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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
JosefineS
Wohnort: 
Schwarzenberg
Über mich: 
https://bibliomanie-hoch2.blog/

Bewertungen

Insgesamt 141 Bewertungen
Bewertung vom 27.08.2019
Die schwarze Frau
St. James, Simone

Die schwarze Frau


ausgezeichnet

Im Bann von Idlewild Hall
Vermont, in einem abgeschiedenen Mädcheninternat erzählen sich 1950, Schülerinnen diverse Schauergeschichten. Doch eine dieser Geschichten hält sich hartnäckig, sie handelt von der schwarzen Mary. Als eines der Mädchen unter mysteriösen Umständen verschwindet, ist zu befürchten, dass Mary doch mehr ist, als eine reine Spukgeschichte. 64 Jahre nach diesem Vorfall kann sich die Journalistin, Fiona Sheridan dem Bann des längst geschlossenen und verlassenen Internats kaum entziehen. Sie war selbst nie Schülerin auf Idlewild Hall, dennoch verbindet sie seit 20 Jahren nichts als Schmerzen mit diesem Ort. Als bei den Renovierungsarbeiten des alten Gebäudes eine Mädchenleiche gefunden wird, geht für Fiona kein Weg mehr an der Wahrheit vorbei. Sie muss wissen, was hier passiert ist. Doch schafft sie es, Idlewild Hall seine dunklen Geheimnisse zu entlocken?
„Die schwarze Frau“ ist der, erste in Deutschland erschienene, Roman der kanadischen Autorin Simone St. James. Schon in der High-School schrieb sie ihre erste Gruselgeschichte. Sie war 20 Jahre in der Filmbranche tätig, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. In diesem Buch switcht sie zwischen zwei Zeitebenen: 2014- Fionas Sicht und die aktuellen Geschehnisse und 1950- die Perspektive, der in 1950, in der Lehranstalt lebenden Mädchen. Auch Fionas Vergangenheit spielt eine Rolle und so interessant diese auch ist, übt das Internatsleben und die beklemmende Atmosphäre dessen, eine ganz eigene Faszination auf den Leser aus. Den Mädchen, die alle einen unterschiedlichen Grund für ihren Aufenthalt im Internat haben, fällt der Alltag an diesem Ort schwer. Idlewild Hall ist schließlich kein Elite Internat, sondern eher ein Ort für ungeliebte, ungewollte, uneheliche oder gar „schwer erziehbare“ Töchter. Doch die vier, so unterschiedlich sie auch sein mögen, raufen sich zusammen und stehen für einander ein, um diesen undenkbar tristen, fremdbestimmten Alltag und auch ihre Erinnerungen zu überstehen. Fiona will eigentlich nur eins, Gewissheit, was vor 20 Jahren mit ihrer Schwester, die Tod auf dem Sportplatz, des bereits stillgelegten Internates, gefunden wurde, passiert ist. Doch der erneute Leichenfund auf dem Grundstück und ihre Recherchen lassen ihr keine Ruhe und führen sie Stück für Stück in die düstere Vergangenheit. Durch die 440 Seiten zog sich neben der wirklich brillant konstruierten Story, dem interessanten Background und der stets unheilvollen Atmosphäre auf Idlewild Hall, auch durchweg vorhandene, stetig steigende Spannung. Der Schreibstil war sehr klar und flüssig zu lesen. Die Autorin nutzt das Potenzial ihrer Kulisse, einmal als düsteres, schauriges Mädcheninternat und zum anderen als verlassene Ruine mit spektakulärer „Lost Place“ Atmosphäre, voll aus. Trotz der Geistergeschichte um die „Schwarze Mary“ schafft sie es, sich nicht in Hokuspokus Details zu verstricken und fährt ihre Linie um die Mordfälle klar und nah an der Realität weiter. Obgleich der vielen zu Wort kommenden Charaktere, sind diese von Grund auf in ihren Wesenszügen verschieden und so wunderbar ausgearbeitet, dass man unweigerlich mit ihnen mitfühlt. Ohne sich in Einzelheiten zu verstricken oder den Leser gar mit unnötigen Informationen zu füttern, erzählt Simone St. James in ihrem Roman die Geschichte von Mut, Freundschaft, Schmerz und dem zusammen halt von 4 Mädchen, denen Fiona über den Strom der Zeit hinweg in Idlewild Hall manchmal näher ist, als sie glaubt.
Fazit: Ein Roman, der mich durchweg fesseln konnte. Tolle Story, gut durchdacht und nicht zu übertrieben. Die atmosphärischen Gruselelemente gaben dem Ganzen noch das i-Tüpfelchen. Ein durch und durch gutes, empfehlenswertes Buch.

