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Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 136 Bewertungen
Bewertung vom 27.07.2013
Die da kommen
Jensen, Liz

Die da kommen


gut

"Die da kommen" braucht ganze 100 Seiten, um in Schwung zu kommen. Damit hatte ich nicht gerechnet, und so fiel mir der Einstieg in dieses Buch ungewöhnlich schwer. Obendrein ist Hesketh Lock zwar ein unglaublich interessanter Charakter, ein mit dem Asperger-Syndrom lebender Anthropologe, dessen Job ihn in jede Ecke der Erde führt. Unter anderen Umständen - und bei einer anderen Handlung - hätte ich Hesketh als erzählende und tragende Hauptfigur ganz wunderbar gefunden. Hier jedoch fand ich das Zusammenspiel von eigenwilligem, teils sehr verschlossenem und dabei stets analytischem Charakter und zombie-artigen Vorkommnissen auf der ganzen Welt jedoch gleichermaßen gewagt wie - leider - auch nicht wirklich gelungen. Für meinen Geschmack passiert hier zu wenig, um den Beinamen "Thriller" zu rechtfertigen. Was in diesem Buchszenario auf der Erde geschieht, ist fürchterlich, ohne Frage. Überall fangen Kinder an, ihre Eltern oder andere Erwachsene anzugreifen, sie wirken dabei wie apathisch und weggetreten und verhalten sich fortan höchst merkwürdig; entwickeln beispielsweise eine Vorliebe für Salz oder unterhalten sich in einer neu erschaffenen Kunstsprache telepathisch untereinander.
Klingt nach Science-Fiction, und den Ansatz fand ich auch allemal lesenswert. Das Ergebnis hat mich jedoch nicht überzeugen können. Wie gesagt, zum einen fand ich Hesketh als tragende Figur hier nicht geeignet - von ihm hätte ich lieber in einer anderen Geschichte gelesen. An jeder (un)möglichen Stelle bremst er die gerade aufkeimende Spannung (die ich in einem Thriller nun mal schlichtweg erwarte) durch irgendwelche Hintergrundinfos oder Anekdoten aus, die er an dieser Stelle einfach loswerden muss. Vor allem aber hat die Geschichte dahinter in meinen Augen nicht so recht Hand und Fuß. Beim Lesen der letzten Seite zumindest sind mir diverse ungelöste Fragen in den Sinn gekommen; Dinge, die nicht ausreichend erklärt wurden. Salopp gesagt saß ich am Ende "ziemlich dumm da", weil ich scheinbar irgendeine Erklärung auf den letzten Seiten verpasst habe - oder es sie einfach nicht gab. Die "Auflösung", sofern man sie so nennen möchte, und das Ende als solches fand ich nicht zufriedenstellend.

Fazit:
"Die da kommen" ist mittelmäßige Unterhaltung, die das Zeug (die Idee, den Ansatz) zu mehr gehabt hätte. Leider trifft die Umsetzung nicht wirklich meinen Geschmack, und einen "Thriller" hielt ich beim Lesen dieses Buches auch nicht in der Hand.

Bewertung vom 27.07.2013
Nashville oder Das Wolfsspiel
Michaelis, Antonia

Nashville oder Das Wolfsspiel


gut

"Nashville" war das erste Buch, das ich von Antonia Michaelis gelesen habe. Die Geschichte, die sie hier bietet, hat durchaus seine Stärken, lebt von einem gut ausgedachten Handlungsrahmen und schillernden Figuren, die einem im Kopf bleiben, weil sie so außergewöhnlich sind. Die Ideen, die die Autorin miteinander verwoben hat, haben mir an sich gut gefallen, und auch die Auflösung zum Ende hin kam für mich einigermaßen überraschend.
Dennoch muss ich ehrlich sagen, dass mir beim Lesen auch wesentliche Schwachpunkte aufgefallen sind, die mich "Nashville" mit einem eher weinenden als lachenden Auge betrachten lassen.

