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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Isabel
Wohnort: 
Bietigheim-Bissingen

Bewertungen

Insgesamt 212 Bewertungen
Bewertung vom 28.08.2023
Perlenbach
Caspari, Anna-Maria

Perlenbach


sehr gut

Mit großen Schritten begebe ich mich mit dem Buch „Perlenbach“ mal wieder in das Örtchen Wollseifen, dem ich schon beim Lesen von „Ginsterhöhe“ einen Besuch abstatten durfte. Während letzteres zwischen den beiden Weltkriegen angesiedelt war und sich um Albert, Bertha und Leni drehte, gehen wir mit dem aktuellen Roman zurück ins späte 19. Jahrhundert als Wilhelm, Jacob und Luise noch Kinder waren – Namen, die mir nach ein bisschen Nachdenken auch am Rande aus dem ersten Band wieder präsent waren. Die Drei sind ein ungleiches und dennoch ganz wunderbares Trio, dass sich schwört, einander nie im Stich zu lassen. Zunächst scheint auch alles seinen positiven Weg zu gehen. Der neugierige Wildfang Luise strebt eine medizinische Ausbildung an, Unternehmersohn Jacob studiert im fernen Aachen und auch der Bauernsohn Wilhelm erhält mit der Aussicht auf eine Tuchmacherlehre eine ungeahnte Chance. Doch wie so oft im Leben läuft auch hier bald alles nicht mehr rund und die hochgesteckten Pläne beginnen sich an allen Ecken und Enden aufzulösen …

Wie schon im ersten Band der Eifeltrilogie der talentierten Autorin Anna-Maria Caspari fühlte ich mich dank der sehr anschaulichen und bildhaften Erzählweise sofort zurückversetzt, nicht nur in die vergangene Zeit, sondern auch in die kleinen Eifelgemeinden Monschau und natürlich Wollseifen. Doch seltsamerweise fühlte mich diesmal ein bisschen wie ein Außenstehender und nicht mittendrin im Geschehen. Die Schicksale ließen mich ein wenig unberührt, ich fühlte mich fast, als schaute ich durch eine Glasscheibe zu. Dennoch hat der Roman in mir nochmal die Lust auf eine Reise in die Gegend geweckt und natürlich auch neugierig auf den letzten Teil gemacht. Im Netz habe ich eine tolle Webseite entdeckt, die die Stimmung von damals wunderbar einfängt: https://wollseifen.jimdofree.com/wollseifen/bau-der-urfttalsperre/. Sehr empfehlenswert als zusätzliche Lektüre!

Liebe Anna-Maria, vielen Dank für die schönen Lesestunden, die ich gerne mit verdienten vier von fünf Sternen bewerte verbunden mit einer Leseempfehlung nicht nur an Eifelbewohner, sondern an alle LeserInnen, die sich für interessante Landschaften verbunden mit tief verwurzelter Geschichte begeistern können. Natürlich werde ich mir auch den Abschlussband der Trilogie besorgen und bin schon ganz gespannt, wann er erscheinen wird.

Bewertung vom 26.08.2023
Worte der Wahrheit / Die Repoterin Bd.2
Simon, Teresa

Worte der Wahrheit / Die Repoterin Bd.2


ausgezeichnet

Ich freue mich riesig, dass ich wieder mit von der Partie sein und Malou, die junge Gräfin, ein weiteres Stück durch ihr Leben begleiten durfte. Schwierig, sehr schwierig finde ich es diesmal zum Inhalt zu schreiben ohne zu spoilern. Sicher ist, dass Malou auch diesmal wieder mit ihren Aufgaben wächst. Gleich zu Anfang des Buchs erfährt sie, wer ihr leiblicher Vater ist und dass sie nicht nur einen Bruder, sondern auch eine zauberhafte Schwester dazugewonnen hat. Nach der Geburt ihrer eigenen Tochter, der kleinen Leonie, scheint das Leben für sie in ruhigeren Bahnen zu verlaufen, doch das Glück währt kurz und schnell wird die junge Mutter wieder mit der Realität des Lebens konfrontiert. Malou kämpft an allen Fronten, frönt dem Mutterglück, will aber auch beruflich schnell wieder Fuß machen, ein Spagat, der schon manche Mutter an ihre Grenzen gebracht hat. Treu zur Seite stehen ihr, neben ihrer Freundin Roxy, auch in diesem zweiten Band der wunderbare Onkel Julius und der beständige Freund Samy, der sie bereits aus mehr als einer Situation retten konnte.

