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Insgesamt 212 Bewertungen
Bewertung vom 13.08.2018
Lady Midnight / Die dunklen Mächte Bd.1 (2 MP3-CDs)
Clare, Cassandra

Lady Midnight / Die dunklen Mächte Bd.1 (2 MP3-CDs)


sehr gut

Lady Midnight ist der Start der neuen Trilogie Die dunklen Mächte von Cassandra Clare und knüpf direkt an die Chroniken der Unterwelt an. Super! Das nenne ich dann mal eine Bildungslücke! Diese Chroniken waren mir unbekannt. Glücklicherweise lese ich nicht immer die Klappentexte bevor ich eine CD ins Autoradio schiebe. Meistens lasse ich mich einfach überraschen. Diesmal hatte ich auch vorab den Hinweis eines guten Freundes, dass das so ganz meine Richtung sei – und er hatte recht.

Auch wenn ich weder die Chroniken der Unterwelt noch die Chroniken der Schattenjäger bisher gelesen habe, war es ein leichtes, sich in die Welt der Nephilim und der Wilden Jagd hinein zu finden. Auch wenn diese beiden Gruppen von ihren literarischen und ideologischen Ursprüngen so gar nichts miteinander zu tun haben, ist es Cassandra Clark gelungen, eine tolle Welt zu kreieren. Sie ist in sich schlüssig, auch wenn die Wilde Jagd der Nordischen Götterwelt erstmal nichts mit den göttlichen Riesen der Bibel verbindet. Es handelt sich in beiden Fällen um Wesen aus dem Bereich der Mythologie, die nicht wissenschaftlich belegt sind, daher trifft sie das gleiche Schicksal wie die Vampire – jeder Autor interpretiert sie anders.

Die Geschichte hat alles, was ein guter Fantasy-Roman benötigt - eine in sich schlüssige Welt, positive Helden, Grauzonen, in denen man nicht so recht weiß, ob man die Figur positiv oder negativ einschätzen soll, eine kleine Romanze und einen großen Kampf.

Ein paar Worte zur Welt, in der sich die Schattenjäger, und damit unsere Hauptfigur Emma Carstairs, bewegen. Es spielt im Los Angeles der Gegenwart, etwa 2012. Somit gehört der Roman zur Kategorie Urban-Fantasy. Irgendwie finde ich den Gedanke reizvoll, dass es neben unserer „normalen“ Welt, in der alles so geregelt ist und jeder seinem Job nachhetzt, vielleicht auch eine andere Ebene existieren könnte. Wir können sie zwar nicht sehen, aber wir können sie uns vorstellen. Da ist Phantasie gefragt.

Emmas Gedanken kreisen immer wieder um den Tod ihrer Eltern am Ende eines Krieges der Schattenjäger gegen die Elfenwesen – dem Dunklen Krieg. Ich bin mir nicht sicher, ob es an der Übersetzung liegt, oder ob die Autorin die Begriffe Elfen und Elben als Synonyme verwendet. Da gibt es ja immer wieder Diskussionen ob es das gleiche ist, oder ob sich Elfen von Elben unterscheiden. Viel interessanter finde ich allerdings, dass diese Elben auch die Reiter der Wilden Jagd stellen. Ein Fakt in dieser neuen Welt, den man einfach so hinnehmen muss.

Der Mord an Emma’s Eltern vor fünf Jahren erscheint in einem ganz neuen Licht, als plötzlich noch mehr Leichen mit den gleichen Runenzeichen am Körper auftauchen. Emma stürzt sich in die Suche nach dem Mörder. Dabei wird sie nicht nur von ihrem besten Freund, Julien Blackthorn, unterstützt. Auch er hat im Dunklen Krieg seinen Vater verloren. Gemeinsam mit seinen Geschwistern machen sie sich auf die Jagd nach dem Mörder. Es folgt eine spannende Geschichte mit viel Magie, Action und auch Romantik. Die Aufklärung des Mordes ist recht unerwartet. Mehr soll hier nicht gesagt sein, denn es lohnt sich das Buch zu hören. Simon Jäger hat eine sehr angenehme Stimme, der man gerne lauscht. Auch wenn es eine gekürzte Lesung ist, ist sie mit 23 Stunden recht umfangreich und es fehlen keine logischen Verknüpfungen. Ein Hörvergnügen, dass ich mir aber auch genauso gut als Lesevergnügen vorstellen kann. Es ist auch absolut nicht notwendig die vorherigen Chroniken schon zu kennen. Man kann sie auch danach noch lesen – und das werde ich tun.

