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Gina1627

Bewertungen

Insgesamt 241 Bewertungen
Bewertung vom 26.09.2020
Die Liebe kommt auf Zehenspitzen
Günak, Kristina

Die Liebe kommt auf Zehenspitzen


ausgezeichnet

Ein wunderschön erzählter Roman, der am Anfang voller Ironie, Wortwitz und Galgenhumor steckt und sich im weiteren Verlauf zu einer berührenden und tiefgründigen Geschichte entwickelt.

Weihnachten ist ein Fest der Liebe und Lucy Bradford zieht es wie jedes Jahr zu ihren Eltern nach Klein-Wöhrde. Doch dieses Mal steht die Reise nach Schleswig-Holstein unter keinem guten Stern. Von Hamburg aus hat sie sich eine günstige Mitfahrgelegenheit gesucht, die bei kaltem und ungemütlichem Winterwetter leider auf sich warten lässt. Zum Glück besänftigt der Anblick des Fahrers ihre Laune. Bens attraktives Äußeres und sein offenes Wesen lässt sie auf unterhaltsame Stunden hoffen. Wenn nicht dieser furchtbare Schneesturm wäre! Notgedrungen müssen sie auf dem Dohrmannhof einen Zwischenstopp einlegen und erleben einen ungewöhnlichen und geselligen Heiligabend mit Dorle. Ben und Lucy haben bei der 96-jährigen alten Dame einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen und sie vermacht ihnen nach ihrem Tod ein viertel Jahr später ihr großes Anwesen. Doch eine Bedingung ist daran geknüpft. Ein Jahr lang müssen sie zusammen auf dem Hof leben und dürfen danach frei entscheiden, was sie mit ihm machen möchten. Da beide gerade beruflich und privat in einer Krise stecken wagen sie den Schritt und ihr Leben nimmt eine spannende, aufregende und berührende Wendung.

„Die Liebe kommt auf Zehenspitzen“ ist mein zweiter Roman von Kristina Günak, den ich nach „Wer weiß schon wie man Liebe schreibt“, gelesen haben. Ich mag ihren herzerwärmenden, humorvollen und sehr bildhaften Schreibstil, der bei einem so ein schönes Wohlgefühl beim Lesen auslöst. Mit ihrem Wortwitz und ihren lustigen Umschreibungen von Alltagssituationen, in denen sie zum Beispiel ein Koffergewicht mit Heimat vergleicht, die man mit sich trägt oder den Szenen während des Schneesturms, hat sie mich zum Schmunzeln gebracht. Sehr einfühlsam erzählt die Autorin, dass Liebe Zeit zum Entwickeln braucht, Angst überwunden werden muss, Streit und Versöhnung einen näher bringen, es manchen Menschen schwer fällt sich anderen gegenüber zu öffnen, ihre Gefühle zu zeigen oder auf einen zuzugehen.

Um all dies zum Leser zu transportieren hat die Autorin ganz wundervolle und sympathische Charaktere erschaffen. Lucy ist eine nicht gerade erfolgreiche Autorin, die sich mit Minijobs über Wasser hält, ihr Leben als langweilig empfindet, der die Einsamkeit nach einer missglückten Beziehung die Kraft raubt und die gerade vergeblich versucht einen Liebesroman für einen Verlag zu schreiben. Kein Wunder, dass sie auf Männer im Moment nicht gut zu sprechen ist. Doch dann begegnet sie Ben. Seine sensible Ausstrahlung und sein Äußeres sprechen sie an und man spürt sofort ein unsichtbares Band zwischen beiden. Doch Ben ist plötzlich verschwiegen und hat Geheimnisse vor ihr, die Lucy erst während ihrer gemeinsamen Zeit auf Dorles Anwesen entdeckt. Mehr oder minder bewältigen sie die Arbeit und den Alltag auf dem Hof, entdecken den Blick für die Natur und wie wichtig Menschen sind, die ihnen hilfreich und ohne Vorbehalt zur Seite stehen. Diese Rolle fällt Fredo und Millie zu, einem sehr sympathischen alten Ehepaar, bei dem jeder seine Macken hat und die mich mit ihrer Art sehr berührt haben. Sehr reizvoll fand ich auch Esat, einen Flüchtling, der im Dorf Bredenhof ein neues Zuhause gefunden hat und für den die Bewohner eine liebevolle Ersatzfamilie sind.

Es war richtig schön als stiller Beobachter bei ihnen sein zu dürfen und mitzuerleben, wie ihr Leben und ihre Gefühle sich weiterentwickeln. Für alle Charaktere hat Kristina Günak einen wunderschönen Ausblick in die Zukunft geschaffen und für mich als Leser einen zufriedenstellenden Abschluss ihrer Geschichte gefunden.

Mein Fazit:

Mit „Die Liebe kommt auf Zehenspitzen“ hat Kristina Günak einen sehr schönen Wohlfühlroman erschaffen, der aufzeigt, wie wichtig Nächstenliebe und Offenheit für das Wohlbefinden und das Glück der Menschen ist! Verdient vergebe ich 4

Bewertung vom 15.08.2020
Drachendüster
Mühlau, Ruth

Drachendüster


ausgezeichnet

Ein überaus gelungener Abschluss der Fantasy-Reihe um die Zauberschmiedin Rayka!
Fantasy vom Feinsten! Auch im letzten Band der Reihe um die Zauberschmiedin Rayka hat mich Ruth Mühlau wieder total begeistert und für Kopfkino pur gesorgt. Ein hochspannendes und unglaublich fantasievolles Finale mit vielen Überraschungsmomenten!

