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Benutzername: 
Jasminh86
Wohnort: 
Wuppertal

Bewertungen

Insgesamt 435 Bewertungen
Bewertung vom 12.11.2021
Herzschlag des Bösen
Soeder, Matthias

Herzschlag des Bösen


ausgezeichnet

Ein gelungener perfider, geheimnisvoller und brutaler Thriller mit hoher Spannung!

Am 7. Juli 2021 ist der Thriller "Herzschlag des Bösen" von Matthias Soeder im Mainbook-Verlag erschienen. Von der Fliegerei zum Thrillerautor, Matthias Soeder hat den Pilotensessel gegen den Schreibtisch eingetauscht, was eine hervorragende Idee war. Denn in diesem Thriller hat der Autor seine beruflichen Erfahrungen eingebaut, sodass ihm sein Thriller rundum gelungen ist. Hiermit beweist er ausserdem, dass er nicht nur Herr der Lüfte ist und das Fliegen eines Flugzeugs drauf hat. Sein Thriller hat mich von Anfang an in den Bann gezogen, denn seine komplexe Geschichte hat mir spannende Lesestunden beschert. Ich hatte regelmässige Gänsehautmomente, da mich die Handlung wahnsinnig gepackt hat. Hier kamen die Abgründe der Seele eines kranken Serienmörders so dermaßen gut rüber, sodass mir das Gesamtpaket atemberaubende und geniale Nervenkitzel bis zur letzten Seite geboten haben. Der Showdown hat mich mit offenen Fragen hinterlassen, weshalb ich nicht drum herumkommen werde, die Fortsetzung zu lesen. Das offene Ende macht neugierig, denn ich muss unbedingt wissen, wie es mit dem Psychopathen Igor Poljakow weitergeht. Auch wie es genau zu diesem Schluss gekommen ist, ist mir nicht ganz klar geworden. Deshalb muss ich mich leider bis Januar gedulden.

Die Handlung ist perfide und dank geschickten Verwirrungen gut durchdacht. In dieser Handlung tun sich Abgründe auf, die nichts für schwache Nerven sind. Ich wurde atemlos durch eine Katastrophe nach der anderen gehetzt. Besonders die gestörte Seele vom Protagonisten Igor Poljakow, der ein intelligenter und brutaler Auftragsmörder ist. Dieser Psychopath ist wegen seiner vorhandenen Intelligenz umso gefährlicher. Durch psychotische Phasen kann er irgendwann nicht mehr zwischen Realität und Wahnsinn unterscheiden, in einer tiefsitzenden Psychose wird er zu einer tickenden Zeitbombe. Seine Psyche wird schonungslos offenbart, die Mischung aus seiner Intelligenz und dem Wahnsinn macht ihn zu einem gefährlichen und eiskalten Charakter. Seine Gedanken und Handlungen wurden sehr deutlich, worüber ich oft nur mit dem Kopf schütteln konnte. Seine Morde werden zwar nicht detailliert beschrieben und teilweise nur angedeutet, aber es hat gereicht, dass ich mir meine eigenen Bilder machen konnte. Seine Träume und Illusionen, von denen er regelmäßig heimgesucht wurde, haben mir einen Gänsehautmoment nach dem anderen beschert. Igor glaubt, sich an seine Kindheit als Johannes zu erinnern, die vor 400 Jahren stattgefunden hat. Dort ist er brutal von einem zuerst geglaubten Mönch zu Tode gefoltert worden und ist in der Gegenwart überzeugt, dass diese Kinderseele weiter in seinem Körper wohnt. In Hanna Engels erkennt er durch einen Fernsehbericht plötzlich eine Nonne anstatt einen Mönch aus dem Jahre 1628 wieder, die sein Leben damals beendet hat. Ihre grausame und abartige Folterei, die ebenfalls detailliert in Rückblenden beschrieben wurde, macht ihn wahnsinnig und seine Rache wird zu seinem Lebensinhalt. Er dreht ab da völlig durch und seine Wahnvorstellungen haben den absoluten Höhepunkt erreicht. Die perfide und getarnte Jagd nach Hanna nimmt seinen Lauf, mit ungeahnten Folgen.