Bewertung vom 02.08.2018
Die Leiche, die sich aus dem Anzug haute
Gutzeit, Sascha

Die Leiche, die sich aus dem Anzug haute


sehr gut

Können sie sich noch an die Zeichentrickserie „Nick Knatterton“ erinnern? Ein stereotypischer Detektiv in karierter Kleidung mit Pfeife im Mund löst auf eine leicht schräge Art seine Fälle. Dabei haben die handelnden Personen sehr malerische Namen, die an sich schon komisch wirken. Ich liebte diese Serie als Kind.

Diese Zeichentrickfigur erschien mir schlagartig, als ich den ersten Minuten des Hörspiels lauschte und ich musste herzhaft lachen.

Situationskomik und, wenn auch manchmal ein etwas flacher, Wortwitz zeichnen diesen Krimi genauso aus wie unerwartete Wendungen. Ich wusste bis kurz vor Schluss nicht so genau was jetzt mit der Leiche von Omi Schneider passiert war und welches Verbrechen hier nun genau vorliegt. Mit der Lösung hätte ich nie gerechnet.

Kommissar Engelmann ist kein hochgeistiger Theoretiker wie Hercule Poirot oder Sherlock Holmes. Er ist pragmatisch und bodenständig. Schon allein die Vorstellung, dass er mit einem rosaroten Panda zum Tatort fährt jagt mir wieder das Grinsen ins Gesicht und ich muss an den leicht tollpatschigen Kommissar aus den Filmen um den rosaroten Panther denken. Ich denke, diese Assoziationen sind durchaus gewollt, heißt es doch auf dem Cover: „Ein mörderischer Spaß und Hommage an die die Krimis der 60er und 70er Jahre.“ Dies ist meiner Meinung nach auch absolut gelungen. Die Laufzeit mit einem „guten Stündchen“ eignet sich auch für kurze Autofahrten oder Wartezeiten. Der Krimi hat Spannung und Witz und die Stimmakrobatik des Autors macht ihn zu einem unvergesslichen Hörerlebnis, so dass ich sagen muss - ein Buch zum hören! Lesen ist nur der halbe Spaß.

Bewertung vom 31.07.2018
Wunschelberg - Das Lächeln des Mittelgroßen Konfusio
Allert, Judith

Wunschelberg - Das Lächeln des Mittelgroßen Konfusio


sehr gut

Nun habe ich mich endlich an den Wunschelberg gewagt, ein Kinder- und Jugendbuch, womit ich im ersten Moment, als ich den Buchrücken gelesen habe, wirklich nichts anzufangen wusste.

Es handelt von den drei ungleichen Freunden Emma, Mo und Jule, welche nach außen hin die Starken sind. Emma hat, so sagt sie es immer wieder, eine richtig gute Freundin und hat doch nur ihre Mama im Handy bei den Kontakten stehen. Mo sagt, er hat richtig viele Freunde in seinem Handy, kennt diese aber nicht real. Das ist ungefähr so, wie manche sagen, sie haben tausende von Facebookfreunden, kennen diese aber nur vom Schreiben per Whatsapp und Facebook. Jule sagt sofort, sie hat keine Freunde und braucht auch keine. Aber alle drei genießen die Zeit miteinander und es tut ihnen weh, wenn sie das Gefühl haben, dass sie nicht wichtig für die andere Person sind.

Jule will am liebsten sofort wieder von dem Wunschelberg weg, da sie sich auf diesem Berg nicht wirklich wohlfühlt. Mo ist es eigentlich egal. Er will am Anfang nur, dass sein Handy wieder funktioniert, da dort ja alle seine Freunde drin sind. Nur Emma sieht dies als eine Chance und ist teilweise auch die treibende Kraft - zumindest am Anfang.

Alle drei haben das Gefühl, dass ihnen die Erwachsenen etwas verheimlichen, vor allem was den Tod von Jules Eltern betrifft, welche bei einem „Unfall“ ums Leben gekommen sein sollen.

