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Buchstabengeflüster

Bewertungen

Insgesamt 183 Bewertungen
Bewertung vom 24.01.2022
Der Mut kommt auf kleinen Füßen
Hyde, Catherine Ryan

Der Mut kommt auf kleinen Füßen


sehr gut

Anfangs schwere Kost, später aber umso gefühlvollere und fesselnde Geschichte

Mit dieser Geschichte hatte ich anfangs meine Schwierigkeiten, weil so eine negative Grundstimmung herrschte. Brooke ist alleinerziehend und mit fast 40 wieder bei ihrer Mutter eingezogen. Doch das ist nicht genug, denn die beiden verstehen sich eigentlich überhaupt nicht und Brookes Mutter kritisiert alles. Und dann gibt es noch die eigentliche Handlung, als Brooke traurig und verzweifelt ist, weil ihrer Tochter Etta vermisst wurde. Das waren mir einfach zu viele negative Gefühle und ein Thema, über das ich nicht lesen möchte, wodurch ich das Buch mehrmals weglegen musste, sogar mal für längere Zeit. Auf dem zweiten Anlauf war die Geschichte dann viel einfacher zu lesen. Auch nachdem Etta gefunden wurde, wird das Buch nicht gerade fröhlich, weil Brookes Probleme natürlich immer noch da sind und auch Mollys Obdachlosigkeit thematisiert wird. Doch die Geschichte ist sehr einnehmend beschrieben und nimmt einen schönen Verlauf.

Der Schreibstil von Catherine Ryan Hyde ist wirklich schön! Der Roman wird abwechselnd aus Brookes und Mollys Perspektive geschildert. Die Autorin punktet vor allem mit letzterer und ich habe so gerne die Kapitel aus Mollys Sicht gelesen. Es ist, als ob Molly einem alles direkt in einem Gespräch erzählen würde. Die 16-Jährige erklärt viel und schildert ihre Gedanken und Gefühle ehrlich und offen.

Eine Geschichte, deren Schicksale mir sehr zu Herzen gingen und ich sehr gerne gelesen habe. Die Autorin erzählt von Obdachlosigkeit und über Mutter-Tochter-Beziehungen sehr gefühlvoll, ohne jedoch zu emotional zu werden, was das Geschehen noch eindrücklicher macht. Mit dem Ende bin ich zufrieden, weil es gut zur Geschichte passt.

Fazit:
In "Der Mut kommt auf kleinen Füßen" hat mich anfangs die negative Grundstimmung sehr gestört. Später habe ich aber gerne zu dem Buch gegriffen, weil es sehr gefühlvoll und verständlich die Geschichte der jungen Molly erzählt.

Bewertung vom 18.01.2022
Das kleine Chalet in der Schweiz / Romantic Escapes Bd.6
Caplin, Julie

Das kleine Chalet in der Schweiz / Romantic Escapes Bd.6


sehr gut

Wohlfühlbuch mit holprigen Details

Mina ist lebenslustig, spontan, überschwänglich und voller Energie. Sie liebt es beim Backen und Kochen Neues auszuprobieren und arbeitet in einer Testküche. Als sie die Initiative ergreift und ihrem Freund einen Heiratsantrag macht, stellt sich heraus, dass dieser fremdgeht. Von ihrer Arbeit beurlaubt reist sie zu ihrer Patentante in die Schweizer Alpen, die dort ein gemütliches Chalet betreibt.

Anfangs fühlt man mit Mina mit, die von ihrem Freund enttäuscht und betrogen wurde. Minas Gefühle sind völlig nachvollziehbar und gerechtfertigt, weshalb ich es etwas seltsam fand, dass die Autorin die Geschichte so lenkt, als wäre es Minas Schuld. Natürlich zweifelt Mina an ihrer überschwänglichen Art, aber unterbewusst war es in der Erzählung einfach mehr, sodass ich mich gefragt habe, ob die Geschichte überhaupt etwas für mich ist. Aber mit jeder weiteren Seite verflüchtigte sich das Gefühl und ich habe mich in der Geschichte zunehmend wohlgefühlt.

Das lag unter anderem auch am Setting. Das Chalet von Minas Patentante ist unglaublich gemütlich, weil Amelie eine sehr herzliche Art hat und deswegen z. B. gemütliche Kafee-und-Kuchen-Treffen für ihre Gäste veranstaltet. Die Schweizer Alpen vor dem Fenster sind in der beeindruckenden Schneelandschaft und den Ski-Ausflügen wunderbar beschrieben. Und das schweizerische Essen kommt definitiv auch nicht zu kurz, vor allem die Kuchenkreationen im Chalet und Schokolade finden sich oft wieder. Selbst Fakten sind angenehm in das Geschehen eingebaut. In das Chalet von Amelie würde ich so gerne auch reisen!