Der Autor verbindet mehrere Handlungsstränge, die am Anfang nicht den Anschein machen zusammenzuhören, geschickt miteinander. Die Verbindungen und Zusammenhänge haben mir unheimlich gut gefallen und ich wurde mit Wendungen überrascht, mit denen ich überhaupt nicht gerechnet habe. Dieser Punkt macht diesen Thriller unter anderem so großartig. Man bekommt so auch die Möglichkeit, mitzurätseln um auf Zusammenhänge zu kommen. Besonders ein Strang, der am Anfang für das nackte Grauen gesorgt hat. Schreckliche, brutale, verstörende und leider auch realistische Geschehnisse aus Nigeria waren nicht leicht zu verdauen. Was die Protagonistin Hanna, die dort über die Rebellen berichtet wollte, durchgemacht hat, war die Hölle. Die Höllenseite wu

Bewertung vom 10.11.2021
Sing mit dem Rentier
Brosche, Heidemarie

Sing mit dem Rentier


sehr gut

Ein schönes und winterliches Mitmachabenteuer!

"Sing mit dem Rentier: Ein winterliches Mitmachabenteuer" von Heidemarie Brosche ist ein Mitmachbuch zum Vorlesen, welches für Kinder ab drei Jahren geeignet ist. Das kreative Bilderbuch ist am 15.10.2021 im mvg-Verlag (Münchner Verlagsgruppe GmbH) erschienen und enthält eine liebevolle Geschichte mit witzigen Einfällen. Hier ist nicht nur gespanntes Zuhören angesagt, denn Kinder dürfen bei der Suche nach dem allerschönsten Baum aktiv teilhaben, wovon das Rentier im Schlaf träumt. Jede Doppelseite enthält eine neue Aufgabe, die die Kinder erfüllen können, um dem Rentier bei seiner Suche zu helfen. Der winterliche Vorlesespass macht nicht nur viel Freude, sondern lässt auch gleichzeitig die Vorfreude auf Weihnachten steigern.

Die einfallsreiche Geschichte regt die Fantasie an. Auf jeder zweiten Doppelseite befindet sich ein kurzer, einfacher und leicht verständlicher Doppelsatz, der sich reimt. Etwas abseits stehen die Aufgaben, die zu erledigen sind: zum Beispiel soll das Kind, während das Rentier schläft und träumt, das Bett sanft anschubsen, indem es das Buch hin und her schaukelt. Damit dem Rentier während des Gähnens nicht die Spinne in den Mund reinkrabbelt, wird schnell die Hand auf sein Mund gelegt. Außerdem werden die kleinen Zuhörer aufgefordert, verschiedene Dinge mit dem Finger zu zeigen oder nachzufahren. Das Buch kann gedreht werden, um dem Rentier weiterhin den richtigen Weg zu zeigen. Es darf geschüttelt, gehüpft, gepustet, gefüttert werden und auch Anweisungen dürfen gegeben werden. Diese vielfältigen Aufgaben machen auf jeden Fall viel Spaß und helfen, motorische Fähigkeiten auszubauen.

Die detaillierten Illustrationen von Jana Moskito sind liebevoll und winterlich gestaltet. Gegen Ende werden sie leicht weihnachtlich, wenn der erträumte Tannenbaum endlich mithilfe des fleißigen Kindes gefunden wird. Dann darf auch mit dem Rentier gesungen werden. Anhand des Titels habe ich mehrere Gelegenheiten zum Mitsingen erwartet. Dass dies nur am Ende verlangt wird, hat mich etwas enttäuscht. Deshalb finde ich den Titel irreführend, "Such mit dem Rentier" hätte meiner Meinung besser gepasst. Insgesamt ist das große Buch robust, welches rasante Fahrten durch den schneebedeckten Wald gut aushält. Mittlerweile weiß meine Tochter genau, wann sie welche Aufgabe erfüllen muss, sodass sie sich auch mal ganz gerne alleine mit dem Buch beschäftigt.

Bewertung vom 06.11.2021
Gefährliche Angst
Reinhardt, Andrea

Gefährliche Angst


sehr gut

Ein interessanter Thriller mit einer mittelmäßigen Spannung!

Sie begeben sich in die neueste Forschung, um ihre Albträume loszuwerden. Doch sie wissen nicht, dass damit ihr größter Albtraum erst beginnt. Ein perfider Plan, der aus Wut, Rache, Liebe und Verzweiflung entsteht, fordert viele Opfer. Kommissar Marcel Schweißer und sein Partner Konrad Malter stehen vor einem großen Rätsel, als sie Leichen finden, die merkwürdig drapiert wurden. Was will der Täter mit dieser Inszenierung sagen? Je näher Marcel Schweißer dem Rätsel kommt, desto mehr gerät er selbst in Gefahr.


