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Benutzername: 
bblubber
Wohnort: 
Bamberg

Bewertungen

Insgesamt 137 Bewertungen
Bewertung vom 21.08.2016
Was ich euch nicht erzählte
Ng, Celeste

Was ich euch nicht erzählte


ausgezeichnet

Es kann nichts Schlimmeres für eine Familie geben, als wenn ein Kind verschwindet. So erscheint die 16jährige Lydia morgens vor der Schule nicht zum Essen und schnell ist klar, dass etwas passiert sein muss. Schon am nächsten Tag wird ihre Leiche im Wasser gefunden. Es stellt sich die Frage, ob es wirklich Selbstmord war. Welche Gründe hätte ein junges Mädchen haben können, zu so einem endgültigen Schritt. Die Eltern glaubten alles in bester Ordnung. In der Schule war das Kind doch unauffällig, sie gab Anlass zu größten Hoffnungen für eine erfolgreiche Zukunft.

Aber gerade das könnte der Grund gewesen sein für Lydia sich umzubringen. War sie von den Wünschen und Vorstellungen ihrer Eltern überfordert? Hätte man wirklich nicht etwas merken können und müssen? Gab es Zeichen, die sie gesendet hat, Worte, die sie vorher gesprochen hatte, um ihre Verzweiflung vielleicht kund zu tun?

Die Autorin versucht die Situation der Familie aus allen Blickwinkeln zu beleuchten. Sie beschreibt das komplexe Beziehungsgeflecht der einst fünfköpfigen Familie, in dem sie jedem Familienmitglied eine eigene Stimme gibt und dadurch einige Zusammenhänge klarlegt und man langsam ein Gespür für das Leben von Lydia bekommt. Dabei ist auch interessant, dass die Familie eine amerikanische Mutter und einen japanischen Vater hat, der den Tod seiner Tochter kaum verwinden kann. Es wird auch erzählt, wie die Menschen unterschiedlich auf den Lydias Tod reagieren und jeder versucht auf seine eigene Weise mit dem Unglück umzugehen und fertig zu werden. Es fällt allen auch schwer, sich wieder ganz aufeinander einzulassen. Aber nur gemeinsam scheint es Möglich all dies zu verstehen und zu akzeptieren.

Obwohl das Buch ziemlich dünn ist, erfährt man viel über die Menschen in dieser Geschichte. Und die Autorin erzählt dem Leser am Ende, was wirklich passiert ist. Die Sprache ist knapp aber angenehm und besticht mehr durch Klarheit als durch ausschmückendes Fabulieren. Interessanter Erstling.

Bewertung vom 07.07.2016
Urs Meier
Meier, Urs;Pander, Jürgen

Urs Meier


ausgezeichnet

Natürlich bin ich ein Fußballfan und schaue die Spiele meiner Lieblingself und die der Nationalelf regelmäßig und mit Leidenschaft. Und wie Millionen andere Zuschauer auch bin ich ein Profi-Zuschauer und ein Fachmann, was Fußball betrifft. Ich erkenne wirklich JEDES Foul, bin schneller als jeder Stürmer, sicherer in der Abwehr als jeder Weltklassetorwart. Und NATÜRLICH kenne ich die Schiedsrichter und weiß ihre Leistungen richtig einzuschätzen.

Das dachte ich alles. Urs Meier und sein Buch haben mich ein bisschen aus meiner simplen Fußball-Zuschauer-Welt herausgeholt und mir einen interessanten und ungewöhnlichen Blick hinter die Kulissen dieses Fußballzirkus werfen lassen. Und das hat mir ungeheuren Spaß gemacht. Ich kannte Urs Meier ja schon als Kommentator. Es liegt nicht nur an seinem netten Schweizer Dialekt sondern an seiner ganzen Art, dass er mir schon immer sympathisch war und ich ihn für einen hervorragenden Schiedsrichter hielt. Dieser oberflächliche Eindruck wurde durch das Buch noch gefestigt.