Zum einen ist mir die gesamte Handlung des Buches viel zu lang. Das Buch umfasst fast 500 Seiten, und leider enthält es wohl nicht zuletzt dadurch diverse Stellen, die sich sehr gezogen haben, die die Handlung unnötig in die Länge ziehen, und die einfach nicht nötig gewesen wären, auch weil sie zum Problem nichts beitragen. Über Seiten hinweg zu lesen, wie Svenjas Tage mit Uni und Freunde besuchen und umziehen aussehen, immer wieder zu lesen, wie Nashville sie mit großen Augen vom Küchenschrank aus ansieht - das wurde mir irgendwann zuviel. Das Buch könnte gute 200 Seiten kürzer sein und würde dabei an tatsächlicher Handlung trotzdem nichts verlieren. Dadurch aber vielleicht einen Tick spannender werden, weil die wesentlichen Punkte in kürzerer Spanne dargeboten werden würden.
Vor allem aber habe ich mich mit den Personen schwer getan. Hauptfigur Svenja kam mir fast unerträglich verklärt, gutgläubig und naiv vor. Man bekommt den Eindruck, sie lebt so vor sich hin in den Tag hinein, ohne sich Gedanken über irgendetwas - oder zumindest irgendetwas relevantes zu machen. Sie gibt sich im einen Moment unglaublich erwachsen, möchte gern sehr unabhängig sein, spricht in philosophisch-zweideutigen Sätzen und wechselt ihre Bettpartner im Laufe der Handlung ... nun, diverse Male. Im nächsten Moment ist sie wie ein bockiges Kind; verhält sich unüberlegt und impulsiv, antwortet auf Fragen, die sie nicht beantworten möchte, einfach nur dadurch, den Telefonhörer aufzulegen, oder geht einfach weg und lässt den anderen stehen. Dass sie im gesamten Handlungsverlauf nicht ein einziges Mal in Erwägung zieht, Nashville auf "offiziellem" Weg zu helfen, durch Meldung bei der Polizei, beim Sozialamt, sich irgendwo (!) Hilfe zu holen, wollte einfach nicht in meinen Kopf gehen. Stattdessen spielt sie als 18-Jährige die Mutter für ein verwahrlostes und offensichtlich verstörtes Kind, das nicht reden will und keine Identität zu haben scheint, füttert ihn mit durch, bietet ihm ein Dach über dem Kopf, das sie sich selbst nur mit Hängen und Würgen leisten kann. Und das als Medizinstudentin, von der man ein gewisses Verantwortungsgefühl doch eigentlich erwarten könnte, oder sollte.
Das ging für mein Empfinden nicht Hand in Hand und nicht selten wollte ich am liebsten in das Buch greifen und Svenja durchschütteln, um sie mal zur Besinnung zu bringen. Und die Tatsache, dass hier niemand auch nur im geringsten irgendwie "normal" wirkt, sondern jeder irgendwie aus dem Rahmen fällt, sei es durch seine Art, seine Worte, sein Aussehen; egal ob Svenjas Freundin von gegenüber, ihr Kommilitone Friedel, der Arzt Gunnar oder ihr Vater - hier ist jeder ein recht spezieller Charakter. Und auch das war für mich einen Tick zuviel.

Fazit:
Wäre "Nashville" kürzer und auf mehr Action ausgerichtet gewesen, hätte es mir wohl wesentlich besser gefallen. Aber so habe ich mich einige Zeit lang durch den etwas zähen Mittelteil gekämpft, um schlussendlich feststellen zu müssen, dass mir Svenja durch ihre Art nicht sonderlich sympathisch wurde, und es in den Handlungen der verschiedenen Personen zuviele Motive gab, die ich nicht nachvollziehen konnte.

