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Benutzername: 
Blubie
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Schönau

Bewertungen

Insgesamt 178 Bewertungen
Bewertung vom 19.12.2022
Ein langes Wochenende
Macmillan, Gilly

Ein langes Wochenende


ausgezeichnet

Endlich wieder ein Buch, das mich aus der Leseunlust geholt hat.
Was für eine aufregende Geschichte. In der ersten Hälfte des Buches lernen wir ausführlich den bunt zusammengewürfelten Freundeskreis kennen und blicken langsam hinter die Fassaden, wo es nicht so schön aussieht, wie man anfangs annehmen sollte. So ziemlich jeder der Protagonisten, ist irgendwie komplett durch und ich muss zugeben, dass ich ganz zu Anfang gerade die weiblichen Protagonisten ziemlich nervig und unsympathisch fand. Das änderte sich zwar nicht wirklich, aber man versteht plötzlich warum die alle so sind, wie sie sind.
Ab der Mitte nimmt die Story richtig Fahrt auf und eskaliert gegen Ende völlig... genial geschrieben, da man der Geschichte aus den verschiedenen Blickwinkeln der Protagonisten folgt und der Wechsel immer rasanter wird. Ist gut zu lesen und nicht verwirrend, man weiss immer genau, wo man sich gerade befindet und irgendwie kann man auch das Buch kaum noch aus der Hand legen.

Macmillan kann so herrlich "psycho" schreiben, da ist permanent eine bedrohliche Grundstimmung, Paranoia und wachsendes Misstrauen in alle Richtungen.
Wer bei jedem Buch diverse Triggerwarnungen braucht, der sollte die Finger davon lassen, wer sich spannend unterhalten lassen will, dem sei das Buch wärmstens ans Herz geleget.
Übersetzt von Sabine Schilasky.

1 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.11.2022
Die Stimme meiner Mutter
Baronsky, Eva

Die Stimme meiner Mutter


ausgezeichnet

Als große Bewunderin der Callas - tatsächlich die einzige Opernsängerin, die ich stimmlich immer erkenne - hatte ich Angst vor diesem Buch und habe es mit gewaltiger Skepsis zu lesen begonnen.
Aber wow! Und nochmals WOW... was für eine positive Überraschung.
Allein sprachlich ist dieser Roman ein Leckerbissen und der kreative Kunstgriff, die Geschichte den ungeborenen Sohn der Callas und Onassis erzählen zu lassen: Hut ab, das hat perfekt funktioniert, denn dadurch entsteht eine emotionale Nähe zu Maria Callas, die bei einer Biografie nicht möglich wäre, ohne obsessiv zu wirken.
Natürlich ist es Fiktion, es ist nicht einmal verbrieft, dass die beiden je ein Kind erwartet haben - lediglich ein hartnäckiges Gerücht hält sich. Aber es ist eine Fiktion die so nah an der Realität ist, wie es nur möglich ist und zeigt eine menschliche, verletzliche Callas, nicht die Künstlerin, sondern die Frau, die so sehr verstanden und geliebt werden möchte.
Wir begleiten Maria Callas (und ihren ungeborenen Sohn) eigentlich nur eine kurze Zeitspanne, eben jene die nötig ist, um die Möglichkeit zu ebnen ein Kind zu zeugen, die Zeugung eines Kindes und das Austragen eines Kindes, und es ist eine gut gewählte Zeitspanne. In dieser Zeit als sie auf Onassis trifft, die große Liebe ihres Lebens, ist ihre künstlerische Karriere eigentlich schon fast am Ende. Es ist also eine Zeit des großen Umbruchs.
Man taucht in die Welt der Reichen der 50/60er Jahr ein und hat das eine oder andere bekannte Foto und Gesicht vor Augen. Es macht auch viel Spaß beim Lesen immer wieder nach den Fakten zu googeln und sie im Einklang mit dem Buch zu bringen.
Eva Baronsky ist mit diesem Roman ein wahres Meisterwerk gelungen, das ich voll und ganz empfehlen kann.

