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Feenfeuer - Fantasy Blog
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Fantasyleser und -blogger auf: http://feenfeuer.wordpress.com/

Bewertungen

Insgesamt 120 Bewertungen
Bewertung vom 17.01.2010
Die Stadt der Regenfresser / Chroniken der Weltensucher Bd.1
Thiemeyer, Thomas

Die Stadt der Regenfresser / Chroniken der Weltensucher Bd.1


ausgezeichnet

Der phantastische Abenteuerroman hat einen neuen Namen – Thomas Thiemeyer

Jules Vernes trifft Indiana Jones, in einem Jugendroman, der sich als ein hochspannendes Abenteuer mit lebensnahen Figuren entpuppt. Seien es urwäldliche Landschaften, karge Felsformationen, hölzener Hängebrücken über tiefe Schluchten, finstere Höhlensysteme und mysteriöse Rätsel – der Auftaktband der „Chroniken der Weltensucher“ erfüllt jeden Wunsch an einen rasanten Abenteuer- und Entdeckerroman. Atemberaubende Landstriche treffen auf wilde Verfolgungen, dem Überleben aus Satteltaschenreserven und einer wahrlich fantastischen Enthüllung.

Obwohl der Autor in einigen landschaftlichen Beschreibungen ruhig etwas mehr in das Detail hätte gehen können, ist es die bildliche, wie gefühlvolle Sprache, welche es nicht ermöglicht dieses Buch aus der Hand zu legen. Neben dem puren Abenteuer der Forschungsreise durch Lateinamerika besticht „Die Stadt der Regenfresser“ durch feinfühlig gezeichnete Figuren und der Entwicklung ihrer Beziehungen zueinander. In dieser aufregenden Geschichte ist nur eines gewiss. Es ist fast nichts so wie es auf den ersten Blick scheint.

Neben den turbulenten Erlebnissen im tiefsten Peru, öffnet Thomas Thiemeyer dem Leser auch den Zeitgeist, in welchem sein Roman spielt. Ohne erhobenen Zeigefinger konfrontiert der Autor seine Reisegruppe mit Themen wie Rassismus, Kolonialismus, einem entsprechenden Frauenbild und der Verteilung von Reichtum. Natürlich kommt in diesem phantastischem Entdeckerroman auch die Wissenschaft und ihre Errungenschaften nicht zu kurz, und so ist es häufig ein kluges Köpfchen, welches der körperlichen Stärke überlegen ist. Als Quintessenz dieser, in sich abgeschlossenen, Geschichte lässt sich festhalten, das es nicht selten die Querdenker und Visionäre sind, die einer Gesellschaft einen wohltuenden Entwicklungsschubs geben können.

„Die Stadt der Regenfresser“ – ein fantastisches Abenteuer zwischen Kompass und Voodoo – fasziniert und begeistert in vollem Umfang.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.12.2009
Der Drachenthron / Drachenthron Bd.1
Deas, Stephen

Der Drachenthron / Drachenthron Bd.1


sehr gut

Stephen Deas erster Drachenroman kann nicht unbedingt als aussergewöhnliches, jedoch als ein eigensinniges Fantasy Werk beschrieben werden.

„Eine Geschichte von Mord, Intrige, Macht, Begierde – und Drachen“

Die Klapptextüberschrift bringt es auf den Punkt. Stephen Deas inszeniert ein Intrigenspiel verschiedener Königshäuser. Der anfänglich als ruchloser und machtgieriger Prinz dargestellte Jehal, wird dieser Rolle vollends gerecht, hebt sich jedoch von den anderen Adeligen nur in der konsequenten Umsetzung seiner Pläne mit allen Mitteln ab. So beschreitet er seinen Weg mit Gift, Mord, ein wenig Magie und Hinterlist, erobert Herzen und Schlafgemächer, wie er beiden den Rücken kehrt so bald sie als Mittel zum Zweck ausgedient haben. In Stephen Deas Welt der Monarchen ist es das normale Spiel der Mächtigen um ihr Stück vom grossen Kuchen der Reiche.

Diesem blutigen Intrigenkomplex setzt der Autor, in dem fast symbolischen Weiss der Unschuld und Reinheit, einen jungen Drachen gegenüber, der von seinem Nest und Heer getrennt wurde. An dessen Fersen heftet er zwei Söldner, Drachenknappen, eine eifrige Prinzessin sowie Alchimisten und Ritter. Das Pendant ursprünglicher Natur zu den Palastgebaren verwischt jedoch recht schnell und die weissen Drachenschuppen überziehen erste rote Blutsprenkler.

