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Furbaby_Mom

Bewertungen

Insgesamt 469 Bewertungen
Bewertung vom 13.10.2022
Sunrise Full Of Wonder / Berlin Night Bd.3
Jayawanth, Mounia

Sunrise Full Of Wonder / Berlin Night Bd.3


gut

Von vielen Bookstagrammerinnen hatte ich bereits begeisterte Reviews zu diesem Roman gelesen, doch leider verlief mein Leseerlebnis, obwohl ich Friends-to-Lovers-Romances eigentlich liebe, etwas anders.
Die weibliche Hauptfigur fand ich anfangs ganz nett, mit fortschreitender Story wurde sie mir jedoch immer unsympathischer (aufgrund ihrer an pubertäre Naivität grenzenden, oft verbissenen-bockigen Art sowie wegen diverser Handlungen, die ich ich nicht nachvollziehen, geschweige denn gutheißen konnte). An einem Punkt hätte ich am liebsten das Buch zugeklappt, weil ich sie nicht mehr ertragen konnte, wollte den herzensguten Lenny schütteln und ihn fragen, warum er sich das antut.
Obwohl aus 2 Perspektiven erzählt wird, liegt der Fokus klar auf der weiblichen Stimme, doch gerade bei dieser Geschichte hätte mir eine intensivere Behandlung der Sicht von Lenny gewünscht (den ich eben deutlich mehr gemocht habe als Maya, bei der es gefühlt immer nur hieß 'ich, ich, ich und ICH'). Sein Charakter hätte bestimmt noch so viel mehr zu bieten gehabt (z.B. im Hinblick auf seine Familie oder seinen christlichen Background).
Der romantische Aspekt fiel flach aus in meinen Augen – null Herzklopfen, null Chemistry. Die Annäherung der beiden Hauptfiguren zog sich gefühlt eeeeewig in die Länge (erst in Kapitel 25, auf der 250! Seite, kommunizieren sie endlich mal offen miteinander, Halleluja!) und der Großteil der Handlung, von der ich mir so viel - vor allem eine süße, lebensbejahende Geschichte - erhofft hatte, erschien mir zwischenzeitlich langatmig und langweilig.
Wenn man schon nach 90% der Story noch auf Biegen und Brechen solch ein tragisches Thema in die letzten 10% der Handlung quetschen muss, sollte es mit überbordender Intensität behandelt werden und nicht auf solch oberflächlich-knappe, lieblose Weise, wie es hier erfolgt ist (- idealerweise eher mittig in der Handlung, gefolgt von einer intensiven Auseinandersetzung, und dann müsste für das große Drama-Element kurz vor Schluss eben eine andere Idee gefunden werden.) Ich war schockiert und anschließend sogar richtig sauer. Ja, es ist wichtig, dass dieses Tabuthema offen angesprochen wird, dass ein gesellschaftlicher Dialog darüber angeregt wird, und Kudos an die Autorin, dass sie sich an dieses heftige Thema überhaupt herangewagt hat. ABER: Es hätte viel, VIEL mehr im Fokus stehen müssen, insbesondere die damit einhergehende (in Deutschland vorgeschriebene) psychologische Beratung. Die hier erfolgte oberflächliche Art und Weise der Auseinandersetzung mit dieser ernsten Thematik gefiel mir überhaupt nicht.
Ich bin kein Fan von Ausdrücken wie "LOL" in Dialogen. (Cringe!) In Textnachrichten - meinetwegen, das geht gerade noch, aber nicht in Gesprächen. Dort wirkt es schlichtweg wie das reinste Teenie-Slang-Klischee.
Die großen Zeitsprünge von mehreren Jahren fand ich nicht schlimm. Wenn ich die Story einfach als allgemeinen Roman über die Jugend eines Mädchens betrachte (da mir die Love Story ja eher nebensächlich vorkam), deren Fokus auf Freundschaft, persönlicher Weiterentwicklung und der Loslösung von Personen mit toxischem Verhalten liegt, sind Zeitsprünge sogar von Vorteil, da sie uns einen großen Zeitraum überblicken lassen.
Die gesamte Cliquendynamik war toll, zudem wurden die Charakterzüge der Nebenfiguren vielschichtig und realistisch ausgearbeitet.
Die Auflösung von Mayas Geheimnis fand ich kreativ, plottechnisch passend platziert und erfrischend anders. Die von der Clique darüber geführten Dialoge waren interessant gestaltet und regten zum Nachdenken an.
Meine obige Kritik in puncto langatmige Passagen, fehlende Romantik, oberflächliche Ausarbeitung etc. bezog sich nämlich rein auf den INHALT der Geschichte, die unterm Strich eben nicht meinen Geschmack getroffen hat. Die reine Erzähltechnik hingegen (Dialoge bzw. Wortwahl im Allgemeinen; stimmige Übergänge, etc.) zeigt mir, dass die Autorin sehr wohl gut schreiben kann. Ich wünschte, der Plot und die weibliche Hauptfigur hätten mir mehr zugesagt, dann wäre das Werk vielleicht sogar ein richtiger Hit für mich geworden. Auf jeden Fall möchte ich nun nachträglich den Trilogie-Auftakt nachholen, da ich total neugierig auf die Story von Sydney und Luke bin.
Fazit: Ein ruhiger Pro-Choice New-Adult-Roman mit starker feministischer Note und einer sehr Ich-bezogenen weiblichen Hauptfigur, die mit ihrem Verhalten polarisiert, was durch den netten Freundeskreis jedoch meist abgefedert (und dadurch erträglich) wird. Von mir gibt es eine eingeschränkte Empfehlung für eingefleischte Fans dieses Genres.

