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LichtundSchatten

Bewertungen

Insgesamt 237 Bewertungen
Bewertung vom 28.09.2023
Armageddon
Matussek, Matthias

Armageddon


ausgezeichnet

Eine Art Roman-Autobiografie und zutreffende Beschreibung der aktuell schiefen Ebene Deutschlands.

Matthias Matussek polarisiert, er hat sich vom Linksaußen- zum Vernunfts-Standpunkt gewandelt, dabei ist er gläubiger Katholik. Seine Fabulierkunst ist ungebrochen, sie richtet sich jetzt gegen seine früheren, immer noch im linken Schlamm suhlenden Kollegen.

Man erfährt sehr viel über den inneren Zustand der Medien (Struckrad-Barre, Spiegel, Diekmann, Döpfner, Böhmermann, Fleiischhauer etc.) Matussek ist eine daraus erwachsene Pflanze, die ihr Aufblühen heute schöner denn je zelebriert, wortgewaltiger und standfest.

Ein von ihm ausgebildeter Praktikant, Malte Henk, schleicht sich wieder in sein Vertrauen ein und formuliert damit einen Artikel im Blatt des ach so sanften di Lorzeni, in der Zeit. Man spürt die Betroffenheit und kann ob dieses grausamen Verrats der regierungstreuen Medien nur noch erkennen, dass die Relotius-Presse zu den allerletzten Mitteln greift. Nun, Henk wird mit Sicherheit Preise der Rechtgläubigen ernten.

Über die Medienbranche schreibt Matussek: "Der Verrat ist so etwas wie ihre Betriebstemperatur."

Zudem wurde in das Buch ein weiteres spannendes Thema eingeflochten: Sterbehilfe. Mich beschäftigt dieses Thema seit ich das Gespräch zwischen dem unsäglichen Müntefering und Prof. Dr. Udo Reiter gesehen habe. Der ehemalige Intendant des MDR und BR hat sich kurz danach mit 70 auf seiner Terrasse erschossen - nach einem langen Leben im Rollstuhl. Die Arroganz der Müntefering Aussagen ist mir noch heute im Ohr. Matussek ist als Katholik gegen selbstbestimmtes Sterben seine Freundin dafür, eine schauerlich gute Geschichte, die alle Argumente pro und contra auffächert.

Das Kennenlernen seiner Frau und die andauernde Liebe: Matussek kann auch Romantik, ein L(i)ebensmensch durch und durch. Mich hat diese Passage tief berührt.

Zur Endzeit und wie man sie erkennt: "Frauen nannten sich Männer, und geschminkte Männer behaupteten, sie seien Frauen und könnten Kinder gebären...Alles stand Kopf wie in Orwells 1984...Denken Sie an die Kriegsbegeisterung ...Habeck war unter ihnen, seine Hörner wurden nun sichtbar...Stuckrad-Bahre versuchte den Hashtag Metoo zu singen...Diekmann skandierte Wulff Wulff..."

Ein riesengroßer dunkler Spaß könnte man meinen, aber es ist Ernst, wirklich ernst, denn die Antifa und ihre Hammer-Truppen stehen Gewehr bei Fuß.

Spannend, intelligent, herausfordernd, hell auflodernd im Wahnsinn der Zeit.

Bewertung vom 22.09.2023
I Do It Mai Way
Mai, Vanessa

I Do It Mai Way


gut

Sie stand früh auf den Brettern, war mit ihrem Vater, einem Berufsmusiker, unterwegs und kannte das Musiker-Leben. Ihr Geschenk aus den Sternen besteht aus einem wirklich sympathischen Äußeren, einem natürlichen Lächeln und gewachsener Klugheit bzw. Zielstrebigkeit.

Nicht ohne Grund ist aus Vanessa Mai ein Star geworden, auch ohne Florian Silbereisen, aber mit der Management Power ihres Mannes bzw. der Familie Berg-Ferber. Sie ist bei all dem ein wirklich sympathischer Mensch geblieben, der fröhlich Schlager singt. Warum auch nicht! Ich höre ab und an diese Lieder gerne und erinnere mich dabei an meine Jugend mit Jukeboxen und Vicky Leandros, Roy Black, Roland Kaiser und den Ferienlieben.