Drachen wie sie der Fantasy gut tun

Stephen Deas platziert seine Drachen angenehm zwischen dem eragonschen Jugendfreund und dem triebhaftem High Fantasy Allesvertilger. Ungestüm, eigensinnig und gefährlich, jedoch mit Verstand. So überzeugen vor allem die Passagen in denen der Autor die Gedankenwelt des weissen Drachens öffnet und ihn auf eine Wandlung zu seinem ursprünglichem Selbst führt.

Die menschlichen Akteure, ob König, Söldner, Drachenreiter oder Seelenstaubsüchtige, bestechen durch die Abwesenheit eines strahlenden Heldens, wie eines finsteren Bösewichts. Jede Figur ist gekennzeichnet durch eigene Interessen, welche im Rationalen wie im Emotionalen begründet liegen, in einer Welt in der Schwert und Pfeil die aussagekräftigsten Argumentationshilfen sind.

Die adeligen Inrigenspiele und die Flucht eines Drachen in die Wildheit seiner Selbst, zwei Handlungen vollzieht Deas zu einem soliden Fantasy Roman. Ein Buch bei dem der Leser durchaus mitdenken darf, sich in gleichem Masse aber auch auf Drachenschwingen treiben lassen kann. Stephen Deas erster Drachenroman kündigt das Zusammenbrechen eines zentralen Elements königlicher Herrschaft und eine Erschütterung der Weltordnung an.

Gespickt mit etwas Magie, Liebe und zurückhaltender Erotik ist dem Autor ein eindrucksvoller Fantasy Debütroman gelungen.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.12.2009
Sapkowski, Andrzej


ausgezeichnet

Der dritte Geralt Roman und das fünfte Hexerbuch ist alles andere als ein Lückenfüller geworden. Zwar schreitet die Handlung nur bedingt voran, dafür widmet sich der Autor jedoch sehr anschaulich und ungeschminkt der Realität des Krieges und dem Aufbau einer Gruppe um den Hexer Geralt von Riva. Parallel zu Geralts verzweifelter Suche, seinem Aufbruch in das Herz des Nilfgaarder Imperiums, reitet Ciri mit den Ratten, einer schillernden Diebes- und Mörderbande und sie scheint Gefallen an diesem Dasein zwischen Jäger und Gejagtem zu finden…

Der dritte Handlungsstrang umfasst die Zauberin Yennefer und den Versuch sie als Teil eines neuen magischen Geheimbundes zu gewinnen. Unter der Führung von Philippa Eilhart nehmen auserwählte Überlebende der Thanned Verschwörung erstmalig mit nilfaarder Zauberinnen Platz an einem gemeinsamen Tisch um die Zukunft der Magie und ihre eigene Stellung als Zauberinnen zu sichern.

Drei Geschichten die jeweils für sich ein Glanzstück fantastischer Erzählungen darstellen. Wie von Sapkowski gewohnt ohne Effekthascherei aber mit eindringlichen und auch humoristischen Beschreibungen. Andrzej Sapkowski weiss was er tut wenn er den Leser durch seine Welt schweifen lässt, ihm Gräuel und Verlockungen präsentiert. Gerade die sich um den Hexer formierende Gruppe um den Nilfgaarder (der vehement behauptet gar keiner zu sein), die spitzzungige Bogenschützin und den mysteriösen Barbier, dessen Kräutergeruch selbst die Pferde scheuen lässt, gibt dem dritten Hexer Roman eine ganz besondere Würze.

Im Vergleich zu den ersten beiden Geralt Romanen 'Das Erbe der Elfen' und 'Die Zeit der Verachtung' legt der Autor in „Feuertaufe“ ein grösseres Augenmerk auf die nicht immer konfliktfreie Interaktion der Figuren und präsentiert sie in authentischer Breite. Besonders der Zwergentrupp erweist sich als genialer Streich. Mit ihnen schraubt Sapkowski den Faktor Spass ein gutes Stück in die Höhe, ohne in einen humoristischen Abklatsch des Zwergenstereotypes zu verfallen. Auch wenn die lautstarken, glücksspielenden und in Menschenaugen wohl ungesitteten Zwerge Geralt nicht über alle Seiten begleiten, stellt sich auf denen die sich ihrer widmen recht schnell die Frage nach dem Sinn von sog. Völkerromanen, welche sich dieser Gattung fantastischer Lebewesen zuwenden. An Sapkowskis Zwergen und der Leichtigkeit ihrer Präsentation kommt wohl kein Zwergenroman heran.

