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Luise-21
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Berlin

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Insgesamt 252 Bewertungen
Bewertung vom 08.08.2022
Dein Schweigen, Vater
Benda, Susanne

Dein Schweigen, Vater


ausgezeichnet

In ihrem beeindruckenden literarischen Debüt „Dein Schweigen, Vater“ begibt sich die Autorin Susanne Benda auf die Spuren der Kriegsvergangenheit in ihrer eigenen Familiengeschichte.

Inhalt:
Das Schweigen überwinden: Was ist es, das die Geschwister Maria und Uli so umtreibt? Woher stammen ihre Blockaden, wenn es um wichtige Lebensentscheidungen geht? Haben sie etwas mit dem Schweigen ihres Vaters zu tun, der mit 12 Jahren aus seinem glücklichen Leben in Brünn gerissen wurde? Und dem es nie möglich war, über seine Erlebnisse aus dem Mai 1945 zu sprechen, als seine Familie gemeinsam mit 27.000 weiteren deutschstämmigen Bewohnern aus der Stadt vertrieben wurde? Immer deutlicher erkennen Maria und Uli, dass die traumatischen Zustände ihres Vaters in ihnen fortleben, auch sie sind Vertriebene. Und ihnen wird klar, dass sie ihre eigenen Wege gehen müssen, um das Schweigen zu durchbrechen. Als sie sich zu einer Reise entschließen, wird schnell deutlich: Es wird eine Reise zu den Wurzeln ihrer Familie … In ihrem beeindruckenden Debüt begibt sich Susanne Benda auf die Spuren der Kriegsvergangenheit in ihrer eigenen Familie. Bis heute zeigen sich in der Generation der zwischen Anfang der 60er- und Mitte der 70er-Jahre Geborenen - der »Kriegsenkel« - dunkle Flecke, entstanden aus dem Schweigen der Eltern und Großeltern. Für Susanne Benda ist dieses Thema ein sehr persönliches. Vor dem Hintergrund ihrer eigenen Familiengeschichte hat sie sich intensiv mit den Auswirkungen dieses Schweigens auseinandergesetzt. Im Anhang schildert sie die Hintergründe des »Brünner Todesmarsches«.

Meine Meinung:
Die Autorin erzählt auf zwei Zeitebenen von ihrer eigenen Familiengeschichte, über die Erlebnisse ihres Vaters während des Zweiten Weltkrieges und wie die traumatischen Zustände auf sie und ihren Bruder, nachgewirkt haben.

Ihr Vater Paul ist gerade mal 12 Jahre alt, liebt seine Freunde Marie und Pavel, mit denen er am liebsten seine Zeit verbringt. Doch kurz nach dem Krieg, verändert sich für alle das Leben. Deutsche werden mit einer weißen Binde um den Arm gekennzeichnet, ihr Hab und Gut wird enteignet und sie werden gezwungen in Kellern zu hausen. An Fronleichnam, dem 31. Mai 1945, werden sie vertrieben und auf einen Marsch geschickt. Ohne Essen und Trinken bei senkender Hitze haben alte, schwache und kranke Menschen keine Chance zu überleben, denn wer zurückbleibt wird erschossen. Historisch belegt wurde dieser Tag als „Der Brünner Todesmarsch 1945“.

Paul überlebt und wird von seiner Tante in Wien großgezogen. Über seine Erlebnisse wird er nie reden, da sie tiefe Verletzungen in ihm hinterlassen haben. Selbst als er eine eigene Familie gründet, spricht er nie aus seiner Vergangenheit und weicht deren Fragen aus. Er zieht sich immer mehr in sich, zurück.

Erst nach dem Tod ihres Vaters, machen sich seine Kinder Maria und Uli, auf Spurensuche in die Vergangenheit. Es wird eine Reise zu den Wurzeln ihrer Familie …

Fazit:
Mit ihrer Recherche und ihrem bewegenden Schreibstil, ist es der Autorin hervorragend gelungen, die Nachwirkungen über sich selbst als Nachkriegsgeneration, zu schildern.
Von mir 5 Sterne eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 01.08.2022
Träume / Das Tor zur Welt Bd.1
Georg, Miriam

Träume / Das Tor zur Welt Bd.1


ausgezeichnet

Das neue Buch der Autorin Miriam Georg „Das Tor zur Welt - Träume“ ist der erste Teil der dramatischen Saga um die Hamburger Auswandererstadt. In den Hamburger Auswandererhallen warten sie auf ihre Schiffe, haben alles zurückgelassen in der Erwartung auf ein besseres Leben.

