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Traeumerin109

Bewertungen

Insgesamt 221 Bewertungen
Bewertung vom 01.06.2017
Schwerelos
Rosenkranz, Déborah

Schwerelos


gut

Weil du nie alleine bist

Deborah Rosenkranz hat hier eine Art Andachtsbuch bereitgestellt, in welchem wir am Anfang jeder Woche einen Gedanken finden, der uns helfen soll, leichter und „schwereloser“ durch die Woche zu kommen. Dabei wird immer ein Grund genannt, warum wir dies tun sollten, den wir uns im Laufe der Woche immer wieder vor Augen halten können. Dazu beschreibt die Autorin in jedem Abschnitt eine kleine Episode aus ihrem Leben und verknüpft diese dann mit der „Lektion“, die sie daraus gelernt hat und mutmachenden Sprüchen.

Zunächst zum Äußeren des kleinen Büchleins: Das ist ziemlich hübsch gestaltet, mit einem Schmetterling, der seine Flügel ausgebreitet hat. Auch die Idee des Buches finde ich nicht schlecht und viele der Ideen hinter den einzelnen Abschnitten sind auf jeden Fall lohnenswert in unserem Alltag. Jedoch finde ich die Umsetzung ziemlich schwach, beziehungsweise nichtssagend. Ein Buch, das sich einreihen kann in viele Andachtsbücher und mindestens ebenso viele Ratgeber- und Mutmachbücher. Es wimmelt nur so von oberflächlichen Tipps und platten Sprüchen, die man endlos wiederholen könnte, die aber nicht besonders viel aussagen. Das klingt auch alles ganz schön, hat aber leider meiner Meinung nach wenig Inhalt. Dass die Autorin diese Episoden aus ihrem Leben erzählt ist natürlich keineswegs selbstverständlich, weil sie teilweise sehr intim sind. Dafür Hut ab! Dennoch ist die gesamte Mischung in diesem Buch nicht so richtig ausgewogen. Auch beispielsweise die Gebete am Schluss jedes Kapitels fand ich oft einfach nur störend. Ich bin der Meinung, solche vorgefertigten Gebete können für den Großteil der Leser nichts bedeuten, weil es nicht ihre Gebete sind. Und auch zum beten lernen sind sie denkbar ungeeignet. Auch hatte ich das Gefühl, dass hier ebenfalls „typische“ Sätze aneinander gereiht wurden. Alles in allem, auch wenn es sich nur um Vorschläge und Ideen handelt, finde ich das Gesamtbild nicht so stimmig. Mir persönlich konnte das Buch nicht besonders viel geben, wobei ich nicht bezweifeln möchte, dass es Leser gibt, bei denen das anders ist. Aber von meiner Sicht her kann ich diesem Buch leider keine so gute Bewertung geben. Dafür fehlte einfach das Besondere, Mitreißende daran.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.06.2017
Die Rosen in Annas Garten
Haak, Rainer

Die Rosen in Annas Garten


sehr gut

Ein schönes kleines Buch zum Verschenken

Anna ist stets fröhlich und weiß immer Rat, wenn man mit seinen Sorgen zu ihr kommt. Sie hat eine ganz besondere Ausstrahlung. Dabei versteht sie es, die Leute nicht vor den Kopf zu stoßen, sondern zu beruhigen und zu ermutigen.

Dies ist zunächst ein sehr hübsches kleines Büchlein. Es ist wunderschön aufgemacht mit einem himmelblauen Cover, und auch innendrin sind immer wieder schöne Bilder. So macht es wirklich den Eindruck eines Geschenkbüchleins, wozu auch die Geschichten ihren Teil beitragen. Sie können sehr gut unabhängig voneinander gelesen werden, da sie nichts miteinander zu tun haben. Auch sind sie relativ neutral gehalten, sodass die einzige Person, deren Namen wir erfahren, Anna ist. Alle anderen Personen begegnen ihr und verschwinden wieder, stellen ihr eine Frage, die auch der Leser sich vielleicht schon einmal gestellt hat. Es sind also „Allerweltsmenschen“ wie du und ich, mit denen sich zu identifizieren dem Leser daher leicht fällt. Die Sprache der kleinen Geschichten ist bewusst sehr einfach gehalten. Kurze Sätze und einfache Worte. Gerade das regt dazu an, genauer hinzuschauen, denn oft verbirgt sich eine Menge dahinter. Es wird viel mit Metaphern und Vergleichen gearbeitet, die der Leser sich selbst erschließen muss. Das, was Anna von sich gibt, hat jedoch immer Hand und Fuß und es verbergen sich viele wichtige Lektionen dahinter. Allerdings sind einige dieser Geschichten doch ziemlich banal und nichts Besonderes. Insgesamt jedoch versprüht dieses Buch einen besonderen Charme und sorgt insgesamt beim Lesen für eine Atmosphäre, die es dem Leser erlaubt, zu entspannen und nachzudenken. Daher ein sehr hübsches kleines Büchlein, gerade für Leser, die hübsche kleine Geschichten oder kluge Sprüche lieben. Dann ist es mit Sicherheit wesentlich netter als eins dieser vielen anderen Büchlein, die lediglich mit den immer gleichen Sprüchen aufwarten können.

