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Sigrid

Bewertungen

Insgesamt 262 Bewertungen
Bewertung vom 28.03.2023
Das Bücherschiff des Monsieur Perdu
George, Nina

Das Bücherschiff des Monsieur Perdu


ausgezeichnet

Mich hat die Geschichte und ihre Sprache wieder in den Bann gezogen. Es ist einfach faszinierend, wie einfühlsam, beruhigend, humorvoll, träumend, ergreifend der Inhalt dieser Worte auf den Leser niederkommt. Ich war wieder verzaubert von den Sätzen und ihren Bedeutungen, die jeder Leser ja für sich persönlich interpretieren kann. Es dreht sich zwar alles um die besonderen Protagonisten auf dem Schiff, aber man kann beim Lesen auch seine eigenen Lebenserfahrungen dadurch näher beleuchten. Mir ging es jedenfalls so. Diese Persönlichkeiten mit ihren Erfahrungen und aktuellen Lebenssituationen waren ja sehr speziell und doch universell. Denn ob es die Erfahrung der Enttäuschung durch einen nahen Menschen ist oder das Trauma des Verlustes von geliebten Menschen, die Angst vor der Zukunft oder Entscheidungen zu Treffen, auch wenn sie große Veränderungen bringen - all dies spiegelt die möglichen Ereignisse im Leben von Menschen wieder. Und so kann man das gut nachvollziehen. Mir hat die Reise mit diesen unterschiedlichen Menschen sehr gut gefallen. Es ist schon alleine wegen der interessanten literarischen Hinweise lesenswert. Hier verbinden sich menschliche Geschichten mit den Büchern dieser Welt. Schön fand ich immer die Hinweise auf die individuelle Einstellung zu Büchern - jeder soll das Lesen,was ihm gefällt und glücklich macht, egal was die "Kritiker" bzw. anderen Menschen davon halten. Und wir können die Geschichte um Monsieur Perdu weiterverfolgen. Er ist wieder ein Retter - aber diesmal wird er auch gerettet, denn seine Freunde zeigen ihm eigentlich seine Richtung auf. Er wollte es wohl noch nicht vor sich selber zugeben. Man kann sich gut mit den Handlungen arrangieren. Es war sehr schön zu beobachten, wie sich diese unterschiedlichen Menschen zusammenraufen und mit der Situation umgehen. Eigentlich hilft jeder jedem. Der Leser wird tief in diese Situationen hineingezogen. Man leidet mit ihnen oder freut sich an den positiven Entwicklungen. Der Text ist sehr schön zu lesen und man möchte das Buch nicht aus der Hand legen.

Bewertung vom 15.03.2023
Böse
Eater, J.J.

Böse


sehr gut

Der Titel gibt ja schon einen Vorgeschmack auf den Inhalt des Buches. Und es bewahrheitet sich dann auch: hier ist viel Böses am Werk. Und ich habe mit dem Bösen nicht nur die körperlichen Auswirkungen verbunden, sondern auch die psychischen Wunden, die bei den Betroffenen entstanden sind. Ich fand es sehr gut gemacht, dass sich eigentlich so viele verschiedene Szenarien hier in der Geschichte wiederfinden. Es geht nicht nur um Mord, sondern auch um Rache, Mobbing, Verbundenheit, Wahrheit und Lüge, Liebe, Wut und Hass. Man wird fast mit der Vielzahl an Ereignissen und ihren Hintergründen überfordert, denn sie alleine sind schon heftig. Aber hier verbinden sich die unterschiedlichsten Erlebnisse der Protagonisten miteinander. Das Schicksal von Mila ist alleine schon schrecklich, denn man erlebt ein junges Mädchen, das in ihrer prikären Situation keine Hilfe bekommt und dafür noch mit einer Krise in ihrem Elternhaus konfrontiert wird. Die Protagonisten sind irgendwie alle miteinander verbunden und da es sich um ein Dorf handelt, kennen sich die Menschen auch alle untereinander. Die vergangenen Geschehnisse sind allen dort noch präsent. Und jetzt holt es die damals involvierten Personen wieder ein. Die Familienkonstellationen sind sehr gut dargestellt. Wie sich etwas über die Jahre auch dort anstauen kann und unterschwellig immer die Verhältnisse untereinander prägt. Die beiden Ermittler Fiona und Hanno haben es nicht so leicht. Fiona hat einen kleinen Vorteil, denn sie kann sich an die Ereignisse 1993 erinnern. Aber ansonsten sind die Ermittlungen nicht so einfach. Die Befragten lassen sich nicht richtig greifen und sie kommen damit nicht gut weiter. Mir hat die Herangehensweise der Ermittler gut gefallen. Sie werden zwar oft auf eine Falsche Fährte geschickt, aber durch Hartnäckigkeit kommen sie dann doch weiter. Und hier fand ich die Reaktion eines der Beschuldigten sehr interessant. Er möchte nun auch die Vorfälle in der Vergangenheit gänzlich geklärt haben und stellt seine eigenen Nachforschungen an. Und das ist nicht ganz ungefährlich. Die Autorin hat es sehr gut verstanden, die ganzen Hintergründe und die Motivationen der unterschiedlichsten Betroffenen gut darzustellen. Die einzelnen Beweggründe mögen ja noch einen positiven Grundgedanken gehabt haben, aber die Auswirkungen der einzelnen Handlungen wurden einfach von den Betroffenen nicht durchdacht und haben viele Menschen ins Unglück geschickt. Es zeigt eben die charakterlichen Merkmale der Protagonisten und welche Folgen sie auf soviele Menschen haben können. Wie Zusammenhalt und Loyalität auch zu schlimmen Ereignissen führen können und alles vergiften. Aber es wird wie so oft, alles ans Licht kommen - auch Jahrzehnte später noch. Diese Aspekte fand ich hier wirklich gut dargestellt. Alles rächt sich irgendwann und man sollte nichts auf Lügen aufbauchen.

