Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
katikatharinenhof

Bewertungen

Insgesamt 998 Bewertungen
Bewertung vom 24.03.2024
Endlich Zeit für Venetien
Giacovelli, Beate

Endlich Zeit für Venetien


ausgezeichnet

Auszeit vom Alltag

Atemberaubende Landschaften malerische Gärten, sanfte Hügel und glitzernde Seen - klingt wie eine Reise durchs Märchenreich. Und genau das trifft auf die Region Venetien zu, denn sie ist märchenhaft schön, verwunschen, mystisch und bezaubernd. Wenn elegante Landvillen sich wie schmucke Perlen aneinanderreihen, in den geschichtsträchtigen Mauern der Arena di Verona "Nabucco" oder "Aida"" durch die Nachtluft schallen oder der Zauber des Gardasees seinen Charme versprüht, dann ist es Zeit für eine Auszeit vom Alltag.

Beate Giacovelli hat mit ganz viel Herz und Liebe zur Region ein Reisebuch verfasst, das wie Prosecco in Glas perlt und und die Leser:innen auf eine Reise durch Geschichte, Kultur und Tradition Venetiens mitnimmt. Nicht nur die bekannten Sehenswürdigkeiten finden sich auf den Seiten wieder, sondern es sind gerade die kleinen verborgenen Schätze, die die Autorin aus ihrem Füllhorn an Inspirationen zaubert, die oft ein wenig abseits der Touri-Pfade liegen und aus dem Dornröschenschlaf geweckt werden wollen.

Mal sind es raffinierte und stilvolle Unterkünfte, die zum Verweilen einladen. Dann wieder sind es weitläufige Parks und Gärten, die wie geschaffen dafür sind, bewusst ein zwei Gänge herunterzuschalten und zur Ruhe zukommen. Auch wenn die Autorin ein paar bekannte Sehenswürdigkeiten mit in ihren Reisevorschläge aufnimmt, so sind es doch Inspirationen, eben nicht zur Hochsaison zu verreisen, sondern einfach mal a-typisch die Koffer zu packen und die Ziele aufzusuchen, die die Möglichkeit geben, die Natur, Museen und Landstriche in aller Ruhe, weitab von der Hektik des Trubels zu erkunden.

Langsam reisen, entschleunigen und dabei unvergessliche Momente erleben, die sich zu wunderbaren Erinnerungen formen - Venetien ist wie geschaffen dafür, eindrucksvolle Sonnenuntergänge, intensive Genussmomente und den ursprünglichen Charme dieser Region ganz bewusst zu erleben.

Mit den Reiseperlen von Beate Giacovelli gelingt es den Leser:innen, den Stempel Tourist:in unsichtbar werden zu lassen und somit die Hektik und die Häkchen auf der To-do-Liste abzustreifen und zu vergessen, um Einwohner/in von Venetien zu werden und authentische Einblicke zu erhalten.

Bewertung vom 23.03.2024
Nationalpark Triglav, Soca & Isonzo
Guhl, Wolfram

Nationalpark Triglav, Soca & Isonzo


ausgezeichnet

Wanderungen mit Wow-Momenten

Atemberaubende Landschaften, türkisfarbenes Wasser und teilweise noch wilde, ursprüngliche Natur - das alles finden Outdoor-Begeisterte und Wandernde im Triglav Nationalpark. Ein kleines Juwel, das inmitten der Julischen Alpen liegt und doch Vielen noch unbekannt ist. Wolfram Guhl spricht mit seinem außergewöhnlichen Wanderführer all diejenigen an, die für das ein oder andere Wanderabenteuer offen sind, deren Herz gleich einen Takt schneller schlägt, wenn ringsherum majestätische Berge imposante Kulissen bilden und gerne nah am Wasser wandern, um im wahrsten Sinne des Wortes im Flow zu sein.

Es sind 25 Touren, zu Fuß oder mit dem Rad, die die Schönheit und und Vielfalt dieses einzigartigen Naturparadieses zu Wanderungen mit echten Wow-Momenten werden lassen und die Möglichkeit bieten, in die kleinen und großen Naturwunder einzutauchen, die der Nationalpark für alle Naturliebhaber:innen bereithält.

