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Buchdrache

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Insgesamt 118 Bewertungen
Bewertung vom 17.09.2017
Das Lied der Dunkelheit / Dämonenzyklus Bd.1
Brett, Peter V.

Das Lied der Dunkelheit / Dämonenzyklus Bd.1


sehr gut

„Das Lied der Dunkelheit“ (Original The Warded Man) ist ein Erstlingswerk, doch eines, das um die Welt ging. Peter V. Brett hat damit etwas geschafft, von dem viele träumen, doch nur wenige es auch in die Tat umsetzen können. Mit seinem Demoncycle hat er sich einen Namen in der Fantasy gemacht und seinen Platz neben Patrick Rothfuss und anderen Größen der amerikanischen Fantasy verdient. Im „Lied der Dunkelheit“ erzählt er die Geschichte dreier junger Menschen, die den Kampf gegen die allnächtlich aus dem Horc aufsteigenden Dämonen aufnehmen wollen.
Arlen flieht aus seinem Dorf, nachdem seine Mutter von Dämonen getötet wurde und sein Vater sich als zu ängstlich erwies, um sie zu retten. Sein Ziel ist die Stadt Fort Miln, um dort seinen Traum zu verwirklichen, Kurier zu werden und die Freiheit jenseits schützender Mauern kennenzulernen. Selbst wenn es bedeutet, sich Nacht für Nacht den Dämonen zu stellen.

Leesha leidet unter ihrer tyrannischen Mutter Elona. Als auch noch ihrer Verlobter Gared im Dorf herumerzählt, er habe mit ihr noch vor ihrer Hochzeitsnach geschlafen, flieht sie zur alten Kräutersammlerin Bruna, wo sie Schutz und eine neue Zukunftsperspektive findet. Sie löst gegen den Willen ihrer Mutter ihr Verlöbnis und lässt sich stattdessen zur Kräutersammlerin ausbilden.

Rojer ist drei Jahre alt, als seine Familie von Dämonen überfallen wird. Der Gaukler Arrick rettet ihn, auch wenn für seine Familie jede Hilfe zu spät kommt. Arrick ist nun seine Familie und bildet ihn zum Jongleur und Musiker aus, um mit ihm gemeinsam aufzutreten.

Die Geschichte ist solide erzählt, es wird viel Augenmerk auf die Charaktere und ihre Entwicklung gelegt. Jeder von ihnen hat seine eigenen Wünsche, Motive und Antriebe, mit denen man sich samt und sonders identifizieren kann. Brett baut dabei nicht immer auf die großen Dramen der Menschheit auf, sondern auf die des alltäglichen Lebens. Familie, junge Liebe und Freundschaften spielen dabei oft eine Rolle.

Bretts Geschichte gehört zu den wenigen, bei denen man wirklich mit den Charakteren mitfiebert und regelrechte Genugtuung verspürt, als Bruna Elona verprügelt, nachdem diese ihre Tochter wieder unter ihre Knute zwingen und ihr sämtliche Chancen auf Selbstständigkeit verbauen will.

Spannung kommt nie zu kurz, sei es, weil ein Dämonenangriff erfolgt, sei es, weil die Charaktere Entscheidungen für ihr Leben treffen müssen. Es gibt keinen Moment im Buch, der langatmig ist oder sich uninteressant liest.

Der Autor hat seine Welt konsequent errichtet und dachte dabei selbst an Details wie die infrastrukturellen Folgen der allnächtlichen Dämonenangriffe. Lediglich wünscht man sich, mehr über die Dämonen zu erfahren. Darauf wird man jedoch warten müssen, denn die Geschichte wird ausschließlich von den Charakteren erzählt, der Erzähler ist lediglich ihr Begleiter. Die Figuren beginnen gerade erst, die Geheimnisse der Dämonen zu entdecken, nachdem sie sich ihr ganzes Leben lang hinter schützenden Siegeln versteckten und auf den Erlöser warteten.