Andrzej Sapkowskis „Feuertaufe“ – ein Fantasy Roman der seinem Titel gerecht wird. Jede Figur beschreitet den Weg durch die Flammen, allen voran Geralt von Riva, erlebt die eigene Feuertaufe. Ein eindrucksvoller Kriegsroman, der nicht das Volumen grosser Schlachten braucht um zu beeindrucken. Fast greifbar ist die Frage nach Hoffnung, für Geralt ganz persönlich aber auch für eine Welt die ihre Feuertaufe erlebt, in diesem Band. Sapkowski überzeugt wie gewohnt durch eigenwillige Fantasy in Idee und Stil. Gerade das Herausnehmen des Tempos in der Handlungsentwicklung eröffnet Spielräume für die Breite der Welt und die Tiefe der Charaktere. Andrzej Sapkowski weiss diese eindrucksvoll zu nutzen.

Sapkowski steht für unverwechselbare, polarisierende Fantasy und bleibt seinem Namen treu.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.12.2009
Totenbraut
Blazon, Nina

Totenbraut


ausgezeichnet

1731 Serbien: Jasna lebt mit ihrem verwitweten Vater und ihren Schwestern in einem heruntergekommen Gasthaus. Das Ausbleiben der Kundschaft ist so alltäglich geworden wie die Wutausbrüche des Kriegsveteranen mit ihren schmerzhaften Entladungen. In einer verregneten Nacht verlangt überraschend ein einsamer Reisender Einlass und nach ein Paar Gläsern Hochprozentigem einigen dieser und Jasnas Vater sich auf ein Geschäft. Jasna wurde so eben verkauft. An die Grenze des Türkenlandes führen die Verschlepper die entsetzte junge Frau um sie dort mit dem Sohn des Händlers zu vermählen. Doch Jasna steht dem Schicksal der Zwangsheirat fernab ihrer Heimat nicht gänzlich alleine gegenüber. Ihre Schwester Bela, von der ihre Mutter manchmal sagte das sie ein Geschenk der Vilen sei, scheint sie in ihren Träumen zu begleiten mit düsteren Prophezeiungen auf den Lippen.

Danilo heisst ihr Ehemann und es ist nicht nur die Furcht vor dem Unausweichlichen der Hochzeitsnacht welche Jasna wie eine dringliche Warnung zur Wachsamkeit rät. Die drei Türme, der abgelegene Vukovic Hof strahlt eine Stimmung des Unheimlichen aus. Es ist nicht nur der Umstand das Jasna die Kleider der verstorbenen Hausherrin auftragen muss, sie spürt das die Hofgemeinschaft etwas vor ihr verbirgt. Die stumme Magd Nema mit den verbrannten Händen verfolgt sie auf Schritt und Tritt, verwehrt ihr den Zugang zu bestimmten Räumen und verbietet ihr Knoblauch an der Ruine des verkohlten Turms zu sammeln. Die Dorfgemeinde meidet sie als Fremde und selbst der Pfarrer schlägt ihr seine Kirchentür vor der Nase zu. Als Jasna Verletzungen an den Hälsen der prächtigen Pferde entdeckt und nachts ein bleiches entstelltes Gesicht in ihr Fenster starrt bleibt ihr nichts anderes übrig als dem Mysterium des Gehöfts auf den Grund zu gehen…

