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Bewertungen
Insgesamt 367 BewertungenBewertung vom 14.04.2023 | ||
Wie das Leben in seiner Mitte so spielt... "Und ich, wie ich hier mit meinem Beutel sitze, in meinen Sandalen, bald achtunddreißig Jahre alt, Lehrling am ersten Tag. Ich, ein Stumpf ohne Wurzeln und Blätter, aber wenn der Wind in mich fährt, gibt es Widerstand, vielleicht sogar einen kleinen Gesang." So die Gedanken der Ich-Erzählerin gegen Ende des Buches. Ein Satz in dem sich die ganze in Birgit Birnbachers Roman "Wovon wir leben" geschilderte Geschichte widerzuspiegeln scheint. Julia ist Krankenschwester und begeht einen Fehler, der zu ihrer Kündigung führt; der notwendige Auszug aus dem 'Schwesternheim' führt sie zurück in ihr Elternhaus; dort angekommen, muss sie nicht nur feststellen, dass die Mutter das 'Vatergefängnis' und die provinzielle Enge in Richtung Italien verlassen hat, sondern auch wieder eintauchen in eine beklemmende dörfliche Enge, in der Frauen nur Nebenrollen spielen und Männer sich allabendlich in der Dorfkneipe versammeln. Julia denkt zurück an die Eltern: "... denn immer wenn die Eltern einander am Tisch gegenüber saßen, war es, als würden zwischen den Gläsern und den Tellern mit dem Besteck auch die ruhenden Waffen liegen, die den beiden mit den Jahren zu schwer geworden waren, um sie dauernd aufeinander zu richten." Der Vater braucht eigentlich Hilfe, verweigert sie aber; und da ist noch der wegen einer zu spät erkannten Hirnhautentzündung in einem Heim untergebrachte, behinderte Bruder; zudem eine Ziege, die unentweg schreit - weil alles auch irgendwie 'zum Schreien' ist; und da ist noch Oskar, der Städter, wegen eines Herzinfarktes vorübergehend in der nahegelegenen Rehaklinik, in den sich Julia verlieben könnte. Julia wohnt vorübergehend in der elterlichen Einliegerwohnung und erkennt, dass sie sich - nachdem sie als Krankenschwester immer nur für andere da war - nun endlich einmal um sich selbst kümmern müsste; und da ist eine Joboption, die sie wieder zurückführen könnte in den 'normalen Ablauf' der Dinge. Der Roman lebt nicht so sehr von der Handlung - es passiert, was halt so passieren kann; der Roman lebt von seiner düster-bedrückenden Atmosphäre; und dass am Ende die ersehnte Lösung ausbleibt, ist nahezu zwangsläufig: Julia fügt sich; ihre Lebensphase des Übergangs mündet nicht in einen Neubeginn sondern in die Unterstützung der inzwischen zurückgekehrten Mutter bei der Pflege des Vaters. Am Ende bringt sie die Freundin Bea mit dem Auto zurück bis vors Elternhaus: "... verabschiede mich und steige aus. Als ich die Autotür zuschlage, zupft Mutter den Store zurecht und zieht die Vorhänge zu." Irgendwie ist man froh, das Buch zuklappen zu dürfen und sich wieder an seinem eigenen Leben freuen zu können - und irgendwie ist es aber auch eine über knapp 200 Seiten andauernde Leseerfahrung, die man nicht missen möchte. |
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Bewertung vom 10.04.2023 | ||
