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Milienne
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Essen

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Insgesamt 135 Bewertungen
Bewertung vom 22.08.2022
In your eyes / Catching up with the Carters Bd.1
Schaper, Fam

In your eyes / Catching up with the Carters Bd.1


gut

Aphrodite führt zwar ein luxuriöses Leben, an ihrer Stelle möchte man trotzdem nicht sein. Wie fern von jeglicher Realität ihr Leben und auch die Reality-Show ist, die von ihrer Familie handelt wird recht früh klar: Sobald die Kameras aus sind, rückt sie von ihrer Schwester ab, Abends versucht sie durch Feiern mit losen Bekannten abzuschalten.
Garret teilt ihr Schicksal, schließlich gehört er der anderen Reality-Familien-Dynastie des Landes an - offiziell in einer Fehde mit den Carters, sodass die einstige Liebe der beiden keinen Platz in ihrer Welt hat.

Aphrodite ist sich bewusst darüber, wie unglücklich sie ist und versucht Unabhängigkeit zu gewinnen, in dem sie als Assistentin in der Produktion einer Dating-Show mitmacht - ausgerechnet Garret hat auch seine Gründe vor Ort zu sein.

Den Plot finde ich super spannend, auf die Idee muss man erst einmal kommen. Bei lauter Fake-Dating Stories im Genre Romance, ist das Konzept der "Fake-Reality" einfach mal was anderes und gar nicht so irrelevant. Über die Schattenseiten von Ruhm und Geld kann man nicht genug philosophieren. Außerdem lassen sich hier die intensiven Gefühle von Garret und Aphrodite erklären, da sie eine gemeinsame Vergangenheit haben, weswegen deren Beschreiebung zwar oft sehr ausführlich, jedoch nie realitätsfern waren, was mich sonst gerne mal bei solchen Lovestories stört.

Realistisch ist die Geschichte natürlich trotzdem nicht, aber den Anspruch habe ich auch gar nicht. Nur verstehe ich oft nicht, warum Aphrodite weggeht, ich finde da wird einiges an künstlichem Drama verursacht, wodurch die Geschichte sehr in die Länge gezogen wird. Da hätte man andere Aspekte unterbringen können bzw. andere Teile der Storyline, auch in Vorbereitung auf die nächsten Teile, ausbauen können. Auch die detaillierten Sex-Szenen sind absolut nicht meins.

Der Schreibstil ist sehr angenehm und zwanglos, man merkt, da hat jemand Talent.
Im Romance-Genre irgendwie mal was anderes, aus genannten Gründen jedoch kein Highlight für mich.

Bewertung vom 17.08.2022
Vorbei ist eben nicht vorbei
Boie, Kirsten;Weiß-Freiburg GmbH

Vorbei ist eben nicht vorbei


ausgezeichnet

1961, der Krieg ist vorbei, fast jeder hat jetzt einen Fernseher, das Leben in Deutschland ist unbeschwert, könnte man meinen. So auch die anfangs 13-Jährige Karin, die das Verbot ihrer Wunschfrisur für das Schlimmste hält, zu dem ihre Eltern fähig sind. Im Austausch mit ihrer Freundin Regina hört sie zum ersten Mal, was im Krieg mit den Juden passiert ist. Angesprochen darauf reagiert ihre Mutter wütend und will keine Juden gekannt haben, Karin könne sich nicht vorstellen, wie das war. Aber wie kann es sein, dass es bei keinem der Erwachsenen Juden in der Gegend gab? Zumindest ihre Eltern lügen doch nicht! Lange kann sie das Vertrauen in ihre Eltern nicht wahren, denn manch Beweis lässt sich nicht durch Worte wegwischen. Und was man einmal weiß, weiß man. Die Flut, die über ihre Heimat einbricht, zerstört auch die letzte Leichthaftigkeit und Karin beginnt ein ernsthafter Teenager zu werden, der die Vergangenheit nicht loslassen kann, denn vorbei ist eben nicht vorbei.

