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Bibliomarie

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Insgesamt 1032 Bewertungen
Bewertung vom 11.05.2021
Der Bruder / Milla Nova ermittelt Bd.3 (eBook, ePUB)
Brand, Christine

Der Bruder / Milla Nova ermittelt Bd.3 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Während der Kriminalbeamte Sandro Bandini mit dem Fall des vermissten Kindergartenkindes Fabio betraut wird, reist seine Kollegin die Gerichtsmedizinerin Irena Jundt in ihr Heimatdorf.

Sie muss den Haushalt ihres verstorbenen Vaters auflösen, mit dem sie schon seit Jahren keinen Kontakt mehr hatte. Als ihr kleiner Bruder Beni vor vielen Jahren spurlos verschwand, zerbrach daran die Familie.

Es war eine Zeit, in der in der Schweiz einige Kinder spurlos verschwanden. Ein Täter wurde zwar gefasst, aber er gestand nur einen Teil der Taten. Die anderen ungeklärten Fälle wurden ihm stillschweigend zugerechnet.

Auch Milla Nova ist in Sachen Fabio unterwegs. Ihr Sender will einen TV-Bericht von diesem Fall, der so sehr an die früheren Vermisstenfälle erinnert. Da ist der Konflikt zwischen ihr und ihrem Freund Sandro natürlich vorprogrammiert.

Vielleicht ist es das Wissen um die realen, zum Teil noch immer ungeklärten Vermisstenfälle, die den Krimi ausgesprochen fesselnd machen. Aber das ist ja auch eine Spezialität der Autorin, die lange als Gerichtsreporterin gearbeitet hat. Die Suche nach dem vermissten Jungen hat mich einfach in Bann gezogen, der Plot ist wirklich sehr spannend aufgebaut.

Als Fan der Autorin habe ich mich auch gefreut, das Nathaniel und sein Blindenführhund wieder mit von der Partie sind. Diesen kleinen Nebenstrang mag ich sehr und er verschafft mir auch immer wieder Atempausen, wenn die Spannung an meinen Nerven zerrt. Sehr geschickt werden zwei Handlungsstränge miteinander verknüpft, die Suche von Dr. Jundt nach der Vergangenheit, als sie Haus des Vaters einige Dinge zum Verschwinden ihres Bruders findet und der aktuelle Fall, den Sandro bearbeitet.

Die Autorin hat mich wieder begeistert.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.05.2021
Verhängnisvolles Lavandou / Leon Ritter Bd.7 (eBook, ePUB)
Eyssen, Remy

Verhängnisvolles Lavandou / Leon Ritter Bd.7 (eBook, ePUB)


sehr gut

Seit Jahren lebt der Rechtsmediziner Dr. Leon Ritter in seiner Wahlheimat Südfrankreich. Le Lavandou ist sein Zuhause geworden, dort lebt er mit Partnerin Capitaine Isabelle Morell und deren inzwischen fast erwachsenen Tochter Lilou. Ihre Arbeit bringt es immer wieder mit sich, dass Leon und Isabelle gemeinsam an einem Fall arbeiten. So auch bei einen grausamen Fund. Der starke Regen der letzten Tage hat eine Kinderleiche angespült. Der Junge steckte in Mädchenkleidern, wurde grausam misshandelt und missbraucht und in einem Müllsack entsorgt.

Es wird nicht der einzige Leichenfund bleiben, denn es scheint mit dem toten Kind sind alte ungesühnte Verbrechen ans Licht gespült worden, in deren Mittelpunkt ein altes katholisches Internat steht.

Das ist schon der 7. Band von Remy Eyssen um den Rechtsmediziner Leon Ritter und ich habe noch keinen Band ausgelassen. Die Krimis sind in sich vollkommen abgeschlossen, also auch ohne Vorkenntnis genussvoll zu lesen. Ich schätze an dieser Reihe die ideenreichen Plots, die bestens in die Landschaft eingebettet sind. Landschaftsbeschreibungen machen auch den besonderen Reiz aus. Sie sind wohldosiert und vermitteln Atmosphäre ohne sich in endlosen Beschreibungen von Restaurants, Essensgepflogenheiten usw zu verlieren, wie es sonst öfters bei diesem Genre ist.