Brett bietet keine generische Fantasy sondern transportiert auch die eine oder andere Botschaft. So ist Arlen ein einsamer Kämpfer für die Menschheit, doch niemand folgt ihm. Die Meisten erklären ihn für verrückt, dass er es wagt, sich den Dämonen zu stellen. Es gibt viele, die ihm nicht einmal glauben, dass ein normaler Mensch einen Dämon töten könnte. Lieber verkriechen sich die Menschen in Bequemlichkeit und hoffen darauf, dass schon irgendwann ein Erlöser kommt und sie alle rettet.

Wer genau hinsieht, erkennt darin ein Bild unserer modernen Gesellschaft. Obgleich das Buch bereits 2009 erschien, ist das Thema doch noch immer präsent und momentan aktueller denn je. Arlen lehnt ab, dass er der Erlöser genannt wird. Stattdessen wird er selbst aktiv und trifft damit eine klare Aussage: Wer etwas verändern will, muss von sich aus in Aktion treten.

Bewertung vom 17.09.2017
Firefight
Sanderson, Brandon

Firefight


ausgezeichnet

Noch während seines Studiums des Kreativen Schreibens an der Brigham Young University wurde Brandon Sanderson immer wieder gesagt, er solle besser keine Fantasy schreiben. Er tat es dennoch unbeirrt und musste mittlerweile trotz seiner eigenen Zweifel einsehen, was seine Fans schon lange wissen: Er gehört zu den Großen der amerikanischen Fantasy. Bekannt wurde er zwar durch die Mistborn-Bücher aus seinem Cosmere-Zyklus, mit den Reckoners jedoch wagt er sich in die Gefilde der Jugenddystopien vor und zeigt eine Version unserer Zukunft.

Steelheart ist tot, getötet von den Reckoners. Newcago ist nun eine freie Stadt. Die Reckoners tun ihr Bestes, um es auch dabei zu belassen, doch sie haben es nicht leicht. Immer wieder greifen andere Epics die Stadt an. Allen scheint eines gemeinsam zu sein: Sie kommen aus Babylon Restored, dem einstigen New York. Prof beschließt, nach Babilar zu gehen und Regalia, dem dort regierenden High Epic, das Handwerk zu legen, David soll mit ihm kommen. Dieser folgt dem Anführer der Reckoners nur allzu bereitwillig, nicht zuletzt weil Megan, bekannt als Firefight, zuletzt in Babilar gesehen worden war.

Auch im zweiten Band geht es wieder heiß her mit fast schon cineastischem Worldbuilding. Sanderson baut die Welt der Epics weiter aus und fügt ihr ausgesprochen kreative Dinge hinzu. Babilar wird als eines der weltgrößten Rätsel beschrieben. Regalia hat die ganze Stadt geflutet, sodass die Häuser wie Inseln aus dem Meer ragen. Darüber hinaus leuchten in der ganzen Stadt die Graffitis in der Nacht in prächtigen Farben, ebenso die seltsamen Pflanzen, die überall wachsen und die Bewohner von Babilar ernähren. Niemand weiß so genau, warum das so ist, doch vermutet man einen geheimnisvollen Epic namens Dawnslight als Urheber des faszinierenden Phänomens.

Noch immer ist die Actiondichte sehr hoch, doch geht es im Vergleich zu Steelheart ruhiger zu. Hier wird mehr geplottet, überlegt und geplant, was in der Stadt vor sich geht, was Regalia damit bezwecken will, als sie erst Obliteration in die Stadt holte, um sie zu zerstören, und dann doch die Reckoners bittet, ihn zu töten.

Am Ende des Buches sind zahlreiche Fragen offen, die sehr viel Lust auf den dritten und zumindest vorläufig letzten Band machen. Auch regt die Geschichte wieder sehr viel zum selbst Nachdenken an. Wer ist der Gute und wer der Böse? Lügt Megan oder lügt Prof und tut David wirklich das Richtige oder handelt er rein aus egoistischen Gründen?

Dennoch ist dieses Mal etwas Skepsis angebracht. Stellenweise zog es sich ein wenig, sprang der Funken nicht ganz über. Während im ersten Band noch auf jeder Seite etwas Spannendes geschah oder faszinierende neue Details eingeführt wurden, fehlte das hier manchmal, sodass sich die Lektüre an einigen Stellen etwas zog.