》Das Leben mochte mies sein, doch es gab immerhin Schokolade, die in der Welt der Ernährung Superkräfte besaß.《 S. 26

Trotz des flüssigen und heimeligen Schreibstils bin ich ab und zu über Ausdrücke oder Satzkonstruktionen gestolpert (z. B. "Willst du jetzt in Schokolade machen?", S. 238. Ihh, ich hoffe doch nicht!). Ich vermute, da hat leider die Übersetzung etwas geschlampt. Ansonsten ist die Geschichte manchmal ein hin und her. Julie Caplin beschreibt keine konstante Entwicklung von der Protagonistin. Beruflich ist den Leser/innen direkt klar, was Mina stört, was diese mithilfe eines Buches auch bald herausfindet, diese Entwicklungshilfe später absurderweise verteufelt. Und auch Minas lebensfrohe Art bremst die Autorin manchmal aus, weil an einer Stelle z. B. behauptet wird, dass Mina am liebsten mit Listen planen würde oder sie mit ihrer offenen und neugierigen Art unerklärlicherweise noch nie neue Länder und Leute kennenlernen wollte. Auch bezüglich der Liebe hat Mina einige Erkenntnisse, die wegen ihrer Unsicherheiten durch die verpatzte Verlobung aber immer wieder über den Haufen geworfen werden. Bestimmte Handlungsverläufe drehen sich manchmal im Kreis. Die Liebesgeschichte fand ich schön und hat sich langsam entwickelt. Die letzten 50 Seiten haben alle Teile der Geschichte unnötig hinausgezögert, aber die Endszene ist wunderschön und hat die Geschichte perfekt abgeschlossen.


Fazit:
"Das kleine Chalet in der Schweiz" ist urgemütlich und etwas besonderes. Auch mit der Beschreibung der köstlichen Kuchen & Schokolade und dem übrigen Lokalkolorit konnte die Autorin punkten. Nur die gelegentlich holprige Übersetzung und Julie Caplins Art manche Aspekte der Geschichte im Kreis drehen zu lassen, haben mir nicht zugesagt. Alles in allem aber eine gemütliche Geschichte zum Wohlfühlen.
3,5 Sterne

Bewertung vom 18.01.2022
Helles Land
Garner, Mary E.

Helles Land


ausgezeichnet

Beeindruckender Weltenaufbau und Liebe zur Natur

In Helles Land scheinen gleichzeitig zwei Sonnen, was Hitze und Trockenheit mit sich bringt. Doch im Refugium mitten im Wald steht die Lichteiche, ein besonderer Baum, der mit der enormen Sonneneinstrahlung umgehen kann und alle Bäume um sich herum schützt. Damit der lebensnotwendigen Lichteiche kein Schaden zugefügt werden kann, kennt deren Standort nur die Hüterin des heiligen Baumes: Clay und ihre Nachfolgerin Camille. Daneben gibt es noch zwei weitere Orte: Weit entfernt befinden sich die Türme, unter deren Dach einige Menschen leben, sowie in der Wüste vereinzelt Siedlungen zu finden sind. Als einige Menschen im Refugium verschwinden und Mysteriöse geschieht, scheint die Lichteiche in Gefahr zu sein.

Ich finde den Weltenaufbau unheimlich toll! Im Refugium leben die Menschen im Einklang mit der Natur, an die sich auch die Sprache angepasst hat, und dort gibt es viele Pflanzen und Tiere, die noch bunter und bewundernswerter sind als in unserer Realität, z. B. der winzig kleine Vogel Tausänger, bei dem die orangenen Männchen das Morgenlied zwitschern und die grünen Weibchen am Abend singen. Ich liebe die Natur und bin oft draußen unterwegs, weshalb ich dieses Fantasywelt so gerne besuchen würde. Die Welt in Helles Land hat einige Parallelen zu unserer, finde ich: Wie wir leben die Türmer mit vielen Errungenschaften, Technik und Wissenschaft in ihrer Großstadt. Die Bewohner der Wüste Savannah führen das entbehrungsreiche Leben, das uns bevorstehen könnte, wenn wir nicht endlich mehr gegen den Klimawandel kämpfen. Und das Refugium, in dem die Natur geachtet und sogar verehrt wird, zeigt, dass wir Menschen mehr Liebe und einen respektvollen Umgang zu ihr entwickeln sollten.