Leons Privatleben mit manchen Komplikationen begleiten den Krimi, aber auch sie sind wohltuend nebensächlich. Sie bereichern die Handlung, runden den Plot ab und zeigen die Entwicklung im Lauf der Reihe. Sie drängen aber in den Vordergrund. Diese ausgewogene Mischung finde ich bei Autor Eyssen immer wieder gelungen.

Die Charaktere sind gut ausgedacht. Bei Ritter sind typisch deutsche Eigenschaften eine gute Symbiose mit seiner Neigung zum französischen Lebensgefühl eingegangen. Isabelle Morell ist eine moderne Frau, die sich in ihrem Beruf gut durchsetzen kann, auch wenn sie immer wieder auf althergebrachtes südliches Machogehabe stößt, wie es Polizeichef Zerna exemplarisch verkörpert.

Alles in allem ein wirklich ausgezeichneter Krimi mit einem spannenden und leider auch aktuellen Plot.

Bewertung vom 07.05.2021
Lavendel-Fluch / Lavendel-Morde Bd.3
Bernard, Carine

Lavendel-Fluch / Lavendel-Morde Bd.3


sehr gut

Lilou, die junge Kommissarsanwärterin in Carpentras, bekommt es wieder mit einem hochspannenden und sehr speziellen Fall zu tun, bei dem – ohne es zu wissen – ein Fund von Freundin Claire große Bedeutung bekommt.

Aber der Reihe nach: In einem Weinberg wird ein Toter gefunden, erschossen mit einer Schrotflinte aus nächster Nähe. Es gibt keine Papiere und anfangs wenig Hinweise um den Mann zu identifizieren.

Claire hat bei einem Trödler einen hübschen kleinen Schreibtisch gekauft. Zusammen mit lilou will sie ihn in ihre Wohnung bugsieren, dabei öffnet sich eine geheime Lade mit einem alten Dokument. Der Kaufvertrag über das Chateau Madeleine. Doch ein Chateau mit diesem Namen finden weder Claire noch Lilou, auch im Katasteramt ist kein Hinweis zu finden.

Erst als Lilou den Toten identifizieren kann, ergibt sich eine Verbindung zum Zufallsfund. Doch Lilou ist offensichtlich schon dem Täter zu nah gekommen.

Eine junge Ermittlerin, frisch und unverbraucht mit Elan und Ideen, ich finde, das ist eine gute Abwechslung zu den üblichen männlichen Kommissaren. Deshalb machen mir die Provence – Krimis mit Lilou Braque auch immer sehr viel Spaß.

Das liegt natürlich auch daran, dass sie in einer meiner Lieblingslandschaft spielen. Die Provence kenne ich aus vielen Reisen und beim Lesen steigen natürlich die Erinnerungen hoch und ich habe fast bei jedem Ort die Bilder vor Augen. Carine Bernard hat auch ein Händchen für schöne Landschaftsbeschreibungen, sie kann sehr viel Atmosphäre damit vermitteln. Licht, Gerüche und Farben machen die Provence aus und genau das bringt die Autorin auch sehr gut rüber.

Sehr gut gefallen hat mir auch, dass in ihrem Krimi ein geschichtliches Thema bei der Lösung eine Rolle gespielt hat. Das machte die Handlung vielschichtig.

Deshalb war es für mich wieder ein gelungener Urlaubs-Krimi, der mir ein bisschen Vorgeschmack auf spätere Reisen vermittelt hat.

Bewertung vom 05.05.2021
Laudatio auf eine kaukasische Kuh
Jodl, Angelika

Laudatio auf eine kaukasische Kuh


sehr gut

Olga, Kind georgischer Einwanderer empfindet sich selbst „so deutsch wie ein Bamberger Hörnchen“. Ein guter Vergleich, ist diese Kartoffelsorte doch urdeutsch und trotzdem entzieht sie sich mit ihrer vielfältigen Form der Gleichförmigkeit.

Olga steht kurz vor ihrem zweiten Staatsexamen in Medizin und hat mit ihrem Studienkollegen Felix van Saan auch schon den passenden Verlobten gefunden. Doch dann tritt der Hallodri Jack in ihr Leben, hartnäckig und charmant, bringt er ihre Zukunftsplanung durcheinander. Vor allem, weil Jack auch mit Leichtigkeit die Zuneigung ihrer georgischen Familie gewinnt, bei denen sie ihren Verlobten Felix immer aus Angst vor einem kulturellen Zusammenprall verschwiegen hat.