"Gefährliche Angst" von Andrea Reinhardt ist ein Thriller, der am 27.07.2021 im Kampenwand-Verlag erschienen ist und wo die schlimmsten Alpträume wahr werden. Dies ist der zweite Band der Kommissar Marcel Schweißer-Reihe, den Vorgängerband kenne ich nicht. Trotzdem konnte ich diesen Thriller gut ohne Vorkenntnisse lesen, obwohl es einige Andeutungen gab, die mit dem Vorgänger zu tun hatten. Warum Marcel Schweißer permanent gestresst war und warum er oft nicht ganz bei sich war, wurde für mich leider nicht sehr deutlich, da sein jetziges Verhalten viel mit seinem vorherigen Fall zu tun hat. Aber genau dieses Verhalten machte diesen Protagonisten so authentisch, denn als Kriminalkommissar hat man ja regelmäßig mit den abartigsten Abgründen der Menschheit zu tun, die nicht spurlos an einem vorbeigehen. Auch dieser Fall fordert ein starkes Nervenkostüm, da rund um Koblenz Leichen gefunden werden, dessen Drapierungen und Tötungsweisen die Ermittler vor ein Rätsel stellen.

Kurz bevor Marcel Schweißer wieder ermitteln muss, erfährt er, dass seine Schwester, die frisch Mutter geworden ist, ihren um einiges älteren Lebensgefährten heiratet. Da sie durch einen Unfall ein Bein verlor und psychisch angeschlagen ist, scheint sie endlich glücklich zu sein und sie wünscht sich nichts mehr, als Marcel als Trauzeugen zu haben. Denn durch seinen Job hat er seine Schwester oft vernachlässigt. Er verspricht, in Zukunft mehr für seine Schwester und seiner frisch geschlüpften Nichte da zu sein, gleichzeitig ist er auf dem Weg, sich zu verlieben. Doch sein Vorhaben wird von einem perfiden Täter, der sich als Forscher herausstellt, gestört. Der Unbekannte missbraucht die Ängste seine Opfer für seinen perfiden und grausamen Plan, der aus Wut, Verzweiflung und Liebe entstand. Denn um ihre bösen Träume loszuwerden, lassen sich hoffnungsvolle Menschen auf eine neue Methode ein und begeben sich dafür freiwillig in ein Schlaflabor in die neueste versprochene Forschung. Was sie nicht wissen ist, dass damit erst ihr größter Albtraum beginnt. Marcel Schweißer kommt dem Täter gefährlich nah und erlebt hautnah die perfiden Fantasien, mit denen er nicht gerechnet hat. Ab da beginnt auch für ihn sein schlimmster Albtraum...

Das Cover präsentiert den spannenden Prolog, welches perfekt zu dieser grausamen Handlung passt. Ein Opfer in einem lila Seidenkleid hat mich auf ihre Verfolgungsjagd mitgenommen, dessen Angst ich richtig spüren konnte. Auch der Täter meldet sich hier das erste Mal zu Wort und ich habe mich auf einen rasanten und spannungsgeladenen Thriller gefreut. Der Spannungsbogen war für mich nicht konstant vorhanden, oft ist er wegen langatmige, irrelevante Dialoge abgerutscht. Die privaten Probleme zwischen Schweißer und seiner Schwester kamen regelmäßig vor, von denen ich irgendwann genug hatte. Denn die Dialoge zwischen den beiden waren fast immer gleich und haben den Fall in den Hintergrund gedrängt.

Ich habe den Thriller als E-Book in mobi-Format gelesen. Oft hatte ich Schwierigkeiten, die Dialoge während eines Gesprächs den richtigen Protagonisten zuzuordnen, da es in den Kapiteln meistens durchgehende Texte mit nur wenigen Absätzen gab. Dies fand ich etwas nervig und hat den Lesespaß oft gestört. Auch, weil sich in regelmäßigen Abständen Rechtschreibfehler eingeschlichen haben.

Der Plot ist interessant und relativ gut umgesetzt. Die Handlung fand ich jedoch sehr v

Bewertung vom 05.11.2021
Wir oder ihr / Forever, Ida Bd.2
Pohl, Alex

Wir oder ihr / Forever, Ida Bd.2


ausgezeichnet

"Forever, Ida - Wir oder ihr" ist der zweite Band der Forever-Ida-Reihe von Alex Pohl, der am 11. Oktober 2021 im cbt-Verlag erschienen ist. Auf diesen Jugendkrimi haben meine Tochter und ich hingefiebert, da uns der erste Band "Forever, Ida – Und raus bist du" schon unheimlich gut gefallen hat. Dass es in der Reihe noch einen dritten Band geben wird, der am 9. Mai 2022 erscheint, freut uns riesig, denn Adi und ihre Freunde haben uns erneut wahnsinnig gut unterhalten. Diese Geschichte enthält spannende Krimielemente, die für Jugendliche ab 14 Jahren geeignet sind.