Das Kartenmaterial lässt keine Wünsche offen und ist nicht nur Orientierungs- sondern auch Planungshilfe. Geschichten und Geschichtliches ermöglichen einen tiefen Einblick in die Region, die nicht nur karstig, sondern auch mit einigen Narben aus dem Krieg versehen ist. Die einzigartige Kulisse und das atemberaubende Naturkino bilden einen perfekten Rahmen, um die bewegte Geschichte der Region bewusst mit den Erfahrungen auf den Wanderrouten aufzunehmen. Die Touren sind so konzipiert, dass für jeden Konditionslevel etwas dabei ist. Vom Spaziergang bis hin zur Wadenzwickertour, die sehr gute Kondition und Trittsicherheit erfordert, ist alles zu finden. Abwechslungsreich zusammengestellt, ansprechend in Wort und Bild präsentiert, gelingt es Wolfram Guhl, Wandernden und Outdoor-Fans regelrecht Heißhunger auf seine vorgestellten Touren zu machen und sie mit Fernweh zu infizieren. Gilt es doch, versteckte Wasserfälle, einsame Bergseen und Gumpen zu entdecken.

Definitiv mal etwas anderes, als die üblichen Verdächtigen im Bereich Wanderführer und daher nicht nur lesens- sondern auch wandernswert.

Bewertung vom 23.03.2024
Vom Glück, Papa zu sein
Linker, Christian

Vom Glück, Papa zu sein


ausgezeichnet

Ganz viel Liebe und Glück zwischen den Buchdeckeln

Papa sein bedeutet Glück und ist ein Privileg, dass nicht jeder Mann hat. Aber wie in Worte fassen, für all das, was sichtbar gewordene Liebe ist und für das es manchmal keine Worte gibt ? Christian Linker hat in seinem berührenden Bildband genau die richtigen Worte gefunden, die eine Liebeserklärung an alle Väter sind, die jeden Tag ganz bewusst das kleine große Wunder genießen. Und es gibt Papas, die ihre Sternenkinder im Herzen tragen, sie schmerzlich vermissen und trotzdem stolz darauf sind, dass dieses Sternenkind ihre Welt bereichern durften.

Papa sein heißt immer wieder den Prozess des Loslassens zu durchleben, die das Kind auf seinen Stationen zum eigenen Ich durchläuft. Ein ständiges Tragen und Auffangen, Trösten und Zuhören, Anderssein und Akzeptieren, aber immer von ganzem Herzen. Papa sein ist Liebe ohne Bedingungen, Zuneigung, Verbindung und Nähe und immer wieder das Gefühl zu haben, mach ich das richtig. Aber es gibt kein richtig und kein falsch, denn Papa sein bedeutet, sich selbst immer wieder neu zu erfinden und dem Leben andere Prioritäten zu geben.

Der Moment, aus dem ein Mann ein Papa wird - einfach magisch. Und genau diese magischen Momente finden sich in den Fotografien wieder, die tief ins Herz gehen und berühren. Das Buch ist eine liebevolle Umarmung für all die Papas, denen Linker auf Seite 125 Respekt und Anerkennung zollt.

Einzigartig schön, emotional und randvoll mit Liebe und dem Glück, Papa zu sein

Bewertung vom 23.03.2024
Emil Igel
Gerber, Melanie

Emil Igel


gut

Ängste erkennen und mit ihnen umgehen

Es gibt Tage, an denen geht einfach alles schief und auch das Wetter ist grau und trüb. Genauso ein Tag ist heute und Emil möchte doch so gerne seinen kranken Freund besuchen. Aber der Weg ist gefährlich und Emil, ja der traut sich nicht wirklich. Aber es gibt auf seinem Weg ein paar nette und hilfreiche Tiere und schon wird aus dem Weg durch den dunklen Wald ein kleines Abenteuer...


Angst und Schüchternheit - zwei Komponente, die Kinder in ihrer Entwicklung ausbremsen ? Das muss es nicht und mit "Emil Igel"l sollen Jungen und Mädchen ab drei Jahren einen tierischen Freund kennenlernen, der ihnen dabei hilft, ihre Ängste zu erkennen, sie benennen zu können und mit ihnen umzugehen. Die detailreichen Zeichnungen sind sehr liebevoll ausgearbeitet und lassen jede Seite lebendig werden. Es ist, als würde Emil Igel plötzlich seine Ärmchen ausstrecken und die Kinder in seine Geschichte hineinziehen.

