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KristallKind

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Insgesamt 248 Bewertungen
Bewertung vom 27.03.2023
Florentia - Im Glanz der Medici
Martin, Noah

Florentia - Im Glanz der Medici


ausgezeichnet

Im Jahre 1469 n.Chr. ist Florenz immer noch in den Händen der Bankiersfamilie Medici. Die Brüder Lorenzo und Giuliano de` Medici sehen vielen Anfeindungen und Intrigen entgegen und tun ihr Möglichstes, um die Macht ihrer Familie zu erhalten und den Frieden in der Stadt zu wahren. Aber auch der Kunst sind sie nicht abgeneigt. Talentierte Künstler, wie Sandro Botticelli und Leonardo da Vinci zählen zu ihrem Freundeskreis, wie auch die angehende junge Malerin Fioretta, die bereits in ihren Kindheitstagen Fußstapfen im Leben der Brüder Medici hinterlassen hat. Und mehr als das, denn Giuliano und Fioretta sind sich sehr zugetan. Doch die Feinde der Medici blasen zum Angriff und schon bald müssen alle Beteiligten um ihr Leben fürchten.

Wer schon Noah Martins „Raffael – Das Lächeln der Madonna“ gelesen hat, weiß was diese Autorin kann. Ich war damals schon begeistert von ihrem Erzählstil, der mir sprachlich und inhaltlich vollkommen rund erschien und mir die geschichtlichen Themen spielerisch näher brachte. Rückblickend stand „Florentia“ dem in nichts nach!

Die Geschichte um die Familie `de Medici und die Kunst der Renaissance eröffnete mir eine ganz unerwartete Sichtweise auf einige der prominenten Figuren der Zeit, deren Interpretation ich großartig fand, denn hier menschelte es ordentlich. Die Unnahbarkeit der großen Namen wurde damit entzaubert und mit klaren, authentischen Persönlichkeiten ersetzt. Starke, freundschaftliche Bündnisse und Zusammenhalt zwischen verschiedenen Gesellschaftsschichten prägten die Erzählung, aber in erster Linie überraschten mich die Medici-Brüder, die erheblich viel Disziplin an den Tag legen mussten, um der Fessel ihres Familiennamens gerecht zu werden. Vor allem Giuliano schloss ich ins Herz, dessen Sicht auf die Welt und die Liebe zu seiner Fioretta sehr ehrlich und bodenständig schien.

Auch das Thema der Kunst bekam einen zentralen Platz in der Handlung zugesprochen, wobei die Wichtigkeit der Malerei in der damaligen Zeit und insbesondere die Bedeutung der Porträts hervorgehoben wurde. Dieser Aspekt fügte sich ganz natürlich, ohne langweilig zu wirken, in die Handlung ein, und wurde für mich so zu einer lebendigen Geschichtslektion.

„Fioretta“ liest sich wie eine Hommage an die Stadt Florenz, liebevoll in prächtigen Bildern arrangiert und unaufgeregt, aber doch spannend erzählt. Eine wunderbare Atmosphäre, die stets einen unausgesprochenen Hauch von Anmut und Feinheit mit sich trug, rundete diesen, teilweise ziemlich politischen Roman ab. In diesem Zusammenhang stahlen sich zudem Intrigen, Machtstrategien und eine schreckliche Fehde in das Geschehen und gaben dem Ganzen viele überaus fesselnde Momente.

Ein Buch nicht nur für Liebhaber von historischen Romanen. Unbedingt lesen!

Bewertung vom 23.03.2023
Casco Bay Summer. Ich sehe dich am Meer
Jones, Mona

Casco Bay Summer. Ich sehe dich am Meer


sehr gut

Tamika surft für ihr Leben gern. Dafür kommt ihre Karriere als Journalistin nicht so richtig in die Gänge. Als ihr eines Tages angetragen wird den Rockstar Damian Adair zu interviewen, dessen Freundin tragisch zu Tode kam, kann sie ihr Glück kaum fassen. Sie ahnt allerdings noch nicht, dass diese Story ihr Leben von Grund auf verändern wird, denn ein unvergessener Mensch aus der Vergangenheit kreuzt ihren Weg.

