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Benutzername: 
SillyT
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Heinsberg
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unheilbar Büchersüchtig!

Bewertungen

Insgesamt 316 Bewertungen
Bewertung vom 11.01.2024
White Zero (eBook, ePUB)
Falk, Thilo

White Zero (eBook, ePUB)


weniger gut

Das hat es noch nie gegeben, denn in Deutschland herrschen seit Monaten tiefste Temperaturen, in Leipzig wurden sogar -28,2 Grad gemessen. Die Menschen sind machtlos, Lieferketten sind unterbrochen, Gebäude halten den Wetterverhältnissen nicht stand, in den Geschäften gibt es nur das nötigste, viele scheitern an den hohen Energiekosten und niemand weiß, was wirklich los ist, selbst die Wissenschaftler sind ratlos. Eine von ihnen ist Dr. Jana Hollmer, die alles versucht, um der Ursache auf den Grund zu gehen. Ist es der Klimawandel oder doch vom Menschen gemacht?
Das Thema klang so unheimlich spannend und aktuell, dass ich das Buch unbedingt lesen wollte. Der Einstieg fiel mir relativ leicht, da dieser noch recht spannend war, doch dann kam für mich der Einbruch. Die vielen, oftmals schnell wechselnden Perspektiven und damit auch das immer wieder einlassen auf neue Personen, machten die Handlung für mich zäh. Manche Gespräche, z.B. die Gespräche des Krisenstabs, bei dem jeder vorgestellt wurde zogen sich für mich zu sehr in die Länge und auch Zeitungsmeldungen etc, die immer wieder eingestreut wurden, waren langatmig und drückten auf die Spannung. Ohne Frage, der Inhalt ist aktuell und wirklich genau so vorstellbar, was die Handlungen der einzelnen Charaktere betrifft. Dabei kommen Wissenschaft, Politik, Verschwörungen und mehr zur Sprache und auch wenn wir aktuell zwar nicht diese Eiszeit aus dem Buch haben, so fühlten sich manche Reaktionen real an. Was mir, trotz der schrecklichen Ereignisse aber fehlte, waren das Mitfiebern und Hoffen, dass das für alle noch gut ausgehen wird. Von den handelnden Charakteren befand sich trotz aller Widrigkeiten niemand richtig in Gefahr. Stattdessen blieb ich eher wenig berührt und was mit den Charakteren geschah, war mir recht gleichgültig. Das Tempo blieb durchweg flach und manchmal fiel es schwer, weiterzulesen. Bei diesem Thema hatte ich mir mehr Dramatik erhofft und Momente, die Spannung aufbauen.
Allerdings hängt vieles davon damit zusammen, dass es für mich zuviele Charaktere gab, Jana Hollmer, die Geophysikerin, war der Mittelpunkt und trotzdem fand ich keinen Zugang zu ihr. Ich denke, all diese Personen sollten Impulse geben und verschiedene Reaktionen zeigen, aber für mich wäre hier weniger einfach mehr gewesen. Oftmals fragte ich mich, wer das da gerade im Kapitel war und was er überhaupt macht, aber dann war ich schon beim nächsten Charakter.
Neben Jana Hollmer fand ich noch die Familie, die häufiger auftauchte, noch ganz gut. Was diese aber wichtig machte, kam erst spät heraus.
Mein Fazit: Ich hatte einfach falsche Erwartungen vor dem Lesen, denn ich hatte einen dramatischen Thriller mit einem durchweg vorhandenen Spannungsbogen erhofft. Viele Gespräche waren in die Länge gezogen, manche Handlung empfand ich als unwichtig und leider gab es auch keinen Charakter, mit dem ich mitfiebern konnte. Leider nicht meine Geschichte, aber natürlich empfehle ich bei Interesse am Buch immer die Leseprobe, denn vielleicht trifft es ja genau den Geschmack eines anderen.

Bewertung vom 11.01.2024
Die Essenz des Bösen / Die Morde von Edinburgh Bd.3
Parry, Ambrose

