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seschat
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 895 Bewertungen
Bewertung vom 03.04.2023
Morgen, morgen und wieder morgen
Zevin, Gabrielle

Morgen, morgen und wieder morgen


weniger gut

Gabrielle Zevins Buch "Morgen, morgen und wieder morgen" hat 2022 mehrere Preise gewonnen und wird von vielen Rezensenten hochgejubelt. Dementsprechend enthusiastisch bin ich an die Lektüre herangetreten. Doch bereits nach den ersten Kapiteln legte sich Euphorie und ging in Ernüchterung über. Das lag zum einen daran, dass die Story von der ersten bis zur letzten Seite auf der Stelle trat und das gewünschte Happyend ausblieb. Zum anderen gab es viele Programmier- bzw. PC-Spiel-Begriffe, mit denen ich nicht viel anfangen konnte. Der Plot ist schnell erzählt. Die zwei Computernerds Sam und Sadie kennen sich bereits seit der Jugend, haben sich dann aus den Augen verloren und nun Anfang der 90er Jahre in Massachusetts wiedergefunden. Gemeinsam gründen sie eine Gamingfirma und produzieren eigene Spiele. In den dunkelsten Stunden geben sie sich gegenseitig Halt und kommen doch nie über den Freundschaftsstatus hinaus. Anfangs fand ich die Dialoge der beiden hochbegabten Protagonisten noch originell und lebendig. Mit der Zeit ließ dieser Zauber allerdings nach. Auch die häufigen Wechsel innerhalb der Erzählzeit nervten. Zudem dominierten die negativen Emotionen und das Außenseitertum. Ich hatte auf eine geistreiche Feel-Good-Geschichte spekuliert, in der die vermeintlichen Sonderlinge gemeinsam das Leben feiern und ihre Unzulänglichkeiten überwinden. Dem war leider nicht so. Gerade im zweiten Drittel habe ich damit gekämpft, das Buch weiter zu lesen. Aus diesem Grund kann ich die Vorschusslorbeeren für diesen Roman leider nicht nachvollziehen.

Bewertung vom 26.03.2023
Im Glanz der Macht / Club Paradies Bd.1
Benedikt, Caren

Im Glanz der Macht / Club Paradies Bd.1


ausgezeichnet

Die Bestsellerautorin Petra Mattfeld ist eine Expertin für Familiensagas, von denen ich schon einige lesen durfte. Unter ihrem Pseudonym Caren Benedikt hat sie nun den neuen Zweiteiler "Club Paradies. Im Glanz der Macht" herausgebracht, der im Berlin der 70er Jahre spielt und die gut situierte Familie Borchardt in den Blick nimmt.

Eines vorweg, in diesem über 500 Seiten starken Roman mangelt es weder an Erzählsträngen noch an historischen Bezügen. Ob RAF, Studentenproteste, Nachclubszene oder Immobilienmarkt, man merkt dem Plot an, dass die Autorin eine intensive zeitgeschichtliche Recherche betrieben hat.

Es brauchte etwas Zeit, sich an die unterschiedlichen Figuren und Szenerien zu gewöhnen. Der eiskalte Immobilienpatriarch Hanns Borchardt ist Dreh- und Angelpunkt der Handlung. Für ihn zählt nur Macht und Besitz, woran seine Familie zu zerbrechen droht. Am spannendsten fand ich die Nachclubbesitzerin Lea Stern, die gegen alle gängigen gesellschaftlichen Konventionen ein selbstbestimmtes Leben führt. Kapitelweise lernt der Leser in diesem ersten Band die handelnden Figuren kennen und verstehen, was Petra Mattfeld sehr gut gelungen ist. Im Mittelteil plätscherte die Story etwas vor sich hin, bis dann kurz vor Schluss der Mega-Cliffhanger einsetzte. Die insgesamt 512 Seiten lasen sich angenehm leicht. Auch die Schriftgröße war eine Wohltat für die Augen.

Wer Familiensagas mit ordentlich Drama und einer Prise Zeitgeschichte liebt, für den ist Caren Benedikts Roman wie geschaffen. Man bekommt realistische Einblicke in die Welt der 70er Jahre und in menschliche Abgründe geboten. Ich habe mich dank der vielschichtigen Handlung prächtig unterhalten gefühlt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.03.2023
Der Bewerbungsführerschein
Niermann, Torsten

Der Bewerbungsführerschein


sehr gut

Solides Handbuch

Ich arbeite seit Jahren als Jobcoach und kenne mich dementsprechend mit den gängigen Bewerbungsstandards aus.