Adi (Adriana) kommt ursprünglich aus Bremen und ist mitten im Schuljahr nach Sonderberg gezogen, um ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen. Nachdem sie im ersten Band gezeigt hat, was in ihr steckt, indem sie kriminalistisches Gespür gezeigt hat, ist sie an ihrer neuen Schule richtig beliebt. Sie kämpft für Gerechtigkeit und geht Dingen auf den Grund, die sie einfach nicht ignorieren kann. Außerdem hat sie Freunde gefunden, ist beliebt und sie blickt positiv in die Zukunft. Doch als sie plötzlich wieder seltsame Nachrichten von ihrem Stalker auf ihrem Smartphone erhält, wird sie von ihrer Vergangenheit eingeholt. Gleichzeitig läuft nachts ein Randalierer in Sonderberg herum, der Autos demoliert. Durch unüberlegtes Handeln gerät Kris in Verdacht, im Endeffekt ist die ganze Schule von seiner Schuld überzeugt. Denn in seinem Schulspind macht der Direktor eine Entdeckung, die keine Zweifel mehr übrig lassen und Kris in keinem guten Licht dastehen lässt. Doch was der wahre Grund für sein Geheimnis ist, kommt nach und nach ans Licht. Adi erfährt Dinge, die sie nicht zulassen kann. Deshalb beweist sie erneut ihr kriminalistisches Gespür, um eine schreckliche Sache aufzuklären.

In diesem Band erfuhr ich mehr über Ida. Was sie für Adi bedeutet und wie sie ihr in schwierigen Situationen geholfen hat. Deshalb schreibt Adi regelmäßig Briefe an Ida, weil es ihr hilft, das Geschehen aus der Vergangenheit zu verarbeiten. Denn als sie in Bremen auf schlimme Weise gemobbt wurde, war Ida ihr Fels in der Brandung. Adi ist ein unheimlich sympathisches Mädchen, dessen Charakter unheimlich stark ist. Ich mag ihre Art, denn sie ist freundlich und hilfsbereit. Für ihre Freunde ist sie immer da und bereit, alles zu tun, was ich auch in dieser Geschichte sehr stark gemerkt habe. Kris ist ein schüchterner Außenseiter in der Schule, der das Haus nie ohne seine digitale Kamera verlässt und als Nerd abgestempelt wird. Er sammelt Geheimnisse, die er heimlich fotografiert und archiviert. Doch dass er diesmal in den Fokus der Ermittlungen gerät, hat viel zur Spannung beigetragen. Denn Kris lüftet ein Geheimnis, worüber ich sehr schockiert war. Wie sich nach und nach ein riesengroßes Missverständnis aufklärt hat mir gut gefallen, denn die Handlung ist gut durchdacht und geschickt aufgebaut.

Der moderne Schreibstil ist vielfältig, locker, unterhaltsam, authentisch und für die heutige Jugend perfekt getroffen. Es wird wieder aus verschiedenen Ich-Erzählperspektive der Schüler geschrieben, sodass ich die Protagonisten gut verstehen und dessen Gedanken und Handlungen nachvollziehen konnte. Verschiedene, kurze Gesprächsprotokolle wurden zwischendurch eingeblendet, wo Schüler zu den Vorkommnissen befragt wurden. Langweile kennt die Geschichte überhaupt nicht, denn es gibt keine langatmigen Stellen. Die Handlung ist rasant, die leichte Spannung sorgt für einen schnellen Lesefluss. Die kurzen Kapitel sind leicht und verständlich zu lesen, die Protagonisten sind unheimlich gut ausgearbeitet. Sie werden mit ihren Ecken und Kanten sehr authentisch rübergebracht.

Wie wichtig Freundschaft und Zusammenhalt sind, wurde sehr deutlich. Vorurteile und Mobbing sind ebenfalls Themen, die gut eingearbeitet wurden und vor Augen halten, wie wichtig es ist, Freunde zu haben. Freunde, denen man vertrauen kann, egal in welcher Situation man steckt. Denn dieser Zusammenhalt ist wichtig, um gemeinsam zu wachsen. W

Bewertung vom 01.11.2021
Eifersucht
Nesbø, Jo

Eifersucht


gut

Sieben skandinavische Noir-Kurzgeschichten, die mich nicht alle überzeugen konnten!