Aber lest selbst, lasst euch fallen in diese großartige Dilogie rund um die Münchner Zeitung „Der Tag“ und seine talentierte Society Reporterin Malou und taucht ein ins München der späten 60er Jahre. Ich bin beeindruckt, was die Autorin Teresa Simon zu Tage gefördert hat und mit welcher Bildgewalt und Spannung sie uns durch diese Epoche leitet. Was muss das für eine wilde Zeit gewesen sein, die Zeit des Umbruchs, des Aufbaus, der Rebellion aber auch der Liebe und Freiheit, die man sich sicher noch zehn Jahre davor nicht vorstellen konnte. Hautnah, als würde ich selbst die Interviews führen, begegneten mir Romy Schneider, Mick Jagger, Dietmar Schönherr, Zarah Leander, Roy Black und viele weitere Promis von damals, die mich sicher – neugierig geworden - mit einer kleinen eigenen Recherche noch ein wenig beschäftigen werden.

Doch wie es mit einer Dilogie nun mal so ist, mit dem zweiten Band ist Schluss und so muss ich mich verabschieden von Malou und all den anderen Charakteren, die mir so sehr ans Herz gewachsen waren. Der Schluss ist sehr rund und stimmig und beantwortet die meisten Fragen, die vielleicht noch offen waren. Ganz wunderbar fand ich die Zitate und Einblendungen zu Mascha Kaléko und die mehr als interessante Playlist. Für manche Songs war ich damals noch ein wenig zu jung, doch an vieles erinnere ich mich noch und es lebt auch heute noch in unserer Gesellschaft weiter. Was soll ich sagen? Für mich war dieser zweite Teil eine absolute Punktlandung und verdient mindestens fünf dicke fette Sterne mit einer absoluten Leseempfehlung. Aber vorher schön Teil eins lesen, sonst entgeht euch was!

Bewertung vom 23.08.2023
Bergleuchten (MP3-Download)
Seemayer, Karin

Bergleuchten (MP3-Download)


sehr gut

Die sympathische Autorin Karin Seemayer hat sich mit „Bergleuchten“ ein spannendes Thema vorgenommen. Sie stellt in ihrem Roman nicht nur den Bau des Gotthard Tunnels, sondern auch die Umstände nach, die damals herrschten und untermalt sehr anschaulich, unter welch schwierigen und oft menschenunwürdigen Umständen die Bergarbeiter dort zu leiden hatten. Doch nicht nur die Bergarbeiter, von denen viele aus Italien kamen, hatten es schwer, auch die Fuhrunternehmer fürchteten um ihre Existenz, wenn der Tunnel fertig sein würde und standen diesem waghalsigen, aber auch mutigen Unterfangen oft mehr als kritisch gegenüber. So auch Helenes Vater Franz Herger, der dem jungen italienischen Mineur Piero Caretti zwar ein Zimmer vermietet, doch als sich seine Tochter Hals über Kopf in ihn verliebt, ist er mit seiner Geduld am Ende und jagt ihn vom Hof. All diesem gegenüber unberührt treibt der ehrgeizige Schweizer Ingenieur Louis Favre und Unternehmer den Bau des Tunnels voran. Nachdem am 28. Februar 1880 nach acht Jahren der Durchbruch und damit die Verbindung von Göschenen im Norden und Airolo im Süden geschafft war, hatten nahezu 200 Arbeiter im Stollen selbst ihr Leben gelassen, 2500 starben an Seuchen, Unfällen und den Folgen von Streiks. Wie die Geschichte für Helene und Piero ausgehen wird, verrate ich an dieser Stelle natürlich nicht, aber freut euch auf eine berührende Liebesgeschichte, die ganz ohne Kitsch auskommt und auf die feierliche Einweihung am 22. Mai 1882 des rund 15 km langen Gotthardtunnels.

Ganz besonders hervorheben möchte ich unbedingt auch die Leistung der schweizerischen Hörbuchsprecherin Sophie Hutter, die mit ihrem Dialekt genau an den richtigen Stelle Akzente gesetzt hat und eine absolute Bereicherung darstellte. Ich vergebe sehr gerne vier von fünf Sternen verbunden mit einer Hör- bzw. Leseempfehlung und ziehe meinen Hut vor der tollen Recherchearbeit, die hinter diesem Werk stecken muss.

