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Insgesamt 257 Bewertungen
Bewertung vom 23.07.2023
Als wir Vögel waren
Banwo, Ayanna Lloyd

Als wir Vögel waren


gut

Ayanna Lloyd Banwos Roman "Als wir Vögel waren" erschien unter der ISBN 978-3-257-07224-2 im Verlag Diogenes - natürlich wie fast immer mit einem der dort üblichen ansprechenden farbenfrohen Cover versehen - und wurde von Michaela Grabinger aus dem trinidad-kreolischen Englisch in die deutsche Sprache übersetzt.

Worum geht's?

Die Geschichte spielt in der fiktiven Stadt Port Angeles auf der karibischen Insel Trinidad, der größten Insel der kleinen Antillen.
Dort begegnen wir dem auf dem Friedhof "Fidelis" tätigen Rastafari Darwin (aus Glaubensgründen dürfte er dort eigentlich gar nicht arbeiten, aber er benötigt das Geld) und Yejide, die kürzlich ihre Mutter verlor.
Die sich langsam anbahnende Beziehung der beiden Protagonisten zeigt viele Unterschiede auf und wird gleichzeitig einfühlsam beschrieben.
(Aber)Glaube, Religion und Mythen spielen eine große Rolle, z.B. wird das Thema "Tod" in Darwins Familie tabuisiert, während Yejide Kontakt zu Gestorbenen aufnehmen kann.
Alles wirkt manchmal irgendwie verwoben und schwer erklärbar.
Die Beschreibungen sind bildhaft, aber auch Trinidads Probleme finden Erwähnung.
Es ist nicht immer einfach, sich auf das Geschehen einzulassen, vor allem für gern schnell Lesende.
Prolog und Nachwort rahmen das erzählte Geschehen gut ein.

Bewertung vom 23.07.2023
Here With Me / Die Adairs Bd.1
Young, Samantha

Here With Me / Die Adairs Bd.1


gut

Der im Harper Collins Taschenbuch Verlag unter der ISBN 978-3-365-00399-2 erschienene Liebesroman "Here with me" von Samantha Young wurde von Christian Trautmann aus dem Englischen in die deutsche Sprache übersetzt und verfügt über ein sicherlich viele Menschen ansprechendes Exterieur mit farbigem Schnitt, was mir allerdings durchaus entbehrlich erscheint.
Der Inhalt ist rasch erzählt:
Die Protagonistin Robyn erlitt in ihrem Beruf als Polizistin eine Schussverletzung und beschließt, künftig ihren Lebensunterhalt als Fotografin zu bestreiten. Zunächst möchte sie aber ihren Vater aufsuchen. Ihre Mutter und sie selbst wurden vor langer Zeit von Mac verlassen, welcher mittlerweile als Sicherheitschef des befreundeten Ex-Hollywoodstar Lachlan Adair in den schottischen Highlands in einem Luxus-Resort arbeitet. Dort treibt ein Stalker sein Unwesen.
Somit sind die Elemente "Love" & "Crime" besetzt und das Protagonistenpaar durch Adair komplettiert.
Die mit etlichen Klischees behaftete und einige Längen aufweisende Geschichte wird sehr leicht konsumierbar abwechselnd von Adair und Robyn (von ihr im Gegensatz zu ihm in der Ich-Form) erzählt.
Natürlich sind die Beiden sich zunächst spinnefeind, was ebenso natürlich im Verlauf der Handlung anders und das Ende damit vorhersehbar wird.
Allerdings dürfte der Roman damit bei Genrefans voll ins Schwarze treffen.
Die Fortsetzung mit dem Titel "Here with you" kann bereits vorbestellt werden.

Bewertung vom 22.07.2023
Refugium / Stormland Bd.1
Lindqvist, John Ajvide

Refugium / Stormland Bd.1


gut

Der im Verlag DTV unter der ISBN 9783423283649 erschienene Thriller "Refugium" von John Ajvide Lindqvist stellt den Auftakt zur großen skandinavischen "Stormland"-Trilogie dar (Bd. II "Signum", Bd. III "Elysium"), wurde aus der schwedischen von Franziska Hüther, Ricarda Essrich, Thorsten Alms und Hannes Langendörfer in die deutsche Sprache übersetzt und lässt mich ein wenig unschlüssig zurück.

Einerseits führt uns das mit einem zum düsteren Geschehen (Mord, Folter, Missbrauch) passenden Cover versehene, interessante Protagonisten aufweisende und von einigen Längen abgesehen spannend erzählte Buch bis nach Kuba und China und schafft es außerdem, die doch sehr belastende Thematik durch dezent eingefügte leicht humoristische Atempausen etwas erträglicher zu gestalten, aber...