Mona Jones war mir als Autorin bisher noch neu, aber ich mochte ihren Schreibstil auf Anhieb. Ihre Art zu Schreiben wirkte auf mich sehr natürlich und modern, wobei mir vor allem die gefühlvollen Gedankengänge der Protagonisten auffielen. Als leidenschaftliche Liebesromanleserin mochte ich dies natürlich ganz besonders, und damit auch so manchen eindrucksvollen Moment, welcher in diesem Zusammenhang entstand.

Originell fand ich die Kombination aus Rockstar- und Sportromance, die von der Autorin interessanterweise durch den Arbeitsalltag freundlich-frecher Frauenfiguren verbunden wurde, was ich sehr gelungen fand. Überraschenderweise fanden hier zwei Paare zusammen, woran ich mich anfangs allerdings erst gewöhnen musste, später aber unheimlich stimmig fand. Im Grunde mochte ich alle Charaktere, die allesamt ihre Ziele und Sehnsüchte hatten, und sich trotzdem zuerst um ihre eigenen Baustellen kümmerten, ohne dabei egoistisch zu wirken. Daher auch ein großes Lob für die bodenständigen Entwicklungen in dieser Geschichte.

Ich hätte mir allerdings eine deutlich längere Kennenlern- und Annäherungsphase für beide Paare gewünscht. Hier wurde sich zu schnell verbindlich verliebt und vertraut, und mehr als einmal hatte ich das Gefühl als hätte ich ein paar Kapitel übersprungen, oder als würde ein Teil der Handlung fehlen. Damit litt meines Erachtens ein wenig die Harmonie in der Geschichte, das aufregende Herzklopfen sowie das Band zwischen den Figuren und mir als Leserin.

Doch dafür durfte ich in der herrlich sommerlichen Atmosphäre Surfer-Luft schnuppern. Das Lebensgefühl der Sportler brachte mir eine ordentliche Dosis Urlaubsfeeling in die heimatlichen Gefilde und sorgte unter anderem dafür, dass ich viel Lesespaß mit „Casco Bay Summer“ hatte.

Bewertung vom 13.03.2023
Druidendämmerung
Valentin, Mira

Druidendämmerung


gut

Das Christentum wächst und wächst. Druiden und mythische Geschöpfe treten den Rückzug an und leben nun in den Wäldern auf den nördlichen Inseln Schottlands. Nichtsdestotrotz fühlt sich der junge Mylo zum Druiden berufen und absolviert auf den Orkneys Teile seiner Ausbildung. Seine Aufgabe besteht unter anderem darin, sich um die Wesen aus Licht und Schatten zu kümmern. Als er eines Tages von einer Banshee verflucht wird, fragt er das dunkelste Geschöpf von allen um Rat, was ihn in ein folgenreiches Abenteuer katapultieren wird.

Für dieses Buch war ich sofort Feuer und Flamme, denn aufgrund des wunderschönen Covers und des vielversprechenden Klappentextes meldeten sich alle meine Antennen für mystische Abenteuer.

Doch die Geschichte um den sympathischen Druidenanwärter Milo und seinen gewitzten Helfer Broc konnte mich leider nicht so um den Finger wickeln, wie ich es mir vorgestellt hatte. Das erste Drittel war nämlich ganz schön zäh. Die Handlung kam anfangs nur schwer voran, und wäre da nicht der vorwitzige Brownie gewesen, hätte ich das Buch vielleicht ganz weg gelegt. Ich hätte mir vor allem mehr Informationen, bzw. Hintergrundwissen zu Situationen gewünscht, die so manche Handlung veranschaulicht hätten. Es wirkte daher nicht nur einmal auf mich, als würde zwischen den Szenen ein Schnipsel fehlen.
Erstaunt haben mich aber die Wesen auf der Insel, die unwahrscheinlich einprägsam beschrieben wurden, aber auch überraschend gefährlich und düster waren. Ein kleines „Monster-Glossar“ am Ende des Buches war hier ziemlich hilfreich, um den Überblick zu behalten.

Als sich die Fischerstochter Fiona dazugesellte, die sich dann sogar als gefühlte Hauptfigur entpuppte, nahm die Mission der kleinen Gruppe für mich etwas Fahrt auf. Milo blieb mir zwar weiterhin sympathisch, stand als Figur im Ganzen jedoch eher blass und zurückhaltend da. Und leider haben sich bei mir während des Lesens auch keine tiefergehenden Emotionen gerührt, ich konnte keine wirkliche Verbindung mit den Figuren eingehen. Trotz aller einbezogenen Themen und Bezüge zur keltischen Welt.