Bewertung vom 11.08.2023
Für diesen Sommer
Klönne, Gisa

Für diesen Sommer


sehr gut

Die längst erwachsene, sehr unabhängige Tochter Franziska kommt nach vielen Jahren zurück in ihr Elternhaus, um für den Vater da zu sein, der sonst von seiner älteren Tochter Barbara versorgt wird. Barbara ist im Urlaub, hat aber für diesen Zeitraum mit einem Kuraufenthalt für den Vater vorgesorgt. Doch sie hat nicht mit seiner Störrigkeit gerechnet. Er verweigert es, diesen anzutreten. So treffen nun mit Franziska und ihrem Vater zwei Welten aufeinander, die unterschiedlicher nicht sein können. Jeder von beiden versucht auf seine eigene Weise mit der Gegenwart zurechtzukommen und es bleibt nicht aus, dass in Rückblenden die Vergangenheit und mit ihr Details ans Licht kommen, die längst überfällig waren, geklärt zu werden.

Man muss sich einlassen auf dieses unaufgeregte und dennoch sehr emotionale Hörbuch, das immer wieder von der Gegenwart in die Vergangenheit schwenkt. Die Umsetzung mit den beiden verschiedenen Sprecher ist sehr gelungen, so hatte ich Ziska und besonders ihren Vater immer direkt vor Augen. Gerne vergebe ich hier verdiente vier von fünf Sternen.

Bewertung vom 11.08.2023
Das Land, von dem wir träumen (MP3-Download)
Thaler, Anna

Das Land, von dem wir träumen (MP3-Download)


sehr gut

Mit „Das Land, von dem wir träumen“ begebe ich mich in eine für mich eher ungewöhnliche Ecke, nämlich nach Südtirol vor hundert Jahren. Die Welt der Südtiroler Bauernfamilie Bruggmoser wird auf den Kopf gestellt. Schlimm genug, dass sie zwei ihrer Söhne im ersten Weltkrieg verloren haben, nun wird ihnen auch noch das ureigenste genommen, nämlich der eigene Name und deutsch sprechen zu dürfen, wir sie es von klein auf gelernt hatten. Die Donaumonarchie war nach dem Ersten Weltkrieg in ihre Bestandteile zerfallen und die italienischen Truppen zögerten keinen Moment lang Südtirol zu besetzen und neben der italienischen Sprache natürlich auch italienische Pflichten und Verbote einzuführen. Vater Ludwig beugt sich recht bereitwillig und hat den Namen der Familie bereits in Ponte umgewandelt. Doch Tochter Franziska, die von einer Karriere als Lehrerin träumt, tut sich schwer und beschließt dagegen anzukämpfen. Trotz der Unterstützung durch den Knecht Wilhelm Leidinger droht ihr Vorhaben zu scheitern. Wenn sie auffliegt, hat sie mit einer schlimmen Strafe zu rechnen, will sie dieses Risiko auf sich nehmen?

Der Auftakt der großen Südtirol-Saga hatte mich aufgrund des spannenden Themas schnell in seinen Bann gezogen. Ich war überrascht, wie wenig ich über die Geschichte und Entwicklung dieses österreichischen Landstrichs wusste und kam aus dem Staunen und Recherchieren gar nicht raus. Der Erzählstil ist flüssig und so wunderbar von Sabine Arnhold umgesetzt, dass man sich direkt in die Region versetzt fühlt. Hier vergebe ich gerne vier von fünf Sternen und werde mir bestimmt bald die nächsten beiden Teile anhören.

Bewertung vom 11.08.2023
Neujahr
Zeh, Juli

Neujahr


gut

Nach dem Genuss der beiden Hörbücher „Unterleuten“ und „Über Menschen“ der bekannten Autorin Juli Zeh war ich auf „Neujahr“ besonders gespannt. Es handelt von einem Mann, der während einer Fahrt mit dem Fahrrad, bei dem er den Pass von Fermés auf Lanzarote erklimmen will, sein Leben Revue passieren lässt. Er hat sich schlecht auf seinen Ausflug vorbereitet, hat Proviant und Wasser vergessen und fällt gedanklich immer tiefer in die Vergangenheit zurück. Ihn quälen Angstzustände, die inzwischen sogar seine Ehe bedrohen, und verzweifelt versucht er diesen auf den Grund zu gehen. Am Gipfel angekommen fällt es ihm wie Schuppen von den Augen: er war als Kind schon einmal hier mit Folgen, die ihn bis heute nicht zur Ruhe kommen lassen. Wird ihm die Aufarbeitung schließlich gelingen?

Wie schon im ersten Satz erwähnt, freute ich mich auf dieses Hörbuch, war ich mir doch sicher, dass es an die großartige Umsetzung der beiden genannten Hörbücher locker heran reichen. Schlussendlich war ich dann aber doch ein wenig enttäuscht. Es nimmt erst gegen Ende etwas an Fahrt auf, was aber die anfänglichen Längen nicht wett macht, schade. Gut gelesen von Florian Lukas, dennoch kann ich leider nur drei von fünf Sternen vergeben.

