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Benutzername: 
gagamaus
Wohnort: 
München

Bewertungen

Insgesamt 510 Bewertungen
Bewertung vom 30.11.2022
Die Bücher, der Junge und die Nacht
Meyer, Kai

Die Bücher, der Junge und die Nacht


ausgezeichnet

Mein allererstes Buch von Kai Meyer war "Herrin der Lüge". Ein historischer Roman mit ganz leichten phantastischen Elementen. Einer meiner Lieblingsromane bis heute von ihm. Dann kamen ganz viele reinrassige Fantasybücher. Meist All-Age-Romane. Alle funkensprühend und sehr unterhaltsam. Ich mag Kai Meyer - also war das neues Buch von ihm Pflicht. Und hier lande ich mit ihm wieder in einem historischen Roman mit ein paar phantastischen Aktzenten. Wobei es diesmal in die Nazizeit geht und einer der drei Zeitstränge dann auch noch in den 70gern spielt.

Mich hat begeistert, wie klug der Autor seine Handlungsstränge miteinander verwebt, so dass der Leser manches ahnt, aber vieles ihn doch überrascht. Alle Fäden finden zusammen, alle Fragen werden beantwortet und passen perfekt zusammen. Und ganz nebenbei ist es natürlich eine hochemotionale Geschichte mit mehreren spannenden Hauptdarstellern, die uns mit auf eine wunderbare Lesereise nehmen.

Ein Buch, welches diesmal wirklich was für Erwachsene ist und mich auf jeder Seite fesseln konnte. Hervorragend. Bitte mehr davon.

Bewertung vom 30.11.2022
Er ist keiner von uns
Aubenas, Florence

Er ist keiner von uns


sehr gut

Bei diesem Buch handelt es sich um einen literarischen Kriminalroman oder noch besser um einen Roman, der Spannungsmomente und einen Kriminalfall als Hintergrundstimmung hat. Aber vor allem ist es die Studie einer Kleinstadtgemeinschaft, die sich mit einem Mord und verschiedenen Tätern - den falschen und den wahren - auseinanderzusetzen hat. Hier habe ich genau bekommen, was ich mir vorgestellt habe. Die Krimihandlung ist interessant und vertrackt, mäßig spannend aber für die Handlung und das Tempo nicht ausschlaggebend. Eine große Zahl an facettenreichen glaubwürdig dargestellten Charakteren lebt in diesem Buch und ich konnte nachspüren, wie so eine fast dörfliche Gesellschaft funktioniert.

Französische Romane haben oft einen eigenen Ton. Ich mochte das hier sehr. Tolles Cover obendrein.

Bewertung vom 30.11.2022
Das Gesetz der Natur
Winter, Solomonica de

Das Gesetz der Natur


gut

Meine Erwartungen an "Das Gesetz der Natur" waren hoch. Zum einen lag das am Klappentext, der sehr vielversprechend klang, zum anderen meine Liebe und Treue zum Diogenes-Verlag, der wunderbare Romane mit hochwertiger Covergestaltung von hervorragenden AutorINNen in seinem Programm hat. Mit Erwartungen ist das so eine Sache. Man kann sie nicht immer steuern und manchmal wird das Leseerlebnis dadurch beeinflusst.

Da ist zum einen der Plot, den ich mir ganz anders vorgestellt hatte. Es geht leider weniger um die zu rettenden Bücher sondern um die Düsternis der Welt an sich. Um die Schrecken von Krieg, Flucht und Tod vor allem.

Dann ist da noch der Erzählstil. Mit dem hatte ich tatsächlich bald so meine Probleme. Er war mir etwas zu verschwurbelt. Ich kann es schwer in Worte fassen. Dafür, dass streckenweise wenig passierte, wurde alles kompliziert und detailverliebt beschrieben. Man wartete aber immer auf mehr. Mit dem Gefühl, da kommt noch was.

Ich denke, es war einfach nicht meine Art von phantastischer Literatur. Manchmal passt es einfach nicht zwischen Leserin und Roman.

Bewertung vom 30.11.2022
Diese wilde Freude in mir
Silva, Samantha

Diese wilde Freude in mir


ausgezeichnet

Dieses Buch hat mir sehr berührt und gleichzeitig war ich begeistert eine Frau kennen zu lernen, von der ich vorher nichts wusste, deren Leben und Streben aber für alle Frauen ein wunderbar positives Beispiel sein kann, dass man zu jeder Zeit auch als Frau nach Freiheit und Selbstbestimmung streben sollte. Der einzige Weg, dass sich für einen selber aber auch für die Frauen allgemein etwas zum Besseren ändert.