》Die Blätter der Sträucher, die ich im Vorbeikommen mit den Fingerspitzen streifte, erglühten vor Lebensfreude. Pflanzen, das wusste ich seit meiner Kindheit, feiern jeden Morgen wie ein neues Leben. Nach der Kühle und Dunkelheit der Nacht erwachen sie mit dem Durst nach Licht und dem Drang, zu wachsen, zu blühen und zu duften.《, S. 148

Die Geschichte ist vor allem am Anfang enorm spannend, weil man einfach nicht weiß, wer nun der Feind ist. Anfangs ist noch alles offen, weil die Autorin geschickt die wenigen Hinweise in verschiedene Richtungen lenkt bzw. überhaupt kaum welche preisgibt. Auch dass man erst nach und nach die Lebensweise in den Türmen und der Wüste Savannah kennenlernt, macht das Geschehen interessant und spannend. Im Mittelteil macht Clay zwar ein paar Entdeckungen, aber trotzdem keine richtigen Fortschritte. Mary E. Garner hat weiterhin tolle Ideen und führt mehrere neue Charaktere ein, die vielleicht Misstrauen wecken, schockieren oder ich sie immer mehr ins Herz geschlossen habe.

Das Ende hat nochmal einiges zu bieten, weil es mich überrascht, schockiert und bestätigt hat. Es gibt Action, aber auch einen Aspekt, der mir zu einfach gelöst wurde und zu wenig Emotionen bei den Protagonisten vorhanden waren. Apropos Emotionen: Die Autorin hat mich zu Tränen gerührt und mein Herz zerstört, es aber zum Glück gleich wieder zusammengesetzt.

Fazit:
"Helles Land" besitzt einen unglaublichen Weltenaufbau, tolle Ideen und man spürt Mary E. Garners Liebe zur Natur. Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen und konnte mich am Ende sogar zu Tränen rühren.

Bewertung vom 08.01.2022
December Dreams. Ein Adventskalender
Benkau, Jennifer;Falk, Alana;Grauer, Sandra

December Dreams. Ein Adventskalender


weniger gut

Konnte mich mal mehr, insgesamt aber weniger überzeugen

Als Kind hatte ich einen Buch-Adventskalender und habe mich nun sehr gefreut in "December Dreams" jeden Tag tolle Geschichten von teils mir bekannten Autorinnen zu lesen und auch einige Autor/innen neu zu entdecken. Ich habe jeden Tag gespannt die aktuellen 12 Seiten gelesen, die mich jedoch auch oft enttäuscht haben. In diesem Buch sind nicht 24 + 1 Geschichten enthalten, wie es der Klappentext verspricht, sondern 15, da ein paar Geschichten auf zwei Tage aufgeteilt sind. Dies fand ich jedoch nicht schlimm, da die entsprechenden Geschichten direkt am nächsten Tag fortgeführt wurden und sich so mehr entfalten konnten.

Insgesamt hat mich der Adventskalender leider enttäuscht. Die meisten Protagonist/innen sind zwar jugendlich, aber steinreich, meist amerikanisch und absolut gutaussehend. Wo sind die gewöhnlichen, durchschnittlichen Charaktere, wie du und ich? Müssen sich die Protagonist/innen in das Aussehen verlieben, weil die Autorinnen auf 12 Seiten keine gefühlvolle Geschichte schaffen können, die liebenswerte Charaktere beinhalten, die sich so näher kommen und auch ich mit ihnen mitfierbern kann? Schade ist auch, dass bei einigen Geschichten kaum Weihnachts- oder Winterstimmung aufkommt, weil der Christbaum oder Weihnachtsmarkt nur kurz als Alibi in der Ecke steht oder erwähnt werden. Außerdem erschienen ein paar Kurzgeschichten, als wären sie Szenen, die aus ihrem eigenen Buch gefallen sind, weil ich keine Verbindung zu den Charakteren aufbauen konnte und mich mit den Fantasyaspekten erst vertraut machen musste. Auf dem Klappentext steht "...deiner deutschsprachigen Lieblingsautor*innen", was ich jetzt im Nachhinein zustimmen muss: Um in den Geschichten gänzlich abtauchen zu können, muss man häufig die Vorgeschichte kennen (und spoilern sollen einige Geschichten auch, haben Leserinnen in meiner Leserunde gemeint).