Bewertung vom 11.08.2023
Selbs Betrug (MP3-Download)
Schlink, Bernhard

Selbs Betrug (MP3-Download)


ausgezeichnet

Der nicht mehr ganz taufrische Privatdetektiv Gerd Selb denkt gar nicht daran aufzuhören. „Wer rastet, der rostet“ ist sein Motto und so nimmt er dann auch gerne den Auftrag an, die verschwundene Tochter eines Ministerialdirigenten zu finden. Nach einigen Anstrengungen hier Licht ins Dunkel zu bringen, stellt sich heraus, dass mitnichten der Vater von Leonore ihm diesen Auftrag erteilt haben kann, denn dieser ist bereits nicht mehr am Leben. Wer und was stecken denn nun hinter dem Verschwinden? Immer tiefer taucht Selb in die Vergangenheit ein und steckt bald mittendrin in einem Skandal, an dem damals auch die amerikanischen Streitkräfte nicht ganz unbeteiligt waren. Schnell gerät er selbst in die Schusslinie und so muss er außergewöhnliche Entscheidungen treffen, die wie immer am Rand der Legalität bewegen …

Wie schon beim ersten Teil gibt auch hier nicht nur der Autor, sondern auch der wunderbare Schauspieler und Sprecher Hans Korte wieder alles und wird dem doch eher unaufgeregten aber niemals langweiligen Schreibstil des Autors mehr als gerecht. Sowie die Schwächen als auch die Stärken des Protagonisten Selb sind hervorragend ausgearbeitet und lassen ihn sehr menschlich erscheinen. Beim Umfeld hatte ich diesmal einen ganz klaren Heimvorteil, denn ich gehörte selbst vor vielen Jahren in den Dunstkreis der US Army und habe zwar nicht in Mannheim, sondern im benachbarten Heidelberg gewohnt, aber vieles kam mir bekannt und es stellte sich schnell Kopfkino vom Feinsten ein. Ich vergebe für diesen zweiten Teil mit fünf Sternen gerne die volle Punktzahl und werde mir sicher bald auch den dritten und letzten Teil der Selb Trilogie vornehmen. Von mir eine klare Hörempfehlung!

Bewertung vom 09.08.2023
Licht und Schatten / Blankenese - Zwei Familien Bd.1
Grünig, Michaela

Licht und Schatten / Blankenese - Zwei Familien Bd.1


sehr gut

Die Autorin Michaela Grünig, vielen Lesern sicherlich durch ihre Trilogie „Heiligendamm“ bekannt, legt mit dem ersten Band rund um Blankenese den Grundstein für einen neuen historischen Familienroman bei dem zwei Familien im Vordergrund stehen. Es handelt sich zum einen um die gutbetuchte Familie Casparius, Reedereibesitzer mit Villa an der vornehmen Elbchaussee. Zum anderen lernen wir Familie Hansen kennen, die gegensätzlicher nicht sein könnte. Irma Hansen ist der Familienvorstand nachdem ihr Mann bei einem Schiffsunglück ums Leben kam und lebt mit ihren ihr verbliebenen Kindern auf beengtem Raum. Der Zufall will es, dass sich Leni Hansen und John Casparius über den Weg laufen und ineinander verlieben. Doch weder der einen noch der anderen Familie ist diese Liebschaft recht. Mutter Hansen macht nach wie vor den Reeder Casparius für den tragischen Unfall ihres Mannes verantwortlich, und für die reiche Familie Casparius ist Leni natürlich eine scheinbar unmögliche Partie. Doch die Beiden setzen sich durch und fangen an, ihren Weg mit allen Höhen und Tiefen gemeinsam zu gehen …

Während mich dieser neue Roman von Michaela Grünig nicht ganz so begeistern konnte, wie damals die „Heiligendamm-Trilogie“, konnte ich dennoch wunderbar eintauchen in „mein“ Hamburg vor hundert Jahren. Die Story ist gut recherchiert und gekonnt umgesetzt und lässt die Vergangenheit mit all ihren Themen wie die Judenverfolgung, die Machtergreifung der NSDAP, die Inflation, die eng mit der Wirtschaftskrise verbunden war, wieder aufleben. Nicht ganz abgeholt hat mich diesmal die Liebesgeschichte von John und Leni, hier war für mich noch ein wenig Luft nach oben.

Die Autorin wird bestätigen können, dass es unheimlich schwer ist, an einen großen Erfolg anzuknüpfen. Für diesen Versuch bekommt sie von mir mit vier Sternen eine fast perfekte Note. Ich freue mich auf den nächsten Band, der wohl im Februar 2024 erscheinen wird.

