auf dem Festland wird ebenfalls erzählt, dazu noch kurze Auszüge aus historischen Archiven.
Alle drei Einblicke fand ich spannend und gut erzählt mit sehr gut vorstellbaren Persönlichkeiten.
Mir hat sehr gefallen, wie gut lesbar dieses Buch war und auch wie verständlich die Handlung war. Bei Nominierungen zum Buchpreis habe ich oft Sorge, nicht „gut genug“ dafür zu lesen oder nicht folgen zu können. Diese Sorge war hier absolut unbegründet und ich wurde positiv überrascht. Schreibstil ist angenehm und der Aufbau der Handlung meist gut nachvollziehbar.
Sehr schön auch die philosophischen Ansätze und politischen Gedanken, die rund um diese schwimmende Stadt entstehen und die Art, wie man Yada beim Erwachsenwerden begleitet. Sie war eine sympathische Protagonistin und die unterschiedlichen Perspektiven und Ansätze finde ich sowohl für junge Erwachsene als auch für ältere Lesende spannend. Dennoch macht die eigentliche Handlung nachdenklich, weil sie sie Frage aufwirft, wie sich unsere Welt in den nächsten Jahrzehnten entwickeln wird. Leider ist die hier dargestellte Situation nicht so unrealistisch, wie man es manchmal gerne hätte.
Ich würde dieses Buch empfehlen, wenn man eine Art literarische Dystopie lesen möchte oder einfach mal in ein neues Genre eintauchen will.

Bewertung vom 13.11.2022
Lügen über meine Mutter
Dröscher, Daniela

Lügen über meine Mutter


sehr gut

Beklemmend und schwer zu ertragen.

Worum geht es?
Rückblickend erzählt Ela von ihrer Kindheit, geprägt von dem Gewicht der Mutter und dem Umgang des Vaters damit.

Worum geht es wirklich?
Macht, Schuld und Scham.

Lesenswert?
Ja, ein sehr bedrückendes und auch sehr lehrreiches Buch. Von Protagonistin Ela wird man zurück in der Vergangenheit geführt, in ein kleines Dorf im Hunsrück. Hier wächst sie mit ihrer mehrgewichtigen Mutter auf und ihrem Vater.
Während das junge Mädchen zu Beginn noch gar nicht versteht, warum der Vater die Mutter so kritisiert, übernimmt sie irgendwann seine Gedankengänge, entwickelt Scham und auch Verachtung. Der Vater spannt sie dabei regelmäßig ein und lässt keine Situation aus, um seine Frau nieder zu machen. Ihr Gewicht ist an allem Schuld, sie ist schwach und bemüht sich nicht und deshalb kommt er im Leben nicht weiter.
Es ist erschreckend und sehr eindrücklich geschildert, wie er immer wieder kleine Spitzen setzt und seine Partnerin schikaniert und demütigt. Wie er versucht sie klein zu halten.
Die Mutter schwankt dabei zwischen Selbstvorwürfen, eigener Kraft, eigenen Träumen und Widersetzen und kann es doch, egal wie sie es macht, nicht recht machen.
Der Sprachstil ist richtig toll, die einzelnen Szenen zeigen wunderbar die Situation in der Familie, ohne dass viel erklärt werden müsste.
Es ist faszinierend und erschreckend zu gleich, wie Ela in diesem toxischen Umfeld heran wächst, wie sie mit teilweise einfachen Gefühlen auf die Umstände reagiert und dabei von den Erwachsenen eingespannt wird.
Auch die Dynamik von Vater und Mutter untereinander sind interessant, zeigen sie doch ein Rollenbild in den 80er Jahren, das auch immer wieder dazu verleitet, die Handlung versuchsweise in die heutige Zeit zu denken.
Zusammenfassend lässt sich dieses Buch wirklich empfehlen und auch das Hörbuch ist richtig gut gemacht!

Bewertung vom 13.11.2022
Das Leuchten der Rentiere
Laestadius, Ann-Helén

Das Leuchten der Rentiere


ausgezeichnet

Wow! Was für ein Highlight!

Worum geht es?
Elsa, ein junges samisches Mädchen, muss mit ansehen wie ihr Rentier ermordet wird. Und sie sieht auch den Mann, der die Tat begangen hat.

Worum geht es wirklich?
Kulturelle Wurzeln, Veränderungen und Rückzug.