Bewertung vom 02.08.2019
Mein Herz so schwarz
Blackhurst, Jenny

Mein Herz so schwarz


gut

Eher interessantes Drama, als packender Psychothriller
Zeugen beobachten, wie sich Evie White von den Klippen stürzt. Sie trägt ein Brautkleid, schließlich ist es der Abend ihrer Hochzeit. Was hat Evie dazu gebracht, am vermeintlich schönsten Tag ihres Lebens, ihrem Dasein ein Ende zu setzen? Als der Bräutigam und ihre beste Freundin versuchen, dieser Frage auf den Grund zu gehen, tauchen immer mehr Ungereimtheiten auf. Wer war Evie wirklich und welches dunkle Geheimnis hat sie versucht mit in ihr kaltes, nasses Grab zu nehmen.
-Mein Herz so schwarz- ist der nun mehr 4. Psychothriller, der in England lebenden Autorin Jenny Blackhurst. Man steigt mitten in der Geschichte ein, ohne großes Vorreden lässt die Autorin eine ihrer Protagonistinnen auch schon über die Klippe gehen. Ein absolut atmosphärisch und dramatischer Auftakt der Story. Doch irgendetwas ist merkwürdig, nicht genug, dass die Braut an ihrem Hochzeitstag, ohne erkennbaren Grund den Freitod wählte, anscheinend weiß ein Teil der Hinterbliebenen mehr, als sie es den Ermittlern gegenüber zugeben wollen. Plötzlich tauchen merkwürdige Nachrichten auf und die einzige Person, die sich im Bilde wähnte, kann nicht mehr sicher sein, in was sie da geraten ist. Jenny Blackhurst hat in diesem Buch ein geschicktes Konstrukt aus Geheimnissen, Schuld, unterdrückten Gefühlen und der gefährlichen Koexistenz zweier Menschen bis hin zur Selbstaufgabe geschaffen. Ein Mahnmal, wie zu große Liebe und Vergötterung auch in Hass umschlagen können. Die Geschichte an sich war durchweg Interessant, vor allem die Rückblenden in die Vergangenheit von Evie und ihrer besten Freundin, ihr erstes Aufeinandertreffen und wie daraus eine innige Freundschaft wurde, die bis zu den aktuellen Geschehnissen hielt. Nebenbei laufen die Ermittlungen zu Evies wahrscheinlichem Suizid weiter. Gefangen in der Hoffnung, alles sei fingiert, klammert sich der Bräutigam Richard an jeden noch so kleinen Strohhalm. Doch der Schein trügt oft und erbarmungslos wird Stück für Stück klar, wer die wahre Evie White war. Leider war außer einer Interessanten Story, die zu weilen eher an ein Familiendrama als an einen Psychothriller erinnerte, aus dem Buch nicht viel mehr raus zu holen. Die Spannung war relativ mäßig und die Story plätscherte eher so vor sich hin. Über die Geschichte verteilt, gab es 2-3 Momente die von der Atmosphäre schon eher in das deklarierte Genre passten. Leider verschwanden diese ungenutzt als Nebensächlichkeiten. Schade, dadurch blieb das Buch weit hinter seinem beklemmenden und psychologischen Potenzial zurück. Für mein Empfinden wurde mit dem Background und den Geheimnissen übertrieben, an manchen Stellen war es einfach zu dick aufgetragen. So wurde der ein oder andere „Schock-Effekt“ eher zum „Ach komm schon, nicht dein ernst?!“ Moment. Es war auch leider immer schon zu früh klar, in welche Richtung sich das Ganze entwickeln wird. Mit etwas subtilerem Vorgehen, hätten die Story Twists eine Eindrucksvollere Wirkung gehabt. Der Schreibstil war wie gewohnt flüssig und die kurzen, in der Zeit wechselnden Kapitel machten es zu einer schnell zu lesenden Lektüre. Leider blieb Jenny Blackhurst, mit dem 4. Buch meiner Meinung nach wieder hinter den Erwartungen, der ersten beiden Psychothriller zurück. Für mein Empfinden war es einfach kaum Atmosphäre und viel zu wenig Psychospielchen.
Fazit: Flüssiger Schreibstil, wirklich interessante Story, die für mich deutlich mehr an Spannung, Atmosphäre und Psycho hätte haben dürfen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.07.2019
Wir haben schon immer im Schloss gelebt
Jackson, Shirley