„Druidendämmerung“ punktet mit großartig ausgearbeiteten Wesen und einem ansprechenden Schreibstil. Eine gute Voraussetzung, um eine Ahnung von der Magie Avalons zu erhaschen.

Bewertung vom 25.02.2023
Tod in Siebenbürgen / Paul Schwartzmüller ermittelt Bd.1
Werrelmann, Lioba

Tod in Siebenbürgen / Paul Schwartzmüller ermittelt Bd.1


sehr gut

Paul Schwartzmüller ist Investigativjournalist und wuchs während seiner Kindheit in Rumänien auf. Als seine Tante Zenzi stirbt und ihm ihren Hof vermacht, tritt er nach langer Zeit die Reise in sein geliebtes Heimatland an. Eigentlich wollte er sein Erbe schnellstmöglich veräußern, doch kaum dort angekommen, überschlagen sich die Ereignisse. Als dann auch noch sein Freund Sorin als Mordverdächtiger eingebuchtet wird, ist schnell klar: Er muss bleiben und sich in die Ermittlungen einschalten!

Nach einer Leseprobe der Geschichte, die mir atmosphärisch, aber auch ein wenig gespenstisch erschien, war ich ganz Feuer und Flamme für diesen Kriminalroman. Der im Hintergrund stets mitschwingende Gedanke an das Dracula-Schloss Bran und die zugehörigen Sagen und Mythen, machte letztlich einen erheblichen Teil des von mir erwarteten Nervenkitzels aus. Zudem mochte ich den Schreibstil der Autorin, der ungekünstelt und sensibel wirkte, ebenso wie die Figur des freundlichen, neugierigen Protagonisten. In der Summe herrliche Voraussetzungen für eine interessante Lesezeit.

Rückblickend war ich sehr beeindruckt von der Reise nach Siebenbürgen, in die mich die Autorin entführte. Die Beschreibung von Land und Leuten, deren Kultur und Hintergründe, Nöte und Zufriedenheit, wurden meiner Meinung nach fantastisch übermittelt. Emotional war ich sehr in der Geschichte verhaftet und staunte mehr als einmal über die Einzigartigkeit der einzelnen Charaktere.

Zudem gefiel mir der Aspekt der Aufarbeitung von Pauls Familiengeschichte im Romanteil des Krimis, der so manche psychische Überforderung und Unsicherheit des Journalisten erklärte. Ja, ich fand den Protagonisten irgendwie schräg, aber auch liebenswert. So richtig auf Zack war nämlich nicht, unser Paul. Er musste von allen Seiten für die Nachforschungen zum Mordfall angeschoben werden, und mehr als einmal schien er mir, neben den überaus gewitzten Einwohnern des Ortes, überraschend nutzlos. Ob sein seltsames, fast schon psychedelisches Verhalten begründet war, habe ich mich während des Lesens mehr als einmal gefragt. Gegen Ende wird diese Sache dann aber geklärt. Zudem fand ich die Darstellung der alten Traditionen und Ansichten, die in der Dorfgemeinschaft hartnäckig überlebten, in Verbindung mit dem modernen Weltbild, irgendwie faszinierend.

Nach einiger Zeit trat für mich der mysteriöse Fall jedoch in den Hintergrund, da Pauls Erinnerungen an seine Kindheit und die Kultur der Siebenbürgener Sachsen sehr viel Raum einnahmen. Ehrlich gesagt hat mich dieser Schwerpunkt anfangs gestört, doch es war gerade das, was mich nach Beendigung des Buches noch eine Weile beschäftigte und mir in gutem Gedächtnis blieb.

„Tod in Siebenbürgen“ forderte mich ein wenig heraus, denn ich hatte ganz andere Erwartungen an die Geschichte. Der Protagonist war mir zu unbeholfen, die magischen, okkulten und die spannenden Momente wurden mir meist durch humorvolle Gedankengänge der Hauptfigur verdorben, der Fall wurde mir nicht ausreichend genug betrachtet und in der Summe zu schnell abgehandelt. Doch dieser Krimi hatte einen unwiderstehlichen Charme, der mich befiel und nicht mehr so leicht losließ!