3 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.06.2013
Liberty Bell
Rosen, Johanna

Liberty Bell


gut

"Liberty Bell" ist eins jener Bücher, die mich zu Beginn der Geschichte völlig vereinnahmen konnten. Ein Buch, das so außergewöhnlich beginnt, dass man nicht aufhören kann - und nicht möchte - zu lesen, um zu erfahren, wie es weitergeht. Ein Buch, bei dem ich mir dachte "Wow, tolle Idee, und die Umsetzung klingt auch ziemlich gelungen."
Das Problem: "Liberty Bell" wurde für mein Empfinden ab der Hälfte des Buches zu verworren, zu unglaubwürdig und zu konstruiert. Mein Interesse an der Geschichte von Liberty Bell nahm von Seite zu Seite ab, weil sowohl die Figur als auch ihre Entwicklung für mich nicht nachvollziehbar wurden. Das "Phänomen" Liberty Bell - ein Mädchen, das völlig abgeschnitten von der Außenwelt in einem Wald aufwächst - hat für mein Dafürhalten leider zu wenig Bedeutung und Augenmerk von der Autorin verpasst bekommen, ebenso wie die Konsequenzen, die das für einen Menschen haben kann. Was es für Liberty Bell bedeuten könnte, von einem Tag auf den anderen plötzlich in dieser fremden lauten Welt zu landen.
Viel zu schnell wurde Liberty Bell vom 21. Jahrhundert sprichwörtlich überrollt und mitgezogen - und plötzlich befinden sich Figuren und Leser nur noch in den Auswirkungen des "Jetzt". Kein Interesse mehr daran, wie Liberty Bell aufgewachsen ist, wie sie ihre Kindheit verbracht hat, was sie kann und was sie nicht beherrscht. Für mich haben hier in dieser doch eigentlich eher ruhig angelegten Geschichte außerdem gefühlt zu viele Personen agiert. Die Vielzahl an Freunden von Ernesto war manchmal wirklich verwirrend, ebenso deren auftretende Eltern. Manchmal konnte ich sie alle nicht auseinander halten. Ernesto und seine Freunde sind irgendwie immer präsent, sind laut und gewollt cool und lässig, ständig passiert etwas, jemand redet ohne Punkt und Komma, ein Schicksalsschlag jagt den nächsten - und das Außergewöhnliche an Liberty Bells Geschichte bleibt irgendwie auf der Strecke.
Die Entwicklung vom verschüchtert-eigenbrötlerischen Waldmädchen, das sich vor anderen Menschen fürchtet, kaum spricht und keine Kleidung trägt, hin zum Mädchen, das gern Auto fährt, Sex hat, Limodosen trinkt, die Funktionsweise eines Telefons nicht hinterfragt und sich scheinbar mühelos ins 21. Jahrhundert integrieren kann, und das innerhalb weniger Tage (!!) - diese Entwicklung ging mir zudem zu schnell und erschien für mich völlig unglaubwürdig. Wo sich Liberty Bell anfangs noch kaum artikulieren kann, zig Wörter nicht kennt und benutzt - da ist sie gute 2 Wochen später in der Lage, in korrekten und sehr ausgefeilten Sätzen zu antworten und sich mit Ernesto und seinen Freunden zu unterhalten, als hätte sie nie etwas anderes getan. Für mich erscheint das nicht authentisch.

Nein, das war nicht mein Buch. Ab der Hälfte des Buches hab ich mich hier nicht mehr wohl gefühlt und mein Interesse für die komplizierte (Lebens-) Geschichte von Liberty Bell und den Annäherungen zwischen ihr und Ernesto ist merklich abgeflaut. Hier hätte ich einfach etwas anderes - und mehr - erwartet.