Wir haben schon immer im Schloss gelebt


gut

Wenn das böse keine Fiktion mehr ist…
Merricat, ihre Schwester Constance und ihr Onkel Julian leben am Rande eines Dorfes, im Schloss der Familie Blackwood. Alle anderen Familienmitglieder sind tot, sie wurden vergiftet. Merricat liebt die Ruhe und Abgeschiedenheit im Schloss, doch seit Constance freigesprochen wurde, den Rest der Familie ermordet zu haben, lässt die Welt und besonders die Dorfbewohner ihnen keine Ruhe mehr. Zusätzlich wird die Einsamkeit der drei, durch das Auftauchen von Cousin Charles, empfindlich gestört. Auf Charles Weg, sich nicht nur Constance, sondern auch der Besitztümer der Blackwoods zu bemächtigen, eskaliert die Stimmung und endet verheerend.
Shirley Jackson war US-amerikanische Schriftstellerin, die vor allem durch Horrorromane und -geschichten bekannt wurde. Wie auch in anderen Romanen beinhaltet „Wir haben schon immer im Schloss gelebt“ Aspekte und Erfahrungen aus Jacksons privatem Leben, die sie versucht hat so zu thematisieren. Sie verarbeitet scheinbar in diesem Werk, die ihr und ihrem Mann widerfahrenen Antisemitischen und Antiintellektuellen Konfrontationen. Ein weiterer, wichtiger Aspekt dieser Geschichte ist das Thema Angststörungen, eine für Jackson nicht unbekannte, ernstzunehmende Erkrankung. Sie erschafft in diesem Werk eine sehr befremdliche Atmosphäre, fügt dem Ganzen eine böse Komponente bei und verdeutlicht die Auswirkungen und Konsequenzen von Gruppenhass und dessen Dynamik. Die Abschottung der Familie um sich all dem zu entziehen und die daraus resultierende Steigerung des Hasses, bis zur völligen Entgleisung. Sie setzt diesen negativen Emotionen aber bedingungslose, zum Teil unergründliche Liebe und Hingabe der beiden Schwestern entgegen. Wir erleben durchweg die Geschichte aus Merricats Perspektive, die zum Handlungszeitpunkt zwar schon das 18. Lebensjahr erreicht hat, sich aber in ihrer geistigen Entwicklung zum Teil deutlich in Verzögerung befindet. Durch Jacksons Erzählweise wirkt sie in manchen Momenten sogar noch sehr kindlich. Meine Vorstellung von der Richtung, in die diese Geschichte laufen könnte war eigentlich eine ganz klare. Für mich war das ungeklärte Verbrechen und der Giftmord an der Familie Blackwood von großem Interesse und ich dachte diesem wird im Laufe der Story das Hauptaugenmerk beigemessen. Tatsächlich war es für Jackson aber lediglich ein Stilelement welches als Böse Komponente fungierte und im Verlauf eher an Bedeutung verlor. Die Schilderungen der Autorin waren durchweg Interessant und sogar schockierend, gerade in Bezug auf die Dorfbewohner und deren Verhalten. Sprachlich und vom Schreibstil war es schon eine Herausforderung, da man der Geschichte aufmerksam Folgen musste um auch die besondere Beziehung der Familienmitglieder spüren und ansatzweise nachvollziehen zu können. Den Gesprächen der vier zu lauschen, war zum Teil etwas anstrengend, da Merricats kindliche Art, Onkel Julians gesundheitlicher Zustand und Constance Einigelung die Konversationen doch recht wirr wirken ließen. Alles in allem, wenn man sich auf die Kernaussage des Buches einlässt und nicht auf eine Geistergeschichte/ Kriminalfall und dessen Lösung wartet, ein sehr gelungenes Werk. In seiner weitreichenden Tiefsinnigkeit, ein Buch dessen Fokus nicht gleich offensichtlich ist, welches man aber selbst nach dem lesen nicht so leicht vergisst.
Fazit: Ein Romanklassiker, welcher mehr durch seine Aussage, als Horrorelemente besticht, denn hier ist die wirklich böse Kraft kein erdachtes Gespenst, sondern der Mensch an sich und sein handeln.

Bewertung vom 28.06.2019
Die Lieferung / Kerner und Oswald Bd.2
Winkelmann, Andreas

Die Lieferung / Kerner und Oswald Bd.2


weniger gut

Diese Lieferung blieb leider ohne Atmosphäre
Alles was übrig bleibt, ist eine Pizza auf dem Tisch. Sie ist unangerührt. Von der Frau, die sie bestellt hat fehlt jede Spur. Durch einen anderen Fall stoßen Kommissar Jens Kerner und seine Kollegin Rebecca Oswald auf Hinweise, dass hinter der mysteriösen Entführung doch mehr stecken könnte als zunächst vermutet. Ein verstörter Täter, der seine Opfer überlistet und jahrelang gefangen hält.
Die Lieferung ist der neuste Thriller des deutschen Bestseller Autors Andreas Winkelmann. Ich war anfänglich positiv überrascht, ließ der Klappentext doch vermuten, dass es sich zum größten Teil nur um die „Lieferung“ und anschließende Entführung drehen würde. Dem war jedoch nicht so, nach dem Prolog lief die Geschichte aus einer ganz anderen Richtung an. Wie auch schon in anderen Romanen baut Andreas Winkelmann hier wieder verschieden Perspektiven ein. Neben dem Blickwinkel der Ermittler gibt es auch die des Opfers, die Sicht des Täters und rückblenden in dessen Vergangenheit. Was sicherlich als Abwechslung gedacht war brachte leider zu viele Informationen über das Wesen des Täters. So konnte man sich nie zur Gänze auf das Verwirrspiel der wechselnden Verdächtigen einlassen. Die Ermittlungen waren zwischendurch leider ein heilloses Namens- und Aktionen Chaos, nicht zuletzt auch weil Winkelmann zum Teil viel zu große Handlungssprünge macht. So hatte man als Leser ein ums andere Mal das Gefühl etwas überlesen zu haben. Mein größter Kritikpunkt ist aber die fehlende Atmosphäre. Nach dem mich der Anfang an „Tief im Wald und unter der Erde“ und „Blinder Instinkt“ erinnerte war die Hoffnung auf den ein oder anderen beklemmenden Gänsehaut Moment schon groß. In diesem Punkt hat er mich wirklich enttäuscht. Selbst in der Opferperspektive, die das meiste Potenzial bot um den Leser die verängstigte Stimmung spüren zu lassen, ließ er dies leider ungenutzt. Nach gefühltem ewigen hin und her der Verdächtigen wird auf den letzten 20 Seiten das „Wer? Wie? Und Warum?“ mehr oder weniger lieblos dahin gekleckert. Alles, was in diesem Buch mühevoll und detailreich ausgearbeitet oder angepriesen wurde, waren letzten Endes nur Erklärungen für Nebensächlichkeiten, deren Relevanz doch fragwürdig war. Leider blieb die Kulisse der Gefangenschaft auch weit hinter dem, was man aus ihr hätte rausholen können. Die Idee der Story und auch der Background des Antagonisten, war an sich interessant aber die Spannung ging im Verwirrspiel zum größten Teil flöten und die Auflösung der Identität des Täters ließ doch arg zu wünschen übrig. Da der Leser zu keinem Zeitpunkt die Möglichkeit hatte diesen zu entlarven kam nicht mehr als ein „achso“ Effekt zustande. Schade, Andreas Winkelmann kann mehr aber diesmal hat es leider nicht gereicht. Der Schreibstil war flüssig und gut zu lesen, ging aber leider nicht tief genug um mich aus der Realität zu entführen.
Fazit: Kann man mal nebenbei lesen, hat das typische Winkelmann Schema aber muss man definitiv nicht gelesen haben. Die Lieferung bleibt leider dank fehlender Atmosphäre und zu vielen, aufwendig Konstruierten aber unwichtigen Details, weit hinter früheren Erfolgen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.06.2019
Spuk in Hill House
Jackson, Shirley

