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Wedma

Bewertungen

Insgesamt 543 Bewertungen
Bewertung vom 11.05.2021
Nichts tun
Odell, Jenny

Nichts tun


ausgezeichnet

Dieses Buch habe ich sehr gern gelesen, so ein gelungener Mix aus Philosophie, Geschichten aus dem Leben, der mir manchmal so poetisch und noch öfter gesellschaftskritisch vorkam. Ich wünsche diesem Werk viele, viele Leser.
Klappentext beschreibt den Inhalt sehr treffend.

In sechs Kapiteln, plus Einleitung und Schlusswort, wurde hier über viele spannende Dinge nachgedacht, darunter: Was dieses ständige online und abrufbar Sein mit uns macht, wie dies unser Denken beeinflusst, wie sich unser Verhalten dementsprechend verändert, wer davon profitiert und wie wir uns dagegen wehren könnten. Gerade an der Stelle knüpft der Titel an. „Nichts tun“ bezieht sich u.a. auf das Entkommen, auf das sich weigern, bei all dem mitzumachen, das die Profis der Aufmerksamkeitsökonomie den heutigen Nutzern der sozialen Netzwerke aufzwingen, Stichwort Fomo, Fear of missing out, und ähnliche Dinge.

Dieses Buch sollte man laut Autorin als eine Einladung zu einem Spaziergang begreifen. Ein schöner, reichhaltiger Spaziergang ist es geworden, bei dem über viele lebenswichtige Digne nachgedacht wurde. Das Nachdenken stützte sich unter anderem auf das Gedankengut sowohl der westlichen als auch der fernöstlichen Philosophien. Spannende Geschichten, die ihrerseits zum Nachsinnieren anregen, wurden in den Erzählteppich mithineingewoben: von den klugen Krähen und uralten Bäumen, von den Menschen, die nach ihren eigenen Wahrheiten suchten, von den Überlegungen, was man als nützlich zu begreifen pflegt und warum uvm. Das Erzählte bringt einen unweigerlich dazu, mitzumachen, den eigenen Standpunkt mit dem der Autorin abzugleichen, für sich etwas daraus mitzunehmen uvm. So entsteht eine Art innerer Dialog mit der Autorin, ein sehr bereichernder, sinnerfüllter Prozess, dem ein gewisser Zauber innewohnt.

Man muss sich anfangs evtl. ein wenig reinlesen. Es lohnt sich aber. Allein die Dinge, die am Ende der Einleitung stehen, sollte man kennen, bzw. öfter mal ins Gedächtnis rufen. Das hilft: Um mal runterzukommen, zu entschleunigen, achtsamer zu werden, um über lebenswichtige Dinge nachzudenken.

Man kann hier viel schreiben, besser: selbst in den Genuss dieses Werkes kommen.

Ich habe dieses Buch gelesen und gehört. Sehr schön vorgelesen von Birte Schönink. Hört sich so gut, so passend an, als ob die Autorin selbst zu einem spricht.
Es ist eins der Bücher, die man beim zweiten, dritten Durchgang noch besser findet. Ich höre es bereits zum zweiten Mal. Auch weil es ein schönes, kreatives, bereicherndes Miteinander ist. Besonders treffende Passagen markiere ich im Buch mit farbenfrohen Zetteln. So schaut es noch bunter aus. Zudem ist im Hörbuch nicht alles enthalten, es ist eine gekürzte Ausgabe. Und von diesen Inhalten möchte ich alles vollständig haben.

Zumindest kennenlernen sollte man dieses Werk und seine Autorin. Es ist ungemein bereichernd.

Die hochwertige Buchgestaltung passt wunderbar zum Inhalt. Das Buch liegt angenehm in der Hand, hat angenehme Schriftgröße. Festeinband in Weiß, Lesebändchen in Tiefblau, Umschlagblatt aus festem Glanzpapier mit bunten Blumenmustern drauf, weshalb das Buch wie ein Schmuckstück aussieht. Ich freue mich, so ein schönes, kluges Teil in meinem Buchregal zu wissen.