Bewertung vom 03.10.2022
Ein Zuhause für das Glück / Lake Paradise Bd.1
Inusa, Manuela

Ein Zuhause für das Glück / Lake Paradise Bd.1


gut

Leben und Lieben im Mais-Paradies

Manuela Inusa wird vielen von euch bereits dank ihrer erfolgreichen Buchreihen "Valerie Lane" und "Kalifornische Träume" bekannt sein - seid ihr bereit für eine neue Feel-Good-Reihe?!

Lake Paradise - ein wahrlich paradiesischer Name für ein heimelig-süßes Städtchen, das irgendwo zwischen den Maisfeldern Nebraskas an einem malerischen See vor sich hinschlummert. Jede Straße, jedes Geschäft hat das Wort Paradise im Namen. Hier kennt man einander, hilft sich gegenseitig und ist füreinander da. Ich liebe Romane mit kuscheligem Kleinstadt-Flair!

Von einigen anderen Leser:innen des Werkes habe ich gehört, dass sie irgendwann das Wort MAIS nicht mehr lesen konnten (denn hier dreht sich alles um dieses Getreide - es gibt sogar ein eigenes Mais-Museum … in das sich wöchentlich ganze 12 Besucher verirren). Mich persönlich hat der stark ausgeprägte Mais-Bezug jedoch überhaupt nicht gestört, im Gegenteil, er trug vielmehr dazu bei, die Atmosphäre des Örtchens, das nun mal vom Maisanbau lebt, zu unterstreichen.

Der einfach und unkompliziert gehaltene Schreibstil der Autorin eignet sich hervorragend für eine lockere, eher ruhige Lektüre, die ohne allzu viel Drama auskommt. Mein Highlight waren das Setting sowie einige der Nebenfiguren.

Die Story-Idee klingt in der Theorie so interessant: SIE verliert durch einen tragischen Unfall kurz vor der Hochzeit ihre große Liebe, ER ist als Bad Boy verschrien, hat aber unter seiner harten Schale einen weichen Kern. Beide kennen einander flüchtig aus Kindheitstagen, treffen sich unerwartet wieder und BOOM, es funkt gewaltig! Doch leider wollte besagter Funke einfach nicht auf mich überspringen, das Kribbeln zwischen Lexi und Aaron - es erreichte mich leider nicht. Zwischen den Hauptfiguren (aus deren beider Sicht erzählt wird) und mir blieb bis zum Schluss eine gewisse Distanz bestehen (trotz aller Sympathie für Lexi, die eine richtig Nette ist). Sie waren mir zu glatt und werden mir weniger in Erinnerung bleiben als die Nebenfiguren.

Damit meine ich nicht, dass jeder Charakter etwas Ausgefallenes, Schrulliges an sich haben muss, um mir zu gefallen - aber der Dorf-Poet Buddy, Lexis beste Freundin Trish oder die drei Tratschtanten Delores, Murielle und Sadie (- Hello, Redwood Love-Reihe von Kelly Moran! -) erschienen mir weitaus gründlicher ausgearbeitet, einnehmender, liebenswerter und dadurch näher als die Hauptprotas. So wurde Lexis Trauer zwar erwähnt, doch auf emotionaler Ebene kam davon nichts bei mir an. (Normalerweise würde ich vor lauter Mitgefühl ganze Sturzbäche zusammenweinen, wenn jemand solch einen Verlust verkraften muss.) Kurzum: Mir fehlte der Tiefgang; der Bezug zu Lexis Vergangenheit fiel mir zu seicht aus.

Das Cover ist ein absoluter Traum und schreit geradezu Wohlfühlroman - die Abbildung der Häuschen am See, die harmonischen, warmen Farben - ich liebe es! Es wäre in meinem Augen das perfekte Motiv für ein Puzzle. Auch die Karte in der Innenklappe des Buches finde ich wunderschön, zudem bin ich ein Fan von solch netten kleinen Extras wie den beigefügten Rezepten.

(Einziges Manko in Sachen Aufmachung: Die Bindung der Seiten/der Kleber - hoppla, was ist denn da passiert? Bereits beim ersten Aufklappen des Buches hatte ich Sorge, ob sich die Seiten nicht womöglich bald herauslösen würden. Dieser Umstand wirkt sich allerdings nicht auf meine Bewertung aus, die Autorin trifft schließlich keine Schuld; es kann sich hierbei nur um einen unglücklichen Produktionsfehler handeln, da ich regelmäßig Bücher aus dem Rowohlt Verlag lese, deren Herstellungsqualität stets tadellos ist.)

Bewertung vom 01.10.2022
Der Waldspaziergang / Die kleine Spinne Widerlich Bd.9
Amft, Diana

Der Waldspaziergang / Die kleine Spinne Widerlich Bd.9


ausgezeichnet

Sicher habt ihr schon mal von der kleinen Spinne Widerlich gehört, die von der sympathischen Schauspielerin Diana Amft erfunden worden ist. (Ihr habt es nicht so mit Namen? Dann sage ich nur das Stichwort: "Doctor’s Diary"!)