Außer dem aktuellen Fall fand ich die Schilderungen aus den Privatleben der beiden Ermittler sehr interessant. Auch sie haben so ihre Probleme zu meistern und auch wohl ziemlich schlimme Erlebnisse aus der nahen Vergangenheit aufzuarbeiten. Allerdings habe ich aus den Rückblicken im Text nicht auf die genauen Handlungen schließen können. Aber es reicht aus, um die Brisanz und die Wichtigkeit erkennen zu können. Außerdem beeinflusst es ja heute noch das Verhältnis zwischen Fiona und Hanno und vor allen Dingen auch das Verhältnis zwischen Fiona und ihrer Tochter Caro.

Mir hat dieser Krimi insgesamt sehr gut gefallen. Er ist spannend, enthält eine sehr bildhafte Sprache und interessante Charaktere. Man wird durch die detailreichen Beschreibungen und auch durch die wechselnden Sichtweisen gut ins Geschehen eingebunden. Es gibt einige verwirrende Entwicklungen und mich hat einiges an dem Abschluß des Buches überrascht. Es war aber schlüssig und ich konnte das Buch nach einer spannenden und schönen Lesezeit aus den Händen legen.

Bewertung vom 11.03.2023
Der Bojenmann
Schlenz, Kester;Jepsen, Jan

Der Bojenmann


ausgezeichnet

Hier lernen wir den Hamburger Kommissar Thies Knudsen und seine Kollegin Dörte Eichhorn kennen. Sie ermitteln in einem wirklich sehr seltsamen und makabren Fall. Ich fand schon die Fundstellen der Toten sehr markant und ungewöhnlich. Und dieses Außergewöhnliche zieht sich auch durch das ganze Buch. Denn von solch einem Fall hat bisher noch nie jemand gehört und es schein auch einmalig zu sein. Und nicht nur ich war von den Leichen überrascht, auch die Ermittler sind ratlos. Ich fand die Geschichte sehr interessant und mit vielen überraschenden Wendungen. Die Protagonisten sind sehr speziell. Thies Knudsen kommt immer sehr rational rüber und ist mir in seiner ganzen Art sehr sympathisch. Er ist jetzt nicht so der lustigste Typ auf dem Planeten, aber er hat einen trockenen Humor und der passt gut zu ihm. Ein anderer interessanter Mensch ist auch sein Freund Oke Andersen, den alle nur "La Lotse" nennen. Und das ist wirklich passend. Er ist pensionierter Lotse und Kapitän und lebt direkt an der Elbe. Er philosophiert gerne und steht mit seinem Wissen auch Thies immer zur Seite. Manchmal steckt er seine Nase auch zu tief in die Angelegenheiten anderer Leute, aber er ist immer guter Dinge und ergänzt Thies gut. Spitznamen werden hier den Leuten eh gerne gegeben und sie haben mir großen Spaß gemacht, denn passend waren sie auf alle Fälle. Die Ereignisse um die Leichen sind sehr spannend und ziemlich geheimnisvoll. Denn man kann die Richtung der Ermittlungen nicht vorhersehen. Es ist alles sehr seltsam, aber dann kommen die Ermittler dann doch noch auf eine aussichtsreiche Spur, auch mit Hilfe von Oke, der tiefer hineingezogen wird als gewünscht. Ich fand die Beschreibungen der Örtlichkeiten sehr detailreich und man konnte es sich gut vorstellen. Manchmal schon fast zu real, aber das bringt die Besonderheit der Sache noch besser zur Geltung. Man erfährt hier einiges über die Situation der heutigen Seeleute und das ist nicht unbedingt positiv. Auch hier hat sich anscheinend vieles nicht gerade zum Besseren verändert. Ein anderer interessanter Gesichtspunkt in diesem Regionalkrimi ist natürlich der Blick auf die Privatleben der Protagonisten. Man erfährt so einiges über Thies oder Dörte. Allerdings ist es ja erst der Anfang einer Serie und so