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LindaRabbit
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Freiburg
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Leseratte erster Klasse!

Bewertungen

Insgesamt 254 Bewertungen
Bewertung vom 13.10.2022
Den Geist aufgeben gibt's nicht! / SpooKI Bd.1
Rahlff, Ruth

Den Geist aufgeben gibt's nicht! / SpooKI Bd.1


ausgezeichnet

KI – Gespenstiges

Kleiner schwarzer Pudel, verknotetes Turnhemd, Cola über die Tastatur - SpooKI ist der Auftakt einer neuen Abenteuerserie für Jugendliche. Als absolute Neuheit - digitale Welt versus Geister, beziehungsweise miteinander, trifft es den 'Zeitgeist'. KI (künstliche Intelligenz) in der Geisterwelt.

Es geht um Robert, kein Geist (sagt er!) in einer Geisterfamilie; auch der Wolfshund "Unfug", ein Irischer Wolfshund, ist ein Geisterhund, der ständig bei ihm ist und den er zügeln muss. Robert muss sich nun mit dieser unsichtbaren Familie und der alten Villa auseinandersetzen, damit er als normaler Schüler in die Schule gehen kann.

Für seine Mitschüler ist er ein 'freak', sie verspotten und mobben ihn.
Doch dann kommt Isabella, Computerspezialistin, die seine Geisterfamilie sehen kann. Robert und sie treffen aufeinander (Robert, der weder ein Mobiltelefon noch einen Computer besitzt, vermutlich ein absolutes 'no go' in dieser Gesellschaft). Roberts unsichtbarer Großvater gewinnt bei einem Preisausschreiben ein Smartphone, Roberts Traum geht in Erfüllung. Doch so einfach ist es eben nicht mit dieser neuen Technologie...

Titelbild - wie die Drohnen da fliegen, wie ein Roboter seinen Arm ausstreckt ... echt 'spooky' und wie alle Menschenkinder gucken und ebenso die vier Geistwesen - echt 'spooky'... dazu die tolle Tapete (so richtig retro), auch 'spooky'... Doch das Aller'spookiste': das Titelbild leuchtet! Im Dunklen.

Künstliche Intelligenz und Digitalisierung und Geister, was für ein krasser Widerspruch (obwohl es doch Geisterjäger gibt, die mit KI auf Geisterjagd gehen). Der Autorin gelingt der Spagat, Kinder auf die Gefahren von KI hinzuweisen. Super!
Humorvoll, tolle Dialoge und noch tollere Illustrationen. Lesenswert!

(Und was für ein dämlicher IT Lehrer, der ständig nur englische Begriffe bringt... performt, das ist weder englisch noch deutsch... )

Bewertung vom 13.10.2022
Spekulatius, der Weihnachtsdrache rettet das Fest / Spekulatius, der Weihnachtsdrache Bd.2
Goldfarb, Tobias

Spekulatius, der Weihnachtsdrache rettet das Fest / Spekulatius, der Weihnachtsdrache Bd.2


ausgezeichnet

Ein Weihnachtsdrachen, tolle neue Idee!

Buch aufgeschlagen - da lacht mir ein lustiger Spekulatius (hm, das Gebäck mag ich auch!) entgegen mit Rentiergeweih, herzallerliebste Zeichung.

Die Zeichnungen im Buch sind sehr schön, die Geschichte heimelig... es weihnachtet sehr! Also ist die Adventszeit gerettet, jeden Tag ein Kapitelchen...

Miesmuffel! Hohle Müffelnuss! Es riecht nach Koblauch und müffelt. Und das an Weihnachten, geht nicht. Dagegen hat der kleine Golddrachen von Zimtsternchen, Pfeffernüsslein und Schokili zu erzählen (die neuen Geschwister von Spekulatius). Doch Weihnachten ist in Gefahr, die Miesmuffel sind da und die mögen Weihnachten nicht. Sie sind von der Weihnachtsinsel ausgebüxt, weil Saurer Salamander für einen Moment nicht aufgepasst hat. Jetzt geht es darum die Miesmuffel zu finden und sie davon zu überzeugen, dass Weihnachten toll ist...