Eine Familienreise nach Georgien sorgt für ein Zusammentreffen all ihrer Befürchtungen.
Ein origineller Plot und dazu eine unterhaltsame, launige Umsetzung ohne die Schwierigkeiten dieses Culture Clash zu verniedlichen – das mich bestens unterhalten. Die Reise nach Georgien, die Beschreibung der überlieferten Sitten der Familie, die sich in der alten Heimat so selbstbewusst zeigen kann, wie nie in Deutschland. Skurrile Verwandte und abenteuerliche Begegnungen wechseln sich ab. Das alles hat Angelika Jodl mit Charme und Zuneigung zu ihren Protagonisten erzählt. Mir hat ihr Erzählton gut gefallen.

Auch ihre Figuren haben mich überzeugt. Allen voran die temperamentvolle Olga. Aber auch ihre Mutter und Großmutter sind sehr gelungen charakterisiert. „Ich bin die schwierige Mutter von dieser Frau“ – diese Umschreibung der Beziehung Schwiegertochter/Schwiegermutter wird mir im Gedächtnis bleiben.

Eine interessante Reise zu den Wurzeln und eine unterhaltsame Liebesgeschichte gleichermaßen.

Bewertung vom 05.05.2021
Mittwochs am Meer
Oetker, Alexander

Mittwochs am Meer


sehr gut

Alexander Oetker ist mir bisher nur von seinen schönen, Frankreich-Sehnsucht weckenden Krimis bekannt. Aber auch als Thriller-Autor hat er seine Fangemeinde. „Mittwochs am Meer“ ist nun ein ganz anderes Genre, aber Cover und Beschreibung des Buchs hat mich gelockt.

Maurice van den Berge ist Insolvenzverwalter und jeden Mittwoch fährt er in die Bretagne um einen maroden Betrieb zu retten oder abzuwickeln. Je nachdem die Entwicklung verläuft. Eines Tages lernt er an der Hotelrezeption Dominique Vial kennen und es ist für beide Liebe auf den ersten Blick. Aber Dominique ist verheiratet, auch wenn ihr Mann nur sporadisch in Bretagne kommt. Und sie hat noch ein besonderes Geheimnis, das eng mit Maurice erster großer Liebe verknüpft ist.

Die sommerlich leichte Liebesgeschichte, mit einer kleiner Brise Melancholie hat mir gefallen. Sie ist gekonnt und mit leichter Hand geschrieben. Charmant wird die Wandlung eines Menschen erzählt, der sich keine Gefühle mehr gestattet. Der sich in seine Arbeit vergräbt und dem es lange genügte, die Erwartungen seiner Eltern, seines Milieus zu erfüllen. Aber von einem Augenblick zu nächsten ist alles anders, sein Leben wird auf den Kopf gestellt. Es ist ein vom Umfang her kleiner Roman, an einem Sommernachmittag ausgelesen, aber eine Geschichte, die den Leser beschwingt zurücklässt.

Das gelungene Cover verlockt schon bei einem flüchtigen Blick das Buch in die Hand zu nehmen und die Leser werden nicht enttäuscht.

3 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.05.2021
Verlorene Engel / Max Heller Bd.6
Goldammer, Frank

Verlorene Engel / Max Heller Bd.6


ausgezeichnet

„Verlorene Engel“ spielt 1956 und ist der neueste Band der Dresdner Nachkriegskrimis.

Max Heller ist inzwischen eine feste Größe der Kriminalpolizei der DDR. Nachdem seine alte Beinverletzung endlich erneut operiert und gerichtet wurde, kann er schmerzfrei gehen. Auch privat scheint es zum Besten zu stehen. Zwar hat letztendlich die Flucht in den Westen zu seinem Sohn nicht geklappt, aber er hat sich mit dem System arrangiert. Auch wenn er weiß, dass inzwischen das Ministerium für Staatssicherheit wie ein Krake alle Bereiche des Lebens in diesem Staat durchdringt.