Inhalt:
Jeden Tag arbeitet die junge Ava bis zur Erschöpfung auf dem Moorhof im Alten Land. Jede Nacht träumt sie vom Meer. Die Erinnerung an ihre Familie ist von Jahr zu Jahr mehr verblasst, kaum weiß sie noch den Namen ihrer Mutter. Irgendwann will Ava sie in Amerika wiederfinden.

Claire Conrad ist reich. Sie ist schön. Und in ihrem willensstarken Kopf stehen die Zeichen auf Rebellion. Sie will reisen, die Welt sehen, aus den strengen Regeln der Gesellschaft ausbrechen, sie träumt davon, dass ihr Leben endlich anfängt! Wenn wenigstens der Reedersohn Magnus Godebrink um ihre Hand anhalten würde …

Hamburg ist in Aufruhr. Die Cholera hat ihre Spuren in der Stadt hinterlassen. Zahllose Reisende passieren die Hafenmetropole auf ihrem Weg in die Neue Welt, getrieben von der Hoffnung auf ein besseres Leben. In der Auswandererstadt begegnen sich Ava und Claire – zwei Frauen, verschieden wie Ebbe und Flut.

Doch das Schicksal schweißt sie untrennbar zusammen.

Meine Meinung:
Ava lebt bei Pflegeeltern in recht ärmlichen Verhältnissen und das Geld ist immer knapp. Trotz der schweren Arbeit auf dem Moorhof im Alten Land, reicht es nicht mal um satt zu werden. Der Traum, ihre wahre Familie, an deren Namen sie sich schon nicht mehr erinnern kann, in Amerika wieder zu finden, hält sie am Leben.
Ihre Pflegeeltern entschließen sich wie so viele in dieser Zeit, nach Amerika auszuwandern. In Hamburg angekommen, wütet die Cholera und plötzlich steht Ava alleine da. Als 14jährige hilft sie in den Auswandererhallen, um sich die Überfahrt nach Amerika leisten zu können und trifft in diesen Hallen auf Claire, die aus ganz anderen Gründen hier arbeitet.

Claire ist genau das Gegenteil von Ava. Sie ist reich geboren, schön und will sich aus den Zwängen, die die Gesellschaft ihr aufzwingt befreien. Einen starken Willen um ihre Ziele zu erreichen, hat sie auf jeden Fall aber ihre hochnäsige Art, steht ihr dabei oft im Weg. Zunächst begegnen Ava und Claire sich eher distanziert, doch das Schicksal schweißt sie untrennbar zusammen.

In einer sehr gelungenen abwechselnden Erzählweise, schildern Ava und Claire aus ihrer Sicht, was sie in die Auswandererstadt geführt hat und wie sich ihr Alltag gestaltet.

Fazit:
Mit ihrem flüssigen und fesselnden Schreibstil, ist es der Autorin hervorragend gelungen, mit dem Auftakt ihrer neuen Reihe, eine interessante und aufwühlende Geschichte über die Hamburger Auswandererstadt, zu erzählen. Die Autorin versteht es einfach ausgezeichnet, ihre Charaktere facettenreich und authentisch darzustellen.
Mich konnte die Geschichte fesseln und ich freue mich schon jetzt auf die Fortsetzung.
Von mir 5 Sterne und absolute Leseempfehlung.

Bewertung vom 19.07.2022
Gotteshand und Teufelsbiss
Ambrosius, Christine

Gotteshand und Teufelsbiss


ausgezeichnet

Die Autorin Christine Ambrosius, erzählt in ihrem neuen Roman "Gotteshand und Teufelsbiss" eine spannende historische Krimi Geschichte aus dem 17. Jahrhundert über Giftmorde in europäischen Herrscherhäusern, die zur Zeit des Barock ebenso an der Tagesordnung wie der feste Glaube an wirksame Liebes- und Schadenzaubereien, waren.