Trotzdem haben mich ein paar wenige der 15 Geschichten überzeugen können (wobei ich öfter enttäuscht als unterhalten wurde), sodass ich Ideen und Schreibstil von neuen Autor/innen kennenlernen oder auch begeistert durch mir bereits bekannte Autorinnen in der Kurzgeschichte versinken konnte. Mein Highlight war definitiv die Geschichte von den Tagen 8 + 9, die ganz unabhängig funktioniert hat und und mich sehr neugierig auf die zugehörige Buchreihe macht. Die Tage 3 + 4, 10 + 11, 19 und 24 haben mir gut gefallen. Gar nicht überzeugen konnten mich leider die Adventskalendertürchen 1 +2, 5 + 6, 7, 14 + 15 und 17 + 18, durch ihre klischeehaften, oberflächlichen und manchmal peinlichen Charaktere.

Die Buchgestaltung hingegen überzeugt mich mit den Gold glänzenden Highlights auf dem Cover (wobei sich der Titel schon etwas abgenutzt hat), den Geschenkanhängern auf der Innenklappe, die die Autor/innen an den jeweiligen Tagen zeigen, und der genaueren Vorstellung mit deren Ravensburger-Büchern am Ende.



Fazit:
Die 15 Kurzgeschichten des Adventskalenders sind oft mit dem Klischee der hübschesten, sexy und häufig auch sehr reichen jugendlichen Charakteren gespickt. Nur sechs der Autor/innen konnten mich mit ihren Geschichten unterhalten. Hier zeigt sich gut, dass Kurzgeschichten schwer zu schreiben sind, weil Autor/innen es erstmal schaffen müssen, dass man mit den Charakteren mitfühlt. Den Adventskalender "December Dreams" kann ich nur bedingt an New Adult-Leser/innen, die nichts gegen Klischees haben, und diejenigen weiterempfehlen, die (fast) alle Geschichten der Autor/innen bereits kennen.

Bewertung vom 28.12.2021
Der Club der Lebensmutigen
Weiß, Josefine

Der Club der Lebensmutigen


ausgezeichnet

Lebensbejahende und berührende Geschichte

Im Prolog lernen wir Marleen kennen, die mit ihrem Freund Rico in Norwegen Urlaub macht. Durch einen Unfall kommt dieser ums Leben und Marleen versinkt in Trauer. Bereits auf den wenigen Seiten des Prologs spürt man, wie verliebt die beiden sind und wie sehr Rico Marleen fehlen wird. Zwei Jahre später lebt Marleen nun in ihrer Heimatstadt und hat immer noch mit ihrer Trauer zu kämpfen. Bei einem weiteren Besuch bei ihrer Therapeutin schickt diese Marleen zu einem roten Tor, hinter dem sich der Club der Lebensmutigen verbirgt, wo sie auf Hannes trifft.

Der Schreibstil von Josefine Weiss ist unglaublich gut! Zum einen schreibt sie sehr poetisch und anschaulich, sodass ich direkt in der Geschichte versunken bin und mir die Gefühle aller Protagonist/innen sehr nahe gingen. Die Geschichte hat sich dadurch sehr schnell in mein Herz geschlichen und ich habe mir einige schöne Textstellen markiert. Daneben ist die Atmosphäre leicht und wunderschön, obwohl es in dem Buch oft um Trauer oder den Tod geht. Josefine Weiss schafft es, eine Leichtigkeit in diese doch sehr niederdrückenden Gefühle zu bringen. Dies geschieht unter anderem auch wegen Hannes, der so lebensfroh, aktiv und voller Elan ist. Auch die vielen anderen Charaktere finde ich alle sehr sympathisch und haben sich in mein Herz geschlichen.

„Erinnerungen sind das Kostbarste, was wir voneinander haben. All das hier, was wir gerade erleben, ist nur ein Moment, der mit einem Augenblinzeln Vergangenheit sein wird.“, Hannes, 72 %

Die Geschichte ist stets emotional: Anfangs geht es um Marleens Trauer und ihre Unsicherheit ihr Leben zu genießen, danach geht es oft um die rührenden Schicksale der Clubmitglieder und auch die romantischen Gefühle zwischen Marleen und Hannes. Die beiden kommen sich ganz natürlich näher, wovon ich anfangs gerne mehr gelesen hätte. Trotzdem kann man die wachsenden Gefühle der beiden hautnah miterleben und nachvollziehen. Und dann stellt sich nicht nur Hannes die Frage, ob er einer Frau eine Beziehung zumuten kann, wenn das Ende schon feststeht, sondern ob Marleen einen weiteren Verlust überhaupt verkraften würde. Und genau die letzte Frage habe ich mir lange gestellt. Während ich das Buch wirklich gerne gelesen habe, habe ich ständig auf einen Konflikt, irgendeine Art von „Knall“ gewartet. Dieses unbefriedigende Gefühl hat sich aber im letzten Viertel des Buches gelegt und es wurden alle meine Fragen und Zweifel nachvollziehbar und verständlich erklärt. Ich mag es, wie die Geschichte ausgegangen ist. Und ich mag es, wie die Geschichte immer wieder auch positive Gefühle vermittelt, obwohl sie so viel von Traurigkeit handelt.