Schon lange wollte ich mir selbst mal ein Bild von dieser niedlichen Buchreihe für die kleinsten Leseratten machen. Beim vorliegenden Werk, das mit kurzen, aussagekräftigen und leicht verständlichen Texten sowie mit großflächigen Illustrationen punktet, handelt es sich bereits um den 9. Band der Reihe rund um die kleine Spinne. Das nenne ich mal eine Erfolgsgeschichte!

Die farbenfrohen Zeichnungen von Martina Matos sind richtig goldig und mit viel Liebe fürs Detail gestaltet worden, so trägt z.B. jedes Spinnenbeinchen ein einzelnes Strümpfchen, das kleine Spinnengeschwisterchen hat einen Schnuller im Mund … Apropos Mini-Spinni: Die Namen der Tiere sind absolut entzückend! Nebenbei zeigt die Autorin (die einst selbst kein großer Spinnen-Fan war), dass die kleinen Krabbler eigentlich ganz liebenswert sind und es gar nicht verdient haben, von uns mit (Ab-)Scheu beäugt zu werden. Oma Erna, bei der es stets leckeren Kuchen gibt, Tante Igitte und Onkel Langbein würden mir da sicherlich beipflichten - Spinnen sind keinesfalls "widerlich"!

Da der Herbst meine liebste Jahreszeit ist, freute ich mich ganz besonders auf diese Geschichte. Unser kleiner Spatz ist sehr neugierig und wissbegierig, und zu den altersgemäßen Beschreibungen der einzelnen Themen, z.B. dass Igel Winterschlaf halten, lässt sich viel erzählen.

Die zwei kleinen Spinnen erleben einen spannenden Tag, besuchen auf ihrem Waldbummel mehrere Freunde (Punki, Bella und Miro sind ihren Namen entsprechend gestaltet worden - mit bunter Haartolle, Spiegelchen und hübscher Frisur, Zeichenpinseln; einzig Niesi konnte ich aufgrund der blauen Farbe nicht ganz einordnen) und erfahren vom Förster viel Interessantes darüber, wie die einzelnen Waldbewohner sich auf den Winter vorbereiten. Zudem lernen sie, dass man bei Pilzen und Waldbeeren besser zuerst jemanden fragt, der sich damit auskennt, ehe man beherzt davon nascht, denn manche von ihnen sind giftig. (Bravo! Bei kleinen Rackern, die schnell mal etwas in den Mund wandern lassen, kann man diesen wichtigen Hinweis schließlich gar nicht oft genug wiederholen.)

Besonders reizend fand ich die Darstellung des Waldkindergartens, wo lauter winzige Spinnchen herumwuseln, fröhlich spielen und basteln - im Herbst zeigt sich der Wald nicht nur von seiner schönsten Seite, er bietet auch unendlich viele Bastelmöglichkeiten! Da gibt es Stöckchen und bunt gefärbte Blätter, Eicheln und Kastanien …

Die beiliegenden süßen Sticker waren eine tolle Überraschung!

Bewertung vom 28.09.2022
Tim
Mosesson, Måns

Tim


ausgezeichnet

Puh, diese Rezension fällt mir wirklich schwer. Ich wusste von Anfang an, dass die Avicii-Biografie keine leichte Kost für mich werden würde, aber selbst jetzt, Tage nach der Lektüre, habe ich noch immer einen Kloß im Hals, wenn ich an Tims Schicksal denke. Erst heute habe ich zufällig einen seiner Hits im Radio gehört und schwankte zwischen Musikgenuss und Wehmut, letzteres aufgrund der Tragik, welche die ohnehin bedeutungsschweren Zeilen umgibt:

»He said, "One day, you'll leave this world behind
So live a life you will remember"«.

Dieses Werk beleuchtet in aller Ausführlichkeit Tim Berglings Leben, das mit einer Bilderbuchkindheit in einer liebevollen, wohlhabenden Familie begann und mit seinem Suizid im Jahr 2018 endete. Wir erleben Tims musikalischen Anfänge, erfahren von seinen Ängsten und Träumen. Er war ein schüchternes, nachdenkliches, kluges Kind, dennoch auf charmante Weise eigensinnig und verschmitzt. Als Teenager wagte er sich aufgrund starker Akne kaum aus dem Haus, nahm zahlreiche Medikamente; als Shootingstar der Musikszene ist der introvertierte junge Mann dann plötzlich rund um die Uhr von Menschenmassen umgeben, jettet unter heftigem Termindruck um die Welt, absolviert an die 300 Auftritte pro Jahr. In Zusammenhang mit gesundheitlichen Problemen, Alkohol und einer perfektionistischen Arbeitseinstellung stellt dies eine fatale Kombination dar.

Der Schreibstil des Autors ist eindringlich und zugleich sachlich-distanziert, speziell im Hinblick auf die schonungslose Ehrlichkeit, mit der er die hässlichen Seiten von Social Media und dem knallharten Musikbusiness anprangert sowie die Wichtigkeit von Mental Health hervorhebt. Besonders überrascht haben mich die detailreichen musiktechnischen Beschreibungen (zur Entstehung von Tims unvergesslich-prägnanten Melodien) sowie die vielen zusätzlichen Perspektiven bzw. Einblicke in die Gefühlswelt und Lebenshintergründe sämtlicher Personen, deren Weg Tims gekreuzt hatte. Wir erhalten somit einen Rundumblick, und ich kann nur erahnen, welch immens intensive Recherchearbeit hinter all dem steckt.

