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Marianna T.

Bewertungen

Insgesamt 154 Bewertungen
Bewertung vom 11.03.2019
Ein wirklich erstaunliches Ding
Green, Hank

Ein wirklich erstaunliches Ding


gut

Überdreht und anstrengend

April May wird in kurzer Zeit berühmt. Als YouTuberin berichtet sie als Erste über die "Carl's", riesige Statuen, die weltweit an verschiedenen Orten erschienen sind. Es sind viele Geheimnisse zu lösen und bald geht es auch um die Sicherheit der Nation. Ihr Leben entwickelt sich zu einem Kampf um Aufmerksamkeit.

Der Autor Hank Green hat selbst Erfahrungen als Youtube-Star. Womöglich wirkt April Mays Erleben deswegen so glaubwürdig. April's Leben und ihre Beziehungen verändern sich stark, fokussieren sich auf dieses eine Thema. Alles dreht sich nur noch um die Carl's. Sie bekommt positive und negative Aufmerksamkeit, wird gehasst. Sie verdient eine Unmenge Geld dabei, verliert den Bezug zu sich selbst und ihrem Selbstwert. Sie erlebt ihren Wert nur noch über die Anerkennung ihrer Auftritte in der Öffentlichkeit.

Der Autor beschäftigt sich in seinem Buch intensiv mit den Dynamiken in den globalisierten Social Media. Ein umfassendes und aktuelles Thema. Er schafft es verschiedene Dynamiken auf vielen Ebenen darzustellen und gibt einen guten Überblick über diese umfangreiche Thematik. Und dann kommen weitere umfassende Themen hinzu. Zu viel für ein Buch.

Die Geschichte hat eine große Sog-Wirkung und ein hohes Tempo. Es fällt schwer, dem zunehmend absurden Geschehen zu folgen. Die bereits umfassende und schwerwiegende Geschichte wird mehr zu einem Science Fiktion-Thriller. Der Roman wirkt dadurch schnell überladen. Nach der Hälfte habe ich aufgegeben, alles Weitere mitzuverfolgen.

Das Buch ist sprachlich besonders, da es zwischen verschiedenen settings wechselt. April May berichtet Tagebuch-artig, in humorvoller und kluger Weise von ihren Erlebnissen. Das macht sie nachbar und sympathisch. Dialoge, Mails, Posts in Foren werden ansprechend hervorgehoben. Der Text liest sich spannend und abwechslungsreich.

Ein sehr origineller, nachdenklich machender und vollkommen überdrehter Roman. Inhaltlich zu überladen.

Bewertung vom 07.03.2019
Die Liebe im Ernstfall
Krien, Daniela

Die Liebe im Ernstfall


sehr gut

Mit großer Wucht

Daniela Krien beschreibt in ihren Kurzgeschichten fünf Frauen, die an der Liebe verzweifeln. Paula, Judith, Brida, Malika und Jorinde können verschiedener nicht sein. Sie gleichen sich in ihrem unbändigen Sehnen nach einer erfüllenden Liebe, die ihnen Perspektiven gibt und ihre Freiheiten lässt.

Zu Beginn zieht die Geschichte um Paula die Lesenden in ihren Bann. Ebenso anrührend geht es in den anderen Abschnitten weiter. Die Frauen scheinen ungefähr gleich alt zu sein, haben ähnliche Themen (Ehe, Kinder, Beruf). Das schafft eine gute Basis, von der es dann in die unterschiedlichen Richtungen weiter geht.

In den einzelnen Abschnitten wird klar, in welcher Verbindung die Frauen zueinander stehen. So wirken die Geschichten als eine Einheit, die Dynamiken werden noch intensiver und deutlicher. Das Kennenlernen der unterschiedlichen Perspektiven ist sehr interessant und vermittelt zwischen den verschiedenen Frauen. So wird es möglich Verständnis für die unterschiedlichen Lebensformen zu entwickeln, mitzuleiden und die Dinge aus anderen Perspektiven zu betrachten. Hier gibt es kein Schwarz oder Weiß. Alles hat seine Berechtigung und jede der Frauen findet eigene Wege um dem eigenen Glück näher zu kommen.