Beachtlich. Jean-Christophe Grangé ist mit seinem neuen Thriller "Die marmornen Träume" etwas gelungen, was ihn um einiges von anderen Thriller-Autoren unterscheidet: Sein 688-Seiten-Werk liefert nicht nur die Spannung, die man von einem guten Thriller erwarten darf, es gelingt ihm darüber hinaus die ungeschönte Konfrontation mit Deutschlands unrühmlicher Nazi-Vergangenheit (was mich tatsächlich dazu angeregt hat, mich noch einmal mit dieser menschenverachtenden Ideologie, mit der nationalsozialistischen Rassentheorie und den mythologischen Vorstellungen der Anführer der 'Herrenrasse' auseinanderzusetzen). Die drei Hauptpersonen - der Psychoanalytiker Simon Kraus, der SS-Offizier Franz Beewen und die alkoholabhängige Psychiaterin Minna von Hassel, die gegensätzlicher nicht sein könnten - werden, ohne es irgendwie beabsichtigt zu haben, zu einem Ermittlerteam bei der Aufklärung seltsamer und brutaler Morde an jungen und wohlsituierten Nazi-Frauen, alle zuvor bei Simon Kraus in Behandlung, alle mit einem eigenartigen, nächtlichen Traum, in dem ein Mann mit Marmormaske eine Rolle spielt. Was verbindet die Opfer? Wer ist der Täter und welches Motiv treibt ihn an? Handelt es sich um politische Morde? Die Suche der drei Protagonisten erlebt überraschende Wendungen; der ansteigende Spannungsbogen geht einher mit der Offenlegung immer erschreckenderer Aspekte der Naziherrschaft und entlarvt das brutale System. Entsprechend ist die Handlung in die Zeit kurz vor Beginn des zweiten Weltkrieges bis zur Kriegswende in Stalingrad gelegt. Und der Gänsehauteffekt entsteht nicht durch das Offensichtliche, sondern über das, was im Verborgenen passiert. Ein Thriller der nachwirkt. |
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Bewertung vom 09.04.2023 | ||
Lesenswert humorig. Dennis Scheck hat Hans Rath's neues Werk "Jetzt ist Sense" in seinem Magazin für Freunde der Literatur 'Druckfrisch' direkt in die Tonne entsorgt. Und oft kann man seinem Qualitätsurteil durchaus Vertrauem schenken - aber dieses Mal hat er sich geirrt (nun gut - bedruckte Seiten sind Geschmacksache); mir hat "Jetzt ist Sense" nämlich ziemlich gut gefallen (bis auf das schreckliche, an ein Gemälde von Edward Hopper erinnernde Buchcover). Rath inszeniert eine Begegnung des personifizierten Todes (ein wahnsinnig gutaussehender Grieche) mit der Psychotherapeutin Liv - beide Experten in Sachen 'Seele', Leben,Tod und letzte Dinge. Natürlich hat Liv eine kriselnde Freundin und ist auch selbst 'frisch getrennt'. Das eigene Leben klappt nicht immer wie am Schnürchen, v.a. wenn der Mann sich eine wesentlich jüngere sucht - aber würde man ihm deshalb gleich den Tod wünschen? Und was ist eigentlich vorherbestimmt und was (mit dem Tod) verhandelbar? Und mach das eigentlich Spaß, so über die Jahrtausende hinweg nichts anderes zu tun, als Menschen dem Hades zu übergeben? Ist das nicht irgendwann langweilig oder droht da nicht ein Burnout? Was ja wiederum im Rahmen einer Psychotherapie gut erörtert werden könnte? Wer sich auf die Geschichte einlassen kann, dem ist eine gute Portion Spaß garantiert, auch ein leicht bekömmliches Nachdenken über Fragen der eigenen Existenz wird angestoßen ... und so ganz nebenbei erfährt man auch eine Menge über die alten Götter der Griechen. |
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Bewertung vom 31.03.2023 | ||
Remember. Mit seinem ersten Roman "Roxy" ist dem Schauspieler Johann von Bülow etwas gelungen, was ich 'beste Unterhaltung' nennen möchte. Natürlich habe ich mich gefragt, ob das gutgehen kann und ein Schauspieler nicht besser bei der Schauspielerei verbleiben sollte, statt sich der Schriftstellerei zu widmen (scheint ein Trend geworden zu sein, als Schauspieler auch irgendwann einen Roman zu schreiben). (Und bei vielen Buch-Autor:innen könnte ich es mir umgekehrt nämlich nicht vorstellen, dass die Schauspielerei gelingen würde). Aber von Bülow hat es geschafft, mit einer gut aufgebauten Story bei mir als Lesendem einen Film ablaufen zu