"Eifersucht" von Jo Nesbø enthält sieben skandinavische Noir-Kurzgeschichten, die alle das Motiv Eifersucht durchleuchten. Jede Geschichte offenbart eine skurrile Handlung, die bis auf eine, in der Ich-Erzählperspektive geschrieben wurde. Das Buch ist am 1. November 2021 im Ullstein-Verlag erschienen, welches mein erstes Buch des Autors war. Das Hardcover enthält einen blauen Buchschnitt, was sehr gut zum Cover passt und mir, obwohl es relativ schlicht gehalten ist, ebenfalls super gefällt.

Zum Inhalt: Sieben Storys - ein Motiv!
Der Athener Ermittler Nikos Balli, ein Spezialist für das Mord-Motiv Eifersucht, ist seit dem Verlust seiner großen Liebe ein Getriebener. Auf der Insel Kalymnos soll er einen Vermissten finden, Julian. Er und sein Zwillingsbruder Franz waren in dieselbe Frau verliebt, Helena, Tochter eines Gastwirts der Insel. Es kam zum Streit, und seitdem hat man Julian nicht mehr gesehen. Sein Handtuch wurde am Strand gefunden, ist der junge Mann beim morgendlichen Schwimmen ertrunken? Balli ermittelt und stößt auf immer mehr Beweise, dass Franz seinen Bruder ermordet hat – aber dann wird Julian gefunden, gefesselt und entkräftet in einer Höhle. Doch wo ist Franz? Balli muss all sein Gespür aufbringen, seine eigene schmerzvolle Erfahrung, um den Kampf der Zwillinge um Helena zu stoppen ...

Die längste Geschichte um den Ermittler Nikos Balli, die den Titel "Eifersucht" trägt, ist die längste von allen, die mir zugleich auch am besten gefallen hat. Hier haben mich ständig überraschende und unvorhersehbare Wendungen erwartet, insgesamt hat mich diese Eifersuchts-Story richtig gefesselt und gepackt. Der Autor hat mich gut durchdacht und geschickt durch die Handlung getrieben. Balli, der sich auf Kalymnos in einem Netz aus Lügen, Intrigen und Geheimnissen befindet, hat mich spannend unterhalten. Was anfänglich nur nach einer Suche eines Vermissten aussieht, lässt Ballis' Vergangenheit allmählich wieder hochkommen, die nach und nach eine erschreckende Wahrheit ans Tageslicht bringt. Ein Ermittler, der Täter versteht, wenn es um starke Gefühle der Eifersucht geht. Alle sieben Erzählungen sind auf jeden Fall atmosphärisch und psychologisch nachvollziehbar, dramatische Entwicklung kommen hier nicht zu kurz.

Dass Eifersucht verschiedene Gefühle erwecken kann, wurde in allen Geschichten sehr deutlich. Doch wie es so weit kam, dass sie sogar tödlich sein können, konnte ich aus jeder Handlung herauslesen. Jede Geschichte endet mit einer verständlichen Pointe, die mit dem Motiv Eifersucht übereinstimmen. Leider haben mich nur vier der sieben Kurzgeschichten wirklich angesprochen. Der Schreibstil des Autors ist zwar gut lesbar, manche Eifersuchtsgeschichten konnten mich leider überhaupt nicht fesseln. Einiges kam mir viel zu langatmig vor und der Autor hat viel um den heißen Brei herumgeredet. Mir wäre es lieber gewesen, wenn er in einigen Situationen schneller auf den Punkt gekommen wäre. Obwohl es sich um Kurzgeschichten handelt, hat sich manches deshalb wie Kaugummi in die Länge gezogen. Besonders die, wo es um einen Autor geht, ist mir diese Langatmigkeit besonders stark aufgefallen. Der Fall von Nikos Balli ist länger als der Rest, insgesamt teilen sich die sieben Geschichten 272 Seiten. Da mich nicht alle Geschichten gepackt haben, vergebe ich drei Sterne!