Eine Serie von Vergewaltigungen macht der Polizei zu schaffen. Zumal jetzt zum ersten Mal auch eine Frau den Angriff nicht überlebte. Sexualverbrechen sind ein Tabu-Thema. Es darf nicht sein, was dem Bild des „neuen“ Menschen widerspricht. Die Opfer sind völlig unterschiedlich, aber der Dresdner Mob hat natürlich sofort Schuldige ausgemacht. Außenseiter werden auch in diesem Staat gnadenlos ausgegrenzt und verdächtigt.

Da auch zwei russische Soldaten abgängig sind, mischt der Große Bruder mit. Alexej Saizev und Heller kennen sich seit dem Krieg und haben eine fragile Beziehung aufgebaut.

Bei den Dresden Krimis von Frank Goldammer schätze ich den zeitgeschichtlichen Hintergrund ganz besonders, er ist mir fast wichtiger als der Spannungsaufbau. Sein Plot nimmt – wie immer – ein gesellschaftlich relevantes Thema auf. Vergewaltigungen, wie überhaupt Sexualdelikte wurde gern totgeschwiegen, denn das passte überhaupt nicht in das Bild, das die DDR darstellen sollte. Umso größer ist der Druck, der auf Heller lastet.

Wenn ich Frank Goldammer lese, sehe ich Dresden immer wie in einem S/W Film vor mir. Die Atmosphäre der Stadt, das Zeitbild fängt der Autor sehr lebendig ein. Ich meine fast, die Gerüche und Geräusche wahrzunehmen.

Ausgezeichnet sind seine Charaktere dargestellt. Die Figuren sind vielschichtig gezeichnet, sind wirken real und haben wie alle Menschen ihre Stärken und Schwächen. Das macht sie auch so besonders. Sie passen einfach in die Zeit und in das Milieu. Hier möchte ich eine Figur besonders hervorheben: das junge Fräulein Schöneich, die Schreibkraft, die sich unbedingt als Polizistin bewerben möchte und sich deshalb als Lockvogel zur Verfügung stellt.

Für mich ist der Krimi wieder ein sehr spannendes Stück Zeitgeschichte.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.05.2021
Das Leuchten der Inselblumen / Inselblumen Bd.2 (eBook, ePUB)
Gold, Mina

Das Leuchten der Inselblumen / Inselblumen Bd.2 (eBook, ePUB)


gut

Anna hat auf der schönen Nordseeinsel einen Neuanfang gewagt. Sie ist neu verliebt in Ole, hat ihren wunderschönen Blumenladen mit Café, es könnte also alles bestens sein. Aber das Schicksal meint es nicht gut mit ihr.

Als Roos, die alte Dame die mit ihren wunderbaren Kuchen für Aufschwung in Annas Laden sorgte, stirbt, sieht es gar nicht mehr rosig für sie aus. Ihr Blumencafé hat längst nicht mehr so viele Kunden, wie sie bräuchte. Auch bringen ihr nicht alle Inselbewohner Vertrauen entgegen, besonders als bekannt wird, dass ihr Roos das Haus vererbte. So sieht sich Anna wieder einmal in großen Existenznöten.

Das Buch ist der zweite Band einer Trilogie. Mit den fehlenden Vorkenntnissen hatte ich keine Probleme, es gibt genügend kurze Rückblicke oder Erinnerungen, die mich mit den vergangenen Ereignissen vertraut machten.

Allerdings hat mich die Geschichte nicht so sehr in Bann gezogen, wie ich mir gewünscht hätte. Die Handlung war mir einfach zu breit und ausgewalzt. Jede kleine Nebenepisode wird ausführlich beschrieben, bringt aber die Handlung nicht wesentlich voran, weil alles auf die Lösung im abschließenden Band ausgerichtet ist.

Anna lebt immer zwischen Verzweiflung, wenn das Schicksal wieder zugeschlagen hat und Euphorie, wenn sich ein Ausweg andeutet. Das Blumencafé steht immer zwischen Pleite und Hochbetrieb. Ähnlich verhält es sich mit der Beziehung zu Ole. Ich hatte den Eindruck, dass sich jedes Ereignis, mit kleinen Abänderungen immer wiederholt. Dann gibt es noch den Krimi-Handlungsstrang um den Cold Case mit Annas vor Jahrzehnten getöteter Schwester. Dieser Fall wird neu aufgerollt, ein Kommissar kommt auf die Insel um nach Indizien zu suchen. Auch das führt zu emotionalen Berg- und Talfahrten bei Anna, da sich die Spurensuche monatelang hinzieht. Mir hätte in allen Erzählsträngen eine stringentere Handlung besser gefallen.