Torsten Niermann hat sein Handbuch gut nachvollziehbar angelegt und mit nützlichen Beispielen und Checklisten versehen. Angefangen von der Stellenrecherche über das Verfassen von Bewerbungsunterlagen bis zu Tipps zum Vorstellungsgespräch ist alles im sog. Bewerbungs-Führerschein enthalten, was ich bereits von Hesse-Schrader bzw. aus DUDEN-Handbüchern kannte. Flüssig und mit Sachverstand, der sich aus Niermanns langjähriger Praxis speist, liefert das Buch einige nützliche Expertentipps zum Bewerbungsverfahren. Natürlich macht der Autor dabei auch ein klein wenig Eigenwerbung. Recht geben muss man ihm, wenn er behauptet, dass sich der Bewerber zum guten Verkäufer in eigener Sache entwickeln muss, um im Bewerbungsprozess erfolgreich zu sein. Seine Ausführungen zu Fehlern im Bewerbungsanschreiben fand ich ebenso sehr erhellend. Weniger hat mich Niermanns Manager- bzw. Businesssprache überzeugen können. Vor allem der omnipräsente Pleonasmus "proaktiv" hat mich während der Lektüre genervt. Darüber hinaus weist der Klappentext teilweise Fehler innerhalb der Worttrennung auf.

Wer nach der Schule oder der Berufsausbildung so gar keinen Plan in Sachen Bewerbung hat, für den ist dieses Buch ein hilfreicher Wegweiser. im deutschen Bewerbungsdschungel. Bewerbungscoaches werden hingegen das Meiste wiederkennen.

Bewertung vom 26.02.2023
Mein Herz hat Sonnenbrand
Behrendt, Michael

Mein Herz hat Sonnenbrand


ausgezeichnet

Ich höre viel Musik und kenne mich dementsprechend auch gut mit Liedtexten aus.
Noch dazu liegt mir die deutsche Sprache am Herzen. Kurzum, ich verfüge über die besten Voraussetzungen, um Michael Berendts neuestes Buch zu lesen. Darin setzt er sich detailreich mit Liedtexten aus 60 Jahren deutscher Popmusik auseinander. Was der freischaffende Lektor dabei zutage fördert, ist selbst für mich erstaunlich. Berendt durchforstet die Hits von Roland Kaiser, The BossHoss, PUR, Helene Fischer, Herbert Grönemeyer, Michael Wendler & Co akribisch und bringt die buntesten Auswüchse/Bonmots zu Papier. Es hat mich überrascht, dass fast jeder Liedtext falsche Metaphern, aneinandergereihte Versatzstücke älterer Hits oder einfach wirre bis ordinäre Worthülsen enthielt; situative Lachflashs und Fremdschämmomente inklusive. Nach der unterhaltsamen Lektüre fällt es mir nun umso schwerer ein Lied bzw. einen Song ohne genaue Beachtung des Textes bzw. der Lyrics zu hören. Die Sprache spielt einfach eine zu große Rolle in meinem Leben. Dennoch kann und will ich im Alltag nicht auf meine Lieblingslieder verzichten, gleichwohl ich nun weiß, welche sonderbare Wortakrobatik dahintersteckt. Berendt kann man zu seiner Buchtitelwahl nur beglückwünschen. Bata Illics Lied "Mein Herz hat Sonnenbrand" ist prädestiniert dazu, beim Blick aufs Cover Aufmerksamkeit zu schaffen. Seine humorige Grundhaltung gegenüber Sprachirrtümern ähnelt der von Bastian Sick. Aus diesem Grund kann ich die Lektüre dieses kurzweiligen "Songbooks" nicht nur Sprachpuristen, sondern auch Musikliebhabern wärmstens empfehlen.

Bewertung vom 16.02.2023
Traummänner bleiben nicht zum Frühstück (eBook, ePUB)
Gerhardt, J.

Traummänner bleiben nicht zum Frühstück (eBook, ePUB)


gut

Seichte Lovestory

Die Geschichte um Emma und Paul aus Köln ist schnell erzählt. Sie lernen sich in ihrer WG eines morgens kennen. Damals sieht sie Paul zum ersten Mal, der sich als One-Night-Stand ihrer WG-Mitbewohnerin Rebecca entpuppt. Nach der unschönen Trennung von Stefan will Emma erst einmal nichts von Männern wissen und von Womanizern wie Paul schon gar nicht. Doch wie es der Zufall will begegnen sich die beiden immer wieder und die Funken fliegen.

Gerhardts Liebesroman verläuft inklusive der üblichen Eifersuchtsdramen ziemlich seicht. Die Story ist vorhersehbar. Der einstige Bad Boy wird in Emmas Armen zum Lämmchen und lernt durch sie die echte Liebe kennen. Die Hauptcharaktere Emma und Paul teilen sich die Erzählerrolle. Mein Lieblingscharakter war Emmas schwuler Freund Marius. Emma empfand ich stellenweise als für ihr Alter zu naiv dargestellt. Gegen Ende zieht sich die Erzählung schon etwas und man fühlt sich unweigerlich an die Rosamunde-Pilcher-Filme erinnert.