wird man wohl sicher noch einige Details erfahren. Man macht sich so seine Gedanken über die beiden Ermittler und ich bin mal gespannt, wie sich alles so entwickelt. Das Ende des Buches hat mich ehrlich etwas überrascht. Und ich möchte den nächsten Band eigentlich jetzt sofort lesen, aber damit werde ich wohl noch was warten müssen. Aber es ist ein gut lesbarer Krimi mit interessanten Protagonisten. Und auch Hamburg ist immer einen Ausflug wert, auch wenn man hier ja eher die negativen Seiten kennenlernt. Aber dafür liest man ja auch einen Krimi: Spannung pur. Ich habe mit diesen neuen Ermittlern und dem Lotsen viel erlebt und spannende Lesestunden verbracht. Ich freue mich auf den nächsten Band und kann diese Serie mit einem guten Gewissen weiterempfehlen.

Bewertung vom 07.03.2023
Das Erbe der Silverstones (eBook, ePUB)
Strick, Sabine

Das Erbe der Silverstones (eBook, ePUB)


sehr gut

In diesem Roman lernen wir die Familie Silverstone mit all ihren Mitgliedern und deren Geschichte kennen. Zuerst erleben wir einen Rückblick auf Geschehnisse, die sich vor fast 28 Jahren ereignet haben. Und mich echt tief betroffen gemacht haben. So etwas darf kein Kind erleben. Dann werden wir in die Gegenwart zurück gebracht. Aber viel freundlicher laufen auch hier die Geschehnisse nicht ab. Die Familie wird von Streitereien und Machtspielchen beherrscht. Allerdings erleben wir den Sohn Michael als sympathischen und freundlichen Menschen. Sein Vater Andrew ist dagegen ein ganz anderer Kaliber und kommt nicht sehr nett rüber. Alle Familienmitglieder scheinen auf die eine oder andere Art so ihre Macken zu haben. Die Schwester von Michael, Claudia punktet auch nicht mit Freundlichkeit und wird mir im weiteren Verlauf der Ereignisse immer unsympathischer. Sie ist sehr egoistisch und genau wie ihr Vater, ist sie sehr intrigant. Beide versuchen nur ihre eigenen Interessen durchzusetzen. Mariana, die Mutter von Michael, ist mir zu Beginn auch nicht sympathisch. Sie benimmt sich auch nicht sehr nett und lässt sich von ihrem Mann zu sehr beeinflussen. Allerdings überrascht sie mich dann später mit ihren Handlungen doch nocht. Zum Glück gibt es dann die lebensfrohe Stephanie, die Michael auf ganz andere Gedanken bringt. Sie hat mir gut gefallen. Sie ist bodenständig und lässt sich nichts vormachen. Ihre Reaktionen auf die Familie von Andrew fand ich passend und sehr gelungen von ihr. Sie kommt sehr authentisch rüber und lässt sich auch durch den Luxus der Lebensgewohnheiten der Silverstones nicht blenden. Sie gibt Michael den nötigen Halt. Diese Geschichte hat alles, was ein guter Roman benötigt: interessante und vielfälltige Protagonisten, Intrigen, verschiedene Lebensstile, Geheimnisse, die unterschiedlichsten Familienkonstellationen, Liebe, Zusammenhalt, Tragödien und eine interessante Umgebung und die unterschiedlichsten Handlungsorte auf der Welt. Das macht Spaß und man wird immer wieder mit neuen Situationen überrascht. Der Text lässt sich sehr gut und locker lesen. Man bleibt in einem schönen Lesefluss und hofft und bangt mit seinen gewählten Lieblingsprotagonisten. Mir hat diese Geschichte gut gefallen. Es war spannend und immer wieder voller Überraschungen. Die Handlung nimmt ja eine unerwartete Wendung. Der Schluß des Buches lässt einen zufrieden zurück. Auch wenn manche Lösungen etwas zu harmonisch sind, kann man sich damit anfreunden und so das Ende genießen.