Es beginnt eine mitreißende Geschichte, wie die drei die Wahrheit über den Tod und über die Geheimnisse der Erwachsenen enträtseln.

Auch der Wunschelberg hat einiges an Geheimnissen zu bieten, da es ein Berg voller Magie, Träume und Fantasie ist.

Mein Fazit zu diesem Kinder- und Jugendbuch lautet, es ist ein gelungener Einstieg für Kinder in die Welt des Fantasy-Genres, da es viel zu bieten hat was die Fantasie anregt und mit ein wenig Magie und auch Spannung gewürzt ist.

Für mich ist es ein Buch, welches man auch bestimmt gut am Lagerfeuer bei einer Kinderfreizeit vorlesen kann, da dort auch aufgezeigt wird, dass jeder so seine verborgenen Talente hat, die er in der Gruppe einbringen kann und damit allen hilft. Es ist darüber hinaus spannend geschrieben und es ist in den Kapiteln auch noch unterteilt, weswegen es sich für mich sehr gut zum Vorlesen eignet.

Aber, und das ist für mich enorm wichtig, es wird sicher auch beim Selberlesen nicht langweilig, sondern es fesselt einen total und man wünscht sich, den Wunschelberg mit ein paar Freunden selbst zu besteigen.

Ich würde mich auf jeden Fall darüber freuen, wenn dies der Start einer langen und erfolgreichen Kinder- und Jugendbuchreihe ist. Zu wünschen ist es in meinen Augen der Autorin, sowie auch den jungen Leserinnen und Lesern.

Bewertung vom 26.07.2018
Sterbegeld / Emilia Capelli und Mai Zhou Bd.3
Winter, Judith

Sterbegeld / Emilia Capelli und Mai Zhou Bd.3


sehr gut

Manchmal ist es zum schreien. Man lernt eine Krimireihe kennen, und man bekommt als erstes den dritten Teil in die Hände. Dies ist besonders ärgerlich wenn es sich um 460 Seiten beste Krimiunterhaltung handelt, und dies mit einem Ermittlerduo, welches unterschiedlicher nicht sein könnte. Da ist zum einen die asiatische Mai, die nun etwas asiatisch unterkühlt rüber kommt, und der italienische Hitzkopf Emilia, die zumindest in diesem dritten Band gelegentlich etwas unkonventionell erscheint. Da stellt sich sofort die Frage, was habe ich in den beiden ersten Bänden wohl verpasst?

Also alles in allem etwas anders als andere Ermittler, zum einen weil es Frauen sind, und diese auf andere Dinge wie Männer achten und zum anderen weil beide doch sehr unterschiedlich sind.

Aber, ich denke ich schweife ab. Wie wäre es eigentlich erst mal mit der Geschichte, welche Judith Winter in diesem Buch beschreibt. Ich könnte jetzt sagen „Klasse!“ und damit wäre auch schon alles gesagt, doch das wird der Geschichte nicht gerecht, obwohl es mein Kernpunkt ist.

Eigentlich sind es ja zwei Storys in einem Buch. Da ist zum einen die vierköpfige Familie, welche umgebracht wurde und wo alle sagen, der Fall ist eigentlich schon geklärt, da der vermeintliche Mörder der Familie schon im Gefängnis sitzt. Ein junger Anwalt findet allerdings Ungereimtheiten, welche dazu führen, dass der Fall von neuem wieder aufgerollt wird. Dann gibt es noch die Story um einen bestochenen Polizisten einer Spezialeinheit, welcher der eigentlich Fall für die beiden Ermittlerinnen sein sollte und der einzige. Der Fall um die Familie war eigentlich nur als Tarnung für die beiden aufgegriffen worden.

Mein erster Gedanke nach den ersten 50 Seiten, war hoffentlich hat sich die Autorin bei den beiden ineinander geflochtenen Geschichten nicht ein wenig verhoben. Hoffentlich vergisst sie nicht gelegentlich den Kern des Falls und bleibt bei der Logik des Krimis.

Die Autorin kann auf alle Fälle einen sehr guten Spannungsbogen erzeugen, so dass die 460 Seiten sehr schnell gelesen sind. Man kann sich auch gut in die Figuren reinfühlen und sie sich sehr gut vorstellen.

Die logischen Wendungen werden gekonnt serviert, so dass man nie überfordert ist und man mit den verschiedenen Personen gut mit-leben kann.