Die Essenz des Bösen / Die Morde von Edinburgh Bd.3


ausgezeichnet

Achtung, kleine inhaltliche Spoiler vorhanden, da Band 3.
Der junge Mediziner Will Raven und das ehemalige Hausmädchen Sarah Fisher leben nach wie vor gemeinsam im Haushalt des Dr. Simpson, der berühmte Arzt, der die Anästhesie dank Chloroform ins Leben gerufen hat. Doch nach dem Abschluss ihres vorherigen Falles sieht es nun aus, dass sie ihre Wege getrennt voneinander fortsetzen werden. Während Sarah zunächst gemeinsam mit Mina das europäische Festland bereist, um die Dr. Blackwell, die einzige Frau, die bisher Medizinerin geworden ist, kennenzulernen, trifft Will sich häufiger mit Eugenie Todd, die Tochter eines Arztes. Doch kaum kehrt Sarah zurück nach Edinburgh, stehen beide gemeinsam vor einem neuen Fall.
Die Essenz des Bösen ist der bereits dritte Band der Morde von Edinburgh Reihe rund um Sarah, Will und Dr. Simpson. Schon die beiden Vorgänger fand ich unheimlich gut und habe mich sehr über die Fortsetzung gefreut.
Wer Interesse an dem Buch hat, sollte definitiv die richtige Reihenfolge der Bände einhalten, denn die private Entwicklung der Protagonisten nehmen viel Raum ein und werden auch weitererzählt. Hier sind es gute 200 Seiten, die sich fast nur um das Privatleben der beiden dreht.
Ansonsten ist es Ambrose Parry wie schon zuvor gelungen, mich sprachlich in die Zeit von 1850 nach Edinburgh zu versetzen, dabei klingt die Sprache weder gestelzt noch abgehoben, sondern immer noch passend und trotzdem modern. Auch sonst finde ich den Schreibstil des Autors sehr angenehm und flüssig zu lesen und absolut fesselnd.
Die Atmosphäre ist dunkel und wirkt fast schon trüb und trist, ganz wie man sich die damalige Zeit in einer großen Stadt vorstellt. Auch sonst wurde die Umgebung vor meinem inneren Auge lebendig.
Die Handlung ist zu Beginn eher langsam, denn Ambrose Parry nimmt sich hier einfach Zeit für die Entwicklung seiner Protagonisten. Doch als Will ein grausames Päckchen aus dem Fluss birgt, wird es schon etwas spannender und so nach und nach steigert sich die Spannung. Gemeinsam mit Sarah und Will beginnt man nachzuforschen und trifft auf manch grausiges Detail, wie z. B. der Handel mit ungewollten Kindern in dieser Zeit.
Auch sonst gelingt es Parry die Zeit glaubwürdig und authentisch darzustellen. Gerade was die Rolle der Frau angeht, die hier durch Sarah noch intensiver dargestellt wird. Sarahs Traum ist es, Medizin zu studieren, auf Grund ihrer Herkunft ist alleine schon die Schulbildung nicht gegeben, allerdings war es zu dieser Zeit auch Frauen verwehrt, zu studieren. Auch die klaffende Schere zwischen arm und reich und der dementsprechenden Bildung wird wieder sehr gelungen aufgezeichnet.
Sarah und Will mochte ich beide vom ersten Band an und auch ihre persönliche Entwicklung finde ich sehr glaubhaft. Ich verstehe Sarah so unheimlich gut, als Frau Träume zu verwirklichen musste fast unmöglich sein in dieser Zeit. Will hätte ich dieses Mal gerne zwischendurch auf die Füße getreten, doch ich schätze, dass diese Krimis auch gerade durch das Auf und Ab zwischen Sarah und Will und all den Hindernissen lebt. Auch Dr. Simpson, der auch im wahren Leben der Erfinder des Chloroforms ist, ist ein spannender Charakter und was Ambrose Parry im Nachwort erzählt, fand ich richtig spannend.
Mit den weiteren Nebencharakteren schafft es Parry sowohl Zeit als auch Umstände darzustellen. Er zeichnet jeden Einzelnen vorstellbar und glaubwürdig.
Mein Fazit: Auch mit dem dritten Band der Morde von Edinburgh Reihe konnte mich Parry wieder komplett abholen und überzeugen. Die Ermittlungen waren spannend, die Figuren authentisch und die Atmosphäre genau so, wie man sie sich vorstellt für diese Zeit. Das Ende lässt auf weitere Bände hoffen. Leseempfehlung!

Bewertung vom 10.01.2024
Das Nord / Kulinarikthriller Bd.1
Winberg Sääf, Anna;Ekstedt, Katarina

Das Nord / Kulinarikthriller Bd.1


sehr gut

Alex war gerade einmal vierzehn Jahre alt, als er sich mit seiner Freundin Hannah in einen Unfall mit Todesfolge für ein kleines Mädchen verwickeln ließ. Seit damals ist er nicht nur bei seinen Freunden, sondern auch bei seiner Familie der Außenseiter. Trotzdem hat er es geschafft, seine Ausbildung zum Koch abzuschließen und als ein ehemaliger Kumpel ihm seine Stelle als Jungkoch im Das Nord anbietet, scheint sich das Blatt endlich für ihn zu wenden. Doch in der Küche des Nords geht es rau her und er muss dort nicht nur vor seinen Kollegen auf der Hut sein.
Mich hat das düstere und doch atmosphärische Cover auf dem ersten Blick angesprochen und so wurde ich auf diesen kulinarischen Thriller gleich neugierig. Der Prolog lässt den Leser dann ziemlich schockiert und fassungslos zurück, doch dann wird das Tempo erst einmal gebremst.
Gemeinsam mit Alex reist man zum Nord und lernt hier nicht nur die Kollegen und deren kleinen Machtkämpfchen in der Küche kennen, sondern auch seine äußerst attraktive wie charismatische Chefin Alice Duwal. Auch wenn man dadurch viele, teils auch interessante Einblicke in die exklusive Küche eines Luxusrestaurants erhält, zieht sich der Beginn für meinen Geschmack und das Tempo bleibt sehr ruhig. Allerdings schreiben die Autorinnen so flüssig, dass es nicht langweilig wird und man im Lesefluss bleibt. Mir hat der Schreibstil sehr gut gefallen.
Trotz des ruhigen Beginns ahnt man, dass hier etwas nicht stimmen kann. Emil, Alex‘ Freund und Vorgänger im Nord ist telefonisch nie erreichbar und auch sonst scheint hier immer Mal jemand zu verschwinden. Je mehr Geheimnisse, Lügen und Fragen aufgeworfen werden, desto spannender wird dieser Thriller. Da es dann auch in diesem Jahr eine Fortsetzung geben wird, bleiben am Ende Fragen offen.
Die Handlung findet im Norden Schwedens statt und dazu noch mitten im Winter. Durch viele bildhafte Beschreibungen gelingt es den Autorinnen, eine kalte und düstere Atmosphäre heraufzubeschwören und es fröstelt einen beim Lesen.
Alex ist ein eher zurückhaltender Charakter, mit dem ich nicht sofort warm wurde. Allerdings mit Hinblick auf seine Vergangenheit konnte ich ihn sehr gut verstehen. Er versucht in keinster Weise aufzufallen, verstrickt sich aber immer mehr in seinen Handlungen. Je weiter diese fortschritt, desto besser konnte ich mit ihm mitfiebern. Da wir das Geschehen aus seiner Perspektive miterleben, erfahren wir auch immer nur das, was auch er miterlebt und dementsprechend bleibt vieles geheimnisvoll.
Die Nebencharaktere sind recht gut gezeichnet, zumindest diese, die Einfluss auf die Handlung nehmen. Zu Beginn dauerte es etwas, bis ich die Charaktere in der Küche auseinanderhalten konnte. Natürlich ist hier der spannendste Charakter Alice Duwal, zu der ich aber sonst nichts weiter erzählen möchte.
Mein Fazit: Trotz des zu Beginn sehr ruhigen Tempos entwickelt die Geschichte nach und nach einen immer stärkeren Sog. Durch die düstere Atmosphäre hat der Thriller etwas bedrückend, beklemmendes und ich könnte mir die Wirkung als Film ziemlich gut vorstellen. Ich bin auf jeden Fall auf die Fortsetzung gespannt, da doch die ein oder andere Frage offen bleibt.