Bewertung vom 01.06.2017
Freunde fürs Leben
Wolfers, Melanie

Freunde fürs Leben


ausgezeichnet

Wenn nicht jetzt, wann dann?

Melanie Wolfers schreibt über die Kunst, mit sich selbst Freundschaft zu schließen. Wie oft beschimpfen wir uns selbst, können uns nicht verzeihen oder wollen unsere Grenzen nicht akzeptieren? Es sind Verhaltensweisen, die wohl die meisten kennen, welche für unser Leben oft niederdrückende oder schädliche Auswirkungen haben.

„Das Gute ist: Um mich mit mir selbst anzufreunden, brauche ich nur wenig. Eigentlich brauche ich nur mich selbst. Wo auch immer ich mich gerade befinde, genau dort kann ich anfangen!“

Ein Buch, was mich definitiv positiv überrascht hat. Melanie Wolfers schreibt mit sehr viel Tiefgang und zwischenmenschlichem Feingefühl. Gleichzeitig ist das, was sie schreibt, sehr angenehm zu lesen. Kein Buch, durch das man sich als Leser irgendwie nur durchquälen kann. Vielmehr voller praktischer Anregungen, bei denen mit Sicherheit jeder das eine oder andere Hilfreiche für das eigene Leben finden wird. Sie beschreibt eine Freundschaft mit sich selbst, die wirklich erstrebenswert ist. Dabei werden unterschiedliche Bereiche angesprochen, in denen allen die Auswirkungen einer solchen Freundschaft oder evtl. einer „Feindschaft“ deutlich zu spüren sind. Die Autorin gibt einen umfassenden Überblick darüber, wie facettenreich das Thema ist, ohne aber ins Banale abzudriften. Sie bleibt stets klar in ihrer Aussage und Struktur. Zur Sprache kommen beispielsweise unsere Gefühle, und wie wir gut mit ihnen umgehen können. Auch der weise Umgang mit Verletzungen und Grenzen wird angesprochen. Beim Lesen wird schnell klar, wie wichtig die ganze Thematik für das eigene Leben sein kann, auch wenn vielleicht nicht unbedingt auf den ersten Blick hier ein Defizit erkennbar ist. Daher mein Fazit: Ein sehr gutes, sehr wichtiges, sehr lohnenswertes Buch. Ich kann es nur allen weiterempfehlen. Das Lesen macht Spaß und nebenbei gibt es viele Anregungen und wertvolle Gedanken!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.05.2017
Ein Brief für dich
Morgenroth, Dorothea

Ein Brief für dich


gut

Er ist schon da

Die alleinerziehende Esther fällt in ein Loch aus Verlorenheit und Hoffnungslosigkeit, als ihre jüngste Tochter auszieht. Sie weiß nicht, wie sie die langen Tage ausfüllen soll. Außerdem belasten sie immer mehr finanzielle Sorgen. Erst ein anonymer Brief schafft es, ihr wieder Mut zu machen.