Bewertung vom 05.03.2023
Mord ohne Ende (eBook, ePUB)
Bowen, Rhys

Mord ohne Ende (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Endlich kann man Evan Evans und Bronwen als Ehepaar erleben. Ich habe lange darauf gewartet, aber nun sind sie verheiratet und leben zusammen in dem neu renovierten Cottage. Ich kann mir das Cottage anhand der genauen Beschreibungen gut vorstellen. Ich stelle es mir sehr idyllisch und solide gebaut vor. Die Aussicht muss toll sein, allerdings wird die Lage sich als nicht immer so gut herausstellen. Das müssen Evan und Bronwen auch feststellen. Die detailreichen Schilderungen über die Wegstrecke von der Straße bis zum Haus, gerade bei schlechtem Wetter, zeigen es deutlich: es ist ein steiler Weg und man kann ihn bei Regen oder Schnee nur mit großer Vorsicht zurücklegen. Aber bisher finden das die Beiden noch machbar. Allerdings merken sie auch, das die veränderten beruflichen Situationen bei Evan und Bronwen zu Problemen bei der Logistik führen können. Denn die beiden haben ja nur ein Auto zur Verfügung und Evan hat keine regelmäßigen Arbeitszeiten mehr, seit er bei der Kriminalpolizei ist. Ich fand diese alltäglichen Erzählungen zu dem Alltagsleben unserer Protagonisten mit all seinen Problemen sehr authentisch. Denn die beiden müssen jetzt auch erstmal eine gemeinsame Routine in ihrem Leben aufstellen. Die Probleme mit den neuen Arbeitsplätzen und auch dem Privatleben müssen sich erstmal einspielen. Und so werden auch mal kleine Probleme zum Thema. Das macht es auch so lebendig, denn Probleme tauchen überall auf und müssen gelöst werden. Ich fand es teilweise amüsant, wie Evan auf seine neue Rolle als Ehemann reagiert. Aber zum Glück lässt sich Bronwen da nicht beeinflussen. Und dann natürlich die Arbeit. In diesem Band überschneidet sich auch wieder das Privatleben und die Arbeit der frisch Verheirateten. Evan wird durch die Umstrukturierung der Polizei in eine nicht gerade angenehme Arbeitsumgebung katapultiert. Denn kaum sind die Worte zu der Änderung gefallen, da muss die neue Truppe auch schon zum Einsatz. Und dieser Fall ist wirklich speziell. Aber auch wenn Evan die Arbeit an sich Spaß macht, mit seiner neuen Rolle in dem Team und seinem neuen Chef kommt er nicht so gut klar. Man erlebt sein Unbehagen sehr einfühlsam mit und kann seine Gedanken gut nachvollziehen. Es wird sehr interessant und man bleibt bis zum Schluß mit seinen Vermutungen im Dunkeln. Mir gefällt hier sehr gut, wie die Ereignisse um die junge Frau eingebunden werden. Und Bronwen wird hier gut eingebunden. Jetzt zeigen Bronwen und Evan erneut ihre Charakterstärke und handeln entsprechend. Die anderen Beteiligten in diesem Fall sind auch sehr interessant und sehr unterschiedliche Charaktere. Es waren mir jedenfalls einige sympathisch, aber es gab auch richtige fiese Typen darunter. Das bringt aber Abwechslung und immer wieder unvorhergesehene Situationen hervor. Es ist spannend und tragisch zu lesen, was dort passiert. Die Ermittlungen sind interessant und man bekommt immer wieder neue Argumente für die Motivation hinter dem Geschehen. Mir hat das Zusammenspielen der verschiedenen Kulturen und Traditionen gut gefallen, die sowohl positiv wie auch negative Aspekte darstellen. Der Leser wird gut durchs Geschehen geführt und kann dem Text gut folgen. Es ist abwechslungsreich und man fiebert mit. Das Wetter spielt immer irgendwie eine Rolle und wird auch oft genug von allen erwähnt. Das hat mich zwischendurch immer zum Schmunzeln gebracht. Der Ausgang der Ermittlungen hat mich wirklich überrascht, aber ich war mit dem Ende sehr zufrieden. Auch die moralischen Gesichtspunkte des ganzen Falls wurden gut rübergebracht und ich hoffe, jeder Leser hat sich so seine Gedanken dazu gemacht. Mir hat der Ausflug nach Wales jedenfalls sehr gut gefallen. Und es hat mir als Abschluß der Serie zufrieden zurückgelassen. Die Protagonisten sind zumindest privat an ihrem Ziel angelangt und mehr kann man nicht verlangen. Ich werde sie vermissen, aber es war schön Evan und Bronwen, sowie die vielen Personen aus dem Dorf kennengelernt zu haben.