FAZIT
Abgesehen von der ungewöhnlichen Kennenlernszene eine vorhersehbare Erzählung.

Bewertung vom 16.02.2023
Marius Müller-Westernhagen
Dönhoff, Friedrich

Marius Müller-Westernhagen


ausgezeichnet

Interessante Einblicke in Westernhagens Leben

Bisher habe ich den deutschen Musiker Marius Müller-Westernhagen (*1948), auch wegen seines Auftretens, für einen blasierten Zeitgenossen gehalten. Doch das ist er mitnichten. Man kann also sagen, das Büchlein aus dem Diogenes Verlag hat mir die Augen geöffnet. Darin erzählt der Journalist Friedrich Dönhoff ausgewählte Geschichten aus Müller-Westernhagens Leben nach. Man erfährt zum einen, dass der Sänger ein guter Fußballer gewesen ist, unter seinem schmächtigen Körperbau litt und die Schule abgebrochen hat. Zum anderen, wird sein langer Weg zur Popularität über Theaterhäuser, kleinere Auftritte und selbst geschriebene Texte nachgezeichnet. Dabei haben mir die ehrlichen Einblicke in Westernhagens Schaffen und Denken sehr imponiert. Als Sohn eines Schauspielers schien sein Weg schon früh vorgezeichnet zu sein. Doch die Musik hat ihn nicht losgelassen und er ist seinen eigenen Weg gegangen. Mich hat überrascht, dass Müller-Westernhagen sich selbst eher als stillen Beobachter sieht, der mit seinem Hit "Freiheit" einfach nur Glück hatte. Diese Bescheidenheit macht ihn sympathisch. Betrachtet man seine exaltierten Konzertauftritte möchte man gar nicht glauben, dass er lieber zurückgezogen lebt und ein feinsinniger Schöngeist ist. Er denkt über vieles nach und ist durchaus zeitkritisch. Heute, nach der Corona-Pandemie, möchte er keine großen Stadien mehr füllen und lieber Missstände anmahnen.

Fazit
Ein kurzweiliges Porträt über Marius Müller-Westernhagen, das mit ehrlichen Einblicken in sein Wirken und Denken überzeugt.

Bewertung vom 16.02.2023
Ich rätsle, also bin ich ...
Heine, Stefan

Ich rätsle, also bin ich ...


ausgezeichnet

Für Rätselfans ein Must-read

Ich muss zugeben, dass sich mein Geist schnell langweilt und stets mit Rätseln gefüttert werden will. Bis auf Sudokus mag ich nahezu jedes Rätsel.

Stefan Heine ist der Rätselmacher Deutschlands schlechthin. Er entwickelt seit Jahren Rätsel für Zeitungen, Zeitschriften und Onlinemedien. Zudem ist er Trainer der deutschen Sudoku-Nationalmannschaft. Infiziert mit dem Rätselvirus wurde er durch seine Oma, die bis ins hohe Alter Kreuzworträtsel löste. In Hamburg hat er eine Firma mit acht festen und diversen freien Mitarbeitern, die mit ihm gemeinsam Kreuzworträtsel, Sudokus und Quizfragen für 400 Kunden produzieren. Nach zwei abgebrochenen Studien in BWL und Jura machte er sich selbstständig und ist es bis heute geblieben. Auch wenn er mit seinen Rätseln mittlerweile weniger Geld als noch in den 70ern verdient, ist er glücklich mit seinem Beruf, für den bisher keine Ausbildung gibt :-) Heine hat sein Hobby zum Beruf gemacht und darf jeden Tag aufs Neue kreativ sein.

Sein locker geschriebenes Buch "Ich rätsle, also bin ich... schlau und glücklich" ist keine reine Biografie, sondern ein Sachbuch. Darin schildert er ehrlich und klar seinen Weg zum Rätselmacher, geht auf seine Arbeit ein und zeigt zudem, warum rätseln bis heute so populär und gesundheitsfördernd ist. Die dabei zitierten Studien sind wirklich aufschlussreich und interessant. So erfährt der Leser u.a., dass vor 11.000 Jahren das erste Rätsel in Äthiopien entstand, Rätseln den geistigen Alterungsprozess verlangsamt und die heutige KI den menschlichen Rätsellösern immer mehr Konkurrenz macht.

Ich habe Heines Buch mit Gewinn gelesen, weil man seine Rätselleidenschaft aus jeder Zeile herauslesen kann und ich selbst eine begeisterte Raterin bin, die gern dazulernt. Auch die Geschichte Rätsels von der Erfindung des ersten Exemplars bis heute las sich spannend. Die abgedruckten Rätselbeispiele einschließlich Lösungen boten darüber hinaus Abwechslung.