Bewertung vom 23.10.2022
Was uns bleibt, ist jetzt
Cornelsen, Ella

Was uns bleibt, ist jetzt


ausgezeichnet

Vier Geschwister zwischen Mitte Vierzig und Sechzig finden sich im ehemaligen Elternhaus ein, um auf ihre demenzkranke Mutter aufzupassen, während der Vater sich von einem Sturz in der Klinik erholt.
Vier Geschwister, die einander ein wenig aus den Augen verloren haben und durch die gemeinsamen Tage Annäherung erfahren, als sie mehr oder weniger viele Dinge "wie früher" machen: gemeinsam essen, spielen und letztendlich auch reden.
Was für ein aussergewöhnlich feinfühliger und liebevoller Roman, in dem Menschen miteinander agieren, wie im echten Leben. Gerade wenn man selbst Geschwister hat - mit größerem Altersunterschied, mit normalen Entfremdungen die das Leben so mit sich bringt - gibt es viele Momente, die unter die Haut gehen. Und wie sie allesamt mit der Mutter im fortgeschrittenen Demenzstadium umgehen, ist herzerwärmend.
Dazu noch der besondere Schreibstil, der mal poetisch anmuted, mal witzig und wortgewandt daher kommt - ganz großes Kino!

Ein ganz wunderbarer Herbstroman, mitten aus dem Leben gegriffen, da möchte man gerne eine Schwester sein und dabei sitzen. Das war wirklich ein tolles Leseerlebnis.

Bewertung vom 19.10.2022
Heldinnen werden wir dennoch sein
Wünsche, Christiane

Heldinnen werden wir dennoch sein


ausgezeichnet

Das war nun der dritte Roman von Christiane Wünsche, den ich gelesen habe und ich war wieder begeistert.
In diesem Buch geht es um Freundschaft, aber auch um Dinge die nicht gesagt wurden und nicht getan, um Entwicklungen, die anders hätten verlaufen können... um das pure Leben, ungeschönt mit allen Schmerzen.
Auf der einen Seite begleiten wir sechs Teenager, die sich Ende der 70er zu einer Clique zusammenfinden und befreundet sind, bis Mitte der 80er Jahre etwas passiert, das die eingeschworene Gruppe empfindlich stört.
Im Hier und Heute gibt es nur noch vier der einstmals sechs Freunde und der Freitod des einen ehemaligen Freundes erschüttert sie in ihren Grundfesten und läßt die alten Zeiten wieder im Geiste lebendig werden, mit allen schönen und unschönen Erinnerungen.

Die Protagonisten waren mir nicht immer sympathisch, aber sie waren authentisch und ehrlicherweise konnte ich mich selbst sehr oft in ihren Gedanken und Handlungen wiederfinden, was nicht immer angenehm war.
In diesem Roman menschelt es gehörig, es gibt kein schwarz/weiß, die Personen sind mit all ihren Makeln und Irrungen beschrieben.
Der Zeitgeist der 70er und 80er Jahre ist großartig eingefangen und ich konnte Vieles aus meiner Kindheit/Jugend wiedererkennen (bin auch nur ein Jahr jünger als die Protagonisten). Aber auch viele unangenehme Themen aus dieser Zeit kommen auf den Tisch... nein, früher war sicher nicht alles besser und schöner.
Insgesamt ist die Erzählung kein Wohlfühlbuch, das will es auch nicht sein, es will Denkanstösse geben... wir sollten einfach mehr miteinander reden, richtig reden und zuhören.

Die Atmosphäre dieses Buches wird mich sicher noch eine Weile begleiten und beschäftigen.

Bewertung vom 13.09.2022
Kein Sommer ohne dich
Henry, Emily

Kein Sommer ohne dich


ausgezeichnet

Dieses Buch lief mir als Rezension (durchgehend positiv) mehrmals über den Weg. So oft, dass ich mich genötigt gefühlt habe, es kaufen zu müssen... und ich habe es keine Sekunde bereut.
Emily Henry ist für mich ein Paradebeispiel, dass man leichte Lektüre schreiben kann, die aber witzig, unterhaltsam und intelligent ist.
Klar weiß man von Anfang an wie es ausgehen wird, aber der Weg dahin war unheimlich kurzweilig und ich mochte die humorigen Dialoge sehr. Es gibt AutorInnen, die können keine Dialoge schreiben, aber dann gibt es jene, die es definitiv können, die genau wissen, wie Menschen sich untereinander unterhalten.

Sympathische Protagonisten, diverse Settings (weil viele Reisen) die man gerne selbst besuchen möchte und Szenen in denen man regelrecht drin steckt, mitfühlt und mitfiebert und besagte Dialoge, die einen teilweise laut auflachen lassen.

Ein Wohlfühlbuch mit absoluter Leseempfehlung, übersetzt von Katharina Naumann.