Als Mutter trafen mich vor allem die Passagen von Tims Eltern sowie seine Kinderbilder mitten ins Herz. Es ist sonderbar, da vergieße ich Tränen um jemanden, der mir nie persönlich begegnet ist - und doch, nach der Lektüre hatte ich das Gefühl, Tim Bergling irgendwie gekannt zu haben.

Fazit: 5 Sterne!
Unheimlich berührend und meisterhaft recherchiert.

Bewertung vom 18.09.2022
Wer mit den Toten spricht / Raven & Flyte ermitteln Bd.2
Turner, A. K.

Wer mit den Toten spricht / Raven & Flyte ermitteln Bd.2


ausgezeichnet

Highlight!!

"Für Cassie war die Leichenhalle ein Schattenland, in dem ihre Schützlinge in einer Art Schwebezustand zwischen Leben und Tod verharrten. Objektiv betrachtet hatte sie mit dem Übernatürlichen nichts am Hut, und doch gab es da eine irrationale Ecke in ihr, in der sie daran glaubte, dass die Toten ihre Worte hören konnten. Und dass sie hin und wieder sogar antworteten."

Da "Tote schweigen nie" ein absolutes Highlight für mich gewesen war, hatte ich mit großer Spannung auf die Fortsetzung von A. K. Turners Reihe 'Raven & Flyte ermitteln' hingefiebert - und ich wurde nicht enttäuscht! Der lang ersehnte Band 2, "Wer mit den Toten spricht", ist sogar noch mitreißender als der ohnehin schon brillant geschriebene Reihenauftakt! Ich. Bin. Restlos. Begeistert!!

Für mich war überdeutlich, dass hier ein Profi am Werke war: Die Autorin dreht schließlich True Crime-Dokumentationen fürs Fernsehen und kennt sich somit bestens aus in Sachen Plot, Fachbegriffe, Figurenzeichnung und Spannungsaufbau - das spürte ich in jeder Zeile, fühlte mich während der Lektüre wie in einem Film gefangen und legte das Buch nur äußerst zähneknirschend zur Seite, wann immer eine Leseunterbrechung nicht abwendbar war. Am liebsten hätte ich mich einen ganzen Tag lang eingeigelt und das Werk in einem Rutsch durchgelesen!

Der Schreibstil hat mich umgehauen, er strotzt geradezu vor Authentizität und Lenensnähe. Ich wusste ja bereits, wie überzeugend und einnehmend Turner schreibt, aber mit diesem für Cassie überaus persönlichen Fall hat sie sich selbst übertroffen. Auch die auf andere Menschen oft unterkühlt und penibel wirkende DS Flyte lernen wir noch intensiver kennen. Jene hübsche junge Polizistin war aufgrund ihrer streng auf die Einhaltung von Regeln pochenden, "stockkonservativen" Arbeitsweise zunächst nur belächelt und kaum ernstgenommen worden, doch mittlerweile hat sie sich den Respekt vom (größtenteils männlichen) Kollegium erarbeitet. Sie lebt für ihren Job, und das ist nicht nur eine Phrase; die Arbeit ist tatsächlich ihr Leben - alles, was ihr noch geblieben ist. Phyllida steckt mitten in der Verarbeitung eines traumatischen Erlebnisses und am liebsten hätte ich sie hin und wieder mal kurz in den Arm genommen. Die Dynamik zwischen ihr und Cassie ist einfach genial!

Bereits in den ersten Kapiteln rührte mich die Autorin zu Tränen, kein Scherz. Aus ermittlungstechnischer Sicht ist die pathologische Arbeit unheimlich interessant - immerhin bedeutet jeder Leichnam ein weiteres Rätsel, das es zu lösen gilt. Doch die menschliche Komponente darf nicht unterschätzt werden, denn jeder Leichnam steht auch dafür, dass für die Angehörigen der oder des Verstorbenen gerade eine Welt zusammenbricht.

"Wenn sie bei einer trauernden Hinterbliebenen […] saß, musste sie oft an den lateinischen Ursprung des förmlichen Begriffs »Kondolenz« denken. Condolere hieß »miteinander leiden«."

Es ging mir enorm ans Herz, mit wie viel Feingefühl und Respekt Cassie ihre "Gäste" (so bezeichnet sie die Toten) behandelt. "Sie nannte sie stets beim Namen, die älteren sogar Mr. oder Mrs. Mit anderen Worten, sie behandelte sie wie lebendige Menschen. […] Mit den Leichen in ihrer Obhut zu sprechen, war ihr immer ganz natürlich vorgekommen."

Die street smarte wie auch medizinisch belesene, scharfsinnige Cassie ist eine meiner liebsten Romanfiguren ever, ich finde sie so faszinierend! Sie geht viel aus, bewahrt jedoch trotz Alkohol (und einem gelegentlichen Joint) immer einen kühlen Kopf, wirkt einschüchternd, ist im Grunde aber der warmherzigste Mensch überhaupt, kombiniert rasend schnell, allerdings ohne andere Personen voreilig zu verurteilen. Rein optisch erinnert sie mich übrigens an Abby Sciuto aus der Serie NCIS (welche witzigerweise ebenfalls eine Forensik-Spezialistin ist). Herrlich: Das Geplänkel mit ihrer polnischen Großmutter Weronika!