Spuk in Hill House


sehr gut

Ein großartiger „must read“ Klassiker
Vier Menschen, sich fremde Menschen wollen die übernatürlichen Phänomene einer alten Villa untersuchen. Sie glauben, Herr über ihre Sinne zu sein, doch Hill House hat andere Pläne mit ihnen. Sie werden böses erleben, dass sich völlig ihrer Kontrolle und ihrem Verstand entzieht. Keiner der vier ahnt was dieses Haus wirklich mit ihnen vor hat.
Shirley Jackson war eine US- amerikanische Schriftstellerin, die vor allem durch Horrorromane und -geschichten bekannt wurde. The haunting of Hill House (Originaltitel) erschien bereits 1959 zum ersten Mal und wurde mehrfach verfilmt (bis das Blut gefriert 1963 / Geisterschloss 1999 / Spuk in Hill House 2018). Mit seichtem Einstieg, lässt Shirley Jackson den Leser erst etwas mit Hill House und den handelnden Personen warm werden. Ziemlich von Anfang an spürt man jedoch die düstere scheinbar fremd bestimmte Atmosphäre. Als schließlich alle in Hill House eingetroffen sind, nimmt das Gruseltempo beständig an Fahrt auf. Die Vorkommnisse nehmen zu, dass verhalten aller wirkt manchmal recht sonderbar und verwirrend. Da niemand, nicht einmal die Hauswirtschafterin, des Nachts in Hill House zu verweilen gedenkt, sind die vier von der Außenwelt isoliert und auf sich gestellt. Während sie noch der Meinung sind das Haus, seine Geschichte und die ungewöhnlichen Begebenheiten zu untersuchen, beeinflusst Hill House selbst schon ihre Wahrnehmung und ihr Handeln. Es zieht sie in seinen Bann und hält sie mental gefangen. Zum Teil sind die Szenen und Konversationen recht wirr, man ist sich nie ganz sicher was Realität oder was Trugbild ist. Zum Schluss kann man sich nicht einmal sicher sein, ob es noch die Protagonistin, Eleanor selbst ist, deren denken und handeln man verfolgt. Weil Shirley Jackson sich nicht in ausufernde Erläuterungen ergießt, gibt sie dem Leser selbst die Möglichkeit, in die Situation und die Umgebung ein zu tauchen. Zwar bestimmt sie die Richtung, gibt der Fantasie des Lesers aber jede Menge Freiraum. Immer wieder schlägt sie plötzlich mit einem ihrer subtilen aber unfassbar wirksamen Gruselelementen zu. Man ist förmlich mitten drin und hört das knarzen der Dielen in dem alten Haus, spürt einen kalten Lufthauch und fühlt sich unbehaglich. Allein schon der gehobene Schreibstil lässt einen das Alter des Werkes spüren. Der gemächliche Aufbau der Story, die gewählten Horrorelemente, deren Einsatz und der Umgang der handelnden Personen miteinander, sind nun einmal die eines Klassiker. Genau als dieser sollte er auch gelesen werden. Wer hier actionreich meuchelnde, kopflose Poltergeister erwartet ist bei Hill House an der falschen Adresse. Zwar trägt die Neuauflage aus dem Festa Verlag das Bild der gleichnamigen Netflix Serie als Cover, ist aber inhaltlich immer noch der 1959 erschienene Roman. Die Serie basiert auf dem Roman weist aber auch Eigenschaften einer Neuinterpretation auf, wodurch es einige erhebliche, inhaltliche Unterschiede zur Buchvorlage gibt.
Fazit: Ein großartiger Klassiker, den man als Horror- und Spukhaus Fan gelesene haben muss. Ein schöner Rückblick auf ein Werk, welches die heutige Horrorliteratur geprägt hat. Aber keine Angst nur, weil das Genre zu dieser Zeit noch in den Kinderschuhen steckte und laufen lernte, vermag dieses Buch den Leser dennoch bis unter die Gänsehaut zu gruseln.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.06.2019
Cari Mora
Harris, Thomas