Bewertung vom 09.01.2024
Der Spurenfinder
Kling, Marc-Uwe;Kling, Johanna;Kling, Luise

Der Spurenfinder


ausgezeichnet

Um endlich dem gefährlichen Leben als Spurenfinder, denn Spuren suchen kann ja jeder, zu entkommen und nur noch an seinen Memoiren zu schreiben, zieht Elos von Bergen gemeinsam mit seinen Kindern Ada und Naru nach Friedhofen. Friedhofens Name passt perfekt, denn los ist hier mal gar nichts und Ada und Naru sind gelangweilt. Doch nach einem Jahrmarkt im Nachbarort wird am nächsten Tag im Wald eine Leiche gefunden. Elos ermittelt wieder und natürlich sind auch seine Kinder mit dabei.
Eine Fantasy-Krimi-Komödie, das sind gleich drei Dinge auf einmal, die ich mag und dementsprechend wurde ich neugierig. Gleich vorweg: hier wurde auf jeden Fall nicht zu viel versprochen, denn ich habe mich wirklich bestens unterhalten gefühlt.
Für mich war es das erste Buch des Autors, das er gemeinsam mit seinen Töchtern geschrieben hat. Der Schreibstil hat mich gleich gefangen genommen und irgendwie habe ich hier beim Lesen das Gefühl gehabt, dass es etwas märchenhaftes hat, was wahrscheinlich auch irgendwie mit am Setting lag. Friedhofen, allein der Name lässt mich schon wieder schmunzeln, erinnert mich irgendwie an einen Hexenwald. Auch der Humor der Geschichte traf absolut meinen Geschmack, z. B. die Schlagabtäusche zwischen den Geschwistern, aber auch mit einer Prise Sarkasmus. Das passte hier einfach perfekt und lockert alles gleich nochmal auf.
Es braucht einen Moment, bis es spannend wird, da man zunächst einen Blick auf die wichtigsten Charaktere und deren Eigenschaften bekommt. Doch mit dem Beginn der Ermittlungen wird es spannend. Zahlreiche Wendungen und Überraschungen regen zum Miträtseln an und es macht Spaß, den Ermittlungen, mit teilweise skurrilen Hilfsmitteln, zu folgen.
Das Setting ist, wie bereits erwähnt, eher märchenhaft, müsste ich es zeitlich einordnen, dann wäre es wohl ungefähr bei Hänsel und Gretel. Für mich ist es daher auch eher Märchen als Fantasy, wobei man hier auf interessante Fantasyfiguren trifft. Der Ideenreichtum an Figuren und witzigen Gegenstände ist absolut gelungen und vieles davon kann man auf zahlreichen, gelungenen Illustrationen bewundern.
Immer wieder gibt es Einschübe, die auf vergangene Abenteuer des Spurenfinders deuten. Das macht absolut Lust auf ein Buch mit Elos Memoiren. Vielleicht wird er ja damit fertig und veröffentlicht diese. ;)
Elos von Bergen würde nach all seinen Heldentaten gerne Ruhe in sein Leben einkehren lassen. Das ausgerechnet in Friedhofen ein Mord geschieht, bringt ihn aber schnell zurück ins Spiel. Dabei würde er gerne verhindern, dass seine Kinder mitmischen. Doch die Zwillinge lassen sich nicht so leicht abwimmeln. Irgendwie musste ich auch bei diesen Figuren schmunzeln, die mir auf ihre Weise die Autoren gut wiederspiegelten. Papa Elos lässt sich doch irgendwie von seinen smarten Zwillingen um die Finger wickeln. Eltern verstehen, was ich meine. Insgesamt hat mir die Zeichnung der Figuren unheimlich gut gefallen.
Mein Fazit: ein humorvolles, spannendes Abenteuer für alle Generationen, das regelrecht zum gemeinsamen Lesen und miträtseln einlädt. Einfach mal erfrischend anders zu lesen und genau deshalb auch absolut lesenswert