Eisenland wurde durch die Erschaffung der Baelmonne gerettet, doch der Kampf „Gut gegen Böse“ ist immer noch nicht ausgestanden. Nur wer das siebte Siegel des magischen Buches bricht, wird über die Zukunft von allem bestimmen können. Doch das Artefakt wurde sicher in der Silbramagica, der Bibliothek in der Königsstadt Silbrarillia, versteckt. Rayka begibt sich mit ihrem Vater Bael auf die Suche nach den nötigen Hinweisen um es zu finden, seine Rätsel zu entschlüsseln und die Welt vom Bösen zu befreien. Doch ihre Nachforschungen wecken auch das Interesse und die Begehrlichkeit anderer. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt für sie, da der Dunkle Herrscher Morren sein Weltenheer nach Silbrarillia schickt, um endlich die alleinige Herrschaft über das Land zu bekommen. Doch auch der Drache Schwarzschwinge giert nach der Macht.

Ein bisschen Wehmut kommt nach dem Beenden von „Drachendüster“ bei mir auf! Als Fan der Zauberschmiedin-Reihe durfte ich noch einmal eine atemberaubend spannende Zeit in Eisenland verbringen und es war wunderschön! Durch kleine raffiniert eingeflochtene Rückblicke auf das Geschehen des letzten Bandes bin ich schnell wieder in die Geschichte hineingekommen. Ich bewundere die unendliche Fantasie von Ruth Mühlau, die mich mit ihrer fesselnden Erzählkunst immer wieder zu überzeugen weiß und jede Gefühlspalette bei mir hier bedient hat. Ich habe mit all den liebgewonnenen Charakteren ein letztes Mal mitgefiebert, mitgelitten und mich über ihr Glück gefreut. Die Magie hat sich durch die Rettung von Eisenland geändert und jeder muss prüfen welche Auswirkungen es für ihn hat. Am Anfang keimte Hoffnung bei mir auf, dass das Gute gewinnen könnte nachdem Rayka und Targoin ihre Liebe wiedergefunden haben und sich mit der Lichtelbin Lavilija und Bruna auf die Suche nach ihren Freunden Nestori und Dazhera machen, die immer noch im magischen Netz gefangen gehalten werden. Es wird gefährlich für sie und ich war entsetzt und überrascht darüber, wie sich das Geschehen dort entwickelt. Sehr reizvoll und überaus spannend fand ich die Wandlung von Bael. Gehandicapt durch den Drachensplitter von Schwarzschwinge und der Raykamagie, die ihn zu einem Greis altern lässt, zur Demut zwingt und ihm seine vergangenen Untaten vor Augen führt, wünscht er sich nichts sehnlicher, als wieder ein mächtiger Gott zu werden und das durch Raykas Taten vielleicht ein neuer Anfang geboren wird. Ihre gemeinsame Suche nach dem geheimen Buch führt sie nach Morband auf Morrens Burg und das was dort geschieht war Kopfkino pur. Genial, wie sie Gentia beinflussen und Schwarzschwinge an der Nase herumführen. Überaus fesselnd war auch der verlustreiche Kampf um Silbrarillia und das Finale in der dortigen Bibliothek. Hier hatte ich vor lauter Anspannung richtiges Herzklopfen. Für alle Charaktere hat Ruth Mühlau ein wunderschönes Ende gefunden, mit dem ich sehr glücklich und zufrieden bin.

Sehr gut gefallen hat mir neben den Hauptcharakteren noch der Zentaure Karaan, der mich durch sein mutiges und weises Auftreten beeindruckt hat und dem so übel mitgespielt wurde. Unheimlich polarisiert und wütend gemacht hat mich Widermut durch seinen Hang zur Gewalt, seine Verbohrtheit und seine Uneinsichtigkeit. Er hat es nicht verdient ein Befehlshaber unter Königin Zorellia zu sein. Auch Lavilijas Entwicklung fand ich spannend. Ihre Wandlung hat einen großen Reiz in der Geschichte ausgemacht.

Mein Fazit:

„Drachendüster“ war ein fantastisches Leseerlebnis und erhält eine hochverdiente 5 Sternebewertung und eine unbedingte Leseempfehlung von mir! Jedem Fantasy-Fan kann ich die Reihe um die Zauberschmiedin Rayka nur ans Herz legen!

Bewertung vom 05.08.2020
Der Fahrer / Kerner und Oswald Bd.3
Winkelmann, Andreas

Der Fahrer / Kerner und Oswald Bd.3


ausgezeichnet

Allerbeste Thrillerunterhaltung!

Wer Nervenkitzel, Rätselraten und Gänsehaut beim Lesen liebt ist hier genau richtig! Bei diesem Thriller überdenkt man definitiv sein Social-Media Verhalten und überlegt sich dreimal, ob man in Zukunft einen Fahrdienst in Anspruch nimmt.

In der Millionenstadt Hamburg bringt ein Serienkiller die Polizei zum Verzweifeln. Er spielt mit ihnen #Findemich und liebt es, wenn das zeitlich begrenzte Ultimatum bei ihrer Suche nach dem Opfer abläuft und er ihnen ihre Inkompetenz aufzeigen kann. Junge, dynamische und auf der Überholspur lebende Frauen sind sein Beuteschema, deren Leichen er nach Gebrauch medienwirksam als fluoreszierende Kunstwerke auf öffentlichen Plätzen in Szene setzt. Der Druck auf Kriminalkommissar Jens Kerner und seinem Team wird mit jeder Toten größer und vieles deutet darauf hin, dass der Täter in Jens Umfeld zu finden ist.