Zugleich geht es auch um das, was die Frauen aus ihrer Kindheit, aus ihren Elternhäusern mitbringen, um gesellschaftliche Zusammenhänge. Die Kurzgeschichten und die Gesamtaussagen werden hierdurch noch umfassender und vielschichtiger.

Die Männer sind dagegen eher grob gezeichnet und bekommen eher "gute" oder "schlechte" Rollen. Einerseits bringt dies die Frauen mit ihren Stärken mehr in den Fokus, andererseits werden die Männer dadurch unsympathischer, farbloser. Die Frauen scheinen sich deswegen eher nach anderen Perspektiven umsehen zu müssen, anstelle ihr Glück ausschließlich in einer festen Partnerschaft zu suchen. Aus meiner Sicht stellt die Autorin die Liebe in Partnerschaften infrage. Leid und unerfüllte Sehnsüchte treten in den Vordergrund.

Die Geschichten sind mitreißend, erschütternd und niederschmetternd. Jede für sich regt langfristig zum Nachdenken an. Das Leid der Frauen drängt sich den Lesenden förmlich auf, dies ist nicht immer angenehm. Und doch schafft es Frau Krien am Ende jeder Geschichte einen hoffnungsvollen Ausblick zu geben. Über die Aussage des Buches lässt sich lange nachdenken. Geht es der Autorin darum Frauen zu ermutigen sich treu zu bleiben, immer wieder neue Versuche zu wagen und nicht zu verzweifeln?

Daniela Krien hat neben dem wuchtigen Inhalt einen leicht fließenden Schreibstil. Dieser ermöglicht es, das Buch an wenigen Abenden durchzulesen. Der schlicht - berührende Schreibstil und der tiefgründig - geballte Inhalt ergänzen sich gut.

Eine sehr empfehlenswerte Studie über fünf starke Frauen. Berührend - geballt - drängend.

Bewertung vom 06.03.2019
Rückwärtswalzer
Kaiser, Vea

Rückwärtswalzer


gut

Berührender Generationenroman ohne jede Spannung

Lorenz, der erfolglose Schauspieler und seine drei eigenwilligen Tanten Mirl, Wetti und Hedi machen mit dem toten Onkel Willi einen Roadtrip von Österreich nach Montenegro. Dort will er bei seiner Familie begraben werden. Eine wahnwitzige Reise beginnt.

In dem knapp 500 Seiten starken Roman erzählen in zwei Strängen zum einen die Tanten und der Onkel von ihrer Kindheit und zum anderen der Junge von der langen Reise nach Montenegro. In Kapiteln mit thematischen Überschriften geht es abwechselnd um einen von beiden Strängen.

Aufgewachsen nach dem zweiten Weltkrieg auf dem Land in Österreich haben die Älteren schwere Zeiten hinter sich. Der Junge dagegen hatte eine friedliche Kindheit und findet schwer Halt in seinem Leben. Die gemeinsame Reise bringt alle näher zueinander und mehr zu sich selbst. Eine schöne Buchidee und Geschichte.

Die Einblicke in die Erlebnisse und Gefühle der Einzelnen schaffen eine gewisse Nähe und erzeugen Sympathie. Zudem sind die Einblick in das Zeitgeschehen ab 1953 interessant und berührend. Die Geschichte entwickelt sich leise und sachte. Die Kehrseite davon ist, dass ihr jede Spannung fehlt. Die Schilderungen wirken langatmig, zu detailiert und deswegen kommt die Geschichte auch zum Ende hin nicht in Fahrt.

Trotz der vielen Absurditäten, den eigenwilligen Charakteren und den bewegenden Themen, macht das Lesen Mühe. Der Humor kommt nicht rüber, die Erzählung wirkt trocken. Immerhin finden beide Erzählstränge am Ende zusammen - die Geschichte wird rund und löst sich zufriedenstellend auf.