Kirsten Boie holt die Lebensrealität Jugendlicher aus den 60er Jahren erfolgreich in die Gegenwart. Sie verleiht dem historischen Begriff “Nachkriegszeit” Merkmale, Gesichter und Emotionen, über die man sich zu wenige Gedanken macht. Wie ging es für die Leute nach dem Krieg weiter? Welche Schuld lastet auf wem und was erzählen diejenigen, die vor Jahren beim Tod von Kindern weg sahen, nun ihren eigenen? Die Autorin lässt ihre Figur unangenehme Fragen stellen, macht Geschichte zu etwas Greifbarem, das nicht nur als Wissen im Lehrbuch vermittelt wird und erinnert daran, dass man nie vergessen sollte, wozu Menschen fähig sind. Dabei bleibt sie dem Genre des Jugendromans stets gerecht, wobei sich dieser für jede Generation eignet, schließlich handelt der Roman von einem Generationenkonflikt.

Bewertung vom 14.08.2022
Der Geruch von Wut
Clima, Gabriele

Der Geruch von Wut


sehr gut

Vom Weg abkommen

Nach dem Unfall, der sein Leben veränderte, weiß Alex gar nicht wohin mit seinen Gefühlen, vor allem der Wut. Und so richtig verstehen kann ihn sowieso keiner. Die partielle Lösung scheint nah: den Mann finden, der den anderen Wagen fuhr und demnach Schuld am Tod seines Vaters und der Behinderung der Mutter ist. Und so gerät er an die Gruppierung “Black Boys”, Jugendliche, die es auf Ausländer abgesehen haben. Diese helfen natürlich zu gerne, den ausgerechnet schwarzen Fahrer zu finden. Das Alex so zusammen mit seinem Kumpel Teo fest in dieses Netz radikaler Gewalt eingesponnen wird und nicht mehr einfach raus kann, bringt ihn in Gefahr.

Der Roman vereint in seiner Kürze eine Bandbreite von Problemen. Trauer und Wut bei Verlust eines geliebten Menschen, Rassismus in Italien und gefährliche Gruppendynamiken. Diese werden hier clever und logisch kombiniert, sodass sie sich nicht aufheben oder stören. Sehr berührend sind besonders die Stellen, wo Alex seinen toten Vater “sieht”. Wichtig finde ich, dass das nicht als etwas psychisch problematisches oder rührseliges dargestellt wird, sondern als Teil des Trauerprozesses. Auch die Beziehung zur Mutter, die trotz weniger aktiver Auftritte einen tollen Charakter darstellt, lässt einen mit einem Lächeln und auch Hoffnung für Alex zurück.
Durch den Roman lässt sich sehr gut nachvollziehen, wie auch eigentlich “anständige” Jugendliche schnell in falsche Kreise geraten können. Da Gewalt ein explizites Thema ist, erschien mir das Ende etwas zu sehr nach Happy End, auch es eher offen gestaltet ist. Die Probleme und Taten sind zu komplex, um es auf diese Art auslaufen zu lassen.
Die wohl wichtigste Message galt nun aber der Wut, die Alex seit dem Tod seines Vaters begleitet. Und dieser wird doch ein gebührendes und rührendes Ende gesetzt, sodass ich diesbezüglich ein Happy End mehr als dulde. Vom Weg abkommen bleibt nicht ohne Folgen, sei es beim Autofahren oder im Leben, doch Gabriele Clima führt den Begriff der Zustandsveränderung ein und zeigt auf: Es geht weiter, manchmal halt anders.
Ein schöner, kurzweiliger Roman, der viel aufwühlt, aber genauso viel wieder einordnet.

Bewertung vom 11.08.2022
Was du nicht erwartest
Cole, Jan

Was du nicht erwartest


sehr gut

Diese Story war tatsächlich nicht zu erwarten!

Nik ist Autist, soziale Situationen bereiten ihm Schwierigkeiten und sobald er etwas nicht in Form von
Zahlen und Listen kontrollieren kann, bereitet er die Schwierigkeiten, vor allem seiner Mutter. Als Nik
Stella sieht, versucht er ein Experiment, das so schief geht, dass eine Mutter einen vorübergehenden
Aufenthalt in einer Klinik für ihn beschließt. Für Nik eine Horrorvorstellung.

Auch Maike braucht Kontrolle - allerdings über ihre Kalorien und ihr Gewicht. Dass ihre Essstörung
ihre Gesundheit gefährdet reicht nicht, um sich nicht gegen den Klinikaufenthalt zu wehren. Trotz
ihrer Verschiedenheit vereint die beiden eins: Der Kontrollverlust motiviert beide, nicht in der Klinik
bleiben zu wollen und so entsteht ein ungewöhnliches Duo, das auf eine doch sehr gefährliche Tour
geht, wobei sowohl sie als auch der Leser viel über ihre Krankheiten lernen.