Auch mit dem dritten Teil der Kerner und Oswald Thriller-Reihe hat Andreas Winkelmann wieder eine große Lesesucht bei mir erzeugt. Kurze und temporeiche Kapitel und der unheimlich fesselnde Erzählstil des Autors lassen einen nur so durch die Geschichte fliegen. Wer ist der Wahnsinnige im Prolog, für den Straßen wie Lebensadern sind, denen er unbedingt Blutzoll leisten will? Ein Psychopath, dem die Menschlichkeit abhandengekommen ist, der seine Emotionen voll unter Kontrolle und eine Affinität für Social-Media Kanäle hat, in denen er sich seine nächsten Opfer auszusuchen scheint. Ich kann euch nur empfehlen einmal „Tick of the Clock“ von den Chromatics beim Lesen anzuhören, einen Song, mit sich der Täter nachts beim Fahren auf seine nächste „Aufgabe“ einstimmt. Irre, wie diese Musik für noch größere Anspannung beim Lesen sorgt. Jens Kerner zweifelt im Laufe der Ermittlungen an seiner persönlichen Einschätzung des Falls. Er wird vom Täter abgelenkt, an die Grenzen seiner Belastbarkeit geführt und von seiner Chefin vom Dienst suspendiert, weil er falsche Entscheidungen trifft. Genauso wie Jens steht man auch als Leser vor einem Berg an Fragen, zieht manchmal voreilige Schlüsse und wird vom Autor immer wieder mit seinen Vermutungen in eine andere Richtung gelenkt. Die Geschichte nimmt einen dramatischen Verlauf, als der Mörder sein nächstes Opfer aus den Reihen von Jens Team wählt und erzeugt bei einem dadurch nur noch atemlose Spannung und Herzklopfen. Seine Kollegen und Freddy Förster, den Jens aus der Gosse gezogen hat und jetzt sein eigenes Detektivbüro führt, lassen ihn nicht im Stich und sie arbeiten mit ihm im Verborgenen. Wer gewinnt das letzte Spiel und ist der Hashtag-Killer? Mit der Auflösung und seinen Beweggründen habe ich nicht gerechnet.

Jens Kerner und seine Kollegen sind mir schon seit Band eins vertraut. Ich mag ihre Ecken und Kanten, die sie authentisch und lebendig machen. Jens ist als Kriminalbeamter leicht reizbar, wortkarg, verschlossen, stur und macht alles gerne selber mit sich aus. Doch seine Mannschaft um Becca, Hagenah und Carina haben sich mit seiner Art arrangiert und achten ihn sehr. Neu hinzugekommen ist mit Tony Hillmann ein digitaler Forensiker, der mich mit seiner nerdigen und effektiven Arbeit für sich eingenommen hat. Unheimlich polarisiert haben mich Jens Bruder Karsten, ein Künstler, der gerade in Hamburg eine Ausstellung gibt und der Schmierblattjournalist Luca dos Santos, der Jens seinen Karriereknick zu verdanken hat. Er versucht auf jede erdenkliche Weise an Informationen über die Fälle heranzukommen um dies für sich ausschlachten zu können. Nur Dank Rebecca Oswalds unglaublichem Spürsinn und ihrer Hartnäckigkeit stoßen sie endlich auf eine heiße Spur und der daraus resultierende Showdown war für mich vom Feinsten.

Mein Fazit:

„Der Fahrer“ von Andreas Winkelmann hat bei mir wieder für überaus spannende Lesestunden gesorgt und ich kann jedem Thrillerliebhaber dieses Buch und die ganze Reihe nur ans Herz legen!

Bewertung vom 12.07.2020
Beanstock - Ein Whisky zu viel (5.Buch)
Benedict, A. W.

Beanstock - Ein Whisky zu viel (5.Buch)


ausgezeichnet

Butler Beanstock weiß auch in Band 5 wieder zu überzeugen!
Wer Cosy-Crimes mit englischem Flair der dreißiger Jahre mag ist hier bestens bedient. Ich habe den Hobbydetektiv Mr. Beanstock schon seit einiger Zeit in mein Herz geschlossen. Ein Butler, der eigentlich nie die Kontenance verliert, gegen seine eigenen Regeln verstößt oder außer Kontrolle gerät. Doch dieses Mal ist alles anders.

Butler Beanstock und der Gärtner William Herringbone haben alle Hände voll zu tun um das Anwesen von Parsley Manor für den alljährlichen Blumencup herzurichten. Für das große gesellschaftliche Ereignis wird alles auf Hochglanz poliert und Williams Rosenzucht bekommt noch einmal den letzten Schliff. Doch irgendwie ist er nicht ganz bei der Sache und etwas scheint ihm auf der Seele zu liegen. Könnte es vielleicht an den befremdlichen Personen liegen, die neu nach Parsley Field gezogen sind? Der Pub Three Chatering Dugs hat den Besitzer gewechselt und Seltsames geht da vor. Oder liegt es an den beiden Brüdern, die in das Haus des Verstorbenen Dan Dorsey eingezogen sind? Was hat William mit der „Society der Acht“ aus London zu tun, einer Bande von Dieben und Mördern, die sich anscheinend in der Gegend einen Rückzugsort gesucht haben? Beanstock möchte das Unheil von Parsley Manor und seinen Bewohnern fernhalten und beginnt heimlich zu ermitteln.

Für mich ist „Beanstock – Ein Whiskey zu viel“ mittlerweile das dritte Buch der Reihe, dass ich gelesen habe und es war wieder ein sehr vergnügliches und spannendes Leseerlebnis! A. W. Benedict hat eine so warmherzige und fesselnde Erzählweise, die mich jedes Mal voll einfängt. Ihre Charaktere sind einem, bis auf die Bösewichte, allesamt sehr sympathisch. Jeder hat seine besonderen Eigenheiten, Beanstock mit seiner Korrektheit und dem Drang, Kriminalfälle aufzuklären, sein Pflegekind Luci, die ihm detektivisch nacheifern möchte und allen mit ihrer erfrischenden Art den Kopf verdreht, der Chauffeur Gonzales, ein Charmeur und Frauenheld, der es liebt Beanstock bei seinen Fällen zur Seite zu stehen und schließlich noch die Baronets, Sir Percival und Lady Feodora, die mir durch ihre Herzlichkeit, ihren britischen Humor und ihre Fürsorge für ihre Mitmenschen so gut gefallen. In dieser Geschichte steht das Personal von Parsley Manor mehr im Vordergrund des Geschehens und hier insbesondere William Herringbone, den seine bedrückende Kindheit wieder einholt. A.W. Benedict bringt einem die Atmosphäre der dreißiger Jahre, englisches Understatement und dieses Mal auch das organisierte Verbrechen zur damaligen Zeit hervorragend rüber. Doch die Flucht aus London scheint für die Society nicht den gewünschten Erfolg zu haben. Irgendeiner zieht hier in Parsley Field einen gut geplanten Racheplan durch. Doch derjenige hat nicht mit so aufmerksamen Dorfbewohnern wie Mrs Pommerton gerechnet. Sie ist eine nervige alte Dame, die ich wegen ihrer akribischen „Buchführung“ sehr reizvoll fand.