Meine Meinung:
Schon alleine das Cover sowie der Klappentext und die Gestaltung des Buches haben mir sehr gut gefallen, ja mich richtig neugierig auf eine schöne Geschichte über Heilerinnen und Zauberinnen aus dem 17. Jahrhundert gemacht.

Nach dem Auftauchen des Priesters Voscherau und seinen Drohungen gegen Sabina und ihrer Töchter Aurelia und Lena, sind sie in ihrem Dorf nicht mehr sicher. Aurelia, geht nach Dresden und will den Apothekersohn, heiraten, während Sabina sich mit Lena auf den Weg nach Moritzburg macht. Lena, kann sich den plötzlichen Wandel ihrer Mutter in Moritzburg nicht erklären und macht sich auf den Weg nach Dresden. In der Apotheke findet sie zwar eine Unterkunft muss dafür aber für ihren Unterhalt selbst aufkommen, indem sie arbeitet und sich um Vater und Sohn, kümmert. Aurelia, wird durch die Vermittlung von Martin de Spina, am Hof angestellt und eine Heirat mit dem Apothekersohn, kommt für sie nicht mehr in Frage.

Am Dresdner Hospital häufen sich immer mehr Giftanschläge, die der Stadtchirurg Martin de Spina nicht zur Ruhe kommen lassen, bis er sich entschließt, der Ursache auf den Grund zu gehen. Lena, wird durch ihre Kenntnisse in der Kräuterheilkunde und ihrer Arbeit in der Apotheke, für viele zu einer begehrten Person! Die Frage ist nur, für welchen Zweck? Eine Anziehung zwischen Lena und Martin de Spina wird immer spürbarer aber nicht wirklich greifbar. Bis Lena wegen Hexerei angeklagt wird und ins Gefängnis kommt. Die Folgen sind ziemlich turbulent und scheinbar kann keiner sie aus den Fängen Voscheraus, befreien!

Es gibt weitere Verletzte und Tote, die nicht nur alle vergiftet wurden. Martin de Spina und ein paar wenige Vertraute, sind auf der Suche um welche Mittel es sich handeln könnte und wer diese besitzt. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt, denn alle tappen im Dunkeln und die einzige Hoffnung scheint immer noch Lena zu sein!

Die Spannung steigt und immer mehr klären sich ungelöste Fragen und Geheimnisse, die lange im Verborgenen lagen.

Fazit:
Der Autorin ist hier eine interessante und lesenswerte fiktive Geschichte über die Zeit der Giftmorde am Kurfürstenhof des Johann Georg III gelungen, die sorgfältig recherchiert in die historischen Fakten eingebettet sind. Die Protagonisten und selbst die Nebenfiguren sind im Handlungsverlauf sehr gut dargestellt und eingebunden. .
Von mir 5 Sterne und eine Leseempfehlung!

Bewertung vom 18.07.2022
Schritt ins Licht
Carsta, Ellin

Schritt ins Licht


ausgezeichnet

Die Autorin Ellin Carsta, erzählt aus ihrer neuen Reihe Band 1 „Schritt ins Licht“, eine aufregende und spannungsgeladene Geschichte über die nächste Generation der mittlerweile erwachsenen Kinder der Hansens, die in aller Welt verstreut sind und ihren eigenen Weg gehen müssen.

Inhalt:
Hamburg 1924: Amala Hansen, die Tochter von Luise und Hamza, will endlich ihre Familie in Deutschland kennenlernen. Georg Hansen ist dankbar für den frischen Wind, den die ehrgeizige junge Frau aus den USA in die alte Villa bringt. Amala möchte Schauspielerin werden, doch sie trifft auf eine Welt voller Vorurteile. Genau wie ihre Mutter denkt sie jedoch nicht daran, aufzugeben, und arbeitet stattdessen nur umso härter an ihrer Karriere. Kann sie alle Widerstände überwinden?

Franz Loising hat das Kaffeehaus seiner Mutter in Wien übernommen, kann seine Aufgaben aber kaum ausführen. Der einst so frohe junge Mann hat mit seinen Erfahrungen aus dem Ersten Weltkrieg zu kämpfen. Gelingt es ihm, sein Trauma aufzuarbeiten und in sein normales Leben zurückzukehren?