Fazit: Ein sehr lesenswertes Werk. Von Jenny Odell würde ich gern noch mehr lesen/hören.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.05.2021
Lange Schatten über der Côte d'Azur / Kommissar Duval Bd.8
Cazon, Christine

Lange Schatten über der Côte d'Azur / Kommissar Duval Bd.8


sehr gut

Diese Folge hat mich zunächst zwiegespalten gelassen. Ich habe sie dann mir auch, in gekürzter Fassung, nach einer Pause von paar Wochen, angehört. Gert Heidenreich hat wieder wunderbar gelesen, wie auch die Folgen zuvor. Alle Figuren hatten bei ihm ihre eigene Stimme. Ihre emotionalen Befindlichkeiten bekam man auch prima mit. Schade fand ich, dass es die gekürzte Fassung war.
Klappentext beschreibt den Inhalt sehr gut.
An sich ist in dieser Folge vieles, wie man es von den Geschichten um Kommissar Duval kennt: Es gibt ein Thema, oft gesellschaftskritischer Natur, die dem Fall zugrunde liegt und vorm inneren Auge der Leser nach und nach ausgebreitet wird. Diesmal ist es der Umgang mit den Juden und ihren Kindern an der Cote D‘Azur im zweiten Weltkrieg und in unserer Zeit. Kein einfaches Thema. Hier recht detailreich und doch unterhaltsam aufbereitet. Besonders die neuen Figuren, die Familie des jungen Mannes, der auf dem Friedhof aufgefunden wurde, waren mir wie aus dem wahren Leben entsprungen. Besonders bleibt mir sein Großvater und seine Geschichte noch lange in Erinnerung.
Aber! Wer am Ende als Mörder gehen durfte, fand ich aber doch eher feige. Zwar klassisch im Sinne der Form, aber inhaltlich nicht wirklich befriedigend. Klar hätte es so sein können, die Motive wurden geklärt oder besser gesagt dem Leser erklärt, aber… Und obwohl man zum Schluss doch auch schöne, rührende Szene hat und der Fall ein gutes Ende nimmt, war mir, als ob man die Geschichte zum Schluss vermasselt hatte.
Ansonsten ist es eine recht starke Folge, dank des Themas, das dem heutigen Leser einiges aus der Geschichte beibringt und ermahnt, aus den alten Fehlern zu lernen, und der wirklich guten Umsetzung.
Gern vergebe ich 4 Sterne und verbleibe auf die weiteren Folgen gespannt.

Bewertung vom 03.05.2021
Besetzte Gebiete
Grünberg, Arnon

Besetzte Gebiete


ausgezeichnet

Ein Meisterwerk! Eine irre, skurrile Geschichte. Sehr stark und sehr lesenswert!
Schon der erste Satz hat einen „Wow!“ hervorgerufen. So einen ersten Satz sieht man nicht oft. Und so skurril geht es auch weiter, viel weiter, im direkten und übertragenen Sinne.
Oft musste ich schmunzeln, hin und wieder auflachen, und noch öfter, insb. in der zweiten Hälfte, wusste ich nicht recht, ob man hier lachen oder weinen sollte.
Diesen Mix aus dem Tiefgang, denn es geht hier um zwischenmenschliche Beziehungen, mehrdimensional betrachtet, tief in die menschliche Seele blickend, und dem oft skurrilen Humor, der hemmungslos alles auf die Schippe nimmt: Liebe, Sex, Ehe, Familie, Mann-Frau-, Mann-Mann-, Eltern-Kinder-Beziehungen, Kinderkriegen, Religiosität, Heimat uvm., sollte man auf sich wirken lassen. So etwas kann man nicht in einer Rezension vermitteln, das erlebt man lieber selbst, lesend.
Der Autor gibt seinen Lesern nicht nur sehr spannende, tiefgehende Gedanken über die o.g. Themenbereiche. Mit seinen Ausführungen lädt er ein, über diese Aspekte des Lebens nachzudenken und die Antworten für sich erarbeiten. Eine bemerkenswerte Verknüpfung aus Unterhaltung und geistiger Arbeit entsteht dabei.
Der Handlungsverlauf überrascht einen oft genug und immer unerwartet, von einer Seite, die man kaum vorausahnen kann.
In dem Sinne auch beschreibt der Klappentext den Inhalt sehr gut: „…Ein Roman mit fast wahnwitzigen Wendungen und urkomischen Szenen, der zeigt, wie sehr die Vergangenheit unser Verhalten bestimmt. Die tragischkomische Liebesgeschichte des Antihelden Kadoke verwebt schonungslose Gesellschaftskritik, historische Analyse und die Untersuchung tiefmenschlicher, existenzieller Fragen.“
Dabei ist der Stoff so zugänglich vermittelt, wie eine Vorabendserie, dass jeder diesen Roman lesen und davon profitieren kann.
Man kann seitenlang über diesen Roman referieren. Besser: selbst lesen. So ein Meisterwerk kommt nicht alle Tage. Also: Nicht verpassen!