Nina Blazon, eine Autorin die sowohl im Historischem als auch in der Phantastik beheimatet ist, veröffentlicht mit „Totenbraut“ einen Roman der in der Schnittmenge beider Genres angesiedelt ist. Eine Geschichte um den Mythos Vampir in einer eigenwilligen romantischen und feinfühligen Erzählung die nichts mit den diversen Teenager-Vampirliebe Fantasy Veröffentlichungen gemein hat. Der Roman verquickt den Volks- und Aberglauben im heutigen Serbien mit dem Element romantischer Fantasy in eine spannende Geschichte um eine unaufhaltsam aufsteigende Vampirhysterie in dem kleinen Dorf unter österreichischem Militärkommando. Nina Blazons einmaliger Schreibstil, die fast spürbare Nähe zu ihren Figuren und das wohldosierte perfekt platzierte fantastische, mytische Moment sind es die „Totenbraut“ zu einem uneingeschränkten Lesetip werden lassen. Die studierte Slawistin lässt den Leser in das Serbien um 1731 eintauchen, nicht durch akribische Erklärungen und das Heraufbeschwören eines damaligen Zeitgeistes sondern in einer sehr schönen Erzählweise die den Eindruck erweckt das der Autorin die Wörter nur so zufliegen. Bei Nina Blazon ist kein Satz zu kurz, kein Absatz zu lang. In filigran gezeichneter Sprache schafft sie eine wohl durchdachte Geschichte mit ausgewogenen Spannungsbögen, unerwarteter Liebe, dunkler Vorahnung und geheimnisvollen Begebenheiten.

Nina Blazons „Totenbraut“ ist die Geschichte eines alten Fluchs und dem jungen Mut der Hauptfigur sich ihrem Schicksal nicht kampflos zu ergeben. Ob der prügelnde Vater, nebelhafte Wahnvorstellungen, die Ketzerstimmung einer angstvollen Dorfgemeinschaft,… Nina Blazon glänzt durch die Feinfühligkeit ihrer Worte.
„Totenbraut“ – ein eindrucksvoller historischer Fantasy Roman mit Tiefgang und unerwarteten Wendungen selbst im Kleinen.

6 von 9 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.12.2009
Die Zeit der Verachtung / The Witcher Bd.2
Sapkowski, Andrzej

Die Zeit der Verachtung / The Witcher Bd.2


ausgezeichnet

Der Guerillakrieg der als „Eichhörnchen“ genannten Scoia’tael in den nördlichen Königreichen nimmt an Intensität in gleichen Massen wie die Vergeltungsaktionen der Menschen gegen sogenannte Anderlinge zu. Das nilfgaarder Imperium unter Emhyr var Emreis rüstet zum offenen Krieg und lässt seine Augen wachsam nach Ciri der jungen Thronerbin Cintras suchen. Könige vertrauen ihren Magiern nicht mehr und schicken Botschaften stattdessen wieder per Reiter durch die Lande, Magier vertrauen Magiern nicht mehr bzw. noch weniger als bisher, Meuchelmörder, Intriganten und brutale Banden wie die „Ratten“ sähen Angst und Unsicherheit. Der Krieg ist nah und seine Vorbereitungen laufen unerbitterlich auf sämtlichen Ebenen. Es ist an Geralt dem Hexer Kaer Morhens und der Magierin Yennefer das Leben des Löwenjunges von Cintra zu bewahren und dafür in die Fallen ihrer Häscher zu treten.

„Die Zeit der Verachtung“ rückt den Hexer Geralt stärker in den Mittelpunkt des Abenteuers als der erste Romanband Das Erbe der Elfen. Jedoch noch nicht in dem Masse wie manche Fans dieser Fantasy Kultfigur es sich wünschen würden und aus den beiden Kurzgeschichtenbänden Der letzte Wunsch und Das Schwert der Vorsehung gewohnt sind. Der düstere unnahbar wirkende Hexer zieht seinem Ruf getreu, einer lebenden Legende gleich durch die Lande und seinen Pfad zieren die toten Überreste erschlagener Monster und Mörder. In kühler Präzision geht das Hexerschwert seiner Arbeit und dessen Träger seiner Profession nach. Doch diese Fassade Geralts`beginnt in „Die Zeit der Verachtung“ erste Risse zu tragen.
Der Hexer muss sich erneut und deutlich intensiver der Frage nach seiner Neutralität im Spiel von Macht und Politik sowie der Realität ihrer Opfer in der einfachen Bevölkerung stellen. Zudem sieht sich Geralt gezwungen mit einem weiteren Aspekt seiner selbst, hervor gerufen durch die schöne und mächtige Magierin Yennefer, eine Auseinandersetzung zu führen der er sich lange Zeit entziehen konnte. Jedoch wartet auf den Weissen Wolf auch ein Parkett welches ihm weder bekannt ist noch ihm behagt. Er tritt in den Kreis nahezu perfektionierter Intrige, einen Maskenball aufgesetzter Empfindungen und einen Kessel in dem es brodelt das die kleinste Temperaturerhöhung ihn zum explodieren bringt.