Meine Meinung:
Die Gestaltung des Buches hat mich außerordentlich mit dem sehr detailliert aufgeführten Familienstammbaum und der tollen Hinweise zu jedem Kapitel mit der Angabe des Ortes und Datums sowie eines Zitates des jeweiligen über sich erzählenden Familienmitgliedes, total begeistert. Mir gelang es dadurch recht schnell zu erfahren, was die Protagonisten gerade denken, sich erhoffen oder welche Ängste sie plagen.

Der Einstieg in die Geschichte beginnt mit dem bewegenden Prolog über Luise und führt zu ihrer Tochter Amala, die endlich ihre Familie kennenlernen möchte und als Erstes nach Hamburg zu ihrem Großonkel Georg, reist. Georg Hansen ist vom ersten Augenblick an, total begeistert von Amala und unterstützt sie tatkräftig, ihren Weg ins Theater zu finden. Durch ihre mokkafarbene Hautfarbe ist Amala vielen Vorurteilen ausgesetzt und findet zunächst keine Aufnahme am Theater. Die Herausforderung selbst ein Theaterstück zu schreiben, nimmt sie dank der Unterstützung ihrer Tante Frederike und ihres Großonkels Georg, an. Köstliche Szenen, mit herrlichen Dialogen sind die Folge und werden sicher im nächsten Band, ihre Fortsetzung finden.

Endlich findet Franz einen Weg sich zu öffnen und erhält unerwartete Hilfe. Wird es ihm gelingen, sein Trauma zu überwinden und zu sich selbst finden! Eine spannende Frage, die noch offen bleibt.

Unglaublich lesenswert fand ich auch jedes weitere Familienmitglied, mit ihren Sorgen und Hoffnungen, kennenzulernen.

Fazit:
Mit ihrem flüssigen und fesselnden Schreibstil, ist es der Autorin hervorragend gelungen, mit dem Auftakt ihrer neuen Reihe, eine interessante und aufwühlende Geschichte über die Kinder der Hansens, zu erzählen. Die Autorin versteht es einfach ausgezeichnet, ihre Charaktere leidenschaftlich darzustellen und lebendig werden zulassen.
Mich konnte die Geschichte fesseln und hat mich bis zum Ende mitfiebern lassen. Ich freue mich schon ganz riesig auf den Folgeband.
Von mir 5 Sterne und absolute Leseempfehlung.

Bewertung vom 12.07.2022
Flucht aus Formosa
Vanek, Tereza

Flucht aus Formosa


ausgezeichnet

Die Autorin Tereza Vanek, erzählt in ihrem zweiten Band „Flucht aus Formosa“ aus der Taiwan-Reihe nach dem Auftakt „Sturm über Formosa“, eine bildgewaltige und spannungsgeladene Geschichte über die gewaltsame Landenteignung durch die chinesischen Machthaber und verbindet die historischen Fakten mit einer berührenden Liebesgeschichte.

Inhalt:
Formosa, 1663: Während die Holländerin Emma im Dorf der Ureinwohner versucht, mit der gewaltsamen Landenteignung durch die chinesischen Machthaber zurechtzukommen, wird ihre Schwester Sophie zu einer Heirat mit dem Feind gezwungen. Doch beide wollen nur eines: nach Europa zurückkehren. Wider Erwarten entwickelt Sophie starke Gefühle für ihren Ehemann Bai Jun. Nun muss sie sich zwischen einem gemeinsamen Leben mit Emma in ihrer alten Heimat und ihrem Herzen entscheiden. Unterdessen verliebt sich der Gelehrte Pieter auf dem Festland entgegen aller Regeln in das wissensdurstige Dienstmädchen Lanfang. Als Lanfang zum Tode verurteilt wird, scheint eine gefährliche Flucht der einzige Ausweg für die beiden zu sein …

Meine Meinung:
Der Autorin ist hier eine tolle und lesenswerte Fortsetzung ihrer Taiwan-Reihe, gelungen, die mich von Anfang an begeistern konnte.

