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Raumzeitreisender
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Ahaus
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Buchwurm, der sich durch den multidimensionalen Wissenschafts- und Literaturkosmos frisst

Bewertungen

Insgesamt 749 Bewertungen
Bewertung vom 09.08.2022
Der Gesang der Flusskrebse
Owens, Delia

Der Gesang der Flusskrebse


sehr gut

Delia Owens erzählt die Lebensgeschichte von Catherine Danielle Clark, genannt Kya, das Marschmädchen. Sie wird im Kindesalter nach und nach von ihrer Mutter, ihren Geschwistern und ihrem Vater, einem gewalttätigen Alkoholiker, im Stich gelassen und wächst alleine im Marschland, abseits einer Kleinstadt, auf.

Kya entwickelt eine beispiellose Naturverbundenheit. Sie kennt die Flora und Fauna ihrer Region im Detail und sammelt Muscheln sowie Federn von seltenen Vögeln, die sie aufbewahrt und kategorisiert. Die Naturbeschreibungen machen nur einen Teil des Romans aus, der viele Facetten hat.

Aufgrund ihres einsamen Lebens fehlen Kya Erfahrungen im Umgang mit Menschen. So bleiben nach ihren Enttäuschungen von ihrer Familie, weitere Enttäuschungen in ihren Beziehungen zu Männern nicht aus. Vertrauen entwickelt sie nur zu Jumpin' aus der Schwarzensiedlung, den sie mit Muscheln und Fischen beliefert.

Es ist ein Roman über Akzeptanz und Vorurteile, über Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit und über Wahrheit und Lüge. Von anderen Kindern gehänselt, zieht sich Kya in ihre Marschhütte zurück. Nachdem Kyas Freund Tate ihr Lesen und Schreiben beibringt, wird ihr Interesse für Bücher über die Natur geweckt.

Ein Höhepunkt zeichnet sich ab, als Chase Andrews, Quarterback und Frauenschwarm, tot unter dem alten Feuerwachturm aufgefunden wird. Handelt es sich hierbei um Mord? Welche Beziehung hatte Kya zu dem Toten? Die Autorin integriert eine Kriminalgeschichte in die Geschichte mit überraschendem Ausgang.

Die Leser können sich in Kyas Lebenswelt, so fremd sie auch wirkt, einfühlen. Sie ist geprägt von einem Überlebenskampf unter schwierigen Bedingungen. Ihre spätere Entwicklung überrascht und wirkt unrealistisch. Dennoch handelt es sich um einen lesenswerten Roman, den man nur ungern zur Seite legt.

Bewertung vom 31.07.2022
Jaffa Road
Speck, Daniel

Jaffa Road


ausgezeichnet

Der Tod von Moritz Reincke in Palermo führt drei Erben zusammen, die nicht zusammenpassen wollen, eine Enkelin aus Deutschland, eine Tochter aus Israel und einen Sohn aus Palästina. Welch seltsame Lebensgeschichte verbirgt sich dahinter und verbindet diese Menschen?

Daniel Speck zeichnet anhand von Erinnerungen der Protagonisten die Geschichte von Moritz Reincke nach, der zwischen verschiedenen Kulturen wandeltete auf der Suche nach einer eigenen Identität. Es handelt sich um Weltgeschichte aus der Perspektive betroffener Familien.

Der Rahmen der Handlungen ist präzise recherchiert, Emotionen und Denkweisen der betroffenen Menschen mit ihren unterschiedlichen Lebensweisen und Hintergründen wirken plausibel und durch die Zusammenführung in Palermo findet zwangsläufig ein lehrreicher interkultureller Austausch statt.

Es handelt sich um einen anspruchsvollen Roman, der die Geschichte der Palästinenser und der Israelis nach dem Zweiten Weltkrieg anschaulicher vermittelt, als es ein Geschichtsbuch vermag. Medien berichten oft einseitig aus der Situation heraus, ohne Hintergründe zu benennen. Daniel Speck schließt diese Lücke.