Lesenswert?
Ja ja ja! Was für ein Highlight. Ein Buch, welches mit unglaublich bewegt hat, das berührend war und das einfach so viele Emotionen hervorgerufen hat.
Es war lehrreich und informativ, was man über die sämische Kultur erfahren hat und wie viel Auswirkung der Klimawandel in bestimmten Regionen schon heute hat. Hiermit gehen die verschiedenen Generationen ganz unterschiedlich um.
Dieses Buch fasst so viele Themen an und wird ihnen doch allen gerecht. Das ist grandios. Dazu zählen zum Beispiel der eben erwähnte Klimawandel, Generationen, alternde Menschen und der Umgang mit ihnen, Einsamkeit, Familienbande und der Umgang mit Gefühlen oder auch Depressionen. Zeitgleich geht es um eine männerdominierte Gesellschaft, junge starke Frauen auf der Suche nach Veränderung, verschiedene Lebenskonzepte, die Natur und diverse Ängste und Sorgen und Hoffnungen. Man erfährt nicht nur Dinge über die sämische Kultur, sondern auch über den Umgang der restlichen Bevölkerung mit den Samen und wie sich Frustration und Wut in diesem Aufeinandertreffen entladen können.
Protagonistin Elsa fand ich wunderbar, ihre Entwicklung ganz großartig.
Es gibt viele unschöne Szenen und dennoch hatte ich immer das Gefühl, dass die Autorin sich ihnen mit großem Respekt und Vorsicht nähert und niemals zu viel schildert nur für den Schockmoment.
Generell habe ich das Buch als sehr vorsichtig und behutsam empfunden und dennoch bewegend und aufrüttelnd.
Es erzählt viel über den Umgang mit indigenen Kulturen und wie aus Worten Hass und Taten werden.
Der Schreibstil war sehr angenehm, die Naturbeschreibungen nicht zu viel und nicht zu wenig und die Kapitellängen eher kurz gehalten - das mag ich. Wie wunderschön das Cover ist, muss man vermutlich nicht erwähnen.
Zusammengefasst: Richtig richtig gut. Sollte man lesen!

Bewertung vom 25.10.2022
Ein Alman feiert selten allein
Atmaca, Aylin

Ein Alman feiert selten allein


ausgezeichnet

herrlich unterhaltsam

Worum geht es?
Elif begleitet ihren Freund Jonas zum familiären Weihnachtsfest und findet sich mitten in Planungen, Listen und Vorurteilen wieder. Auch Jonas ist dabei keine große Hilfe.

Worum geht es wirklich?
Vorurteile, Mut und Abwägungen.

Lesenswert?
Ja, ziemlich unterhaltsam und provokativ. Lohnt sich absolut.
Die Geschichte startet bereits mit den Vorbereitungen für das Weihnachtsfest und Elifs schockierender Erkenntnis in welchem Umfang jede Einzelheit akribisch geplant wird. Und natürlich am Weihnachtsabend auch genau so in die Tat umgesetzt werden muss. Bei so vielen Dingen sind Jonas’ Eltern und der Rest der Familie einfach klassische Kartoffeln, klassische Almans und Elif wird in viele Situationen völlig unvorbereitet geschubst. Immer vergleicht sie, wie es bei ihr daheim oder mit den eigenen Eltern ist und entdeckt große Unterschiede aber doch auch einige Gemeinsamkeiten.
Dabei meint es Jonas’ Familie größtenteils gar nicht böse, aber sie überschüttet die junge Frau dennoch mit ihren Erwartungen und auch Vorurteilen auf Grund Elifs türkischer Herkunft.
Unglaublich bewundernswert, wie diese sich trotz der unangenehmen Situation nicht einschüchtern lässt.
Die Figur ihres Freundes Jonas fand ich dabei manchmal schwierig zu ertragen, weil er bei Betreten des Elternhauses zu einem zurückhaltenden Ja-Sager wird, der weder für sich noch für seine Freundin einsteht.
Die anderen Figuren waren teilweise sympathisch, teilweise unsympathisch oder auch ohne Aussagekraft. War aber von allem ein wenig dabei.
Sprachlich locker und leicht mit realistischen Szenen.
Gekonnt und mit viel Humor werden Weihnachtstraditionen und deutsche Verhaltensweisen auf die Schippe genommen.

Bewertung vom 25.10.2022
Frau mit Messer
Byeong-mo, Gu

Frau mit Messer


sehr gut

irgendwie bewegend

Worum geht es?
Hornclaw ist eine ältere Auftragskillerin, die entdecken muss, dass das Alter sie zunehmend emotional und mitfühlend werden lässt. Keine gute Voraussetzung für ihren Job.