Cari Mora


schlecht

Eine Story, ohne jeglichen Sinn und Verstand
Er liebt die Schreie einer Frau, so sehr wie gute Musik. Blass, groß, haarlos und Wärme liebend gleicht er mehr einem Reptil, als einem Menschen. Er ist es gewohnt, dass ihm alle mit Abscheu und Ekel begegnen. Wenn sie erst einmal das Monster in ihm erkannt haben ist es eh zu spät. Bis sich der Killer die Falsche aussucht. Cari Mora kennt das Grauen und hat keine Angst einem Monster in die Augen zu schauen.
Thomas Harris ist US-amerikanischer Schriftseller und Schöpfer einer der wohl bekanntesten Mörder der Literatur Geschichte, Hannibal Lecter. Was allerdings zwischen dieser Schöpfungsphase und der von Cari Mora passiert ist, mag sich mir nicht so ganz erschließen. Da ich, wie gefühlt jeder 2. Mensch auf diesem Planeten „das Schweigen der Lämmer“ und die anderen Teile geliebt habe, war klar, ein neues Werk muss gelesen werden. Welch triviale Idee von mir. Thomas Harris hat es geschafft in die gesamte, wenn auch kurze Lektüre ein unfassbares Maß an Sinnlosigkeit zu packen, dass es schon erschreckend ist. Ich habe mich als Leser die kompletten 270 Seiten gefühlt, als erzähle mir Harris im Fieberwahn etwas. Ständig streut er neue, bedeutungslose Fetzen in die eh schon unzusammenhängende Story. Der rote Faden ist hier eher bloße Hoffnung als wirkliche Realität. Als Versuch das Ganze dann doch noch halbwegs „sinnvoll“ zu gestalten, schmeißt er mit Personen, Namen, Leichen, Übertreibungen und Plattitüden nur so um sich, dass das Augenrollen beim Lesen schon zur Eyeball Gymnastik ausartet. Damit das Ganze dann aber bitte nicht zu Gehaltvoll wird, streckt er die Geschichte mit zum Teil Kapitellangen Erzählungen über ethnische Vorlieben beim Mango Konsum, der Zucht, Abfüllung und Vermarktung von Schnecken, die Ausbeutung der Bienen durch das eigene Bienenvolk und den Gewohnheiten eines Krokodils. All das lässt nur eine Frage übrig: was soll der ganze Mist bitte? Leider bleibt nach einer wirren und sinnbefreiten Story, den (trotz massiver Überspitzung) flachen und farblosen Charakteren und wilden, bedeutungslosen Abartigkeiten nicht viel mehr als ein hübscher Einband und der Name eines bekannten Autors übrig. Mir ist in über 300 gelesenen Büchern noch NIE so viel Stuss und unzusammenhängender Quark untergekommen. Da hat King in seiner Drogenphase leider mehr Sinn in seine Bücher packen können. Hannibal Lecter würde über diesen Killer nur abwertend schmunzeln und sich „köstlich“ mit ihm amüsieren.
Fazit: Ich muss klar von Cari Mora abraten, da es leider 270 inhaltlich komplett leere Seiten bietet und darüber kann weder ein großer Autorenname, noch der hübsche Einband hinwegtrösten.