Aber, und da komme ich nun zu dem Problem der zwei Fälle in einem Buch, meine Hoffnung war ja, dass sich die beiden Fälle vielleicht zu einem Fall verschmelzen. Ich habe jetzt natürlich keine Ahnung, ob dies überhaupt ginge, aber vorstellen kann ich es mir dann doch sehr gut. Der Schluss war mir dann doch ein wenig zu schnell. Er war zwar logisch und er hat auch gepasst, aber ich fand es einfach schade, dass Emilia und Mai im Endeffekt je einen der beiden Fälle gelöst haben. Es gab doch recht wenig wirkliche Zusammenarbeit zwischen den beiden, wobei sie doch aufeinander achten und sich schätzen.

Es ist auf alle Fälle eine Krimireihe, welche ich mir gerne noch etwas genauer ansehen würde und werde, denn ich glaube, mir haben dann doch noch die beiden ersten Bücher gefehlt. Ich denke, die beiden Ermittlerinnen und die Autorin haben das Potenzial zu einer richtig langen Krimireihe mit noch vielen verschiedenen Fällen, wobei für mich - und dies ist nun meine ganz eigene subjektive Meinung - es manchmal schöner wäre, wenn man sich beim Ende eines Romans vielleicht ein wenig mehr Zeit nehmen würde. Ansonsten ist es für mich ein nahezu perfekter deutscher Krimi, der mir Lust auf mehr gemacht hat.

Bewertung vom 19.07.2018
Auge um Auge
Hövelmann, Jürgen

Auge um Auge


gut

Jetzt tue ich mir doch ein wenig schwer, mit diesem Krimi und das liegt sicher nicht an der Story. Gut, der Krimi spielt in Marburg, für mich eines der schönsten Städtchen Deutschlands, daran kann es nun nicht liegen, dass ich mir so ein wenig schwer tue bei diesem Krimi.

Auch Kommissar Nau ist wirklich ein sympathischer Mensch, der alles ein wenig ruhiger angehen lässt - zumindest am Anfang - und da komme ich dann doch endlich einmal auf das, was mich bei diesem Krimi so ein wenig stört.

Also, das mit den Ritualmorden in Marburg ist schon ein tolles Thema, vor allem, wenn man sich diese Orte, wo die Leichen gefunden wurden, vorstellt. Ich konnte auch sehr gut nachvollziehen, dass ein ehemaliger „Kunde“ von Kommissar Nau diese Morde begangen hat, um mit ihm zu spielen, wie sich der Mörder ausdrückt.

Und glaube sie mir, alleine diese Morde hätten für mich vollkommen ausgereicht, um diesen Krimi gut zu finden - und zwar richtig gut. Ich hätte es begrüßt, wenn die Persönlichkeiten der Kriminalkommissare aus Marburg und auch das wirklich schöne Städtchen etwas mehr herausgearbeitet worden wären.

Als dann auch noch das Marburg Virus dazugekommen ist, die GSG 9 und dies dann alles in den letzten 60 Seiten, fühlte ich mich etwas überrannt. Es kam wirklich alles hart auf hart, so dass ich kaum mehr richtig mitgekommen bin. Wenn das Marburg Virus schon in einem Roman vorkommt, dann will ich auch vielleicht noch ein wenig mehr wissen.

Alles in allem ist es aber trotzdem ein Krimi, mit einer wirklich interessanten Hauptperson, der leicht zu lesen ist, und bei dem ich mich irgendwie auch schon auf Band 2 der Reihe freue.

Ich hätte mir allerdings gewünscht, dass vielleicht nur ein Thema aufgegriffen wurde, also das mit der persönlichen Rache und den Morden; oder wenn es schon beide Themen abdeckt, dann hätte ich mir doch gerne so 100 - 300 Seiten mehr gewünscht.

Am Anfang hatte ich das Gefühl, dass der Autor eine in sich schlüssige Geschichte erzählt, die wirklich spannend ist und langsam den Spannungsbogen erhöht.

Auf den letzten 60 Seiten fühlte ich mich so, wie wenn ich einen Actionfilm sehe, welcher vollkommen überladen ist, da der Regisseur versucht hat, alles in 90 Minuten zu quetschen.