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.04.2021
Die Selbstgerechten
Wagenknecht, Sahra

Die Selbstgerechten


ausgezeichnet

Die Selbstgerechten von Sahra Wagenknecht habe ich sehr gern gelesen. Diesem Buch wünsche ich viele, viele Leser. Hier geht es hpts. darum, was man politisch tun könnte, damit es Einfachen Menschen besser ginge. Nicht den Masters of Desasters und ihren gekauften Handlangern, wie dies üblicherweise der Fall ist, und hier sehr klar zum Ausdruck kommt.
Schön, wie diese Desastermeister hier überaus treffend analysiert und die Dinge beim Namen genannt wurden. Schon allein das hat Spaß gemacht. Nur wenige Politiker haben heute den Mut, diese unbequemen Wahrheiten so klar öffentlich zur Sprache zu bringen.

Diese linksliberale Ideologie mit ihren oft perversen Methoden, die mit Demokratie nichts zu tun haben, nimmt S. Wagenknecht richtig gut aufs Korn, bleibt dabei sachlich, niveauvoll, charmant. Auch hier Hut ab. Diese Balance zu finden, so freundlich, aber bestimmt beim Beschreiben von all dem Unfug zu bleiben – schon allein das ist eine beachtliche Leistung. Hinzukommt, dass die Sachverhalte so zugänglich, anhand von Beispielen aus dem realen Leben, keineswegs trocken, dargelegt wurden.

Dieses Buch kann jede(r) lesen. Auch wenn er/sie keine Sachbücher sonst in die Hand nimmt.

In der zweiten Hälfte kommt noch mehr: Nach der Darlegung des Ist-Zustandes folgen die Vorschläge zur Besserung der Lage für die einfachen Menschen, für die Steuerzahler, die den ganzen „Spaß“ (z.B. Aufrüstung, Kriege, Sanktionen gegen bestimmte Länder etc.) nach wie vor mit ihrem Sauerverdientem finanzieren.
Es ist eher ein grober Plan vorerst, wie der Untertitel es verkündet: „Mein Gegenprogramm – für Gemeinsinn und Zusammenhalt“), wäre aber ein guter Start, enthält viele gute Ideen.

Lesen Sie dieses Buch, gelangen Sie zu ihrer eigenen Meinung, statt sich gleich vorweg, unter dem Einfluss von den abwertenden Kommentaren aus z.B. der Feder der linksliberalen Meinungsmacher, da gibt es Profis alle Achtung, von diesem Werk abzuwenden.
Diskutieren Sie lieber diese Inhalte in Ihrem Bekannten-/Freunde-/Verwandtenkreis. Es geht hier um die Möglichkeiten der Besserung der Lebensumstände für die einfachen Menschen, was längst fällig wäre.

Ich gehe nicht weiter ins Detail, denn es würde jeden Rahmen sprengen. Schauen Sie ins Inhaltsverzeichnis. Das gibt einen guten Überblick über die Inhalte. Gut möglich, dass vieles, was in diesem Buch steht, Ihnen wie aus der Seele gesprochen vorkommen wird. (Voraussetzung hierfür ist, dass Ihre Wahrnehmung nicht oder nur im geringen Maße von der linksliberalen Ideologie verseucht ist.)

Die Buchgestaltung fällt hochwertig aus, passend zum Inhalt. Festeinband, Umschlagblatt, Lesebändchen, angenehme Schriftgröße. Der Text ist lesefreundlich auf den Seiten geordnet: Für jedes Unterthema gibt es paar aussagestarke Sätze, klare Ansagen und weiter geht es zum nächsten Punkt. Das Buch liegt gut in der Hand. Lässt sich angenehm lesen. Die weiterführende Literatur kann sich auch sehen lassen. Einiges kenne ich und kann die Titel gern weiterempfehlen, wie auch dieses sehr lesenswerte Werk, z.B. Die Abgehobenen von Michael Hartmann, Das Zeitalter des Überwachungskapitalismus von Shoshana Zuboff, Kapital und Ideologie von Thomas Picketty.

