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FrauSchafski

Bewertungen

Insgesamt 131 Bewertungen
Bewertung vom 10.03.2018
Das Porzellanmädchen
Bentow, Max

Das Porzellanmädchen


weniger gut

Dämliche Protagonisten treffen auf Horrorpuppe

Es gibt Bücher, über die ich mich beim Lesen aufrege. Das kann an der an den Haaren herbeigezogenen Handlung liegen oder an den unsinnig handelnden Protagonisten, manchmal ist es aber auch die absolut vorhersehbare Story. Beim Porzellanmädchen war es gleich alles zusammen. Dieses Buch ist mal wieder auf meinem SuB gelandet, weil die Rezensionen und Besprechungen allesamt übermäßig positiv waren, hinzu kam das wirklich gut gemachte Cover. Doch einmal mehr muss ich feststellen, dass das, was der breiten Masse gefällig ist, noch lange nicht meinem Geschmack entspricht.

Die beiden Hauptfiguren, Luna und der minderjährige (!) Leon, gingen mir schon sehr früh auf die Nerven. Luna, traumatisiert durch eine sexuell motivierte Entführung in ihrer Jugend, steht völlig neben sich und jammert die meiste Zeit rum. Dennoch ist sie zu DER BESTEN Thriller-Autorin aller Zeiten geworden. Stille Wasser sind eben gruselig. Und dann ist da noch Leon, der Sohn von Lunas Freundin, der, wie es der Zufall will, für zwei Wochen bei Luna in einem fern abgelegenen Horror-Hof leben wird. Das ist genau der richtige Ort für einen mutigen jungen Mann, denn immerhin wurde dort ein Mord verübt, das kann man schließlich immernoch live erleben, denn das „Mordzimmer“ ist seitdem schön blutverspritzt. Davon abgesehen ist Luna ja sooo eine schöne Frau, die in dem fünfzehnjährigen Leon Gefühle weckt, die ungehörig sind. Aber aus diesem Grund ist Leon immerhin bereit, sein Leben für Luna zu geben, sonst würde das alles ja nicht funktionieren.

Was danach kommt, hat seinen Ursprung in den Teenie-Tash-Horrorfilmen Ende der 90er. Szenen ganz nach dem Motto: „Oh nein, ich glaube, auf dem Dachboden ist ein Mörder mit einer Axt. Lass uns schnell gucken gehen.“, reihen sich endlos aneinander. Es wird hier geflohen, um dann dort wieder nach dem Mörder gucken zu gehen. Die Dialoge sind so ziemlich das einzig haarsträubende an diesem Thriller. Davon abgesehen wusste ich sehr früh, wer der Böse ist und wie das ganze wohl ausgehen mag. Vorhersehbar und öde.

Fazit: Hype ist nicht gleich Qualität. Die breite Masse mag es eben doch lieber seicht. Das ist auch okay, Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. Ich lasse dem Buch immerhin zwei Sterne, weil ich einzig den Erzählungsaufbau mit der Geschichte in der Geschichte interessant finde. Daraus hätte man wirklich was machen können. Aber so wird es wohl mein einziges Buch von Herrn Bentow gewesen sein.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.03.2018
Die Gestirne
Catton, Eleanor

Die Gestirne


sehr gut

Das Geheimnis des verlorenen Goldes

Alles beginnt mit einem Abend, an dem sich 13 Männer im Raucherzimmer eines Hotels treffen. In Rückblicken erzählt jeder von ihnen, was sie an diesem Abend dorthin geführt hat, und es zeigt sich, dass sie alle auf unterschiedlichste Art und Weise in einen Betrugsfall verwickelt sind. Auslöser ist der mysteriöse Tod eines allein lebenden Goldgräbers, in dessen Haus ein beträchtliches Vermögen gefunden wurde. Doch wem gehört dieses Gold? Schnell zeigt sich, dass die Hintergründe viel umfassender und weitläufiger sind, als es die Männer ahnen. Und so entspinnt sich ein regelrechter Kriminalfall um Gold, Liebe, Ehre und Betrug.