Bewertung vom 20.05.2019
All das zu verlieren
Slimani, Leïla

All das zu verlieren


ausgezeichnet

Vom Leben und Lieben, wenn man sich selbst nicht mehr fühlt.
Für außenstehende führt Adéle ein sehr wünschenswertes Leben. Sie hat alles, was sie sich laut gesellschaftlichen Konventionen wünschen könnte. Angesehener Job, einen Mann, ein Haus und ein gesundes Kind. Doch all dies erfüllt sie nicht. Um der Tristesse des Alltags zu entfliehen, trifft sie sich mit Männer, hat Sex mit Fremden. Obwohl sie weiß, dass sie all dies verlieren könnte und sie davor große Angst hat, treibt es sie immer wieder um. Sie kann dem Drang, für einen kurzen Moment wieder Leben in sich zu spüren, nicht widerstehen. Bis sie im Strudel der Geschehnisse, droht die Kontrolle und sich selbst zu verlieren…
Leïla Slimani ist eine französisch- marokkanische Schriftstellerin und Journalistin. Für ihren ersten Roman „Dans le jardin de l’ogre“ (Originaltitel, Deutsche Ausgabe: All das zu verlieren) wurde sie in Marokko mit dem Prix de La Mamonia ausgezeichnet. In diesem Roman wartet sie mit einer eher ungewöhnlichen Protagonistin auf. Die Sympathischste ist sie für Menschen mit herkömmlichen Gepflogenheiten sicher nicht. Doch wer sich die Zeit nimmt tiefer in die Geschichte einzutauchen, spürt schnell, den Kampf, den sie deshalb auszufechten hat. Sie ist so gar nicht glücklich mit ihrem Leben. Obwohl sie alles erreicht hat, was die Gesellschaft uns Frauen als erstrebenswert vorgibt, spürt sie diese allumfassende Leere. Nichts von alle dem macht sie glücklich. Der Alltag, der sie doch erfüllen sollte, droht sie zu ersticken. Sie verabscheut den Müßiggang ihres Lebens und würde lieber auf Händen getragen und bewundert werden. Sie kann mit ihrem Mann nicht viel anfangen, sie will weniger geliebt als mehr begehrt werden, spüren das ihr pure Existenz etwas auslöst. Sie will genommen werden, sich selbst fühlen, die Kontrolle verlieren. Doch sie stürzt immer tiefer in den Strudel einer Spirale, die gleich eines Drogenabhängigen, nur Abwärts führen kann. Denn irgendwann reicht das alles nicht mehr aus, um ihr das Gefühl zu geben am Leben zu sein, sich selbst noch spüren zu können. Dabei riskiert sie alles zu verlieren, was ihr mehr bedeutet als sie selber ahnt. Schreckt Adéles Handeln auf den ersten Blick ab, so ist wahrscheinlich den meisten der Gedanke, unglücklich und müde des Alltags zu sein und daraus ausbrechen zu wollen mehr als bekannt. All das zu verlieren ist ein Bewegender Roman darüber, was ist wenn, dieses Gefühl übermächtig wird und man im aufrecht erhalten von Konventionen sich selbst völlig verliert und welche Wege man beschreitet um nur für einen kurzen Augenblick Luft zu bekommen. Trotz des vermeintlichen Rettungsversuches spitzt sich die Geschichte unaufhaltsam und dramatisch zu. Die Zerrissenheit von Adéle zu spüren, darüber ein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft zu sein und dem Zwang dunkle Wege zu beschreiten, ließ mich während des Lesens in ein tiefes Loch stürzen. Wer denkt, hier etwas Oberflächliche, mit Sex gewürzte Unterhaltung zu bekommen, der liegt falsch. Das sexuell gezeigte Bild wandelt wahrscheinlich weit ab von der herkömmlichen Moralvorstellung und doch erkennen sich sicher einige wieder. Jede Frau, hat Momente in denen sie gehalten, genommen, begehrt werden möchte. Gefangen vom kurzen, prägnanten, schnörkellosen Erzählstil der Autorin, steht der Leser mit Adéle am Abgrund. Zurückzutreten und nicht zu Boden zu stürzen fällt hier nicht leicht, denn Frau Slimani hält einen fest und lässt so manchen auch nach dem Buch nicht mehr los.
Fazit: ein wirklich bewegendes Buch über uns Frauen, gesellschaftliche Konventionen, den Willen durchzuhalten, einer Abhängigkeit aus Begehren und Begehrt werden und der oft vergessenen aber wichtigsten Liebe, der Selbstliebe. Ein Highlight im auf und letzten Endes auch tiefen ab, der Gefühle und für mich auch ein Stück weit Augenöffner.