Urs Meier erzählt aus seinem Leben, seiner Arbeit, dem Fußballgeschäft. Und er deckt wirklich alle wichtigen Bereiche ab. Sein eigener Werdegang wird ebenso genau Beschrieben, wie die Arbeit als Schiedsrichter und Moderator. Er beschreibt seine Arbeit an der Pfeife mit Hingabe und einer kleinen Prise Humor. Man erfährt oft nur Kleinigkeiten die man so nicht mal ahnte, die aber ein etwas anderes feineres Bild auf die Tätigkeit geben. Das Bewusstsein, dass ein Schiedsrichter im Profisport auch ein Hochleistungssportler ist und daneben noch einen "richtigen" Job ausüben muss, sickert durch viele der Kapitel und lässt erkennen, dass zum Schiedsrichterleben eine gehörige Portion Leidenschaft dazugehört, um all den Stress und die Anfeindungen von Fans und Sportlern zu ertragen.

Schön ist auch, dass es nicht mangelt an interessanten Anekdoten aus einem erfüllten Schiedsrichterleben und so manches Spiel ist mir sogar noch persönlich in Erinnerung. Auch das Vorwort hat mir gefallen, denn es zeigt, dass Urs Meier ein Mann ist, der weit mehr ist als der "schwarze Mann auf dem Spielfeld" der mit einer Thrillerpfeife 22 Sportler herumkommandiert.

Nicht nur für Fußballfans ein hervorragendes unterhaltsames Sachbuch zur Lieblingssportart der Deutschen und über einen interessanten Menschen.

Bewertung vom 07.07.2016
Witch Hunter Bd.1
Boecker, Virginia

Witch Hunter Bd.1


gut

Das Cover hat mir von Anfang an gut gefallen zu "Witch Hunter". So was ist natürlich wichtig, um auf ein Buch aufmerksam zu machen. Und Hexen, Hexenjäger und Zauberer.... das hörte sich auch nach meinem Beuteschema an.
Was mir gefallen hat?
Vor allem der Turn, den die Hauptperson Elisabeth durchmachen muss, war sehr unterhaltsam. Sie ist ja eigentlich, obwohl er junge 16 Jahre, eine Hexenjägerin und soll als solche den Hexen den Garaus machen. Aber durch dumme Zufälle und Rufmord gerät sie selbst in den Verdacht ebenso eine Hexe zu sein und am Ende kann sie nur einer der verhassten Zauberer, Perevil vor dem Tod retten und stellt damit ihr ganzes bisheriges Leben auf den Kopf. Das war amüsant und glaubhaft, wie Elisabeth sich erst wehrt gegen all das, wie sie die Welt nicht mehr versteht, und wie sie ganz allmählich Zutrauen zu dem Magier entwickelt und feststellt, dass vieles gelogen war, was man ihr früher über die Hexen erzählt hat und dass mehr hinter all dem steckt, als sie bisher geglaubt hat.

Was mir nicht so gefallen hat?
Der Schreibstil ist leider schon etwas sehr einfach manchmal sogar hölzern. Vor allem die Dialoge haben mir nicht immer gefallen. So was finde ich in einem Roman aber sehr wichtig. Außerdem merkt man gegen Ende, dass es sich um keinen Stand-alone-Roman handelt, denn auch wenn die Autorin versucht, ein passendes Ende für den ersten Teil zu finden, sind doch einige Fragen ungeklärt und man wird über einiges im Unklaren gehalten, was wahrscheinlich im zweiten drankommt.

Außerdem ist das Buch nicht besonders überraschend und die Charakter hätte für meinen Geschmack gerne etwas facettenreicher sein dürfen. Ganz nettes Jugendbuch, mehr aber auch nicht.

Bewertung vom 15.06.2016
Der letzte Pilger / Kommissar Tommy Bergmann Bd.1
Sveen, Gard

Der letzte Pilger / Kommissar Tommy Bergmann Bd.1


sehr gut

Gard Sveen greift in seinem kriminalistischen Erstling ein gern genommenes Thema der Norweger auf. Eine der zwei Zeitebenen spielt ab 1939 und es geht natürlich um die Nazis und ihr Regime im zweiten Weltkrieg in Norwegen. Hier ist es aber auch eine Agentenstory, denn Agnes wurde von den Britin eingeschleust, um mehr über die Deutschen Besatzer herauszufinden.

Im Jahr 2003 wird der ehemalige Widerstandskämpfer und pensionierte Minister Carl Oscar Krogh brutal in seinem Haus erstochen. Kurz davor wurde die sterblichen Überreste von drei anderen Leichen gefunden, deren Todeszeitpunkt in den 1940-Jahren sein könnte. Kommissar Bergmann vermutet bald schon einen direkten Zusammenhang zwischen den Taten und ermittelt hartnäckig und ausdauernd.