Bewertung vom 14.05.2013
Taken / Das Laicos-Projekt Trilogie Bd.1
Bowman, Erin

Taken / Das Laicos-Projekt Trilogie Bd.1


gut

Ich muss gestehen, ich habe von "Taken" etwas anderes erwartet und eigentlich auch erhofft. Was sich in der Inhaltsangabe anfangs so mysteriös-interessant liest, was zunächst solche Erinnerungen an Filme wie "The village" aufkommen lässt, was mich anfangs auf eine geheimnisvoll-gruselige und undurchsichtige Geschichte hat hoffen lassen - das ist "Taken" letztendlich alles nicht.
Vielmehr gestaltet sich die Geschichte von Grey und Emma schon nach kurzer Zeit zu einer weiteren dystopisch-angehauchten Story, wie man sie zurzeit so oft findet. Mein Eindruck bleibt, dass "Taken" nicht viel Neues liefert und keine nennenswerten Ideen beinhaltet, die es von anderen Büchern abheben oder gar herausstechen lassen würden. Einzig die Ausgangsposition, aus der Greys Erlebnisse starten, ist neuartig und anders. Liest sich auch sehr schön. Grey und seine Angebetete Emma werden dem Leser näher gebracht; man versteht, in welcher ausweglosen Situation sich beide befinden, vor allem jedoch Grey, der sich gewissermaßen vor der Wahl befindet: jetzt gleich sterben oder noch ein Jahr warten? Und so fängt der Leser von ganz allein an, sich Szenarien auszumalen, was hinter dieser ominösen Mauer um Greys Dorf Claysoot liegen könnte, und woran es letztlich liegt, dass jeder stirbt, der sie überwinden möchte.
Aber kaum ist dieses Geheimnis gelüftet - denn, ja, es wird gelüftet! - verliert die Handlung in meinen Augen rapide an Charme und Einfallsreichtum. Es begegnen einem die üblichen Motive: ein fieser Kerl, der sich alles unter den Nagel reißt, unterdrückte Menschen, Rebellen, aufmüpfige und tapfere Helden (und solche, die es werden wollen) und unglückliche Liebeleien und Dreiecksbeziehungen. Eigentlich nichts, was man nicht schon irgendwo anders mal gelesen hat. Und so hat mich "Taken" auch nicht wirklich begeistern können. Hoch anrechnen kann ich der Autorin, dass sie zwar ein unglaubliches und eigentlich nicht nachzuvollziehendes Setting erschafft und ihren Figuren, allen voran Grey, wirklich Leben einhaucht, dass sie dabei aber völlig auf übernatürliche, magische oder Fantasy-lastige Aspekte verzichtet. Die Geschichte kommt ohne das alles aus. "Contemporary" würde man es wohl nennen, wenn man einen englischen Stempel aufdrücken möchte. Aber ich verzichte darauf, "Taken" in diese Schublade schieben zu wollen. Es bleibt mir so schon leider nicht als übermäßig beeindruckend im Gedächtnis, und mit einem Stempel versehen würde dieser Eindruck wohl noch mehr verblassen.

Bewertung vom 12.05.2013
Nacht ohne Angst / Tessa Ravens Bd.1
Mundt, Angélique

Nacht ohne Angst / Tessa Ravens Bd.1


gut

Bei "Nacht ohne Angst" handelt es sich um einen gut geschriebenen und soliden Krimi einer Frau, die weiß, wovon sie schreibt. Frau Mundt ist selbst Psychotherapeutin und kennt sich mit dem Setting, in dem sie ihre Geschichte hier ansiedelt, wohl bestens aus.
Ich muss gestehen, ich fand "Nacht ohne Angst" eine Spur zu wenig spannend und nervenaufreibend, da hätte ich mir einfach mehr gewünscht. Ich würde nicht sagen, dass die Story vorhersehbar wäre oder man schon schnell eine Vermutung entwickelt, wer der Täter sein könnte - dafür wirft die Autorin noch zuviele Personen in den Raum, die alle undurchschaubar sind, alle unterschiedliche Motive hätten und die man einfach nicht so recht einschätzen kann - nicht zuletzt, weil es sich dabei eben um Patienten in einer psychiatrischen Klinik handelt. Aber insgesamt birgt das Debüt der Autorin, die definitiv schreiben kann, für meinen Geschmack zu wenig Überraschungen und Verwicklungen in sich.

Wo es mir an der Storyline an Irrungen und Wirrungen fehlt, baut die Autorin diese in der recht schnell aus dem Nichts entwickelten Liebesgeschichte zwischen Therapeutin und Polizist fast zuviel ein. Diese Beziehung erschien mir zu unglaubwürdig, zu schnell erzählt und daher für mich nicht so recht nachvollziehbar. Da ist jetzt schon soviel gesagt und passiert in den wenigen Tagen der Handlung, dass der Neuigkeitsfaktor für mich gefühlt sehr niedrig ist; was gerade dann auch schwierig wird, falls die Geschichten um Tessa eine Fortsetzung finden sollten und es beispielsweise weitere Bücher gibt. In meinen Augen wäre Zurückhaltung hier das Mehr gewesen.

