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Benutzername: 
Anett H.
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BRB

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Insgesamt 416 Bewertungen
Bewertung vom 26.10.2022
Mord im Jenseits
Winger, Luc

Mord im Jenseits


ausgezeichnet

„Mord im Jenseits – Illusion oder Realität“ von Luc Winger habe ich als ebook mit 177 Seiten gelesen, die in 14 Kapitel eingeteilt sind. Es ist der 17. Saint-Tropez-Krimi.
Der Prolog aus dem Jahr 1967, in dem sechs Frauen eine Seance abhalten, um zwei vermisste Jugendliche aus Cogolin zu finden, lässt vermuten, dass es auch in der Gegenwart mysteriös wird. Erst recht, als Claude und Miriam zum Geburtstag der Oma fahren, die in dem gleichen Ort wohnt, wie die damals Vermissten. Schon die Hinfahrt wird ein Horrortrip. Am nächsten Tag gibt Oma Agatha bei Gendarm Hugo Martin eine Vermisstenmeldung auf. Auf ihrer Suche nach den jungen Leuten finden Hugo und die Commissaire Lucie Girard Schreckliches. Noch Unheimlicher wird es, als kurz danach Claude und Miriam völlig orientierungslos in einem kleinen Ort auftauchen, sie haben ihr Gedächtnis verloren und denken, die seien Leila und Laurent, die vor 10 Jahren verschwunden sind.
Nun beginnt für Lucie und Hugo eine Menge Arbeit. Lucie bekommt mit Louisa Benin eine neue junge Kollegin, die sie bei diesem Fall begleitet. Schnell werden sie zu Freundinnen, bis Louisa ihr ein Geständnis macht, dessen Folgen noch nicht abzusehen sind.
Dieses Buch ist mal ganz anders als die sonstigen. Nicht nur, weil es noch einen zweiten Teil gibt, sondern auch die Handlung ist nicht eindeutig, der oder die Fälle nicht einfach zu lösen. Lucie wird in einen Sog von Verwirrungen hineingezogen, den sie sich am Ende vielleicht nicht mehr entziehen kann. Es ist November, oft Regen und trübes Wetter, was alles noch mysteriöser macht.
In diesem Teil gibt es fast keine Einblicke in Lucies Privatleben mit ihrem Mann Patrice oder ihren Kindern. Auch Capitaine Bruno Purenne fällt wegen einer Zahn-OP aus, sodass Lucie, Hugo und Louisa auf sich allein gestellt sind, um in der Zeit zurückzuwandern und herauszufinden, was 1967 passiert ist. Sie bekomme es mit Okkultismus, Seancen und einer verschwiegenen Dorfgemeinschaft zu tun.
Auch hier sind die Charaktere wieder sehr gut dargestellt. Die Hauptpersonen kenne ich ja schon seit 16 Teilen der Reihe und es ist schön mitzuerleben, wie sie sich entwickelt haben. Nun kommt Louisa dazu und man muss schauen, wie sich das weiter gestaltet. Ich kann sie noch nicht richtig einschätzen. Hugo hat sie auch schon um den Finger gewickelt. Der blüht in diesem Fall richtig auf, ist wie immer sehr empathisch und engagiert. Auch das Salutieren vor Lucie hat er immer noch nicht aufgegeben. Ich mag ihn sehr.
Leider hört das Buch auf, als es richtig dramatisch wird. Ich hoffe, es dauert bis zum nächsten Teil nicht so lange.
Das Flair der 70er Jahre wird auch hier wieder sehr gut eingefangen und man fühlt sich in die Zeit zurückgesetzt.
Das Cover ist passend zum Inhalt, düster und geheimnisvoll.

Bewertung vom 24.10.2022
Wer mit den Toten spricht / Raven & Flyte ermitteln Bd.2 (MP3-Download)
Turner, A. K.