Die Autorin versteht es ganz hervorragend, die Zeit des Goldrausches in Australien wiederauferstehen zu lassen. Der Leser fühlt sich mittendrin, wandelt durch die Goldgräberstadt und beobachtet das Geschehen, als hätte er es selbst erlebt. Selbst die Sprache nimmt ihn mit auf eine Zeitreise, weil sie so authentisch anmutet. Es ist faszinierend, wie sich die Handlung nach und nach Aufbaut und klar wird, dass alle Figuren, alle Ereignisse in irgendeiner Weise miteinander verbunden sind. So als würde eine all übergreifende Macht die Geschehnisse in die ein oder andere Richtung treiben. Man mag es Schicksal nennen, aber keiner der Figuren kann der ihr vorbestimmten Rolle entgehen, sondern muss sich nach dem ihm vorgegebenen Charakter verhalten. Einen freien Willen gibt es hier nicht. Aber auch wenn alle Protagonisten so zu Spielfiguren auf einem Schachbrett werden, deren Position zueinander von einer höheren Macht geleitet wird, empfindet man dies vor dem Hintergrund der authentischen Erzählung keinesfalls so. Im Gegenteil nimmt der Leser seine ganz eigenen Position in diesem Kosmos ein und wird ähnlich wie die Figuren über das Schachbrett geschoben. Man darf hier keinen Pageturner erwarten, das ist aber auch gar nicht nötig. Im Gegenteil sollte man dieses Buch mit viel Genuss, Zeit und Ruhe lesen, um all seine Facetten richtig auskosten zu können.

Fazit: Ich schätze, dass man astrologische Kenntnisse haben muss, um die tiefergehenden Feinheiten des Romans zu erfassen. Das ist etwas schade, da ein Teil dieses Werks dem Unkundigen immer verschlossen bleiben wird, und kostet in der Bewertung einen Stern. Aber auch als Nicht-Astrologin habe diesen Ausflug in die Goldgräberstadt sehr genossen.

Bewertung vom 22.02.2018
Schlüssel 17 / Tom Babylon Bd.1
Raabe, Marc

Schlüssel 17 / Tom Babylon Bd.1


sehr gut

Das Geheimnis um den merkwürdigen Schlüssel

Zwei Erzählstränge, Vergangenheit und Gegenwart, 20 Jahre voneinander getrennt, beide vereint ein geheimnisvoller Schlüssel, der die Nummer 17 trägt. Dieser Schlüssel steht damals wie heute in Verbindung mit mehreren Todesfällen, die allesamt mehr Fragen aufwerfen als sie beantworten. Tom Babylon vom LKA vermutet dahinter auch eine Verbindung zum Verschwinden seiner kleinen Schwester, denn sie hatte besagten Schlüssel bei sich, als er sie zum letzten Mal gesehen hat. Eine rasante Ermittlung beginnt, die Tom mit seiner eigenen Vergangenheit konfrontiert.

Es hat gedauert, bis ich so richtig in dieses Buch hineingefunden habe. Über eine lange Anfangsphase wurde ich nicht richtig warm mit den Figuren, ihren Dialogen, den scheinbar unzähligen losen Handlungsfäden. Den Überblick zu behalten fällt da schon sehr schwer und ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie der Autor all das zu einem zusammenhängenden Ende führen will. Aber dann hat es mich doch gepackt, als die Fäden nach und nach zu einem dichten Handlungsteppich zusammengeführt werden, der phasenweise eine atemlose Spannung erzeugt hat. Und so wurde ich zum Schluss dann eines besseren belehrt, denn Marc Raabe weiß, was er da tut, und hat den ersten Fall von Tom Babylon zu einem sinnvollen Abschluss geführt. Es bleiben zwar offene Fragen, aber das, was beantwortet wurde, hat mir in diesem Fall ausgereicht.