Das Cover ist ein echter Eye-Catcher. Ein Strandidyll, mit Dackel Harry im Strandkorb. Übrigens meine Lieblingsfigur in diesem Buch.

Bewertung vom 01.05.2021
Dänische Gier / Gitte Madsen Bd.3
Gronover, Frida

Dänische Gier / Gitte Madsen Bd.3


sehr gut

Bestatterin Gitte Madsen fühlt sich wohl in ihrer neuen Heimat Marielyst. Sie ist angekommen, hat Freunde und Bekannte gefunden. So nimmt sie auch an einem Richtfest teil. Eine feucht-fröhliche Angelegenheit, auch wenn der Richtspruch des Poliers daneben ging. Ein schlechtes Omen, wie die Besucher munkeln.
Das bewahrheitet sich leider. Als Gitte, schon ein wenig beschwipst, nach Hause radelt, stürzt sie über einen Körper: es ist der Polier August Borg.

Wer Gitte kennt, weiß, dass sie das Schnüffeln nicht lassen kann. Vor allem, da die Familie Borg das Bestattungsinstitut beauftragt hat. Auch Kommissar Ole Ansgaard weiß, dass er Gitte nicht aufhalten kann und er weiß auch, dass sie schon öfters im Gespräch mit Beteiligten und Zeugen mehr erfahren hat, als er. Allerdings wagt sie sich manchmal ein wenig zu weit vor und bringt sich in Gefahr. Auch dieses Mal scheint sie dem Täter zu nahe zu kommen.

Das gemütliche Dänemark und das noch gemütlichere Marielyst ist wieder einmal Schauplatz eines Verbrechens und Gitte Madsen, die eigentlich nach Dänemark übersiedelt ist, um ihren verschollenen Vater zu suchen, ist wieder dabei. Frida Gronover hat mit ihr eine interessante Figur geschaffen. Neugierig und furchtlos, klug und sympathisch, schafft ihre offene Wesensart sofort Vertrauen.

Die kleinen Reibereien zwischen Ole und Gitte – man spürt, dass es knistert – tragen mit zum Unterhaltungswert des Krimis bei. Mir gefallen die liebevoll gezeichneten Figuren. Das passt bis in die Nebenrollen, die auch mal für einen Lacher sorgen. Außerdem sorgt Frida Gronover mit ihrem Setting für Fernweh. Man spürt, wie gut sie den kleinen Ort Marielyst auf Falster kennt und ihre Beschreibungen machen augenblicklich Lust, sich am Strand bei einem süßen Eis, die Wind um die Nase wehen zu lassen.

Auch wenn Gitte nun ein weiteres Geheimnis gelöst hat, hoffe ich sehr, dass es im hyggeligen Marielyst noch mehr Aufregung gibt und damit auch weitere Nachfolgebände.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.04.2021
Der Donnerstagsmordclub / Die Mordclub-Serie Bd.1
Osman, Richard