Wer mit den Toten spricht / Raven & Flyte ermitteln Bd.2 (MP3-Download)


ausgezeichnet

„Wer mit den Toten spricht“ von A.K. Turner habe ich als ungekürztes Hörbuch vom Verlag SAGE/Egmont mit einer Spieldauer von 679 Minuten gehört. Gesprochen wird es von Sandra Voss. Es ist der 2. Teil der Reihe von ‚Raven & Flyte ermitteln‘.
Cassie Raven arbeitet als Sektionsassistentin in der Rechtsmedizin. Der Hauptteil dreht sich um ihre Familie. Sie lebt seit ihrem 4. Lebensjahr bei ihrer Großmutter, weil ihre Eltern angeblich tödlich verunglückt waren. Doch nun erfährt sie von ihr, dass ihr Vater damals ihre Mutter umgebracht hat und jetzt nach 17 Jahren Gefängnis freigelassen wurde. Dann taucht ihr Vater plötzlich auf und behauptet, unschuldig zu sein. Sie tut sich schwer mit ihm und glaubt ihm auch nicht. Cassie ist total erschüttert und stellt Nachforschungen an. Dabei hilft ihr DS Phyllida Flyte, die sie von ihrem letzten Fall kennt. Ebenfalls ihr bester Freund aus Hausbesetzertagen, der unkonventioneller vorgehen kann. Aber nach und nach kommen mehr Details von damals ans Licht, die sie zweifeln lassen, ob ihr Vater wirklich ein Mörder ist.
Nebenbei hat Cassie natürlich noch ihre Arbeit in der Rechtsmedizin. Ein toter Jugendlicher wird eingeliefert, der angeblich Selbstmord begangen hat. Doch Cassie kommt zu einem anderen Schluss und hinterfragt die Geschehnisse solange, bis sie eine Lösung gefunden hat. Sie behandelt die Toten sehr respektvoll, spricht sie mit Namen an und bei den Hinterbliebenen geht sie sehr einfühlsam vor. Das gefällt mir sehr gut. Im Gegensatz zu ihren Kollegen, die die Toten wie ein Stück Fleisch behandeln.
Cassie sollte man nicht nach ihrem Äußeren beurteilen. Bestückt mit Piercings und Tattoos entspricht sie sicher nicht dem Bild einer Sektionsassistentin. Auch trinkt sie oft etwas zu viel und raucht auch mal einen Joint. Obwohl sie es bei ihrer Großmutter gut hatte, war sie eine rebellische junge Frau, die dann dank ihrer Großmutter ihren Weg gefunden hat und zu einer sehr sympathischen, verständnisvollen und faszinierenden Frau herangereift ist. Nach dem Schlaganfall ihrer Großmutter ist sie bei ihr eingezogen, um sich um sie zu kümmern. Zum Glück geht es ihr wieder besser.
DS Flyte hat privat auch einen schweren Verlust hinnehmen müssen. Um damit abzuschließen, bittet sie Cassie um einen Gefallen. Daher ergänzen sich die beiden gut und riskieren ihre jeweiligen Jobs, um an Informationen zu kommen.
Auch die anderen Charaktere waren gut herausgearbeitet und meine Verdächtigen wechselten immer mal wieder.
Mir hat das Hörbuch sehr gut gefallen. Interessant fand ich auch die rechtsmedizinischen Untersuchungen. Im Laufe der Geschichte ist mir doch schon mal ein Tränchen gekommen. Ein Teil war besonders traurig. Die Sprecherin hat ihre Sache sehr gut gemacht, ihre Stimme und auch das Sprachtempo waren sehr angenehm. Sie hat gut betont und versucht, den Personen stimmlich eigene Charaktere zu geben. Es war mir ein Genuss, ihr zuzuhören. Das Cover gefällt mir. Man kann daraus aber nicht schließen, zu welchem Genre es passt.
Nachdem ich mir den 1. Teil noch anhören werden, freue ich mich schon auf weitere Fälle mit Raven & Flyte.

Bewertung vom 17.10.2022
Ein unmöglicher Mord / Stableford Bd.3 (eBook, ePUB)
Reef, Rob

Ein unmöglicher Mord / Stableford Bd.3 (eBook, ePUB)