Worum geht es wirklich?
Alter, Grenzen und Aufopferung

Lesenswert?
Ja, wenn auch nur begrenzt einem klassischen Spannungsbogen folgend. Man lernt Hornclaw kennen, seit Jahrzehnten Aufträgsmörderin. Oder - wie sie sagt - Ungeziefervernichterin. Körperlich merkt sie langsam das Alter und auch emotional wird sie von ihrer eigenen Sentimentalität überrascht. Vergesslichkeit und alte Knochen kommen noch dazu.
Die Protagonistin ist auf der einen Seite kühl und grausam und doch außergewöhnlich liebevoll zu bestimmten Lebewesen. Diese Widersprüchlichkeit fand ich beim lesen höchst interessant und spannend.
Auf vielen Ebenen hat sie zu kämpfen und diese Streitigkeiten stehen nicht einmal in direktem Zusammenhang mit ihrem Alter. Da wäre zum Beispiel der deutlich jüngere Kollege, der ihr ihre Kompetenz abspricht und sie versucht für unwichtig zu erklären.
Sprachlich habe ich das Buch als unauffällig empfunden, weder sticht der Stil positiv noch negativ hervor. Interessant war jedoch das auftauchen einer Person, deren Geschlecht völlig unerwähnt bleibt und die auf diese Weise recht wage bleibt.
Es gibt keinen Standard-Spannungsverlauf, eher ein Mitfiebern mit Hornclaw und ihrer Zwickmühle, in die sie im Laufe der Handlung immer tiefer rutscht.
Falls ich das richtig gesehen habe, ist das Original bereits vor fast zehn Jahren erschienen, was man aber ungewöhnlicherweise beim Lesen gar nicht so bemerkt. Ebenfalls positiv, weil interessant, waren die kurzen Eindrücke, die man vom südkoreanischen Leben erhalten hat.
Ich kann dieses Buch empfehlen, wenn man Spannung in Kombination mit einer ungewöhnlichen Protagonistin ausprobieren möchte und zudem noch an anderen Kulturen interessiert ist.

Bewertung vom 16.10.2022
Dieser Beitrag wurde entfernt
Bervoets, Hanna

Dieser Beitrag wurde entfernt


sehr gut

heftig

Worum geht es?
Kayleigh arbeitet beim Social-Media-Riesen HEXA und entscheidet, welche Beiträge stehen bleiben und welche gelöscht werden. Nach und nach hat die Arbeit Einfluss auf sie und ihre Kolleg*innen.

Worum geht es wirklich?
Menschliche Abgründe, Algorithmen und wilde Theorien

Lesenswert?
Ja, trotz seiner Kürze ein sehr fesselnder Roman, dessen Heftigkeit mich manchmal erschüttert hat. Die Story an sich ist kein großer Plot und es passieren nicht hunderte Dinge, aber dieser kleine Einblick in Kayleighs Arbeit reichen für ein erschreckendes Bild aus. Kayleigh schildert die Arbeitsweise, den Aufgabenbereich und die Schulungen, die sie und ihre Kolleg*innen erhalten. Vor allem die konkreten Aufgaben, die Entscheidungen über die Beiträge, waren überraschend heftig. Recht neutral werden die Sachverhalte geschildert, aber beim Lesen kann einem einfach nur Übel werden. Nicht jeder Kindesmissbrauch, nicht jede Selbstverletzung, nicht jede Tierquälerei widerstoßen gegen HEXAs Richtlinien und bleiben deshalb stehen. Hier fand ich die Ähnlichkeit zur Realität einfach erschreckend und beängstigend, schließlich haben sich vermutlich die meisten schon einmal gewundert, wie bestimmte Beiträge eben nicht entfernt werden. Weil sie angeblich gegen keine Richtlinien verstoßen. Moralisch nachvollziehbar ist das nicht.
Nicht nur die psychischen Auswirkungen auf Kayleigh und ihre Freund*innen werden geschildert, sondern auch wie sich ihr eigenes Verständnis von Moral und Wahrheiten verschiebt und sich teilweise tiefe Gräben zwischen ihnen bilden.
Sprachlich sehr angenehm, es wird nicht zu viel und nicht zu wenig geschildert. Es wird möglichst neutral gehalten und manche Grausamkeiten offenbaren sich nur andeutungsweise in Nebensätzen.
Cover zwar schön und auch ansprechend, jedoch macht all das nicht deutlich um welche Abgründe sich dieses Buch dreht. Ich glaube man sollte sich die Lektüre je nach mentaler Verfassung gut überlegen.
Ich bin fasziniert, wie man mit einem so kurzen Text so eine packende Situation beschreiben kann und dass dieses Buch mich definitiv mehr bewegt hat als manch anderer umfangreicher Roman.