Bewertung vom 06.01.2024
König der Turniere
Stadler, Juliane

König der Turniere


sehr gut

Wir befinden uns in Europa im zwölften Jahrhundert. Gemeinsam mit seinen Kameraden reist der junge Ritter durch die Länder, um an Ritterturnieren teilzunehmen. Er ist nicht nur unheimlich geschickt, sondern auch sehr wagemutig und mit seinem mutigen Auftreten weckt er nicht nur das Interesse der jungen Genovefa, sondern auch das Interesse der Turniermannschaft des englischen Königs. Gemeinsam mit seinen Lanzenreitern wird er in die Turniermannschaft aufgenommen. Auf seinen Wegen begegnet er immer wieder der jungen Frau, in die er sich heimlich verliebt. Doch diese Liebe ist aussichtslos, denn Genovefa ist bereits verheiratet. Allerdings ist dies nicht die einzige Gefahr, in die sich Erec begibt, denn er wird zu einem Spielball der Mächtigen.
Ich lese eher selten historische Romane, doch bei diesem hier weckte der Klappentext meine Neugier. Der Einstieg fiel mir nicht ganz so leicht, denn der Roman beginnt mit der Vorstellung vieler, völlig unterschiedlicher Charaktere. Das ist allerdings absolut notwendig, da man hier auf eine sehr komplexe Erzählung trifft, die eine gelungene Mischung aus Fiktion und wahren Begebenheiten enthält.
Der Schreibstil hat mir unheimlich gut gefallen, denn Autorin Juliane Stadler erzählt hier trotz Historie recht modern und bildgewaltig und ich hatte immer wieder den Eindruck, Erec und alle anderen auf ihren Reisen zu begleiten.
Dadurch, dass die Autorin sich zu Beginn Zeit nimmt, ihre Charaktere und deren Lebensumstände aufzuzeigen, beginnt das Buch auch eher ruhig. Auch wenn man immer wieder Erec bei seinen Turnieren begleitet, dauert es gute zweihundert Seiten, bis die Geschichte dann auch mehr Tempo bekommt. So habe ich für die ersten Seiten längere Zei fürs Lesen benötigt, als für gute dreiviertel des Buches. Denn ab da wird es dann abenteuerliche, man verfolgt Intrigen, Ritterkämpfen, verbotener Liebe und das alles mit einem sehr realen Hintergrund. Juliane Stadler widmet sich nämlich nicht nur den Abenteuern des jungen Erec, sondern auch der realen Geschichte des Königs Henri, der sich gegenüber seinen Vater und seinen Brüder durchsetzen muss.
Neben diesem schafft es die Autorin auch noch die Lebensumstände der Frauen in dieser Zeit darzulegen, denn egal wie klug und geschickt sie waren, was sie wünschten war Nebensache und wurde eher übergangen. Natürlich war es damals auch für homosexuelle Menschen extrem schwierig und auch das wird, wenn auch nebensächlich, authentisch geschildert.
Was die wirklichen Begebenheiten betrifft, kenne ich mich leider nur wenig aus, aber Juliane Stadler erzählt darüber in ihrem Nachwort, was auch noch einmal verdeutlich wie gut und dicht sie hier recherchiert hat.
Besonders gut gefallen haben mir Erec und Genovefa. Erec ist mutig und tapfer und scheut keinerlei Konfrontationen. Manchmal ist er zu wagemutig, doch genau da fiebert man auch besonders mit ihm mit. Seine Liebe zu seinem Pferd hat mich irgendwie besonders gepackt, denn was wäre denn ein Ritter ohne sein Ross?
Genofeva ist ihrer Zeit weit voraus, sie weiß zwar, dass sie sich fügen muss und doch schafft sie es, sich wenigstens ein wenig Freirau zu schaffen. Ich mochte diese lebendige und temperamentvolle junge Frau unheimlich gern und habe sie für ihre Stärke bewundert.
Neben diesen beiden gibt es noch zahlreiche Nebencharaktere, ab und an erleben wir auch aus deren Perspektiven das Geschehen. Insgesamt ist hier allerdings die Zeichnung der Charaktere authentisch und glaubhaft und man fühlt und fiebert mit oder hasst sie.
Mein Fazit: Dieses Buch ist nicht nur ein sehr gut gezeichneter historischer Roman, sondern besticht durch all das, was man hier erlebt. Kämpfe, Abenteuer, Intrigen, gesellschaftliches Ansehen verbotene Liebe und noch viel mehr wartet hier auf seine Leser. Mir haben es vor allem die Charaktere hier angetan, denn mit dem jungen Ritter Erec konnte man so manches Mal mitfiebern. Wer historische Romane liest, sollte hier unbedingt zugreifen.

Bewertung vom 30.12.2023
Die Schuld, die man trägt / Sebastian Bergman Bd.8
Hjorth, Michael;Rosenfeldt, Hans

Die Schuld, die man trägt / Sebastian Bergman Bd.8


ausgezeichnet

Band 8 einer Krimireihe, es könnten inhaltliche Spoiler zu vorherigen Bänden vorhanden sein, da die Bücher aufeinander aufbauen.