Ich persönlich freue mich auf den zweiten Band aber trotzdem, da ich wissen will, ob sich der Autor diesmal ein wenig mehr Freiraum für die Geschichte nimmt, die er erzählen will und - da bin ich mir sicher - auch erzählen kann. So bleibt es nur ein Krimi, der schnell zu lesen ist und tolle Ansätze hat, dem aber leider ein wenig die Tiefe fehlt.

Bewertung vom 06.07.2018
HERRN KNIGGE GEFÄLLT DAS!
Scharnigg, Max

HERRN KNIGGE GEFÄLLT DAS!


sehr gut

Knigge im Internet, ist das eigentlich nötig? Ich war nun einfach auf dieses Buch von Max Scharnigg gespannt, da er mich mit seinem Buch „Die Stille vor dem Biss“ schon eingefangen hatte. Dies macht das Ganze nun für mich noch spannender, da mir ja auch die Schreibweise gefallen hatte.

Der Autor beschreibt einige Situationen, in denen sich ein erfahrener Internetnutzer nun des Öfteren wiederfindet. Sei es nun die die beschriebene Situation im Zug, und die Frage wie man sich dort am besten verhält oder allgemein bei realen Kontakten.

Wie verhält man sich im Urlaub? Muss man immer online präsent sein, oder wie verhält man sich bei Rezensionen im Internet?

Diese und viele weitere Fragen beantwortet Max Scharnigg, mit Hilfe von gekonnten Zitaten vom allseits bekannten Herrn Knigge.

Und dies macht er sehr gekonnt. Man stellt immer wieder fest, dass Knigge auch in der heutigen digitalen Welt Frage und Antwort steht.

Dies mag für viele weit hergeholt sein, aber ich denke, dass wir auch in der heutigen Zeit einfach eine Anleitung brauchen, wie wir miteinander im Internet umzugehen haben.

Auch ich habe manchmal das Gefühl, das wir uns heutzutage im Netz und Whatsapp, Facebook und Twitter manchmal benehmen wie die Axt im Wald.

Es werden Beleidigungen ausgesprochen, wo ich denke: „Würde der das auch sagen, wenn er der betreffenden Person gegenübersteht?“

Ich bin mir sicher, dass dies die wenigsten machen würden. Auch wenn ich sehe, wie manche Blogger zum Beispiel Rezensionen veröffentlichen, wird mir manchmal ganz anders. Es wird immer wieder nur ein Stern vergeben, als Schnellbewertung, und man macht immer häufiger andre Menschen schlecht, so dass ich, wenn ich mit dem Gegenüber normal schreibe und höfflich bin, das Gefühl habe, die Person, denkt gerade ich grabe sie an.

Und ich finde es klasse, dass Herr Scharnigg, alle möglichen Situationen im Internet aufzeigt und dabei auch erklärt, wie es vielleicht Herr Knigge es sehen würde.

Es ist für mich ein kleines Buch, welches ich immer wieder gerne zu Hand nehmen werde, da es mir doch immer wieder Dinge erklärt und mir mein eigenes Fehlverhalten vor Augen führt. Auch werden immer wieder Situationen im Alltag, mag es nun beim Essen sein oder einfach bei einem realen Gespräch, aufgezeigt und Hinweise gegeben, wie es vielleicht besser geht.

Deswegen gehört dieses kleine Buch für mich in genauso viele Haushalte wie ein normaler Knigge.

Bewertung vom 25.06.2018
Morgens leerer, abends voller
Keller, Tobias

Morgens leerer, abends voller


gut

Ich habe mir mit diesem Buch ja etwas schwer getan. Es ist mir immer wieder zwischen die Finger gekommen und dann kam ein „Jetzt doch noch nicht“. Irgendwann war es dann doch soweit. Mir war wieder mal nach etwas Lustigem und so fiel der Blick nun endgültig auf „Morgens Leerer, abends voller“.

Und was muss ich sagen, es ist vom ersten Kapitel an ein wirklich lustiges Buch, welches einem seine Alltagssorgen gut vergessen lässt.