Andrzej Sapkowski schliesst nahtlos an die Qualität seines vorherigen Hexerromanes an. Er präsentiert höchst individuelle, tiefgründige und lebensnahe Figuren deren prägnante Verhältnisse zueinander in spannungsbeladener Form zu überzeugen wissen. Um die (Über-)Lebenswege von Geralt, Ciri und Yennefer legt der Autor ein enges Korsett der Intrigen, Schwerter und dunklen Vorahnung. Sapkowski bleibt seinem Kurzgeschichtenstil in soweit treu das er nicht jede Entwicklung bis in ihr letztes Detail aufklärt, was dem Roman aber keineswegs schadet. Die Frage nach Gut und Böse schwindet in diesem Band zu einem Grauton geprägt von nachvollziehbaren Motivationen der Akteure in einer Zeit der Verachtung.
Eine Geschichte die deutlich stärkere Momente überraschender Wendungen inne hat und die Charaktere an die Grenzen ihrer selbst und darüber hinaus führt.

Unverwechselbare Fantasy aus der Feder von Andrzej Sapkowski.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.11.2009
Das Erbe der Elfen / The Witcher Bd.1
Sapkowski, Andrzej

Das Erbe der Elfen / The Witcher Bd.1


ausgezeichnet

Andrzej Sapkowski gehört in jedes Fantasy Bücherregal

Die Stadt Cintra brannte und erzitterte unter den schweren Hufschlägen der Nilfgaarder Invasoren. Doch bis heute hält sich ein Gerücht tapfer. Cirella, die Enkelin Calantes, der Löwin von Cintra hat die verheerende Niederlage und die Zerstörung der Stadt überlebt. Über Cintras Ruinen herrscht das expandierende Reich Nilfgaard unter der eisernen Führung des Diktators Emhyr var Emreis, welcher den Beinamen „Deithwen Addan yn Carn aep Morvudd“ (Die weiße Flamme, die auf den Grabhügeln der Feinde tanzt) trägt.

Was vielen Menschen, Elfen, Zwerge und Gnome Anlass zu ausschweifenden Spekulationen ist, hat sich für den Hexer Geralt zu einer Gewissheit entwickelt. Ciri, Thronerbin Cintras, lebt und das unter seiner Obhut in der verborgenen Hexerstadt Kaer Morhen.

Mit der Aufnahme der jungen aufgeweckten Thronerbin kommt Gerald von Riva einer ihm selbst auferlegten Vorbestimmung nach. In den zugigen Gemäuern und heimtückischen Trainingsparkuren um die Heimstätte der Hexer vollzieht Ciri ihre Ausbildung zur Hexerin. Diese verläuft trotz des aufgedrehten Gemüts des Mädchens bis zu einem gewissen Grad durchaus zur vollen Zufriedenheit ihrer Mentoren. Wären da nicht die sonderbaren Anfälle in denen sie apathisch unverständliche Worte von sich gibt oder in dunkler fremder Stimme eine düstere Zukunft, „eine Schwertzeit, eine Beilzeit und eine Zeit der Wolfsstürme“ prophezeit. In ihrer Hilflosigkeit diesen Momenten gegenüber erbitten die Hexer Kaer Morhens´die Unterstützung einer Magierin und zu Ciri´s Freude die Hilfe einer Frau. Die Gerüchte und Mutmassungen über eine geglückte Flucht der Thronerbin aus dem brennenden Cintra reissen jedoch nicht ab und wecken mehr und mehr Interesse verschiedener Parteien in ihrem Sinnen um Macht und Herrschaft an dem Mädchen…

Der polnische Autor Andrzej Sapkowski kann durchaus als der Anarchist des Fantasygenres beschrieben werden. Zu eigenständig und individuell ist seine Schreibweise als das sie Vergleiche erlauben würde. Auch „Das Erbe der Elfen“ hat den Eindruck des Kurzgeschichtenstils nicht gänzlich abgestreift. Hinzu gesellen sich Handlungen die in Teilen eher als halbabgeschlossen bezeichnet werden müssen, Perspektivwechsel je nach Figur und auch Wechsel in der Sicht des Erzählers. Zudem bemüht sich der Autor nur bedingt um eine vollständige Darstellung der Welt und ihrer Geschehnisse. Andeutungen, blasse Erinnerungen, Zeitsprünge, Gedankenfetzen, Momentaufnahmen und Bruchteile von Visionen spicken diesen Roman in einer Form wie sie wohl nur als typisch für diesen Autoren bezeichnet werden kann. Eine immer wieder erfrischende Kombination die Sapkowski Fans so an ihrem Autoren lieben.