Doch so lebhaft und bunt die Illustrationen sind, so wenig springt Funke aus dem Text über. Die Veränderung von Emil vom ängstlichen , schüchternen Igel zum strahlenden und selbstbewussten Igel ist meist nur in ganz kurzen, knappen Sätzen formuliert, die stakkatoartig auf Vorlesende und Zuhörende einprasseln. Die Gefühlswelt von Emil wird mit jeder Station zwar farblich hervorgehoben, aber das Einfühlen in den kleinen Igel gelingt nur selten, sodass sich die Kinder nicht mit ihm identifizieren können.

Das beigefügte Leiterspiel ist kurzweilig und interessant, jedoch darf das schüchternste Kind anfangen. Es bekommt somit noch zusätzlich eine Art Stempel aufgedrückt, weil es eben nicht so weltoffen und zugewandt ist, wie die anderen Kindern, die ebenfalls mitspielen. Hier hätten wir uns eine andere Umschreibung gewünscht

Bewertung vom 21.03.2024
Der Flunkerfunkelstein oder die Elster, die nicht stehlen wollte
Oppermann, Kai

Der Flunkerfunkelstein oder die Elster, die nicht stehlen wollte


sehr gut

Farbenfrohes Buch über Gefühle und Zugehörigkeit

Der Wald ist das Zuhause von ganz vielen Tieren, auch von Familie Elster. Ihr Nest ist das schönste weit und breit, denn die Schätze blitzen, blinken und funkeln in der Sonne. Aber ausgerechnet die kleinste Elster fühlt sich gar nicht wohl dabei, all dieses Tand zu horten. Das schönste Glitzern wird nämlich auf Dauer langweilig. Aber eine echte Elster hat eben Funkelsteine in Hülle und fülle...oder doch nicht ?


Kinderbücher sind eine fantasievolle und farbenfrohe Möglichkeit, mit Kindern in den Dialog zu kommen, um über Gefühle, Zusammenhalt, Zugehörigkeit und auch das Flunkern zu sprechen. Mit dem vorliegenden Buch von Kai Oppermann tauchen Kinder und Erwachsene in einen echten Farbrausch ein, denn die Seiten sind so wundervoll und ansprechend illustriert, dass schon mit dem Vorsatzblatt die Schatzsuche beginnt.

Die kleine Elster sehnt sich so sehr danach, endlich in der Familie als richtige Elster angesehen zu werden, aber sie kann und will sich nicht verändern, nur um geliebt zu werden. Durch ihre kleinen und großen Abenteuer am Tag und in der Nacht lernen Jungen und Mädchen , wie sie auf ihr Bauchgefühl vertrauen können. Die Werte Freundschaft, Zusammenhalt und Selbstakzeptanz fließen sehr schön in die Erzählung mit ein und vermitteln auch auf der emotionalen Ebene ihre Botschaft, dass Kinder wertvoll sind, genau so, wie sie sind, und dass wahre Liebe keine Bedingungen kennt.

Lediglich die kleine Flunkerei gibt zu denken, denn eine Notlüge kann schon mal nach hinten losgehen und genau das Gegenteil bewirken.

Bewertung vom 21.03.2024
Hoch und heilig
Freudenberg, Sandra

Hoch und heilig


ausgezeichnet

Die Natur als Ort der Spiritualität und inneren Einkehr

Urlaub in den Alpen bedeutet für die meisten das Abklappern von Sehenswürdigkeiten, die ein oder andere Wanderung und mit der Seilbahn auf die Berge. Stress und Hektik sind auch hier überall zu finden, denn so wirklich ruhig ist es in den Touri-Hochburgen eigentlich nie.

Sandra Freudenberg und Stefan Rosenboom tauschen Stress, Postkarten-Kitsch und die üblichen Sehenswürdigkeiten gegen einzigartige Wanderungen ein, in dem sie pilgern und auf 12 Pilgerpfaden und - Routen die Alpen neu kennenlernen. Die imposante Bergwelt wird zur spirituellen Oase, überraschende Begegnungen am Wegesrand regen zum Nachdenken an und auch das gemeinsame Schweigen kann wohltuend sein und Demut hervorrufen.