Es ist ein sehr schöne Cosy Crime Serie und auf alle Fälle zu empfehlen, man wird viele interessante und spannende Lesestunden erleben.

Bewertung vom 03.03.2023
Wolfskinder
Buck, Vera

Wolfskinder


ausgezeichnet

Die Autorin Vera Buck bringt den Leser in eine düstere und unwirtliche Umgebung in den Bergen. Ein, an sich schon einsam gelegenes Bergdorf und die noch einsamere Siedlung Jakobsleiter sind die Hauptschauplätze für diesen interessanten und spannenden Thriller. Es beginnt alles mit einer Erinnerungstour der Journalistin Smilla. Sie reist an den Ort zurück, an dem ihr schönes Leben quasi beendet wurde. Denn sie verlor hier über Nacht ihre beste Freundin und seitdem ist ihr Leben nicht mehr in Ordnung. Und nicht weit entfernt in den Bergen lernen wir die Siedlung Jakobsleiter kennen. Sie liegt nur zu Fuß erreichbar und ohne modernen Komfort ausgestattet hoch in den Bergen. Und ihre Bewohner sind genauso seltsam wie der der Ort selber. Man könnte sich eine idyllische Selbstversorgergemeinschaft vorstellen, denn auch die Kinder gehen im nächstgelegenen Ort zur Schule. Aber schon bei der Beschreibung ihrer Situation durch den Jungen Jesse, zieht man einen anderen Schluß. Es ist anders und man kann es noch nicht ganz greifen, aber Idylle sieht definitiv anders aus. Die Geschichte wird in jedem Kapitel aus der Sicht eines anderen Protagonisten erzählt. Das macht es sehr informativ und man bekommt die verschiedenen Blickwinkel des Erlebten mit. Alle Aspekte kommen durch diese Art der Erzählung zu Wort - die Gedankengänge der Journalistin und ihre Schlussfolgerungen, die verschiedenen Bewohner aus der Siedlung mit ihrern Erlebnissen und welche Konsequenzen sie aus allem ziehen. Die Personen sind wirklich alle sehr seltsam und man kann ihre Gedankengänge nicht immer nachvollziehen. Ich habe sie eigentlich in mehrere "Schubladen" gesteckt: die Guten , die Bösen, die Ahnungslosen usw. Am meisten hat mich noch die neue Lehrerin beeindruckt. Sie lässt sich nicht einschüchtern oder von ihrem Vorhaben abbringen. Sie merkt, das hier etwas nicht stimmt und will etwas unternehmen. Ich habe mich aber auch an manchen Stellen wirklich in die Irre führen lassen und meine Einschätzung bezüglich der Charaktere der Personen war total falsch. Es ist einfach alles zu verwirrend und ich fand die Stimmung immer sehr düster und unheimlich. Die schroffe und menschenfeindliche Umgebung wird so gut dargestellt, dass ich mich beim Lesen zwischendurch richtig unwohl gefühlt habe. Und das macht für mich auch einen guten Thriller aus - man wird regelrecht in die Handlungen und die Umgebung hineingezogen und erlebt es hautnah mit. Die detailreichen Schilderungen der Lebenssituationen in diesen beiden Siedlungen sind für mich sehr negativ und irgendwie kommen sie mir vor wie aus einer weiten Vergangenheit. Als ob die moderne Zeit hier bei den Menschen noch nicht angekommen ist. Sie haben zwar im Dorf moderne Kommunikationsmöglichkeiten, aber sie werden nicht genutzt und die Menschen hängen an den alten Ansichten und Traditionen. Das merkt man schnell und ich finde das total einschüchternd. Auch die Lebensbedingungen und die sogenannte Führungsrolle durch Isaiah sind mir total suspekt. Die Ereignisse überschlagen sich aber auch, es passiert soviel und man erfährt Dinge, die man noch nicht einordnen kann. Was passiert dort oben? Die Menschen verhalten sich seltsam und es gibt viele ungewöhnliche Handlungen. Die Spannung bleibt während des ganzen Buches auf einem hochen Niveau und dabei kann man den Text aber sehr flüssig und gut lesen. Der Schluß war überraschend, hat mich aber mit einem guten Gefühl das Buch beenden lassen. Mir hat dieser unheimliche Thriller in dieser einsamen Bergregion sehr gut gefallen. Hier ist alles mit einem düsteren Schleier überzogen, egal ob es Menschen sind, die Landschaft oder sogar das Wetter. Es gibt natürlich auch Lichtblicke in diesem Thriller. Er gibt einem den Glauben an das Gute zurück, denn es gibt immer positive Entwicklungen, auch wenn sie noch so klein sind. Mir hat dieser Thriller jedenfalls sehr spannende Lesestunden bereitet und ich kann dieses Buch nur jedem Thrillerliebhaber mit guten Nerven weiterempfehlen.