Bewertung vom 21.02.2023
Der Strand - Vermisst / Engelhardt & Krieger ermitteln Bd.1
Sander, Karen

Der Strand - Vermisst / Engelhardt & Krieger ermitteln Bd.1


sehr gut

Lilli Sternberg wird vermisst. Kommissar Tom Engelhardt trommelt daher sofort sein Team zusammen, um die gehörlose junge Frau zu finden. Doch trotz umfassender Suche bleibt Lilli verschwunden. Die einzige mutmaßliche Spur ist Lillis ominöse Handy-Nachricht an ihre Freundin, die ein Foto zeigt, auf dem eine scheinbar wahllose Zeichenfolge in den Sand gemalt wurde. Aus diesem Grund beordert man die LKA-Kryptologin Mascha Krieger zur Ermittlergruppe. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt - doch es tauchen immer mehr Fragen auf, welche den Weg zur Wahrheit verschleiern.

Mein Interesse für die Geschichte wurde durch die Einbindung einer Kryptologin in die Ermittlungen geweckt. Ich erwartete in diesem Vermisstenfall eine tiefgründig verschlüsselte Fährte und erinnerte mich dabei an die Sakrileg-Reihe, die mich einst an den Lesesessel fesselte. Doch leider gestaltete sich dieser Aspekt nicht annähernd so spannend wie gedacht, was mich über die erste Hälfte des Thrillers ziemlich enttäuschte.

Die Kryptologin Mascha war mir zwar nicht unsympathisch, als Charakter aber viel zu unscheinbar. Zumindest in ihrer Rolle als Kryptologin. Sah man von ihrer Spezialisierung ab, machte sie als Partnerin von Tom Engelhardt aber doch eine gute Figur, denn die Chemie zwischen den beiden stimmte einfach. Außerdem mochte ich den etwas geheimnisumwitterten Touch, der Mascha umgab, da sie eine noch unbekannte Sache auf privater Basis untersuchte und sich diesbezüglich sehr verschlossen gab. Tom Engelhardt mochte ich sofort. Er wirkte freundlich, zurückhaltend und klug. Allerdings habe ich mir etwas schwer damit getan, wie er sein Privatleben organisierte. Seinen Einsatz als alleinerziehender Vater fand ich zwar herzerwärmend, aber auch etwas realitätsfremd. Die ständige Suche nach einer Betreuung für die Kleine störte mich ein wenig, obwohl ich die Situation und die Lebensumstände des Kriminalbeamten im Grunde genommen originell und wunderbar alltäglich fand. Doch Tom schien mir nicht hundertprozentig bei der Sache zu sein.

Das Rätsel um Lilli Sternberg begann eher unscheinbar, später wirkten die einzelnen Handlungsfäden auf mich etwas verzettelt, doch gegen Ende dieses ersten Bandes hatte ich eine Ahnung von einem größeren Bild. Mir gefiel dieser stetig steigende Spannungsbogen, der durch viele Wendungen und Einblicke immer lebendig blieb. Atmosphäre und Tempo blieben allerdings für mich ein wenig auf der Strecke, was letztlich für mich in der Gesamtheit aber nicht so schwer ins Gewicht fiel.

„Der Strand – Vermisst“ kommt als gelungener Auftakt einer kniffligen Thriller-Trilogie daher, mit ungeahnten Wendungen und nahbaren Protagonisten. Obwohl ich anfangs noch skeptisch war, kann ich es nun kaum erwarten, die Fortsetzung zu lesen.

Bewertung vom 09.02.2023
Kissing the Bodyguard (eBook, ePUB)
Hausburg, Julia

Kissing the Bodyguard (eBook, ePUB)


gut

Als Rachel auf den attraktiven Matt trifft, ist es gleich um sie geschehen. Die beiden verlieren auch keine Zeit und verbringen eine überwältigende Nacht miteinander. Doch als Matt herausfindet, dass Rachel ihn hinsichtlich ihres Alters belogen hat, wirft er sie enttäuscht aus der Wohnung. Rachel bereut ihre Lüge und widmet sich vermehrt ihrem Studium, kann Matt aber nicht vergessen. Als ihr Vater ihr eines Tages aber einen Bodyguard zur Seite stellt, ist es für die junge Frau ein Schock: Vor ihr steht Matt, der ebenfalls aus allen Wolken fällt.