sehr gut

„Ein unmöglicher Mord“, ein Stableford-Krimi von Rob Reef, habe ich als ebook mit 228 Seiten gelesen, die in 41 Kapitel eingeteilt sind. Nachfolgend ist eine Skizze des Parks von Annandale Grange und eine Leseprobe von „Stableford“ zu finden. Auch das Glossar zu Golfbegriffen war hilfreich.
Als im Garten des Pfarrhauses von Upper Biggins ein Golfball mit Hakenkreuz gefunden wird, sind alle überrascht, da es in der Nähe keinen Golfplatz gibt. Harriet und deren Mann John Stableford, die ein paar Tage im Haus ihrer Eltern verbringen, gehen auf die Suche und gelangen durch eine dicke Hecke auf das Nachbargrundstück, welches zum Anwesen Annandale Grange gehört. Überraschenderweise befindet sich dort ein sehr gut gepflegter Golfplatz. Dann taucht plötzlich Johns Freund Dr. Holmes auf und lädt sie in das Herrenhaus zum Bankett ein. Dabei erfährt John, dass in den nächsten Tagen der Rückkampf eines Golfturniers auf Annandale Grange stattfinden soll, welches die Deutschen 1936 verloren hatten, denen Hitler eigentlich die Gewinnertrophäe überreichen wollte. Alles wird unter Ausschluss der Öffentlichkeit und sehr geheim ablaufen. Aufgrund der politischen Lage soll John alles genau im Blick behalten. Wenn etwas passiert, soll es vertuscht werden.
Doch den ersten Zwischenfall gibt es schon beim Bankett. Sir Edmund Rogie, der alte Hausherr, erleidet einen Schwächeanfall. Seine viel jüngere Lebensgefährtin Nita Nye, eine ehemalige Film-Diva, die er nicht heiraten will, ist entsetzt. Sie lebt mit ihrem dandyhaften Sohn Nero im Haus und träumt vom Ruhm der Vergangenheit. Dann gibt es auf dem Golfplatz mitten unter den Spielern einen Mord. Kein Mörder weit und breit und keine Tatwaffe. Eben ein unmöglicher Mord. Da John Stableford Detektivromane schreibt und sich als Hobbydetektiv betätigt, wird er durch Holmes bis zum angeblichen Eintreffen der Polizei zur Aufklärung des Mordes verdonnert. À la Sherlock Holmes kommt er dieser Aufgabe gewissenhaft nach und die Aufklärung erfolgt nach guter Hercule-Poirot-Methode.
Rob Reef versteht es sehr gut, die Sprache dieser Zeit einzusetzen und damit einen rätselhaften und gut konstruierten Kriminalfall zu entwickeln. Der Schreibstil ist flüssig und lässt sich sehr gut lesen. Auch die Charaktere hat er authentisch, entsprechend der Zeit, dargestellt. John und Holmes waren mir sehr sympathisch, auch Johns Frau Harriet, die eigentlich nicht mehr wollte, das John in Ermittlungen hineingezogen wird, doch eigentlich macht es ihr Spaß. Die Familie im Herrenhaus ist sehr zusammengewürfelt. Die Alteingesessenen verstehen sich gut, doch mit den neueren Bewohnern gibt es immer wieder Streit.
Das Anwesen Annandale Grange ist sehr atmosphärisch beschrieben. Das Haus selbst ist ein Sammelsurium aus Anbauten der verschiedenen Epochen und daher auch das reinste Labyrinth, es wirkt entsprechend düster. Es kommen auch verschieden, der Zeit gewidmete, Vorrichtungen und politische Verwicklungen zur Sprache.
Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen, ebenso wie das Cover, was düster und geheimnisvoll zur Beschreibung des Anwesens passt.