Bewertung vom 01.03.2023
Anglermord in Altfunnixsiel. Ostfrieslandkrimi (eBook, ePUB)
Uliczka, Rolf

Anglermord in Altfunnixsiel. Ostfrieslandkrimi (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Wieder darf der Leser die Kommissare Bert Linning und Nina Jürgens bei ihren Ermittlungen in Ostfriesland begleiten. Mir gefällt immer sehr gut, dass man außer den bekannten Protagonisten natürlich, immer wieder tief in die Orte und Landschaften mitsamt Traditionen in Ostfriesland eintaucht. Der Kriminafall steht natürlich an erster Stelle und dieses Mal ist es besonders verzwickt. Es wird ein Angler tot auf einem Campingplatz beim Nachtangeln aufgefunden und dazu gibt es passend seltsame Gäste eines Ferienhauses auf dem gleichen Platz. Als unsere Ermittler eintreffen, können sie ihr Glück kaum fassen. Diese Ermittlungen scheinen einfach zu werden - Opfer und Täter auf dem gleichen Platz. Und alles läuft auch sehr gut für die Polizei ab, aber dann stößt man nicht nur auf zu clevere Anwälte, sondern auch auf andere Ungereimtheiten. Mir hat dieser Fall sehr gut gefallen, denn man bleibt eigentlich bis zum Schluß im Dunklen über den Täter. Es gibt einige gute Hinweise und Möglichkeiten, aber so einfach wird es dann doch nicht. Es ist sehr interessant den verschiedenen Ermittlungswegen zu folgen und dabei auch die Schwierigkeiten für die Ermittler durch die Gesetzgebung zu erleben. Es gibt clevere Anwälte und Angeklagte, die durch Winkelzüge die Ermittlungen stocken lassen oder gar ganz verhindern können. Und da das rechtliche Tatsachen sind, hat mir das beim Lesen echt Sorgen bereitet. Wie muss es dann erst den Polizisten im realen Leben gehen? Eine frustrierende Tatsache. Aber hier in unserem Fall lässt es zwar die Ermittlungen etwas langsamer vorankommen, aber im Endeffekt können Beweise dann doch die Wahrheit ans Tageslicht bringen. Und es kommt klar und deutlich raus, dass die heutige Technik manchen Verbrechern doch noch zu Fall bringen. Auch wenn die Technik manchmal Straftaten vereinfachen kann. Alles hat eben zwei Seiten. Die Schilderungen dazu finde ich hier sehr gelungen und auch für Laien verständlich und nachvollziehbar. Ein Pluspunkt sind für mich immer die Orte des Geschehens. Altfunnixsiel kenne ich vom Vorbeifahren, aber ich habe es mir noch nicht näher angeschaut. Allein der Name ist schon interessant. Und so erhält man auch Tipps fürs Campen an der Harle (es wird ja dann dort hoffentlich kein Mord geschehen). Aber auch die Menschen werden authentisch dargestellt. Die geschilderten Personen und die Situationen, in denen sie vorkommen, sind lebensnah und manchmal erkennt man Charakterzüge und Handlungen aus der eigenen Erfahrung wieder. Nachbarn und ihre Beobachtungsgabe sind dafür ein gutes Beispiel. Es sind eben oft sehr realistische Ereignisse aus dem Leben, die dort geschildert werden. Und alle möglichen Konstellationen kommen vor - von den Morden vielleicht mal abgesehen, denn die erlebt der Normalbürger ja nicht so oft. Zum Glück! Mir hat jedenfalls das Wiedersehen mit dem Team um Bert wieder gut gefallen, auch wenn diesmal das Privatleben kein großes Thema war. Und das Buch hat mich wieder die ganze Zeit unter Spannung gehalten, denn es war so vieles doch unklar oder erwies sich als Sackgasse. Der Schluß hat mich jedenfalls total überrascht. Eine Besonderheit ist für mich auch immer wichtig: am Ende des Buches wird das Strafmaß für die Verurteilten bekannt gegeben. Das ist immer interessant und fehlt mir bei manchen Krimis. Aber hier kann man mit dem aktuellen Fall dann gut abschließen und sich dann schon auf die nächsten Ermittlungen mit Nina und Bert freuen.