Erst durch die Erzählungen von anderen erfuhr ich, dass der Autor Tobias Goldfarb viele Kinderbücher macht (Gespenster & Co.), sind alle niedlich. Und dass es auch ein Vorgängerbuch über den Weihnachtsdrachen gibt.

Sehr schönes Kinderbuch cum Adventskalender!

Bewertung vom 13.10.2022
Die Wächter des Himmelspalasts (Rick Riordan Presents) / Aru gegen die Götter Bd.1
Chokshi, Roshani

Die Wächter des Himmelspalasts (Rick Riordan Presents) / Aru gegen die Götter Bd.1


sehr gut

Durchgeknallte Götter und ihre Töchter

„Fass die Lampe der Baratha ja nicht an!“ Arus Mutter hat ihr das im Museum für altindische Kulturen (was gleichzeitig ihr Zuhause ist) immer wieder gesagt. Und was macht Aru: Sie wird von drei Bullies unter Druck gesetzt, sie wird gefilmt, um als Lügnerin entlarvt zu werden – vor den Augen aller Welt. Sie öffnet den Glasverschluss und setzt eine Flamme an die Lampe. Damit setzt sie eine Kettenreaktion in Gang...

Der erste Band einer neuen Jugendbuch-Reihe, Autorin Roshani Chokshi, heißt: „Die Wächter des Himmelspalast - Aru gegen die Götter“. Gedruckt im Verlag „Rick Riordan presents“. Percy Jackson, der wohl gut bekannt ist in der Jugendlesewelt, berichtet aus Mythologien unterschiedlicher Kulturen. Da ich die Percy Jackson - Reihe nicht kenne, beurteile ich einfach nur das Buch, wie ich es in Händen halte:

Aru Shah lügt gerne, heißt es da. Sie nennt es fantasieren. Und da stimme ich ihr zu. Ich finde, sie hat eine tolle Fantasie und das ist doch ganz gut für ein Kind.
Aru und ihre neu gefundene Seelenschwester Mini (ihre einzige, ihre beste Freundin) haben beide einen indischen Hintergrund. Die indische Mythologie ist voll mit Göttern, Dämonen, den unterschiedlichsten Verwirrungen, Liebesgeschichten, Todesgeschichten, Kämpfen, Hingaben und Opferungen. Der lesende Jungmensch geht also auf eine abenteuerliche Reise durch das Götteruniversum. Und da kommt einiges zusammen.
Gut, dass hinten ein Glossar angehängt ist. Das braucht es.

Ist es wirklich so schlimm heuer, dass in vielen Jugendbüchern von Mopping und Ausgrenzung die Rede ist? Wird wirklich oft dramatisiert. Gut auf jeden Fall, dass so ein Mädchen wie Aru lernt stark zu sein. Insofern ist Aru ein wirklich tolles Vorbild. Nicht unterkriegen lassen.
Da dies eine Serie ist bin ich gespannt auf die nächsten Bände.

Das Umschlagbild ist auffallend gut gemacht, haptisch greifbar durch die hervor gehobene Schrift, unterteilt in den aggressiven Tiger und ein Mädchen (Aru vermutlich), die mit ihren Kraftschwingungen die Durchgeknallten oben im Zaum hält. Indisch verziert, was die 'exotische Variante' einbezieht... was aber nicht aufgetragen ist, denn in Indien haben diese schöne Verzierungen einen großen Wert und sind alltäglich.

Bewertung vom 24.09.2022
Lass es raus, Knotenklaus
Regett, Julia

Lass es raus, Knotenklaus


ausgezeichnet

Achtarmig zur Achtsamkeit

Allein dieses schöne Umschlagsbild des Büchleins für Kinder ab vier Jahre, so liebevoll gezeichnet. Die Krake mit Brille, Klaus... der farbenprächtige Meeresboden, aufregend.