Bewertung vom 16.10.2022
Unsre verschwundenen Herzen
Ng, Celeste

Unsre verschwundenen Herzen


gut

hatte mehr erwartet

Worum geht es?
Um Bird, der bei seinem Vater lebt. Dessen Mutter fort gegangen ist. Und von der er nun Briefe erhält.

Worum geht es wirklich?
Rassismus, Hoffnung und Schuld

Lesenswert?
Nein, ich wurde enttäuscht. Mein erstes Buch der Autorin und ich war sehr gespannt und hatte auch hohe Erwartungen.
Der Schreibstil ist prinzipiell angenehm und gut zu lesen, dennoch war gerade der Einstieg eher beschwerlich und konnte mich absolut nicht fesseln. Es hat mich schlicht nicht interessiert, was auf den Seiten passiert.
Es ist die Rede von der unendlichen Mutterliebe, aber auch diesen Aspekt konnte ich nicht greifen. Viel interessanter und dann zunehmend auch beängstigender fand ich eine Welt, die zeigt, wozu Rassismus führen kann. Ausgrenzung, Begrenzung, Entscheidungen über ganze Familien werden getroffen. Dieser Teil war bewegend und hat mich dem Buch wieder näher geführt.
Die Figuren waren alle nicht richtig greifbar, ihr Handeln war oft nicht klar und dann eher einseitig. Gerade bei den Nebenfiguren habe ich das öfters nicht verstanden und mich eher wie in einem Märchen gefühlt, wo ihre ganze Aufgabe nur aus der Begleitung der Hauptfigur besteht.
Schade, dass das Buch nicht nachwirkt, dass es nichts ausgelöst hat.
Und auf der anderen Seite hat es mir sehr gut aufgezeigt, warum man gegen Ausgrenzung aufstehen sollte, warum man solche Abläufe verhindern muss. Wozu es führen kann, wenn wir bestimmte Menschengruppen diskriminieren und uns über sie stellen.
Ob das das Ziel dieses Buches war, weiß ich nicht. Aber es ist der Grund, warum ich es weiter gelesen habe und nicht komplett enttäuscht bin.

Bewertung vom 18.09.2022
SCHNEE
Sigurdardóttir, Yrsa

SCHNEE


sehr gut

unheimlich

Worum geht es?
Im Schnee wird eine frische Leiche gefunden, Suchkräfte sind unterwegs. Zeitgleich erfährt man, wie sich eine Reisegruppe in der Woche zuvor auf den Weg in die Schneeebene macht. Nur ein kurzer Ausflug, nichts sollte passieren.

Worum geht es wirklich?
Kälte, Angst und Flucht

Lesenswert?
Ja, habe ich innerhalb kürzester Zeit durchgelesen! Beim Lesen folgt man mehreren Erzählsträngen, welche zu unterschiedlichen Zeiten spielen. Nach und nach formt sich so ein Bild, was im eisigen weißen Schnee wirklich passiert ist. Und ich kann nur sagen: Es wird gruselig. Beim Lesen hatte ich Gänsehaut, die abendliche Lektüre war nur in einem gut beleuchteten Raum möglich. Ich hätte nicht erwartet, wie beängstigend Schnee und seine Geräusche sein können.
An einigen Stellen kam mir die Geschichte (zu) konstruiert zu, aber ansonsten hat sie alles geliefert, was ich mir von einem neuen Stand-Alone-Thriller aus der Feder der Autorin erwartet habe: Geheimnisse, Grusel, unheimliche Atmosphäre. Immer wieder aufatmen, dass bestimmte Situationen doch noch gut gegangen sind. Alles kam mir sehr bildlich und realistisch dargestellt vor und ich konnte es mir einfach so gut vorstellen!
Die Personen waren eher schwer zu greifen und nachzuvollziehen, aber irgendwie hat alles zueinander gepasst.
Die Mischung aus unheimlichen Vorkommnissen und real erklärbaren Phänomenen habe ich als spannend und gut lesbar empfunden.
Generell gefällt mir Schreibstil, Setting und auch die Art des Handlungsaufbaus sehr.
Des weiteren positiv ist auf jeden Fall das toller Cover, was farblich so im Gegensatz zum Schnee steht. Aber eine Nacht auf Island ist nun einmal schwarz, dunkel und sehr lang. Wenn da nur das Knirschen im Schnee nicht wäre…