Absurde und schöne Geschichte, trocken und ohne Spannung erzählt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.03.2019
Die Verlobten des Winters / Die Spiegelreisende Bd.1
Dabos, Christelle

Die Verlobten des Winters / Die Spiegelreisende Bd.1


sehr gut

Düster-bedrohliche Saga

Die alte Welt ist in viele große und kleine Archen zerbrochen, die sich stark voneinander unterscheiden. Auf Anima leben die Animisten, die die Fähigkeit haben sich mit Gegenständen zu verbinden und deren Geschichte zu "lesen". Ophelia ist eine besondere junge Frau, die die Geschichte ihrer Arche in Ehren hält, sich jedoch vor jedem Heiratsangebot mit einem ihrer Cousins drückt. Ausgerechnet sie wird einem Adligen auf dem fernen Pol versprochen, der einer brutalen und intriganten Familie angehört. Für Ophelia beginnt eine unglaubliche sowie erschütternde Reise.

Ophelia ist eine spannende und starke Hauptfigur. Sie ist tolpatschig, kleidet sich wie eine alte Jungfer und macht den Eindruck eines einfachen Gemüts. Doch egal was Andere denken, Ophelia ist sehr klug, hat eine genaue Beobachtungsgabe und eine unfassbare Stärke und Selbstherrschung. Das macht sie zu einer starken Identifikationsfigur für junge Leserinnen, die sich gegen Widerstände in ihrem Leben behaupten müssen. Es ist bemerkenswert, dass sogar die brutalen und unsymphatischen Figuren (der Verlobte Thorn, seine Tante Berenilde, u.a.) den Lesenden ans Herz wachsen. Im Laufe der über 500 Seiten schafft es die Autorin vielfältige und undurchschaubare Charaktere zu erschaffen, die sowohl Stärken als auch Schwächen zeigen.

In ihrem ersten von vier Bänden der Spiegelreisenden-Saga hat Christelle Dabos eine unglaublich, magische und brutale Welt erschaffen. Liebevoll ausgestaltet zeigen sich die beiden Archen unerklärlich, eindrücklich und spektakulär. Dabei unterscheidet sich die Arche Anima stark vom Pol. Vor allem ist es die düstere fast kriegerische Stimmung, die auf dem Pol herrscht. Diese Stimmung wird es wohl sein, die junge Leserinnen abschrecken und auch Erwachsenen auf Dauer zu sehr auf den Magen schlagen könnte. Es ist schwer, das ganze Leid zu ertragen, dass Ophelia und auch den anderen unsymphatischen Charakteren widerfährt. Jeder ist ein potentieller Feind, es kommt zu brutalen Übergriffen und grausamen Intrigen.

Anfänglich braucht es Geduld, um in die Geschichte rein zu kommen. Die ersten 200 Seiten ziehen sich und nicht jedes Dateil erscheint interessant. Die Geschichte entwickelt danach eine starke Sogwirkung und lässt die Zeit beim Lesen der über 500 Seiten nur so verfliegen.

Frau Dabos beschäftigt sich in ihrem Drama mit gesellschaftlichen und zwischenmenschlichen Dynamiken. Diese werden übertrieben und stark zugespitzt von ihr widergegeben. Der Vergleich mit den Harry Potter Bänden scheint nicht ganz fern. Immerhin gibt es einige Parallelen und die Welt der Archen steht Harrys Welten in nichts nach. Jedoch ist die Hauptfigur in diesem Fall eine junge Frau und schon dieser erste Band dermaßen brutal und hoffnungslos.

Es ist schwierig eine passende Zielgruppe für diese Sage zu bestimmen. Für viele junge Frauen mag die Geschichte und die Ausgestaltung zu brutal und feindlich sein, jedoch ist Ophelia eine starke Identitfikationsfigur und die Welt der Archen wahrlich spannend und einmalig. Für Lesende mit starken Nerven mag dies der gelungene Auftakt zu einer unglaublich schillernden Saga sein.

Ein spektakulärer und ebenso dramatischer Auftakt zur Spiegelreisenden-Saga mit einer starken weiblichen Hauptfigur.

Bewertung vom 26.02.2019
Die zehn Lieben des Nishino
Kawakami, Hiromi

Die zehn Lieben des Nishino


ausgezeichnet

Sehr empfehlenswert

Yukihiko Nishino liebt in seinem Leben die unterschiedlichsten Frauen. Sind die Frauen erst in seinem Bann merken sie doch bald, dass er sich nicht ganz auf sie einlassen kann.