Cover und Klappentext hatten mein Interesse an diesem Buch geweckt. Die charmante Idee ist zwar nicht neu, aber wie sagt man so schön: Der Weg ist das Ziel! Also stürzte ich mich mit Freude ins Lesevergnügen und war gespannt, wie die Autorin ihre Vision umgesetzt hatte.

Allerdings war mir der Weg zu rasant! Vor allem das Kennenlernen zwischen Rachel und Matt war mir viel zu kurz gehalten. Ich bekam bis zuletzt keinen richtigen Eindruck von den Figuren, die daher auf mich sehr simpel wirkten. Auch ihre Gespräche waren mir zu uninspiriert und wirkten fast wie einstudiert. Wie manche Reaktionen in Schlüsselmomenten, die oft zu heftig ausfielen.
Entwicklungen waren bei beiden Protagonisten zu erkennen, aber für mich leider nicht fühlbar und der Weg dahin nicht ausreichend sichtbar.

Im Hinblick auf die Handlung hatte ich auch mehr erwartet. Hier reihten sich Belanglosigkeiten aneinander, und die wenigen Highlights, wie beispielsweise Rachels Auftritt oder der Moment als sie Matt als ihren Bodyguard erkennt, waren mir wieder zu schnell, zu undeutlich erzählt. Daher konnte mir die Geschichte emotional nicht wirklich etwas bieten. Lesen ließ sich das Buch aber gut. Ich mochte die natürliche Sprache, die allerdings meines Erachtens wenig Tiefe einbrachte, da ich beim Lesen stets eine Distanz verspürte und keinen echten Zugang zu den Figuren bekam.

„Kissing the Bodyguard“ punktete mit der Idee und der natürlichen Sprache der Autorin. Leider war mir die Umsetzung aber nicht ausgereift genug und zu flach, zu knapp gehalten. Trotzdem fand ich die Ansätze gut und ich kann mir vorstellen künftig wieder eine Geschichte von Julia Hausburg zu lesen.

Bewertung vom 07.02.2023
Der Riss
Winter, Thilo

Der Riss


weniger gut

Antonia wird als Vulkanologin in die Antarktis geschickt. Sie soll dort untersuchen, ob die kürzlich entdeckten Vulkane auszubrechen drohen. Doch ihre ganz private Mission ist die Suche nach ihrem Bruder Emilio, der auf der Forschungsstation als Biologie arbeitete und auf einer Erkundungsfahrt verschwand. Allerdings hat Antonia nicht mit den gefährlichen Machenschaften gerechnet, über die sie während ihres Aufenthaltes stolpert.

Ein Buch über die Antarktis? Her damit! Ich fand die Idee eines Thrillers in dieser, uns noch vorwiegend unbekannten Zone der Erde großartig, weshalb ich mich mit gespannter Erwartung in die Lektüre gestürzt habe. Doch leider fiel schon mein Zwischenresümee, nach dem ersten Drittel des Buches, nicht sonderlich positiv aus. Mir schien die Handlung, aber auch die Charakteristik der Figuren irgendwie seltsam.

Trotz des umfangreichen Fachwissens, welches der Autor in die Geschichte einbaute, hatte die Story etwas überaus Skurriles an sich, was über den Aspekt der Fiktion hinausging und oft völlig überzogen daherkam. Nicht selten fühlte ich mich an diverse hollywoodreife Action-, bzw. Abenteuerszenen erinnert, gepaart mit Slapstick-Momenten, die ab und an sogar in realitätsfernen Darstellungen mündeten. Kurzum, es fiel mir schwer den Thriller ernst zu nehmen, womit natürlich auch die Spannung erheblich litt. Letztlich hatte ich für den Showdown nicht mehr als ein müdes Lächeln übrig, um dann froh zu sein, das Buch endlich beendet zu haben.

Unglücklicherweise wirkte die Handlung oft nicht wirklich logisch und ließ auch Fragen offen, die nie, bzw. nur unzureichend beantwortet wurden. Außerdem fühlten sich manchen Szenen an, als wären Ereignisse lediglich aneinandergereiht worden, ohne eine wirkliche Verbindung zu schaffen. So war mir die Geschichte im Ganzen nicht rund genug, nicht harmonisch im Verlauf und auch nicht in der Interpretation der Figuren. Denn die seltsame Handlung im Außen, spiegelte sich definitiv im Verhalten und in den Persönlichkeiten der Figuren wider. Die Protagonistin Antonia benahm sich beispielsweise durchgehend absonderlich und zeigte sich dabei unerträglich großspurig und blasiert, was nach meinem Empfinden jegliche Sympathie für die Dame vom Tisch fegte. Wahrscheinlich sollte Antonia eine starke Frau mit Willenskraft darstellen, was allerdings deutlich missglückte. Überdies vermisste ich Tiefe in den Charakterzügen der Figuren, um ein echtes Verständnis für deren Verhalten aufzubringen. Im Ansatz war dies meines Erachtens nur im Charakter des Bösewichtes Malatesta zu finden.