In drei unterschiedlichen Handlungssträngen wird das Leben der beiden Schwestern Emma und Sophie, die während der chinesischen Machtübernahme auf Formosa getrennt wurden und dem Gelehrten Pieter, erzählt. Ob sie sich je wieder begegnen werden …

Die Abhängigkeit von den chinesischen Eroberer und deren Wohlwollen, kann sich jeder Zeit ändern und macht die Situation auf Formosa, nicht einfach.
Emma muss alle ihre Träume begraben, denn sie wird nicht in die Fußstapfen ihres verstorbenen Vaters treten können um zu missionieren und auch keine Schule eröffnen, können. Die Einheimischen werden von den Chinesen vertrieben und Emma macht sich mit dem Vater ihres Kindes, dem Häuptlingssohn Frans auf den Weg um einen neuen Ort zu finden.

Sophie, lebt als Gefangene des Machthabers in dessen Harem und kann sich mit der Tochter anfreunden, was ihr letztendlich unbewusst Vorteile, bringt. Sie hat nur den einen Wunsch, einen holländischen Mann zu finden um eine eigene Familie zu gründen. Eine holländische Gefangene, die in der Küche arbeitet, überredet Sophie zur Flucht doch durch Verräter, wird diese verhindert. Sophie wird zu allem Elend mit einem Chinesen verheiratet aber bald schon, stellen sich Gefühle für ihn ein.

Der Gelehrte Pieter, wird Dolmetscher und Vermittler zwischen den Machthabern und Holländern. Als Dank der Machthaber, bekommt er sein eigenes Dienstmädchen Lanfang, in die er sich Hals über Kopf, verliebt.

Nach vielen tragischen Ereignissen auf jeder Handlungsebene, gibt es für die beiden Schwestern und dem Gelehrten Pieter, ein Wiedersehen und schnell reift bei ihnen der Plan zur Flucht aus Formosa. Nur durch eine unerwartete Hilfe, gelingt das Unterfangen. Wie wird sich Sophie entscheiden?

Fazit:
Der Autorin ist es hervorragend gelungen, mit ihren fiktiven Charakteren und historischen Ereignissen, eine sehr bewegende und spannende Geschichte über das Leben unter der Herrschaft der Chinesen auf Formosa, zu erzählen. Die drei Handlungsstränge bewegen sich elegant nebeneinander her und verknüpfen sich geschickt am Ende zu einer perfekten Einheit.
Das Buch hat alles, was für mich eine fesselnde historische Geschichte ausmacht und ein Ende, mit dem ich sehr zufrieden bin.
Von mir 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 11.07.2022
Findelmädchen
Bernstein, Lilly

Findelmädchen


ausgezeichnet

Die Autorin Lilly Bernstein, erzählt in ihrem neuen Roman „Findelmädchen“, eine bewegende und spannungsgeladene Geschichte über Helga und deren Bruder Jürgen, die nach Jahren in Frankreich zurück nach Köln dürfen, als ihr Vater doch noch aus russischer Kriegsgefangenschaft zurückkehrt

Inhalt:
Köln 1955: Die 15-jährige Helga und ihr Bruder Jürgen leben endlich wieder bei ihrem aus russischer Kriegsgefangenschaft heimgekehrten Vater. Von der Mutter fehlt seit Kriegsende jede Spur. Der Vater baut sich mit einem Büdchen eine neue Existenz auf, Jürgen beginnt bei Ford. Helga aber, die sich nichts sehnlicher wünscht, als aufs Gymnasium zu gehen, soll sich in der Haushaltungsschule auf ein Leben als Ehefrau vorbereiten. Während eines Praktikums im Waisenhaus muss sie entsetzt mitansehen, wie schlecht die Kinder dort behandelt werden. Schützend stellt sie sich vor ein sogenanntes »Besatzerkind«. Und sie verliebt sich. Doch die Schatten des Krieges bedrohen alles, was sie sich vom Leben erhofft hat …

Meine Meinung:
Der Autorin, ist es wieder hervorragend gelungen, eine fesselnde und herzergreifende Geschichte zu schreiben, die mich gut in die 50er Jahre und das Schicksal der Nachkriegskinder haben eintauchen lassen.

Jürgen bekommt direkt eine Stelle bei Ford und Helgas sehnlichster Wunsch, aufs Gymnasium zu gehen, erfüllt sich nicht. Auf einer Haushaltsschule soll sie sich auf ein Leben als Ehefrau vorbereiten. Im Rahmen eines Praktikums wird Helga im Waisenhaus eingesetzt und ist entsetzt über das Leid der Kinder sowie der Kaltherzigkeit der Nonnen, dass selbst zehn Jahren nach Kriegsende noch in deren Köpfen vorhanden ist. Diese Erfahrung muss Helga im Waisenhaus mehrmals machen, vor allem die farbige kleine Bärbel, ein Besatzerkind, die es besonders schwer hat.