Bewertung vom 28.06.2022
Zusammen stirbt man weniger allein
El-Nawab, Dina;Stromiedel, Markus

Zusammen stirbt man weniger allein


sehr gut

Personenschützer Erik ist um seinen neuen Auftrag nicht zu beneiden. Er soll die junge Anwältin Lizzi beschützen. Die weiß nichts von ihrem Glück, denn der Auftrag kam direkt von Lizzis Vater, der seitdem spurlos verschwunden ist.

Lizzi erweist sich als widerspenstige, kratzbürstige Nervensäge, die den Auftrag anzweifelt und Erik das Leben schwer macht. Es beginnt eine Odyssee, die in Frankfurt ihren Anfang nimmt und die beiden Protagonisten bis nach England führt.

Sie werden auf der Suche nach Lizzis Vater von den beiden Profikillern Koons und Cummings verfolgt, die sich nicht immer wie Profis verhalten. Die Leser tappen lange Zeit im Dunkeln, in welcher Geschichte Lizzis Vater verstrickt ist.

Der Krimi lebt von den Spannungen, die sich permanent zwischen der ungeduldigen und impulsiven Lizzi und dem eher besonnenen aber aufmerksamen Erik auftun. Die explosive Beziehung zwischen den beiden hat einen hohen Unterhaltungswert.

Lizzi erfährt im Laufe ihrer Reise einiges über ihre eigene Familiengeschichte. Die Leser brauchen Geduld, denn wichtige Zusammenhänge klären sich erst im letzten Drittel des Buches. Aufgrund der humorvollen Dialoge und Szenen kommt aber nie Langeweile auf.

Den Autoren Dina El-Nawab und Markus Stromiedel, nicht unerfahren in Sachen Drehbücher, kann man zu diesem gemeinsamen Einstieg in die Welt der Kriminalromane gratulieren. Die Geschichte sollte verfilmt werden.

Bewertung vom 31.05.2022
Die Brückenbauer / Brückenbauer Bd.1
Guillou, Jan

Die Brückenbauer / Brückenbauer Bd.1


sehr gut

Die Brüder Lauritz, Oscar und Sverre aus einer norwegischen Fischerfamilie verlieren früh ihren Vater. Ein Mitarbeiter des Fördervereins „Die gute Absicht“ erkennt ihr Talent für den Modellbau. Sie bekommen ein Stipendium für ein Bauingenieurstudium in Dresden, der seinerzeit renommiertesten Hochschule für Brücken- und Tunnelbau. Im Jahre 1901 erhalten sie ihre Diplomurkunden.

Autor Jan Guillou beschreibt in diesem Roman den Lebensweg der Brüder Lauritz und Oscar. Sverre zieht nach dem Studium aus persönlichen Gründen nach England und taucht in den beiden Handlungssträngen, in denen die beruflichen Projekte und die private Entwicklung von Lauritz und Oscar erzählt werden, nicht mehr auf. Beide Brüder machen, in unterschiedlichen Ländern, Karriere im Ingenieurbau.

Lauritz kommt seiner Verpflichtung gegenüber dem Förderverein nach und projektiert Brücken im unwegsamen bergigen Gelände und unter extremen klimatischen Bedingungen für die Eisenbahnverbindung zwischen Bergen und Oslo. Oscar zieht es, enttäuscht von einer Liebesbeziehung, nach Deutsch- Ostafrika, um dort Brücken und Tunnel für die Eisenbahngesellschaft zu bauen.

Im Fokus steht die Industrialisierung zu Beginn des 20. Jahrhunderts, die der Autor an zwei unterschiedlichen Handlungsorten plastisch beschreibt. Es sind gut ausgebildete Ingenieure, die die erforderliche Pionierarbeit leisten. Oscar kämpft in Afrika nicht nur mit Löwen und Elefanten, sondern auch mit Kannibalen. Er entwickelt sich zu einem erfolgreichen Geschäftsmann.

Die Ereignisse überschlagen sich, als der Erste Weltkrieg ausbricht. Auffallend ist das negative Bild der englischen Armee in Afrika, welches der Autor zeichnet. Phasenweise wirken die Protagonisten heldenhaft, die Deutschen zuverlässig und die Ureinwohner wild und unberechenbar. Der Roman ist nicht frei von Klischees. Guillou benutzt die Sprache und Wertvorstellungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts, die heute befremdlich wirken.