Die Story hat mich teilweise ein wenig an Fack ju Göthe erinnert, wobei es hier um einen „richtiger“ Lehrer mit seinen durchgeknallten Freunden dreht. Dazu noch seine Freundin, die nur in ihrer eigenen Welt lebt und in der sie immer wieder versucht Tiere zu retten, welche gar nicht gerettet werden wollen, so zum Beispiel der Ameisenbär aus dem Duisburger Zoo, oder die Lurche und Kröten, welchen sie eine gute Reise über die Verkehrsstraßen im Ruhrgebiet ermöglichen will.

Über die besondere Klasse 9a, muss ich nicht noch gesondert eingehen. Die ist irgendwie immer wieder der Meinung, dass sie Party machen sollte.

Fantastisch sind die drei Freunde von Fabian, die ihm immer wieder zur Seite stehen und dann scheinbar alles nur noch schlimmer machen. Aber, und das zeigt sich in dem Buch immer wieder, manchmal muss man andere Wege gehen, um ans Ziel zu kommen. Man darf nicht auf althergebrachte Wege setzen, sondern muss sich immer wieder selbst erfinden.

Das kann manchmal durch Anstöße in einer Situation sein, wo man denkt da kann nichts draus werden. Im Suff kann man solche Dinge nicht entwickeln.

Entwickeln kann man in diesem Zustand vielleicht nichts, aber es können Anstöße in die richtige Richtung sein, die einem helfen, Kinder und Jugendliche zu erreichen. Man muss diesen Kids auch ab und zu etwas zutrauen und man muss auch dahinter stehen, dann kann man auch etwas bewegen.

Das Buch ist für mich total lustig gewesen und ich habe wirklich oft in meinem Lesesessel gesessen und habe laut schallend gelacht, über die Situationskomik in diesem Buch und über die verschiedenen Charaktere. Trotzdem hat das Buch auch einen Nährwert und vielleicht sollten Lehrer, Gruppenleiter in Jugendgruppen oder anderen Situationen, wo man es mit „schwierigen“ Jugendlichen zu tun hat, dieses Buch lesen. Klar ist auch, dass man das Buch nicht ernst nehmen sollte, aber vielleicht regt es einen doch einmal dazu an, andere Dinge einfach zu hinterfragen, wenn man in bestimmten Situationen nicht mehr weiter kommt.

Manchmal hilft es einfach mal mit seinen Freunden über seine Probleme zu sprechen, um eine neue Perspektive zu entdecken, oder man traut sich einfach einmal etwas zu probieren. Mehr wie schiefgehen kann es ja nicht.

Bewertung vom 21.06.2018
Opos Reise
Kinsky, Esther

Opos Reise


sehr gut

Ich liebe ja Kinderbücher. Man kann jetzt natürlich sagen, die hat man schnell gelesen, und das stimmt auch, aber ganz so einfach ist es ja nun auch nicht. Zum einen unterscheiden sich die Kinderbücher von der Bindung, zum anderen auch vom Text/Bild Verhältnis. Bei manchen denke ich, diese Bücher wollen nur unterhalten und dann gibt es Bücher wo ich denke, da ist auch eine Botschaft enthalten. Manchmal kann das Kind etwas lernen. Sprich - diese Bücher haben Inhalt. Wobei ich denke, dass die meisten Kinderbücher doch auch eine Botschaft haben.

OpOs Reise ist in diesem Fall etwas ganz besonderes. Es bringt Kindern das Verhalten der Wale näher, den größten Säugetieren auf diesem Planeten und im Besonderen die Pilotwale, die auch als Grindwale bekannt sind.

Aber das ist eigentlich Nebensache. Esther Kinsky schreibt eine unwahrscheinlich rührende Geschichte über die Jung Wale ROey und ROsa, die mit Ihrer „Schule“, also den Zusammenschluss der Wale, den alten Wal OpO auf seiner letzten Reise begleiten.

Sie schildert den Lebensstil der Wale, die ja auch in einer Gemeinschaft leben und zeigt in diesem Buch, wie wir Menschen in den Lebensraum der Wale eingreifen. Die Autorin beschreibt glaubhaft, dass Wale wie wir auch um ihre Toten trauern, ohne dass man befürchtet, es sei zu traurig und nichts für Kinder.

Die Bilder von Falk Nordmann, passen einfach gut dazu. Er hat, da die Geschichte im Wasser stattfindet, auch alles mehr oder weniger in Blau gehalten. Das klingt vielleicht langweilig, aber er hat es einfach gut gemacht und ich finde, das Buch ist auch deswegen so gelungen und außergewöhnlich.