Letztlich ist "Nacht ohne Angst" ein solide recherchierter und sehr gut geschriebener Krimi mit guten Ansätzen, für mich jedoch mit zu wenig Spannung und falschen Fährten, der von dem fachlichen Knowhow und Verständnis der Autorin profitiert.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.04.2013
Acht Münzen und eine magische Werkstatt / Stuart Horten Bd.1
Evans, Lissa

Acht Münzen und eine magische Werkstatt / Stuart Horten Bd.1


ausgezeichnet

Dieses Buch ist das wunderbare erste Abenteuer von Stuart, der durch Zufall erfährt, dass sein Großonkel Kenny eine magische Werkstatt besaß, die jedoch ebenso wie Kenny selbst eines Tages einfach spurlos verschwunden ist. Niemand weiß, was aus ihr geworden ist, und auch Kennys Verbleib ist allen ein ungelöstes Rätsel.
Stuart ist für seine 10 Jahre ziemlich klein, was ihm stets Sticheleien und blöde Kommentare von anderen Kindern einbringt. Offenbar folgt er in seiner Größe seinem Großonkel, denn Kennys Künstlername war nicht umsonst "Klitze-Kleiner Kenny Horten". Nachdem Stuart in eine neue Stadt gezogen ist, lernt er die gleichaltrige April und ihre 2 Schwestern kennen. Ehe er sich versieht, findet sich Stuart plötzlich inmitten der Suche nach Hinweisen über den Verbleib der magischen Werkstatt wieder, als er in den Besitz von 8 alten Münzen gerät. Denn nicht nur er möchte die Werkstatt mit ihren bemerkenswerten Instrumenten und Zaubergerätschaften finden, sondern auch die fiese und sehr undurchschaubare Jeannie. Und obwohl Stuart so klein ist, wächst er bei dieser Suche geradezu über sich hinaus.
Die erste Geschichte von Stuart ist kurzweilig, abwechslungsreich und für Erwachsene ebenso aufregend und lesenswert wie für Kinder in Stuarts Alter. Die Autorin hat sich sowohl die Figuren als auch den Handlungsbogen sehr liebevoll ausgedacht mit jeder Menge toller Ideen und Einfälle, wie beispielsweise den journalistisch veranlagten, hoch ambitionierten Drillings-Schwestern, denen auch April angehört, oder auch Stuarts Vater, der in den unmöglichsten Situationen unwichtige Informationen liefern kann, für das Alltägliche jedoch nicht wirklich taugt.

Fazit:
"Acht Münzen und eine magische Werkstatt" ist eine schöner, aufregender und durchweg lesenswerter Einstieg in die Abenteuer von Stuart Horten. Die Fortsetzung, "Sieben Rätsel und ein magischer Stern", ist bereits erschienen und wird von mir sicher auch bald gelesen.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.04.2013
Ein ganzes halbes Jahr
Moyes, Jojo

Ein ganzes halbes Jahr


sehr gut

Nach den ersten Seiten "Ein ganzes halbes Jahr" hatte ich den Gedanken im Kopf, dass ich bereits jetzt wüsste, wie das Buch endet. Und tatsächlich, ich sollte Recht behalten: die Geschichte endet genau so, wie ich mir schon am Anfang gedacht habe. Ich würde dennoch nicht behaupten, dass man schon am Anfang ahnen kann, was einen hier erwartet. Dass die Geschichte vorhersehbar oder gar durchschaubar ist.
Das ist sie nicht. "Ein ganzes halbes Jahr" ist eine ganz wundervolle, gleichermaßen komische wie tieftraurige, berührende und aufrüttelnde Geschichte von zwei Menschen, von denen der eine nicht mehr leben möchte, und der andere gar nicht weiß, was er mit zuviel Leben anfangen soll.
Louisa verliert den festen Boden unter den Füßen, als sie arbeitslos wird. Fortan weiß sie nicht so recht, wie es bei ihr weitergehen soll. Sie landet als eine Art "Gesellschafterin" bei Will, einem jungen Mann, der durch einen tragischen Unfall im Rollstuhl sitzt - gelähmt und nicht mehr in der Lage, ein selbstständiges Leben zu führen. Zunächst wundert sie sich, warum ausgerechnet sie diesen Job erhält, obwohl sie eigentlich keinerlei Qualifikationen vorweisen kann. Nach einiger Zeit erfährt sie den wahren Grund für ihre Anstellung - und warum diese nur 6 Monate, ein ganzes halbes Jahr also, umfassen wird.