Wunderbar gelungen ist die Figur der jungen Ciri als Zielperson verschiedener Verschwörungen aber auch als Handlungsträgerin. Sapkowski hat mit ihr eine sehr authentische, spannende und witzige Figur geschaffen voller Lebensfreude, kindlicher Naivität, jugendlichem Leichtsinn, Trotz, Neugier und Fragen die im Alter der Pubertät mehr als nur typisch sind. Kenner der Kurzgeschichtenbände dürfen sich jedoch auch auf ein Wiedersehen mit dem Barden Rittersporn, der Magierin Yennefer oder Triss Merigold freuen. Gerade die sehr persönlich formulierten Dialoge aller Charaktere sind es die Sapkowskis´Werken ein strahlendes i-Tüpfelchen verleihen.

Andrzej Sapkowski sticht aus der Masse der Fantasyautoren als brillanter individueller Schreiber heraus dem so wohl liebevoll beschrieben Gefühlsmomente wie auch spannende Konfrontationen ausgesprochen gelingen. „Das Erbe der Elfen“ – ein spannender, magischer und unvergleichleichlicher Fantasy Roman.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.11.2009
Des Teufels Maskerade
Schlederer, Victoria

Des Teufels Maskerade


ausgezeichnet

Baron Dejan Sirco, dessen Geschichte der Roman um die Ereignisse in Prag und Wien des Sommers 1909 erzählt, ist der Kopf eines Privatdetektivtrios welches mit Vorliebe seine Auftraggeber in der gehobenen Schicht des Kaiserreiches sucht. Sie widmen sich dem Intrigenspiel, decken heimliche Liebschaften sowie Verschwörungen auf und auch in Fällen übernatürlicher, okkulter Begebenheiten sind sie eine vertrauenswürdige Anlaufstelle welche auch von den lokalen Sicherheitsorganen geschätzt wird. Wenn auch nicht in allen ihrer Methodiken…

Für Dejan Sirco, einen Menschen den das ausschweifende Nachtleben und waghalsige Autorennen gezeichnet haben, sollte eigentlich längst Schluss mit der Detektivarbeit sein. In regelmässigen Abständen gibt er diesen Schwur zum besten, kündigt an sich nun endlich zurückzuziehen und in seinen wohlverdienten Ruhestand zu treten. Nur noch diesen Fall würde er übernehmen, denn ein Hilfegesuch von einem alten Bekannten ereilt ihn.

Lysander Sutcliff, ein Earl wie er (fast) im Buche steht mit einem ausgeprägten Hang zu Anstand und Moral, einer Vorliebe für historische Debatten die nicht selten in Vortragsmonologe ausarten aber auch für eine abenteuerliche Ermittlungspraxis, steht auf seinen vier Pfoten Dejan Sirco als Freund und Partner zur Seite. Dem Schwarzmagier Aleister Crowley ist es zu verdanken das der Gentleman zur Zeit eine Existenz in dem Körper eines Otters fristet.

Unterstützt wird das eingespielte Duo von dem ehemaligen Straßenjungen und Taschendieb Mirko und der charmanten Bordellbesitzerin Esther.

Die gebürtige Wienerin Victoria Schlederer präsentiert mit „Des Teufels Maskerade“ einen wahrhaft magischen Bestseller!
Ein Historischer-Urban Fantasy-Krimi gespickt mit der Stimmung einer von der Monarchie enttäuschten Gesellschaft und einer Zeit des Aufruhrs. Die Autorin schafft wundervoll gezeichnete individuelle Figuren mit einem spannenden und nicht immer ganz durchschaubaren Beziehungsgeflecht. Besonders die Figur Lysander, die Kombination aus ehrbarem Gentleman und Otter, entwickelt sehr schnell einen ganz eigenen Reiz und begeistert in ihrer grandiosen Umsetzung. Die Geschichte ist durch die Kenntnisse historischer Fakten und Begebenheiten der Autorin stimmig in die Zeit von 1909 eingebettet und entwickelt gerade durch diese Symbiose ein Werk welches Figuren, Welt und fantastische Momente absolut authentisch werden lassen. Sehr schöne wohlformulierte Beschreibungen runden dieses Werk zu einem Roman ab der den Titel Bestseller absolut zu Recht führt. Man hätte von einer Autorin Jahrgang 1985 sicher einiges erwartet aber eine so ausgeklügelte, harmonische und anspruchsvolle Wortwahl mit Gewissheit nicht. Hier gelingt es dem Debütroman selbst erfahrene Autoren des Genres problemlos in seinen Schatten zu verweisen.