Bewertung vom 07.09.2022
Wildtriebe
Mank, Ute

Wildtriebe


ausgezeichnet

Ich muss ehrlich zugeben: nach ein paar Seiten habe ich mich gefragt, ob ich überhaupt das richtige Zielpublikum bin und die Handlung mich in irgendeiner Weise tangiert.
Das Setting - ländlich, Bauernhof;
die Thematik - Menschen, die ohne Kommunikation untereinander einfach ihre Arbeit erledigen und sich einsam und unverstanden fühlen.
Irgendwann habe ich allerdings nicht mehr darüber nachgedacht, war in der Story drin und habe mich in die Gedankenwelt der Frauen fallen lassen.
Da gibt es Lisbeth, die Bäuerin des Hofes, die fest in Traditionen verankert ist, nicht viel hinterfragt und so lebt, wie viele Frauen vor ihr. Und ihre Schwiegertochter Marlies, die als Teenager die ersten Hippies bewunderte und als Nichtbäuerin auf den Hof kommt, sich bevormundet fühlt und nicht angenommen - heimatlos auf einmal.
Zuletzt kommt die dritte Generation dazu, Joanna, Marlies Tochter und Lisbeths Enkeltochter, die sich keinen Zwängen unterwirft und, geboren in einer modernen Zeit, ganz andere Wege für sich und dem Miteinander findet.
Das Buch hat stellenweise heftig geschmerzt, weil all die ungesagten Dinge so viel Platz einnehmen und die Protagonistinnen so sehr leiden: unter den Missverständnissen, dem nicht anerkannt werden, der inneren Einsamkeit. Man schwankt zwischen Mitgefühl und Verständnislosigkeit - sieht sich mal der einen, dann wieder der anderen verbunden.
Ute Mank hat eine schlichte Sprache gewählt, die gut zum bäuerlichen Ambiente passt und auch unterstreicht, dass wir es hauptsächlich mit Gedanken zu tun haben, unausgesprochene Dinge, oftmals nicht zu Ende gedachte Sätze.
Letztlich fand ich das Buch sehr eindringlich und einnehmend und es hat mich sehr oft zum Nachdenken gebracht.

Bewertung vom 06.09.2022
Die Buchhändlerin von Paris
Maher, Kerri

Die Buchhändlerin von Paris


ausgezeichnet

Schon das Buchcover ist einfach zu verlieben, ein Gemälde wie von Hopper, stimmungsvoll und passend zum Roman.
Dieser beginnt mitten im Ersten Weltkrieg und wir lernen Sylvia Beach, eine junge literaturbegeisterte Amerikanerin kennen, die in Paris eine Buchhandlung betritt und sich sofort verliebt. Nicht nur in das Flair des Ladens, sondern auch in die Besitzerin Adrienne Monnier.

Die Erzählung ist keine erfundene Geschichte, sondern handelt von der Begründerin der "Shakespear and Company" Buchhandlung in Paris und somit der ersten Herausgeberin, des damals in den Staaten verbotenen Schriften "Ulysses" von James Joyce. Und um die Problematiken, die die Erstauflage, diese heute so verehrten Wälzers, begleiteten und um die schwierige Beziehung zwischen ihr und Joyce, aber auch um die Höhen und Tiefen des Ladens geht es vornehmlich. Kerri Maher versteht es, dieses Ereignis unheimlich lebendig und liebevoll zu schildern. Wir begegnen in dieser wundervollen Buchhandlung vielen literarischen Berühmtheiten, bevor sie dazu wurden. Maher hält sich dabei eng an die Fakten und haucht den Protagonisten liebevoll Leben ein, sie kommen mit Stärken, Schwächen und ab und zu auch mit Schrullen daher.

Immer wieder habe ich mich dabei ertappt, dass ich das eine oder andere alte Buch auf meine Wunschliste gesetzt habe, im Internet nach Fotos der Protagonisten suchte und tauchte völlig ab in diese Zeit.

Ein Muss für Literatur- und Historienfreunde, die viel Freude mit diesem Buch haben werden, dass von Claudia Feldmann übersetzt wurde.