Während es in der Sondereinheit der Stockholmer Polizei, der Reichsmordkommission, nach dem Verrat des Kollegen Billy drunter und drüber geht und diese kurz vor der Schließung steht, taucht eine neue Leiche auf einem Schweinehof auf. An die Wand steht in roten Buchstaben: «Löse den Fall, Sebastian Bergman!» Eigentlich sollte Bergman nun aus allen Ermittlungen rausgehalten werden, doch dieser Aufruf ändert alles. Währenddessen ist Sebastian Berman extrem nachdenklich geworden und trifft selbst nicht nur durch den Fall auf seine Vergangenheit, sondern auch auf privater Ebene. Es tauchen neue Überraschungen auf, die mit Sebstians Tochter Sabine, die bei dem Tsunami 2004 in Thailand ums Leben kam. Sebastian Berman steht vor einer großen Herausforderung!
Nachdem der siebten Band der Sebastian Bergman Reihe mit einem schrecklichen Cliffhanger endete, habe ich mich riesig gefreut, als ich las, dass es nun endlich weitergehen wird.
Da es sich hier um den achten Band der Reihe handelt und die gesamten Bücher stückchenweise aufeinander aufbauen, sollte man die Bücher definitiv in chronologischer Reihenfolge lesen. Gerade was die Entwicklung der einzelnen Ermittler, insbesondere Sebastian Bergman angeht, wüsste man hier nicht, worum es geht. Auch tauchen hier Personen auf, die in vergangenen Bänden bereits eine wichtige Rolle gespielt haben, so dass man als Quereinsteiger keine Ahnung hätte, worum es geht. Der Fall an sich ist in sich abgeschlossen, aber das gesamte Drumherum, dass hier auch sehr im Mittelpunkt steht, basiert auf all den vorherigen Ereignissen.
Hjorth und Rosenfeldt verstehen absolut ihr Handwerk, denn mit ihrer Erzählung schaffen sie es wieder Spannung aufzubauen und den Leser mitten in die Geschichte zu werfen. Als Sebastian Bergman Fan habe ich auch wieder richtig mitgefiebert und jedes Wort genossen.
Wie schon in den vorherigen Bänden erlebt der Leser das Geschehen aus unterschiedlichen Perspektiven, in erster Linie zwar aus der von Sebastian Bergman, aber auch seine Tochter Vanja und eine neue Person namens Cathy bekommen hier wichtige Rollen und letzten Endes ist auch wieder Billys Perspektive mit eingebunden und die einer bereits bekannten Person eines vorherigen Bandes. Zwar geht es hier auch um einen Fall für die Reichsmordkommission, der auch Sebastian Bergman persönlich involviert, aber dieses bleibt recht im Hintergrund. Der Fall scheint auch auf den ersten Blick schnell aufgeklärt zu sein, doch natürlich gibt es da auch wieder einige Überraschungen für den Leser. Spannend und interessant ist dieser auch auf jeden Fall.
Ansonsten aber steht Sebastian Bergman mit seinem privaten Leben im Mittelpunkt. Selten habe ich diesen Mann so nachdenklich und selbstreflektierend erlebt wie hier. Wer Bergman kennt , weiß, dass er sagt, was er denkt, ohne Rücksicht auf andere. Für mich war er immer ein ganz besonderer Ermittler, denn er pfeift wirklich auf alles und jeden. Nicht nur der Fall, der ihm klar macht, wie wenig er auf andere achtet, machen ihn nachdenklich. Auch das Zusammentreffen mit Cathy, Gespräche mit Torkel und seine neu erschaffene Beziehung zu seiner Tochter Vanja lassen Bergman immer wieder innehalten und überlegen, ob es Sinn macht, in seine alten Verhaltensmuster zurückzufallen oder ob es doch an der Zeit wird, an seine Mitmenschen zu denken. Das machte auch diesen Krimi zu etwas ganz besonderem für mich.
Die weiteren Charaktere sind nach wie vor unheimlich gut gezeichnet, werden authentisch und glaubwürdig durch ihre Handlungen und macht sie einfach menschlich. Gerade auch Vanja ist mir im Laufe der Reihe ans Herz gewachsen und Billy macht mich immer noch sprachlos, da er einer meine liebsten Ermittler war. Verdammter Billy!
Mein Fazit: Es ist alles andere als leicht, zu diesem achten Band eine Rezension zu schreiben, ohne auf irgendwelche Ereingnisse der vorherigen Bände einzugehen. Es ist einfach wieder großartig erzählt und die Spannung so hoch, dass man nur wieder so durch die Seiten fliegt. Mein Verständnis für Sebastian Bergman ist im Laufe der Reihe stark gewachsen und irgendwie bewundere ich diesen Mann. Das Ende hat mich sprachlos gemacht, da die Autoren hier gleich zwei dicke Cliffhanger einbauen. Ich hoffe, dass die Reihe noch weitergehen wird und empfehle dieses Buch an alle Sebastian Bergman Fans und die, die es noch werden wollen, sollten unbedingt mit Band 1 beginnen.

Bewertung vom 30.12.2023
Stille Falle / Leo Asker Bd.1
Motte, Anders de la

Stille Falle / Leo Asker Bd.1


ausgezeichnet

Leonore Asker, Leo, ist Leiterin der Abteilung für Schwerverbrechen und steht kurz vor einer weiteren Beförderung, als ein Entführungsfall große Wellen in der Presse schlägt. Smilla Holst ist bei einem Ausflug mit ihrem Freund MM spurlos verschwunden. Ausgerechnet Leos größter Konkurrent Hellman soll die Ermittlungen leiten. Leo hält allerdings Hellmans Ermittlungsansätze für völlig falsch und wird prompt von ihrer Chefin in eine andere Abteilung versetzt, die von allen nur die Abteilung für hoffnungslose Fälle und verlorene Seelen genannt wird. Dessen vorheriger Leiter schien an einem besonderen Fall zu ermitteln, denn in einer Modelleisenbahnlandschaft tauchen immer wieder Figuren auf, die scheinbar Entführungsopfern gleichen. Als dann zwei Figuren dort stehen, die Smilla und MM verblüffend ähnlich sehen, beginnt auch Leo hier genauer nachzuforschen. Doch ihre Chefin will nichts von Leos Erkenntnissen wissen und Leo bittet ihren Jugendfreund Martin Hill, Experte für verlassen Ort, Lost Places, um Hilfe. Dabei geraten die beiden in Gefahren, die sie nicht geahnt haben.

Ich habe so einige positive Stimmen zu dem Buch bereits gelesen und wurde dementsprechend neugierig. Vorab kann ich sagen, ich wurde hier absolut nicht enttäuscht und ich habe das Buch an zwei Abenden inhaliert.
Anders de la Motte schafft es vom ersten Moment an zu fesseln, auch wenn man am Anfang etwas Zeit benötigt, sich an die unterschiedlichen FIguren zu gewöhnen. Trotzdem sind diese von Beginn an so spannend gezeichnet, dass es direkt spannend wird. De la Motte schreibt absolut flüssig und mitreißend und dabei so bildlich, dass man sich das Geschehen direkt vorstellen kann.
Die Perspektiven wechseln zwischen der Ermittlerin Leo Asker, dem Lost Place Experten Martin Hill, dem Opfer Smilla und dem Täter, der sich selbst der Troll nennt. Dabei bekommt man als Leser immer wieder neue Aspekte und Momente geliefert, die zum Rätseln einladen. Zwar erfährt man dadurch auch immer einen Ticken mehr als die Ermittler, bleibt aber trotzdem noch recht ratlos, wer nun wirklich als Täter in Frage kommt. Es ist durchweg spannend, zahlreiche neue Momente und Überraschungen lassen einen immer wieder in neue Richtungen überlegen und zum Schluss gibt es dann noch einen richtigen Showdown. Mit der kompletten Auflösung hätte ich so gar nicht gerechnet und damit schafft es der Autor, mich zu verblüffen.
Der gesamte Fall ist richtig gut angelegt und wirkt weder an den Haaren herbeigezogen noch unmöglich, was das gesamte wiederum äußerst spannend macht.
Nicht nur die Perspektiven wechseln, sondern auch die Zeiten der Erzählung, denn man erfährt in der Perspektive des Trolls von seinen Beginnen und wie er sich nach und nach in seinen Taten steigert. Aber auch über Leos Vergangenheit, die es absolut in sich hat und ihre Verbindung zu Martin Hill erfährt man in Rückblicken immer mehr. All das bringt noch einmal mehr Abwechslung in die Handlung.
Die Charaktere sind extrem gut gezeichnet und alles andere als gewöhnlich. Leo Asker hat eine Vergangenheit, die sie zu einem besonders intuitiven Menschen machen und die auch die unmöglichsten Begebenheiten als Möglichkeit in Betracht zieht. Sie ist nicht nur tough und mutig, sondern auch clever und lässt sich nicht so leicht verunsichern. Das macht sie zu einer starken Protagonistin, der man gerne folgt.
Ihre neue Abteilung scheint auf dem ersten Blick aus lauter skurrilen Personen zu bestehen, doch auf dem zweiten Blick haben es die meisten aus der Abteilung ganz schön was auf dem Kasten und sorgen dadurch ebenfalls für spannende Momente. Auch die weiteren Nebencharaktere wie z. B. Martin Hill haben mir richtig gut gefallen und de la Motte nimmt sich für jeden die passende Zeit, um sie glaubwürdig werden zu lassen.