Taktvoll und behutsam steht Cassie allen Hinterbliebenen im Moment größter Trauer zur Seite steht.

"Cassie v

Bewertung vom 09.09.2022
Das Funkeln der Sehnsucht / New Hope Bd.4
Bloom, Rose

Das Funkeln der Sehnsucht / New Hope Bd.4


sehr gut

*** Netter Read ***

Der vierte Band der New-Hope-Reihe war für mich der erste Roman aus der Feder von Rose Bloom, deren idyllisches Kleinstadt-Setting von vielen Leser:innen bereits als das neue Green Valley oder zumindest als würdige Konkurrenz zu den Büchern von Lilly Lucas & Co. angesehen wird.

Der vielversprechend klingende Klappentext suggerierte eine romantische Second-Chances-Romance, und die habe ich auch bekommen. Erzählt wird abwechselnd aus der Perspektive der beiden Hauptfiguren, die einander auch nach vielen Jahren der Trennung nie vergessen konnten. Gekonnt wechselt die Autorin zwischen Gegenwart und Rückblicken, wodurch wir die Charaktere noch besser kennenlernen und erfahren, wie sehr der damals stark stotternde Jackson (der zudem gerade seine Eltern verloren hatte) unter Mobbingattacken seiner Mitschüler leiden musste.

Einerseits finde ich es enorm wichtig, dass diese Thematik (- Mobbing und welche Auswirkungen es auf die Opfer hat -) in Büchern zur Sprache kommt.

"Was veränderte es in einem Menschen? Was richtete es an, wenn er jeden Tag hörte, dass er nichts wert war? Wenn er ständig Angst haben musste, bei jedem Schritt erwischt und verprügelt, mit Worten bespuckt zu werden?"

Andererseits wird es in vielen Romanen oftmals so heftig übertrieben dargestellt und emotional ausgeschlachtet, dass mir vor Mitleid mit den betroffenen Figuren ganz schlecht wird beim Lesen. Im vorliegenden Werk jedoch trifft die Autorin genau den richtigen Ton, verharmlost nichts, aber lässt nicht zu, dass eine deprimierende Grundstimmung entsteht.

Ich konnte mich prima in Cas und Jackson hineinversetzen, wobei ER mir insgesamt sympathischer und greifbarer erschien; besonders gut gefiel mir die Dynamik zwischen ihm und seiner Tante Mildred. Mein heimlicher Favorit war Braxton, der Jackson bereits zu Jugendzeiten als treuer Freund zur Seite gestanden hatte; seine Geschichte ("New Hope - Das Schimmern des Glücks") möchte ich nun auf jeden Fall nachträglich lesen!

Die Autorin schreibt frisch, bildreich und lebendig, an manchen Stellen erschien mir die Wortwahl jedoch einen Hauch zu theatralisch bzw. unrealistisch. "Lass dich fallen" würde ich z.B. im realen Leben nie so zu jemandem sagen, romantische Szene hin oder her; es klingt in meinen Augen einfach irgendwie geschwollen-poetisch. Auch einige der Figuren waren mir einen Touch zu stereotypisch angelegt, speziell Cassie (die klassische 'Gute' - superhübsch, supernett zu jedermann, keine Ecken und Kanten ) und ihr Vater (= typischer Bösewicht).

Für meinen Geschmack dauerte es zu lange bis zur Auflösung der Vergangenheitsproblematik, dafür fand ich die Idee dahinter gelungen und kreativ, es war mal was anderes.

Sowohl die glitzernde Covergestaltung als auch der Buchtitel passen perfekt zum winterlichen Flair, welches genau up my alley war (und gerne sogar intensiver hätte ausfallen können, ich liebe ja Winter-/Weihnachtsromane und lese sie bewusst all year long).

Fazit:
Trotz ernster Themen (Mobbing; Affären) war es insgesamt ein netter, leichter Read für Zwischendurch, der sich gut zum Reinschnuppern in die Buchreihe eignet.

Bewertung vom 06.09.2022
In your words / Catching up with the Carters Bd.2
Schaper, Fam

In your words / Catching up with the Carters Bd.2


sehr gut

Gelungene Fortsetzung einer tollen Reihe!

Hach, es ist schon ein reizvoller Gedanke - da schreibt man einen Tweet (gut, in meinem Falle müsste es heißen: man postet etwas auf Bookstagram; Twitter ist nicht mein Ding) und erhält prompt genau von jener (prominenten) Person, die darin erwähnt wird, eine Antwort. So ergeht es der weiblichen Hauptfigur in "Catching up with the Carters - In your words", dem zweiten Band von Fam Schapers Buchreihe um die fiktive und doch erschreckend realistisch wirkende Reality TV-Familie Carter, deren mittlerweile erwachsene Kids (nach einer verstörenden Kindheit im Rampenlicht) nacheinander fluchtartig das Nest verlassen.