Man mag es als Kompliment an Stieg Larssons als Milleniumstrilogie bekannt gewordene Bücher "Verblendung", "Verdammnis" und "Vergebung" (die Reihe wurde von David Lagercrantz mit den Bänden "Verschwörung", "Verfolgung" und "Vernichtung" fortgesetzt) ansehen, aber ebenso mag man es als - wenn auch geschickt eingebautes - "Abschreiben" bezeichnen:
Larssons Protagonistenduo Lisbeth Salander und Mikael Blomkvist wird in "Refugium" - wenn auch geschlechtsmäßig vertauscht - als junger Kim Ribbing und ältere Julia Malmros präsentiert.
Das Ganze wird thematisch behandelt und auf die Originalbücher Bezug genommen.

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Bewertung vom 18.07.2023
One of the Girls
Clarke, Lucy

One of the Girls


gut

Lucy Clarkes im Verlag dtv erschienener Thriller "One of the Girls - Eine von uns lügt. Eine von uns betrügt. Doch würde eine von uns TÖTEN?" wurde aus dem Englischen von Urban Hofstetter in die deutsche Sprache übersetzt.

Er handelt von Lexi, die in Ed ihren Traummann gefunden hat und nun - organisiert von Bella - gemeinsam mit ihren fünf besten Freundinnen Robyn, Fen (Bellas Partnerin), Eleanor (die zukünftige Schwägerin von Lexi) und Ana (Lexis Freundin aus dem Yogakursus) für vier Tage in einem Bungalow am Strand einer kleinen griechischen Insel zünftig ihren Junggesellinnenabschied feiern möchte.

Der abwechselnd in Normal- und in Kursivschrift erscheinende Text ist grob in Wochentage und dann in die einzelnen Protagonistinnen unterteilt und leicht konsumierbar verfasst.

Jede der Damen trägt ihr eigenes kleines Frustpäckchen mit sich und der mehr oder weniger starke Konsum alkoholischer Getränke lässt sozusagen die Verschnürungen der Päckchen zunehmend lockerer werden.

Den Spannungsaufbau kann man zwar durchaus als gelungen bezeichnen, allerdings werden mMn viele Klischees bedient.

Das passend griechisch-blau-weiss gehaltene und mit blutrotem Titel versehene Cover empfinde ich nicht gerade als "Eyecatcher".

Fazit: Ein "Kann", aber ganz bestimmt kein "Muss"!

Bewertung vom 17.07.2023
Das Café ohne Namen
Seethaler, Robert

Das Café ohne Namen


ausgezeichnet

Nach „Der Trafikant“ war dieser unter der ISBN 9783546100328 im Verlag Claassen erschienene leise, aber nichtsdestotrotz eindrucksvolle und mit einem minimalistischen Cover versehene Roman "Das Café ohne Namen" für mich das zweite Buch des österreichischen Autors Robert Seethaler.
Der stille, sympathische Protagonist Robert Simon verlor früh beide Eltern, wuchs in einem Heim für Kriegswaisen auf, lebte danach in einem Wohnheim der Volkshilfe, bis er eine Unterkunft bei der Kriegswitwe Pohl fand und schlug sich unter anderem im damals armen 2. Wiener Bezirk Leopoldstadt als Gelegenheitsarbeiter auf dem Karmelitermarkt durchs Leben.
Mitte der 60er Jahre, Robert ist mittlerweile Anfang 30, die Spuren des 2. Weltkrieges sind zwar noch spürbar, aber es herrscht Aufbruchstimmung und so ergreift auch er die Chance, einen langgehegten raum zu verwirklichen - ein eigenes kleines Café. Nix mit Sachertorte, Früchteeis, Ananas, Kirsch und Banane, nein, viel mehr dem Geschmack und dem Geldbeutel der einfachen Arbeiter entsprechend eher Schmalzstullen und Salzgurken sowie Bier, Wein, Limonade bzw. im Winter Punsch.
Gemeinsam mit seiner Angestellten Mila schuftet er hart, nimmt sich jedoch auch immer ein wenig Zeit und hat ein Ohr für die Sorgen und Nöte, Geschichten und Erlebnisse seiner Kundschaft. Somit haben wir "mitlauschenden" Leser einen Einblick in das Leben der Arbeiterschaft zu dieser Zeit.
Natürlich können diese Einblicke nicht vertieft werden, aber sie reichen mMn trotzdem aus, um dieses Buch als eine empfehlens-, kauf- und lesenswerte Milieustudie zu bezeichnen sowie mit der höchstmöglichen Bewertung zu versehen.