„Nichts, was aus dem Herzen kommt, kann man wirklich besitzen. Aber man kann es teilen.“, Hannes, 92 %

Fazit:
„Der Club der Lebensmutigen“ behandelt zwar auch Trauer und den Tod, jedoch versprüht er und die gesamte Geschichte auch immer wieder Lebensfreude und Leichtigkeit. Josefine Weiss hat einen unglaublich guten Schreibstil, der poetisch und leicht ist. Auch wenn mich manchmal Kleinigkeiten gestört haben, gibt es umso mehr Kleinigkeiten und großartige Charaktere und Momente, die diese Geschichte so besonders machen, dass sie sich in mein Herz geschlichen hat. Eine sehr emotionale und berührende Geschichte, die wunderschön ist!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.12.2021
Das Leben, ein großer Rausch / Die Polizeiärztin Bd.2
Sommerfeld, Helene

Das Leben, ein großer Rausch / Die Polizeiärztin Bd.2


ausgezeichnet

Die Rolle der Frau und persönliche Schicksale wieder fesselnd erzählt

Magda fühlt sich mittlerweile in Berlin zuhause. Während die Inflation immer weiter voranschreitet, eröffnet Magda ihre eigene gynäkologische Praxis, da sie nicht nur von ihrer Tätigkeit als Polizeiärztin leben kann. Mit den Kommissaren stößt sie auf einen Serientäter, der Prostituiere in den Bauch sticht und damit auch einige tötet. Neben Magdas immer engeren Beziehung zu Kommissar Kuno Mehring spielt in diesem Band der Reihe vor allem auch Celias Leben eine große Rolle. Sie hat endlich ihr lang ersehntes Medizinstudium aufgenommen. Doch kann sie ihren Berufswunsch und die zunehmende Liebe zum reichen Edgar miteinander vereinen?

Die Geschichte schließt nahtlos an Teil 1 an, was mir gut gefällt, weil ich aufgrund des Klappentextes schon befürchtet habe, etwas verpasst zu haben (Klappentext spoilert!). Dadurch waren mir die Charaktere alle direkt wieder präsent, wodurch das Personenverzeichnis zu Beginn des Buches für mich unnötig war. In der vorderen Buchklappe befindet sich ein Stadtplan von Berlin, auf dem ich die Wege der Protagonist/innen gerne verfolgt habe.

In der Geschichte wird wieder auf die damalige Rolle der Frauen eingegangen. Vor allem ungewollte Schwangerschaften waren zu der Zeit ein sehr schwieriges Thema. Magda befindet sich bald in einem Gewissenskonflikt, da sie das Beste für ihre Patientinnen möchte, eine Abtreibung aber aus gesetzlichen Gründen und ihrem Gewissen nicht vornehmen kann. Insbesondere die immer größer werdende Armut stellt viele Mütter vor die Aufgabe ihre bisherigen Kinder durchzubringen. Durch mehrere unterschiedliche weibliche Persönlichkeiten wird das Thema Abtreibung und Verhütung in der Geschichte sehr gut beleuchtet.

"Das Leben ist verdammt leer, wenn du niemanden hast, den du lieben kannst. Für den du lebst." Ina, S. 509

Die politischen Geschehnisse der damaligen Zeit wurden unauffällig und so gekonnt in das Geschehen eingebaut, dass es mich wie die Buchcharaktere auch sehr schockiert hat. Auch technische Errungenschaften haben neben der medizinischen und politischen Lage ihren Platz in der Geschichte gefunden.

Der Fall des sogenannten " Schlitzer", bei dem ich sehr schnell einen Verdacht hatte, und Magdas Arbeit als Polizeiärztin gehen vor allem durch das persönliche Schicksal von Celia sehr unter und wird erst zum Schluss wieder aufgegriffen. Einige Schicksale wurden abgeschlossen oder verweisen hoffnungsvoll in die Zukunft, ein anderes jedoch gipfelt in einem Cliffhanger, was mich sehr gespannt auf Teil 3 macht.