Das Leben in ihrer alten Heimat ist nicht so einfach, wie die Geschwister es sich vorgestellt haben, denn viele Erinnerungen an die Kriegszeit, sind einfach noch vorhanden und noch lange nicht verarbeitet. Was mit ihrer Mutter passiert ist, wissen sie nicht und keiner kann ihre Fragen beantworten.

In Form von Tagebucheinträgen aus dem Krieg kommen immer mehr Details der Mutter und über die Vergangenheit des Vaters ans Licht, mit der niemand gerechnet hat.

Fazit:
Die Autorin hat mit ihrem bewegenden Schreibstil das Leben der beiden Geschwister und deren Auswirkungen in der Nachkriegszeit, hervorragend bildlich und glaubhaft, dargestellt. Die Protagonisten und selbst die Nebenfiguren sind im Handlungsverlauf sehr gut dargestellt und hielten bis zum Ende viele Überraschungen und Wendungen bereit. Ich habe diesen Roman regelrecht verschlungen und hatte viele ergreifende Lesestunden.
Von mir 5 Sterne eine absolute Leseempfehlung

Bewertung vom 04.07.2022
Mama Melba
Conner, Christine

Mama Melba


ausgezeichnet

Die Autorin Christine Conner, erzählt in ihrem neuen Roman „Mama Melba“, eine spannungsgeladene Geschichte über eine junge Frau aus dem Schwarzwald im amerikanischen Bürgerkrieg.

Inhalt:
1860. Als das Schicksal die junge Köchin Melba aus dem Schwarzwald nach Louisiana verschlägt, steht Amerika kurz vor dem Bürgerkrieg. Auf der Belle Bleu Plantage weihen die Köchinnen sie in die Geheimnisse der akadischen und kreolischen Küche ein. Melba ist verzaubert. Doch täglich wird sie Zeugin der Sklaverei – ihrer Unmenschlichkeit, ihrer Grausamkeit. Freundschaft erfährt sie bei den versklavten Arbeitern in den Schrotflinten-Hütten und bei den deutschen Immigranten am Mississippi. Besonders zu dem Schmied Kwasi fühlt sie sich bald hingezogen. Als der Krieg ausbricht und mit ihm die Hoffnung auf Freiheit, setzt Melba alles aufs Spiel, um denen zur Seite zu stehen, die sie liebt.

Meine Meinung:
Mit ihrem flüssigen Schreibstil, ist es der Autorin hervorragend gelungen eine spannende und feinfühlige Geschichte über die junge Köchin Melba, die aus dem Schwarzwald nach Amerika auswandert, zu erzählen.
Ihre eigene Leidenschaft neben dem Schreiben ist das Kochen und beides verknüpft sie geschickt mit ihrer Protagonistin Melba und der Südstaaten-Küche zu einer bildgewaltigen Geschichte.

Wer A sagt, muss auch B sagen und dies wird für Melba zu ihrem ganz persönlichen Alphabet, mit dem sie jede ihrer Handlungen hinterfragt. Etwas naiv kommt Melba auf die Plantage Belle Bleu und bekommt eine Stelle als Köchin. Die Südstaaten-Küche ist ihr zwar fremd aber sie findet große Unterstützung durch die Haussklaven und findet sich schnell zurecht. Nach und nach wird aus der naiven Melba eine nachdenkliche und einfühlsame Person, die sich besonders zu den Sklaven hingezogen fühlt und von diesen auch angenommen wird. So entgeht ihr auch nicht das große Unrecht und die Grausamkeit der Plantagenbesitzer gegenüber ihren Sklaven. Oft ist sie versucht einzugreifen, wird aber von den Sklaven zurückgehalten, die ihre Herrschaft besser kennt. Eine ungeheure Wandlung vollzieht sich bei Melba, die langsam aber sicher hinter all das Geschehen, blickt. Ablenken kann sie sich nur mit dem Kochen und Backen, was sie mit Leidenschaft, zelebriert.