Bewertung vom 15.05.2019
Elm Haven
Simmons, Dan

Elm Haven


ausgezeichnet

Elm Haven und sein dunkles Geheimnis
In Elm Haven, fügt der Heyne Verlag, die bereits im Jahre 1992 (Sommer der Nacht) und 2006 (Im Auge des Winters) veröffentlichten Romane, zu einem Buch zusammen. Dan Simmons ist amerikanischer, mehrfach ausgezeichneter Bestseller Autor. Elm Haven wird nach Stephen Kings „Es“ als zweitgrößter Klassiker der modernen amerikanischen Horrorliteratur gehandelt. Simmons ist 1948 in Peoria geboren und wuchs in der Umgebung von Oak Hill, da wo auch beide Romane zum Teil spielen, auf. Er war 1960 selber ein 12- jähriger Junge, der durch die Wälder und Kleinstädte von Illinois streifte und genau das macht dieses Buch so lebendig. Er schafft es den Leser prompt in seine eigene Kindheit zurückzuversetzen. Man spürt förmlich die Kieselsteine unter dem Fahrrad, die Sommersonne im Nacken brennen und diese unbeschwerte Freiheit, die nur jene Tage innehatten. Sobald Simmons seinen Leser in diese Kindlichkeit zurückversetzt hat, lehrt er in das Gruseln. Was sich als unterbewusstes, ungutes Gefühl einschleicht entpuppt sich im Verlauf des Buches als wirklich beängstigende, Atem raubende Horrorvorstellung. In „Sommer der Nacht“ begleiten wir fünf Jungs wie sie versuchen, den Verbleib des verschwundenen Kindes und die Ungereimtheiten des Sommers 1960 aufzuklären. Während ihrer Recherchen stoßen sie auf ein sehr altes und gut gehütetes Geheimnis. Als sich die beängstigenden Vorfälle häufen und die Bedrohung zunimmt, sehen sie sich gezwungen ihr Schicksal in die eigene Hand zu nehmen. Ein Kampf auf Leben und Tod beginnt, doch wie kämpft man gegen Mächte die sich durch nichts Irdisches erklären lassen?
In dem 2. Roman „Im Auge des Winters“ kehrt Dale (einer der 5 Jungs), 40 Jahre nach diesem Horror-Sommer, zurück nach Elm Haven. Er hat viel erreicht in seinem Leben, fast alles davon verloren und steht dadurch nun an einem Scheidepunkt seines Lebens. Lange Zeit wissen weder er, noch der Leser wirklich warum er zurückgekehrt ist. Fakt ist nur, irgendetwas merkwürdiges geht schon wieder in dieser Kleinstadt vor sich. Doch was verursacht die derzeitigen Vorkommnisse und wird es diesmal Dales Ende bedeuten?
Atmosphärisch hat Dan Simmons in beiden Romanen Vollgas gegeben. Der subtile Horror, der sich in „Sommer der Nacht“ einschleicht und zur echte Bedrohung anschwillt, vermag einen direkt im Genick zu packen und bis ins Mark zu gruseln. Sein Schreibstil bedarf Aufmerksamkeit und es braucht seine Zeit, das Buch zu lesen. Er erinnert in seiner liebevollen, eloquenten Art, hier und da mehr zu erzählen als es für die Story zwingend nötig wäre, einen Hauch an Stephen King. Dadurch schafft er es, den Charakteren so unfassbar viel Tiefe zu verleihen, dass sie für den Leser zu lebendigen, greifbaren Freunden werden. Dieser Tiefgang kostet die Story kein Fünkchen Spannung. Mir fiel im Gegenteil sogar manchmal erst am Kapitelende auf, dass ich, völlig im Bann der Geschichte, die Luft angehalten hatte. Persönlich driftete mir der Showdown etwas zu sehr in Science-Fiction ab und war insgesamt zu hektisch, überladen und schnell, da hätte er sich gern noch 100 Seiten Zeit lassen können. Das ist wirklich mein einziger Kritikpunkt und selbst der konnte das Lesevergnügen insgesamt nicht schmälern, da der zweite Teil mich direkt in meinem Gefühl „die Jungs noch nicht verlassen zu können“ abholte und mir ein wirkliches Ende und einen wahren Abschluss für Elm Haven bot.
Fazit: ein Buch, welches mich aus der Wirklichkeit entführen, mich bis in die Haarspitzen gruseln konnte und trotz seiner Tausend Seiten viel zu schnell vor rüber war. Eine gepflegte Spukhaus- Geschichte, die sich, für den Les

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.04.2019
Tochter des Himmels / Die Frauen von Troja Bd.3
Hauser, Emily

Tochter des Himmels / Die Frauen von Troja Bd.3


ausgezeichnet

Geschichte in all ihren Facetten
Griechenland 1300 v. Chr., zwei Frauen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Es trennen sie nicht nur unendliche Weiten und Meere, sondern auch kulturelle Welten voneinander. Doch trotz dieses Kontrasts, eint eins die beiden Frauen, die emotionale Verbundenheit zur jeweils anderen Kultur. Die Griechin Admete und die Amazonenkönigin Hippolyta, deren Leben sich durch das Schicksal und Herkules letzte, seiner 12 berühmten Aufgaben, unweigerlich aufeinander zu bewegen, sich im Strudel der Zeit berühren und vermischen. Trotz ihrer tiefen Verbundenheit muss sich jede für eine der beiden Kulturen entscheiden, auch wenn diese Aufgabe unüberwindlich scheint.
Tochter des Himmels ist der dritte Teil aus der Trilogie „Die Frauen von Troja“ von Emily Hauser. Die in Brighton lebende Autorin, hat sich den Geschichten, um das Leben der Frauen in der Antike verschrieben. Es handelt sich dabei zum Teil um historische Fiktion, da im Laufe der Zeit nicht mehr alles klar belegt werden kann. Sie schafft es jedoch Aufgrund ihres Studiums in Geschichte unfassbar viel fundierten Background aus überlieferten Sagen, Funden und Ausgrabungen in ihren Erzählungen vorherrschen zu lassen. Dabei richtet sie die Aufmerksamkeit auf Frauen, die der Leser sehr wohl aus altkannten Sagen kennt, die bis jetzt aber kaum im Fokus standen. Zum Beispiel, der allseits bekannte Halbgott Herkules, dessen Heldentaten den meisten geläufig sind, nimmt in dieser Geschichte eine verschwindend kleine Rolle gegen über den Protagonistinnen ein. Es geht um Admete, eine griechische Königstochter, welche mit Herkules befreundet ist und in das Land der Amazonen aufbricht um ein Heilmittel für ihren sterbenskranken Bruder zu finden. Hier stößt sie auf Hippolyta, die Amazonenkönigin, deren Herz und Vergangenheit unweigerlich mit der griechischen Kultur verbunden sind, was sie aber als Geheimnis für sich Bewahren muss, um dem Stamm der Amazonen eine würdige Königin und Anführerin zu sein. Während die beiden Frauen sich über ihre Zukunft und ihre Gefühle noch uneins sind, spinnen die Schicksalsgöttinnen schon ihre Fäden und zwingen beide, sich sowohl mit ihrer Vergangenheit, der Gegenwart als auch mit ihrer Zukunft auseinander zu setzen. Für den Leser ist es ein ständiges auf und ab der Emotionen. Ein Wechselbad der Gefühle durchlebt man beim Lesen zusammen mit Admete und Hippolyta. Von Hoffnung über Angst, Wut, Entsetzen und Trauer bis hin zu freudestrahlenden, glückliche Momenten ist jedes Gefühl Facettenreich vertreten. Die Geschichte konnte mich zum Teil mehr in den Bann ziehen als so mancher Thriller und gab mir so die Gelegenheit mich ganz in der Story zu verlieren. Möglich machte dies auch der fesselnde Schreibstil und Emily Hausers bildgewaltige Sprache. Mit dem geschichtlich fundierten Background, war es eine wahnsinnig beeindruckende Reise in diese vergangene Zeit. Das Schicksal der beiden Frauen zog mich, oft über Kapitel hinweg, in den Bann und lies mir ein ums andere Mal den Atem stocken, so gefesselt war ich. Ich habe Gehofft, gebangt, gelacht, gestaunt und sogar geweint.
Fazit: Auch der 3. Teil der Frauen von Troja Reihe konnte mich restlos begeistern. Geeignet für alle die den ersten Versuch im Bereich Historische Romane wagen wollen aber auch für alle die, die sich für griechische Sagen oder Geschichten über heldenhafte Frauen interessieren.