Bewertung vom 04.10.2022
Wenn das Böse nach Brandenburg kommt
Brandes, Richard

Wenn das Böse nach Brandenburg kommt


ausgezeichnet

„Wenn das Böse nach Brandenburg kommt“ von Richard Brandes, Verlag Emons, habe ich als Taschenbuch mit 368 Seiten gelesen, die in 61 Kapitel eingeteilt sind.
Carla Stach, die Leiterin der Mordkommission, musste nach einem finalen Rettungsschuss eine Auszeit nehmen. Zu Hause fällt ihr allmählich die Decke auf den Kopf, als ein Jugendlicher in einer Kiste im Wald gefunden wird. Kurzerhand versetzt sie sich wieder in den Dienst und übernimmt die Ermittlungen. Lange sind kein Motiv und auch kein Täter ersichtlich. Und es werden noch mehr Jungen gefunden. Erst nach und nach ist ein Muster zu erkennen, wonach der Täter vorgeht. Aber von diesem fehlt jede Spur.
Derweil wird in einem kleinen Ort ein altes Skelett im Wald gefunden. Damit beschäftigt sich Maik Frosch, der Carlas Vertretung war. Da er zu seinem Vater ins Haus gezogen ist, zum ihn zu pflegen, kann er in Ruhe von dort recherchieren. Keiner ahnt, dass die beiden Fälle zusammenhängen.
Die Handlung wird in mehreren Perspektiven geschrieben. In einigen Kapiteln werden Szenen einer jungen Frau und ihrem Kind in den 70er Jahren der DDR erzählt. Den Hauptteil nehmen die Ermittlungen zu den toten Jugendlichen und Maiks Nachforschungen ein, die ihn immer wieder in die DDR-Zeit führen.
Es ist ein sehr atmosphärisch und mitreißend geschriebenes Buch, oft düster in dunklen Wälder, richtig gruselig, aber auch traurig. Durch die Perspektivwechsel bleibt es immer spannend.
Die Charaktere sind sehr authentisch beschrieben. Carla hat einen ausgeprägten Gerechtigkeitssind, ist daher sehr eigenwillig und gibt ihrem Vorgesetzten immer wieder Paroli. Das hätte sich nicht jeder gefallen lassen. Oft geht sie auch nicht wirklich diplomatisch vor und stößt damit alle vor den Kopf. Ihre Alleingänge werden sogar gefährlich für sie. Aber sie ist eine sehr gute Ermittlerin und auch Freundin und Partnerin, die Dinge hinterfragt und nicht einfach hinnimmt.
Maik mag ich sehr mit seiner ruhigen Art und dass er sich trotz seines schwierigen Verhältnisses zu seinem Vater um ihn kümmert.
Auch Julia, die sich von einer Schutzpolizistin bis zur Kriminalkommissarin hochgearbeitet hat, ist kompetent, zuverlässig und sympathisch.
Alle zusammen ergeben ein starkes und gut eingespieltes Team, was den Fall gemeinsam löst und auch privat zusammenhält. Einige lassen sich von ihren Kindern herumkommandieren, anderen von ihrem Hund. So haben alle auch ihre persönlichen Päckchen zu tragen.
So, wie manche Teile der Geschichte, ist auch das Cover düster und geheimnisvoll. Alles hat mir sehr gut gefallen.

Bewertung vom 04.10.2022
Todesfalle Hochzeit in St. Peter-Ording
Schreiber, Stefanie

Todesfalle Hochzeit in St. Peter-Ording


sehr gut

„Todesfalle Hochzeit in St. Peter-Ording von Stefanie Schreiber, servitus Verlag, habe ich als ebook mit 229 Seiten gelesen. Es ist der 2. Fall für Torge Trulsen und Charlotte Wiesinger.
Die Hotelerbin Constanze von Haferkamp freut sich auf Ihre Hochzeit mit dem ebenfalls gut betuchten Konstantin Winkler. Doch der taucht nicht auf. Am Tag zuvor hatten sie sich noch heftig gestritten, aber ihrer Meinung nach wieder versöhnt. Nun bittet Sie Torge Trulsen um Hilfe. Er ist der Hausmeister der Ferienanlage, wo die Hochzeitsgäste untergebracht sind und sie kennen sich von den Verhandlungen zur Hochzeit. Dieser bezieht den örtlichen Polizisten Knut Petersen mit ein. Während Charlotte Wiesinger unterwegs zu ihrer Freundin nach Hamburg ist, um mit ihr ein Konzert der Elbphilharmonie zu besuchen, sind Knut und Torge schon sehr fleißig und haben entsprechende Maßnahmen zur Suche nach dem Bräutigam eingeleitet. Bei den Ermittlungen stoßen sie auf viele Geheimnisse und Intrigen in beiden Familien der Fast-Eheleute.
Nachdem Charlotte nach St. Peter-Ording versetzt wurde, ermittelt sie hier in ihrem zweiten Fall. Schon bei den ersten Ermittlungen hat sie mit Knud und Torge zusammengearbeitet. Und auch jetzt sind die beiden wieder dabei ein tolles Team. Knud scheint immer gute Laune zu haben, ist ‚intelligent, gründlich und ideenreich‘.
Obwohl Torge nicht bei der Polizei arbeitet, ist er gut im Ort vernetzt und kennt viele Leute, sodass seine Informationen oft wertvoll für die Arbeit der Polizisten sind. Er freut sich wie ein kleines Kind, wenn er bei einem Fall einbezogen wird, drängt sich aber nicht auf und arbeitet meistens im Hintergrund. Ich mag ihn sehr.
Auch Charlotte ist mir sehr sympathisch. Sie ist nicht arrogant oder zickig. Sie freut sich, wenn Torge Hinweise gibt und mit Knud ergänzt sie sich prima. Die beiden geben sich oft amüsante verbale Schlagabtausche und man könnte denken, da bahnt sich etwas an zwischen ihnen.
Die anderen Personen waren ebenfalls authentisch beschrieben. Die Familie der Braut ist ziemlich kompliziert und zerrissen. Da gibt es viele alte und neue Konflikte und Druck durch das Familienoberhaupt auf die ältere Tochter Bettina. Die kann sich gegen ihren Vater nicht durchsetzen und funktioniert einfach nur. Im Gegensatz dazu ist ihre jüngere Schwester Constanze die verwöhnte Prinzessin.
Es gibt zwischendurch immer wieder schöne Beschreibungen der Nordseeregion, von Sonne bis Gewitter und Spaziergängen am Strand. Das konnte ich mir sehr gut vorstellen. Auch gab es werbeträchtige Schilderungen von Hamburg und besonders der Elbphilharmonie.
Durch den guten Schreibstil und auch den Perspektivwechsel in der Handlung war das Buch zügig zu lesen. Wenn die Ermittlungsergebnisse durchgekaut wurden, war es manchmal etwas langatmig, aber ansonsten hat es mir sehr gut gefallen und mich gut unterhalten.
Das Cover gefällt mir sehr gut, düsterer Himmel, Meer und Strand. Passend zu Ort und Handlung.