Ich habe "Ein ganzes halbes Jahr" mit sehr gemischten Gefühlen und Gedanken gelesen und beendet, die ich hier keinesfalls alle wiedergeben und zusammenfassen kann. Das Buch bringt den Leser unweigerlich zum Nachdenken. Zum Nachdenken und Reflektieren der eigenen Meinung zu Themen wie: was macht den Sinn des Lebens aus, wie würdevoll ist ein Leben unter bestimmten Bedingungen, wann... ja, wann sind sterben und sterben lassen vielleicht die annehmbareren Alternativen. Getragen werden diese Fragen hier ganz wunderbar durch die beiden liebevoll gezeichneten Figuren Louisa und Will, von denen mir vor allem Lou mit ihrem unnachahmlichen Sinn für Humor und Optimismus sehr ans Herz gewachsen ist.
Ich würde "Ein ganzes halbes Jahr" gar nicht so sehr als Liebesgeschichte deklarieren, wie es die Inhaltsangaben teilweise tun. Sicher, da ist eine Zuneigung zwischen beiden zu spüren; man merkt, dass beide sich im Laufe der Zeit immer wichtiger werden. Aber hier steht nicht der Aspekt des Sich-Verliebens oder irgendwelcher schmetterlingshafter Gefühle im Vordergrund. Es geht darum, wie sehr ein anderer Mensch das eigene Leben lebenswert(er) machen kann. Jojo Moyes zeigt, wie 6 Monate unter Umständen alles ändern können.
Sehr schön fand ich in dem Zusammenhang die Idee, einzelne Kapitel aus einem völlig anderen Blickwinkel zu präsentieren, den Fortlauf der Geschehnisse also beispielsweise mal aus den Augen von Wills Vater oder Lous Schwester darzustellen, obwohl die Haupthandlung aus Louisas Perspektive erzählt wird. Dadurch sieht man mit den Augen der anderen, was sich zwischen Lou und Will abspielt. Und gemeinsam mit Louisa kann man nicht anders, als eine gewisse Hoffnung aufzubauen, diese Frage, ob und was denn schlussendlich möglich ist.

Fazit:
Ich halte "Ein ganzes halbes Jahr" für durchweg lesenswert. Die bei mir befürchteten Tränen kullerten am Ende zwar nicht, dennoch geistern mir das Buch und die Fragen, die es beinhaltet, noch heute, einige Tage nach dem Auslesen, im Kopf herum. Und das ist wohl das, was ein Buch schaffen möchte und schaffen sollte.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.04.2013
Der beste Freund, den man sich denken kann
Dicks, Matthew

Der beste Freund, den man sich denken kann


sehr gut

"Ich verbringe fast den ganzen Tag mit Max und sehe, wie anders er ist verglichen mit den Kindern in seiner Klasse. Max lebt auf der Innenseite, und die anderen Kinder leben auf der Außenseite. Das macht ihn so anders. Max hat keine Außenseite. Max besteht komplett aus Innenseite." (S. 28)