Bewertung vom 14.07.2023
Mieko tanzt
Miyata-Jancey, Mariko

Mieko tanzt


sehr gut

Bereits die 9 Seiten umfassende Anschau- bzw. (Vor-)Leseprobe des im Verlag limbion erschienenen und ab 3 Jahren empfohlenen Buches "Mieko tanzt" von Mariko Miyata-Jancey (Text) und Marianne Gretteberg Engedal alias Skinkeape (Illustrationen) konnte mich überzeugen.
Und das Buch enttäuschte mich dann auch nicht.
Es greift neben Ballett und Tanz wichtige Themen wie Gendern, Anderssein, Toleranz und Selbstbewusstsein auf, ganz nebenbei und sogar auf einer Seite (bedauerlicherweise fehlen hier die Seitenzahlenangaben) mit der Zeichnung eines niedlich in der Nase bohrenden kleinen Kindes *g*, also gänzlich ohne einen erhobenen Zeigefinger.
Ob die Kleinen die Problematik wirklich schon völlig begreifen können, wage ich nicht zu entscheiden, aber das werden die Vorlesenden an ihrer Reaktion ganz bestimmt erkennen.

Bewertung vom 13.07.2023
Elternhaus
Mank, Ute

Elternhaus


sehr gut

Ute Manks im Verlag dtv erschienener Roman "Elternhaus" ist eine - je nach Perspektive - erschreckend bzw. erfreulich lebensnah erzählte Familiengeschichte.

In leicht lesbarem Stil geschrieben handelt diese von den drei unterschiedlichen Schwestern Sanne, Petra und Gitti sowie deren Eltern. Die geraten langsam in ein Alter, in welchem sie den Alltagsanforderungen körperlich und geistig zunehmend weniger gewachsen sind. Die dem Elternhaus am nächsten wohnende Tochter beschließt deshalb, dass ein Umzug nun unvermeidlich ist, und leitet auch gleich alles ihrer Meinung nach erforderliche in die Wege.

In Rückblicken erfahren wir, wie die Eltern damals mit großem Einsatz das Haus selbst gebaut haben, wie die Mädchen heranwuchsen, wie es zu der Entfremdung zwischen ihnen kam, sie ihre eigenen Lebensentwürfe zu verwirklichten suchten, teilweise eine eigene Familie gründeten und inzwischen fast erwachsene Kinder haben.

Das Cover passt, Zeit- und Lokalkolorit sind gut eingefangen, die Geschichte wirkt authentisch und regt zum Nachdenken über möglicherweise ähnliche eigene Familienerlebnisse an.

Fazit:
Das Buch hat mir gefallen und ich gebe daher gerne eine Lese- bzw. Kaufempfehlung ab,

Bewertung vom 12.07.2023
Träume aus Eis
Winkler, Franziska

Träume aus Eis


gut

Der Roman "Träume aus Eis" von Franziska Winkler ist unter der ISBN 9783365002773 mit 400 Seiten im Harper Collins Taschenbuch Verlag erschienen.
Er erzählt eine am Ende der gar nicht so "Golden" Twenties in München angesiedelte fiktive Geschichte rund um eine historische Persönlichkeit namens JOsef PAnkhofer, seine Idee des JOPA-Steckerl-Eises und seine aus Frau Erna und den Töchtern Frieda und Lotte bestehende Familie.
Weder von Herrn Pankhofer noch von Steckerl-Eis (nur von "Eis am Stiel") hatte ich bisher gehört, auch sagte mir der Name der Verfasserin nichts.
Das ein vor historischem Ambiente Hand in Hand durch eine große weiße Fläche in "Steckerl-Eis"-Form laufendes, der damaligen Zeit entsprechend gekleidetes Paar zeigende Cover ist ansprechend, originell und passt zum erzählten Geschehen.
Dieses wird in jeweils mit Orts- und Zeitangaben versehenen Kapiteln mit historischem und bajuwarischem Kolorit präsentiert, wobei gelegentliche Dialektvorkommen keine größeren Probleme bereiten dürften.
Das geschäftliche (Mitbewerber, Wirtschaftskrise) sowie familiäre (beispielsweise amouröse und gesundheitliche Probleme) Auf und Ab wird insgesamt gut, wenn auch stellenweise etwas abgehackt, holprig oder vorhersehbar vermittelt.
Auch ein das Buch abrundendes Nachwort der Autorin verdient Erwähnung.
Fazit: Kein "Muss", aber durchaus als Ferienlektüre vor allem bei den momentan herrschenden sommerlichen Temperaturen geeignet.