Wie raffiniert Beanstock dem Täter auf die Schliche kommt, sich um die Belange von William kümmert und warum er zum ersten Mal die Kontrolle in seinem Leben verliert, hat ihn für mich noch nahbarer und menschlicher gemacht. Er ist definitiv nicht der typische Butler, den sich jeder Arbeitgeber vorstellt.

Mein Fazit:

A.W. Benedict hat wieder einen sehr reizvollen Cosy Crime erschaffen, der den Wunsch erzeugt, noch mehr neue Fälle von Butler Beanstock lesen zu wollen. Eine tolle Reihe, die ich jedem nur ans Herz legen kann.

Bewertung vom 09.07.2020
Kostbare Tage
Haruf, Kent

Kostbare Tage


ausgezeichnet

Was für ein wunderschöner und einfühlsamer Roman!
Kent Haruf ist ein Erzählkünstler! Unglaublich, wie er es mit seiner ruhigen und unaufdringlichen Art zu schreiben schafft, dass seine Geschichte einen mitten ins Herz trifft. „Kostbare Tage“ ist ein wundervoller Roman über die Liebe, das Abschiednehmen, Hilfsbereitschaft und Anteilnahme. Ein Lesegenuss, der mich außerordentlich berührt hat!

Für Dad Lewis und seine Frau Mary ist es ein schwerer Schicksalsschlag, als sie erfahren, dass er sterbenskrank ist und ihm nur noch wenige Monate bleiben. In Holt, einer kleinen Stadt in Colorado, haben sie sich eine gemeinsame Zukunft mit einem Eisenwarenladen aufgebaut und Kinder bekommen, die es in die weite Welt gezogen hat. Ihre Tochter Lorraine kehrt zurück und möchte ihnen zur Seite stehen, doch ihr Sohn Frank bleibt spurlos verschwunden. Nachbarn und Freunde sind tief betroffen und machen sich Sorgen und Gedanken, wie es jetzt wohl weitergeht. Ablenkung bekommen sie durch die neu Hinzugezogenen. Reverend Lyle und seine Familie haben keinen leichten Stand im Ort und ihr Sohn John Wesley würde am liebsten wieder zurück nach Denver ziehen. Mit offenen Armen hingegen wird jedoch die kleine Alice aufgenommen. Sie muss sich erst an das neue Leben bei ihrer Großmutter Berta May gewöhnen und erlebt eine herzliche Fürsorge von lieben Menschen.

Es war unheimlich schön, wieder Gast in Holt sein zu dürfen. Kent Haruf hat mich schon mit seinen beiden Vorgängerbänden „Lied der Weite“ und „Abendrot“ durch seine wundervolle und sensible Erzählweise begeistert. Er hat eine unglaubliche Beobachtungsgabe und stellt Orte und Handlungsplätze so bildlich und seine Charaktere mit ihren Stimmungen und Eigenheiten so lebendig und authentisch dar. Beim Lesen hat man das Gefühl, selber ein Mitglied der Gemeinschaft und unter Freunden zu sein. Sein Hauptaugenmerk in dieser Geschichte legt er auf die große Liebe zwischen Dad Lewis und Mary und ihre Art, die Krankheit von ihm gemeinsam durchzustehen, die verbleibende Zeit mit allen Sinnen zu nutzen und bis zum Schluss füreinander da zu sein. Die beiden lesend dabei zu beobachten wärmt einem das Herz und ihr Abschied hat mich zu Tränen gerührt. Wenn ein Autor dies schafft, hat er alles richtig gemacht. Unheimlich schön wurde auch Lorraines liebevolle Fürsorge für ihre Eltern dargestellt. Alle denken in dieser schlimmen Situation auch an Frank und als Leser fragt man sich natürlich, was vor einiger Zeit passiert ist, dass er nicht zu ihnen eilt. Doch auch die Geschichte von anderen Bewohner aus Holt haben mich gefesselt. John Wesleys Zerrissenheit war bedrückend und er hat mich mit seiner nicht vorhersehbaren Handlung entsetzt. Mein Herz im Sturm erobert hat die kleine Alice. Es ist schön mitzuerleben, wie aus einem ernsten und nachdenklichen Kind durch Nächstenliebe ein kleiner Wirbelwind voller Lebensfreude wird. Auch Willa und ihre Tochter Alene haben ihr Päckchen zu tragen und manchmal regelt das Leben die Probleme von ganz alleine.

Mein Fazit:

„Kostbare Tage“ war ein unheimlich schönes und bewegendes Leseerlebnis für mich. Wer eindringliche und ruhige Geschichten mit vielen Gefühlen liebt, wird hier voll auf seine Kosten kommen. Von mir bekommt dieser wunderschöne Roman eine unbedingte Leseempfehlung und hochverdiente 5 Sterne.

Bewertung vom 01.07.2020
Der Bodyguard
Rüther, Sonja

Der Bodyguard


ausgezeichnet

Leseempfehlung! Hervoragende Kombi aus Thriller und Liebesroman!

Ein Roman, der mich mit dem tollen Mix aus Lovestory und richtig gutem Thriller sehr begeistert hat!
Fesselnder Schreibstil, faszinierende Charaktere und ein überaus gelungener Aufbau der Geschichte. Was will man mehr?