Eine echte Gemeinschaft, wie sie im ewigen Eis unverzichtbar ist, war für mich leider auch nicht erkennbar. Die Angestellten der Forschungsstation wirkten auf mich lediglich wie schmückendes Beiwerk ohne Gesicht, was in Anbetracht der Situation irgendwie unnatürlich wirkte. Vielleicht lag es an der Fokussierung auf die superheldenhafte Protagonistin, vielleicht aber auch an fehlenden Ideen, jedenfalls schien mir die ganze Situation zu leblos. Dahingehend wirkten Interaktionen, bzw. einzelne Szenen konstruiert, und zu bemüht, eine Atmosphäre oder bestimmte Entwicklungen zu schaffen.

Was ich jedoch außerordentlich schade fand, ist die Tatsache, dass der ernste und wissenschaftliche Stoff, welchen der Autor hier einbrachte, meiner Meinung nach nicht richtig zum Tragen kam. Ein Sachbuch hätte ihm vielleicht besser gestanden, als dieser verunglückte Thriller. Als Thriller würde ich das Buch rückblickend nämlich nicht bezeichnen, obwohl das absolut gelungene Cover dafür sprach.

Ich kann es am Ende drehen und wenden wie ich will: Das Buch entpuppte sich für mich als großer Flop. Abgesehen von der Idee und dem stimmungsvollen Cover, glänzte der „Der Riss“ für mich mehr mit oberflächlicher Effekthascherei, als mit atemberaubendem, beständigem Nervenkitzel.

Bewertung vom 03.02.2023
When You Come Back to Me / Lost Boys Bd.2
Scott, Emma

When You Come Back to Me / Lost Boys Bd.2


sehr gut

Holden versteht es, die Blicke auf sich zu ziehen. Sein Charisma und seine Intelligenz lassen ihn nämlich unwahrscheinlich geheimnisvoll wirken. Doch niemand kennt seine Vergangenheit, in der seine Seele bis aufs Äußerste malträtiert wurde. Eigentlich wollte Holden mit seinem millionenschweren Erbe nach seinem Highschool-Abschluss abhauen und all das hinter sich lassen. Doch plötzlich stolpert River in sein Leben, der Star des Football-Teams, dessen Anziehungskraft er sich nicht entziehen kann und in den er sich unrettbar verliebt. Doch River hat sein Outing noch nicht vollzogen, da seine geplante Sportkarriere ihm im Wege steht. Ob Holden River dabei helfen kann, diese Lebenslüge aufzugeben?

Nach dem fulminanten Start der Lost-Boys-Reihe, musste ich diesen zweiten Band unbedingt lesen! Ich konnte es kaum erwarten mich ins Lesevergnügen zu stürzen, um die Erlebnisse des geheimnisvollen Milliardärssohn Holden zu verfolgen.

Und was soll ich sagen? Sofort wusste ich wieder, warum ich die Bücher der Autorin so liebe: Sie schreibt außergewöhnlich gefühlvoll und hebt damit alle Abgründe und seelischen Prozesse ihrer Figuren ins Licht. Die Geschichte war daher stellenweise etwas herausfordernd für mich, denn beide Protagonisten hatten in ihrem Leben außerordentlich viel zu bewältigen.

Holden und River waren beide bemerkenswerte Charaktere und mir sehr sympathisch. Obwohl es mir manchmal schwer fiel für so manches Verhalten Verständnis aufzubringen, vor allem Holdens ständige Flucht und bemühte Abkehr von seinem Geliebten. Doch letztlich fand ich es sehr schön, wie sich die beiden gegenseitig Freiraum gaben und auch einander verzeihen konnten. Doch leider war mir die Geschichte mit seitenlangen, detaillierten Sexszenen zu überladen, was mich sehr gestört hat. Ich brauche keine Dokumentation der Einzelheiten aller Bettgeschichten der beiden, inklusive ihrer unzähligen schmutzigen Gedanken. Dieser Fokus hätte definitv nicht sein müssen.