Bewertung vom 29.09.2022
Niederrheinische Glut
Wedershoven, Anja

Niederrheinische Glut


sehr gut

„Niederrheinische Glut“ von Anja Wedershoven, Emons Verlag, habe ich als Taschenbuch mit 272 Seiten gelesen. Die Kapitel sind mit Wochentag und Datum überschrieben.
Im Dorf Walbeck am Niederrhein wird Josef Bredenscheid entführt. Er muss schnell gefunden werden, da er mehrmals die Woche zur Dialyse muss. Die Hauptkommissare Johanna Brenner und Axel Holtz beginnen ihre Ermittlungen. Dabei treffen sie auf die Tochter des Rentners und ihre Familie, die keinen Kontakt mehr zum Entführten pflegten. Der Schwiegersohn verhält sich merkwürdig, als habe er etwas zu verbergen. Damit gerät er in den Fokus der Ermittler. Aber nicht nur er, sondern auch noch Justin Richarz, ein vorbestrafter junger Mann, der Sozialstunden als Essenausfahrer ableisten muss und daher Bredenscheid kennt. Ein Motiv für die Entführung ist nicht erkennbar und eine Lösegeldforderung geht auch nicht ein. Allerdings könnte das Motiv in der Vergangenheit des Entführten liegen.
Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, was die Handlung sehr abwechslungsreich macht. Im Fall selbst gibt es nicht viele Wendungen und kaum Verdächtige, er ist ruhig, eher unaufregend und fast unblutig. Trotzdem lässt sich das Buch sehr gut lesen und hat mir gefallen. Nur das Privatleben der Ermittler, hauptsächlich von Johanna nehmen mir zu viel Platz ein. Ebenso die ständig erwähnte Hitzewelle.
Auch die Personen sind sehr verschieden und menschlich mit ihren Sorgen und Nöten dargestellt. Dabei war mir eigentlich nur Axel sympathisch. Er hat vor einigen Wochen seinen Vater verloren und quält sich mit einem schlechten Gewissen, konnte noch nicht mal seine Wohnung ausräumen. Seine Tochter wohnt weiter weg und ist schwanger. Die Sorgen wirken sich auch gesundheitlich auf ihn aus. Aber trotzdem arbeitet er meistens konzentriert und ruhig.
Johanna mochte ich von Beginn an nicht und das hat sich auch nicht geändert. Sie ist ständig wegen ihrer nicht einfachen Beziehung von der Arbeit abgelenkt, reagiert aggressiv wegen dienstlicher Belange ihres Kollegen Ostermann, den sie nicht mag, oder sogar wegen lustiger Sprüche von Axel. Auch den Befragten oder der Tochter des Entführten gegenüber wirkt sie eher abweisend. Am Ende nimmt sie auch keine Rücksicht auf Axels Gesundheit, der eigentlich einige Tage aussteigen wollte. Ich empfand sie als egoistisch und unkollegial.
Dann gibt es noch Justin, den Kleinkriminellen, der eine wichtige Rolle spielt. Der ist einfach nur dumm, orientiert sich Texten des Rappers Haftbefehl und kriegt nichts auf die Reihe.
Das Ende war gut konstruiert, schlüssig und traurig. Das Cover gefällt mir sehr gut.