Das Buch ist größer und das ist gut so, Kinder wollen gerne etwas anfassen (auch wenn es uns Erwachsenen unhandlich vorkommt, es muss nicht immer nach dem Gusto der Älteren gehen). Durch die Größe sind die wunderschönen bunten Zeichnungen, detailverliebt, besser zu erfassen! Nehmen wir die Garnele, die auf Klaus seinem Fangarm sitzt (eigentlich Oktopus-Lieblingsessen)

Der Text über Klaus, der mehr auf sich achten soll und mutiger sein: Nun muss er hinaus in die Unterwasserwelt, die er immer vermieden hat. Doch... der ängstliche, kurzsichtige Klaus mit seinen drei Herzen hat ein Problem – sein Lieblingsarm ist verknotet. Auf der Suche nach Hilfe lernt er Gitti, die Garnele kennen (allein die Namen...), Wilma Wal, Angela Anglerfisch. Von seinen neuen Freunden lernt er, von jedem etwas anderes, und das ist gut so! Lass es raus, Klaus...
Gefühle sind da zum Rauslassen, alles braucht seine Zeit und schauen wir mal von einem anderen Winkel auf die Probleme, von allen Seiten und rundum.

Es ist einfach zauberhaft, was für wunderbare Kinderbücher wir in diesen Tagen finden (ich darf nicht an diese eingleisigen Bücher meiner Jugend denken, Mädchenbücher, Jungenbücher, kaum Raum für Kreativität).
Mit Informationen, dass wir halt so sind wie wir sind und dass wir so sein können, wie wir sind...

Die mitlesenden und – schauenden Kinder fanden es toll. Klaus mit seinem Knoten ist jetzt ein 'geflügeltes Wort': Lass es raus, Klaus... Es gibt einen Nachbarn, der Klaus heißt, der machte große Augen, als die Kinder riefen 'lass es raus, Klaus' (das Buch erklärte dann so einiges)
Danke für so ein schönes Kinderbuch, Julia Regett.

Bewertung vom 24.09.2022
SCHNEE
Sigurdardóttir, Yrsa

SCHNEE


sehr gut

Island Krimi, so mysteriös wie die Sagenwelt der Insel

Im Prolog: Ein gefundener Kinderschuh in rosa und eine demente Mutter, die nach ihrer Tochter fragt. Das fängt schon mal gut an. Die beiden Söhne der Mutter fragen sich, sie haben doch keine Schwester?

Doch es geht so seltsam weiter, Rettungsleute, die im Schnee suchen, eine Hütte. Ein seltsamer Winterausflug, eine seltsame Gruppe mit einem seltsamen Anführer. Tote Augen im Schnee.

Aus mehreren Strängen (drei genau genommen) entwickelt sich die Geschichte:
Die gesuchten Winterwanderer
Die Radarstation, nicht so weit entfernt von der Hütte liegt, die die Wandergruppe anvisiert hatte (bemannt von Hjörvar, der wiederum mit dem rosa Kinderschuh vom Prolog zu tun hat)
Johanna und Geiri (Johanna bei der Rettungswacht, die die Wanderer sucht; ihr Ehemann Geiri Polizist, der auch nach den Vermissten sucht)

Es gibt Gemeinsamkeiten und es existiert Mysteriöses. Spannend und vielleicht nicht Nachvollziehbares, doch auch plausibel. Liest sich flüssig und aufregend, weil vieles ungeklärt ist, keine schnellen Rückschlüsse möglich.

Ich kenne die Autorin Yrsa Sigurdardóttir nur von diesem ersten Buch, höre aber von anderen Lesenden, dass man schnell Fan wird. Stimmt, sie hat etwas an sich, das einem nicht loslässt. Doch die skandinavischen Krimi / Thriller fangen schon immer ein mit ihrer oft mit der Sagenwelt, Trolle, Zauberer, Gnome verwickelten Fantasiewelt. Und so auch dieser isländische Krimi. Diese Abteilung nennt sich wohl Mystery Thriller, etwas Mysteriöses, das einem in Bann zieht... warum wieso weswegen? Keine einfachen Erklärungen und an manchen Stellen muss heftig geschluckt werden – bin ich jetzt in einem Krimi / Thriller oder in einer Horrorgeschichte aus der Fantasie?

Titelbild - einfach schwarz, darauf in weiß der Titel 'Schnee'. Kargheit (minimalistisch) ist die neue Mode - eigentlich nicht schlecht.

Bewertung vom 24.09.2022
Wer mit den Toten spricht / Raven & Flyte ermitteln Bd.2
Turner, A. K.