Fazit: Mein Hauptkritikpunkt an der Story bleibt, dass etwas weniger opulente Zusammenhänge ihr besser getan hätten und mir ehrlich gesagt auch. Dennoch ein rasanter Thriller, der streckenweise hervorragend unterhalten hat. Von mir gibt es daher 3,5 Sterne, die ich aber auf 4 aufrunden möchte.

Bewertung vom 12.02.2018
Der Hof
Beckett, Simon

Der Hof


gut

Urlaub im sonnigen Frankreich

Warum nicht ein paar Tage Urlaub machen? Das sonnige Frankreich bietet sich da doch an. Und Sean war immer schon ein Fan von Frankreich, nur leider noch nie da. Doch nun ist die Gelegenheit günstig und er setzt mit der Fähre über. Wenn da nur nicht die schlimmen Erinnerungen wären und da ist ja auch noch Blut an seinen Händen und am Beifahrersicherheitsgurt des Autos. So kann er nicht weiterfahren. Auto stehen lassen und trampen ist da besser. Doch dann gelangt er an einen versteckt gelegenen Hof und betritt unerlaubt das Grundstück - zack - steckt sein Fuß in einer Bärenfalle ... Und schon geht die Geschichte los.

Ja, ich gebe zu, das war etwas süffisant beschrieben, denn der Auftakt zur eigentlichen Handlung ist schon etwas arg konstruiert. Aber es funktioniert, wie immer ist man bei Beckett sofort mittendrin in der Story. In zwei unterschiedlichen Erzählsträngen, einer begleitet Sean in der Vergangenheit, einer begleitet Sean auf dem Hof, werden gleich zwei Geschichten erzählt. Das plätschert alles schön vor sich hin, das Wetter ist toll, die Sonne scheint, wären da nicht immer wieder die Schatten der Vergangenheit und die merkwürdigen Dinge, die da auf dem Hof passieren. Immerhin wagt Beckett sich aus seinem gewohnt düster, regnerischen Setting heraus und lässt die Handlung bei strahlendem Sonnenschein spielen, was ihn nicht davon abhält, auch diesem Umfeld etwas stets bedrohliches mitzugeben. Stimmung kann Herr Beckett ganz hervorragend erzeugen, das ist auch in diesem Fall das große Plus des Romans. Und natürlich weiß man nie, worauf das Ganze noch hinauslaufen wird, denn Beckett ist auch ein Meister der unvorhersehbaren Enden.

Fazit: Wie immer gute Unterhaltung. Die Figurenzeichnungen sind etwas blass und Schablonenhaft, die Handlung plätschert streckenweise nur so vor sich hin. Aber die bedrohliche Stimmung und das unvorhersehbare Ende reißen es wieder raus, sodass es immerhin für solide drei Sterne reicht.

Bewertung vom 28.01.2018
Drei Meter unter Null
Heib, Marina

Drei Meter unter Null


ausgezeichnet

Ein Abstieg in die dunkelste Tiefen

Dieses Buch ist mein erstes Lesehighlight 2018 und hat mich vor allem sprachlich sehr beeindruckt. Allein die Erzählperspektive hält zu jeder Zeit die Spannung hoch. Kurze, stakkatoartig aneinandergereihte Absätze wechseln sich mit längeren Passagen ab, wechseln zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Was gleich bleibt, ist die Perspektive der Ich-Erzählerin, die auf der verzweifelten Suche nach Normalität an ihren eigenen Dämonen scheitert. Denn sie ist auf einem Rachefeldzug und wird mehrere Menschen ermorden, das ist gleich zu Beginn klar. Warum sie dies tut, schält sich nach und nach aus der Handlung heraus, wie bei einer Zwiebel wird ein Häutchen nach dem anderen abgetragen, um am Ende vor einer absolut zerstörerischen Wahrheit zu stehen. Dabei bekommt der Leser tiefe Einblicke in die Psyche der Erzählerin und erfährt: „Wie ich war, was ich nicht war, bevor ich wurde, was ich bin.“

Neben der furchtbaren Handlung steht die Sprache, die mich absolut in ihren Bann gezogen hat. Sie ist metaphorisch, synästhetisch, schonungslos offen und seziert damit nicht nur kunstvoll unsere Protagonistin, sondern immer wieder auch gesellschaftliche Konventionen und die Frage danach, was „normal“ ist. Damit steht sie gleichsam in merkwürdigem Kontrast zu den Dingen, die geschehen, und zeugt vom großen Können der Autorin.