Maiks größter Traum ist es, einmal eine Kampfschule zu eröffnen, doch ihm fehlen noch die nötigen Mittel dazu. Sein Startkapital will er sich als Bodyguard bei der schwerreichen Unternehmerfamilie von Peter van Holland verdienen, wo er für die Sicherheit von Lynn, einer außergewöhnlich anziehenden jungen Frau zuständig ist. Sie verdreht ihm den Kopf, stiehlt im sein Herz und sorgt dafür, dass diese Empfindungen seine Arbeit noch schwieriger machen. Vorsicht, Sorge und Verlustängste dürfen seine Beobachtungen, seinen Scharfsinn und seine Kampfkraft nicht beeinflussen. Alles wird noch schlimmer, als es Hinweise auf einen möglichen Anschlag gibt und er sich plötzlich einer Übermacht von brutalen Angreifern stellen muss. Unter Einsatz seines Lebens kann er nicht verhindern, dass Lynn entführt wird. Als sie trotz Lösegeldzahlung nicht freikommt macht sich Maik auf die gefährliche Suche. Es wird ein Wettlauf mit der Zeit, da ein Ultimatum abläuft.

Bei „Der Bodyguard“ haben mich der Klappentext und das Cover unheimlich neugierig auf die Geschichte gemacht, da ich Thriller und Liebesromane sehr mag. Hier wird beides ganz hervorragend in einer Symbiose vereint. Der leicht zu lesende, spannende und empathische Erzählstil von Sonja Rüther lässt einen nur so durch das Geschehen fliegen und man hat das Gefühl einen Kinofilm zu erleben. Es geht um Liebe, eine Freundschaft fürs Leben, Geld, Schuld, Rache und Täuschung und alles wurde so gekonnt ineinander verwoben. Die Liebesgeschichte zwischen Maik und Lynn wird sehr behutsam erzählt und driftet dabei auch nicht in Kitsch ab. Der volle Kontrast dazu ist der Thrillerpart. Man rätselt über die Gedanken und die Motivation des Täters, dessen Kaltblütigkeit und gefühlter Egoismus einen entsetzen. Was steckt hinter allem und wer vor allen Dingen? Bei der Entführung, dem Martyrium, der Suche und dem finalen Showdown habe ich unglaublich mit Maik und Lynn mitgefiebert und gelitten und konnte das Buch vor lauter Spannung nicht mehr aus der Hand legen. Wie sich danach alles weiterentwickelt hat mich bewegt und mit dem Ende wurde ich dann noch einmal überrascht.

Richtig begeistert haben mich die tollen Charaktere, die Herzwärme und wiederum auch Entsetzen und Fassungslosigkeit bei einem erzeugen. Mike hat mir unheimlich gut gefallen. Als durchtrainierter Sportler und Bodyguard ist er nicht die abgebrühte Kampfmaschine, sondern ein Mann mit Herz, Verstand, viel Empathie und Verantwortungsbewusstsein. Kein Wunder, dass sich Lynn sofort in ihn verguckt. Sie ist eine anziehende und kluge junge Frau mit einem unglaublichen Durchhaltevermögen, gesundem Menschenverstand, Gerechtigkeitssinn und Verantwortungsgefühl. Geld verdirbt nicht immer den Charakter. Ganz viel Sympathie haben Lisa und Jonas, Maiks beste Freunde, bei mir ausgelöst. Solche verlässlichen und lieben Menschen hat jeder gerne an seiner. Etwas undurchsichtig empfand ich das Ehepaar van Holland. Sie stehen dafür, dass Reichtum nicht immer glücklich macht und auch viele Schattenseiten hat. Richtig krass dargestellt wurden die antreibende Kraft hinter der Entführung und der Kreis, der sich um sie gescharrt hat. Wahnsinn, wie hier Menschen durch Täuschung und Irrsinn zu Marionetten gemacht werden. Beängstigend, wie wenig manchmal hinterfragt wird.

Mein Fazit:

„Der Bodyguard“ ist ein Roman, der mich bestens unterhalten hat und dafür von mir auch eine unbedingte Leseempfehlung und eine 5 Sternebewertung erhält!

Bewertung vom 16.06.2020
Marta schläft
Hausmann, Romy

Marta schläft


sehr gut

Fesselnd, faszinierend, verwirrend und ganz anders wie gedacht!
Ein Thriller mit vielen Puzzleteilchen, die sich spannend, fesselnd und langsam zu einem Ganzen zusammenfügen. Als Leser ist man gefangen in den Gedanken der Charaktere und entwickelt dabei Mitleid, Fassungslosigkeit und Unverständnis.

Nadja ist eine junge Frau, die durch ihre schwere und traumatische Kindheit mit Problemen behaftet ist, gerne in der Anonymität lebt und andere Menschen um ihr sorgloses Leben beneidet. Was ist mit ihr passiert, dass sie immer wieder Unvorhergesehenes aus der Bahn wirft und sie gerade in eine gefühlte, ausweglose Situation bringt? Nadja wird in ein abgelegenes Haus in den Spreewald gelockt und muss unter Zwang ein Spiel spielen, bei dem es um Leben und Tod geht. Wer wird es gewinnen?