Wer mit den Toten spricht / Raven & Flyte ermitteln Bd.2


ausgezeichnet

Cassie Raven, 2. Buch

Cassie Raven, das zweite Buch über sie - die etwas andere Pathologin: Muss man nicht anders sein, um mit Toten zu arbeiten? Ich gebe zu, ich bin ein Cassie Raven Fan.

Bradley, 15, hat sich aufgehängt, 'lebenslängliche Trauer ohne Aussicht auf Bewährung'. Die Wortwahl für den Roman ist einfach gut, unterhaltsam und macht gleichzeitig nachdenklich.

Cassie Raven (voll mit Tatoos und gepierct, Gothik Fan), Assistentin in der Rechtsmedizin hat Bradley auf dem Tisch. Doch ihr Talent 'mit den Toten zu reden' schweigt.
Denn - ihre geliebte Grossmutter teilte ihr mit, dass nicht Cassies Eltern bei einem Unfall ums Leben kamen, sondern der Vater soll ihre Mutter brutal ermordet haben. Jetzt ist Cassie etwas von der Rolle...
Mit Phyllida Flyte (Fast-Freundin) unternimmt Cassie Recherchen. Neue Fragen ergeben sich. Kann es sein... kann es nicht sein... Dann taucht ihr Vater auf und sagt, er sei unschuldig.

Flüssig geschrieben. Mit sympathischen Charakteren, Cassie sowieso, aber auch Flyte. Der gesamte Ablauf im Roman passt.
Und sowieso, 'Rechtsmedizin und Pathologie', die beiden Felder, sind sehr gut recherchiert als ob die Autorin selbst damit zu tun hat.

Spannend wie der erste Band mit Cassie Raven.
Titelbild wie beim ersten Buch ähnlich, andere Farben, aber genauso aufregend, auffallend. Sehr gelungen und passend

Bewertung vom 14.09.2022
Die Wolkenstürmerin
Zimmermann, Birgit

Die Wolkenstürmerin


sehr gut

Marlene, ihre Vega Gull, die Liebe und der Flugzeugbau

1957, Marlene - kupferrotes Haar, begeisterte Fliegerin und eine Frau, die auf ihren eigenen Beinen steht.

Als Nachkriegsfrau hat sie es nicht einfach, denn die Älteren meinen immer noch (auch Bundeskanzler Adenauer) eine Frau gehört in die Küche und soll sich um die Kinder kümmern. Marlene ist Miterbin der Firma, ihre Eltern sind bei einem Flugzeugabsturz verstorben. Die Cousins haben kein Interesse an der Firma und dem Flugzeugbau, eher nur am Geld. Marlene schon, sie ist nicht nur begeisterte Fliegeri, sondern auch eine ambitionierte Flugzeugbauerin. Die Flugzeugfirma ist in der Bredouille und Marlene möchte ihr Erbe behalten. Bei einem kurzfristigen Trip an die Ostseeküste, Neustädter Bucht, zum Ferienhaus der Familie, lernt sie den Winterschwimmer kennen. Und der Winterschwimmer ist der Mann der Träume für Marlene (mit einem riesigen Haken).

Marlene ist eine starke Frau, die alles für die Liebe tut, auch wenn es gefahrenvolle Momente sind.

Flieg, Marlene, Flieg. Und das macht sie! In jeder Hinsicht... sie lässt sich ihre Träume nicht verbieten. Schöne Flugbeschreibungen.
Der Name Lilienthal ist gut gewählt. Könnte es eine Nachfahrin jenes berühmten Lilienthals sein? Doch auch die sehr bekannte Fliegerin Beryl Markham ist erwähnt, weil sie ebenfalls eine Vega Gull flog (Allein - Atlantikflug, lange in Kenia ansäßig und mit berühmten Leuten dort verbandelt, 'out of Africa', Finch-Hatton und Eifersuchtsobjekt von Karen Blixen).

Auffallend anregendes Umschlagsbild von einer Fliegerin im Nachkriegslook. An der Fliegerei Interessierte müssen automatisch das Buch in die Hand nehmen! Interessierte an historischen Themen und starken Frauen finden bestimmt schöne Musestunden mit diesem leicht lesbaren Buch.

Bewertung vom 14.09.2022
Die Nachricht des Mörders / Fräulein vom Amt Bd.1
Blum, Charlotte

Die Nachricht des Mörders / Fräulein vom Amt Bd.1


ausgezeichnet

Eine Telefonistin ermittelt...