„Des Teufels Maskerade“ – ein Roman voller Spannung, interessanter Wendungen, vielschichtiger Charaktere, Intrigen, Liebe, einer gut dosierten Priese Humor und dem unglaublichen Abenteuer des Bureau für Okkulte Angelegenheiten. Victoria Schlederer verweigert sich den Abziehbildern des Fantasygenres und hat so ein eigenständiges Werk geschaffen welches die fantastische Literatur mehr als nur bereichert.

3 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.11.2009
Die Schlacht am Rayhin / Kryson Bd.1
Rümmelein, Bernd

Die Schlacht am Rayhin / Kryson Bd.1


ausgezeichnet

Bernd Rümmelein ist über das High Fantasy Genre gekommen und Ende 2009 konnte wohl niemand erwarten das dies mit solch einem Donnerschlag geschehen würde.

Bernd Rümmelein verzichtet in „Die Schlacht am Rayhin“ auf die High Fantasy übliche Heldengruppe und präsentiert dem Leser stattdessen eine anspruchsvoll gezeichnete Gruppe Hauptfiguren, die sich beharrlich weigern wirklich zueinander zu finden. Der tollpatschige Knappe Renlasol, der pflichtbewusste Bewahrer Madhrab, die kecke und doch warmherzige Orna Elischa, der zaudernde und in innerlichen Widersprüchen verfangene Magier Sapius – Figuren die durch ihre Tiefe, Eigenständigkeit, Ausdrucksstärke und eigenen Motivationen wirklich zu überzeugen wissen. Wie gut tut es nicht das hundertste Heldenabziehbild vorgesetzt zu bekommen, sondern Charaktere mit Schwächen, Fehlern, wirklicher Emotionalität, innerlichem Aufruhr, die an der Umsetzung ihres eigenen idealistischen Selbstbilds regelmässig scheitern und die zu Handlungen gezwungen sind die ihnen zuwider sind.

Bernd Rümmelein gehört nicht zu den Autoren die einen schonenden Umgang mit ihren Lesern pflegen und das ist in seinem Fall auch gut so. Wo andere Schriftsteller das Grauen und Abscheuliche nur andeuten zerrt Rümmelein den Leser mitten hinein. Die facettenreiche Brutalität in Krysons packenden Kriegswirren bewegt sich weitab jeglicher Lückenfüller und Effekthascherei, sondern ist in ihrer Darstellung so realistisch das von heldenhaften Kämpfen kaum gesprochen werden kann und strahlende, wackere Sieger vergeblich gesucht werden.

Besonders eindrucksvoll und äusserst interessant gestaltet der Autor Magie, Mythen und Schöpfung Krysons. Hier bekommt der Leser eine Welt präsentiert die als wirklich eigenständig und absolut faszinierend in all ihren Formen beschrieben werden kann.

„Die Schlacht am Rayhin“ ist ein High Fantasy Roman der einen eindrucksvollen Auftakt zur Kryson Reihe darstellt. Eine Geschichte die den Leser in ihren Bann zieht und kaum noch loslässt. Mit diesem Epos wird Bernd Rümmelein zweifelsohne der ganz grosse Durchbruch gelingen und bereits nach dem Auftaktband kann gesagt werden das Rümmelein im Bereich der High Fantasy eine ganze Reihe von Autoren, selbst aus den Bestsellerlisten, in den Schatten stellt.

Bernd Rümmelein – ein absoluter High Fantasy Tip!

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.11.2009
Das Lied der Dunkelheit / Dämonenzyklus Bd.1
Brett, Peter V.

Das Lied der Dunkelheit / Dämonenzyklus Bd.1


ausgezeichnet

„Weit ist die Welt… und dunkel.“
Mit seinem Debütroman hat Peter V. Brett die Tür zu einem Fantasy Epos, in einer düsteren postapokalyptischen Welt, aufgestossen.