Bewertung vom 26.02.2023
Was im Schatten lauert (eBook, ePUB)
Dicken, Dania

Was im Schatten lauert (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

In diesem 15ten Band um die Profilerin Libby Whitmann wird die ganze Familie auf eine harte Probe gestellt. Denn Hayley gerät in das Visier von Verbrechern. Und das ist nicht nur für die 12jährige eine nervenaufreibende Situation. Mir hat diese Geschichte sehr gut gefallen. Sie hat die Charaktere der Protagonisten gut zum Vorschein gebracht. Der Zusammenhalt in der Familie - auch über weite Entfernungen hinweg. Das sie füreinander da sind und in Krisensituationen alles stehen und liegen lassen, um dann zusammen die Probleme zu meistern und sich umeinander zu kümmern. Libby gerät hier in eine etwas verzwickte Situation. Sie möchte Hayley beschützen und helfen, ist aber wegen ihr auch dadurch in ihren Handlungen eingeschränkt. Sie möchte ja Hayley nicht noch mehr in Gefahr bringen oder alleine zurücklassen. Aber sie meistert das sehr gut, auch wenn die Vergangenheit sie voll in Beschlag nimmt. Auch als Leser ist man hin- und hergerissen, welche Handlungen man nun am liebsten erleben möchte. Aber da ich als langjährige Leserin der Serie die Protagonisten gut einschätzen kann, ist man beim Lesen auch nicht über die meist gut durchdachten Handlungen überrascht. Allerdings hat sich Hayley hier als sehr besonnene junge Frau gezeigt, die ihrem Alter manchmal weit voraus ist. Aber sie ist ja auch einiges gewohnt durch die Geschichte ihrer Eltern und auch ihrer Schwester. Allerdings erfährt sie erst jetzt einige schreckliche Ereignisse aus der Vergangenheit von Libby. Die detailreichen Beschreibungen der Situationen und die guten Dialoge, besonders zwischen Libby und Hayley, bringen die ganze Dramatik gut zum Ausdruck. Der Leser wird nochmal mit der Herkunft von Libby konfrontiert und man ist immer wieder über die Ansichten der Täter überrascht. Es ist kaum zu glauben, mit welchen Argumenten hier die Lebensweise gerechtfertigt wird und man bekommt die Symbolik von einigen "Vorschriften" gut rübergebracht. Die Handlung ist super spannend und man fiebert die ganze Zeit mit. Auch die Reaktionen der anderen Familienmitglieder zeigen, wie emotional belastend diese Ereignisse sind. Man erlebt Matt und auch Owen wieder als Menschen, die für ihre Liebsten alles aufs Spiel setzen. Zum Glück ist auch Nick involviert und kann einige nachteilige Konsequenzen verhindern. Und auch Julie hat ihren Anteil an den Ereignissen. Sie hat mich mit mancher Handlung echt überrascht. Aber sie steht fest zu ihrer besten Freundin und tut alles für sie. Sadie muss nun ihre schlimmsten Albträume als wahr erleben und das bringt sie an den Rand eines Nervenzusammenbruchs. Aber auch sie lässt sich im Endeffekt nicht unterkriegen. Mir hat das Zusammenspiel der Ereignisse aus der Vergangenheit und den heutigen Handlungen gut gefallen. Man ist überrascht von den Ereignissen und mit einigen Wendungen hatte ich auch nicht gerechnet. Aber alles wird schlüssig dargestellt und man kann den Handlungen mit den Motivationen der Beteiligten gut folgen. Man trifft wieder auf interessante Personen, die überraschend reagieren und somit dem ganzen immer wieder eine neue Wendung geben. Die Beschreibungen sind alle sehr authentisch und realistisch. Man kann sich alles gut vorstellen und verfolgt die Ereignisse gebannt. Mir hat dieser Band sehr gut gefallen und ich bin emotional die ganze Zeit sehr gefordert worden. Aber ich denke, dass ist auch das schöne an einer Serie. Man lernt die Protagonisten sehr gut kennen und ist ihnen dadurch sehr nahe. Aber auch wer die Serie nicht kennt, kann hier auf seine Kosten kommen. Ein spannender und lebendiger Thriller mit vielen unvorhersehbaren Entwicklungen liest sich immer gut.