Ein norwegischer Krimiautor muss sich natürlich immer den Vergleich mit dem besten dieses Landes gefallen lassen, mit Joe Nesbo, der auch in seinen ersten Büchern über ein ähnliches Thema geschrieben hat. Auch Gard Sveen’s Held ist ein schwieriger Charakter. Er hat vor allem an seiner kaputten Beziehung zu knabbern, die er auf ziemlich rüde Weise zerstört hat. Tommy Bergmann ist noch sperriger als Harry Hole und es fiel mir etwas schwer ihn sympathisch zu finden. Allerdings ist das für die Geschichte nicht unbedingt notwendig. Es gibt andere Charakter, die diese Lücke füllen können. Vor allem die Agentin Agnes und ihre gefährliche Mission habe ich gespannt verfolgt.

Das Tempo ist im Vergleich zu Nesbo langsamer und leider fehlt dem Plot auch ein richtig überraschender Kniff, eine Volte oder Ähnliches. So was kann Nesbo definitiv besser. Aber dennoch habe ich mich über weite Strecken durchaus gut unterhalten gefühlt in dem „letzten Pilger“ und fand die Story logisch und nachvollziehbar. Vor allem, dass man sehr lange nur Vermutungen anstellen kann, wie alles zusammenhängt und erst die Auflösung ganz am Schluss alle Fragen klärt hat mir gut gefallen.

Ein guter Erstling mit Luft nach oben.

Bewertung vom 15.06.2016
Der Trick
Bergmann, Emanuel

Der Trick


sehr gut

Die Geschichte spielt in zwei Zeitebenen und hat zwei jugendliche, männliche Hauptdarsteller.

Zum einen ist da Mosche Goldenhirsch, der zum Ende des ersten Weltkrieges in Prag geboren wird. Seine Eltern sind gläubige Juden, sein Vater ist ein Rabbi, der sich sehr sorgt, dass sein Sohn den Glauben nicht richtig ernst nehmen könnte. Aber Mosche will Zauberer werden und Mentalist. Er schließ sich einem Zirkus na, um zu lernen und sich aus der engen Welt seines Vaters zu befreien.

In der nahen Gegenwart ist der Hauptprotagonist Max, dessen Eltern sich gerade trennen. Max möchte aber, dass die beiden sich wieder versöhnen. Als er von dem großen Zauberer Zabbatini hört, beschließt er diesen zu suchen und ihn zu bitten, seine Eltern mit einem Zauber und mit Magie wieder zusammenzubringen.

Diese zwei Zeitebenen bieten dem Autor die Möglichkeit, einen langen Zeitraum gesellschaftlich und menschlich aufzuarbeiten. Er schreckt dabei auch vor Judenverfolgung und KZ-Aufenthalt nicht zurück. Durch die teilweise sehr kindliche Erlebniswelt der zwei Jungen bekommt das Buch allerdings trotz aller Dramatik eine naive und unverstellte Koloratur und der Leser muss immer wieder schmunzeln und lächeln, über die Ansichten und Erkenntnisse von Max und Mosche.

Langsam steuern die zwei Handlungsstränge und die zwei „Helden“ aufeinander zu. Im letzten Abschnitt treffen sie dann aufeinander und Max versucht mit Mosches Hilfe seine Idee in die Tat umzusetzen. Mehr will ich jetzt nicht verraten.

Der Erzählstil ist gut lesbar und trotz der jugendlichen Sichtweise nicht zu einfältig und platt. Ein bisschen hat mich gestört, dass der Autor nicht immer die Handlung der Protas so beschreibt, dass ich sie ganz nachvollziehen konnte. Manchmal passieren Zufälle, die ich etwas gestellt fand. Und vor allem die Welt von Mosche wird mir zu wenig differenziert beschrieben. Ich finde Bücher in und um den zweiten Weltkrieg immer sehr interessant aber hier hat mir etwas die Intensität gefehlt. Das Berlin 1943 kam bei mir nicht an. Max in den USA passte da schon besser.
Ein interessantes Debüt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.05.2016
Das eherne Buch
Aster, Christian von