lassen. Die Geschichte macht es einem nicht allzu schwer, sich einzufühlen und auch die eine oder andere Parallele zur eigenen Lebensgeschichte zu entdeckern. Der Roman hat nicht den Anspruch, wahnsinnig komplex zu sein und wartet auch nicht mit überflüssigen Lebensweisheiten auf; man darf den Protagonisten über einige Lebensphasen hinweg bei ihrem Leben zuschauen und sich dabei an das eigene erinnert fühlen. Der Rahmen dazu: Der zu frühe Tod des Freundes und die Anreise zur Beerdigung ist der Rahmen; das Zurückerinnern an die eigenen und gemeinsamen Jahre der Jugend und des Erwachsenwerdens, die Wirren der Liebe, die Herausforderung einer Perspektiventwicklung bilden die eigentliche Geschichte. Und wer das Buch beendet hat, bekommt förmlich Lust darauf, seine eigene Geschichte aufzuschreiben (oder auch als Film umzusetzen...). |
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Bewertung vom 31.03.2023 | ||
Grenzfall - In der Stille des Waldes / Jahn und Krammer ermitteln Bd.3 Ansteigender Spannungsbogen. "Grenzfall - In der Stille des Waldes" von Anna Schneider ist mein erster 'Grenzland-Krimi'. Und es wäre wohl auch ein wenig klüger gewesen, die ersten beiden Bände der 'Grenzland-Reihe' vorab zu lesen - der dritte Band verweist mit dem einen oder anderen Detail auf die Vorgängerbände; gleichwohl stört es weder dem Lesefluss noch der Entwicklung der Handlung. "In der Stille des Waldes" beinhaltet eigentlich zwei Fälle, der eine ist diesseits, der andere jenseits der Grenze verortet - in Bayern und in Tirol. Die Idee einer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit passt schon irgendwie, aber schaut man genau hin (genaue Handlung bitte ich dem Klappentext zu entnehmen), dann nimmt der bayerische Fall, ein wiederaufgerollter Fall, einen wesentlich geringeren Raum ein als der tiroler Fall, in dem es äußerst mysteriös zugeht! Was mich um einiges mehr gefesselt hat: Was ist die Erklärung für die mit Babykleidung ausgestopften Dachse, die bei Erdarbeiten gefunden werden? Wer sind die seltsam beerdigten Toten im Gnadenwald? Und was haben der vermisste Tierpräperator und seine verschwundene Frau damit zu tun, die zwar gefunden wird, aber scheinbar nur wirres Zeug erzählt? Also: Spannender Krimi, unbedingt! Aber das Konzept mit den zwei Fällen ist nach meiner Auffassung nicht ganz aufgegangen; zudem erklärt die Autorin ein wenig zu viel und überlässt damit zu wenig der Fantasie der Lesenden - deshalb nur 4 Punkte ;-) |
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Bewertung vom 22.03.2023 | ||
Wer hätte das gedacht... dachte ich am Ende der Lektüre von Michael Köhlmeiers neuem Roman "Frankie"; anfangs hatte ich den Eindruck,es handele sich vielleicht um eine aus einer verstaubten Schublade des Autors gekramte, bereits leicht angegilbte Schreibübung aus vergangenen Tagen; aber dann hat mich das Büchlein bis zur letzten Seite immer weniger losgelassen. Ich will auch gar nicht groß auf die Handlung eingehen - die kann man nämlich kaum erzählen, ohne zu spoilern und das wäre schließlich nicht fair. Der Klappentext beschreibt schon ganz gut, worum es geht. Köhlmeier ist es auf jeden Fall gelungen, sich in die Psyche eines 14-jährigen Jungen, bei der vom Vater getrennten Mutter lebend, mit so gut wie nicht vorhandenem eigenen Freundeskreis, einzufühlen. Nicht mehr Kind, aber noch lange nicht erwachsen. So nimmt die Geschichte konsequent die Pespektive von Frank ein. Das Leben nimmt für Frank unerwartet Fahrt auf, als sein Großvater, den er