Bewertung vom 25.02.2023
Die marmornen Träume
Grangé, Jean-Christophe

Die marmornen Träume


ausgezeichnet

Ich habe bisher alle Bücher von Jean-Christophe Grangé gelesen, aber dieser historische Thriller lässt die anderen Bücher harmlos erscheinen. Denn hier wird der Leser nicht nur mit den schrecklichsten menschlichen Abgründen konfrontiert, sondern durch die historischen Bezüge weiß man, dass viele Ereignisse so in der damaligen Nazizeit abgelaufen sind. Die Suche der Protagonisten nach dem Frauenmörder ist zwar der Hauptzweig der Erzählung, aber die Handlung ist ja eingebunden in den damaligen Alltag der Menschen und diese authentischen Schilderungen zeigen ungeschminkt die Lebensbedingungen der Menschen in dieser Zeit. Es ist brutal zu lesen und man muss wirklich starke Nerven haben, um das alles zu verarbeiten. Die Protagonisten sind sehr unterschiedliche Menschen. Der Psychoanalytiker, der SS-Offizier und die Psychaterin sind total verschiedene Charaktere und gehen mit der unterschiedlichsten Motivation an die Suche nach dem Mörder. Die Personen sind sehr krass in ihren Handlungen und gerade der SS-Mann Franz hat mich immer wieder geschockt. Seine Gedanken und seine Verhaltensweisen mitzuerleben, haben mich jedesmal erneut abgeschreckt. Man kann es kaum glauben, wenn er dann doch irgendwelche "positiven" Reaktionen auf andere Menschen oder Situationen zeigt. Und auch Minna ist eine gespaltene Persönlichkeit und rettet sich in den Alkohol vor dem täglichen Leben. Sie will helfen, aber die Gegebenheiten geben ihr keine Gelegenheit. Und Simon versucht nur das Beste für sich zu erreichen, um durch diese Zeit zu kommen. Auch er verschließt die Augen vor der Wahrheit. Als die drei gemeinsam den Mörder suchen, verändert sich etwas in ihnen. Die geschilderten Ereignisse sind sehr grausam. Es geht nicht nur um die Morde an den Frauen, obwohl diese an sich schon unglaublich sind. Aber die damalige Zeit und was das mit den Menschen gemacht hat, wird sehr gut geschildert. Armut, Gewalt, Angst - eigentlich alle Arten der menschlichen Abgründe sind hier vorhanden. Grangé schildert alles sehr detailgetreu und authentisch. Die Gräueltaten der Menschen, aber manchmal auch die kleinen Lichtblicke im Verhalten einzelner Personen (wobei die Motivation dazu nicht unbedingt positiv sein muss) zeigen ein eindruckvolles Bild dieser schrecklichen Zeit. Es ist sehr spannend und man kommt kaum zur Ruhe. Die Ereignisse sind erschreckend und unfassbar. Man wird tief ins Geschehen hineingezogen und es lässt einen sprachlos zurück. Es ist beängstigend, denn viele der geschilderten Szenen könnten sich damals in der Nazizeit genau so abgespielt haben. Grangé zeigt wieder die Vielfallt der menschlichen Abgründe und versteht es gut das Berlin dieser Zeit dem Leser nahe zu bringen. Der Verlauf der Ermittlungen und besonders der Schluß des Buches sind unglaublich. Manche Dinge kann man nicht erahnen oder sich auch nur ansatzweise vorstellen. Und obwohl das Buch ja sehr umfangreich ist, habe ich es schnell gelesen. Man muss einfach wissen, was weiterhin passiert. Man ist gefesselt von den Ereignissen und den vielen verschiedenen Persönlichkeiten, die im Buch vorkommen. Es war wirklich ein grandioses Buch, aber man sollte gute Nerven haben. Es ist kein Wohlfühlbuch, aber das sind die Thriller von Grangé ja eigenlich nie. Ich kann das Buch absolut weiterempfehlen. Es ist ein unglaublich spannender Thriller, der in einer besonders dunklen Zeit spielt und den Leser in eine grausame Welt entführt. Für mich war es bisher das beste Buch von Grangé.