Voller Erwartungsfreude habe ich nach „Liebes Kind“ auf das neue Buch „Marta schläft“ von Romy Hausmann hin gefiebert und sie hat mich mit einem Thriller überrascht, der eine spannende Herausforderung war, für unheimlich viele Fragen und Verwirrtheit in meinem Kopf gesorgt hat, eine bedrückende Atmosphäre verströmte und eine Entwicklung nahm, mit der ich überhaupt nicht gerechnet habe. Am Anfang fühlt man sich etwas überfordert, durch die zusammenhanglos scheinenden Geschehnisse, doch später lassen einen die Gedanken und Handlungen der psychopathischen Charaktere nicht mehr los. Alle Protagonisten sind durchweg unsympathisch, die aber perfekt zur Story und der dramatischen und beklemmenden Stimmung in der Geschichte passen. Erzählt wird auf verschiedenen Zeitebenen, die immer wieder zwischendurch durch Briefe an einen Unbekannten unterbrochen werden. Wer ist der Verfasser und für wen sind diese von Schuld, Verzweiflung und auf Vergebung hoffenden Botschaften gedacht? Was ist an diesem 17. Juni 1999 Furchtbares passiert, der immer wieder erwähnt wird und der das Leben von einigen Menschen so verändert hat? Wie passt die Geschichte von Nelly und Paul ins Geschehen hinein und welche Rolle spielen Laura und Gero? Irre, wie einer hier die Schicksale von Menschen manipuliert. Gänsehaut hatte ich bei der Gerichtsverhandlung, die unheimlich düster und atmosphärisch im Haus der Großmutter von Laura beginnt und im weiteren Verlauf eine außer Kontrolle geratene Entwicklung nimmt. Welches Motiv hinter dem Ganzen steckt hat mich echt geschockt und der Ausgang nach den erschütternden Ereignissen überraschte mich erst recht.

Romy Hausmann hat in ihrem Buch sehr stark polarisierende Charaktere erschaffen. Nadja Kulka ist eine verstörte, psychisch labile, körperlich angeschlagene, und von Panikattacken geplagte junge Frau, die immer mit dem Gedanken spielt, was andere Menschen von ihr denken. Sie sehnt sich nach Freundschaft und Anerkennung und ist dafür zu allem bereit. Nadja kämpft gegen ihre Ängste, wächst über sich hinaus, wird manipuliert und sucht einen Ausweg aus der verfahrenen Situation. Immer wieder hat sie großes Mitleid bei mir entfacht. Kopfschütteln, Wut, Fassungslosigkeit und Unverständnis hat Gero van Hoven bei mir erzeugt. Als Inhaber einer erfolgreichen Anwaltskanzlei, treusorgender Ehemann und Vater ist er angesehen und hat ein Saubermann-Image. Doch der äußere Schein trügt. Er benutzt Menschen, ist unter Druck furchtbar unbeherrscht, kaltblütig, psychopathisch und selbstherrlich. Er liebt es, wenn seine Frau Laura nett und fügsam ist, doch kann das auf Dauer gut gehen? In ihren Nebenrollen fand ich Nelly Schütt und Paul Heger auch sehr gut dargestellt. Ebenfalls zwei interessante Charaktere, die mit Problemen behaftet sind und das Pech haben, den falschen Menschen zu begegnen.

Mein Fazit:

Das hinter dem Titel „Marta schläft“ so ein ungewöhnlicher und spannender Psychothriller steckt habe ich nicht vermutet. Romy Hausmann hat mir definitiv aufregende Lesestunden beschert. Wenn der Anfang der Geschichte nicht so eine Verwirrung bei mir gestiftet hätte, hätte es von mir die volle Punktzahl gegeben. So sind es 4 hochverdiente Sterne

Bewertung vom 03.06.2020
Die Wahrheit / Maggie Costello Bd.2
Bourne, Sam

Die Wahrheit / Maggie Costello Bd.2


ausgezeichnet

Spannung und Action pur! Fesselnd, brisant und beängstigend!
Sam Bournes Thriller zu lesen ist wie einen actionreichen Kinofilm zu erleben. Eine Geschichte die zwischen Fiktion und Wirklichkeit liegt, einen ungemein fesselt, für atemlose Spannung sorgt und mit einem fulminanten Showdown endet!

Ihre nervenaufreibende Zeit als Mitarbeiterin des Präsidenten im Weißen Haus ist für Maggie Castello passé und sie widmet sich in ihrer Auszeit ihrem Studium der Geschichte und schreibt Essays. Politikern versucht sie aus dem Weg zu gehen, doch als sie ein Hilferuf von Donna Morrison, der amtierenden Gouverneurin von Virginia, erreicht, ändert sie ihre Meinung. Sie und das FBI beschäftigen mysteriöse Morde an Historikern, sowie katastrophale Brände in Museen und Bibliotheken, die unschätzbare Archive beherbergen. Wer versucht hier gerade Wissen, historische Dokumente und Zeitzeugenberichte über die Vergangenheit und die grausamen Verbrechen, die an der Menschheit begangen wurden, auszulöschen? Maggie stößt bei ihrer Recherche auf erste Hinweise, einen polarisierenden Demagogen und gerät selber dabei in eine lebensgefährliche und fast ausweglose Situation, in der auch ihre Glaubwürdigkeit in Frage gestellt wird. Können sie die Verschwörer stoppen?

„Die Wahrheit“ ist neben „Der Präsident“ mein zweites Buch von Sam Bourne, das ich gelesen habe und es hat mich wieder total begeistert und sehr nachdenklich gemacht. Der Autor spricht hier ein Thema an, das gerade aktuell ist und die Ansichten und Meinungen der Menschen auf der Welt besorgniserregend spaltet. Wie kann man nur die Gräueltaten von früher verleugnen und Rassenhass und Kämpfe schüren? Sam Bournes Erzählweise ist unglaublich fesselnd, temporeich, gesellschaftskritisch und mit einigen Überraschungen versehen. Die Geschichte fordert die volle Aufmerksamkeit des Lesers, da viele Handlungsstränge sich schnell abwechseln und eine Menge Fragen im eigenen Kopf auftauchen. Maggies Part lässt einen total mitfiebern, die Anschläge machen einen fassungslos, William Keanes Gerichtsverhandlung entfacht Entsetzen und Wut und die digitale Entwicklung im Geschehen ist überaus beängstigend. Alles zusammen ergibt ein unglaubliches Kopfkino. Die Deadline kommt immer näher und die Spannung nimmt mit jeder gelesenen Seite zu. Ich habe überhaupt nicht damit gerechnet, wer hinter allem steckt und habe einige Menschen total unterschätzt. Maggie übersteht diese Katastrophe und hat einen liebevollen Menschen an ihrer Seite, der sie hoffnungsfroh in die Zukunft blicken lässt.