wegen dessen langen Haftaufenthaltes so gut wie gar nicht kennt, aus der Haft entlassen wird - Franks Mutter ist als Tochter zunächst die erste Anlaufstation. Es ist nicht so, dass Frank und sein Großvater Freunde werden, aber es kommt etwas in Bewegung, was für Frank den Abschied aus seiner Kindheit bedeutet. Es ist nicht Bewunderung, die Frank für seinen Großvater verspürt, vieles an seinem Handeln empfindet Frank sogar befremdlich - aber der Ex-Häftling ist Orientierungsgeber, füllt damit eine Lücke in Franks Leben... und ist damit willkommenes Sprungbrett. Was Frank von seinem Großvater lernt ist, dass die Frage nach dem 'Warum' überflüssig sei, weil es nie einen Grund gebe, die Dinge seien halt so wie sie sind. Und wenn man sich bei der Lektüre von "Frankie" dieser Annahme anschließen kann, ist es eine überraschend gute Geschichte. |
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Bewertung vom 20.03.2023 | ||
Genial. Vielleicht bin ich ja voreingenommen, weil ich die Romane und Geschichten von Daniel Glattauer schon immer sehr geschätzt habe. Nach meinem Geschmack ist ihm mit "Die spürst du nicht" mal wieder ein genialer Wurf gelungen! Glattauer wechselt ja immer wieder einmal die 'Form', in welche er seine Geschichten gießt. Sein neuer Roman hat Züge eines 'Dokudramas' - Szenen einer ganz normalen Romanhandlung wechseln mit Pressemitteilungen und den kommerntierenden Posts irgendwelcher Foren und immer wieder spürt man zwischen den Zeilen einen allwissenden, schwarzhumorig-zynisch Kommentator des Geschehens. Apropos Geschehen: Zwei wohlsituierte Familien laden ein somalisches Flüchtlingskind (besucht die gleiche Klasse wie die Tochter) auf den Sommerurlaub in eine toscanische Villa mit Pool ein, in dem das somalische Mädchen schon relativ zu Beginn der Geschichte ertrinkt. Das ist der Boden, auf dem sich eine Geschichte voller Tragik entwickeln wird. Zwar trägt niemand in direkter Weise Schuld an dem Unglück, doch so einfach ist es nicht... die Schuld an dem Unglück kann nicht direkt an einer Person festgemacht werden, weil das Unglück eine Vorgeschichte hat und die Schuld eine kollektive Schuld ist. Glattauer hält uns einzelnen, den europäischen Wohlstandsgesellschaften, den Herkunftsländern der Geflüchteten und der sensationsbedürftigen Presse gnadenlos den Spiegel vor! Ein Buch, was mich von der ersten Zeile an nicht mehr losgelassen hat!!! |
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Bewertung vom 17.03.2023 | ||
Ukraine verstehen - wer diese Absicht verfolgt, dem sei "Rote Sirenen" von Victoria Belim empfohlen, einer ukrainischen Kosmopolitin, deren familäre Wurzeln sowohl in der Ukraine wie auch in der ehemaligen Sowjetunion liegen. Das Buch ist eine detailreiche Spurensuche; Auslöser ist eine dunkle, verschwiegene Passage der Familiengeschichte - das spurlose Verschwinden von Urgroßonkel Nikodim in den 1930er Jahren und auch der Suizid des Vaters in den USA. Die Autobiographin Victoria Belim kehrt zur Zeit der Annexion der Krim durch Russland aus Brüssel in ihre Heimat zurück und beginnt Fragen zu stellen, um zu verstehen, was geschehen ist. Die Familiengeschichte kann nicht verstanden werden ohne ihren historischen Kontext - und 'die große Geschichte' wird verstehbarer durch die Geschichten von Familien, wie die Autorin sie erzählt. Ganz nebenher erfährt der werte Leser eine ganze Menge über prägende Ereignisse, Kultur und Lebensgefühl der Menschen in der Ukraine. Der Angriffskrieg Russlands ist zum Zeitpunkt des Schreibens dieses Werkes bereits schreckliche Wirklichkeit. Und so sagt Victoria Belim gegen Ende ihres Buches: "Wir haben den Kommunismus überlebt - wir werden auch den Krieg überstehen." Wie sehr ich wünsche, dass sie Recht hat. |