Menschen vergessen. Sie haben den Hang eine einstige Wirklichkeit zu Geschichten, Legenden und Mythen werden zu lassen. Zu Schauermärchen die am gemütlichen Kaminfeuer erzählt werden oder als Schreckensgeschichten übereifrige Kinder nah an Haus und Hof halten sollen.

Die Menschen waren sorglos geworden nachdem „Der Erlöser“ sie von der Plage der nächtlich auftauchenden Dämonen befreit hatte. Auch wenn dieser, in den Augen der Bevölkerung, gottgleiche Krieger gemahnt hatte das die Dämonen nicht vernichtet sonder sich lediglich in ihren Horc zurückgezogen hatten. So vergassen die Menschen in Thesa die alten magischen Symbole und Zeichen zum Schutz und Krieg gegen die Horclinge. Die Rückkehr der Dämonenwesen kam so überraschend wie grausam. Ganze Städte und Landstriche fielen unter ihrem blutdürstigen Ansturm. Die Zeit der Dämonen, die Zeit in der sich der Horc Nacht für Nacht öffnet und sie entsteigen lässt, hatte erneut begonnen...

Peter V. Bretts selbst erklärte „World Domination Tour“ mit seiner Romanreihe hat auch Deutschland die Eroberung erklärt. Ein glücklicher Umstand.

Angst ist das Hauptthema seines Auftaktbands und es gelingt dem Autor diese in ihren verschiedenen Facette gekonnt einzufangen und festzuhalten. Er präsentiert das Leben seiner Protagonisten in ihrem Alltag, häufig von Armut und harter Arbeit geprägt aber auch mit Träumen und Wünschen aus diesem Kreislauf auszubrechen. Gerade dieses tägliche Leben stattet der Autor mit reichlich spannenden Ereignissen und Entwicklungen aus. Hierbei verfällt er nicht in das romantisierte Bild armen Bauernkinder die sich in ein Abenteuer begeben, sondern stellt sie und ihre Lebensumwelt auch als verzweifelt und widersprüchlich dar. In „Das Lied der Dunkelheit“ sind es nicht nur die Dämonen die ein hässliches Antlitz tragen.

Die nächtliche Gefahr durch die Bewohner der Horcs stellt er sehr authentisch dar, so werden die Horclinge und ihre Grausamkeit nicht als Spektakel inszeniert sondern sind einfach eins. Nacht für Nacht, ohne durch sie künstliche Spannung aufbauen zu wollen, erfährt sie der Leser als Alltag in einer Welt die vor ihr in grossen Teilen kapituliert hat. Sehr ansprechend und doch eher zurückhaltend präsentiert sich die Magie in dem Roman. Sie ist existent jedoch nur in Form verschiedener Siegel vermag sie eine Wirkung zu entfallten. Ein sehr gelungener Verzicht auf stabschwingende und langbärtige Magier.

Peter V. Brett legt einen ansprechenden Schreibstil vor und entgeht zudem der Versuchung seine Hauptfiguren schnell zu einer Gruppe zu formen. Einen Grossteil des Buches begleiten wir die drei Charaktere separat und über Jahre hinweg in ihren Entwicklungen und in mit ihr einhergehenden Wirrungen. Hierbei spart der Autor kein Thema aus welches eine Bedeutung für das Erwachsenwerden hat. So wird auch die Sexualität einer jeden Figur thematisiert, nicht ausgiebig aber doch in einer Regelmässig die schnell ermüdend wirkt. Dieses kann als einziges Manko an dem Auftaktband betrachtet werden, welcher ansonsten durch eine eigene Fantasywelt und die Abenteuer des Überlebens in ihr besticht. Obwohl Brutalität eine Rolle in dem Werk spielt gleitet der Autor nicht in Gewaltexzesse ab sondern integriert sie gekonnt.

Durch eine dichte Atmosphäre aus Momenten der Lebensfreude und des Überlebenskampfes, einer eigenständigen Magie, sehr gelungenen Charakteren, spannenden Abenteuern, Geheimnissen und einer Welt die man beim Lesen wirklich erkundet, hat Peter V. Brett ein Fantasybuch geschaffen welches nicht nur High Fantasy Fans in seinen Bann ziehen wird.

Ein aussergewöhnliches Werk welches der Fantasy Literatur mehr als gut tut.

4 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.