Den Blick auf die Nebenfiguren, wie beispielsweise Holdens Haushälterin mochte ich dafür sehr. Zu sehen, wie mitfühlende und warmherzige Menschen in wichtigen Momenten auftauchten und durch kleine Gesten Kraft spendeten, hat mich ganz schön berührt. Von Emma Scott wunderbar kreiert!
Außerdem hatte ich Spaß daran, das Leben auf der Highschool, die Beziehung zu den anderen Lost-Boys und einzelne Szenen, die ich bereits aus Band 1 kannte, aus der Sicht von Holden mitzuerleben.

„When you come back to me“ ist intensiv, berührend und teilweise erschütternd. Ein Roman, so randvoll mit Emotionen und starken Charakteren, dass man das Buch kaum aus der Hand legen kann. Ich hoffe, Band 3 steht schon bald in den Startlöchern!

Bewertung vom 02.02.2023
Lies and Love Songs (eBook, ePUB)
Bowen, Sarina

Lies and Love Songs (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Jonas ist Leadsänger der erfolgreichen Band Hush Note. Dringend braucht er eine Pause um aufzutanken und mietet sich daher ein Haus am Nest Lake, wo er vor Jahren einen unvergesslichen Sommer verbrachte. Damals lernte er auch Kira kennen, die er seitdem nicht mehr aus seinen Gedanken verbannen konnte. Als Jonas nun ungeplant auf Kira trifft, kommen jedoch nicht nur Erinnerungen hoch, denn ein Gespräch mit ihr stellt sein Leben unversehens auf den Kopf.

Sarina Bowen möbelt mit dieser Geschichte das Rockstar-Image gehörig auf! Ihre Idee vom Bad Boy-Rocker kam hier einem interessanten Good Boy-Musiker gleich, der sein Leben trotz seiner Bekanntheit unwahrscheinlich bodenständig lebte.

Verglichen mit den Rockstar-Romanen, die sich in meinem Bücherregal tummeln, wirkte diese Geschichte erfrischend anders, denn überraschenderweise zog sich ein gehöriger familiärer Touch durch die komplette Szenerie. Passt nicht? Oh doch, denn die Autorin schaffte meine Erachtens ganz wunderbar einen Spagat zwischen der aufrichtigen, unvoreingenommenen Liebe zweier Menschen, inklusive einiger prickelnder Szenen, und dem Alltag als Prominenter und dem als Mutter. Das Rockstar-Flair dominierte die Geschichte zwar nicht, war aber in ausreichendem Umfang spürbar. So wirkte die Handlung sehr authentisch, wobei mir nichts überzogen oder überdramatisiert schien, was wahrscheinlich auch dem unterschwellig gefühlvollen und unaufgeregten Schreibstil von Sarina Bowen zu verdanken war.

Ich mochte die Charaktereigenschaften beider Protagonisten, die sich zwar wie Verliebte benahmen, ihre Beziehung aber nicht kopflos, sondern mit einem natürlichen Maß an Vernunft begannen. Kiras Verhalten fand ich zwar manchmal etwas seltsam, aber sie steckte auch in einer Situation, die man nicht alle Tage durchmacht. Sie wirkte allerdings sehr jung für ihr angegebenes Alter. Jonas energisches Bemühen um seine kleine Familie hat mich anfangs ziemlich erstaunt, weil ich solch ein Verhalten von einem Rocker nicht erwartet hatte. Doch bald darauf begeisterte mich diese sympathische Einstellung und sein zielgerichtetes Auftreten, das im Rahmen des Romans überhaupt nicht langweilig wirkte. Es war schön mitzuerleben, wie die beiden nach und nach Vertrauen zueinander aufbauten und dementsprechend wichtige Entwicklungen bewältigten.

Erwähnenswert sind außerdem die interessanten Nebenfiguren, die mir allerdings ein wenig zu kurz kamen. Ich denke jedoch, dass es mit ihnen ein Wiedersehen in den nächsten Teilen der Reihe geben wird.