Als der Krieg ausbricht und mit ihm die Hoffnung auf Freiheit, setzt Melba alles daran, den größten Übeltäter zu stellen.

Fazit:
Die Autorin hat mit so einer Leichtigkeit die Geschichte begonnen doch schnell stellt sich heraus, dass da noch viel mehr dahinter steckt: Die traurige Vergangenheit von Melba in ihrem Elternhaus, der Sklaverei in den Südstaaten und letztendlich der Bürgerkrieg. Gekonnt und glaubhaft, sind die Ereignisse im Handlungsverlauf, gut eingebunden und hielten bis zum Ende viele Überraschungen und Wendungen bereit. Das Buch hat mir sehr gut gefallen.
Von mir 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 02.07.2022
Was ich nie gesagt habe / Gretchen Bd.2 (eBook, ePUB)
Abel, Susanne

Was ich nie gesagt habe / Gretchen Bd.2 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Die Autorin Susanne Abel, erzählt in ihrem 2. Band der Gretchen-Reihe „Was ich nie gesagt habe“, eine weitere spannungsgeladene Geschichte in dem wie im ersten Buch, Geschichte und Gegenwart hervorragend miteinander verknüpft werden.

Inhalt:
Tom Monderath ist frisch verliebt: Mit Jenny erlebt er die glücklichste Zeit seines Lebens. Bis er durch Zufall auf seinen Halbbruder Henk stößt, der alles über ihren gemeinsamen Vater wissen will. Doch Konrad starb vor vielen Jahren und seine demente Mutter Greta kann Tom nicht befragen. Als sich weitere Halbgeschwister melden, wird es Tom zu viel. Jenny und Henk hingegen folgen den Spuren Konrads. Selbst fast noch ein Kind, kämpfte Toms Vater im Krieg, geriet in amerikanische Gefangenschaft, bevor er in den späten 40er-Jahren nach Heidelberg kommt. Dort verliebt er sich Hals über Kopf in die junge Greta, nicht ahnend, dass ein Geheimnis aus der dunkelsten Zeit des Nationalsozialismus ihre gemeinsame Familie ein Leben lang begleiten wird ...

Meine Meinung:
Die Autorin erzählt in ihrem zweiten Buch diesmal die Geschichte rund um Gretchens Familie, die wie im ersten Buch, Vergangenheit und Gegenwart spannend und geschickt miteinander verknüpft.

In der Gegenwart: Tom Monderath, wie vor den Kopf gestoßen als er durch Zufall auf einen Halbbruder stößt und sich dieser auch noch bei ihm meldet und mehr über seinen Vater wissen will. Nach einigem Zögern von Tom, treffen sich beide Brüder und stellen verblüfft fest, wie ähnlich sie sich sind. Henk sucht über eine DNA-Bank nach weiteren Halbgeschwistern und löst damit eine Lawine aus. Tom, der nie ein gutes Verhältnis zu seinem Vater hatte, verspürt nur noch mehr Missfallen gegenüber seinem Vater, der die Mutter scheinbar nach Strich und Faden, betrogen hat.

In der Vergangenheit: Konrads Geschichte beginnt während der Kriegszeit und dem tragischen Verlust seiner eigenen Familie, seinem Einsatz im Krieg und der harten Nachkriegszeit. Außer einem Onkel in sibirischer Kriegsgefangenschaft, hat er keine weiteren Verwandten mehr. Für ein Medizin-Studium geht er nach Heidelberg und lernt dort Greta kennen, die aber durch ihren Verlust und Schmerz, in einem Schneckenhaus lebt. Konrad, hat keinen leichten Stand mit ihr, lässt aber nicht locker, bis sie einwilligt ihn zu heiraten. Das Leben hätte so schön sein können, wäre da nicht sein Onkel aus sibirischer Kriegsgefangenschaft, zurückgekommen …

Der Schein trügt und für Tom kommt der Tag der bitteren Wahrheit …

Fazit:
Die Autorin hat mit ihrem bewegenden Schreibstil das Leben von Konrad und Greta in der Kriegs- und Nachkriegszeit sowie deren Auswirkungen auf Tom in der Gegenwart, hervorragend bildlich und glaubhaft, dargestellt. Die Protagonisten und selbst die Nebenfiguren sind im Handlungsverlauf sehr glaubwürdig dargestellt und hielten bis zum Ende viele Überraschungen und Wendungen bereit. Ich habe diesen Roman regelrecht verschlungen und hatte viele ergreifende Lesestunden.
Von mir 5 Sterne eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 24.06.2022
Virginia und die neue Zeit / Die Liebenden von Bloomsbury Bd.1
Martin, Stefanie H.