Bewertung vom 09.08.2023
Die Bücher, der Junge und die Nacht
Meyer, Kai

Die Bücher, der Junge und die Nacht


ausgezeichnet

Na, wer hätte das gedacht, dass ich einmal ein Buch von Kai Meyer über den grünen Klee loben würde, wo dieser Autor doch sonst eigentlich immer ein wenig außerhalb meiner Wohlfühlzone liegt. Doch diesmal hat er statt seinen sonstigen eher Fantasy-lastigen Romanen einen Historienroman vom Feinsten hingelegt. Im Mittelpunkt stehen die beiden Steinfelds – Vater und Sohn – die sich in ihrer Liebe zu Büchern in nichts nachstehen. Jacob Steinfeld, den Vater, treffen wir im Graphischen Viertel in Leipzig kurz vor der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten als die Stimmung bereits zu kippen droht. Zehn Jahre später stoßen wir dann auf seinen Sohn Robert, der gerade noch aus den Flammen des Leipziger Infernos gerettet werden kann, um dann knapp dreißig Jahre später mit der Vergangenheit konfrontiert zu werden. Auf abenteuerliche Weise begibt sich Robert auf eine rasante Jagd nach einem Buch und schließlich wird ihm klar, wie nah die Vorkommnisse mit seiner eigenen Familie verknüpft sind …

Nachdem ich mich eingelesen hatte, die Stränge sortiert und mich auf den Roman eingelassen hatte, fiel es mir schwer, das Buch aus der Hand zu legen. Der Autor schaffte es auf beeindruckende Weise mir ein Gefühl für die Stimmung in Leipzig vor und während des Krieges aber auch in der Zeit der DDR zu vermitteln. Gekonnt beschreibt er die unterschiedlichen Szenerien mit einer Präzision aber auch sehr viel Gefühl, dass man meint spüren zu können, wie sehr er seine eigenen Gefühle und natürlich auch seine eigene Liebe zu Büchern und dem geschriebenen Wort vermittelt. Vielleicht sollte ich mir seine anderen Romane doch noch mal genauer anschauen … bei Gelegenheit, wenn ich Zeit finden sollte … ach hätte man doch mehr Lese- und Lebenszeit! Hier vergebe ich begeisterte fünf von fünf Sternen und wünsche dem Buch noch eine breite Leserschaft. Besonders für alle Leipziger ist „Der Junge, die Bücher und die Nacht“ eigentlich absolute Pflichtlektüre!

Bewertung vom 08.08.2023
Zwischen den Sommern / Heimkehr-Trilogie Bd.2
Hennig von Lange, Alexa

Zwischen den Sommern / Heimkehr-Trilogie Bd.2


sehr gut

Ich freue mich, dass ich die Möglichkeit hatte, bei diesem zweiten Teil der Heimkehr Trilogie mit dabei sein zu dürfen. Gleich zu Anfang des Buchs musste ich miterleben, wie Isabells Großmutter ganz plötzlich verstirbt. Obwohl sie schon seit Jahren unter ihrem immer schwächer werdenden Augenlicht litt, stand sie dennoch irgendwie mitten im Leben, genoss die Besuche von Enkelin und Urenkelin und schien noch nicht bereit zu sterben. Doch etwas in ihr musste realisiert haben, dass das Leben endlich ist und so besprach sie weit über hundert Kassetten mit ihrer eigenen Lebensgeschichte. Ganz vorsichtig tasten sich Isabell und ihre Mutter an die besprochenen Tonträger und so dürfen sie teilhaben an der Vergangenheit, die in diesem zweiten Band genau dort anknüpft, wo Band eins geendet hat …

Wie schon im ersten Teil, schienen sich auch diesmal die Seiten fast von selbst umzublättern. Die Zeilen lasen sich so flüssig, dass ich regelrecht in dem Buch zu versinken schien. Dennoch schien mich die Geschichte an sich und seine darin vorkommenden Charaktere nicht ganz zu erreichen. Ich kann gar nicht genau den Finger darauflegen, warum ich nicht ganz vereinnahmt wurde. Fast blieben die Protagonisten trotz der tragischen Story ein wenig eindimensional. Dennoch freue ich mich natürlich heute schon auf den letzten Teil und vergebe diesmal sehr verdiente vier von fünf Sternen. Es muss ein sehr emotionales Unterfangen sein, die eigene Familiengeschichte wieder zu geben und davor ziehe ich meinem Hut. Von mir bekommt die schöne Trilogie auf jeden Fall eine Empfehlung!