Nichtsdestotrotz bleibt es ein Werk Sanderons und damit auf alle Fälle sehr empfehlenswert.

Bewertung vom 17.09.2017
Mitosis
Sanderson, Brandon

Mitosis


ausgezeichnet

Noch während seines Studiums des Kreativen Schreibens an der Brigham Young University wurde Brandon Sanderson immer wieder gesagt, er solle besser keine Fantasy schreiben. Er tat es dennoch unbeirrt und musste mittlerweile trotz seiner eigenen Zweifel einsehen, was seine Fans schon lange wissen: Er gehört zu den Großen der amerikanischen Fantasy. Bekannt wurde er zwar durch die Mistborn-Bücher aus seinem Cosmere-Zyklus, mit den Reckoners jedoch wagt er sich in die Gefilde der Jugenddystopien vor und zeigt eine Version unserer Zukunft.

Die Novelle knüpft in sehr schöner Weise an die Ereignisse in „Steelheart“ an und leitet weiter zu „Firefight“. Sanderson gibt hier einen schönen Einblick in das Leben in Newcago nach Steelhearts Tod. Zunächst scheint alles friedlich und die Reckoners albern in ihrer üblichen Manier ein wenig herum, während sie ihren Stadtrundgang machen. Dann taucht plötzlich der High Epic Mitosis auf und sofort wird die Situation mit jeder Seite brenzliger und bedrohlicher, als er David herausfordert.

Mit „Mitosis“ erweitert er seine Reckoners-Trilogie um eine Novelle. Zeitlich ist sie zwischen Band eins und zwei verortet. Man muss sie nicht gelesen haben, um die eigentliche Reihe genießen zu können, es lohnt sich aber.

Wieder einmal hält der Autor, was er allein mit seinem Namen auf dem Einband verspricht. Bereits der Einstieg in die Novelle ist sehenswert: „The day had finally arrived, a day I'd been awaiting for ten years. A glorious day, a momentous day, a day of import and distinction.
It was time to buy a hot dog.“ Es geht also da weiter, wo „Steelheart“ aufhörte.

Wie es alle von Sandersons Texten an sich haben, wird man sofort vom Sog erfasst und kann den Text nicht mehr aus der Hand legen, bis man die letzte Seite erreicht hat. In diesem Fall bedauert man es wirklich, dass es „nur“ eine Novelle ist, denn scheinbar viel zu schnell ist alles wieder vorbei.

Die Charaktere handeln alle so, wie es ihren Eigenschaften entspricht. Während Tia planen will, wagt sich David allein vor und improvisiert. Das Team wird dabei ersichtlich, denn sie alle arbeiten zusammen, kennen und vertrauen einander. Die Spannung bleibt dabei stets erhalten und bis zur letzten Seite hochgehalten.

Mitosis eignet sich sowohl als Einstieg in die Reckoners-Reihe, um ein Gespür für die Geschichte zu bekommen, als auch als zusätzliche Kost, wenn man die eigentliche Reihe bereits kennt.

Bewertung vom 17.09.2017
Steelheart / Steelheart Trilogie Bd.1
Sanderson, Brandon

Steelheart / Steelheart Trilogie Bd.1


ausgezeichnet

Noch während seines Studiums des Kreativen Schreibens an der Brigham Young University wurde Brandon Sanderson immer wieder gesagt, er solle besser keine Fantasy schreiben. Er tat es dennoch unbeirrt und musste mittlerweile trotz seiner eigenen Zweifel einsehen, was seine Fans schon lange wissen: Er gehört zu den Großen der amerikanischen Fantasy. Bekannt wurde er zwar durch die Mistborn-Bücher aus seinem Cosmere-Zyklus, mit den Reckoners jedoch wagt er sich in die Gefilde der Jugenddystopien vor und zeigt eine Version unserer Zukunft.

Steelheart stellt den Auftakt einer neuen Trilogie dar. Calamity ist am Himmel erschienen, eine mysteriöse Erscheinung, über die man kaum mehr weiß, als dass sie mit der Verwandlung normaler Menschen in sogenannte Epics in Zusammenhang steht. Epics besitzen mehr oder weniger starke übernatürlich Kräfte, die sich ganz unterschiedlich ausprägen können. Die stärksten von ihnen sind so mächtig, dass sie unverwundbar scheinen. Naturgewalten gleich herrschen sie wie Götter über die Menschen und haben sie sich Untertan gemacht.