Mary Wollstonecraft, die nebenbei bemerkt die Mutter von Mary Shelley war, hatte eine harte Kindheit. Ihre Eltern behandelten die Tochter wahlweise hart und ungerecht oder mit Nichtachtung. Aber das Mädchen hat einen starken Willen und befreit sich von den Schatten ihrer Jugend. Unbändig sucht sie nach ihrem eigenen Lebensweg. Wissbegierde und Freiheitsdrang beflügeln sie. Nach einigen Liebesbeziehungen, auch mit einer Frau, findet sie den richtigen Mann und schenkt ihm zwei Kinder. Aber die letzte Geburt ist schwer und elf Tage liegt sie darnieder, gepflegt von der bodenständig-patenten Hebamme Parthenia. Sie lässt in dieser Zeit ihr Leben Revue passieren.

Erzählstil und Dramaturgie des Buches haben mir ausgesprochen gut gefallen. Allerdings ist der enge Zeitrahmen der Geschehnisse fast ein wenig einengend. Es hätte sicherlich noch viel mehr gegeben über dieses leider viel zu kurze Frauenleben. Aber alles in allem ein Rundum-Sorglos-Paket. Tolles Cover, genialer Titel, wunderbare Geschichte.

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Bewertung vom 30.11.2022
Die Nackten fürchten kein Wasser
Aikins, Matthieu

Die Nackten fürchten kein Wasser


sehr gut

21016 beschließt der Omar, aus seinem Heimatland Afghanistsan zu flüchten. Der kanadische Autor Matthieu Aikins, der seit Jahren im Land lebt und arbeitet, beschließt, sich ihm auf einem Teil der Strecke anzuschließen, um hautnah erleben zu können, wie es den Flüchtlingen auf ihrem beschwerlichen Weg in die Freiheit geht.

Das Buch ist nicht nur ein Bericht über die Flucht sondern zuallererst über das Land, die Menschen und ihre Nöte und Ängste. Der Autor schreibt empathisch und wohldosiert emotional aber ohne rührselig zu werden. Sein Blick ist oft mit ein wenig Abstand entstanden, denn trotz seiner teilweise verdeckten Recherche hatte er immer ein sicheres Netz, dass ihn im Ernstfall aufgefangen hätte, wohingegen Omar und die anderen Flüchtlinge ihr Leben riskieren und all ihr Hab und Gut für die Flucht einsetzen.

Ein Sachbuch, welches nicht so geschrieben ist. Mit einem interessanten Blick auf das große Ganze der Geschehnisse.

Bewertung vom 30.11.2022
Das Prinzip Mord
Sarno, David;Lapp, Sascha

Das Prinzip Mord


ausgezeichnet

Es handelt sich hier eigentlich um ein Sachbuch. Aber eines, dass es in sich hat. Wer gerne Krimis liest oder Krimis guckt, dem ist "Das Prinzip Mord" zu empfehlen.

Das Autorenduo hat in jahrelanger akribischer Feinarbeit, den wahren Kommissaren und Ermittlern über die Schulter geschaut. Diese haben ihre Archive geöffnet, ihre Bilder gezeigt, ihre Fakten dargelegt und diese für das Buch zur Verfügung gestellt. Die Bilder und genauen Hintergrunddaten geben dem Buch das gewisse Flair, welches nur reale Kriminalfälle erzeugen können. Man hat immer im Hinterkopf, dass es keine erfundenen Geschichten sind sondern wirkliche menschliche Abgründe, die sich hier auftun. Dabei bleibt der Erzählstil wohltuend sachlich, denn viele Tatsachen sind schwer verdaulich, viele Tathergänge erschütternd und erschreckend. Dadurch, dass die Fälle aufgeklärt werden, auch wenn es manchmal bis zu 30 Jahre bis zum erfolgreichen Abschluss der Ermittlungen gedauert hat, gibt es durchaus auch einen positiven Nachhall bei den Geschichten, der ein wenig versöhnt.

Sehr empfehlenswert und spannend. Ein Podcast zum Lesen.

Bewertung vom 15.11.2022
Feldpost
Borrmann, Mechtild

Feldpost


ausgezeichnet

Endlich gibt es Neues von Mechtild Borrmann. "Feldpost" musste ich sofort nach Erscheinen lesen. Wie schon in den letzten Büchern verwebt die Autorin auch hier Geschehnisse aus der Vergangenheit mit Nachforschungen in der Gegenwart. Einige Briefe, die überraschend in die Hände einer Anwältin gelangen, sind der Auslöser dafür, dass sich mehrere Menschen mit dem beschäftigen müssen, was sie längst hinter sich gelassen hatten. Mit den schweren Jahren vor dem zweiten Weltkrieg. Mit Verfolgung und Flucht, mit Polizeigewalt und Menschenverachtung, aber auch mit Liebe und Sehnsucht nach dem einen Herzensmenschen.