Mein Fazit: Mit dem ersten Band der Reihe rund um die Ermittlerin Leonore Asker legt Anders de la Motte für die nachfolgenden Bände die Messlatte definitiv sehr hoch. Mich hat das Buch vom ersten Moment gefesselt und die Sogwirkung der Geschichte wurde von Seite zu Seite stärker, so dass es extrem schwer fällt, diesen Pageturner aus der Hand zu legen. Ich bin richtig gespannt auf weitere Fälle für Leo und ihre ungewöhnliche Abteilung und freue mich auf die Fortsetzung. Eine ganz klare Leseempfehlung für alle Krimifans!

Bewertung vom 27.12.2023
Was wir nie verzeihen / River Delta Bd.3
Tuominen, Arttu

Was wir nie verzeihen / River Delta Bd.3


ausgezeichnet

Jari Paloviita, Kommissar in Finnland, wird mitten in der Nacht zu einem Einsatz gerufen. In einem Pflegeheim wurde der 93-jährige Albert Kangasharju bei seinem Spaziergang überfallen und lebensbedrohlich verletzt. Paloviita fährt zum Krankenhaus, um zu warten, dass der alte Mann wieder aus dem Koma erwacht, dabei kann er einen weiteren Mordanschlag auf den Mann verhindern. Was hat dieser alte Mann nur getan, um gleich zweimal einem Angriff ausgesetzt zu sein? Kurze Zeit später kommt es zu einem Mord an Klaus Halminen, der nicht nur ein Invalide im Rollstuhl war, sondern sich im Alter Kangasharjus befand. Beim Durchsuchen des Hauses Halminens finden die Ermittler eine Uniform der SS. Kann es sein, dass die beiden alten Männer tatsächlich an der Seite der Deutschen im zweiten Weltkrieg gekämpft haben?
Der Klappentext des Buches machte mich neugierig, denn gerade Bücher, deren Ausgangspunkte im zweiten Weltkrieg zu finden sind, versprechen immer Spannung. Gleich vorweg, Arttu Tuominen hat mich mit diesem Buch nicht nur überzeugt, sondern auch absolut fesseln, schockieren und berühren können. Für mich ist Was wir nie verzeihen ein Buch, das sich tief in mein Gedächtnis gebrannt hat. Bei diesem Buch handelt es sich übrigens um den dritten Band einer Krimireihe, was ich aber erst beim Lesen merkte. Verständnisprobleme gab es für mich hier allerdings keine, zwar gibt es immer Mal kleine Auszüge aus dem privaten Leben der Ermittler, diese bleiben aber im Hintergrund, wirken aber absolut, um diese authentischer und glaubhafter zu machen, da es sie einfach auch menschlich macht.
Die Geschichte beginnt gleich mit dem Überfall auf Albert Kangasharju und konnte mich dadurch sofort in ihren Bann ziehen. Tuominen schreibt unheimlich fesselnd und direkt, so dass er bei seinem Leser umgehend ein Kopfkino erzeugt. Ich mochte dieses bildhafte und doch sehr eindringliche seiner Erzählung, da ich mich so noch ein wenig mehr in die Geschichte versetzen konnte.
Erzählt wird die Geschichte auf zwei Zeitebenen, die Gegenwart mit den Überfällen auf Kangasharju und dem Mord an Halminen, aber auch in Rückblicken auf die Zeit des zweiten Weltkriegs. Dieser Part aus der Geschichte war mir persönlich völlig unbekannt, denn die Operation Wiking, von der Tuominen hier erzählt, beruht auf Tatsachen. Damals wurden finnische Soldaten in Deutschland ausgebildet und dann im Krieg in der Ukraine eingesetzt. Die Gräueltaten, die Tuominen hier beschreibt, trieben mir manches Mal Tränen in die Augen. Egal wie oft man das liest oder sieht, es macht mich immer wieder sprachlos, wie Menschen handeln können.
Die Geschichte hat zwar einen eher ruhigen Erzählton, bleibt aber durchweg spannend. Natürlich ahnt man, über wen er in den Rückblicken erzählt, aber das mit dem alten Albert Kangasharju in Verbindung setzen, fiel mir unglaublich schwer. Man verfolgt die Ermittlungen aus den Sichten der verschiedenen Kommissare, lernt dabei auch dessen Ansichten kennen und fühlt sich dadurch auch mit ihnen verbunden. Gerade auch den Zwiespalt Paloviitas konnte ich so unglaublich gut verstehen. Denn Arttu Tuominen lässt seine Charaktere lebendig werden.
Diese Charakterzeichnung macht den Krimi auch zu etwas besonderem für mich. Auch wenn das Privatleben der einzelnen Ermittler hier im Hintergrund bleibt, kann ich ihre Gefühle und Gedanken nachvollziehen. Aber meiner Meinung nach liegt das Hauptaugenmerk des Buches auf Albert Kangasharju, Ehemann, liebender Vater, Großvater und Urgroßvater, der neben seinem Bett ein Kinderbuch liegen hat. Die Geheimnisse, die er verbirgt sind unglaublich. Wie bereits erwähnt, fiel es mir so unglaublich schwer, diesen Mann mit dem Mann im Weltkrieg zu vereinen. Was mir aber, leider, dadurch extrem klar wurde, ist, dass selbst aus den liebsten Menschen Monster werden können. Es erklärt noch einmal eindringlich, wie all das damals geschehen konnte. Dieser Bereich hat mich nach dem Schließen des Buches lange da sitzen und nachdenken lassen und auch genau das lässt mich diese Geschichte auch nicht mehr vergessen.
Mit diesemBuch hat mich Arttu Tuominen zutiefst berührt und nachdenklich zurückgelassen. Auch jetzt beim Schreiben der Rezension versuche ich immer wieder, das Gelesene zu verarbeiten. Wer hier einen reinen Krimi erwartet, könnte vielleicht enttäuscht sein, aber für mich war dieses Buch so viel mehr als nur ein Spannungsroman. Tuominen hat mir ein wenig die Augen geöffnet, mir gezeigt, wie “so etwas” überhaupt möglich war, wie Hass und Wut entstehen kann, wie der Krieg und all sein Schrecken den Menschen beeinflussen. Ich hoffe, hiermit nicht zu viel verraten zu haben, aber es ist recht schwer, die Gefühle zu diesem Buch zum Ausdruck zu bringen, ohne auf diesen besonderen Charakter einzugehen. Ich kann das Buch absolut empfehlen, denn es ist eine Geschichte, die sich tief in den Kopf gräbt und sprachlos macht. Hut ab, Herr Tuominen, das war ganz großes Kino!