Bewertung vom 20.09.2022
Kluntjemord
Aden, Martina

Kluntjemord


ausgezeichnet

„Kluntjemord“ von Martina Aden habe ich als ebook mit 272 Seiten gelesen, die in 26 Kapitel eingeteilt sind.
Elli Vogel’s Kollegin Lisa aus der Kneipe ‚Marlowe‘ hatte einen tödlichen Unfall. Sie ist ertrunken. Elli kommt das komisch vor, denn Lisa hatte Angst vor Wasser, weil sie nicht schwimmen konnte. Warum sollte sie im Dunkeln am Hafenbecken entlanglaufen? Dann bekommt sie von ihrem Freund, dem obdachlosen Karl, eine Nachricht, dass er an Lisas Unfall zweifelt. Als sie sich mit ihm treffen will, ist er verschwunden. Alle Nachforschungen bringen nichts. Nur dessen Kater O´Malley landet bei ihr. Aber dann bekommt sie Drohanrufe und Nachrichten. Die Sache wird ernst und gefährlich.
Elli würde eigentlich lieber Bücher schreiben. Ihr Erstlingswerk „Fremd und Gänger“ hat sie ihrem Ex-Freund gewidmet. Ausgerechnet der Trennungsgrund ist die Reporterin, die Elli‘s erste Lesung zu einem Schundartikel verreißt und sie als männerfressendes Ungeheuer darstellt. Ihren Chef Habicht im Marlowe sieht sie auch lieber von hinten. Zum Glück hat sie einige gute Freunde, die ihr bei der Suche nach Karl helfen. Etwas abgelenkt wird sie von Sebastian, dem Clubbesitzer der ‚Cobra‘, bei dem Lisa ebenfalls gearbeitet hat. Und dann gibt es noch den sehr attraktiven Phil, der sich als Polizist entpuppt.
Gleich kurz nach Beginn des Buches hatte ich schon einige Verdächtige und wurde am Ende doch überrascht. Da wird es richtig rasant und alles klärt sich auf, nicht für alle zum Guten.
Die Charaktere sind authentisch beschrieben. Jeder hat so seine Ecken und Kanten. Elli mag ich, sie und auch ihre Freundinnen Alex und Diana sind sehr normal dargestellt. Mal verliebt, mal enttäuscht, durch Bar’s ziehend, shoppend oder für Freunde da sein. Wie aus dem Leben gegriffen. Und beim Melonenkampf musste ich wirklich lachen. Aber manchmal finde ich Elli schon etwas naiv und gutgläubig, besonders, was Männer betrifft.
Es ist ein teils spannendes, aber meist amüsantes und unterhaltsames Buch, was mir sehr gut gefallen hat. Es ist aus Elli’s Sicht geschrieben und wirkt dadurch noch realistischer. Die humorvollen Dialoge waren nicht überzogen und sind sehr menschlich dargestellt. Auch das Katerleben bei Elli ist toll beschrieben, ich fand das sehr süß, ebenso wie das Cover.
Ich würde gerne mehr mit Elli Vogel erleben.