Die Idee, eine Geschichte aus der Sicht eines imaginären Freundes erzählen zu lassen, finde ich ganz außergewöhnlich. Und sie gelingt Autor Matthew Dicks bestens. In einer Mischung aus kindlicher Naivität, Unwissenheit und messerscharfen Beobachtungen erzählt Budo, der imaginäre Freund von Max, über die Geschehnisse, die sowohl ihn als auch Max eines Tages ereilen.
Max ist ein Kind. Max hat aber obendrein autistische Züge, was das Ganze gleichermaßen erschwert und spannend gestaltet. Budo dient von jeher als Max' Verbindung zur allgemeinen Außenwelt: er gibt Max Tipps, ist sein Spielkamerad, erklärt ihm Dinge, die er nicht versteht, schiebt Wache an der Klotür, sagt ihm vor, was in manchen Situationen sagen soll, und was lieber nicht.
Bisher kamen die beiden ganz wunderbar miteinander aus. Und im Gegensatz zu Max ist Budo sehr wohl bewusst, dass er nur imaginär ist, dass nur Max ihn sehen und hören kann, und dass er eines Tages wohl einfach verschwinden wird - dann nämlich, wenn Max aufhört, an ihn zu glauben. Über kurz oder lang passiert das bei jedem imaginären Freund; und Budo hat im Laufe der Zeit einige kuriose Gestalten kennengelernt, die alle irgendwann mal gegangen sind (und die mich teilweise ziemlich zum Lachen gebracht haben) - also wird das doch wohl auch bei Budo passieren, oder ...?

"Der beste Freund, den man sich denken kann" hat mich in ein Wechselbad der Gefühle geworfen. Anfangs war ich völlig begeistert von der Geschichte und von Budo, von seinem versteckten Witz, der mich manches Mal richtig hat kichern lassen. Dann nimmt die Handlung an Fahrt auf, die fiese Lehrerin Mrs. Patterson tritt auf - und ich habe dank Budos Feuereifer über die ein oder andere kleine Länge im Mittelteil der Handlung hinweg sehen können. Am Ende schließlich habe ich mit Tränen in den Augen die letzten Seiten umgeschlagen, und habe es im Stillen bedauert, dass ich als Kind nie einen imaginären Freund hatte. Oder mich zumindest nicht mehr dran erinnern kann. Denn Budo ist "Der beste Freund, den man sich denken kann".

Fazit:
Das Buch gibt einem so viel, es ist berührend und unterhaltsam gleichermaßen, ist lustig und total traurig, nachdenklich stimmend und Erinnerungen weckend. Vor allem aber lesenswert.

Bewertung vom 08.04.2013
Die goldene Brücke / Zeitenzauber Bd.2
Völler, Eva

Die goldene Brücke / Zeitenzauber Bd.2


sehr gut

Die Fortsetzung der Geschichte um Anna und Sebastiano, die nach dem eher offen gehaltenen Ende von "Die magische Gondel" ja zu erhoffen war, habe ich sehr erwartet. Und die Vorfreude hat mich auch nicht enttäuscht: "Die goldene Brücke" ist ebenso vielfältig, einfallsreich und bezaubernd wie die Vorgeschichte. Natürlich darf man nicht alles allzu ernst sehen oder gar hinterfragen. So spielen Zeit- und Geldsorgen bei Anna offensichtlich eher eine untergeordnete Rolle - der Charme der längst vergangenen Zeiten, die Anna durch die Zeitreisen besucht, wird von Autorin Eva Völler hier so bunt eingefangen, dass er einfach alles andere überlagert. Die Schilderungen, wie es damals hätte sein können, haben mir hier erneut sehr gefallen und lassen darauf schließen, dass Frau Völler entweder sehr gut recherchieren kann, oder ihrer Fantasie freien und erstaunlich authentischen Lauf lässt. In meinen Augen passte hier alles gut zusammen: die Hauptfiguren, die Nebenfiguren, die schillernden Schauplätze, die königlichen Verwicklungen, die Geheimnisse und kleinen Nebengeschichten wie beispielsweise die von Annas Freundin Cecile, die bildhaften Darstellungen von Alltag und Leben im Paris des 17. Jahrhunderts. Man kann sich wirklich ein lebhaftes Bild machen. Zudem gefällt mir, dass Anna keine typische Heldin ist. Sie hat z.B. einen nervösen Magen und muss in den unmöglichsten Situationen aufs Klo und vermisst im heißen dreckigen antiken Paris nicht nur ihr Deo schmerzlichst. Das macht sie nicht nur sympathisch, sondern auch sehr authentisch. Außerdem hat mir "Die goldene Brücke" ziemlich Lust darauf gemacht, tatsächlich "Die drei Musketiere" von Alexandre Dumas lesen zu wollen - was bisher nie der Fall war-, einfach, weil soviel dieser Geschichte auch hier eine Rolle spielt und mich unweigerlich neugierig gemacht hat.