Fazit:
"Das Leben, ein großer Rausch" zeigt zu Beginn der 1920er auch, dass es viele Schattenseiten gibt, vor allem bezüglich der Rolle der Frau und ungewollten Schwangerschaften. Die persönlichen Schicksale von Magda, Celia und den anderen sympathischen Frauenrollen habe ich wieder gerne verfolgt. Die fesselnde Geschichte mit dem Cliffhanger am Ende macht mich sehr neugierig auf den dritten Teil der Polizeiärztin.

Bewertung vom 28.12.2021
Das Leben, ein ewiger Traum / Die Polizeiärztin Bd.1
Sommerfeld, Helene

Das Leben, ein ewiger Traum / Die Polizeiärztin Bd.1


sehr gut

Mitreißender und zumal düsterer Auftakt über die Polizeiärztin

Als Magdas Mann ums Leben kommt, fängt sie in Berlin neu an und beginnt dort als Polizeiärztin. Zu ihren Aufgaben zählt es Prostituierte im Frauengefängnis zu untersuchen und bei Gewaltverbrechen Frauen und auch einige Kinder medizinisch zu versorgen. Dabei stößt sie auf viel Leid und die Fürsorgerin Ina, die sich für die Kinder einsetzt, die in den Nachkriegsjahren meist ein sehr entbehrungsreiches Leben führen mussten. In der Pension, in die Magda gezogen ist, trifft sie auf Doris, die nach Berlin gekommen ist um eine berühmte Schauspielerin zu werden. Auch die Tochter Celia der Pensionswirtin ist nicht zufrieden mir ihrem Leben, da sie von ihrer Mutter mit einem reichen Bänker verheiratet wurde. Weiterhin kommt auch die Anwältin Ruth öfter in der Geschichte vor, die ein interessantes Leben führt.

Durch Magdas Arbeit als Polizeiärztin wird man sehr viel mit dem damaligen Leid konfrontiert. Durch ihre Einsätze an Tatorten herrscht auf den Buchseiten viel Gewalt und auch die Armut mit dem damit einhergehenden Hunger von Kindern spielt oft eine Rolle. Manchmal findet Magda verstörte Kinder am Tatort vor, die sie zunächst ins Krankenhaus bringen muss und danach mit der Fürsorgerin Ina versucht einen geeigneten Ort zum Leben für sie zu finden. Dadurch ist die Geschichte oftmals düster, was es mir manchmal schwer gemacht hat weiter zu lesen.

"Berlin hatte hier zwei Geschwindigkeiten - die Schnelligkeit des Reichtums und der Stillstand der Armut.", 28 %

Der Schreibtisch des Autorenduos ist sehr anschaulich und beschreibt die Gefühle der Protagonistinnen und das damalige Leid sehr bildhaft. Die Art zu Schreiben hat mir sehr gefallen und die Schicksale lebendig werden lassen.

Fazit:
"Das Leben ein ewiger Traum" befasst sich mit Magdas Neuanfang als Polizeiärztin in Berlin und den Träumen der anderen Protagonistinnen. Sehr anschaulich beschreibt das Autorenpaar das oft sehr düstere Leben von damals, was es mir manchmal schwer gemacht hat weiter zu lesen. Ein fesselnder Auftakt der Trilogie rund um einige unterschiedliche Frauen in den 1920ern!

Bewertung vom 28.12.2021
Weiter als der Ozean / April & Storm Bd.2
Ashley, Karen

Weiter als der Ozean / April & Storm Bd.2


gut

Angemessene Fortsetzung, die erst in der zweiten Hälfte überzeugen kann

Nachdem April verletzt und beleidigt von San Francisco nach Deutschland geflogen ist, ist Storm völlig verzweifelt. Er möchte alles daran setzen ihr zu zeigen, dass er sie nie verletzen wollte und unglaublich verliebt in sie ist. Storm ist einer der besten und zuvorkommendsten Bookboyfriends, denn er steht immer zu April. Er versucht alles um zu erfahren, wohin sie geflüchtet ist und folgt ihr dann nach Deutschland. Dort möchte April das 2. Staatsexamen ablegen. Doch bevor es soweit ist, bricht sie zusammen und bangt im Krankenhaus um die bevorstehende Diagnose: Ist der Krebs zurück?