Fazit: Ich bin begeistert, schockiert, gefesselt. Ein Psychothriller, der aus der breiten breiigen Masse wie ein kleines Juwel hervorsticht. Kurz und präzise. Eine absolute Leseempfehlung meinerseits, ich werde Frau Heib im Auge behalten.

Bewertung vom 14.01.2018
American War
El Akkad, Omar

American War


sehr gut

Wofür kämpfst Du?

Wir schreiben das Jahr 2075. In Amerika herrscht Bürgerkrieg zwischen den „Freien Südstaaten“ und dem Norden. Städte wir New Orleans sind durch die Klimaerwärmung längst in den steigenden Meeresfluten verschwunden. South Carolina ist hermetisch abgeriegelt, nachdem eine von Menschen entwickelte Seuche die Bewohner befallen hat. Außer Kontrolle geratene Kampfdrohnen können jederzeit und überall Bomben abwerfen, Selbstmordanschläge sind an der Tagesordnung. Das ist der Rahmen, vor dem sich die Geschichte um das Schicksal der - zu diesem Zeitpunkt gerade einmal sechsjährigen - Sarat und ihrer Familie entwickelt.

Nur sechs Jahre später wird sie mit ihrer Familie in einem Flüchtlingslager leben, nachdem ihr Vater dem Krieg zum Opfer gefallen ist. Armut, Entbehrung und Gewalt sind an der Tagesordnung und die ständige Angst, dass „die Blauen“ irgendwann in das Lager einfallen und alle töten könnten. All dieses Elend haben Sarat hart und gleichzeitig furchtlos gemacht. Der perfekte Nährboden für Albert Gaines, der Rebellen für die Sache des Südens rekrutiert. Sarat wird sich radikalisieren, wird selbst zur Rebellin werden und einen hohen Preis dafür zahlen.

Dieser Roman ist beeindrucken und schockierend, scheint er doch nur einen Steinwurf von der Realität entfernt zu sein. Die Beschreibungen des Krieges und der Lebensumstände sind drastisch, schonungslos und brennen sich dem Leser tief ins Gedächtnis ein. Und am Ende bleibt vor allem eine große Frage übrig: Wofür das Ganze? Was für einen Sinn hat Krieg, außer der völligen Zerstörung von Systemen, Menschenleben, Natur und Hoffnung?

Fazit: Absolut lesenswert und aktuell. Ich hatte etwas Probleme, die Zusammenhänge herzustellen, da ich nur bedingt in amerikanischer Geschichte bewandert bin. Auch Sarat bleibt dem Leser merkwürdig fremd, es ist kein echtes Einfühlen in sie möglich. Das ist so gewollt, da bin ich mir ganz sicher, jedoch blieben für mich ihre Entscheidungen nicht nachvollziehbar und letztlich hatte ich das Gefühl, das sie für Nichts gekämpft hat. Vielleicht soll das auch so sein? Vier Sterne von mir, die aber sehr subjektiv vergeben wurden.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.01.2018
Verdacht
Ehley, Eva;Ehley, Philipp

Verdacht


schlecht

Timoisttot, Timoisttot, Timoisttot ...

Gleicht vorab: Diese Rezension beruht nur auf einem kurzen Eindruck des Buches, denn ich habe es bereits nach 70 Seiten abgebrochen. Insofern kann ich nicht beurteilen, ob es im weiteren Verlauf besser wird ...

Ich breche sehr selten Bücher ab und schon gar nicht nach so kurzer Zeit, aber drei Faktoren haben mich gleich zu beginn so geärgert, dass ich nicht mehr weiterlesen wollte.