Das Buch gendert, schluckt und hickst. Es denglisht, es spricht eine merkwürdig aufgesetzte, zu schnelle Sprache aus positiver Psychologie und Management Weisheiten, die oft aufgesetzt wirken. Ich bin Teil einer Crowd, die vor mir steht, performe einfach und so weiter…krass anzuhören bzw. zu lesen.

Trotzdem, wer hat schon mit 30 eine Biografie verfasst? Diese ist lesenswert, ein Status quo Bericht und der Ausgangspunkt, um bei der nächsten besser zu werden.

Vanessa Mai hat eine sehr positive Ausstrahlung und mit diesem Pfund aus dem wolkenfreien Gen-Sternen-Himmel wuchert sie bestens, mündlich ist sie allemal besser als schriftlich, eine selbstbewusste Person, die sich kein X für ein U vormachen lässt. Man muss sich um sie keine Sorgen machen, ihr Erfolg wird weiter gehen und lange bestehen bleiben.

Bewertung vom 19.09.2023
Mitte / Rechts
Biebricher, Thomas

Mitte / Rechts


weniger gut

Ein langatmiges Buch, das man mit der Einleitung und der Zusammenfassung ausreichend begreifen kann. Länge muss nicht notwendigerweise Präzision beinhalten.

Das Buch fußt auf einer mMn fragwürdigen Definition von Konservatismus, dem man unterstellt, nicht veränderungswillig zu sein.

Konservativ zu sein, bedeutet für mich aber, das Gesetz der praktischen Vernunft anzuwenden. Neuem gegenüber ist man aufgeschlossen, man begleitet alles kritisch und ist offen und optimistisch. Zu den Besonderheiten des Konservatismus gehört, dass er keine geschlossene Theorie hat. Er ist praktisch veranlagt und schafft ein Gegengewicht zum blinden oder zu moralischen Fortschrittsglauben, dem er sich keinesfalls entzieht, den er aber skeptisch und verantwortungsethisch begleitet und auf ein menschliches, unideologisches Maß korrigiert.

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Bewertung vom 18.09.2023
Die Welt der Bücher Postkartenkalender 2024. Von den schönsten Bibliotheken bis zum gemütlichen Lesesessel - ein Fotokalender für Bücherfreunde. 53 Postkarten in einem Kalender

Die Welt der Bücher Postkartenkalender 2024. Von den schönsten Bibliotheken bis zum gemütlichen Lesesessel - ein Fotokalender für Bücherfreunde. 53 Postkarten in einem Kalender


ausgezeichnet

Ich nutze diesen Kalender schon seit Jahren und bin immer wieder begeistert von den Bildern und Zitaten. Ein liebevoller Blick auf die Welt der Bücher und Buchliebhaber, kreativ und überraschend.

Die Postkarten begleiten meine Buchgeschenke als Glückwunschkarten und sind immer wieder ein besonderes Highlight.

Bewertung vom 18.09.2023
Leben mit Büchern Wochenplaner 2024. Jede Woche eine Weisheit zur Bücherliebe. Termin-Kalender zum Aufhängen mit Platz für Notizen und Zitaten zur Lesefreude

Leben mit Büchern Wochenplaner 2024. Jede Woche eine Weisheit zur Bücherliebe. Termin-Kalender zum Aufhängen mit Platz für Notizen und Zitaten zur Lesefreude


ausgezeichnet

Ich nutze diesen Kalender schon seit Jahren und bin immer wieder begeistert von den Bildern und Zitaten. Ein liebevoller Blick auf die Welt der Bücher und Buchliebhaber, kreativ und überraschend.

Mein Lieblingszitat steht innen zum Titelbild in der 9. Woche. "Bücher im schönen Gewand - ein festlich gekleideter Freundeskreis, der uns mehr geben kann als die auser-lesenste Gesellschaft." (Kuno von Hardenberg)

Bewertung vom 18.09.2023
Duden Vergessene Wortschätze Tagesabreißkalender 2024. Kalender für jeden Tag, mit in Vergessenheit geratenen Wörtern. Kleiner Tischkalender zum Aufstellen oder Aufhängen.
Goth, Maik

Duden Vergessene Wortschätze Tagesabreißkalender 2024. Kalender für jeden Tag, mit in Vergessenheit geratenen Wörtern. Kleiner Tischkalender zum Aufstellen oder Aufhängen.


ausgezeichnet

Herzinniglich schön!