Wenn die Geschichte vorbei ist, bekommt man auch noch einiges über Pilotwale erklärt, was man, so glaube ich, auch als Kind versteht.

Ich würde mich auf alle Fälle freuen, mehr von dieser Art Kinder- und Bilderbücher zu lesen. Und ich denke, es ist schön für ein Kind zusammen mit den Eltern etwas über das Leben der Wale zu lernen.

Bewertung vom 18.06.2018
Germany 2064
Walker, Martin

Germany 2064


ausgezeichnet

Also wo fange ich an, wo ende ich bei diesem Buch?

Stellen wir uns doch einfach einmal vor, wie es ist in einem Deutschland zu leben, wo wir alle elektronisch überwacht werden, wo wir nicht selbst am Auto sitzen sondern von einem Auto zu dem Ort, wo wir hin wollen, gefahren werden. Und das von einem Auto, welches uns noch nicht einmal gehört.

Stellt euch einfach einmal vor, ihr lebt in diesem Land, welches in zwei Teile geteilt ist - einmal dieser hochtechnisierte Teil und dann diese Ecken, wo man lebt wie früher und unser Bargeld benutzt und nicht alles online bezahlt. Wo man nicht ständig beobachtet und geortet wird, dafür aber auf Dinge verzichtet, wie Autos und einen Polizeischutz, da dies ja die Freiengebiete der Freiländer sind.

Man lebt in einem Land, wo man ständig erreichbar ist, immer einen tragbaren Computer und Telefon dabei hat. Wo ein Gesundheitschip einem sagt, wie gesund man den ist, wo Roboter uns helfen und uns auch immer ähnlicher werden.

Einer dieser Roboter ist der AP von Polizist Bernd Aguilar, den er Roberto nennt und der sich auch schon die ein oder andere Kugel für Bernd eingefangen hat. Er ist ein Prototyp der neuesten Generation. Die beiden versuchen zusammen die Entführung der Folksängerin Hati Boran aufzudecken. Sie dringen auch in die „Freiengebiete“ ein, da die Ermittlungen sie dorthin tragen.

Bernd trifft während dieser Ermittlungen dann auch noch auf seine Jugendliebe Christina, zu der er auch recht schnell wieder einen guten Draht bekommt.

Eine weitere Figur ist der Selfmademan Fred Wendt, welcher die Roboter der neuesten Generation entwickelt hat und sich nur eines wünscht, dass diese Roboter nie in Kriegen eingesetzt werden. Plötzlich sieht er sich in der Situation das Familienunternehmen an einen Mitbewerber aus Amerika zu verlieren, da es so aussieht, als ob einer seiner Roboter die Folksängerin entführt und sexuell missbraucht hat.

Ich könnte nun noch etliche Personen nennen, welche in diesem Zukunftsthriller eine Rolle spielen, aber das würde den Rahmen des Blogs vollkommen sprengen. Die Story, die der Autor gesponnen hat, ist so genial wie komplex. Ich habe mir des Öfteren auch die Frage gestellt, in welchem Gebiet in Deutschland, welches Walker entworfen hat, ich eigentlich leben möchte. Zum einen reizen mich die Freiengebiete, wo nichts erlaubt ist was nicht schon 1980 erfunden wurde, zum anderen reizen mich auch die kontrollierten Gebiete mit der Möglichkeit, einer gute Gesundheitsvorsorge und andere Kleinigkeiten zu haben, welche es in den anderen Gebieten gibt.

Klasse finde ich die Einwürfe des Autoren, in denen er Dinge zitiert die gerade jetzt geschehen bzw. auch für uns schon in der Vergangenheit liegen. Martin Walker nimmt Bezug auf Ereignisse und Erkenntnisse unserer Zeit, lässt sie in den Roman einfließen. Manche Sachverhalte werden dadurch in ein besonderes Licht gerückt und erklären dadurch Dinge in dieser Zukunftsvision. Heute haben wir bereits die Situation, dass einige Bakterien nicht mehr auf Antibiotika reagieren. Sie sind multiresistent. Wie wird sich das wohl in der Zukunft auswirken. Werden wir daraus lernen?