1. Die Handlung ist an den Haaren herbeigezogen und unlogisch. So plaudert bspw. der am Mordfall beteiligte Kommissar ungeniert sämtliche Falldetails gegenüber ihm unbekannten Personen aus, als wäre es das selbstverständlichste von der Welt. Und ups, was für ein Zufall, eine der Personen kennt das Opfer und ist potenziell in den Mord verwickelt ...
2. Der Schreibstil ist ziemlich einfallslos, die Dialoge wirken gestelzt, bemüht und wenig authentisch.

3. Logische Fehler, ich kann logische Fehler einfach nicht verzeihen. So telefoniert die Protagonistin mit ihrem Handy am Ohr mit ihrer Schwester, um, während sie mit ihrem Handy am Ohr telefoniert, ihr Handy aus der Tasche zu ziehen, um etwas nachzusehen!?!

Und das alles auf gerade einmal 70 Seiten ... das war zu viel für meinen Geschmack.

Fazit: Das war nix. Wie gesagt, ich breche selten Bücher ab, aber hier kamen einfach auf wenigen Seiten zu viele Faktoren zusammen. Daher gibt es leider nur einen Stern, dar natürlich auf einem sehr partiellen Eindruck basiert.

Bewertung vom 05.01.2018
Fever
Meyer, Deon

Fever


gut

Der Mensch ist ein Tier

Die Welt nach dem großen Fieber, das 95 % der Menschheit ausgerottet hat: Willem Storm und sein Sohn Nico gehören zu den Überlebenden. Es ist eine gefährliche Welt, die nach dem Fieber übrig geblieben ist, doch Willem folgt unbeirrt seinem Traum, eine neue Gemeinschaft zu gründen, die friedlich und demokratischen Prinzipien folgend zusammenlebt. Doch der Mensch ist ein Tier und so stehen der neuen Gemeinschaft unzählige Hindernisse im Weg, allen voran interne Unstimmigkeiten sowie räuberische Banden, die den Wohlstand der neu gegründeten Siedlung Amanzi für sich beanspruchen.

Diese Beschreibung kratzt nur an der Oberfläche dieser seitenstarken Dystopie. Deon Meyer schafft es, spannend und authentische vom Überleben der Menschheit zu erzählen und dabei nicht nur unterschiedlichste Charaktere, sondern auch diverse Problematiken nachvollziehbar zu beleuchten. Dabei streut er wie nebenbei immer wieder philosophische Überlegungen und wissenschaftliche Erkenntnisse mit ein, was dem Roman zusätzliche Glaubhaftigkeit beschert. Streckenweise ist das sehr spannend und gut zu lesen. Nicht zuletzt kommt dem Spannungsaufbau zugute, dass bereits zu Beginn darauf hingewiesen wird, dass Nico die Geschichte seines Vaters erzählt, der im Laufe der Handlung ums Leben kommen wird. Die dystopischen Umstände werden also gleichsam mit einem Kriminalfall verbunden.

Das klingt alles prima und über große Strecken konnte mich das Buch überzeugen. Allerdings waren mir die militärisch kriegerischen Handlungen zwischenzeitlich zu sehr in den Mittelpunkt gerückt. Das ist eine sehr subjektive Einschätzung, da ich nicht sonderlich auf Militär und Kampftaktiken stehe. Was mich dann jedoch sehr gestört hat, war das Ende. Keine Frage, es war völlig überraschend und nicht vorhersehbar, aber ich empfand es als absolut unglaubhaft und im Krassen Gegensatz zu der sonst so authentischen Geschichte.

Fazit: In dieser Dystopie steckt sehr viel lesenswertes, wenn man mal von den Kämpfen absieht. Jedoch hat mich das Ende so verärgert, dass ich letztlich nur 3,5 Sterne vergeben möchte. Mir fehlt einfach ein schlüssiger, nachvollziehbarer Abschluss, der mir so leider an den Haaren herbeigezogen scheint.