Dieser Kalender begeistert mich als Leser, Schreiber und Wortsucher der verlorenen verbalen Schätze.

Romantische Gefühle überkommen mich, wenn ich von Hätschelei, dopsen, Heckmeck, Penunze und vielen anderen Umschreibungen lese, die ich vor einige Jahren noch kannte und die heute Reißaus genommen haben vor all den denglischen Konstruktionen, die uns umnebeln und verändern.

Ein Geschenk für alle, die gerne ab und zu schreiben, für Menschen, die in der Sprache Heimatgefühle genießen und sich gerne erinnern. Auf der Vorderseite wird das Wort kurz erklärt und auf der Rückseite in der Herkunft und mit Beispielen vermittelt.

Bewertung vom 14.09.2023
Gruppe und Graus
Hecht, Martin

Gruppe und Graus


ausgezeichnet

Wer wirklich peinlich auffallen will, schließt sich einfach einer Gruppe oder einem Verein, gar einem Fan-Club an. Heute haben Verehrer von Florian Silbereisen oder Andrea Berg sogar die Chance, live im Fernsehen sichtbar zu sein. Oft habe ich den Eindruck, dass die Kameraeinstellungen alle Bewegungen dieser schunkelnden Gruppen einfangen und auf den TV-Screen zaubern.

Nichts spricht gegen Freunde und Gruppen, wirklich nichts. Es ist ein Urbedürfnis des Menschen, seit er von den Bäumen abgestiegen und zum besten Menschen aller Zeiten mutiert ist.

Was wir in diesem Buch lesen, sind jene Peinlichkeiten, die in völliger Gruppen-Enthemmung auftreten können. Z.B. bei den Junggesell*innen Abschieden, die heute unsere Städte, Flieger und Eisenbahnen überziehen.

Ein amüsantes Buch, das mich gefesselt und zu neuen Gedanken gebracht hat. Die Änderungsimmunität in Gruppen steigt mit der Zeit unerbittlich an und ihr Ersticken der Individualität scheint für viele ein echter Gesundbrunnen zu sein.

Wie das Lachen entstanden ist? Eine Gruppe von Menschen steht an einem See, während ein Bär heranschleicht und einen tötet. Alle anderen rennen davon und lachen wir irre. Eine Gruppe mithin steigert die Wahrscheinlichkeit, nicht alleine der Dumme zu sein. Sie gibt Wärme und Zuversicht, sie ist eine der unentbehrlichen Essenzen des Menschseins - trotz aller Widersprüche.

In der Über-Individualisierung unserer Zeit werden Gruppen als Gegenpol umso wichtiger, so meine Interpretation. Das Buch bietet keine wissenschaftlichen, soziologischen Grundlagen, sondern Erlebnis-Futter zum Gruppen-Verhalten. Die Sichtweise von Martin Hecht auf Gruppen ist eher negativ, aus der Position eines Individualisten, der vermutlich keiner Gruppe angehört.

Natürlich verweist Martin Hecht als öffentlich rechtlicher Journalist pflichtschuldigst auch auf sich radikalisierende Gruppen wie Pegida. Meine Frage wäre: Wenn Constantin Schreiber heute den Islam nicht mehr kritisieren will, weil er bedroht wird, dann haben solche Gruppen abseits einzelner, ängstlicher Personen durchaus eine höchst demokratische Notwendigkeit, Ideologien und Religionen zu kritisieren?!

Bewertung vom 13.09.2023
Das Amazon-Modell
Berg, Natalie;Knights, Miya

Das Amazon-Modell


ausgezeichnet

Ein wirklich hervorragendes Buch, das insbesondere von allen Einzelhändlern zu lesen wäre. Sie sind durch Amazon herausgefordert, so einfach ist es. Für sie ist insb. Pkt. 14 spannend: „Neudefinition des Ladengewchäfts: von der Transaktion zum Erlebnis.“

Bewertung vom 13.09.2023
Die Türken vor Wien
Bremm, Klaus-Jürgen

Die Türken vor Wien


ausgezeichnet

Ein hervorragendes Werk mit tiefen Einblicken in eine Zeit, die uns fremd ist. Habsburg, Balkan, Frankreich, Russland, England, Preußen, Griechenland, Polen, das osmanische Reich. Wenige können sich vorstellen, wie sich das Christentum bzw. seine Herrscher zu dem Herrscher an der Hohen Pforte (Istanbul) verhielten bzw. welche Ziele sie alle verfolgten.