Bewertung vom 31.10.2021
Wahre Verbrechen
Brand, Christine

Wahre Verbrechen


ausgezeichnet

Spannende und echte Kriminalfälle in Kurzform haben mich in "Wahre Verbrechen - Die dramatischsten Fälle einer Gerichtsreporterin" von Christine Brand schockiert und gleichzeitig auch mitgenommen. Sechs True Crime-Fälle, die von der Autorin sachlich und neutral geschildert wurden und wirklich unter die Haut gehen, sind am 27. September 2021 im Blanvalet-Verlag erschienen. Ich habe in jeder grausamen Geschichte gemerkt, wie es der Gerichtsreporterin mehr um die Geschichten hinter den Menschen geht, als um die juristische Beurteilung eines Delikts. Unglaubliche, dramatische und schockierende Geschichten, die mitten aus dem Leben entstanden sind und nicht nur die Justiz vor Herausforderungen gestellt hat. Grausame Verbrechen, die schonungslos und offen die Schattenseiten unserer Gesellschaft zeigen. Denn es muss nicht immer ein kranker und wahnsinniger Psychopath sein, der wahllos mordet. Christine Brand hat sechs Kriminalfälle, unter anderem auch aus der Schweiz, niedergeschrieben, dessen Mörder nicht zu erahnen waren. Dass das Böse direkt nebenan wohnt und manchmal viel näher ist als man denkt, damit hat keiner gerechnet. Erst recht nicht die hier erwähnten Opfer.

Christine Brand lebt in Zürich, weshalb auch Fälle aus der Schweiz mit dabei sind. Ich erhielt unter anderem interessante Einblicke aus den Ermittlungsarbeiten der Schweizer Polizei. Wie sie bei sehr kniffligen und komplexen Fällen vorgehen, hat mich auf der einen Seite etwas verwirrt, jedoch kann ich im Nachhinein nachvollziehen, warum dort andere Gesetze herrschen, um Täter vor der Gesellschaft zu schützen. Ein Fall, bei dem es um eine hingerichtete Frau geht, fand ich besonders interessant. Denn ein Familienvater wurde nicht nur lange Zeit beschattet, auch wurden verdeckte Ermittler beauftragt, den vermutlichen Täter auf einer skurrilen Weise die Wahrheit zu entlocken. Auch der schreckliche Fall um den größten Serienmörder der deutschen Nachkriegszeit Niels Högel hat mich sprachlos zurückgelassen. Er war von 1999 bis Mitte 2005 als Krankenpfleger in Krankenhäusern in Oldenburg und Delmenhorst tätig, wo er dort zahlreiche Morde beging, die vermutlich die größte Mordserie in der bundesdeutschen Kriminalgeschichte darstellen. Insgesamt leiteten die Behörden in 332 Fällen Ermittlungsverfahren wegen Mordverdachts ein. Obwohl ich diesen Fall aus den Medien kenne, hat mich dieses Verbrechen erneut geschockt.

Durch den flüssigen, klaren und authentischen Schreibstil konnte ich die Handlungen der Täter bildlich nachverfolgen und war erschüttert über die Tathergänge, dessen Motive und Verteidigungen. Die scheußlichen Fälle wurden nicht nur detailliert beschrieben, auch hatte ich zahlreiche Einblicke in den Ermittlungen und Gerichtsverhandlungen, um das Strafmaß nachvollziehen zu können. Einsichten aus Akten und Aussagen von Zeugen und den Tätern selbst haben dazu beigetragen, dass ich gedanklich in den Gerichtsverhandlungen mit dabei war. Die Autorin hat ihre Meinung zu den verschiedenen Taten sachlich und neutral beigetragen, sodass sie diese unbegreiflichen Taten nicht zu nah an sich herangelassen hat. Sie erzählt wahrheitsgemäß und frei von jeglicher Sensationsgier über den jeweiligen echten Kriminalfall. Es werden nur die wichtigsten Fakten genannt und obwohl ich über viele Details informiert wurde, gab es keine langatmigen Beschreibungen, sodass es zu keiner Zeit langweilig wurde. Außerdem erhielt ich interessante Fakten zur Kindheit und andere Hintergrundinformationen über die Täter.

Es gab während des Lesens ein ständiges auf und ab der Gefühlswelt, da sich bei mir Wut, Unverständnis und Mitgefühl abgewechselt haben. Ich war gefesselt und fassungslos, konnte die hier geschilderten Taten in keinster Weise nachvollziehen und verstehen. Denn mit diesen schrecklichen Handlungen wurde mir vor Augen geführt, dass die menschliche Natur abgrundtief böse sein kann und von jetzt auf gleich unschuldige Menschen aus nicht nachvollziehbaren Gründen auslöschen kann. Unsche

Bewertung vom 26.10.2021
Nur das Böse
Zan, Koethi

Nur das Böse


ausgezeichnet

Wenn in einem Sumpf aus Wahn, Abhängigkeit und Hörigkeit Opfer zu Täter werden!