Das Buch macht schon mit seinem schlichten und gleichzeitig fremdländisch farbenfrohen Cover aufmerksam. Inhaltlich ist es anders als erwartet - eher nüchtern, ohne große Dramen oder Verklärungen. Und das ist auch das Angenehme an der Erzählung, weil sie dadurch tiefgründiger wird.

In zehn Geschichten bekommen die Lesenden Einblick in die Gefühls- und Erlebniswelt der Frauen, die sich in Yukihiko verlieben. Die Geschichten sind aus der Sicht der jeweiligen Frau beschrieben und alle irgendwie faszinierend. Das liegt sicherlich an den spannenden Porträts der Frauen.

Die Erzählungen lassen sich zügig lesen, geben Einblick in die japanische Kultur und sind voller kluger Gedanken über die Liebe. Die Autorin hat eine unaufdringliche Art zu Erzählen und Situationen dabei von allen Seiten zu beleuchten.

Trotzdem die Frauen Nishino förmlich erliegen, wirken sie doch stark und interessant. Die Frauen und Nishino kommen gleichermaßen zur Geltung. Nishino hat was Geheimnisvolles und lässt sich nicht greifen. Ist er einfach ein perfekter Liebhaber, der die Wünsche der Frauen errät oder ist er schwach, unfähig sich zu binden und zu lieben? In jedem Fall gibt er eine schillernde Persönlichkeit ab.

Ein kluges Buch über Liebe in den unterschiedlichsten Formen. Ein besonders gutes Buch.

Bewertung vom 23.02.2019
Liebende
Ho-seung, Jeong

Liebende


sehr gut

Berührende und kluge Fabel

In "Liebende" schreibt der koreanische Dichter Jeong Ho-seung von der Liebe und dem Erkennen des eigenen Wesens. Die Geschichte ist wunderschön bebildert.

Blauperlenauge und Schwarzperlenauge sind zwei Karpfen, die Windspiele schmücken. Ein Mönch kauft sie und hängt sie an jeweils eine Ecke eines Tempels. Dort sind sie in tiefer Liebe verbunden, bis Blauperlenauge Fernweh bekommt und davon fliegt, um nach seiner Bestimmung zu suchen.

In der sich entwickelnden Suche nach sich selbst geht es um die existenziellen Fragen des Lebens. Blauperlenauge begegnet verschiedenen Wesen, lernt Freundschaft und Liebe kennen, bekommt tiefe Wunden und kommt immer wieder in schwierige Situationen. Am Ende macht die Geschichte einen Bogen und wird rund.

Wie in Fabeln üblich bekommen Tiere und Gegenstände Leben, können Fühlen und Sprechen. Alles scheint möglich und auf existenzielle Fragen folgen kluge und poetische Antworten. Als Dichter hat der Autor sich sichtbar ausgelebt. Der Text ist sehr poetisch und gespickt mit Lebensweisheiten. Zeitweise fühle ich mich an die Geschichten von Paulo Coelho erinnert. Gleichzeitig ist das Geschehen sehr berührend und macht nachdenklich.

Störend war zwischenzeitlich, dass die Geschichte kitschige Züge hat und auf wenigen Seiten (etwas über 100) inhaltlich sehr kompakt ist. So war es schwer immer hinterher zu kommen. Womöglich zeigen sich auch darin Eigenschaften von Fabeln. Also nicht für Jeden was.

Eine berührende und kluge Fabel - ein fliegender Karpfen auf der Suche nach sich Selbst.

Bewertung vom 18.02.2019
Zwischen uns die Sterne
Sivec, Tara

Zwischen uns die Sterne


gut

Erst im letzten Drittel spannend

Cameron, Everett und Aiden nennen sich als Kinder die drei Musketiere, schützen sich gegenseitig und haben ihre Rituale. Zu jedem Geburtstag sitzen sie in ihrem Baumhaus im Camp von Cameron's Eltern und schreiben ihre Wünsche auf. Cam und Everett verlieben sich ineinander, ohne das der jeweils Andere davon weiß und finden so nie zueinander. Als Aiden später an einer schweren Krankheit stirbt, erfährt Everett dies zu spät, Cameron muss ihn alleine beerdigen. Und dann kommt auch noch das Camp in eine schwere finanzielle Krise.