Ich kann alle Darlegungen von Klaus-Jürgen Bremm (KJB) in der zeitlichen Herleitung bzw. Abfolge weitgehend begreifen und bewundere die detailreichen Erklärungen. Ich sehe aber nach wie vor eine prinzipielle Gegnerschaft zwischen dem Islam und dem Christentum. Sie begründet sich nicht nur historisch in unzähligen Kriegen, die auch von christlichen Herrschern durch Allianzen mit dem Sultan „bereichert“ wurden, aber trotzdem einen Kern übrig lassen, der in einer Religion wurzelt, die keine Trennung zwischen Staat und Religion kennt. Erdogan lebt das aktuell sehr deutlich vor. Der Islam begünstigt vor allem autokratische Führungen, ja, er ist in seiner Zerrissenheit geradezu prädestiniert dafür.

KJB widerspricht also dem Historiker Hans-Ulrich Wehler, der zurecht davon ausging, dass die Türkei unmöglich Teil der Brüsseler Staatengemeinschaft werden könne. Es gibt für mich kein akademisches Postulat für die unbedingte Suche nach Gemeinsamkeiten, wie von KJB formuliert. Was nicht zusammen klingt, geht nicht zusammen. Mohammed sah die Glocke als das Instrument des Teufels, es ist im Grund so schlicht, wenn man an Trennendes denkt. Die Trennlinien zwischen Islam als einer Einheit von Religion inkl. Staat im Unterschied zu jenen Staaten, die säkularisiert sind, verlaufen ultrascharf und unversöhnlich.

Selbstverständlich gibt es kein einheitliches Gedächtnis der osmanisch-europäischen Geschichte. Genau deshalb werden Ungarn und Polen heute von den Brüsseler Beamten ausgegrenzt. Die Knabenlese wirkt in diesen Ländern immer noch nach und zurecht beschreibt es KJB: „Ohne die riesig Zahl der zum Islam konvertierten Überläufer aus Italien, Frankreich und dem Reich, aus Dalmatien, Bosnien und Albanien mit ihren Kenntnissen und Fertigkeiten im Schiffbau, Geschützwesen und in der Architektur hätte es nie einen osmanischen Staat mit seiner gewaltigen Machtfülle gegeben.“

Dass dieses von Sklaven mit erbaute Imperium auf die Loyalität der Bewohner von christlichen Staaten zählen konnte, halte ich für ein Gerücht. Es waren Herrscherinteressen, hohe Politik, die das Gleichgewicht des Schreckens aufrechterhielten. Die Religion aber hatte und hat im Islam eine weitaus gewaltigere Kraft als das Christentum. Sie zielt auf Ungläubige mit einer überdauernden Kraft der Missionierung und dem Glauben an die finale Überwältigung der Welt durch den Islam.

Trotzdem ist die Schlussfolgerung von KJB richtig: „Tatsächlich muss man sogar von einer parasitären Existenz des osmanischen Staates sprechen, der jahrhundertelang in kaum vorstellbaren Umfang Güter, Menschen und Fachwissen aus den christlichen Ländern ansaugte, ohne dafür Bedeutsames zurückzugeben.“ Dass der Buchdruck 400 Jahre aufgeschoben wurde, weil im Koran alles Wesentliche steht, war einer der wesentlichen Irrtümer, begründet auch durch die Religion. Noch heute hört man oft genau dieses Argument.

Wer hofft, dass die Türkei (nach Erdogan) zu demokratischen Verhältnissen zurückkehrt, hat vom Islam nach meinem Empfinden wenig verstanden. Sein Wähler aus Deutschland mit Doppelstaatsbürgerschaft belegen dass ebenso wie alle Texte und Analysen, die man aus den Grundlagenwerke des Islam ziehen kann.

Als Ergänzung zu diesem Buch empfehle ich ein Werk von Karl Toifel: "Die Türken Vor Wien im Jahre 1683: Ein Österreichisches Gedenkbuch." Als Reprint erschwinglich erhältlich. Was mir bei Karl Toifel besser gefiel waren die unzähligen, grandiosen Illustrationen und die Beschreibungen sehr nahe an den (leidenden) Menschen. Erhellend auch die Kriegserklärung des Sultans vor 1683.