Bewertung vom 31.08.2022
Was auf das Ende folgt
Whitaker, Chris

Was auf das Ende folgt


ausgezeichnet

Nach diesem Buch bin ich mir tausendprozentig sicher: Chris Whitaker ist ein Schriftstellergott!
Sein erster in Deutschland erschienener Roman "Von hier bis zum Anfang" hatte mich ja schon total gepackt und überzeugt, aber sein Debütroman, der jetzt erst in Deutschland veröffentlicht wurde, ist der absolute Wahnsinn!
Mir fehlen einfach die Worte, ausser Superlativen fällt mir nichts ein, das auch nur annähernd sein erzählerisches Können beschreibt.
Der Kern der Geschichte ist kurz und knapp: der dreijährige Harry verschwindet nachts einfach aus seinem Zimmer und seine alleinerziehende Mutter ist am Boden zerstört. Die ganze Kleinstadt Tall Oaks ist auf den Beinen, um den kleinen Harry zu suchen.

Das Buch beginnt mit dem Verschwinden Harrys und wir lernen drei Monate später einige der Bewohner von Tall Oaks kennen. Zugegeben, anfangs muss man dran bleiben, es ist ein wenig verwirrend, die vielen verschiedenen Personen zuordnen zu können, aber mit ein wenig Aufmerksamkeit ist man schnell sortiert und kann sich auf die einzelnen - mitunter sehr skurrilen - Charaktere einlassen.
Mit Humor und beeindruckender Dramatik gelingt es Whitaker die Charaktere so zu vertiefen, dass man vergisst ein Buch zu lesen und die einzelnen Personen wahrhaftig vor dem inneren Auge Gestalt annehmen und lebendig werden. Was für eine erzählerische Gabe!
Das Buch entwickelt sich rasch zum Pageturner und man kann es kaum aus der Hand legen, weil man einfach wissen muss, was es mit der einen oder anderen Gestalt auf sich hat und wohin die Handlung geht. Und im letzten Drittel stönt man hin und wieder schon mal "Jesses!" oder "ach du Sche..." - es ist einfach packend bis zur letzten Seite.

Und Wolfgang Müller hat dieses großartige ergreifende Werk ganz wunderbar übersetzt

Bewertung vom 29.08.2022
Am liebsten sitzen alle in der Küche
Karnick, Julia

Am liebsten sitzen alle in der Küche


ausgezeichnet

Oh, was für ein schönes Wohlfühlbuch. Das war genau das richtige für Zwischendurch.
Ganz ehrlich: das Cover hat mich Null angesprochen, aber dann habe ich ein paar sehr schöne Rezensionen darüber gelesen und konnte in der Buchhandlung nicht mehr widerstehen.
Es ist eine wunderbare Alltagsgeschichte über drei Frauen um die Fünfzig, die Freundinnen werden obwohl sie völlig unterschiedliche Leben führen.
Es ist die Geschichte über die Stärke, die sich aus solchen Freundschaften entwickelt, der Halt den sich die Freundinnen gegenseitig geben, um den nicht immer einfachen Alltag zu bewältigen.
Die drei Charaktere sind unglaublich liebevoll beschrieben (genauso wie die Nebenakteure) und irgendwann hat man während des Lesens das Gefühl, Teil dieser Freundesrunde zu sein.
Schöne unterhaltsame Lektüre zum Entspannen.

Bewertung vom 29.08.2022
Unwert - Der Weg des Kirschmädchens
Alinaghi, Yasmin

Unwert - Der Weg des Kirschmädchens


ausgezeichnet

Wow... selten hat ein Buchcover so wenig gepasst wie in diesem Fall. Obligatorische Frau von hinten, vor beliebigem Hintergrund (so irre kreativ!... nicht). Was optisch wie ein schnulziges Historiendrama daher kommt, ist extrem harter Stoff, der mit Sicherheit nichts für zart Besaitete ist.
Dieser großartig recherchierte Roman (bitte Nachwort unbedingt lesen!) beschreibt ein Kapitel des sogenannten Dritten Reichs, das kaum auszuhalten ist: die Verhinderung "unwerten" Lebens, also die Sterilisation bei Menschen, die vermeintlich Erbkrankheiten weiter geben könnten. Wie willkürlich die Auswahl getroffen wurde, wie Ärzte ihre Macht missbrauchen und wie Menschen unschuldig unter diesem Missbrauch leiden mussten - das alles kann man in diesem hochwertigen Buch lesen.
Die Erzählform ist recht trocken und aus unterschiedlichen Perspektiven, und nur durch diese leichte Distanz erträgt man das Gelesene auch.
Wer sich für diverse Themen aus diesem historischen Zeitraum interessiert, wir in diesem Buch mit einer Thematik konfrontiert, die nicht so häufig zu finden ist und ich kann ganz klar eine Leseempfehlung aussprechen.