Das eherne Buch


ausgezeichnet

„Das eherne Schwert“ von Christian von Aster ist mein erstes Buch dieses Autors. Aufmerksam geworden bin ich darauf durch das wunderschöne Cover . Für einen Bücherfan und Liebhaber der Arthussaga sind eine Bibliothek und ein Schwert einfach eine magische Sache. Wie immer hat hier der Klett-Cotta-Verlag sich viel Mühe gegeben. Auch der Titel ist interessant und sagt bereits etwas über den Schreibstil des Autors aus, denn so mancher jüngerer Leser wird den Begriff ehern als eher ungewöhnlich lesen und vielleicht sogar erst mal grübelnd, was damit genau gemeint ist. Beide Deutungen – aus Erz bestehend und unbeugsam und fest – treffen auf dieses Schwert zu. Aber es ist noch viel mehr. Es ist die Manifestation all der Geschichten und Mythen des Reiches des Raben und es besitzt mehr Macht, als mancher vermutet.

Der geheim gehaltene dritte Sohn des Rabenherrschers soll dieses Schwert als Friedensgabe an den Kriegsgott überbringen und das Land damit in den Frieden führen. Aber Jaarn ist jung und braucht dringend Freunde und Helfer bei dieser schwierigen Aufgabe. Und die, die sich im schließlich zur Seite stellen, sind vielleicht nicht so, wie der Junge es erwartet hatte.

Christan von Aster pflegt einen anspruchsvollen, ausgefeilten Schreibstil. Auch gibt er seiner Geschichte streckenweise fast den Anschein eines Märchens oder einer alten Sage, die dem Leser erzählt wird. Erst nach und nach wird man gefesselt und ich habe eine Weile gebraucht, um in der Story anzukommen und mich darauf einzulassen. Die Fantasy an diesem Buch ist außer dem Schwert wohl mehr das imaginäre Reich. Es könnte auch gut als Parabel auf die Dummheit der Menschen und die Unverständlichkeit des Krieges durchgehen.

Mir hat es Spaß gemacht das Buch zu lesen. Im Gegensatz zu anderen bin ich aber der Ansicht, das Ende war runde Sache – eben weil es ein offenes war. Es war angenehm realistisch. Ich bin kein Fan von harmonischen Happy Ends und ich bräuchte auch keinen zweiten Teil, denn das Ende regt halt zum Nachdenken an und was will ein gutes Buch mehr bewirken.

Bewertung vom 24.04.2016
Alles so leicht
Haston, Meg

Alles so leicht


sehr gut

"Alles so leicht“ ist der erste Jugendroman von Meg Haston und man sollte das Alter der Zielgruppe nicht ganz aus den Augen verlieren, denn der Erzählstil ist eben für diese auch gemacht. Das Thema ist in erster Linie natürlich die Magersucht der Hauptdarstellerin Stephanie genannt Stevie. Aber da ja solche Essstörungen eigentlich immer nur Ausdruck eines anderen Problems sind, geht es in diesem Buch auch um eine Jugendliche, die von Leben arg gebeutelt wird, die viele große und kleine Verluste erleiden muss und die darüber eine Krankheit entwickelt, die sie selbst zerstören kann, wenn ihr nicht jemand hilft.

Stevie leidet darunter, dass ihre Mutter ihren Vater verlassen hat und dass der Bruder vor einem Jahr gestorben ist. Sie gibt sich selber die Schuld daran und ihr Vater, der sich nicht mehr zu helfen weiß, lässt sie in ein Therapiezentrum einweisen, wo in 3 Monaten intensiv versucht wird, ihr mit allen Mitteln zu helfen. Sie ist bereits so stark abgemagert, dass ihr Plan, in 27 Tagen „verloschen“ zu sein, durchaus möglich wäre.

Eine sehr schräge Art, sich umzubringen, finde ich. Sich tothungern mit allen Mitteln. Also ein krasses Thema und Stevie’s Meinung über das Leben und das Essen und um die Menschen um sie rum sind zuerst eigentlich nur voller Ablehnung und Verachtung. Sie verachtet sich selbst und produziert das auch auf den Rest der Welt. Dass sie Stück für Stück aus dieser depressiven Haltung raus findet hat vor allem mit ihrer neuen Therapeutin zu tun, die ihr das Gefühl vermittelt, dass sie ihr wichtig ist und dass nicht alles schlecht ist um sie herum.