Fazit: Lesen, lesen und nochmals lesen. Unbedingt.

Gekürzt.

16 von 19 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.04.2021
Köche, hört die Signale!
Höner, David

Köche, hört die Signale!


ausgezeichnet

Dieses Buch von David Höner habe ich sehr gern gelesen und empfehle es ebenso gern weiter. Ein überzeugendes, flammendes Plädoyer für gutes, gesundes Essen und nicht nur. Ich wünsche diesem Buch viele Leser.
Klappentext beschreibt die Inhalte sehr treffend.
Dieses Buch ist anders als sein erstes „Kochen ist Politik“ von 2019, das mich damals sehr beeindruckte. Es ging darum, dass David Höner die Hilfsorganisation "Cuisine sans frontières" vor über zehn Jahren ins Leben gerufen hatte und damit in vielen Ländern und Krisenregionen war, um „Menschen beim Kochen und Essen zusammenzubringen“. Stark!
Ich war auf das neue Buch sehr gespannt und wurde sehr angenehm überrascht. Anders vom Konzept her, aber die Inhalte ließen mich in den letzten Wochen nicht los. Ich musste gedanklich, wie beim ersten Buch auch, zu diesem kulinarischen Manifest stets zurückkommen.
Lesen lässt es sich sehr angenehm. Man kann es in einem Rutsch an einem Nachmittag durchhaben. Das Buch liefert aber so viel sehr guten Stoff zum Nachdenken, und idealerweise auch Umlenken, denn ein wenig tun kann jeder, z.B. statt sich schnell Convenience Food reinzuziehen, ohne Rücksicht auf Verluste, im Bereich der eigenen Gesundheit zum Beispiel, doch lieber ein schnelles Gericht aus guten, regionalen Produkten der Saison selbst zubereiten.
Die Vielfalt an Aspekten des Themas „Kochen und Essen heute“ fällt in diesem Zusammenhang sehr positiv auf. Mal erzählt David Höner aus seinem Leben, u.a. wie früher gekocht und gegessen wurde, als er noch ein Junge war. Mal kommen die Beiträge von bekannten Persönlichkeiten, die ihre Sicht der Dinge darlegen. Alles kurz und griffig auf nur paar Seiten auf den Punkt gebracht. Man sieht, wie die Köche, u.a. auch Sterneköche ihren Beruf begreifen, was ihnen besonders wichtig erscheint, wie sich die Dinge im Laufe der Zeit geändert haben, was ein Koch tun muss, um weiter gut im Geschäft zu bleiben usw., insb. bei Eckhart Witzigmann liest man einige Tipps dazu.
Insb. der Beitrag von Romana Echensperger hat mich sehr beeindruckt und lässt mich bis heute nicht los. So präzise auf den Punkt hat sie es gebracht! Sie schreibt u.a., dass die Landwirtschaft bald eine grundlegende Änderung erfahren wird, denn die Basis für die konventionelle Landwirtschaft (das brutale Ausbeuten der Böden mithilfe der Chemiekeulen), das billige Erdöl, in Europa so langsam ein rares Gut ist. Da findet man noch mehr klare Worte zum Thema Bio- und konventionelle Landwirtschaft. Im letzten Jahr habe ich sie mit ihrem Buch „Von der Freiheit, den richtigen Wein zu machen“ kennengelernt. Ein sehr schöner Band, inhaltlich und gestaltungstechnisch. Ich war froh, wieder von ihr zu hören.
Klare Worte hört man auch von David Höner. Die Besorgnis über die Entwicklung, die man seit Jahren beobachten kann, dass die Menschen heute lieber ihr Geld, und gar nicht wenig, für mit gesundheitsschädigenden chemischen Substanzen verarbeitetes Convenience Food ausgeben, hpts. weil dieses Zeug hochprofessionell vermarktet wird, statt sich mit den Fragen der vernünftigen, gesunden Ernährung zu befassen und dann entspr. zu handeln, kommt deutlich heraus, gerade zum Schluss, s. z.B. S.169. Hier liest man u.a.: „Eigener Geschmack ist (wie eigene Gedanken zu haben) zu einem raren Gut geworden.“ Wie wahr.
Man kann noch viele Seiten über dieses Buch referieren. Besser: Lesen Sie selbst. Sprechen Sie über diese Themen mit Ihren Familienangehörigen, Freunden und Kollegen. Wird bestimmt guttun.
Die Buchgestaltung fällt hochwertig aus und passt wunderbar zum Inhalt: Festeinband, ein wenig auf rustikal gemacht, mit rauer Oberfläche. Innen findet man schöne Fotos der Beitragenden. Die Kapitelüberschriften sind in Rot, geschmückt mit Abbildungen der Küchenutensilien. Angenehme Schriftgröße. Schön als Geschenk, nettes Mitbringsel.
Ich wünsche diesem kulinarischen Manifest viele begeisterte Leser.