Bewertung vom 26.03.2019
Amy und die geheime Bibliothek
Gratz, Alan

Amy und die geheime Bibliothek


ausgezeichnet

Ein Plädoyer, für die Freiheit zu lesen!
Was passiert, wenn Harry Potter und Alice im Wunderland verboten werden? Die 9-jährige Amy stellt eines morgens entsetzt fest, dass ihr Lieblingsbuch aus der Grundschulbibliothek verschwunden ist. Es wurde verbannt! Welche Auswirkungen hat das auf Amy und ihre Mitschüler und was werden sie wohl gegen diese Ungerechtigkeit unternehmen?
Alan Gratz, ein US Amerikanischer Autor, möchte mit diesem Buch auf die Missstände und den dortig vorherrschenden Missbrauch von Zensur aufmerksam machen. Jedes Jahr werden hunderte Beschwerden eingereicht, mit dem Ziel Bücher und Kinderbücher aus den Bibliotheken zu verbannen. Zu diesen, in Frage gestellten Werken gehören auch einige hier in der Geschichte erwähnte Bücher. Dabei ist es ein Menschenrecht, die Bücher zu lesen, die man lesen möchte um sich seine eigene Meinung darüber bilden zu können. Die Protagonistin Amy ist in diesem Fall von dem Problem betroffen, weil jemand ihr Lieblingsbuch für Kinder schädlich hielt. Es würde sie gegen Erwachsene aufbringen, Anreiz zum Stehlen geben und den Gebrauch von Schimpfwörtern fördern. Amy ist jedoch ein ruhiges Mädchen und ordnet sich ständig ihrer Umwelt unter. Sie würde zwar in manchen Situationen gern etwas mehr der Hauptperson ihres Lieblingsbuches ähneln aber so ein aufbegehren ist für Amy undenkbar. Als es jedoch verbannt wird und dass aus ihrer Sicht völlig grundlos, ist es für sie genug. Das lesen bedeutet ihr einfach alles. Um das, was ihr am meisten am Herzen liegt, zu schützen muss Amy über sich selbst hinauswachsen und mutig sein. Leider hat das verbieten der Bücher einen sehr gegenteiligen Effekt, denn alle wollen plötzlich wissen was in ihnen steht. Amy kommt eine riskante aber sehr erfinderische Idee. Ein großartiges Buch, denn es ist nicht nur ein Plädoyer für die Freiheit zu lesen was man möchte, nicht nur eine Warnung an alle Eltern das übermäßige Zensur oft genauso schaden kann, sondern auch eine Liebeserklärung an Bücher, das lesen selbst und die macht von beidem aus uns bessere Menschen werden zu lassen. Die Altersempfehlung vom Hanser Verlag passt gut aber darüber hinaus kann und sollte es auch von Erwachsenen gelesen werden. Es ist eine faszinierende Geschichte darüber, Mut zu fassen, für seine Träume einzustehen und diese trotz drohender Konsequenzen auch zu verwirklichen.
Fazit: eine überwältigende Geschichte über Ungerechtigkeit, Mut, die liebe zu Büchern und ein „graues Mäuschen“ welches über sich selbst hinauswächst. Eine klare Empfehlung an alle Kids (je nach Lesestandart ab 9 Jahren) und auch alle Erwachsenen. Ich hatte ein ums andere Mal wohlige Gänsehaut beim Lesen.

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