Steelheart ist der Tyrann Newcagos, der rauchenden Ruinen dessen, was einst Chicago gewesen war. Die Reckoners, eine Widerstandsbewegung, aber haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Epics zu töten und die Menschen von ihrem Joch zu erlösen. Für David Charleston sind die Reckoners Helden. Er ist fest entschlossen, sich ihnen anzuschließen und gemeinsam mit ihnen Steelheart zu töten. Denn eine Schwäche hat jeder Epic, und David hat als einziger noch lebender Mensch Steelheart bluten sehen.

Sanderson, obwohl er anfangs selbst skeptisch war, zeigt hier, dass er auch außerhalb des Cosmere packende Geschichten schreiben kann. Actiongeladen und spannend schreitet die Handlung voran, hat dabei aber genügend Raum, um sich zu aufzubauen. Stück für Stück entfaltet sich das Geflecht und arbeitet auf den Schluss hin. Was anfangs seltsam und rätselhaft erschien, löst sich am Ende logisch und interessant auf. Die Story des ersten Buches ist in sich geschlossen, lässt aber immer noch genügend Anknüpfmöglichkeiten für die beiden Nachfolgebände.

Auch die Charaktere sind gelungen, sehr lobenswert ist die Gruppendynamik dargestellt. David trifft als exzentrischer Neuling zu einer Gruppe hinzu, die schon über Jahre hinweg aufeinander eingespielt ist. Die Folgen werden glaubhaft und facettenreich dargestellt. Auch die Charaktere an sich sind jeder individuell und klar voneinander abgrenzbar. Jeder hat seine Eigenheiten, seine Ansichten und Denkweisen, die ihn prägen und auszeichnen.

Und nicht zu vergessen der Humor. Es geht nicht nur bierernst darum, die Menschheit aus der Tyrannei der Epics zu erretten. David mit seinen ausgesprochen schlechten Metaphern, Megan, die deswegen über David herzieht, Cody und seine Dämonen ... Sie haben alle immer wieder lockere Sprüche auf den Lippen.

Die Trilogie mag auf den ersten Blick wie eine simple Geschichte über Superhelden erscheinen, die dem Bösen verfielen. Jedoch wird schnell ersichtlich, dass Sanderson darüber hinaus geht und das Thema interessant und lesenswert umsetzt. Nicht nur Fans von Jugenddystopien und Comicsuperhelden kommen hier auf ihren Geschmack.

Bewertung vom 17.09.2017
Das Erbe von Berun / Die Blausteinkriege Bd.1
Orgel, T. S.

Das Erbe von Berun / Die Blausteinkriege Bd.1


gut

Sie werden als die Fantasy-Sensation des Jahres gefeiert: Bereits mit „Orks vs. Zwerge“ betrat das Autorenduo Tom und Stephan Orgel die deutsche Phantastik-Bühne. Nun machen sie mit den Blausteinkriegen, dem Auftakt ihrer neuen Reihe, erneut auf sich aufmerksam.

Einst war Berun ein mächtiges Kaiserreich. Die „Löwen von Berun“ nennt man seine Kaiser, die mit ihrem schlagkräftigen Heer eine Eroberung nach der anderen verzeichnen können. Magie, gewirkt durch die sogenannten Blausteine, betrachten die Beruner als verachtenswert, den Glauben an die Götter haben sie untersagt. Das schafft natürlich auch Feinde. Als sich der neue Kaiser nicht zuletzt durch Intrigen in den eigenen Reihen als schwach erweist, wittern sie ihre Chance und setzen zum Gegenschlag an.

Leider hält die „Sensation“ nicht ganz, was sie verspricht. Die ersten Kapitel stellen einen interessanten Einstieg in die Handlung und in die Welt dar und machen neugierig auf das, was die Orgel-Brüder erschufen. Das Magiesystem wirkt interessant und kreativ, Potenzial für Konflikte ist da. Allein schon der religiöse Aspekt eröffnet dabei allerhand Möglichkeiten. Das eindeutig weltlich veranlagte Berun hat den Glauben an die alten Götter abgeschafft und das Wirken von Magie als abnormal eingestuft. Freilich stößt das vor allem unter den eroberten Völkern auf Widerwillen, die dadurch durch den Usurpator ihre eigene Kultur bedroht sehen.