Bewertung vom 27.12.2023
Das Erbe der Pandora Blake
Stokes-Chapman, Susan

Das Erbe der Pandora Blake


ausgezeichnet

Seitdem Pandora, Dora, Blakes Eltern vor zwölf Jahren bei einer Ausgrabung ums Leben kam, lebt sie bei ihrem Onkel Hezekiah. Dieser führt das Antiquitätengeschäft ihrer Eltern mehr schlecht als recht weiter, denn in seinem Laden befinden sich in erster Linie Nachbildungen und Fälschungen. Doch Pandora träumt davon, mit einer eigenen Schmuckkollektion erfolgreich zu sein und ihrem Onkel dadurch zu entkommen. Als sie eines Tages im Keller ihres Onkels eine griechische Amphore entdeckt, ahnt Dora, dass es eine Geschichte dazu gibt. Als sie den jungen Buchbinder und Hobbyarchäologen Edward kennenlernt, bittet sie diesen um Hilfe. Gemeinsam wollen sie die Herkunft des geheimnisvollen Gefäßes auf den Grund gehen. Dabei kommen sie einem Geheimnis auf die Spur, dass sie in eine tödliche Gefahr bringt.
Dieses wunderschöne Cover und der Klappentext, der ein wenig auch eine mystische, spannende Geschichte versprach, machten mich unheimlich neugierig auf diese Geschichte. Zugegeben, zu Beginn musste ich mich ein wenig an den recht malerischen Schreivsitl gewöhnen, doch ab einem bestimmten Punkt konnte ich das Buch einfach nicht mehr aus der Hand legen und war gefangen von Doras Geschichte.
Autorin Susan Stokes-Chapman nimmt den Leser hier nicht nur mit auf eine historische Reise ins London rund um 1800, sondern verbindet mit ihrer Geschichte auch etwas mystisch geheinisvolles, was das gesamte Buch richtig spannend werden lässt. Sie versteht es ausgezeichnet, Bilder im Kopf des Lesers entstehen zu lassen und ich fühlte mich hier direkt in die Geschichte versetzt.
Diese liest sich auch absolut spannend, sie wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt, so dass man als Leser immer ein wenig mehr weiß, als die gerade handelnde Person und so manches Mal würde man ihnen am liebsten zurufen, vorsichtig zu sein.
Die Atmosphäre ist unheimlich gut gelungen, so gibt es auf der einen Seite das verstaubte, heruntergekommene Antiquitätengeschäft der Eltern, das Doras zu Hause ist, auf der anderen Seite lernt man die ärmlichen Verhältnisse in den Docks kennen, aber auch das prunkvolle Leben der Reichen.
Die Spannung steigt zunächst recht langsam, als Leser hat man hier Zeit, die Charaktere kennenzulernen und sich ein Bild der Personen zu machen. Doch im Laufe des Buches nimmt das Tempo immer mehr Fahrt auf und steigert sich bis zum Schluss. Während man gemeinsam mit Dora versucht, dem Geheimnis der Amphore, die auf eine Art auch mit dem Tod der Eltern in Zusammenhang zu stehen scheint, auf die Spur zu kommen, passiert auch auf Seiten des Onkels so einiges. Ich konnte hier auf jeden Fall mit Dora mitfiebern und habe eine Nachtschicht eingelegt, um das Buch noch zu beenden.
Richtig punkten konnte Susan Stokes-Chapman bei mir mit ihren Charakteren, allen voran Dora, die mir ganz schnell ans Herz gewachsen ist. Sie ist für ihre Zeit eine unheimlich selbständig und mutige junge Frau, die für ihre Träume lebt, aber auch dafür einsteht. Hürden, die man ihr in den Weg wirft, schafft sie geschickt aus dem Weg zu räumen. Sie ist lebendig gezeichnet und wirkte dadurch lebendig und ich konnte mich perfekt in sie hineinversetzen und dadurch mitfiebern.
Aber auch die Nebencharaktere werden lebendig und glaubwürdig gezeichnet. Edward mochte ich auf den ersten Blick und auch wenn er Dora etwas verschweigt, ist er doch ein unheimlich sympathicher Charakter. Doras Onkel Hezekiah ist in jeder Hinsich gelungen dargestellt, den Bösewicht hab ich hier sofort abgekauft und so manches Mal auf ihn geflucht. Diese beiden sind mit die wichtigsten Charaktere neben Dora, aber auch diejenigen, die nur kleinere Rollen einnehmen, werden glaubhaft gezeichnet.
Mein Fazit: Das Erbe der Pandora Blake konnte mich mehr als positiv überraschen, denn diese Geschichte liest sich spannend, fesselnd und die Charaktere werden intensiv gezeichnet. Neben den historischen Begebenheiten hat diese Geschichte auch etwas geheimnisvolles — mystisches, was natürlich auch mit an der Geschichte rund um die Amphore, die die Erschaffung der Pandora zeigt, liegt. Mir hat das Buch spannende Lesestunden bereitet und ich empfehle es gerne. Nicht nur für Leser historischer Romane!