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Bewertung vom 16.03.2023 | ||
Wie das Leben so spielt. Eigentlich sind Geschichten ja nichts anderes als Lebensausschnitte, welhalb jede Geschichte ein vorher und ein nachher hat. So könnte also aus jedem Ausschnitt eines Lebens eine Geschichte werden, das Leben ist also eine Aneinanderreihung von Geschichten. Und genau das war mein Gefühl bei "Strassenmusik" von Markus Behr. Der Autor hätte auch jeden anderen Ausschnitt aus dem Leben seiner Protagonist:innen Jonas und Chiara nehmen können, hat aber denjenigen gewählt, in dem beide etwas orientierungslos im 'Dazwischen' festhängen und nach Amsterdam reisen, wo sie sich dann treffen und schlussendlich mit einigem Erfolg zusammen Strassenmusik machen. Jonas frisch getrennt von seiner Freundin und aus seiner durchaus erfolgreichen Band Wunderwerk herauskomplemeniert, Chiara ebenfalls von ihrer Partnerin getrennt und mit abgelehntem Studienwunsch konfrontiert. Chiara hat eine Gitarre dabei - Jonas hätte gerne eine dabeigehabt, um besser in seine Melancholie abtauchen zu können. Ciara vergisst ihre Gitarre in einer Kneipe, Jonas findet sie und nimmt sie an sich. Chiara trifft dann wie zufällig Jonas, auf ihrer Gitarre spielend... Es klärt sich auf, sie begegnen anderen Menschen in Amsterdam, schreiben zusammen Songs, der familiäre Hintergrund der beiden spielt auch hin und wieder eine Rolle; beide (und auch nahezu alle anderen Figuren) haben ihre Stärken nicht im Beziehungsaufbau und in der feinfühligen Kommunikation, zudem noch ihre eigenen 'Probleme' (Neurodermitis, Stottern); lediglich in der Musik scheint eine Begegnung möglich zu sein. Und wie gesagt - die Geschichte ist ein Ausschnitt und könnte einfach so weitergehen, findet aber mit Seite 215 ihr vorläufiges Ende. "Strassenmusik" ist in einfachen Worten erzählt, mit einer fast schon nüchternen, berichtsartigen Erzählweise. Gleichwohl habe ich das Buch gerne gelesen, weil es mit Möglichkeiten spielt und weil es ums Musikmachen geht! |
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Bewertung vom 16.03.2023 | ||
Selbsterkundung. Judith Hermann lässt die Leser:innen teilhaben an ihren Prozessen der Selbsterkundung. Die Absicht des Textes - im Rahmen der Frankfurter Poetikvorlesungen über das Schreiben zu sprechen. Der Text selbst - Schreiben, Erleben und sich erinnern verschwimmen ineinander. So beschreibt Judith Hermann höchst poetisch, wie der Anfang einer zu erzählenden Geschichte im weiteren Verlauf der Geschichte nicht nur langsam an Bedeutung verliert, sondern zuweilen vollständig aus der Geschichte entschwindet, die Geschichte so ein losgelöstes Eigenleben zu entwickeln beginnt - ein Eigenleben, in welches sich die Autorin gerne hineinentführen lässt. Will sagen: Als vielleicht selbst schreibgeneigte Person wird man "Wir hätten uns alles gesagt" mit großem Interesse lesen; wer allerdings eine stringente, sich entwickelnde Handlung erwartet, der wird enttäuscht sein. "Es ist egal, ob die Träume das Leben sind oder das Leben geträumt wird, egal ob eine Geschichte erfunden, wahr oder nur zur Hälfte wahr, ausgedacht oder wirklich ist - total egal." Wichtig ist, dass eine Geschichte (innere) Räume öffnet. |
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