Äußerlich sieht dieser Roman ganz nett aus, und auch der Inhalt ist genau das: ganz nett. Aber leider auch nicht mehr. Die Charaktere sind, auch abgesehen von den einfallslosen Namen, recht platt und bieten weder irgendwelche Überraschungen noch eine Entwicklung im Verlauf der Geschichte. Es fällt schwer, sich als Leser mit einem von ihnen auch nur ansatzweise zu identifizieren oder mitzufühlen, denn ihre Gefühle und Gedanken werden immer nur sehr distanziert und in banalen Worten beschrieben. Auch das, was die Personen in diesem Buch von sich geben, ist nicht überzeugend. Alles viel zu glattgeschliffen, als würde man irgendeinen Ratgeber vor sich liegen haben. Aber leider halt nicht so, wie Menschen im echten Leben reden, und das finde ich immer wichtig, gerade bei Romanen. Sehr schade.
Was die Handlung betrifft: Es ist schon relativ früh klar, wie alles zusammenhängt und worauf das Ganze hinausläuft. Also auch hier keine Überraschungen. Die Geschichte ist dabei ebenfalls ganz nett, aber auch nicht mehr. Da wirkt einiges doch genauso, als hätte eine ambitionierte Romanautorin sich das alles nur ausgedacht. Der Schreibstil ist allerdings nicht schlecht, flüssig und angenehm zu lesen. Auch die Aufteilung der Kapitel hat mir gefallen, sie werden jeweils von einem mutmachenden Spruch oder Vers eingeleitet. Zwischen den Kapiteln werden die einzelnen Abschnitte mit kleinen Büchern voneinander getrennt, auch das eine hübsche Idee.

Dennoch war ich insgesamt sehr enttäuscht von dem Buch und werde von der Autorin mit Sicherheit auch keine weiteren Bücher mehr lesen. Dazu fehlte einfach an allen Ecken zu viel. Für mich nur ein höchstens mittelklassiger Roman.

Bewertung vom 12.05.2017
Jolas Briefe
Wingate, Lisa

Jolas Briefe


ausgezeichnet

Wir sind alle Krieger auf unsere je eigene Weise

Tandi Reese hat in ihrem Leben noch nicht besonders viel Schönes erlebt, deshalb möchte sie mit ihren beiden Kindern auf einer Insel im Atlantik nochmal von vorne anfangen. Doch sie hat Angst, dass ihre Vergangenheit, vor der sie geflohen ist, sie einholt. Dann entdeckt sie zufällig die Gebetsbriefe einer alten, gerade verstorbenen Frau, die ihr ganzes Leben dokumentieren. Fasziniert versinkt sie in einer Welt voller Hoffnung und Wärme und lässt langsam zu, dass auch sie selbst Heilung erfahren kann.

Ein wunderschönes Buch der Autorin Lisa Wingate, die es wirklich versteht, die Leser mitzureißen und gleichzeitig eine unglaublich berührende Geschichte zu schreiben. Die Protagonistin ist eine junge Frau, die hohe Mauern um ihr Inneres gebaut hat – zu oft wurde sie schon verletzt. Doch sie erfährt so viel Liebe, Anteilnahme und Zuwendung, dass die Mauer langsam zu bröckeln beginnt. Das ist in dem Buch sehr einfühlsam und vor allem authentisch beschrieben. Diese Briefe sind eine wunderbare Idee und handeln auf ihre Weise von einer zweiten Protagonstin, einer ebenfalls sehr sympathischen Frau, die ihr Leben lang Gott vertraut hat und seine Wunder überall in der Welt gesehen hat. Selbst in schlimmen Katastrophen konnte sie seine Gnade erkennen. Das ist eine Sichtweise bzw. Einstellung der Welt und dem Leben gegenüber, die ich sehr bewundere. Ihre segenbringenden Resultate werden ebenfalls in dem Buch beschrieben. Diese Briefe sind voller Weisheit und sehr poetisch geschrieben. So unterbrechen sie die Haupthandlung immer auf angenehme Weise. Der Leser ist gespannt, was nun wieder erzählt wird und findet mit Sicherheit auch für sich selbst die eine oder andere Weisheit, die vielleicht gerade passt. Die anderen Charaktere in dem Buch sind ebenfalls authentisch und passen gut in die Geschichte. Die Rollen sind zwar immer recht klar verteilt, aber es ergeben sich trotzdem immer wieder auch unvorhergesehene Spannungen.
Das Schöne an diesem Buch ist vor allem auch die unglaublich positive Einstellung dem Leben gegenüber, die auch auf den Leser ein wenig überspringt. Da gibt es so viel Gnade in unserem Leben! Auch der Schreibstil der Autorin ist warmherzig und gut zu lesen. Alles in allem ein rundum gelungener Roman, den ich absolut nur weiterempfehlen kann!