Bewertung vom 11.07.2023
22 Bahnen
Wahl, Caroline

22 Bahnen


gut

Bereits auf der ersten Seite des im Verlag Dumont erschienenen und mit einem ansprechenden und zum erzählten Geschehen passenden Cover versehenen Debütromans "22 Bahnen" von Caroline Wahl werden mit Kölln Haferflocken, Levi‘s-Shirt/Levi’s-Schriftzug, Gut&Günstig (mehrfach), Mirácoli, Dr. Oetker Bourbon-Vanillesoße für meinen Geschmack definitiv zu viele Markennamen erwähnt.

Gespräche erfolgen nicht immer in wörtlicher Rede mit "Gänsefüßchen", sondern häufig Libretto-ähnlich wie im folgenden Zitat:
"Ursula: Ich bin ganz normal geschwommen. Wie immer entspannt Richtung Beckenrand, und auf einmal sehe ich diesen rothaarigen kleinen Bengel vor mir, wie er 3 Schritte zurückgeht, Anlauf nimmt und auf mich drauf springt. Einfach so.
Ich: Krass."

Beides gefällt mir nicht.

Abgesehen davon ist die Geschichte der hochbegabten Protagonistin Tilda, die sich in einer traurigen Wohnung in der "Fröhlichstraße" einer von ihr gehassten Kleinstadt neben ihrem Studium und Schwimmbadbesuchen um ihre jüngere Schwester Ida und oft genug auch um ihre alkoholkranke Mutter kümmern muss, auch recht deprimierend.
Diese Familien- und Milieustudie veranschaulicht, dass man versuchen kann (und sollte!), zwischen Verantwortungsbewusstsein und Entfaltungsbedürfnissen eine Balance zu finden.

Diese "Botschaft" und die Tatsache, dass es ein Erstlingswerk ist, lassen mich eine bedingte Leseempfehlung aussprechen, obwohl bedauerlicherweise nicht alles nachvollziehbar war und am Ende manche Fragen offen blieben.

Bewertung vom 11.07.2023
Die Tage in der Buchhandlung Morisaki
Yagisawa, Satoshi

Die Tage in der Buchhandlung Morisaki


sehr gut

Satoshi Yagisawas im Insel Verlag erschienener Roman "Die Tage in der Buchhandlung Morisaki" ist mit einem wunderschönen, zum erzählten Geschehen passenden und überaus farbenfrohen Cover versehen.
Seit mich vor etlichen Jahren das Buch "Sigismund Rüstig" von Frederick Marryat fand und fesselte, in welchem ein alter "Seebär" einer durch ein Schiffsunglück gemeinsam mit ihm auf eine einsame Insel verschlagenen hilflosen Passagiersfamilie nach der schweren Tagesarbeit der Erschaffung von Überlebensmöglichkeiten aus seinem abenteuerlichen Leben erzählte und im Gegenzug vom Wilhelm, dem ältesten Sohn dieser Familie, die ihm noch unbekannte Geschichte von Daniel Defoes "Robinson Crusoe" erzählt bekam, habe ich ein Faible für Romane, in denen Bücher vorkommen.
Die Geschichte der 25-jährigen Takako sprach mich daher sofort an.
Diese junge Tokioterin wähnte sich in einer glücklichen Beziehung mit einem Kollegen, bis dieser ihr eines Abends mitteilt, er werde seine langjährige Freundin, die noch dazu auch eine Kollegin ist, heiraten. Takako ist total am Boden und zieht sich völlig zurück, bis ihr nach Intervention ihrer besorgten Mutter ihr seit 10 Jahren nicht gesehener Onkel Satoru aus Jinbocho, dem berühmten "Bücherviertel" Tokios, anbietet, ihn gegen Kost und Logis für eine Weile in seinem seit 3 Generationen im Familienbesitz befindlichen Antiquariat zu unterstützen. Erst hält sich ihre Begeisterung in Grenzen, aber von irgendetwas muss sie ja leben und in ihrem bisherigen Job würde sie ständig dem Ex und seiner strahlenden Braut begegnen. Also sagt sie zu.
Langsam findet Takako Freude am Lesen und am Kontakt zu Kunden, auch die Beziehung zum Onkel wird wieder enger. Sie schöpft neue Kräfte, geht unter Menschen und zurück ins Leben. Sie hierbei zu begleiten und diese Entwicklung zu beobachten gefiel mir gut.

Die Einblicke in die japanische Kultur waren interessant, mit den japanischen Namen kam ich besser als befürchtet klar und der von Ute Enders aus dem Japanischen in die deutsche Sprache übersetzte Text ließ sich angenehm lesen.

Auf was ich hingegen hätte verzichten können, war das plötzliche Auftauchen von ihrer Tante Momoko, der Frau Satorus, welche diesen vor einiger Zeit verlassen hatte.