Der Donnerstagsmordclub / Die Mordclub-Serie Bd.1


ausgezeichnet

Coopers Chase ist eine luxuriöse Seniorenresidenz, aber für die Bewohner auch ein wenig langweilig. Neben dem „Plaudern und Stricken Club“ und anderen altersgerechten Aktivitäten haben sich vier Bewohner zusammengetan und den „Donnerstagsmord-Club“ gegründet. Der Kopf ist Elizabeth, ihre berufliche Vergangenheit ist ein wenig geheimnisumwittert, man munkelt vom britischen Geheimdienst. Joyce ist ehemalige Krankenschwester und eine liebevolle Person, Ron, früher als der „Rote Ron“ bekannt, ein streitbarer Gewerkschaftsboss und Mr Arif, empfängt auch in der Residenz noch eine Patienten, die nicht auf ihren Psychiater verzichten wollen.
Als sie Zeuge eines Streitgesprächs zwischen Ian Ventham, dem Besitzer der Residenz und seinem Partner Tony Curran werden und Curran kurz danach ermordet wird, treten die Vier in Aktion. Für den offiziellen Anstrich gelingt es ihnen, die junge Polizistin Donna auf ihre Seite zu ziehen. Die möchte nämlich auch mal was anderes als Verkehrserziehung und Sicherheitsschulung für Senioren machen.
Was ist das für ein witziges, spannendes und rundum gelungenes Buch. Ich habe hier wirklich jede Seite genossen. Die Figuren, allen voran die Senioren, sind wunderbar gezeichnete Charaktere. Immer sehr lebensnah, egal ob sie zu den Bösen oder Guten gehören, kann man ihre Beweggründe, ihre Gedanken und Handlungen nachvollziehen.
Besonders aufschlussreich sind dabei die eingestreuten Tagebucheinträge von Joyce. Die fungiert fast wie ein Dr. Watson, wenn sie ihre Gedanken zu den Aktionen und Erkenntnissen niederschreibt. Sie ist mir dabei ganz besonders an Herz gewachsen, auch weil sie sich als sehr stilles Wasser entpuppt.
Es gibt auch viele leise Momente in diesem Buch. Jeder Mensch, der auf ein langes Leben zurückblickt, trägt seine Erinnerungen mit sich, traurige, liebevolle und heitere Augenblicke, an denen der Leser auch teilhaben kann.
Richard Osman hat einen wunderbare Erzählstimme, immer auch ein hintergründig und der typisch englische schwarze Humor hat mir sehr viel Vergnügen gemacht. Kein Wunder, dass das Buch in England die Bestseller Listen stürmte.
Ich kann kaum erwarten, bis der zweite Band auch ins Deutsche übersetzt wird. Von diesem Quartett will ich unbedingt mehr lesen.

Bewertung vom 27.04.2021
Nordseegeheimnis
Denzau, Heike

Nordseegeheimnis


ausgezeichnet

Raphael Freersen, der eher als Detektiv wider Willen agiert, obwohl er nicht zugeben würde, dass ihm der Job eigentlich ganz gut gefällt, soll in der „Kurklinik am Kliff“ Diebstähle aufklären. Das kommt grade recht, denn seine Finanzlage ist alles andere als rosig.

In der Klinik, in der er Undercover ermittelt, stolpert er eines Nachts, als er durch den Hintereingang unbemerkt das Gebäude betreten will, über einen stark blutenden Körper. Allerdings ist er so alkoholisiert, dass er sich am nächsten Morgen nicht erklären kann, wie er ins Bett gekommen ist und warum an seiner Kleidung keine Spuren zu sehen sind. Im Gegenteil, alles riecht wie frisch gewaschen. Von einer Leiche gibt es natürlich auch keine Spuren.

Bald schon kommt Raphael außer den Diebstählen noch einigen anderen Ungereimtheiten auf die Spur, die allesamt den Klinikleiter nicht gut aussehen lassen.

Es ist der zweite Band um Raphael Freersen auf Föhr. Er hat sich tatsächlich auf sein Erbe eingelassen und führt die Detektei seines Onkels weiter. Schließlich möchte er nicht seine zwei Mitarbeiterinnen um ihren Job bringen. Er trägt seine Coolness und seinen Machismus wie eine Rüstung vor sich her, kann keiner Frau widerstehen und lässt nichts anbrennen. Aber eigentlich ist er ein liebenswerter Junge, der einfach nicht erwachsen werden will. Das führt auch immer zu Diskussionen mit seinem Zwillingsbruder Johannes, der als evangelischer Pfarrer einen ganz anderen Lebensweg eingeschlagen hat, aber immer bereit ist, Raphael aus der Patsche zu helfen.

Der Krimi lebt von der Ironie und dem Humor, mit dem Heike Denzau die Abenteuer ihres Protagonisten beschreibt. Ein fein austarierter Fall, der mit vielen Wendungen Spannung bietet und immer wieder auch Gelegenheit für urkomische Szenen, die den Charme des Buches ausmachen. Ich denke da an das Kostümfest, bei dem Raphael seine komplette Belegschaft inklusive Putzfrau und Bruder in Kostüme steckt um verdächtige Personen zu überwachen. Dass das nicht gutgehen kann, ahne ich schon bei der Planung.

Mir hat diese Mischung aus Spannung, Ironie und Situationskomik sehr gut gefallen. Auch kann ich mir Föhr ohne Raphael gar nicht mehr vorstellen und deshalb: Mehr davon!