Die einzelnen Touren sind auf beeindrucke Weise geschildert, sodass schon beim Lesen eine tiefe innere Verbundenheit mit dem Autoren-Dou entsteht und die Leser:innen das Gefühl haben, gemeinsam mit den beiden die Pilgerwege zu beschreiten. Schritt für Schritt werden die eigenen Sorgen und Nöte in den Waldboden, den Schotterweg oder den Trampelpfad abgegeben, sodass ganz plötzlich ein warmes wohliges Gefühl entsteht Ganz bei sich selbst zu sein und Zeit für sich alleine zuhaben - ein kostbares Gut, das uns in der Hektik das Alltags einfach abhanden gekommen ist. Mit "Hoch und Heilig" gelingt es, ein Stück weit des Weges mitzugehen, sich auf die faszinierende Geschichte und die Kultur der Alpenregion einzulassen und immer wieder festzustellen, dass überall um uns herum Magie zu finden ist.

Das Buch gibt Denkanstöße, setzt viele Impulse und lädt dazu ein, sich ebenfalls auf Pilgertour zu begeben. Ob alleine der zu zweit, das ist uns selbst überlassen. Das Abenteuer Pilgern ist die Suche nach Antworten, deren Fragen vielleicht noch tief in uns verborgen sind und wir uns bisher nicht getraut haben, sie uns selbst zu stellen. Ein wundervolles Buch, das in Wort und Bild die Schönheit und Spiritualität der Alpen auf beeindruckende Weise einfängt

Bewertung vom 20.03.2024
Zwischen uns und morgen
Zantingh, Peter

Zwischen uns und morgen


ausgezeichnet

Legt die Welt in Kinderhände (Herbert Grönemeyer)

Robin reißt geradezu enthusiastisch das Paket mit den neuen Büchern auf, die als Belegexemplare angekommen sind. Seine Frau hat eine Botschaft im hinterlassen, die Robin dazu bewegt, alles stehen und liegen zu lassen und vollkommen überstürzt ihr hinterher zu reisen. An seiner Seite: Mats, gerade einmal drei Jahre alt. Es beginnt eine Zugfahrt, die nicht nur Erinnerungen heraufbeschwört, sondern viel Zeit zum Nachdenken bereithält....


Ich frage mich immer wieder, wie es Peter Zantingh schafft, auf so wenigen Seiten ein so großes Gefühlschaos zu verursachen, das zum einen Herz und Seele berührt, die Tränen zum fließen bringt und trotzdem Hoffnungen weckt ?! Die Geschichte ist wie eine Reise mit dem Zug, bei der die Gedanken wie das beständige Rattern der Räder auf den Gleisen in Robins Kopf hin und her gleiten, Erinnerungen wach rufen und immer wieder die Frage in den Raum stellen, ob in Zeiten des Klimawandels es überhaupt noch zeitgemäß ist, einem Kind das Leben zu schenken. Wie geht man als Eltern verantwortungsvoll mit der Aufgabe um, um für genau diese kleinen Menschen die Welt zu erhalten, damit sie auch behütet und beschützt in ihr aufwachsen können.

Robin und Tess sind Klimaaktivisten, aber nicht solche von der radikalen Sorte, sondern mit Herz und Verstand, und bringen auch den Leser:innen für die Dauer der Lektüre ihre Gedanken näher. Es lohnt sich immer, für ein nachhaltigeres und bewussteres Leben etwas zu tun und der nachfolgenden Generation genau diese Werte auch mitzugeben.

Der kleine Mats spielt dabei eine wichtige Rolle und es wird erst am Ende des Buches deutlich, wie sehr der kleine Mann in der Gefühlswelt seiner Eltern einen Platz einnimmt. Die Gänseblümchen auf den Buchseiten sind dabei kleine Hinweise, die bei genauerer Betrachtung seine Geschichte erzählen, ohne dabei Worte zu benutzen. Es liegt vieles zwischen den Zeilen, das zu Tränen rührt und nur wer sich ganz auf das Buch einlassen kann, versteht die Botschaft dahinter.

Der Autor erzählt mit einer großen Zärtlichkeit, packt aber auch Zukunftsängste, die Frage nach dem "Wie schaffen wir es, als Eltern unserem Kind gerecht zu werden ?" und immer wieder die Hoffnung mit ein, dass ein Kind nicht nur sichtbar gewordene Liebe, sondern auch immer ein Versprechen für eine bessere Zukunft ist.