Bewertung vom 27.12.2023
Twelve Secrets / Ben Harper Bd.1
Gold, Robert

Twelve Secrets / Ben Harper Bd.1


weniger gut

Zwanzig Jahre ist es her, dass das Leben von Ben Harper aus den Fugen geriet. Damals wurde sein großer Bruder Nick durch die Hand von zwei jungen Mädchen bestialisch ermordet. Seine Mutter starb zehn Jahre später, als sie sich vor einen Zug warf, dabei schien es, dass sie zwar nie aufgehört hatte, um Nick zu trauern, aber doch fest im Leben stand. Heute ist Ben ein Journalist und zurück in seiner Heimatstadt Haddley. Als eines Morgens die Polizei vor seiner Tür steht und ihm von einem Mord berichtet, wirft dieser neue Fragen auf und Ben begibt sich selbst auf Nachforschungen, was damals wirklich geschah und warum seine Mutter sterben musste.
Auch hier war es das düstere Cover, das mich dazu verleitete, den Klappentext zu lesen und da ich grundsätzlich Bücher mag, die auf Geschehnisse in der Vergangenheit deuten, war ich gleich neugierig.
Die Geschichte an sich beginnt recht ruhig, der Autor schreibt zwar insgesamt leicht und flüssig, verwirrte mich aber mit seinen schnellen und auch recht vielen Perspektivwechseln. Da ich hier auch in den Kapitelüberschriften erstmal keine Information bekam, wer gerade handelte, brauchte ich ein wenig, um die unterschiedlichen Charaktere auseinander halten zu können.
Der Handlungsort, das kleine Dörfchen Haddley in der Nähe von London, fand ich wiederum gelungen. Allein die Geschichte, wie Bens Bruder Nick ums Leben kam, machte Gänsehaut.
Leider blieb dieses aber auch so ziemlich das einzige, was Gänsehaut machte, denn oftmals wurde die Handlung zu zäh und drückte dadurch immer wieder auf die Spannung. Die Gespräche zwischen verschiedenen Charakteren, die hier die Vergangenheit wiedergeben, sollte spannend wirken, verlor sich aber eher in zu vielen Details. Ich könnte mir vorstellen, dass diese Geschichte mehr Wirkung erzeugt hätte, wenn sie auf zwei Zeitebenen erzählt worden wäre. Viele Charaktere waren zu vorhersehbar und konnten mich dann leider nicht mehr überraschen. Zwar kommt zum Ende hin ein wenig mehr Spannung auf, insgesamt blieb das Tempo aber zu ruhig und machte es mir schwer, am Ball zu bleiben.
Der Autor nimmt sich sehr viel, für meinen Geschmack zu viel, Zeit, um die unterschiedlichen Charaktere mit ihren Hintergründen vorzustellen und teilweise doch unwichtige Momente wurden zu ausführlich geschildert. Ich hatte irgendwann kaum noch Lust, mir immer wieder neue Charaktere zu merken und was sie früher und was sie heute tun, zu merken.
Ben, als Protagonist, blieb mir zu farblos. Dadurch, dass hier immer wieder andere Charaktere in den Vordergrund gerückt werden, habe ich Ben nicht sehr gut kennenlernen können. Damit fehlte mir aber auch dieser Moment, mit ihm mitfiebern zu können und der Wunsch nach Aufklärung der Vergangenheit. Unterscheiden konnte man Ben in der Erzählweise, da er der einzige war, dessen Sicht in der Ich-Perspektive dargestellt wurde.
Die Kapitel sind teilweise recht kurz, was ich prinzipiell mag, wird aber jedes Kapitel aus einer neuen Perspektive erzählt, wirkt das oft verwirrend. Ich habe das Gefühl, der Autor wollte mit all diesen Wechseln den Leser auf die falsche Fährte locken, doch wenn ich ehrlich bin, hat mich nur wenig überraschen können und viele Charaktere habe ich fast von Beginn an einschätzen können.
Mein Fazit: Auch wenn der Klappentext recht spannend klang, gerade mit dem Wissen, wie Bens Bruder ums Leben kam, verstrickte sich der Autor hier in vielen Perspektivenwechsel und immer neuen Aspekten. Insgesamt war mir dieser Thriller zu zäh und langatmig, gerade durch die vielen, teils unnötigen Gespräche. Ich konnte mir zwischendurch nicht verkneifen, mit den Augen zu rollen, weil es doch manches Mal abstrus wirkte und die Auflösung birgt für mich auch einen kleinen Logikfehler, auf den ich hier nur schwer eingehen kann, der mich aber die Stirn runzeln ließ. Für mich war dieses Buch leider nichts.