"Nur das Böse" von Koethi Zan ist ein Thriller, der am 29.09.2021 im Fischer-Verlag erschienen ist und seinem Titel wirklich gerecht wird. Denn diese böse Handlung offenbart Abgründe, die zutiefst erschreckend und verstörend sind. Eine Entführung, die sich zu einem verheerenden Psychospiel entwickelt und mich immer wieder mit neuen unvorhersehbaren Entwicklungen überrascht hat. Dieser Psychothriller ist packend, spannend, gut durchdacht, verstörend und einfach nur abgrundtief böse. Der Psychothriller wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, was mir sehr gut gefallen hat. So wurde die Spannung immer weiter in die Höhe getrieben: Julie, die aus gutem Hause stammt und dessen Leben bis zu ihrer Entführung wie im Bilderbuch verlief. Sie kennt keinen Kummer und keine Sorgen, alles lief perfekt, bis sie in der Kammer des Schreckens aufwacht. Obwohl sie sich über ihr perfektes Leben vorher keine großen Gedanken gemacht hat, gibt das Ehepaar James und Cora ihr nun ausreichend Zeit, dies zu tun. Sie wird wie ein Tier gefangen, anfangs von James brutal und mehrfach vergewaltigt - mit verheerenden Folgen. Regelmäßig wird sie misshandelt und auf eine verstörende Art gedemütigt. Obwohl Julie zwischendurch die Hoffnung verliert, wird sie dann doch noch von neue Lebensgeister geweckt. Hauptsächlich kümmert sich Cora um Julie und sie genießt es, Macht über sie zu haben. Immer wieder versucht Julie, Cora zur Vernunft zu bringen und doch noch einen Funken Menschlichkeit in Cora zu finden. Aber dank jahrelanger Gehrirnwäsche von dem wahnhaften und äußerst gestörten James versucht sie, Julie ebenfalls auf den "richtigen" Weg zu bringen und mit ihr gemeinsam zu gehen.

Julie versucht alles, um Cora zu überzeugen, dass sie ihr vorheriges Leben bereut. Sie spielt das grausame Spiel mit und manipuliert Cora, ohne dass sie es merkt. Es entstehen Machtkämpfe zwischen den beiden, die sie körperlich und seelisch an ihre Grenzen bringen. Neben Julies' Gefangenschaft wird aus Coras' Perspektive in der Gegenwart und aus der Perspektive aus ihrer Jugend erzählt, als sie mit ihrem alkoholkranken und brutalen Vater als Laura Martin in einem Wohnwagen permanent auf der Flucht war. Der suspendierte Ermittler Adam Miller kommt hier ebenfalls zu Wort, da er seit drei Jahren auf der Suche nach Antworten und Cora ist. Er ist überzeugt, dass sie mit einem Mord, der 25 Jahre zurückliegt, zu tun hat. Sein Leben besteht aus dieser nervenaufreibendem Suche und er kommt der Wahrheit Stück für Stück gefährlich nah.

Jede Perspektive hat mir eine Menge Gänsehaut beschert, denn ich hatte tiefe Einblicke in die Gedanken der Protagonisten. Ich habe mitgelitten, mitgefiebert, Wut empfunden und ich war schockiert. Denn der detaillierte und somit bildhafte Schreibstil hat automatisch Bilder des Schreckens erzeugt. Ausserdem war er sehr flüssig zu lesen und dank kurzen, abwechslungsreichen Kapiteln hat er für einen schnellen Lesefluss gesorgt. Wie in einem Sumpf aus Wahn und absoluter Hörigkeit Opfer zu Täter werden, wurde während der Handlung zu ein nervenzerreißendes Katz und Mausspiel. Wie das Leben der damaligen Laura Stück für Stück zerstört wurde, hat die Autorin sehr gut erläutert. Obwohl ich immer wieder auf Coras' Verstand gehofft habe, war sie die ganze Zeit ein kühles Monster. Die Gehirnwäsche, die sie von James erhielt, hat sich zu tief eingenistet, sodass sie zwischen religiösem Wahn und der Realität nicht mehr unterscheiden konnte. Auch wenn sie im Verlauf einen Schritt weiter gegangen ist, konnte sie sich nicht von ihren schrecklichen Vorhaben trennen. Für Julie wird die Zeit in der Kammer immer schlimmer und als sie langsam zu Cora durchdringt weil sie erkennt, dass sie ebenfalls böse sein muss, wird ein rasantes und spannendes Finale aufgebaut. Das Ende war sehr abrupt, wo Julis' wahrer Charakter nocheinmal deutlich zur Geltung kommt.

Der Handlungsstrang aus der Vergang

Bewertung vom 25.10.2021
Du gehörst uns
Delaney, JP

Du gehörst uns


ausgezeichnet

Ein unheimlich packendes Familiendrama mit vielen unerwarteten und schockierenden Wendungen!