Fazit:
Für Freunde und begeisterte Leser des ersten Bandes ist dieses zweite Buch um Anna und Sebastiano gewissermaßen Pflicht, und es enttäuscht keinesfalls.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.04.2013
Adorkable
Manning, Sarra

Adorkable


sehr gut

Es gibt sie, die verschiedensten sogleich betitelten Subgruppen der heutigen Gesellschaft, die wie Unkraut aus dem Boden zu schießen scheinen. Freaks, Nerds, Geeks. Jetzt also auch Dorks. Fragt mich nicht, wie die genauen Definitionen hinter diesen Begriffen lauten und wie man das eine vom anderen unterscheidet und abgrenzt. Vermutlich bin ich zu sehr "mainstream", um so etwas zu wissen.
Jeane Smith jedenfalls ist ein Dork. Ein selbsternannter und sie ist stolz drauf. Jeane ist anders, wie man nur anders sein kann, und das spiegelt sich in so ziemlich allem wieder, was das Leben ausmacht: ihrem Kleidergeschmack, ihren Essgewohnheiten, ihrem Schlafrhythmus, ihrer Internet- und sich-mitteilen-müssen- Abhängigkeit, ihrer Einstellung zum allgemeinen täglichen Leben.
Sie beginnt nun eines Tages eine Beziehung der höchst ungewöhnlichen Art zum Everybody's Darling Michael Lee, der alles hat, alles kann und alles schafft. Beide wissen nicht, wie es dazu gekommen ist, dass sie sich in den Schulpausen treffen und Rumkutschen zur neuen Lieblingsbeschäftigung der beiden wird. Sie hassen sich aufs Herzlichste, aber sie können nicht die Finger voneinander lassen. Das bringt diverse Unannehmlichkeiten mit sich - und davon ist das dem-Dorksein-treu-bleiben nur das geringste Problem.

Zu diesem Buch fällt mir eigentlich nur eins so richtig ein: herrlich! Ich habe das Lesen dieser höchst ungewöhnlichen und gleichwohl dorkig-sympathischen Beziehungsgeschichte sehr genossen. Jeane ist einfach ein mieser Charakter par excellence: schnodderig, unordentlich, arrogant, besserwisserisch und frech, verletzend und bissig - und gleichzeitig irgendwie einmalig, liebenswert und ... ja, "adorable"! Ich weiß wirklich nicht, ob ich sie lieber als Freundin oder als Feindin haben wollen würde. (Nun ja, im Zweifelsfalls wohl lieber als Freundin.) Ich habe die ganze Zeit überlegt, ob sie nicht völlig überzeichnet, total übertrieben von der Autorin dargestellt wurde. Aber ... nein! Ich kann mir bestens vorstellen, dass die heutige Jugend GENAU solche Personen zum Vorschein bringt und das auch noch großartig findet, weil facebook und Twitter dann wieder Gesprächsstoff geliefert bekommen.
"Adorkable" ist ein bissiges, fieses und dennoch auf den Punkt gebrachtes Portrait davon, wie es heutzutage zugeht in der Welt, in der social networking alles bedeutet. Dass sich in dieser verqueren Welt aber dennoch die Wege sehr unterschiedlicher Personen kreuzen können - das hat Sarra Manning in eine ganz tolle, kurzweilige, sympathische und sehr unterhaltsame Geschichte verpackt.

Fazit:
Dorkige 4 Sterne für Jeane und Michael, die mich bestens unterhalten haben. (Und!! Die Geschichte spielt in London, also bitte!)