"Zwischen uns und morgen" ist ein Buch, das sicherlich nicht auf den ersten Blick alle seine Botschaften offenbart. Es lohnt sich aber, die Geschichte mehrmals zu lesen, denn es öffnen sich erst nach und nach die vielen kleinen Fenster, die Zantingh für seine Leser:innen zum Entdecken seiner Botschaften bereithält.

Ein Roman, der sich deutlich vom Mainstream abhebt, mit leisen Tönen überzeugt und eine ganz starke Botschaft in sich trägt.

Bewertung vom 19.03.2024
Solange es eine Heimat gibt. Erika Mann
Hörner, Unda

Solange es eine Heimat gibt. Erika Mann


sehr gut

Lebenswege fern der Heimat

Die geschwisterliche Beziehung zwischen Erika Mann und ihrem Bruder Klaus ist schon eine ganz besondere, scheint fast unumstößlich und muss vieles ertragen können, was von aussen auf die beiden ältestes Mann-Kinder einprasselt. Dass ausgerechnet Klaus, ihr Klaus, der ihr Ein und Alles ist, Erika im Stich lässt, in dem er seinem Leben ein Ende setzt, verwindet Erika Mann nie.

Das Buch von Unda Hörner ist ein sehr intensiver Einblick, nicht nur in die geschwisterliche Beziehung, sondern auch in das Leben im Exil, zu dem die Manns aufgrund des Nazi-Fanatismus gezwungen werden. Ihrer deutschen Staatsangehörigkeit und somit ihrer Identität beraubt, aber nicht den schöpferischen Fähigkeiten beschnitten, sind die Geschwister fortan noch enger miteinander verbunden und gehen gegen diejenigen vor, die sie aus Deutschland verbannt haben.

Was folgt ist eine sehr intensive Lektüre, die Zeitgeschichte mit Erdachtem verbindet und nicht nur Erika Mann, sondern auch ihren Bruder Klaus, ein Stück weit greifbarer und mitunter auch nahbarer macht. Erikas Charakter, der von Mut, Gerechtigkeitssinn und Durchsetzungswillen geprägt ist, kommt in dieser Veröffentlichung sehr schön zur Geltung und zeigt den Lesenden, welch wagemutige und selbstzerstörerische Frau hinter der Person in der Öffentlichkeit steckt, die immer auf der Suche nach Liebe und irgendwie auch nach sich selbst ist.

Die Ereignisse des 20. Jahrhunderts prägen das Leben und Handeln der Manns, allen voran Erika und Klaus, die immer wieder aus dem Schatten ihres erfolgreichen Vaters heraustreten...manchmal auch um jeden Preis. Unda Hörner stellt eine bewegte und bewegende Lektüre zusammen, die das Leben und Wirken von Erika Mann hervorhebt, ohne künstlich und pathetisch zu sein

Bewertung vom 18.03.2024
Oh! Wandern am Gardasee
Righi, Peter

Oh! Wandern am Gardasee


ausgezeichnet

Wanderabenteuer mit Panoramablicken

Wanderführer für den Gardasee gibt es wirklich viele und es fällt auf den ersten Blick nicht leicht, sich für einen zu entscheiden. Bis jetzt, denn mit "oh! Wandern am Gardasee" liegt ein kleines Buchschätzchen auf dem Tisch, das regelrecht zum Wandern verführt. Peter Righi öffnet nämlich mit seinen 28 Tourvorschlägen eine kleine Schatzkammer und zeigt, dass auch abseits des Trubels rund um den See echte Wow-Momente zu finden sind, die es wirklich nur gibt, wenn die Wanderschuhe geschnürt und die beschriebenen Routen nachgegangen werden.

Das tiefe Blau des Sees, das sonnige Gelb der Zitronen und die karstige Berglandschaft bilden dabei einen schönen Kontrast, bieten Augen und Seele schon einen kleinen Vorgeschmack auf das, was auf und am Weg wartet. Wanderungen mit traumhaften Kulissen, Nervenkitzel und auch einer Prise Romantik - klingt fast zu schön, um wahr zu sein, ist aber nur ein kleiner Auszug aus dem Fundus des Autors.