Maggie war für mich wieder der herausragende Charakter im Buch. Ich bewundere sie für ihren genialen Instinkt, mit dem sie Zusammenhänge schnell erfasst und für ihre Schlagfertigkeit und ihren Mut, sich konsequent für die Wahrheit und Gerechtigkeit einzusetzen um Lügen, Intrigen, Böswilligkeit und Verbrechen auf den Grund zu gehen. Ihre Konfrontationen mit William Keane und Mc Namara fand ich sehr gut dargestellt und jeder konnte hier auf seine Weise glänzen. Beide Männer sind Widerlinge schlechthin, abgebrüht, berechnend und machtbesessen. Ihre Einstellungen empfinde ich einfach nur krank und beängstigend und sie machen einen wütend. Keanes Charakter assoziiert man sofort mit einer Persönlichkeit, die mit Worten und viel Rhetorik kämpft und die Medien für die eigenen Interessen und Vorteile ausnutzt. Sehr unschlüssig war ich mir die ganze Zeit darüber, welche Rolle Uri, Maggies Ex-Freund und Jason Ramey, ein Computerspezialist, im ganzen Geschehen spielen. Sie haben auf jeden Fall die Geschichte bereichert.

Der Showdown am Schluss war auf jeden Fall wieder vom Feinsten und ich würde mich unheimlich darüber freuen, wenn Maggie bald wieder in einem neuen Fall ermitteln dürfte.

Mein Fazit:

„Die Wahrheit“ war ein brisanter und sehr beängstigender Politthriller, dem ich jedem nur ans Herz legen kann. Er bekommt von mir eine unbedingte Leseempfehlung und hochverdiente 5 Sterne!

Bewertung vom 27.05.2020
Remsmord
Roth, Tanja

Remsmord


sehr gut

Ein Regionalkrimi, wie ich ihn mag! Spannend und fesselnd!
Wer spannende Lesestunden mit Lokalkolorit und Revierkämpfen im Rockermilieu liebt ist hier genau richtig! Der Roman startet verhalten, aber im weiteren Verlauf lässt dich die Geschichte nicht mehr los.

Ein Mord an einem jungen Mann, dessen Leiche in einem Fluchtgang unter Schwäbisch Gmünd entdeckt wird, gibt der Polizei Rätsel auf. Erste Hinweise führen die beiden Kripobeamten Eva Brenner und Gerhard Vollrath zum Motorradclub der Eastrider Ellwangen, wo sie auf zwielichtige Mitglieder stoßen. Schnell kommt bei ihnen die Vermutung auf, dass diese ihre Finger im Drogen- und Prostituiertenmilieu stecken haben und ihr Fall damit zusammenhängen könnte. Als die Ermittlungen in der Szene weiter voranschreiten, wird es für die Polizisten immer gefährlicher und die Lage scheint zu eskalieren, als sie einen weiteren Toten finden.

Auf „Remsmord“ bin ich durch das ansprechende Cover und den vielversprechenden Klappentext aufmerksam geworden. Der Reiz in diesem Regionalkrimi machen der tolle Aufbau der Geschichte und die faszinierenden und authentisch dargestellten Charaktere aus, die mit ihren guten und schlechten Seiten lebensecht und glaubhaft rüberkommen. Tanja Roths Erzählweise ist spannend, fesselnd und leicht zu lesen. Durch ihre bildhaften Beschreibungen und Darstellungen hat man sofort Handlungsorte, Szenen und auch einzelne Personen vor Augen. Hier wird definitiv das eigene Kopfkino angeschmissen. Schon beim Start ins Buch kommen die ersten Fragen auf und es nimmt einen mit, dass Evas Ex-Kollege Björn und seine Familie Angst vor seiner möglichen Zwangspensionierung haben, da er immer noch unter Angststörungen leidet, die durch einen gefährlichen Einsatz ausgelöst wurden. In dieser Situation steckt sicherlich so mancher Polizist und ich habe großen Respekt vor ihrem Mut, dass sie ihr eigenes Leben für andere Menschen aufs Spiel setzen. Mit dem MC der Eastrider Ellwangen hat Tanja Roth sehr gekonnt das ganze Klischee einer kriminellen Vereinigung mit in die Geschichte eingebaut und wie immer geht es auch hier darum, mehr zu wollen. Geld, Macht, Profit, Reichweite und dafür auch Supporters für die Drecksarbeit anzuwerben. Sie interessiert nicht, wenn sie das Leben von anderen Menschen aus der Bahn werfen, sie in den Wahn und die Abhängigkeit treiben und zu Handlungen hinreißen lassen, die man nie von ihnen nicht erwartet hätte.

Das Ermittlergespann Eva Brenner und Gerhard Vollrath, sowie ihr Chef Kurt Willner haben mir richtig gut gefallen. Eva ist eine engagierte Kriminalbeamtin, die nicht locker lässt, wenn sie an einem Fall dran ist und ihr Privatleben kurzentschlossen hintenan stellt. Ihr Kollege Gerhard Vollrath, kommt am Anfang etwas schüchtern rüber, doch im Laufe der Geschichte wird er selbstbewusster, mutiger und entschlossener. So entschlossen, dass sogar die Stimmung zwischen ihm und Eva kurzfristig auf Grundeis geht, da sie unterschiedliche Ansichten über eine bestimmte Person haben. Ihr Chef Kurt Willner findet hier die richtigen Mittel um die Lage zu entschärfen und gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Sehr reizvoll ist die Rolle von Professor Konstantin Behrenheim, der mich durch seine überhebliche, provokative, anmaßende und fordernde Art polarisiert hat. Gerätselt habe ich über das Verhalten von Evas Kollegin Regina, bei der man sich unsicher ist, auf welcher Seite sie steht. Doch noch viele weitere tolle Charaktere bereichern diese Geschichte, die zum Ende hin immer mehr Fahrt aufnimmt, einen Mörder offenbart, den ich nicht auf dem Plan hatte und die zufriedenstellend für den Leser endet.