Aprils Verhalten am Ende vom ersten Band konnte ich einfach nicht nachvollziehen, aber zu Beginn diesen Buches war sie mir sympathisch. Völlig überraschend hat sich auch ihre humorvolle Seite gezeigt, als sie sich ängstlich im Krankenhaus befindet. Leider gipfelt ihre Unsicherheit in Herumjammern und sie zerfließt in Selbstmitleid. Ich kann ihre Sorge verstehen, dass sie nicht noch einmal den Kampf gegen den Krebs durchmachen will, aber deshalb braucht sie nicht übertrieben gemein gegenüber ihrer Mama und Storm zu sein. In der ersten Buchhälfte fand ich ihr Verhalten extrem - extrem übertrieben und extrem nervig vor allem!

》Gemeinsam kann man das Beste im anderen hervorzaubern. Einer im anderen. Zu gleichen Teilen. Das ist die Magie wahrer Liebe. 《, Storm, S. 251

Karen Ashleys Schreibstil überzeugt mich auch im zweiten Band wieder. Obwohl Aprils Verhalten übertrieben ist und wir beide keine Freundinnen mehr werden, konnte die Autorin mir mal mehr, mal weniger Aprils Gefühle näher bringen. Storms werden wie gewohnt emotional beschrieben, was mir oft das Herz gebrochen hat. Auch bei der Recherche hat sich die Autorin sehr viel Mühe gegeben. Vor allem durch das Staatsexamen und Aprils Lernphase wird deutlich, wie viel medizinisches Wissen sich Karen Ashley für diese Buchreihe angeeignet hat, was mich sehr beeindruckt hat.

Nachdem die erste Buchhälfte sehr ruhig und nervtötend ist, weil nur Aprils Gefühlsleben hin und her gewälzt wurde, passiert daraufhin endlich mal etwas, wodurch sich das Problem in der Beziehung von April und Storm langsam klärt. Die Geschichte wird schließlich romantischer, macht ihrem Genre alle Ehre und April zeigt im starken Kontrast ihre fröhliche Seite. Den Erzählstrang bezüglich der abwesenden WG-Mitbewohnerin Maria empfinde ich als unnötig für die Geschichte. Nachdem ich die zweite Hälfte der Geschichte viel mehr genossen habe, endet sie in einem Cliffhanger, der mich aufgrund von Aprils Verhalten skeptisch, aber genauso neugierig auf Teil 3 macht.


Fazit:
"Weiter als der Ozean" ist der zweite Band rund um April und Storms Beziehung, der zu Beginn sehr ruhig und nervtötend ist, weil ich Aprils jammernde Art wieder nicht nachvollziehen konnte. In der zweiten Hälfte nimmt das Geschehen endlich an Fahrt auf, April zeigt ihre fröhliche Seite und Romantik kommt auf. Das Ende lässt mich gleichermaßen etwas befürchten, aber auch gespannt zurück.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.11.2021
The Sky in your Eyes / Island-Reihe Bd.1
Mohn, Kira

The Sky in your Eyes / Island-Reihe Bd.1


ausgezeichnet

Bodyshaming und Selbstliebe

Elín ist etwas dicker, wurde schon als Kind wegen ihrer Figur gehänselt und ihr Ex-Freund hat die fiesen Bemerkungen diesbezüglich fortgesetzt. Zutiefst verletzt, achtet sie penibel auf ihre Ernährung und nimmt an einem veganen Kochkurs teil. Schon in den ersten Minuten fühlt sie sich unwohl: Nicht nur „Was werden die anderen Teilnehmerinnen denken, wenn eine Dicke zum Kochkurs geht?“, nein, Elín hört die Antworten darauf direkt in ihrem Kopf. Jón ist der einzige männliche Teilnehmer und beim gemeinsamen Kochen lachen die beiden viel miteinander, wodurch sie sich näher kommen. Doch wie soll Elín mit ihren Selbstzweifel, Unsicherheiten und Stimmen der anderen im Kopf alle Hüllen vor Jón fallen lassen? 

Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass mich Elíns Gedanken mit der Zeit auch mal genervt haben. Fast auf jeder Seite macht sich Elín Gedanken, wie ihr Körper auf andere wirken könnte. In vielen Situationen reduziert sie sich auf ihren Körper, wobei man als Leser/in oft bemerkt, dass der oder die Gegenüber bestimmt gar nicht darüber nachdenken. Insbesondere wenn sie und Jón sich langsam näher kommen und er sie berührt, springt das Gedankenkarussel an. Elín fühlt sich nicht einfach unwohl, wenn Jón über ihre Hüfte oder Rücken streichelt, sie hört die hämischen Kommentare ihres Ex-Freundes und trägt gedanklich erst einmal zusammen wo sie überall „zu viel“ ist. Und dann rufe ich mir drei Dinge in Erinnerung: Wie oft denkst du über deine nicht-ideale Figur nach? Wie oft übernehmen deine Unsicherheiten die Überhand? Und was soll Elín denn sonst denken, wenn sich ihr Ex-Freund diesbezüglich immer wieder abfällig geäußert hat? Und dann sehe ich, nein: fühle ich, wie authentisch und nachvollziehbar Kira Mohn diese plus size Protagonistin dargestellt hat. Schon auf den ersten Seiten habe ich mitfühlend genickt und bemerkt, dass die Autorin sensitive reader für dieses Thema hatte, was sich auch in der Danksagung bestätigt hat. Das Thema Bodyshaming wurde nicht nur durch Mobbing allumfassend dargestellt, sondern auch durch Personen in Elíns Umfeld, die ihr Problem nicht als solches erkennen („Lach mit!“) oder als nahestehende Person voreingenommen ist und nur ihren tollen Charakter sehen. 