Auffallend ist die Handlungsorientierung im Roman. Im Vergleich zu einem Ken Follett, der seine Protagonisten ausführlich charakterisiert, müssen bei Guillou die Charaktere aus den Handlungen destilliert werden. Oscar und Lauritz lassen sich als Typen kaum unterscheiden. Als Leser bekommt man eine Vorstellung davon, welche Anforderungen an Brücken- und Tunnelbauer vor 100 Jahren gestellt wurden.

Bewertung vom 26.04.2022
Die Hüter der Wolken
Kristin Falck

Die Hüter der Wolken


ausgezeichnet

„Die Hüter der Wolken“ ist die Geschichte des auserwählten Volkes der Feodriner, die über viele Generationen die Herrscher des Königreichs Jaduin, die sogenannten Steinkönige, hervorgebracht haben. Großherzog Hakon aus Dornholm, Heermarschall im Königreich Jaduin, nutzt den Tod des letzten Steinkönigs Jendro, um sich und seine Verbündeten an die Macht zu bringen.

Jendros Frau Calisa hat einen Sohn von Jendro, Ethandras, der nach der Tradition der Feodriner als natürlicher Nachfolger von Jendro auserwählt ist und sie hat einen Sohn mit Hakon, Harold, den Hakon als seinen Nachfolger protegiert. Die Feodriner aus der Herrscherfamilie müssen nach Hakons Machtübernahme untertauchen. Damit sind einige Konfliktfelder benannt.

Es ist aber nicht nur die Geschichte des Volkes, sondern insbesondere die Geschichte der Fürstentochter Lärka, Tochter des Dorfthans von Ribehof, und dem geheimnisvollen Feodriner Arild, dessen wahre Herkunft und Bestimmung im Zuge der Geschichte nach und nach enthüllt wird. Aber nicht nur Arild hat Geheimnisse, sondern auch Lärka, die ihrer von ihrem Vater Orlyg vorgesehenen Rolle entfliehen will.

Die Autorin konstruiert einen fiktiven Historienroman ohne zeitliche Einordnung, der hinsichtlich des Dorflebens und der politischen und gesellschaftlichen Ereignisse ins Mittelalter passen würde. Aufgrund einiger magischer Künste, überirdischer Kräfte und mythischer Wesen, ist „Die Hüter der Wolken“ auch ein Fantasy Roman. Und zu guter Letzt handelt es sich um eine Liebesgeschichte unter schwierigen Bedingungen.

Der Plot ist wohl durchdacht und die Geheimnisse werden nur zögerlich gelüftet, sodass ein Spannungsbogen aufrecht gehalten wird, der sich durch den gesamten Roman zieht. Die Leser werden mit den Protagonisten vertraut und so wundert es nicht, dass es nach über siebenhundert Seiten zunächst ein vorläufiges Ende gibt und wichtige Entscheidungen auf den zweiten Teil des Romans verschoben werden.

Bewertung vom 05.04.2022
Nachts im Kanzleramt
Slomka, Marietta

Nachts im Kanzleramt


sehr gut

Marietta Slomka vermittelt in diesem Buch Grundlagen über Staats- und Verfassungsrecht, über das Zusammenspiel von Medien und Politik, über Volkswirtschaft und Geldwirtschaft, über Europapolitik und Globalisierung. Da sie aufgrund ihrer Tätigkeit als Journalistin das Politikgeschehen in Deutschland kennt, garniert sie ihre Ausführungen mit Anekdoten und Hintergrundinformationen.

Das Buch ist übersichtlich in kleine Abschnitte gegliedert. Die Ausführungen sind nachvollziehbar, Begriffe werden verständlich erläutert, themenbezogene humoristische Karikaturen lockern den Text auf und Insiderinformationen sind besonders gekennzeichnet. Ein Stichwortverzeichnis ist angefügt, ein Quellenverzeichnis fehlt. Was motiviert die Autorin, dieses Buch zu schreiben?