Die Story an sich wurde von hinten aufgerollt. Zu Beginn hatte ich das Gefühl mitten in den Showdown zu platzen, was mich etwas irritierte. Doch nach und nach erfuhr ich Näheres über Kiras und Jonas Kennenlernen und nach wenigen Kapiteln mochte ich die Art des Handlungsaufbaus sogar sehr. Ich wusste letztlich genug über die Protagonisten, hatte aber bis zum Ende das Gefühl, als hätte ich nur einen Ausschnitt des Buches gelesen. Aber nichtsdestotrotz konnte ich das Buch genießen und am Ende zufrieden zuklappen.

„Lies and Love Songs“ punktete daher bei mir als erfrischender Rockstar-Roman, der mit seinen sympathischen Charakteren und nachvollziehbaren Hindernissen eine glaubhafte Liebesgeschichte mit etwas Star-Flair präsentierte. Vor allem gefiel mit der Verzicht auf Kitsch und übertriebene Bettszenen, was diese Geschichte für mich als ein angenehm prickelndes, und gefühlvolles Rundumpaket auszeichnete. Ich freue mich jetzt schon auf Band 2! / 4,5 Sterne

Bewertung vom 30.01.2023
With All My Heart
Young, Samantha

With All My Heart


weniger gut

Jane verliebt sich schon im frühen Teenageralter in James, den älteren Bruder ihrer besten Freundin. Doch leider nimmt dieser sie lange Zeit nicht wahr. Als Jane siebzehn ist, springt der Funke doch über, und das sogar ziemlich heftig. Für beide ist dies nicht nur eine Liebelei, sondern ein tiefes Gefühl der Verbundenheit, welches sich in den beiden verankert hat. Doch damit ändert sich auch die Beziehung zwischen Jane und ihrer besten Freundin, die daraufhin fleißig Intrigen schürt. Als wäre dies nicht schon schwer genug für das junge Paar, trennt sie ein Schicksalsschlag, den niemand hatte kommen sehen. Aus Liebe wird plötzlich Hass, wobei sich James auf einen Rachefeldzug begibt, der kaum jemanden verschont.

Für mich war dies der erste Roman aus der Feder von Samantha Young. Ziemlich schnell begeisterte mich ihre Art zu Schreiben, wobei mir die sensible Note, mit der sie anfangs Janes Herkunft und Gefühlsleben beschrieb, besonders gut gefiel. Ich stürzte mich daher auf diese vermeintliche Liebesgeschichte, von der ich mir aufregende Wendungen mit viel Einfühlungsvermögen versprach.

Doch rückblickend bin ich ehrlich gesagt erschüttert, welche Entwicklungen sich schon recht früh in die Handlung geschlichen hatten. Unter dem Deckmantel der „ewigen, ach so innigen Liebe“ zeigten sich Bösartigkeiten, Kontrollsucht und Gewalt, und zudem nahmen die persönlichen Entwicklungen der Protagonisten seltsame, unsympathische Züge an. James entpuppte sich bald als Arsch, Jane als jammervolles Opfer mit aufgesetztem Heiligenstatus. Die Dynamik zwischen den beiden wurde immer geisteskranker und wirkte zudem konstruiert und abstoßend. Mehrmals musste ich das Buch zur Seite legen, weil mich die Fülle an Demütigungen, künstlichem Drama, unerträglichem Gutmensch-Getue und den seitenlangen detaillierten Sexszenen furchtbar genervt hat.

Das soll ein Liebesroman sein?? Ich finde es bedenklich, welche Richtung das Genre nimmt: Liebe ist gleich Leiden und Sex. Für die Liebe muss man sich alles gefallen lassen. Liebe ist nur aufregend, wenn man dominiert wird, usw. Unterste Schublade! Wenn das „modern“ ist, bin ich lieber altmodisch.

Zudem fand ich den Aufhänger zur großen Wendung in der Geschichte einfach nur plump. Es war mehr als Offensichtlich was im entsprechenden Moment los war. Umso bescheuerter fand ich die überdramatisierten Folgen dieser Situation, wobei die Protagonisten dann auch noch um den heißen Brei herumredeten. Schrecklich konstruiert! Zum Fremdschämen.

Dieses Buch hat letztlich mein Zeit verschwendet. Ein Buch voller Bösartigkeiten, welches eine ziemlich kranke Vorstellung von Liebe kennzeichnet. Weil ich das nicht gutheißen mag, bekommt „With all my Heart“ keine Leseempfehlung von mir. / 1,5 Sterne (für die ersten gelungenen Kapitel)