Es wundert mich nicht, dass nach Aphrodites geglücktem Neuanfang (= einem eigenständigen Leben außerhalb des Familienimperiums) nun der nächste Spross den Absprung wagt - Hadrian sehnt sich nach ungeskripteten Tagesabläufen, ungespielten Emotionen, einem Alltag, in dem nicht jede seiner Handlungen von der Presse mikroskopisch analysiert wird. Vielmehr überrascht hat mich der Gedanke, dass er überhaupt so lange durchgehalten hat. Das manipulative Verhalten von Momager Evelyn hätte ich keine Sekunde länger als nötig über mich ergehen lassen. Sie zwingt ihren eigenen Kindern ein Scheinleben auf - von bestimmten Charaktereigenschaften (die gut in der Öffentlichkeit ankommen) über angeblich romantische Beziehungen bis hin zur Stimmlage (Hadrian soll z.B. tiefer sprechen, um attraktiver zu wirken). Das muss man sich mal vorstellen: Du lebst also in einem Zimmer, dessen Einrichtung nicht deinem Geschmack entspricht, sich aber schick in Promimagazinen macht, in einer Villa, die mehr einem Gefängnis oder bestenfalls einem wuselig-lauten Arbeitsplatz als einem wahren Zuhause gleicht, musst dich anders verhalten, als du eigentlich möchtest, jedes Wort auf die Goldwaage legen, darfst nicht den Hobbys nachgehen, die dich interessieren (keine Comics für Hadrian - das wäre schließlich zu nerdy!) und sollst obendrein jemanden anhimmeln, in den du definitiv nicht verliebt bist. Oh, und all das vor laufender Kamera. Ganz ehrlich, wer würde da nicht durchdrehen? Dass Hadrian trotz prall gefülltem Bankkonto nur von Freiheit träumt, leuchtete mir also ein.



Weniger Verständnis hatte ich für die Reporterin Alice, die ebenfalls eine schwere Kindheit in einer toxischen Familie hinter sich hat - ihre Begründung, mit der sie ihr Verhalten vor sich selbst rechtfertigt, erschien mir zu dünn; damit machte sie es sich - trotz allerlei Drama - in meinen Augen sehr leicht. Für die Aussicht auf ihren Traumjob soll sie über Leichen gehen bzw. entgegen ihren Vorstellungen von Integrität handeln und redet sich ein, sie habe keine andere Wahl. Liebste Alice, erzähle das mal jemandem, der NICHT kerngesund ist und KEINEN Eliteuni-Abschluss hat. Kurzum: Es wäre vielleicht ein unbequemer Umweg mit diversen Aushilfsjobs und einer noch winzigeren Wohnung gewesen, doch sie hätte ganz klar auch anders ihr Ziel erreichen können. Jemand mit ihrer Intelligenz hätte sich da eigentlich nicht so verfranzen bzw. dem Chef gegenüber nicht so devot agieren sollen.



Riesig gefreut habe ich mich über das Wiedersehen mit vertrauten Figuren aus "Catching up with the Carters - In your eyes"! Und erwähnte ich schon das zauberhafte Cover? (Glitzerliebe!!)



Fam Schapers Schreibstil ist eins a, insbesondere im Hinblick auf authentische Dialoge, gut gesetzte Szenenübergänge und gefühlvolle Passagen. Auch wenn ich beim vorliegenden Werk keinen 100%igen Zugang zu den Figuren fand (im Gegensatz zum durchwegs sensationellen Reihenauftakt), ist dies keinesfalls ihrem schriftstellerischen Können zuzuschreiben, sondern liegt wahrscheinlich eher daran, dass mich der Fortgang der Handlung an sich nicht so mitgerissen hat, wie ich es aufgrund des Klappentextes erwartet hätte. Es ist nun mal unmöglich, dass man von jedem Roman 1:1 gleichermaßen angetan ist, und viele begeisterte Rezensionen zu diesem Werk beweisen, dass Geschm

Bewertung vom 27.08.2022
Stormy Skye - Frühling auf der kleinen Alpakafarm in Schottland
Wulf, K. Elly de

Stormy Skye - Frühling auf der kleinen Alpakafarm in Schottland


sehr gut

Zu einer süßen Feel-Good-Story mit tierischen Protagonisten kann ich einfach nicht Nein sagen, erst recht nicht, wenn sie an einem meiner Sehnsuchtsorte - Schottland, Charlotte McGregor und ihrer Kirkby-Reihe sei Dank - spielt und es sich bei den Vierbeinern um drollige Hunde oder flauschige Alpakas handelt! Folglich zog mich dieses Buch, bei dem es sich um den 2. Band einer Reihe aus der Feder von K. Elly de Wulf handelt, einfach magisch an - nicht zuletzt aufgrund des entzückenden, in frühlingshaften Farben gehalten Covers.

Die wildromantische Isle of Skye ist ein traumhaftes Setting, und tatsächlich war das einladend beschriebene Schottland-Flair, das sich auch in der Wortwahl widerspiegelte ("Aye!") eines meiner Highlights. Lokalkolorit pur!

Erzählt wird die insgesamt eher ruhige, aber nicht langweilige Story abwechselnd aus der Ich-Perspektive der zwei Hauptfiguren, Rosalind (quirlig und direkt) und Niall (sanftmütig-charismatischer Tierarzt).

Für meinen Geschmack hätte der Einstieg in die Handlung ruhig etwas zackiger verlaufen können, so zog es sich jedoch, ehe etwas Schwung aufkam. Gerade der Beginn einer Geschichte sollte so mitreißend sein, dass man unbedingt weiterlesen möchte, hier war dies anfangs lediglich meiner Neugier auf die Alpakas geschuldet. Bereut habe ich es nicht, denn schon bald gibt es neben den ersten amourösen Verwicklungen einige unterhaltsame Missverständnisse, schrullige Dorfbewohner, eine nette Freundesgruppe und jede Menge Tiere.