Bewertung vom 03.05.2017
Nach Hause geliebt
Cymbala Toledo, Chrissy

Nach Hause geliebt


ausgezeichnet

Gott lässt uns nicht im Stich

Chrissy wächst in einem behüteten Elternhaus auf, ihr Vater ist Pastor. Sie macht viele positive Erfahrungen mit dem Glauben, bis sie sich in jemanden verliebt, der ihr Leben völlig aus den gewohnten Bahnen wirft. Die Beziehung ist sehr schwierig, doch sie kommt nicht von ihm los und wird schwanger. Es ist ein langer Weg, bis sie wieder zurück zu Gott findet.

Ein sehr spannendes autobiografisches Buch, das unter die Haut geht. Chrissy erzählt aus ihrer Kindheit, dem bedingungslosen Vertrauen, das sie ihrem Vater entgegenbringt. Doch all die Liebe und Geborgenheit, die sie erfährt, verhindern nicht, dass sie sich nicht gut genug findet. Ihr Aussehen wird zu einer Obsession und diese vergiftet ihr ganzes Leben. Viel mehr will ich von der Geschichte nicht verraten, aber es ist sehr, sehr spannend. Außerdem unglaublich authentisch und offen, wie wir hier Chrissys Weg verfolgen dürfen. Sie gibt Irrtümer und Fehler ehrlich zu, ohne etwas zu beschönigen. Das Buch ist sehr lebendig geschrieben, sodass ich von Anfang an gerne weitergelesen habe. An vielen Stellen möchte man das kleine Mädchen und die junge Frau in dem Buch in die Arme schließen, so herzerwärmend traurig ist ihre Geschichte. Es ist eine Geschichte von Gefühlen, die wahrscheinlich die meisten weiblichen Leser kennen, wenn auch vielleicht nicht in diesem Ausmaß. Aber Chrissy beschreibt sehr gut, wie es ist, in einer Gesellschaft zu leben, in der alle ständig nach ihrem Äußeren beurteilt werden und in der das Gefühl, nicht zu genügen, allgegenwärtig ist. Trotz aller Liebe in ihrem Leben ist es auch ein sehr enges Umfeld, in dem Chrissy aufwächst, sodass ihre Sehnsucht nach der Welt da draußen vielleicht gar nicht so unverständlich ist. Einziger kleiner Kritikpunkt: Der Text auf der Rückseite ist doch etwas irreführend und teilweise auch einfach falsch. Das ist ein bisschen schade, tut allem übrigen aber keinen Abbruch.

Fazit: Ein Buch, welches von einer mutigen Frau erzählt, die trotz allem kämpft und nicht aufgibt. Spannend wie jede gute Geschichte, aber auch berührend und traurig. Kann ich nur weiterempfehlen!

Bewertung vom 03.05.2017
Jeder ist normal, bis du ihn kennenlernst
Ortberg, John

Jeder ist normal, bis du ihn kennenlernst


ausgezeichnet

Was ist schon normal?

Wir Menschen sind auf Gemeinschaft und Beziehungen ausgerichtet. Dennoch fahren wir anderen Menschen gegenüber immer wieder unsere Stacheln aus, welche gelungene Beziehungen erschweren. Welche anderen Möglichkeiten gibt es, sich gegenseitig zu achten?

Bei diesem Buch war ich zunächst skeptisch, schließlich klingt es wie eines der typischen Ratgeberbücher. Jedoch kannte ich schon ein anderes Buch von dem Autor, welches ich sehr gelungen fand, daher habe ich mich auf das Buch eingelassen und wurde positiv überrascht. Zunächst einmal schreibt John Ortberg sehr gut, klar und auf den Punkt, dabei aber auch sehr einfühlsam und humorvoll. Er macht es dem Leser wirklich leicht, in das Buch einzutauchen. Aber auch abgesehen von dem wirklich tollen Schreibstil ist der Inhalt des Buches längst nicht so langweilig und überflüssig, wie die Beschreibung vielleicht erwarten lässt. Im Gegenteil gelingt es dem Autor, viele neue Aspekte aufzuwerfen oder alte miteinander in Beziehung zu setzen. Er benutzt die Metapher des Stachelschweins, jedoch auch nicht übermäßig. Vor allem geht es um die grundlegenden Bausteine in einer funktionierenden Beziehung: Achtung, Vertrauen, Annahme, Empathie usw. All diese Themen beleuchtet John Ortberg aus verschiedenen Perspektiven und nie nur einseitig. Außerdem gelingt es ihm hervorragend, sie mit christlichem Gedankengut und Vorstellungen zusammenzubringen. Er geht nicht blauäugig an das Thema heran, sondern bleibt durchaus auch kritisch, betont aber immer wieder den bleibenden Wert gewisser Denkweisen. Ich konnte ihm eigentlich immer nur zustimmen.