Interessant fand ich auch, dass die Autorin hier aus eigenen Erfahrungen schreibt und man das Gefühl, dass Stevie hat, zwar vielleicht nicht für sich persönlich nachempfinden kann, aber es wird so gut beschrieben, dass man zumindest versteht, warum Stevie so weit gekommen ist.

Gut finde ich auch, dass die Entwicklung der Hauptdarstellerin eine durchaus positive Richtung nimmt und man merkt, dass diese Spirale der schlechten Gedanken durchbrochen werden kann. Ein Hoffnungsschimmer für den Leser.

Bewertung vom 30.03.2016
Die Suche
Louth, Nick

Die Suche


sehr gut

Die Wissenschaftlerin Erica verschwindet spurlos, kurz bevor sie mit einem neuen Impfstoff gegen Malaria an die Öffentlichkeit gehen konnte. Ihr Freund Max Carver macht sich auf die Suche nach ihr und kommt dabei einer großen und sehr gefährlichen Verschwörung auf die Spur. Irgend jemand hat den Malaria-Virus absichtlich nach Europa eingeschleppt und infiziert Unschuldige damit. Was soll damit erreicht werden? Geht es um den Verkauf eines neuen Medikamentes? Oder um Erpressung.

Endlich mal wieder ein Wissenschafts-Thriller der Spaß zu lesen macht. Das Thema ist interessant, nicht zu weit hergeholt und mit jeder Menge Fakten gewürzt ohne zu schwierig oder verkopft zu werden. Die Hauptdarsteller, vor allem Max, waren mir sympathisch und man konnte ihre Beweggründe und Gefühle gut nachvollziehen. Die Spannung steigt stetig und das Ende ist sehr unterhaltsam und schlüssig. Einziger Kritikpunkt meinerseits sind die Bösewichte, die etwas eindimensional wirken und in ihren Handlungen sehr vorhersehbar sind. Aber dafür ist der Schreibstil ansonsten angenehm zu lesen und die Story in ihrer Gesamtheit besser als der große Durchschnitt in diesem Genre.

Mir hat das Buch also gut gefallen und ich gebe eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 30.03.2016
Heimweh
Raabe, Marc

Heimweh


sehr gut

Zum Cover:
Der Einband ist gut gestaltet. Ein Hingucker durch die rote Farbe und man muss kurz überlegen, was man sieht. Eine Kiste? Einen engen Raum?

Zum Titel:
Den muss ich diesmal extra loben, denn die Zweideutigkeit wird er auf den zweiten Blick klar ist dann aber umso treffender. Oft sind die Titel ja nichtssagend oder gar irreführend. Hier aber wirklich einmal wohltuend intelligent und gut gewählt.

Zum Inhalt:
Jesse hat seine Jugend im Kinderheim verdrängt. Er arbeitet aber als Kinderarzt, eine durchaus bezeichnende Berufswahl, finde ich. Er ist geschieden und liebt seine kleine Tochter Isa über alles. Als er ihre Mutter tot auffindet und Isa verschwunden ist, macht er sich auf die Suche und gräbt dabei auch in seiner unangenehmen Vergangenheit.

Meine Meinung:
Jesse ist ein etwas sperriger Charakter aber ich glaube, dies ist auch der Tatsache geschuldet, dass er einen großen Teil seine Erinnerungen verdrängt oder vergessen hat und sich erst nach und nach im Laufe der Suche an die Erlebnisse in dem Kinderheim erinnert, in dem er aufwuchs. Als ihm klar wird, dass das Verschwinden seiner Tochter ihn genau dahin zurückführt, kommt nach und nach alles wieder hoch. Er trifft Menschen, die er längst vergessen hatte, er erfährt immer mehr über sich und was alles passiert ist und gemeinsam mit dem Leser kommt man der ganzen Geschichte und der Auflösung immer näher. Dabei wird er unter anderem von einer guten Freundin seiner Frau unterstützt und auch seine Tochter spielt eine große Rolle in diesem Buch.
Die Kapitel sind relativ kurz und die Spannung wird durch häufige Szenewechsel hoch gehalten. Ein durchaus empfehlenswerter Roman aus deutscher Feder. Mir hat als Bayern natürlich vor allem das Setting in meinem schönen Heimatland sehr gefallen