Die Idee, Autismus und Magersucht in einem Roman zu kombinieren und so darüber aufzuklären ist
sehr geschickt, Nik und Maike ergänzen und verstehen sich, vielleicht fast zu gut, denn Nik findet ihr
Verlangen Kalorien zu zählen eher spannend als beunruhigend.
Wir erleben beide abwechselnd aus der Ich-Perspektive und dementsprechend ihre Wahrnehmung der
Dinge, das ist einerseits sehr aufschlussreich, andererseits gerade bei Maike erschreckend realistisch.
Der Autor, der noch einen speziellen, ungewöhnlichen aber auch unterhaltsamen Einfluss auf die
Geschichte nehmen wird, hat sich sehr viel Mühe gegeben hinter die Essstörung zu blicken und ich
kann mir vorstellen, dass sich viele Betroffene wiedererkennen. Gerade deswegen würde ich ihnen das
Buch nur bedingt empfehlen, da es doch alte Wunden aufreißen könnte. Alle eandern, die auf eine
einfühlsame und auch humorvolle Weise Einblick in Maikes und Niks Lebensrealität bekommen
möchten, werden in ihren Erwartungen vielleicht sogar übertroffen.

Bewertung vom 11.08.2022
Blindfisch
Fessel, Karen-Susan

Blindfisch


sehr gut

Lon, am seltenen Usher-Syndromerkrankt, hat sich bereits an ein Leben mit Hörgerät gewöhnt und ist
sportlich, beliebt und sympathisch. Als sich nun auch das Sehvermögen anfängt zu verschlechtern,
versucht Lon sich noch mehr Zeit im “normalen” Leben zu geben und weiht niemanden ein. Das
macht den Alltag nicht gerade einfacher, vor allem wenn man sich al Jugendlicher sowieso noch mit
anderen Dingen auseinandersetzen muss: Liebe, Freundschaft, Familie und Sexualität.

Die Kapitel sind kurz, häufig einfache Sätze wie Gedankenfetzen, ein sparsamer aber gewählter
Umgang mit den Worten, die Lons Gefühlslage aus der Ich-Perspektive auf den Punkt bringen.
Gedanken, die sich ein gesunder Mensch nicht machen muss. wie wird es sein, wenn alle einen sehen
aber man selbst nicht mehr, wenn man altert, das eigene Umfeld im Kopf aber immer jung aussehen
wird? Wie viel Selbstständigkeit wird noch bleiben, genau das, wonach sich doch alle Jugendlichen
sowieso sehnen?

Queerness durchzieht den Roman ganz nebenbei, sie wird nicht großartig thematisiert, sie ist einfach
da und bereit niemandem ein Problem, das ist eine erfrischende Herangehensweise. Tatsächlich könnte
Lon sowohl weiblich als auch männlich sein, es gibt wenige bis gar keine Stellen, die eindeutige
Aussagen treffen. Die Geschichte hätte auch kaum Raum gegeben, dies noch weiter zu thematisieren,
das eigentliche Thema kam schon etwas zu kurz. Man würde gerne mehr über die Krankheit, die
Ursachen und den Verlauf erfahren, auch das Ende war sehr abrupt. Aber gerade wegen dieser Kürze
ist Lons seltenes Schicksal ein umso intensiveres Leseerlebnis welches man gar nicht aus der Hand
legen möchte.