Fazit: Ein sehr wertvolles Buch, aus dem ich viel gezogen habe. Dazu leicht und locker geschrieben, aber inhaltlich von erstaunlicher Tiefe.

Bewertung vom 03.05.2017
Töchter der Küste
Austin, Lynn

Töchter der Küste


sehr gut

Ergreifende Familiengeschichte über mehrere Generationen

Dieses Buch spielt in zwei Welten. Da ist zum einen das Leben von Geesje, die mit ihrer Familie zusammen nach Amerika auswandert. Jedoch lässt sie den Mann, den sie liebt, in den Niederlanden zurück. Es folgen viele Krisen und schwere Entscheidungen, bis sie sich 50 Jahre später entschließt, ihre Erinnerungen aufzuschreiben. Gleichzeitig lernen wir Anna kennen, deren Leben auf geheimnisvolle Weise mit dem von Geesje verbunden ist.

Für mich das erste Buch dieser doch recht bekannten Autorin, und es hat mich wirklich überzeugt. Sie schreibt warmherzig und einfühlsam und hat dabei auch keine platte und oberflächliche Geschichte geschaffen. Vielmehr ein Auf und Ab der Gefühle mit vielen überraschenden Wendungen. Besonders spannend sind die Schilderungen von Geesje, die immer wieder zwischendurch weitergeführt werden. Dabei geht es um Glaube und Heimat, und vor allem um eines: Liebe. Es fällt ihr unendlich schwer, den Geliebten zurückzulassen. Im weiteren Verlauf der Geschichte zweifelt sie immer mehr an Gott, glaubt aber auch immer weiter an ihn. Daher für mich eine sehr ermutigende und schöne Geschichte, in der auch Zweifel am Glauben ihren Raum haben. Geesje kann uns viel beibringen, glaube ich. Sie ist zu einigen Wahrheiten gelangt, die sich einfach anhören, aber schwer erkämpft sind.
Aber auch die Teile, die von der jungen Anna erzählen, sind spannend und gut geschrieben. Es geht auch hier um die Liebe, und um Identität und Selbstfindung. Ganz nebenbei erfahren wir auch viele Einzelheiten, die damals das Leben bestimmten, ungeschriebene Regeln und Gesetze. Es sind sehr sympathische Charaktere, die um diese Regeln wissen, aber sich dagegen zur Wehr setzen.
Ein bisschen schade fand ich das Ende, welches nicht sehr befriedigend ist. Viele Stränge der Handlung bleiben irgendwie offen oder werden nur unbefriedigend beendet. Trotzdem ein schöner Roman, der auf jeden Fall eine Lesereise wert ist.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.05.2017
Was es ist
Willmann, Julia

Was es ist


ausgezeichnet

In Violas Leben geht es vor allem um eines: Kontrolle. Sie führt ein ziemlich einsames Leben. Aber dann fällt ihre Mutter ins Koma und nun kann sie sich nicht länger aus allem raushalten.

Dies ist auf jeden Fall ein sehr interessantes Buch. Ich finde es gelungen, kann aber auch bisher geäußerte Kritik nachvollziehen. Der Schreibstil der Autorin ist gewöhnungsbedürftig und fordert den Leser heraus, zwischen den Zeilen zu lesen. Teilweise sind die Sätze sehr kurz und abgehackt, was dem Ganzen eine gewisse Härte verleiht. Trotzdem ist das Buch auch sehr feinfühlig und tiefgründig. Aber es sind eher leise Töne, die mehr indirekt anklingen. An manchen Stellen sind diese knappen Sätze auch genau richtig und viel treffender als umständliche.
Es kann auch sein, dass ich Teile der Geschichte nicht verstanden habe, weil außerdem Gegenwart mit Vergangenheit gemischt wird, aber beides immer nur bruchstückhaft. Erst nach und nach ergibt sich überhaupt ein Bild. Aber es ist eine tragische und sehr traurige Geschichte, die zum Vorschein kommt. Deshalb ist die Atmosphäre im Buch auch ein wenig bedrückend. Nichtsdestotrotz muss ich noch einmal betonen, dass ich das Buch gut finde. Es thematisiert Einsamkeit und vieles andere, ohne die traurigen und negativen Seiten zu verschweigen oder schönzureden. Das ist etwas sehr Wertvolles. Viola als Protagonistin bleibt ein wenig verschwommen, sie ist nicht leicht zu durchschauen. Es wird eher distanziert geschildert, was passiert. Vielleicht ist das so, weil Teile der Geschichte fehlen. Viel wird angedeutet, aber nicht weiter ausgeführt. Das ist natürlich auch ungewohnt, aber nicht schlecht. Gerade in den Andeutungen kann man so viel herauslesen. Auch der Titel ist sehr poetisch und schön.