Dieser fesselnde Thriller "Du gehörst uns", der aus der Feder von JP Delaney stammt, ist ein unheimlich packendes, spannendes und emotionales psychologisches Werk, welches am 13. September 2021 im Penguin-Verlag erschienen ist und aus dem Englischen von Sibylle Schmidt übersetzt wurde. Dieser Albtraum, der für das Paar Pete Riley und Madelyn Wilson zur Wirklichkeit wurde, hat mich mit regelmäßig unerwarteten und überraschenden Wendungen sensationell unterhalten. Diese Geschichte, die friedlich anfängt, entwickelte sich immer mehr in ein Familiendrama, was mich als Mutter nicht kaltgelassen hat. Wie oft habe ich mir während des Lesens vorgestellt, wie ich reagieren würde, wenn es an meiner Tür klingelt und man mir mitteilt, dass ich ein falsches Kind großziehe, da zwei Säuglinge im Krankenhaus nach der Entbindung vertauscht wurden. Dieser Psychothriller spielte geschickt mit meinen Gedanken und ich hatte wirklich einiges an Kopfkino. Unzählige Gänsehautmomente haben mich heimgesucht, denn diese Handlung berührte mich zutiefst.

Der intelligente Mix aus Thriller, Drama und Psychologie kommt ohne Gewaltszenen oder Blutvergießen aus, da grausamer Psychoterror das Leben von Pete und Madelyn schleichend in den Abgrund zieht. Dieser Albtraum, der beide psychisch an ihre Grenzen bringt, wurde packend in Szene gesetzt. Ich habe mich in dessen Lage hineinversetzt und ich war empört über unzählige Lügen, Vorwürfe und Fallen, die beide über sich ergehen lassen mussten. Dem Paar wurde auf einer extrem üblen und hinterhältigen Art und Weise mitgespielt, sodass mir manchmal schon die Worte gefehlt haben. Miles Lambert, der ein Meister der Manipulation ist, hat im Laufe der Handlung sein wahres Gesicht gezeigt und es wurde sehr deutlich, wie weit er für sein leibliches Kind gehen würde. Dieser hinterhältige und extrem psychopathische Protagonist hat zwei Seiten, die abwechselnd sehr gut zur Geltung kamen. Dass bei Miles das Wohlbefinden von Theo nicht an erster Stelle steht, der bei Pete und Madelyn aufgewachsen ist und von Pete zwei Jahre lang liebevoll erzogen wurde, war mir schnell klar. Was Miles Hauptgründe waren, Theo zu "besitzen", empfand ich als empörend und abstoßend zugleich.

Pete Riley war mir sofort sympathisch und sein Job als Vollzeitpapa, den er hervorragend meistert, wird ihm im Verlauf des Sorgerechtsstreits unter anderem zum Verhängnis. Der ganze Alltag wird von ihm und seiner Lebensgefährtin analysiert und so zurecht gedreht, dass das Recht auf Miles' Seite ist. Pete und Madelyn taten mir in dieser schrecklichen Zeit unheimlich leid und ich habe richtig mit ihnen mitgelitten und auch mitgefiebert, denn sie haben sich von dem Ehepaar Lambert nicht unterkriegen lassen. Dabei kamen immer mehr Geheimnisse ans Licht, mit denen ich überhaupt nicht gerechnet habe. Auch die Tatsache und wie es dazu kam, dass zwei Säuglinge, die viel zu früh auf die Welt kamen und anschließend auf der Intensivstation vertauscht wurden, hat mir den Atem geraubt. So viele Abgründe kamen ans Licht, die zu einem unglaublichen Ende geführt haben.

Das Ende war mir leider etwas zu schnell abgefertigt, was das Geschehen vorher aber entschuldigt und ich das Ende deshalb nicht als sehr enttäuschend empfand. Der unheimlich flüssige, lockere und authentische Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Auch die kurzen Kapitel, die aus Petes' und Madelyns' Perspektive wechseln, haben für ein angenehmes Lesevergnügen gesorgt. Besonders gelungen und dazu auch noch abwechslungsreich fand ich außerdem die zahlreichen Auszüge aus vielen Chatverläufen, E-Mails, Protokolle vom Gericht/Jugendamt/Psychologen, Briefe, die zwischen Pete und Miles geschrieben worden sind und Zeugenaussagen, die regelmäßig eingefügt wurden. Dass hier ein falsches Spiel gespielt wurde, wurde immer offensichtlicher und es wurde zu keiner Zeit langweilig, im Gegenteil. Die tiefgründigen Charaktere