Leider bleibt der Roman hinter seinen Möglichkeiten zurück. Nicht zuletzt die namensgebenden Blausteine kommen dabei zu kurz. Magie spielt nur eine nebengeordnete Rolle, sodass der Leser lediglich einen oberflächlichen Eindruck von ihrer Wirkungsweise und ihren Möglichkeiten erfährt.

Nach einem anfänglich interessanten Einstieg flacht die Handlung ab und dümpelt gemächlich vor sich hin. Erst gegen Ende hin steigert sich die Spannung wieder. Die Handlung wird jedoch mit einem interessanten Cliffhanger abgeschlossen, der durchaus neugierig auf den Folgeband macht sowie Hoffnung erzeugt, dass sich Teil 2 als spannender erweist.

Peinlicherweise lassen sich auch einige formale Fehler ausmachen. So wechselt in den ersten Kapiteln die Anrede des sonst üblichen „Ihr“ auf das „Sie“, ohne dass ein tieferer Sinn darin erkenntlich wird. An anderer Stelle werden Wälder südlich der Stadt Tiburone erwähnt, obwohl auf der Karte ersichtlich wird, dass da nur Meer ist.

Die Blausteinkriege sind leichte, nicht gerade anspruchsvolle Kost. Wer nicht allzu viel von diesem Roman erwartet, wird abends beim Einschlafen gute Unterhaltung finden. Ansonsten hat er wenig verpasst. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Folgebände zeigen.

Ich danke Heyne für das Rezensionsexemplar.

Bewertung vom 17.09.2017
Das letzte Einhorn
Beagle, Peter S.

Das letzte Einhorn


ausgezeichnet

Das letzte Einhorn ist ein zeitloser Klassiker unter den Fantasybüchern. Das Märchen um das Einhorn, das seine Freunde sucht, hat zahlreiche Adaptionen in den verschiedensten Medien erfahren und ist damit Jung und Alt ein Begriff.

Mehr durch Zufall erfährt das Einhorn, dass es das letzte auf der Welt ist. Es beschließt, seinen Wald zu verlassen und sich auf die Suche nach seinen Brüdern und Schwestern zu machen. Dabei stehen ihm der Zauberer Schmendrick und die Räuberbraut Molly Grue zur Seite. Gemeinsam wagen sie sich bis zum Schloss des finsteren Königs Haggart vor, zu dem die Spur der Einhörner führt.

Schon vom ersten Satz an spürt man die Magie, die dieser wunderbaren Geschichte von Peter S. Beagle innewohnt. Er schreibt eine bezaubernde Geschichte über Treue, Freundschaft und vor allem auch Liebe, die alle Grenzen überwinden kann, all das verwoben in eindrucksvollen Wortbildern. Der Autor vermag es wie kaum ein anderer, aus seinen Worten intensive Bilder zu erschaffen. Da ist zum einen die überirdische Schönheit und der Frieden, die das Einhorn umgeben, und die im Leser das unstillbare Verlangen nach all dem erweckt, für das das Einhorn steht. Auf der anderen Seite steht das trostlose Hagsgate und vor allem König Haggarts Schloss, alles tot und leblos und ohne Freuden. Dem scheinbar so grazilen Einhorn steht der Rote Stier gegenüber, ein teuflischer Dämon, der für all das Schlechte in der Welt steht, Bosheit und Habgier und Egoismus.

Mit der Hilfe Schmendricks des Zauberers und der Räuberbraut Molly Grue zieht das letzte Einhorn der Welt aus, um seine Gefährten zu finden und dabei über sich hinaus zu wachsen und mehr zu werden als „nur“ ein Einhorn. Auch Schmendrick und Molly Grue und auch Prinz Lír werden dabei zu mehr, als sie zu Beginn ihres Abenteuers waren. Alle können und werden sie viel voneinander lernen, in erster Linie Liebe, Treue und Selbstlosigkeit. Auch der Leser kann mehr daraus mitnehmen als ein wenig Ruhe und Frieden von dem hektischen Alltag.