Niall muss man einfach ins Herz schließen. Seit 3 Jahren ist er hoffnungslos in Rosalind verknallt. Er ist ein loyaler, hilfsbereiter Typ, der ganz und gar in seinem Beruf aufgeht, Tieren zu helfen. Wann immer es einen seiner Patienten schlechtgeht, leidet er regelrecht mit. Solch einen passionierten Tierarzt kann man sich nur wünschen! Bei der toughen Rosalind hingegen fiel es mir aufgrund ihres teilweise aufbrausenden Temperaments (und ihres in meinen Augen oftmals übertriebenen Verhaltens gegenüber Lachlan) deutlich schwerer, mich für sie zu erwärmen. Sie bildet sich ein Urteil, ohne Fakten zu kennen und ihr ganzes Benehmen gegenüber dem Sohn des Clan-Chiefs erschien mir wie das einer unreifen, sich unnötig aufplusternden Teenie-Göre, was ich total schade fand. Es passt nicht zu ihrem restlichen, freundlich-lebenslustigsten Charakter.

Generell muss ich zugeben, dass mich die Hintergründe zu den Nebenfiguren Lachlan und Cait, von denen hoffentlich der nächste Band handeln wird, beinahe noch mehr interessiert haben als Rosalind und Niall, obwohl mir diese nicht per SE unsympathisch waren.

Der Schreibstil ist recht locker, leicht verständlich, umgangssprachlich, humorvoll und beinhaltet zahlreiche schottische Begriffe. Was den Inhalt betrifft, dachte ich mir hin und wieder, dass ich wohl besser erst Band 1 hätte lesen sollen (in welchem es um Melina und Rory geht); so gibt es ein paar Anspielungen bzw. Erwähnungen, die sich mit Kenntnis des Vorgängerwerkes sicher besser in das vorliegende Buch einordnen ließen.

Fazit: 4 Sterne
Ein angenehmer, tierischer Wohlfühlroman vor malerischer Kulisse, mit (- bis auf die gelegentlichen verhaltenstechnischen Aussetzer der weiblichen Hauptfigur -) netten Charakteren. Ideal für alle Alpaka-Liebhaber, Schottland-Fans und Leser:innen von gemütlichen Unterhaltungsromanen.

Bewertung vom 26.08.2022
Nebelschimmer
Omah, Anya

Nebelschimmer


gut

Zunächst mal ein großes Lob für die Aufmachung der gesamten Reihe - sowohl die klangvollen Buchtitel als auch die traumhaft schönen Buchcover der einzelnen Sturm-Bände sind einfach nur WOW, absolute Coverliebe!! Wer schnell ist, kann sich noch schnell ein Exemplar der Erstauflage von "Nebelschimmer" sichern - mit rotem Buchschnitt!

Hinsichtlich der Handlung verweise ich auf den Klappentext, möchte euch nun aber gerne - natürlich spoilerfrei - erzählen, wie mir die einzelnen Elemente der Story gefallen haben.

Pluspunkte:

Der lockere, unverkrampfte Schreibstil der Autorin las sich sehr angenehm.

Ich fand schnell in die Handlung hinein und hatte, obwohl ich den Vorgängerband noch nicht gelesen habe, nie das Gefühl, dass mir zum Verständnis von Band 2 wichtige Informationen fehlen würden. Selbstverständlich macht es immer Sinn, eine Reihe chronologisch zu lesen, aber manchmal ergibt es sich eben anders. "Nebelschimmer" eignet sich für Quereinsteiger:innen jedenfalls prima zum Kennenlernen der Reihe.

Leser:innen, die Second-Chance-Geschichten und tolle Mädelsfreundschaften feiern, werden hier voll auf ihre Kosten kommen.

Die Wahl des Settings fand ich sehr cool! Lübeck wirkte schon bei Callas Ankunft dort total einladend auf mich; diese Stadt wandert auf meine Liste von Orten, die ich in Zukunft gern mal besuchen möchte.

Die Botschaft dieser gefühlvollen New-Adult-Romance ist unheimlich wichtig. Zum einen fand ich es sehr berührend, auf welch feinfühlige Weise die sympathische Autorin gleich mehrere für sie persönlich schwierige, emotional herausfordernde Themen anspricht und uns dazu bringt, uns mit unbequemen Gedankengängen auseinanderzusetzen. Zum anderen war ich traurig, dass sie solche Erfahrungen überhaupt erleben musste. Wir zeigen im Hinblick auf gewisse gesellschaftliche Probleme mit dem Finger immer gerne auf die USA, nach dem Motto 'schlimm, was dort alles passiert - aber HIER, also nein, bei UNS gibt es so etwas ja nicht'. Weit gefehlt. Ich bin immer wieder fassungslos und beschämt, dass man heutzutage überhaupt noch Aufklärungsarbeit dieser Art leisten muss. Sollte es nicht in unser ALLER Interesse sein, respektvoll miteinander umzugehen?