Slomka will Politik und Wirtschaft transparent machen und Verständnis dafür wecken, dass Politik trotz zahlreicher nächtlicher Sitzungen nicht immer das liefert, was die Wähler erwarten. Sie ist geprägt von dem Sturm auf das Kapitol (326) und der Erkenntnis, dass Demokratie kein Selbstläufer ist. Sie wirbt für politische Diskussionen und macht deutlich, dass Streit und Kritik zum politischen Alltag gehören.

Aber die Macht hinterlässt Spuren. Fairness ist in der Politik Mangelware (154) und Transparenz ist ein Ziel, welches noch nicht erreicht wurde (147) Unterschiedliche Perspektiven sind nicht immer gleichgewichtig, insbesondere wenn sie gegen wissenschaftliche Erkenntnisse verstoßen oder Fakten ignorieren. (195) Die Autorin spielt den Einfluss der Medien herunter und reduziert ihn auf „Themen setzen“. (196)

Wer sich intensiv mit Politik beschäftigt, wird in diesem Buch wenig neues finden. Slomka liefert solide Grundlagen für Einsteiger und das Buch ist eine gute Werbung für die Demokratie. Sie klärt auf und erläutert sachlich und ausgewogen die Zusammenhänge. Die fehlende Tiefe schränkt zwar die Zielgruppe ein, ändert aber nichts an der Qualität der Ausführungen.

Bewertung vom 28.03.2022
Philosophie der Lüge
Svendsen, Lars

Philosophie der Lüge


sehr gut

Warum wird so viel gelogen? „Der Lügner muss sich an doppelt so viel erinnern wie der Wahrheitsgetreue – sowohl daran, wie etwas wirklich gewesen ist als auch daran, was er gesagt hat.“(12) Das entspricht nicht dem Prinzip Bequemlichkeit. Die wahren Gründe müssen daher tiefer liegen. Lars Svendsen, norwegischer Philosoph, setzt sich in diesem Buch intensiv mit den Hintergründen der Lüge auseinander.

Svendsen strukturiert das Thema, unterscheidet zwischen Wahrheit und Wahrhaftigkeit, beschreibt das Wesen der Lüge und grenzt ab. „Nicht jede Aussage ist zwangsläufig als Lüge zu betrachten, nur weil sie es ihrer wortwörtlichen Bedeutung zufolge ist ...“ (31) Erst wenn absichtlich ein anderes Bild vermittelt wird, nähern wir uns der Lüge. Ein naher Verwandter der Lüge ist der Bullshit. Den Bullshitter kümmert nicht, ob etwas wahr oder unwahr ist.

Mit der Analyse der Lüge und ihren Folgen haben sich in vergangenen Jahrhunderten namhafte Philosophen beschäftigt, deren zentrale – oftmals unterschiedliche - Aussagen der Autor in seine Überlegungen einbezieht. Da geht es um Gründe fürs Lügen, das Recht auf Wahrheit und die Unterscheidung nach Immanuel Kant in ethische und juristische Lügen. Nach Kant hat die Pflicht nicht zu lügen absolute Gültigkeit. (76)

Lügen richten sich nicht nur gegen andere, sondern man kann sich auch selbst belügen. Am Beispiel Rousseau macht der Autor deutlich, wie weit eigene Ansichten und Handlungen differieren können, wenn man in seiner eigenen Wirklichkeit lebt. Da können echte Freunde helfen, über Illusionen aufzuklären. Vertrauen zu Freunden erfordert ein Fundament ohne Lügen.

Dagegen werden wir in der Politik täglich damit konfrontiert, dass Politik Vorrang vor der Wahrheit hat. Die Welt der Politik sei schmutzig, betont Max Weber. Dennoch gibt es Unterschiede zwischen Diktaturen und Demokratien. Erstere beruhen ausschließlich auf Lügen, um die Macht zu erhalten, aber auch in Demokratien wird gelogen, wie z.B. beim Irakkrieg deutlich wurde.