Bewertung vom 20.09.2022
Der Tote im Zoo
Fletemeyer, Susanne

Der Tote im Zoo


sehr gut

„Der Tote im Zoo“ von Susanne Fletemeyer, Emons Verlag, habe ich als Taschenbuch mit 336 Seiten gelesen, die in 29 Kapitel eingeteilt sind. Es ist der 1. Fall für Inga Haarmann.
Kommissarin Inga Haarmann ist noch relativ neu in der Dienststelle und fühlt sich etwas unterfordert. Zum Glück ist der Krankenstand sehr hoch, als ein Toter im Zoo gefunden wird. Das ist die Chance für Inga. Der Tote wurde im Schweinestall des Zoo’s gefunden, erschlagen von einem Pflug. Außerdem wird das Schweinchen Daphne vermisst. Da der Zoo schon viele Drohbriefe von Tierschützern erhalten hat, wird zuerst in diese Richtung ermittelt. Aber nach und nach ergeben sich weitere Details, die die Ermittler immer wieder auf andere Spuren führen. Nicht zuletzt nach Frankreich und zur Fremdenlegion.
In einem zweiten Handlungsstrang wird der Leser nach Frankreich geführt und zu le Baron, einem selbsternannten Baron, der sein Geld mit Delikatessenhandel verdient. Um noch mehr Geld mit Trüffeln zu verdienen, fehlt ihm ein entscheidendes Rezept, was sein Angestellter Petru ihm besorgen soll. Die Informationen rund um Trüffel fand ich sehr interessant.
Das Buch kommt ohne blutrünstige Massenmorde aus und ist trotzdem spannend und mitreißend, wozu auch die unterschiedlichen Perspektiven beitragen. Die Hauptteile betreffen die Ermittlungen von Inga und ihrem Kollegen Sahin sowie die Handlungen um Petru. Immer wieder kommt es zu neuen Wendungen, sodass sich ‚mein Mörder‘ immer mal wieder änderte. Einen nicht unwesentlichen und amüsanten Teil trägt Daphne zur Auflösung bei, was dann doch ziemlich lustig ist. Letztlich führen jedenfalls Daphne, der Tote im Zoo, die Trüffel und die Fremdenlegion zu einem passenden Ende zusammen.
Inga und Sahin sind mir sehr sympathisch, wobei sich Sahin zu sehr von seiner Familie herumkommandieren lässt und immer wieder die Arbeit verlassen muss wegen familiärer Notfälle. Aber Inga scheint das nicht weiter zu stören. Mit Franca hat Inga so ihre Probleme bzw. Franca mit ihr. Es kommt immer wieder zu teils bösen Kommentaren an Inga’s Arbeit. Die beiden müssen sich wirklich zusammenraufen. Und dann ist noch Forensik-Stefan, der sehr charmant auf Inga reagiert. Allerdings hat er auch einen bestimmten Ruf im Kommissariat und Inga von ihrem letzten Job schlechte Erfahrungen.
Das Cover gefällt mir sehr und es passt zur Handlung.

Bewertung vom 13.09.2022
Fisch Land Grab
Wekwerth, Rainer;Schwarz, Rita

Fisch Land Grab


ausgezeichnet

„Fisch Land Grab“ von Rainer Wekwerth und Rita Schwarz, Verlag Edition M, habe ich als ebook mit 300 Seiten gelesen, diese sind in 51 Kapitel eingeteilt. Es ist der zweite Fall für Stein und Peters.
Die punkige Pfarrerstochter Nina mit den vielen Tattoos arbeitet nun schon einige Wochen als Gehilfin im Bestattungsinstitut Stein & Sohn. Ihr Chef ist Jesper Stein, ein sehr konservativer Mensch mit konservativen Ansichten. Zusammen haben sie bereits einen Mord aufgeklärt.
Jetzt wurde ihnen vom Ordnungsamt der Auftrag erteilt, einen toten Seemann zu beerdigen. Nina stellt bei ihrer ersten allein durchgeführten hygienischen Behandlung des Toten fest, dass er viele Gold-Inlyns, manikürte Fingernägel und einen sehr teuren Haarschnitt hat. Das kann sich ein Seemann nicht leisten. Außerdem sehr viele Tätowierungen. Die Polizei interessiert sich nicht für Ninas Entdeckungen, also forschen sie und Jesper nach und ihre Spuren führen nach Russland. Jesper hat es indes noch mit dem Besuch seines Vaters und seiner neuen Frau zu tun, was ihn nicht besonders glücklich macht.
Die Perspektive wechselt immer wieder in die Jahre ab 2002 nach Moskau. Dort hat sich Maksim, Sohn einer Putzkraft, in Anastasia, der Tochter eines reichen und kriminellen Mannes verliebt. Um mit ihr zusammen sein zu können, verlangt der Vater des Mädchens eine Gegenleistung von ihm. Das ist der Beginn seiner Karriere. Zu Beginn der Kapitel finden sich russische Rezepte und Redewendungen.
Auch dieser 2. Teil ist wieder ganz toll, spannend und auch amüsant. Nina bringt Jesper mit ihrer Art ständig zum Seufzen. Sie ist das komplette Gegenteil von ihm, sympathisch frech, spricht viel, kaut Kaugummi, Fleischesser und ist oft etwas despektierlich. Er ist immer etwas wortkarg, Vegetarier mit Hang zum Veganer, züchtet Schmetterlinge. Seit er Nina kennt, ist er sogar im Internetzeitalter angekommen, ein bisschen jedenfalls. Die beiden führen oft herrliche und sarkastische Dialoge.
Die Charaktere sind authentisch beschrieben und gerade Nina und Jesper kann ich mir sehr gut vorstellen. Manchmal streiten sie sich wie ein altes Ehepaar, manchmal tritt Nina ihm anständig in den Hintern, um ihn auf Trab zu bringen. Kein typisches Angestellten-Chef-Verhältnis.
Jespers Vater ist mir nicht besonders sympathisch. Er ist vor Jahren nach Mallorca ausgewandert und hat seinen Sohn mit dem Gehilfen allein im Bestattungsinstitut gelassen. Alle paar Jahre kommt er vorbei und meckert an Jesper’s Arbeit herum. Auch über Nina zieht er her: ‚Sie sieht aus wie eine Überlebende nach dem atomaren Erstschlag‘. Lustige Dialoge sind es aber schon. Auch seine Frau Tabea mit ihrer morgendlichen Klangschalen-Meditation geht Jesper auf den Geist.
Man erfährt ebenfalls so einiges über die Bestattungen, was ich immer wieder sehr interessant finde.
Das Cover ist ebenfalls wieder sehr schön, düster und geheimnisvoll.
Obwohl Russenmafia nicht mein bevorzugtes Thema ist, liebe ich diese Reihe und möchte noch sehr viel mehr davon lesen.