Mein Fazit:

Mit „Remsmord“ habe ich mit Tanja Roth wieder einmal eine neue Autorin für mich entdeckt, die ich im Auge behalten möchte. Mit ihrem Krimi hat sie mir spannende und fesselnde Lesestunden beschert und ich kann dieses Buch jedem nur ans Herz legen. Hochverdient vergebe ich 4 Sterne.

Bewertung vom 18.05.2020
Die Farben der Schönheit - Sophias Hoffnung / Sophia Bd.1
Bomann, Corina

Die Farben der Schönheit - Sophias Hoffnung / Sophia Bd.1


ausgezeichnet

Absolute Leseempfehlung! Ein tolles Auftaktbuch zu einer neuen und faszinierenden Trilogie!

Was für eine wundervolle Geschichte über die faszinierende Welt der Schönheit und einer Protagonistin, deren schicksalhafte Wege einen sehr fesseln. Das Buch liest sich unglaublich leicht und flüssig und hat eine große Sogkraft!

Berlin 1926
Sophias Leben gerät aus den Fugen, als sie erfährt, dass sie nach einem schwachen Moment ein Kind erwartet und ihr Geliebter sie einfach fallen lässt. Wie soll sie das ihren Eltern beibringen, die so große Hoffnungen in ihre Tochter gesetzt und ihr ein Chemiestudium für eine verheißungsvolle Zukunft ermöglicht haben? Diese Enttäuschung können sie nicht verkraften und Sophie wird von ihnen verstoßen. In ihrer Verzweiflung reist sie zu ihrer Freundin Henny nach Paris und hofft, dass sie dort für sich und ihr Kind eine neue und bessere Zukunft aufbauen kann. Doch wieder einmal trifft sie ein Schicksalsschlag, der sie tief erschüttert und sie ganz viel Kraft kostet. Sie kämpft sich ins Leben zurück, nimmt ihr Herz in die Hand und spricht mutig bei der erfolgreichen Unternehmerin Helena Rubinstein vor, um ihr ihre selbstgemachte Creme vorzustellen. Sie hat einen Blick für Talente und unterbreitet ihr ein Angebot, das Sophia unmöglich ausschlagen kann. Findet sie ihr neues Glück in New York, wo sie eine Produktlinie für die Beauty-Queen entwickeln darf?

Mit „Die Farben der Schönheit - Sophias Hoffnung“ habe ich eine neue Autorin für mich entdeckt, deren Bücher bisher irgendwie an mir vorbeigegangen sind. Ich bin begeistert von Corina Bomanns bildlichem, atmosphärischem und leicht zu lesendem Schreibstil, der einen förmlich durch das Buch fliegen lässt. Als Leser fühlt man sich sofort in die Zwanziger Jahre zurückversetzt, in denen eine Aufbruchsstimmung nach dem Krieg herrscht. Die Menschen hungern nach der langen und entbehrungsreichen Zeit nach Vergnügen, einem besseren Lebensstandard und gesteigertem Konsumverhalten. Viele von ihnen kommen schon sehr modern und weltoffen rüber, doch es gibt auch noch einige, die wie Sophias Eltern, sehr konservativ und nach bestimmten Regeln leben.

Es war unheimlich schön Sophia auf ihrem durch Höhen und Tiefen bestimmten Schicksalsweg begleiten zu dürfen. Ihre in der Ich-Form erzählte Geschichte lässt den Leser intensiv an ihrem Leben und ihren Gefühlen teilhaben und fesselt einen ungemein. Sophias Charakter wird so menschlich und authentisch dargestellt. Sie entwickelt sich im Laufe der Geschichte zu einer mutigen, geduldigen und kämpferischen jungen Frau, die sich nicht unterkriegen lässt und sich für andere Leute und ihr Wohl einsetzt. In ihrer Zeit in Paris lernt sie Menschen kennen, die ihr aufzeigen, wie wichtig Freundschaft und emotionale Unterstützung im Leben ist. Euphorie und Hoffnung kommt auf, als sie dort Helena Rubinstein begegnet, die nicht ganz uneigennützig zu ihrer Förderin wird. Sie ist eine schillernde Figur im Roman, die mich unglaublich fasziniert hat. Helena liebt alles Schöne, die Kunst, Menschen, die nach ihrer Pfeife tanzen und setzt ihr Geld und ihr Ansehen hervorragend für ihre Zwecke ein. Doch auch diese emanzipierte und erfolgreiche Frau zeigt einem im Laufe der Geschichte ihre Verletzlichkeit und macht sie für einen dadurch menschlicher und nahbarer. Ihr „Puderkrieg“ mit ihrer Konkurentin Elisabeth Arden“ wird hier sehr gekonnt mit ins Geschehen eingeflochten und hat mich dazu bewegt, ein bisschen mehr über die beiden Frauen im Netz zu recherchieren.

Doch am Schluss der Geschichte entwickelt sich in Sophias Leben wieder alles anders wie gedacht. Sie wird erneut enttäuscht und erhält eine geheimnisvolle Nachricht, aufgrund der sie eine eilige und weitreichende Entscheidung trifft. Was für ein toller Cliffhanger am Schluss!

Mein Fazit:

Mit „Die Farben der Schönheit- Sophias Hoffnung“ hat mir Corina Bomann 540 Seiten puren Lesegenuss geschenkt und ich fiebere schon unheimlich dem zweiten Band der Reihe en