Bewertung vom 11.07.2022
Freundin bleibst du immer
Obaro, Tomi

Freundin bleibst du immer


ausgezeichnet

Schön für zwischendurch


Ein wunderschönes Cover, das sich alleine als Hingucker im Bücherregal gut macht. Jedoch geht es nicht nur um eine Frau, wie man dadurch annehmen könnte, sondern gleich drei starke Frauen. Funmi, Enitan und Zainab, so unterschiedlich und doch so eine perfekte Ergänzung. Sie alle verbindet eine jahrelange Freundschaft, die trotz Höhen und Tiefen oder physischer Distanz alles übersteht, sodass sie alle zur Hochzeit von Funmis Tochter zusammenkommen. In kleinen Rückblicken erfährt man, wie die Freundschaft entstanden ist, was sie auszeichnet und wie sich ihr Leben innerhalb der letzten Jahrzehnte verändert hat. Sie alle sind gezeichnet und diese Schicksale werden angerissen. Manchmal fast schon zu wenig, doch gerade wenn man diesen Eindruck bekommt, wird man daran erinnert warum: Es hauptsächlich nicht um den Ehemann, die Mutter, oder andere Sorgen, es geht um ihre Freundschaft.
Es passiert gar nicht so viel, trotzdem wird das Lesen nicht langweilig. Würde die Geschichte in Deutschland spielen, wäre dies vermutlich der Fall, doch alleine der Einblick in eine andere Kultur fesselt einen an die Lektüre. Freundschaft, egal in welchem Alter, bleibt immer ein sicheres und schönes Motiv, sodass man auch bei den drei Frauen gerne Teil der Freundesgruppe wäre. Ein schöner Roman für zwischendurch, weder zu seicht, noch zu schwer, eine kleine Reise in eine andere Welt.

Bewertung vom 10.07.2022
Kein Sommer ohne dich
Henry, Emily

Kein Sommer ohne dich


weniger gut

Seichte Sommerlektüre

Poppy lebt für’s und mittlerweile sogar vom Reisen. Denn sie arbeitet in New York für ein Magazin, das stets über die spannendsten und schönsten Reise berichtet, sodass Poppy ihre Wunschziele nur ihrer Chefin richtig schmackhaft machen muss. Eigentlich der Traum jeder Reisebloggerin und auch Poppy’s - glücklich ist sie trotzdem nicht. Das war sie das letzte Mal vor zwei Jahren im Sommerurlaub mit ihrem besten Freund Alex, der seit dem eher ihr ehemaliger bester Freund ist. Mit dieser Feststellung versucht sie wieder an diese Beziehung anzuknüpfen, die Vergangenheit hinter sich zu lassen und endlich wieder glücklich zu werden, ein heißer Sommerurlaub inklusive.

Anders als ein kurzer, aufregender Sommer gestaltet sich das Lesevergnügen dieser Sommerlektüre. Die “Probleme” , vor denen Poppy und Alex stehen werden unnatürlich in die Länge gezogen. Mit der Erwartung einer lockeren, leichten Sommerlektüre möchte ich gar nicht mal so viel Spannung, jedoch wird diese gar nicht erst aufgebaut, versucht wurde es, allerdings mehr gewollt als gekonnt. Man erfährt lange nicht, warum es überhaupt zum Kontaktabbruch zwischen den beiden kam, man kann es sich natürlich denken, das einzige was ein wenig überrascht ist die tatsächliche Trivialität der Umstände, um die so viel Aufstand gemacht wird. Und dann zwei Jahren ohne Kontakt wird die Freundschaft auf einmal genau wie vorher - bis sie dann doch wieder die freundschaftlichen Grenzen überschreitet und den Leser durch ewig lange Sexszenen zwingt. Das mag den einen gefallen, mir leider gar nicht. Auch der Rest der Story zieht sich.

Die beschriebene Umgebung löst wahrhaftig sommerliche Gefühle aus und man bekommt Lust auf Urlaub, so viel wird beim Lesen erreicht.
Auch der Anfang, wo Poppy darüber nachdenkt, warum sie so unglücklich ist, hatte eigentlich viel Potential. Sie hat alles, was sie je wollte und ist trotzdem nicht erfüllt, was ihre Freundin auch perfekt analysiert: Wenn man alles erreicht hat, kann man sich auf nichts mehr freuen. Gerne hätte ich mehr von ihr gelesen, anstatt als plumpe Lösung die Liebe serviert zu bekommen. Aber so hohe Ansprüche möchte ich an einen seichten Liebesroman der Art eigentlich nicht stellen, weiß man doch immer was man bekommt. Das Wort “Komödie” würde ich allerdings aus der Beschreibung streichen, gelacht habe ich wirklich wenig.

Bewertung vom 22.06.2022
Verheizte Herzen
Crossan, Sarah

Verheizte Herzen


ausgezeichnet

Mutig und schön

Woher sollen wir wissen, welche Tage später mal Wendepunkte sind?
Man schiebt es hinaus, denkt man hat Zeit, alles zu klären und lässt Sachen ungesagt, Dinge ungetan. Doch was, wenn wir sie nie wieder sagen können?