Virginia und die neue Zeit / Die Liebenden von Bloomsbury Bd.1


ausgezeichnet

In ihrer Trilogie »Die Liebenden von Bloomsbury« erzählt Stefanie H. Martin von der Bloomsbury Group, einer Gruppe junger Menschen, deren Leben und Lieben die Welt in die Moderne führen sollten.

Inhalt:
London, 1903. Während ihre Schwester Vanessa Kunst studieren möchte, will die hochintelligente Virginia nur eines: schreiben – und zwar in einer neuen Form, der modernen Welt angemessen. Mit ihren Brüdern gründen sie eine Wohngemeinschaft in Bloomsbury, die schon bald zum Hort geistiger Freiheit und Inspiration wird. Doch die Gesellschaft ihrer Zeit sieht für unverheiratete Frauen kein Leben in Freiheit vor, und immer wieder verlangt man von Virginia, sich einen Ehemann zu suchen ...

Meine Meinung:
Die Autorin fängt mit ihrem poetischen und flüssigen Schreibstil geschickt die Zeit und die Stimmung des beginnenden 20. Jahrhunderts ein.

In dem biografischen Roman dreht es sich um die Familie Stephen, allen voran Virginia (spätere Woolf) und Vanessa (spätere Bell), die nach dem Tod ihres Vaters mit ihren beiden Brüdern eine Wohngemeinschaft gründen und nach Bloomsbury ziehen. Sie wagen damit den ersten Schritt hinaus aus den Erwartungen ihres Umfelds und in ein selbstbestimmtes Leben.

Die Anfänge der Bloomsbury Group bestand aus einer Gruppe gut ausgebildeter junger Intellektueller, meist Absolventen der Universität Cambridge, die sich zu Diskussionsrunden über Literatur, Kunst und Wissenschaft im Haus der Stephen-Geschwister Virginia, Vanessa, Toby und Adrian in Bloomsbury, trafen. Erstaunlich fand ich ihre Offenheit und Sprache über Sexualität, ihren Eifersüchteleien und der Kuppelungsversuche untereinander.

Die sensible und hochintelligente Virginia hat eine labile Persönlichkeit und leidet an manisch-depressiven Schüben, während sie gleichzeitig vor genialem Wortwitz, tiefschürfenden Gedanken und überbordender Fantasie, sprüht. Virginias Kindheit war von strenger viktorianischer Erziehung und männlicher Dominanz geprägt. Die Autorin nennt auch explizit den Missbrauch durch den Halbbruder George beim Namen, der möglicherweise der Grund für ihre Krankheit und ihre Abneigung Männern gegenüber war.

Ein ganz besonderer Fixpunkt in Virginias Leben ist ihre Schwester Vanessa. Beide lieben sich sehr, neiden einander aber das Talent und sehnen sich doch gleichzeitig nach dem Lob der anderen. Als Vanessa heiratet und ihren eigenen Haushalt gründet, drängt sich Virginia immer wieder in das Leben und die Ehe ihrer Schwester. Virginia verdient ihren Lebensunterhalt mit dem Schreiben von Artikeln und Rezensionen. Befeuert durch die Teilnahme am intellektuellen Zirkel der Bloomsberries und den Lobeshymnen ihres Schwagers Clive Bells beginnt sie außerdem ihren ersten Roman.

Fazit:
Der Autorin ist es hervorragend gelungen, mit ihrem flüssigen Schreibstil und ihrer ausführlichen Recherche die historischen Ereignissen und die Stimmung des beginnenden 20. Jahrhunderts, einzufangen. Die Protagonisten und deren Dialoge sind im Handlungsverlauf sehr interessant dargestellt und gut eingebunden. Mir hat der Auftakt der großen Saga über die Frauen von Bloomsbury, sehr gut gefallen und ich bin schon auf den zweiten Teil sehr gespannt.
Von mir 5 von 5 Sternen und eine Leseempfehlung!