Die Geschichte berührt und wühlt auf. Sie regt zum Nachdenken an und man kann das Buch kaum aus der Hand legen. Der intensive Erzählstil, die wundervolle Sprache, die nahbaren Charaktere machen das Buch zu einem Jahreshighlight.

Gäbe es mehr als 5 Sterne, ich würde sie vergeben.

Bewertung vom 15.11.2022
Elektra, die hell Leuchtende
Saint, Jennifer

Elektra, die hell Leuchtende


sehr gut

Das tolle an Büchern wie diesem ist, dass man glaubt die Geschichte und die Protagonisten schon zu kennen und dann gibt die jeweilige Autorin einem die Möglichkeit, das alles nochmal ganz neu und u.U. auch ganz anders kennen zu lernen. Und es wird die weibliche Sicht benutzt, die in den alten griechischen Epen ja nur vage und am Rande vorkommt. Da geht es eher um Herkules und Agamemnon, um Achilles und Paris. Und die Frauen, die doch mindestens genauso stark sind, dürfen Randfiguren spielen. Geliebte und Ehefrauen, Grund für so manche Auseinandersetzung aber doch nicht mehr.

Das magisch schöne Cover passt wunderbar zur Geschichte von Elektra, die naiv und blauäugig ihren Vater vergöttert und erst mühsam und durch leidvolle Erfahrungen erkennen muss, dass nicht alles Gold ist was glänzt, dass nicht jede Liebe selbstlos und nicht jeder Mann ein Held ist.

Schön zu lesen und wer die griechischen Sagen mag, für den ist es ein muss.

Bewertung vom 15.11.2022
Das Leuchten der Rentiere
Laestadius, Ann-Helén

Das Leuchten der Rentiere


ausgezeichnet

Zuallererst, weil es unbedingt erwähnt werden muss. Was für ein wundervolles Cover. Ich bin total verliebt darin. Und auch der Titel des Buches gefällt mir. Auch wenn er mit dem Ursprungs-Titel und dessen Aussage nicht viel zu tun hat. So trifft er doch die Stimmung des Romans für mich sehr gut. Die Rentiere sind im Leben der Sami viel mehr als reiner Besitz oder Statussymbol. Eine tiefe Verbundenheit zwischen Mensch und Tier und Natur gehört zur Kultur der nordschwedischen indigenen Bevölkerung. Und diese kann man auch zwischen den Zeilen wunderbar herausspüren. Das macht den Text auf magische Weise sehr schön und lautmalerisch. Und dazu passen eben Cover und Titel hervorragend.

Der Plot an sich ist interessant, braucht aber eine Weile, bis er seine ganz eigene Dramatik aufbaut. Die Hauptakteurin, das Mädchen Elsa, muss den Tod ihres geliebten Rentieres und die Bedrohung durch den Täter erst verwinden um als Erwachsene zu erkennen, dass nur sie selber für Gerechtigkeit sorgen kann und dadurch die innere Freiheit widerfinden wird.

Ein sehr gehaltvoller und nachdenklich machender Roman, den ich all jenen empfehle, die mehr über die Samen erfahren wollen und die lyrisch angehauchte Geschichten schätzen.

Bewertung vom 15.11.2022
The Atlas Six / Atlas Serie Bd.1
Blake, Olivie

The Atlas Six / Atlas Serie Bd.1


ausgezeichnet

Durch die doch sehr unterschiedlichen Rezensionen in den diversen Foren war ich verunsichert, ob diese Geschichte wirklich etwas für mich ist. Jetzt kann ich sagen, ja es ist etwas für mich gewesen und es ist ganz anders, als ich erst erwartet hatte. Die Story an sich ist relativ unspektakulär. In einem magischen Auswahlverfahren sollen fünf von sechs AnwärterINNEn eine Prüfung überstehen, die durch den angekündigten Toten des Letzten eine ganz eigene Dramatik bekommt.

Das Buch hat einige wunderbare Stärken. Das ist zum einen das Feuerwerk an unterhaltsamen Dialogen die eingebettet sind in einen erfrischend sarkastischen Erzählton. Es macht einfach Spaß, die ganzen kleinen und großen Wortgefechte und die Gedanken der einzelnen Protagonisten zu lesen. Das Tempo entsteht tatsächlich fast allein durch die Interaktionen der Beteiligten. Das ist vielleicht auch der einzige wirkliche Kritikpunkt. Dass die Action etwas zu kurz kommt und auch die Magie oft eher beiläufig daherkommt. Die starken Gefühle der Darsteller konnten mich aber gut darüber hinwegtrösten.

Ich habe mich angefreundet mit den sehr unterschiedlichen Charakteren und muss unbedingt wissen, wie es mit ihnen in Teil 2 weitergeht.