Fasziniert hat mich auch, dass ich das Gefühl hatte, der Autor hat sich mit Deutschland wirklich auseinandergesetzt. Was mir als Mittelhesse besonders aufgefallen ist, war z.B. das mit der Universität Marburg. Er ist recht detailliert auf die Geschichte der Geschichte der Universität eingegangen - und dies von einem schottischen Autor. Ich war begeistert.

Es ist für mich ein Buch, welches sich auf einer Ebene bewegt wie George Orwells – 1984, wobei Walkers Zukunftsaussichten mir nicht so viel Angst machen wie die von George Orwell und ich kann nicht genau sagen warum.

Ich hoffe, dass der Autor mit diesem Vergleich leben kann, aber dies war nun mal mein Gedanke, der mir ständig im Hirn herumgeisterte.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.06.2018
Mörder Anders und seine Freunde nebst dem einen oder anderen Feind
Jonasson, Jonas

Mörder Anders und seine Freunde nebst dem einen oder anderen Feind


gut

Nun habe ich mir doch tatsächlich mal ein Buch gegönnt, welches auf Platz 1 der Spiegelbestsellerliste steht. Und irgendwie tue ich mir ein wenig schwer mit dem Buch. Das hat nichts damit zu tun, dass es schlecht wäre, oder dass es mich gelangweilt hätte. Nein, bestimmt nicht! Nur will ich mich nicht in Sätzen wie „Das ist komisch“ oder so ähnlichem verlieren. Aber dazu gleich mehr.

Jonas Jonasson beschreibt in seinem Buch einen Mörder, der mehr im Gefängnis war als in Freiheit, sich in einem „Hotel“ niederlässt und gerne mal einen Schluck über den Durst trinkt. Dadurch lernt er den „Rezeptionisten“ Per Persson kennen, der durch Zufall wiederum die etwas vom Glauben abgekommene Pfarrerin Johanna Kjellander kennenlernt.

Also erstes machen die drei ein Gewerbe der besonderen Art auf. Mörder-Anders wird dort mehr oder weniger zum Knochenbrecher Anders. Den Vertrieb übernehmen Johanna und Per. Also sie kümmern sich um den Vertrieb und die Werbung für ihr unheiliges Gewerbe. Sie machen dies über die Boulevardzeitungen in Schweden. Die beiden hauen den guten Mörder-Anders auch so richtig übers Ohr, als der keine Lust mehr hat dieses Gewerbe auszuüben.

Aber irgendwie kommen die drei doch wieder zusammen und betätigen sich nun als Angestellte der „Anders-Kirche“, wo Per und Johanna dann auch wieder den gutgläubigen Mörder-Anders über den Tisch ziehen. Ohne viel Skrupel luchsen sie aber auch andere Menschen mehr oder weniger viel Geld ab.

Es gibt auch noch ein drittes Gewerbe, welches die drei dann zusammen aufziehen. Das machen sie dann irgendwie richtig.

Aber ich will ja nicht zu viel verraten. Alles in allem muss ich sagen, dass das Buch recht lustig zu lesen ist, da es schon einige Passagen hat, welche einem ein paar Lachtränen in die Augen treiben. Aber, und deswegen habe ich mir auch etwas schwerer getan mit meiner Rezension, es führt einen wirklich teilweise erschreckend den Spiegel vors Gesicht. Alle drei Geschäftsmodelle könnten funktionieren und ich denke sie funktionieren auch in der heutigen Welt oft genug. Mag es die Kirche sein, welche man gründet um möglichst viel Geld einzunehmen oder mag es das Knochenbrecher-Gewerbe sein, beide werden in unserer Welt doch zu oft benutzt um Geld einzunehmen. Egal wie man es nennt, uns allen fallen mehrere solcher Unternehmen ein und ich finde es gut, dass Jonas Jonasson uns dies in einem einfachen und lustig geschriebenen Buch näher bringt.

Und so komme ich zu dem Schluss, dass man das Buch lesen sollte. Man sollte auch ruhig lachen, wenn es zum Lachen ist - aber auch ein wenig nachdenken, wenn man das Gefühl hat, ob dies denn nun alles wirklich möglich wäre.

Vielleicht sollte man manchmal etwas skeptischer durch die Welt gehen und einige Dinge hinterfragen, warum ein Mensch das denn nun gerade macht.