Bewertung vom 12.09.2022
Raue Havel
Pieper, Tim

Raue Havel


ausgezeichnet

„Raue Havel“ von Tim Pieper, Emons Verlag, habe ich als Taschenbuch mit 304 Seiten gelesen, die in 52 Kapitel eingeteilt sind. Es ist der 6. Havelkrimi.
Das Buch beginnt mit dem Prolog im Jahr 1946 in der russischen Besatzungszone. Dort werden fast noch Kinder verhaftet, weil sie den Russischunterricht geschwänzt haben. Sie werden hart bestraft.
Die Szene wechselt in die Gegenwart und zu drei Skeletten, die in einem alten Bootshaus an der Havel gefunden wurden. Kurz danach wird eine Journalistin ermordet, die in einem Fall aus dem Jahr 1949 recherchiert hat. Bald stellt sich heraus, dass die beiden Fälle zusammenhängen.
Dann hat sich Tonis Mutter zu einem spontanen Besuch angekündigt. Sie lebt in Portugal und ist schon sehr betagt. Es muss also einen wichtigen Grund geben, warum sie so plötzlich nach Potsdam kommen will.
Die Handlung wechselt immer wieder in das Jahr 1949. Dort wird eine junge Frau von einem britischen Agenten angeworben, um einen russischen Dolmetscher aus dem ‚Militärstädtchen Nr. 7‘ herauszuschleusen.
In der Gegenwart nimmt die Handlung rasante Wendungen. Toni und sein IT-Kollege Phong bekommen es mit mächtigen Gegnern zu tun, die vor nichts zurückschrecken. Agenten tauchen in der Dienststelle auf und der Polizeipräsident nimmt Toni den Fall weg. Als Toni mit seinem Vorgesetzten, Kriminalrat Schmitz, über neue Informationen sprechen will, blockt dieser ab. Also nehmen Toni und Phong den Fall selbst in die Hand und geraten in große Gefahr. Und nicht nur die beiden werden bedroht.
Es ist eine wahnsinnig spannende, traurige und berührende Geschichte. Man kann es sich kaum vorstellen, was damals passiert ist und bis heute nachwirkt.
Toni kommt bei diesem Fall an seine Grenzen und denkt über seinen weiteren beruflichen Weg nach. Zu seiner Mutter hatte er nie ein inniges Verhältnis. Sie war immer eine sehr distanzierte Person. Jetzt hat er die Gelegenheit, sich mit ihr auszusprechen.
Kriminalkommissar Phong ist nicht mehr nur ein IT-Nerd, sondern blüht in seiner neuen Rolle als aktiver Ermittler regelrecht auf. Er scheut sich nicht vor der Gefahr, findet immer neue Hinweise im Netz und ist Toni nicht nur ein guter Kollege, sondern auch ein Freund.
Durch die Perspektivwechsel wird die Spannung von der ersten bis zur letzten Seite gehalten. Man erfährt mehr und detailliert über die Machenschaften der Geheimdienste nach dem 2. Weltkrieg, wie Taten mit aller Macht noch heute geheim gehalten werden sollen.
Auch wegen des mitreißenden Schreibstil war ich sehr schnell durch mit dem Buch, was wieder ein sehr gelungenes Werk ist.
Am Ende ernten wieder die falschen Leute die Lorbeeren. Nur einer hat sie mehr als verdient.
Ich hoffe sehr, dass Toni mit diesem Fall mental abschließen kann und wir noch viel von ihm /lesen können.
Das Cover ist wieder sehr schön gestaltet.