Nicht nur, wer Fantasy und Märchen liebt, wird nicht um das letzte Einhorn herum kommen.

Bewertung vom 17.09.2017
A Song of Ice and Fire 01. A Game of Thrones
Martin, George R. R.

A Song of Ice and Fire 01. A Game of Thrones


ausgezeichnet

„When you play the game of thrones, you win or you die“, sagte Cersei Lannister zu Eddard Stark, und es ist der wohl bezeichnendste Spruch der gesamten Reihe. Westeros und seine Sieben Königslande stehen im ständigen Konflikt miteinander, jeder Fürst spinnt seine eigenen Intrigen und spielt das Spiel der Throne nach seinen Regeln. Verlieren ist gleichzusetzen mit dem eigenen Untergang.

Das muss auch die Stark-Familie schmerzlich am eigenen Leib erfahren, als sie sie die Lannisters ihrer gerechten Strafe für den versuchten Mord an ihrem Sohn Bran zuführen wollen. Zudem findet Eddard Stark, Fürst von Winterfell, ein dunkles Geheimnis über die Zwillingsgeschwister Cersei und Jaime Lannister heraus und gerät damit zusätzlich in den Sog der Machenschaften der Lannisters. Gleichzeitig ist in Übersee Viserys Targaryen nichts zu teuer, um den Eisernen Thron zurückzugewinnen, dessen rechtmäßiger Erbe er ist und das ihm von Robert Baratheon und Eddard Stark genommen worden war. Er lässt nichts unversucht, und wenn der Preis auch die Freiheit seiner Schwester Daenerys ist.

Wie kaum ein anderer versteht sich Martin darauf, seine Welt zu entwickeln, als sei es das Natürlichste der Welt. Er erklärt wenig, vielmehr entfaltet sich alles durch die Charaktere selbst, etwas, das nur wenige so gut beherrschen wie er.

Man muss kontinuierlich am Ball bleiben, um all die Häuser, ihre Gefolgschaft und ihre Beziehungen zueinander im Blick zu behalten. Ein Glossar am Ende des Buches ist vor allem beim ersten Lesen dabei behilflich. Gerade die Komplexität macht jedoch den Reiz der Reihe aus. Martin kennt seine Charaktere bis ins letzte Detail, jede ihrer Handlungen ruft in den anderen Charakteren ganz individuelle Reaktionen hervor. Was zu Beginn ein rollendes Steinchen war, ist am Ende eine donnernde Lawine. Besonders deswegen lohnt es sich, die Reihe nicht nur einmal zu lesen, sondern sie auch später noch einmal aus dem Regal zu nehmen. Ist man beim ersten Mal noch damit beschäftigt, die ganzen Namen zu sortieren, kann man schon beim neuerlichen Lesen die Tiefe der Welt deutlich mehr genießen.

Und nicht zu vergessen, all die wunderbaren Zitate und großen Momente. Martin versteht es meisterlich, beeindruckende Szenerien zu errichten, sowie sie ebenso beeindruckend wieder zum Einsturz zu bringen. Auch die emotionalen Berg- und Talfahrten, die der Leser erfährt, dürften nicht übergangen werden. Entweder man hasst Martins Charaktere – und er kann wirklich hassenswerte Charaktere entwickeln – oder man liebt sie, egal, was für Scheusale sie eigentlich sind. Wie selten bei einem Buch fiebert man mit, bangt, hofft (meist um sonst), weint und flucht man mit den Charakteren. George R.R. Martin ist gnadenlos mit ihnen – und seinen Lesern.

Wer Fantasy liebt, kommt um A Song of Ice and Fire nicht herum. Allerdings sollte man sich beim ersten Lesen auf die unzähligen Namen und ihre Beziehungen zueinander einstellen. Komplexe Welten sind oft für ein erstes Lesen nicht unbedingt leserfreundlich. Ist man darüber hinweg, lohnt sich eine Lektüre aber auf jeden Fall und lässt einen bis zur letzten Seite nicht mehr los.