Die Geschichte ist in längere nummerierte Kapitel unterteilt, in der Cameron, Everett und Aiden jeweils aus ihrer Sicht erzählen. Die Erzählung wechselt dabei zwischen der Vergangenheit, in der sie als Kinder ihre Wünsche aufgeschrieben haben und der aktuellen Situation.

In den ersten zwei Dritteln des Buches dreht sich die Geschichte im Kreis. Es geht gefühlt endlos um die Gefühle zwischen Everett und Cam, die sie sich gegenseitig nicht gestehen, verzweifeln und sich zurück ziehen. Erst im letzten Drittel nimmt das Buch an Fahrt auf, die Beiden lösen sich aus ihrer Vergangenheit.

Die Geschichte erwärmt das Herz. Die Sehnsüchte, Ängste und Schuldgefühle der Hauptfiguren sind gut spürbar und berührend. Zum Ende gibt es aufregende erotische Szenen. Zusammen mit dem Teil, in dem eine große Bedrohung deutlich wird, wirkt die Geschichte auf die letzten paar Meter aber etwas überfrachtet.

Gefühl- und lustvolle Geschichte, die erst im letzten Drittel spannend wird.

Bewertung vom 31.01.2019
Saligia
Oppermann, Swantje

Saligia


sehr gut

Fortsetzung folgt...?

Mit "Saligia" hat Swantje Oppermann erneut ein Jugendbuch geschrieben, in dem es darum geht sich als Außenseiter zu fühlen und seinen Platz zu suchen.
Keira muss mit ihrem ständigen unkontrollierbaren Zorn leben, der auch Fremde dazu bringt sich unerwartet zu Prügeln. Der Vater wurde von der Mutter, in Notwehr getötet, als sie erst drei Jahre alt war. Seitdem lebt Keira mit einer großen Schuld. Als ihr ein Fremder folgt und ihr erklärt, dass sie mit ihrer "Gabe" nicht alleine ist, sondern viele "Saligia" eine der Todsünden in sich tragen, eröffnet sich ihr eine neue Welt.

Das Buch ist schön gestaltet, hat einen logischen Aufbau. In vier Teilen mit interessanten Überschriften und 59 nummerierten Kapiteln ist die Erzählung übersichtlich gestaltet. Der Text liest sich fließend und ist, bis auf die Vermenschlichung von Gegenständen sowie Sprachbildern, einfach gehalten. Ebenjene sorgen dafür, dass das Geschehen anschaulicher wird.

Keira ist eine sympathische Hauptfigur, die wegen ihrer Einsamkeit und Außenseiterrolle, dem "kaputten" Elternhaus das Mitgefühl der Lesenden weckt. Und das trotzdem sich die Spuren ihrer Zerstörungswut durch ihr Leben und das der Anderen ziehen. Sie wirkt stark und gleichzeitig hilflos, ermöglicht es den Lesenden sich mit ihr zu identifizieren. Ihr Leid ist spürbar und ebenso ihre Orientierungslosigkeit. Umso erleichternder ist es, als sie von den anderen Saligia erfährt.

Thematisch ist die Geschichte auf die Todsünden ausgerichtet. Es geht um Hochmut, Habgier, Lust, Zorn, Völlerei, Neid und Trägheit. Es ist spannend mitzuerleben, wie sich diese Laster in einzelnen Personen ausprägen und sich Dynamiken untereinander entwickeln. Die Erzählung hat durch dieses fantasievolle Thema und die Jugendliche-in-einem-Internat-Atmosphäre geeignete Eigenschaften für ein Jugendbuch zum Eintauchen.