Ann arbeitet in einer Kanzlei und verwaltet Testamente anderer Menschen. Sie weiß also zu gut, dass das Ende stets eintreten kann und das man nicht alles vorbereiten kann. Doch das ausgerechnet er, der, mit dem sie noch so viel vor hatte oder halt eben nicht, tot ist, darauf konnte sie sich nicht vorbereiten. Nie wieder kann er sie küssen, sie hinhalten, sie verletzen, sie anlügen… . Da keiner von ihnen weiß, muss sie diesen Verlust, der keiner sein dürfte, weil diese Beziehung nicht sein dürfte, nun mit sich alleine ausmachen. Mehr zu ihm sprechend als zu uns, lässt sie die gemeinsame Zeit in Versen Revue passieren. Kurze, prägnante Sätze, pointierte Worte, retrospektivische Bewertungen und das innerliche Durcheinander: All das machen diesen Roman besonders, wie ein Lied, dessen Songtext sich sofort einprägt.
Nicht nur inhaltlich empfinde ich Sarah Crossans Werk als sehr originell, die Affäre ist nicht selten vertreten im Roman, aber wann hat eine Protagonistin schon Zeit, die Sicht der Frau kennenzulernen? Dass erst der Mann, der in diesem Liebesdreieck die Spitze bildete; sterben muss für diesen Perspektivwechsel; sagt so viel über die Affäre aus. Das Unehrliche, die Verschlossenheit. Vor allem hat die formale Gestaltung positiv überrascht: Nie hätte ich gedacht, von einem Roman in Versform so begeistert zu sein. Dieser Aufbau der Sprache spielt mit dem Inhalt, erleichtert ihn und macht es gleichzeitig so schwer, nicht mitzufühlen. Auch mein Herz war danach verheizt.

Bewertung vom 12.06.2022
Ein unendlich kurzer Sommer
Pfister, Kristina

Ein unendlich kurzer Sommer


ausgezeichnet

“Wer sagt, dass unser Sommer enden muss?”
Paulette und Gustav erleben eine einmalige Liebesgeschichte, die jedoch nur den Sommer über halten soll. 38 Jahre später droht diese Geschichte von vielem Ungesagten und verpassten Chancen sich zu wiederholen - kann eine Sommerromanze auch den Alltag überstehen?
Christophe findet nach einem Schicksalsschlag nicht nur seinen Vater, sondern auch Lale, auf dem Campingplatz, um ihrer eigenen Lebensrealität zu entfliehen. Doch wie lange soll die Flucht gehen?
Ungetrübt zeigt der Roman, was bei vielen Geschichten über die große Sommerromanze sonst verklärt wird: Der Alltag, das Leben davor und danach, die Vernunft, der Mangel an Wirklichkeitsbezug und die Begrenztheit der Zeit. Vor allem Lale hält sich immer wieder vor Augen, dass das alles eine Parallelwelt sei und handelt vor lauter neuer Gefühle weder irrational noch überstürzt, sehr erfrischend für eine Liebesgeschichte dieser Art ist. Christophe wirkt in seinem Verhalten oft sehr kindlich und tatsächlich empfinde ich beim Lesen keine Chemie zwischen den beiden, weswegen ich umso mehr Lales vernunftbasiertes Verhalten verstehe. Mehr Potenzial sah ich in der Beziehung, die in dem Prolog angedeutet wird, zwischen Gustav und Paulette. Leider lebt diese nur in der Vergangenheit und wird wenig erläutert, davon hätte ich mir mehr erhofft. Dafür sind die Figuren außerhalb jeglicher Liebesbeziehung umso gelungener: Der spirituelle James und seine Herzumarmungen, der etwas andere Teenager Flo und seine überbehütende Mutter und auch der mürrische Gustav, sie alle tragen dazu bei, dass aus dieser Parallelwelt ein echtes Zuhause wird. Ein emotionaler Roman über Schicksalsschläge, verpasste Gelegenheiten, sommerliche Gefühle und alles, was danach kommt. Macht natürlich Lust auf Sommer!

Sehr gut hat mir auch die Gestaltung des Covers gefallen, wirklich liebevoll und detailliert!