Alma, das Fräulein vom Amt, arbeitet schwer im Kreis ihrer Kolleginnen. Reinstöpseln, Gespräch annehmen, umstöpseln, dazwischen auch mal einen Stromschlag erhalten. Keine Pause, krummer Rücken, unhöfliche Kunden, die die jungen Frauen blöd anbaggern. Trotzdem galt die Position als "Fräulein vom Amt" als etwas Besonderes, zudem einer der wenigen Berufe für Frauen.

Da überhört Alma beim Umstöpseln ein Gespräch über einen ausgeführten Auftrag. Die Stimme ist wie 'Kreide auf einer Schiefertafel' (dieses schrecklich kratzende Geräusch, was einem durch Mark und Bein geht), also sehr markant und unangenehm. Später liest sie in der Badischen Presse, dass eine Tote bei den Kolonnaden gefunden wurde.

Alma ist neugierig, aufgeweckt und aufmerksam; so entschließt sie sich der Polizei das mitgehörte Gespräch zu melden. Dort wird sie zuerst abwehrend aufgenommen, ist doch nur eine Prostituierte, in diesem Milieu kommen Todesfälle eben vor. Alma gibt aber nicht auf, und Ludwig Schiller, Polizeianwärter und Kriegsrückkehrer, steht ihr bei.

Baden-Baden, im Jahr 1922 (vor ein hundert Jahren in der Zwischenkriegszeit / Weimarer Republik – im Buch „nach dem 'Große Krieg'„ genannt; die armen Leute wussten ja nicht, dass es noch schlimmer kommen würde).

Alma teilt eine Dachgeschosswohnung mit der quirligen Emmi, eine typische junge Frau der 'Goldenen Zwanziger' (leben und leben lassen), sie kann sich nicht entscheiden, welchen ihrer vielen Verehrer sie als Mann nehmen soll. Alma ist sehr gewissenhaft, ernst, aufmerksam. Emmi, ihre Freundin und Mitbewohnerin, das Gegenteil. Aber sie mögen sich (als Leserin muss man Emmi nicht mögen, aber immerhin steht sie hilfreich an Almas Seite). Dazu kommt noch der Lieblingscousin von Alma – Walter (mit spanischen Anteilen, deswegen Torero von Emmi genannt), ein angehender Mediziner, der seiner geliebten Cousine auch hilfreich zur Seite steht und ihr Einsichten ermöglicht...

Almas Familie ist eher eine normale Familie der Zeit (Frauen müssen so und so sein, und nicht so, wie z.B. diese Emmi, schlechter Einfluss auf Alma). Frauen sollen alle schön heiraten und Kinder kriegen. Schlimmer noch, Frauen, wenn Beamtinnen, müssen ihren Beruf aufgeben, wenn sie heiraten. Dieses Gesetz hatte lange Gültigkeit bis die Frauenrechtlerinnen dies zum Fall brachten.

Das Autorinnenteam lässt uns an vielen der schlimmen und damals üblichen Diskriminierungen von Frauen teilhaben. Also alles noch nicht so lange her und manche der damaligen Verhaltensweisen haben selbst heute noch ihrer Auswirkungen...

Die Zwischenkriegszeit ist gut von den beiden Autorinnen recherchiert worden, auch von Örtlichkeiten in Baden-Baden zu lesen ist ein Genuss (Baden-Baden hat viel zu bieten). So ist selbst die in der Nazi-Zeit zerstörte Synagoge an ihrem ehemaligen Platz als Treffpunkt erwähnt (einst ein wunderschöner Bau).
Baden-Baden war (und ist) schon immer mondän, leicht verrucht und von schillernden Personen durchzogen. Insofern passt dieser Krimi zu der kleinen Stadt Baden-Baden.

Für mich als aus Südbaden Stammende und öfters in Baden-Baden Seiende ist es wirklich ein Lesegenuss, da ich viele der beschriebenen Orte kenne und von anderen mich überraschen lasse (für den nächsten Besuch dort). Alles Wichtige in der Region wurde erwähnt. Natürlich kommt auch das Pferderennen in Iffezheim dabei vor (ein neuer Todesfall). Selbstredend, dass die kluge und aufmerksame Alma wesentlich zur Aufklärung der Morde beitragen kann und nebenbei auch noch die Liebe entdeckt!