Die Geschichte hat eine Sog-Wirkung und das Buch ist schnell gelesen. Die Geschichte hat trotz der simplen Thematik eine starke Wirkung. Doch das Ende ist offen und etwas holprig. So endet die Erzählung unerwartet und lässt Fragen offen. Das macht etwas unzufrieden, auch wenn es auf einen Nachfolgeband hoffen lässt.

Simple Geschichte zum Eintauchen und Abtauchen.

Bewertung vom 19.01.2019
Fünf Tage im Mai
Hager, Elisabeth R.

Fünf Tage im Mai


ausgezeichnet

Berührend und tiefgründig

Elisabeth R. Hager hat in "Fünf Tage im Mai" die besondere Beziehung zwischen Illy und ihrem Ur-Großvater Tatka beschrieben. Er, ein Auslaufmodell, sie, in der Orientierung müssen sie sich beide den Härten des Lebens stellen.

Die Geschichte besteht aus fünf Teilen, in jedem Teil wird ein Ausschnitt aus dem Leben der Beiden erzählt. Immer im Mai. Im Mai lernt sie einen Jungen kennen, im Mai feiern sie den Geburtstag von Tatka, im Mai muss sie eine folgenschwere Entscheidung treffen...

Der Autorin gelingt es durch die ausschnittweise Erzählung, trotzdem zwischen den Ereignissen Jahre liegen, ein umfassendes Bild der Situation entstehen zu lassen. Vielleicht bekommt die Geschichte auch durch diese intensiven Einblicke in Ausschnitten ihren Schwung. Die Erzählung ist lebendig und lässt sich gut begreifen. Tatka und Illy sind sehr sympathisch, mit ihren positiven und negativen Eigenschaften. Es entsteht Nähe zu den Beiden, die Gefühle sind spürbar und die Geschichte entwickelt einen Sog. Das Geschehen macht betroffen, Tiefgang der Aussagen ist rührend. Am Ende wird die Geschichte rund, alles macht Sinn.

Die Sprache ist durchzogen von verschriftlichtem Dialekt und fällt durch sehr kreative Metaphern und kluge Formulierungen auf.

Eine vollkommene Geschichte - berührend, eindrücklich und logisch aufgebaut. Tolle Literatur. Und immer im richtigen Maß.

Bewertung vom 09.01.2019
Good Morning, Mr. President!
Dorey-Stein, Beck

Good Morning, Mr. President!


ausgezeichnet

Mal eine andere Perspektive

Beck Dory-Stein beschreibt in ihrem Roman ihre fünf Jahre dauernde Tätigkeit im Weißen Haus zur Regierungszeit Obamas. Beck hat als Stenographin viel über den Alltag im Weißen Haus, die MitarbeiterInnen, die Auslandsreisen und ihre Begegnungen mit dem Präsidenten zu berichten. Dorey-Steins Roman steht für die jubelnde Anhängerschaft Obamas, Politikbegeisterung und das Erwachsen werden.

Kapitelweise schildert die Autorin ihren Alltag, ihre Sorgen bei der Jobsuche, dann die unglaubliche Zusage für einen Job im Weißen Haus. Neben ihrem intensiven Job bleibt nicht mehr viel Zeit für ihren Freund. Für Beck beginnt ein völlig neues Leben, dass sie einem Tagebuch ähnlich beschreibt. Die Lesenden bekommen umfassende Einblicke in ihre Erlebnisse, ihre Gedanken und Gefühle. Mit ihrem wunderbar humorvollen und fließenden Schreibstil schafft sie es zu Begeistern. In vielen Anekdoten erzählt sie von den spannenden Auslandsreisen, den Flügen mit der Air Force One und den vielen Besprechungen. Durch die Verwendung von internen Begriffen (POTUS: präsident of the United States; u. a.) schafft sie eine spürbare Nähe zum Geschehen. Die Atmosphäre, die sie beschreibt ist spannend, einladend und zum Wohlfühlen. Beck begegnet vielen sympathischen KollegInnen und erzählt mit viel Sprachwitz und Situationskomik von ihren Erlebnissen.

Ein wunderbar unterhaltsamer Roman über Obamas Regierungszeit: aus Sicht der Stenographin. Persönliche Geschichte verbunden mit dem politischen Geschehen. Gelungen!