Bis die Geschichte endet passieren sogar auch einige überraschende Dinge. Den Schluss empfand ich als etwas zu schnell, weil ich gerne bei dem wichtigen Moment von Jón dabei gewesen wäre. 

"Body Positivity. Als ob das so leicht wäre, als müsste man sich nur ein wenig Mühe geben. Liebe dich selbst. Um ehrlich zu sein, finde ich diesen Satz eher deprimierend, weil ich etwas, das so wichtig ist und so simpel zu sein scheint, einfach nicht kann." Elín, S. 146 


Fazit: 
In „The Sky in your Eyes“ geht es vor allem um Bodyshaming und Selbstliebe. Einfühlsam und authentisch hat Kira Mohn die Gedanken der Protagonistin und ihre Unsicherheiten bezüglich ihres Gewichts dargestellt, was vielleicht an der einen oder anderen Stelle auch kurz nerven könnte. Eine sehr gefühlvolle Geschichte über Bodyshaming, Mobbing, Empathie und Selbstliebe, die jeder in sich nachwirken lassen sollte.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.11.2021
Litersum
Rosenbecker, Lisa

Litersum


ausgezeichnet

Fantasievolle und kreative Buchidee

Malou Winters ist die Tochter eines Buchcharakters und einer realen Frau, weshalb sie eine Anti-Muse ist und deshalb Autor/innen mit einem Kuss Ideen stehlen kann. Malou tut dies nur ungern, aber die Auslöschung bestimmter Ideen schützt die reale Welt und das Litersum. Als aber zwei ihrer Aufträge ermordet aufgefunden werden, zieht die Polizei, allen voran der junge missmutig dreinblickende Lansbury, eine Verbindung zu Malou. Ihre Mutter hat einen hohen Rang bei der Polizei und kann sie zeitweise von den Ermittlungen fernhalten, doch sie müssen unbedingt herausfinden, wer tatsächlich hinter diesen Morden steckt. Also machen sich Malou, ihre Freundin Emma und der vielleicht nicht ganz so griesgrämige Lansboury in der realen und Bücher-Welt auf, um den wahren Mörder zu finden.

...hörte mir nicht mehr zu. Er schielte sehnsüchtig auf seinen Krimi.
„Ich verstehe das. Es geht nichts über ein gutes Buch. Dann lasse ich euch beide mal wieder allein.“, 7 %

Lisa Rosenbeckers Schreibstil gefällt mir sehr. Die Autorin schreibt die Geschichte sehr lebendig und mitreißend, gleichzeitig liest sie sich locker flockig weg. Die Idee des Litersums, des „Universums“ aller Buchwelten und der Zwischenbibliothek, begeistert mich sehr, wie vermutlich jede/n Buchliebhaber/in. Ich finde auch die Details toll gewählt, dass man z. B. durch die Tür einer Buchhandlung, Bücherei oder Bibliothek in die Zwischenwelt gelangt und auch Malous beste Freundin Emma. Sie stürzt sich mit voller Begeisterung in jedes Rätsel und ist eine ausgesprochen gute Detektivin, weshalb sie sich selbst Emma Holmes (nach Sherlock Holmes) nennt. Lisa Rosenbecker hat eine fantasievolle Geschichte rund um Mnemosyne, die griechische Göttin der Erinnerung, und unserer heißgeliebten Bücherwelt geschaffen. Das Buch passt mit dem Litersum, dem Kriiminalfall und einigen Abstechern im viktorianischen Zeitalter sehr gut in die Ästhetik Dark Academia, die momentan sehr beliebt ist.

Fazit:
„Litersum“ ist eine ausgesprochen schöne und fantasievolle Idee, die sicherlich nicht nur Bücherwürmer begeistert.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.