Kleine Kritikpunkte:

Die Auflösung um Callas Geheimnis kam für mich einen Tick zu spät und erschien mir (angesichts der Tiefe der Thematik) etwas kurz abgehandelt. Ich fand es inhaltlich schrecklich tragisch, emotional erreichte es mich allerdings nicht so richtig.

Manche Passagen, speziell in der Mitte, zogen sich unnötig in die Länge; hier hätte wiederum eine kurze, knackig Szenen-Abhandlung super gepasst.

Zwar mochte ich die einzelnen Figuren (- wobei Jasper mir sympathischer war als Calla -), doch der Funke in puncto Romantik wollte partout nicht überspringen. Vielleicht lag es am ewigen Hin und Her zwischen ihnen…? Ich kann es wirklich schwer benennen, irgendetwas fehlte mir einfach.

Fazit: solide 3.5 Sterne

Trotz ein, zwei Kritikpünktchen hat das Werk mich insgesamt überzeugt und mich definitiv neugierig gemacht auf "Regenglanz" und "Gewitterleuchten"!

Bewertung vom 26.08.2022
Secret Royal / Instantly Royal Bd.1
Flynn, Avery

Secret Royal / Instantly Royal Bd.1


gut

Brooke hat sich nach einer demütigenden Trennung in ihr Heimatdorf Bowhaven geflüchtet, wo sie als Sekretärin für einen Earl arbeitet. Dieser hält sich selbst für äußerst wichtig und ist der Meinung, dass Adel verpflichtet - in seinem Falle zu snobistisch-herablassendem Verhalten. Gesundheitliche Gründe zwingen ihn, über seine Nachfolge nachzudenken, deshalb soll sein in Amerika lebender Enkel Nick (dessen Eltern er kurz nach Nicks Geburt bewusst entzweit hatte) nun das Familienerbe antreten. Der Erfinder ignoriert zunächst die flehentlichen Nachrichten von Brooke, bitte zeitnah nach England zu kommen; sein Hass auf die Familie seines Vaters sitzt zu tief. Doch Brookes Beharrlichkeit weckt seine Neugier, und bald sitzt er tatsächlich im Flieger, um die "Zitronenlady" mit dem britischen Akzent in Augenschein nehmen zu können und bei der Gelegenheit gleich mal seinem Großvater die Meinung zu sagen, ehe er direkt den Rückflug antritt. Ein guter Plan - in der Theorie. Denn natürlich läuft im Leben nichts nach Plan. Nicht nur, dass das Dörfchen wirklich charmant und Brooke verboten sexy ist, auch der alte Earl hütet ein Geheimnis.

Seufz, die Story hätte echt Potential gehabt. Mir fehlte leider der Tiefgang. Die Figuren waren flach ausgearbeitet, sie blieben mir durchgehend fremd. Dabei fing alles so vielversprechend an - insbesondere die Beschreibung von Brookes Wesen fand ich sympathisch: Sie ist jemand, "für den das Glas immer halb voll ist - nicht auf diese fröhliche, unerträglich dämliche Art, sondern eher nach dem Motto: Lieber Gott, lass das noch nicht alles gewesen sein." Tatsächlich würde ich mich sogar selbst so einschätzen, auch ich bin "eine Realistin mit Hoffnung". Warum ich also im Fortgang der Handlung nicht so recht eine Beziehung zu ihr und Nick aufbauen konnte, lag mehr am insgesamt oberflächlichen Schreibstil, nicht an den Charaktereigenschaften der Figuren. Ich konnte nicht nachvollziehen, warum genau sie sich ineinander verlieben - ja, man fand sich gegenseitig attraktiv, aber ansonsten … Ich fühlte das Prickeln einfach nicht.

Witzigerweise gefielen mir die heißen Szenen zwischen Brooke und Nick noch am besten - diese Intensität hätte ich mir auch für ihre Gespräche gewünscht. Wenn die Charaktere mich allerdings nicht erreichen, fällt es mir schwer, mit ihnen mitzufiebern.

Deutlich besser gefallen hat mir die Ausarbeitung von Brookes quirlig-frecher Schwester Daisy, die vor einiger Zeit ihr Gehör verloren hat, sich aber dennoch nicht in Selbstmitleid suhlt, sondern aktiv und fröhlich durchs Leben geht. Nicht umsonst werden die unterschiedlichen Schwestern von den Dorfbewohnern 'Yin und Yang' genannt. Ich hätte es begrüßt, wenn die Geschwisterliebe zwischen ihnen deutlicher, spürbarer gewesen wäre.

Die Perspektivwechsel innerhalb der Kapitel (erzählt wird in der dritten Person - aus Sicht von Brooke und Nick, aber es ist auch mal die Perspektive des Earls dabei) waren in meinen Augen nicht optimal. Man wusste immer, um wessen Sichtweise es sich gerade handelt, doch ich bevorzuge generell die Einteilung von einer einzelnen Perspektive pro Kapitel, das ist einfach Geschmacksache.

Das Setting war wirklich nett und würde sich prima als Urlaubsort eignen. Der Zusammenhalt der Gemeinde ist rührend. Abgesehen davon plätschert die Story gemächlich vor sich hin, nur gelegentlich unterbrochen durch stimmungsvolle Erotikszenen und ein, zwei humorvolle Momente (Stichwort: Zahnbürste).

Fazit: solide 3 Sterne.
Es war ganz okay - nicht sonderlich deep, aber für ein