Die Wirkung permanenter Lügen ist nicht zu unterschätzen, glauben doch 71 Prozent der Republikaner, dass Trump ehrlich sei. (181) Er hat wesentlich dazu beigetragen, dass heute nicht nur über unterschiedliche Meinungen gestritten wird, sondern Fakten angezweifelt werden. Wir müssen mit der Lüge leben, aber wir können auch nicht ohne Vertrauen in unsere Mitmenschen leben, wie der Autor im letzten Kapitel deutlich macht.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.03.2022
Über Menschen
Zeh, Juli

Über Menschen


sehr gut

Romane, die Menschen in Gut und Böse einteilen, in glorreiche Helden und finstere Schurken, sind auf dem Büchermarkt Massenware. Autorin Juli Zeh beschreibt Mensche der Gegenwart in ihrer Differenziertheit und Widersprüchlichkeit, mit ihren Stärken und Schwächen, ihren Vorurteilen und Ängsten.

Dora, Mitarbeiterin einer Werbeagentur, flüchtet aus der Großstadt Berlin nach Bracken, in die tiefste brandenburgische Provinz. Sie flüchtet auch vor ihrem neurotischen Freund Robert, einem unbelehrbaren Weltverbesserer und Klimaaktivisten, den sie in ihrem Umfeld nicht mehr ertragen kann.

Das Dorfleben erweist sich nicht als ländliche Idylle. Das Haus ist renovierungsbedürftig, der Garten ist verwildert, die Versorgungslage ist schlecht und der öffentliche Personennahverkehr ist unzuverlässig. Zudem wird Dora mit vorurteilsbeladenen rechtspopulistischen Dorfbewohnern konfrontiert.

Dennoch ist trotz der Schroffheit einiger Landbewohner die Hilfsbereitschaft im Dorf groß. Reden und Handeln driften auseinander. Es sind markante Charaktere, die sich miteinander arrangieren. Insbesondere dürfte Nachbar Gottfried „Gote“ Proksch für Diskussionen sorgen.

Fazit: Das Zusammenleben in einer Gemeinschaft erfordert Kommunikation, auch wenn die Weltbilder der Protagonisten meilenweit auseinander liegen. Es empfiehlt sich miteinander zu reden, statt übereinander. Und wenn Menschen Verantwortung übernehmen, gehen sie gestärkt daraus hervor.

Bewertung vom 09.03.2022
Die Entdeckung der Currywurst
Timm, Uwe

Die Entdeckung der Currywurst


sehr gut

Der Titel ist irreführend. Die Currywurst wurde nicht entdeckt, sondern erfunden. Aber derartige Spitzfindigkeiten werden dem Buch nicht gerecht. Auch steht die Currywurst nicht im Fokus der Novelle. Im Kern geht es um die (Liebes-)Beziehung zwischen Lena Brücker und Hermann Bremer während der Endphase des Zweiten Weltkrieges. Sie lernen sich in Hamburg kennen. Die Beziehung ist nicht nur wegen dem Altersunterschied schwierig.

Der Ich-Erzähler war in früheren Zeiten häufig in dem Viertel zu Besuch, in dem Lena Brücker gelebt hat. Er sucht sie auf und erfährt ihre Geschichte. Insofern gibt es zwei Erzählebenen, die gegenwärtigen Besuche bei Frau Brücker und ihre Erinnerungen an die letzten Kriegstage in Hamburg. Die Übergänge in den Erzählebenen erfolgen fließend, sind aber für den Leser gut erkennbar.

Die Novelle schließt eine Lücke in Sachen Zeitgeschichte. Dem Autor gelingt es, eine schwierige Phase der deutschen Geschichte leichtfüßig zu erzählen. Es wird deutlich, dass das Überleben Priorität hatte und nicht die Planung für die Zukunft. So etwas wie Zukunft deutet sich erst nach Ende des Krieges an, als der Schwarzmarkt anfängt zu blühen.

Die Geschichte ist unterhaltsam und lehrreich. Sie macht neugierig. Die Härte und Bitternis des Krieges verändert die Menschen, lässt aber dennoch Raum für heitere Momente. Der Wechsel im Verhalten der Verantwortlichen nach Ende des Krieges wird gut herausgearbeitet. Auf einmal gab es keine Nazis mehr. Und das Rätsel der Currywurst wird zu guter Letzt gelüftet.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.