Trotz gewisser Längen, die gestrafft werden könnten, sehr lesbar, spannend und von gutem Unterhaltungswert (Nr. 2 von Almas Fällen kommt bald auf den Markt)

Bewertung vom 14.09.2022
Kerl aus Koks
Brandner, Michael

Kerl aus Koks


gut

Biografie eines Schauspielers

'Paul Brenner ist meine bessere Hälfte'. Es genügt, wenige Sätze zu lesen aus der Autobiografie von Brandner, um zu wissen, dass das Buch etwas taugt und lesbar ist.
Brandner ist ein bekannter Schauspieler. Ich kenne ihn nicht, auch als ich seine überaus lange Liste von Film- und TV-Auftritten durchlas (das eine oder andere kannte ich, z.B. 'Die Wanderhure') konnte ich mich nicht an ihn erinnern. Er ließ mich wohl unbeeindruckt zurück.

Also, Brandner schreibt über Paul Brenner (er sagt, sein wilderes Ich, sein Freund), ich vermute 'sein alter ego':
Paul lebt zuerst in Bayern, in einer Großfamilie, und dann im Ruhrpott. Überall lebt er sich leicht ein....In Bayern ist er im 'Wurschthimmel' (ja, sehr schwierig, die Finger davon zu lassen, Vegetarierer haben es schwer in Bayern), dann die Hefesemmel, Paul ist im Schlaraffenland und inmitten einer heimeligen Großfamilie. Die Idylle wird gestört, es kommt eine Dame, die seine Mutter sei. Dortmund, sein Papa. Der ist lieb. Und sie lieben sich vom ersten Moment an, doch es ist nicht sein biologischer Vater. Von nun an muss er im Ruhrgebiet leben, ein ganz anderes Leben.

Eine erbauliche Autobiografie von einem, der zwischen allen Kulturen lebt (Bayern / Ruhrpott) und dann doch wieder zum Anfangspunkt zurückkehrt (Brandner lebt in München).

S. 75: 'Dann der Besuch beim Metzger. ...Selig lächelnd stand er mitten im Laden und war wieder zu Hause... „Du gehörst doch zum Brenner Hans“.
Sein Besuch in Bayern, mit seinem Papa, der endlich die Verwandtschaft in Bayern kennenlernen wollte.

Paul wird schwer krank, springt jedoch dem Tod von der Schippe und muss in ein neues Zuhause einziehen. Denn inzwischen ist sein Halbbruder Erich da. Paul macht eine Ausbildung zum Bauzeichner. Paul wird einberufen... (damals mussten die Jungs noch den Wehrdienst ableisten, war nicht zu schlecht, denn da wurden ihnen Flausen ausgetrieben). Er meldet sich zum Bundesgrenzschutz und legt sich beim Einrücken eine Perücke zu... große Klasse! Das Leben geht rasant weiter, je älter Paul wird...

Leicht lesbar geschrieben, aus der Sicht eines Kindes, was noch nicht so richtig seine Umgebung kennt und wer was ist und warum. Eine Mutter, die eigentlich keine richtige Mutter ist; ein Vater, der nicht sein biologischer Vater ist, aber mehr Vater, liebender Vater als seine Mutter Mutter ist. Aber eigentlich auch mit ironischem Zwinkern geschrieben. Seine Mutter war so eine Frau, die man sich nicht unbedingt wünscht. Und der Junge lernt hinzuschauen und kommt mit allen zurecht... Die ersten Teile, Sicht aus Kinderaugen bis zu seiner Bundeswehrzeit, liest sich interessant.
Danach wird es langweilig, weil es nur noch um in den Tag hineinleben geht, so viele Personen auftauchen, dass die Übersicht darüber verloren geht... so viele Jobs, so viele Frauen...

Das Umschlagsbild zeigt einen ziemlich pfiffig aussehenden Zwerg.

Drei Sterne lediglich, Sternabzug, denn wäre der Stil so weitergegangen wie der Anfang bis zur Mitte, pfiffig, humorvoll und mit gewissen Einsichten...