Bewertung vom 23.12.2017
Verwesung / David Hunter Bd.4
Beckett, Simon

Verwesung / David Hunter Bd.4


sehr gut

Manchmal werden Urteile vorschnell gefällt

Auch der vierte David-Hunter-Teil hat mich wieder überzeugen können. Das Beste am Buch: Ich kann das Beste nicht verraten, ohne zu spoilern ;)

Das liegt daran, dass Beckett in diesem Teil ein Thema aufwirft, das heikel, aber wichtig ist. Nur würde dieses Thema den Handlungsverlauf vorwegnehmen, weswegen ich es nicht nennen kann. Gleichzeitig ist es genau das, was diesen Teil für mich so überzeugend gemacht hat: Beckett kann also auch ganz anderer Töne anschlagen.

Unabhängig davon, hat er sich erneut ein schaurig-schönes Storysetting ausgedacht: das neblige Dartmoor. Und wie in den anderen Bänden auch, wandelt der Leser an der Seite von Hunter durch das gruselige Moor, darauf gefasst, dass hinter jedem Baum ein Monster hervorspringen könnte. Also Spannung und Gänsehautfaktor garantiert. Was ich ebenfalls spannend spannend fand, ist die Tatsache, dass der Fall bereits acht Jahre zuvor beginnt, also zu einer Zeit, in der Hunters Frau und seine Tochter noch lebten. Dadurch erfährt der Leser unmittelbar, welche Veränderung dieser Schicksalsschlag in Hunter verursacht hat, wie er vorher war. Unser Held wird erneut greifbarer, authentischer, lässt den Leser ein weiteres Stück in seine Vergangenheit eintauchen.

Fazit: Und wieder bin ich begeistert, die Hunter-Reihe hat es mir wirklich angetan. Einzig Sophie, Hunters weiblicher Gegenpart in diesem Band, konnte mich nicht wirklich überzeugen und ging mir zwischenzeitlich ziemlich auf den Keks. Das kostet den Thriller letztlich leider einen ganzen Stern.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.12.2017
Die Farben im Spiegel
Selek, Deniz

Die Farben im Spiegel


sehr gut

Liebe ist eine Entscheidung

Alev und Koray kennen sich seit ihrer frühesten Kindheit und hatten immer schon eine besondere Verbundenheit zueinander. Im Laufe von 45 Jahren verlieren sie sich aus den Augen, treffen sich wieder, fühlen sich voneinander angezogen und kämpfen mit der Entscheidung um ihre Liebe.

Wenn dieser Roman eines ganz deutlich macht, dann der Punkt, dass Liebe niemals einfach ist, dass sie einer bewussten Entscheidung bedarf und nicht zuletzt den richtigen Zeitpunkt. Das vermittelt Deniz Selek dem Leser äußerst plausibel, indem sie Alev und Koray unterschiedliche Gegenpositionen zur Seite stellt, die jeweils verkörpern, welche Entscheidung sie zu welcher Konsequenz führen wird. Das klingt nun sehr abstrakt, in Wirklichkeit ist es das aber nicht. Im Gegenteil ist die Autorin eine Meisterin darin, Gefühle zu transportieren und alle Sinne beim Lesen anzusprechen: Gerüche, Geräusche, Geschmäcker, all das scheint regelrecht real. Liebhaber von Aphorismen werden an diesem Roman ebenso ihre große Freude haben. Denn es wird an vielen Formulierungen deutlich, dass die Autorin sie dreht und wendet, ihren Klang prüft, um die perfekte Formulierung zu finden. Mir war das Stellenweise etwas zu opulent, aber insgesamt stören sie den Lesefluss nur wenig.

Fazit: Dieses Buch hat mich herausgefordert. Ich habe gewütet und geschimpft, wollte die Figuren anstupsen, endlich zu sich selbst zu stehen, und musste zwischenzeitlich das Buch sogar zur Seite legen, weil ich mich so aufgeregt habe. Am Ende war ich dann doch versöhnt mit der Geschichte, weil es der Autorin gelingt, dass der Leser nachvollziehen kann, warum dieser Kampf notwendig und nicht zu umgehen war. Und so möchte ich den „Farben im Spiegel“ letztlich vier Sterne für das schlüssige Gesamtpaket geben.