Die Tourenbeschreibungen stecken voller Enthusiasmus und Vorfreude, denn die begeisternden Worte von Peter Righi wirken ansteckend und schüren nicht nur die Wanderlust, sondern erwecken auch die Wanderschuhe aus dem Dornröschenschlaf. Auch wenn es im Sommer auf den Straßen rund um den See laut und überfüllt ist, findet sich bei vielen Touren die Möglichkeit, mit den Öffis anzureisen. Schont nicht nur die Umwelt, sondern auch die Nerven und somit steht einem entspannten Start nichts entgegen.

Rundwanderungen, Gipfeltouren, gemütlicher Spaziergang oder Genusstour - hier ist für jeden Geschmack etwas dabei. Der aromatische Duft von Zitronen oder würzigen Kiefernnadeln liegt in der Luft, das Zirpen der Zikaden und der ein oder andere Glockenschlag wird zur Begleitung, wenn es über keine Trampelpfade und gut befestige Wanderwege geht. Für den Adrenalinkick gibt es jede Menge Treppen mit Durchblick oder Hängebrücken und manchmal braucht es einfach keine Worte, denn die fehlen schlicht weg und einfach, wenn das einzigartige Panoramakino seinen besten Film abspult.

Alles Wissenswerte ist kurz und knackig zusammengefasst, die Tourenbeschreibungen sind ausführlich, aber nicht ausufernd beschrieben, um zwischen Almen und Palmen, Schutzhütten und Bergdörfern, Olivenhainen und Limonaie seinen ganz persönlichen Gardasee-Augenblick zu genießen.

Bewertung vom 16.03.2024
Ein falsches Wort
Hjorth, Vigdis

Ein falsches Wort


weniger gut

Der Schreibstil erstickt jegliches Interesse

Am Ende geht es immer nur ums Geld...oder vielleicht doch nicht ? Bergljot versucht durch den entbrannten Erbstreit so etwas wie Gerechtigkeit zu erfahren, um mit ihrer Kindheit abschließen zu können. Denn durch ihre Vergangenheit ist Bergljot geprägt - für immer. Aber wie verschafft man sich Gehör, wenn selbst die eigene Mutter Augen und Ohren immer wieder vor der Wahrheit verschließt ?


Sexualisierte Gewalt gegen Kinder, Missbrauch in der eigenen Familie und der verzweifelte Versuch, endlich die Wahrheit verarbeiten zu können, stehen im Mittelpunkt dieser Geschichte. Ein Familiendrama, das in sich so komplex und abstoßend ist, das fast alle Charaktere mit irgendeinem Makel, einer Narbe oder Traumata gekennzeichnet sind.

Bergljots Seele wird in ihrer Kindheit regelrecht zerfetzt, weil sie vom Vater sexuell missbraucht wurde. Eine Meisterin der Verdrängung ist aus ihr geworden und doch versucht sie immer wieder, die Mutter mit ins Boot zu holen. Aber genau diese Mutter ist es, die noch selbstzerstörerischer und penetranter in ihrem Auftreten ist, nur um nicht wahrhaben zu müssen, was nicht wahr sein darf. Sie beherrscht fast in Perfektion das Inszenieren von suizidalen Handlungen, die bei ihr schon zum "normalen "Alltag gehören.

Als wäre das noch nicht genug, verliert sich die Autorin in schier endlosen Tatzelwurmsätzen, die mitunter über fast eine ganze Seite gehen und unnötige Wiederholugen des bereits Gesagten beinhalten. So werden zwar die Seiten gefüllt, aber sie haben keinen wirkliche Inhalt, bleiben in ihrer Aussage banal und eher oberflächlich.

Jegliches Interesse wird durch den Schreibstil erstickt und das ist mehr als schade. Die Thematik ist so unglaublich wichtig, um nicht nur Betroffenen die Möglichkeit zu geben, sich endlich zu öffnen und ans Tageslicht zu bringen, was ihnen angetan wurde. Es ist ein immerwährender Kampf, um den psychischen Belastungen, dem jahrelangen Martyrium endlich zu entfliehen. Aber mit "Ein falsches Wort" gelingt es der Autorin leider nicht, eben jenen eine Stimme zu geben, die immer noch schweigen - aus Angst, aus Verzweiflung oder aus emotionaler Abhängigkeit.