Fazit: Ein sehr sanftes und ruhiges Buch, das man nicht einfach so zwischendurch lesen kann. Man sollte es auf keinen Fall zur Seite legen, nur weil der Einstieg ungewohnt ist. Es lohnt sich!

Bewertung vom 16.04.2017
Liebe statt Furcht
Namdar, Flor

Liebe statt Furcht


ausgezeichnet

Die Geschichte einer außergewöhnlichen Frau

Flor Namdar verbringt ihre Kindheit und Jugend in ihrer Heimat, dem Iran. Dort erlebt sie als Tochter eines persischen Schiiten und einer kurdischen Sunnitin zunächst nichts von den weitreichenden Spannungen, die ihr Land zerrütten. Doch dann bricht die Islamische Revolution aus und Flor verliert ihre vorher privilegierte gesellschaftliche Stellung. Von nun an bestimmen Hoffnungslosigkeit und Angst ihr Leben. Nach einer unglücklichen Ehe beschließt sie, ihrem Leben ein Ende zu setzen. Doch sie überlebt und lernt Jesus kennen. Dies verändert ihr Leben grundlegend und macht aus der depressiven, verzweifelten jungen Frau eine mutige Kämpferin, die sich für andere einsetzt.

Dieses Buch hat großen Spaß beim Lesen gemacht. Nicht nur dass die Geschichte hochaktuell und spannend ist, auch die Sprache ist sehr schön, klar und geht unter die Haut. Flor Namdar hat mir sehr imponiert. Sie erzählt aus ihrem ereignisreichen Leben und geht dabei auch ausführlich auf die Vorgeschichte und die zeitgeschichtlichen Umstände ein, unter denen sie aufwächst. Daher bietet dieses Buch auch einen hochinteressanten Einblick in das Leben im Iran vor und nach der Islamischen Revolution und die weitreichenden Veränderungen, die diese mit sich gebracht hat. Ein wichtiges Thema, das die meisten von uns wahrscheinlich eher mit ihrem gesunden Halbwissen in Verbindung bringen können anstatt mit wirklich fundierten Vorstellungen. Es ist ein völlig anderes Leben, das Flor geführt hat. Viele Einzelheiten zeichnen ein Bild dieses Landes, in dem Flor eine wirklich glückliche Kindheit verbracht hat. Ihr Bericht zeigt auch klar, dass nicht alle muslimischen Frauen unterwürfig sind und unterdrückt werden. Nicht nur Flor selbst ist eine starke Frau, auch der Rest ihrer Familie entspricht keineswegs dem typischen Bild, das wir uns von Muslimen im Allgemeinen machen.

Flor Namdar schreibt sehr ehrlich und offen über viele Ereignisse aus ihrem Leben. Dabei wirkt sie durchgehend authentisch. Sehr schön ist die Wirkung ihrer Begegnung mit Jesus und der Bibel beschrieben. Da ist nichts übertrieben Mysthisches oder Achtung Heischendes, einfach der Bericht einer Frau, die ihre Erfahrungen mit anderen Menschen teilen möchte. Nicht ganz so ausführlich wie die Zeit im Iran wird ihr Leben hier in Deutschland beschrieben. Dennoch nicht weniger spannend beschreibt sie ihren langen Weg, der viele Jahre lang eine mühsame Arbeit ohne viel sichtbare Ergebnisse von ihr fordert. Doch dann findet sie eine erfüllende Aufgabe als Pastorin einer kleinen wachsenden persischen Gemeinde. Flor musste sich vieles erkämpfen und hat viele Jahre lang auch gelitten, sie sah kein Licht am Ende des Tunnels. Dennoch ist sie zu einer beeindruckenden Frau geworden, die durch dieses Zeugnis mit Sicherheit einige Menschen erreichen wird.

Fazit: Ein wahnsinnig spannendes und hochinteressantes Buch über eine starke Frau. Ich kann es wirklich nur weiter empfehlen!