Bewertung vom 22.03.2021
Die Eloquenz der Sardine (MP3-Download)
François, Bill

Die Eloquenz der Sardine (MP3-Download)


ausgezeichnet

Hier wollte ich nur kurz reinhören, bin so gründlich hängengeblieben, bis die letzte Minute abgeklungen war. Sehr schön gelesen von Marian Funk, bat mir dieses Hörbuch (gibt es auch beim bekannten Hörbücher-Pauschalanbieter) prima Unterhaltung beim heimischen Werkeln. So einige neue wissenswerte Dinge konnte ich dabei auch aufgreifen.

Klappentext beschreibt den Inhalt sehr gut.

Dieses Buch kann man prima auch mit den Kindern hören bzw. lesen: so bildhaft und einladend geschrieben. Das hat Zeug, bei den Kleinen und Großen die Begeisterung für das Meer und seine Bewohner zu wecken bzw. weiter zu steigern.

Auch paar kritischen Töne mit Bezug auf die heutige angespannte Umweltsituation, die vermüllten Meere usw. lässt der Autor anklingen. Aber der Schwerpunkt liegt an der seit seiner Kindheit herrschenden Faszination fürs Meer und alles, was darin lebt und gedeiht, von Korallen bis zu Walen. DA hört man so einige spannende und erstaunliche Dinge.

Bill François plädiert für eine bessere, gelungenere Kommunikation mit dem Meer und seinen Bewohnern. Vllt wird es so gelingen, die Dinge, die bisher suboptimal gelaufen sind, doch wieder in Lot zu bringen. Man kann viel vom Meer lernen. Das sollte man auch tun.

Ein schönes Geschenk für Meeresbegeisterte und diejenigen, die es noch werden wollen. Gern vergebe ich 5 Sterne und eine Hör-/Leseempfehlung.

Bewertung vom 22.03.2021
Die scheinheilige Supermacht
Lüders, Michael

Die scheinheilige Supermacht


ausgezeichnet

Stark! Das beste Buch des Autors nach „Armageddon im Orient“.

Man sollte es gelesen haben, um nicht dumm sterben zu müssen, wenn man eher zu den Einsteigern gehört. Auch Fortgeschrittene kommen auf ihre Kosten, besonders in der zweiten Hälfte, s. Kapitel „Die Welt gehört uns: Von der Bürde des weißen Mannes…“, „Schurkenstaat Iran“, „Das Wahre ist das Ganze: Die Welt neu denken.“
Hier findet man alles, was man von den sog. Leitmedien vergeblich erhofft: wohl belegte Fakten, große Zusammenhänge, das Aufzeigen der Ursachen, des historischen Hergangs und deren Auswirkungen heute, messerscharfe Analysen, kurz und prägnant auf den Punkt gebracht uvm.

Der Untertitel ergibt sich aus den Ausführungen. Die Rolle höriger Befehlsempfänger skrupelloser Möchte-gern-Weltherren hat sie nicht nur totgelaufen, sie birgt auch erhebliche Gefahren in sich. Wenn die Supermacht plötzlich entscheidet, dass auch die treuen Verbündeten mit Sanktionen belegt werden müssen, weil es der Supermacht dienlich erscheint, ihre Macht sichert und sie sich monetäre Verdienste verspricht. Oder wenn sie ihr überteuertes Gas, durch Fracking gewonnen (welch eine Ökobilanz!), den Verbündeten unbedingt andrehen will, da sie sonst fürchtet, ihren ohnehin starken Einfluss auf Europa zu verlieren und kein Geld mehr aus den Taschen der hiesigen Steuerzahler umverteilt zu bekommen.

Dieses Buch ist ein überzeugendes Plädoyer gegen die in den Allerwertestenkriecherei bei den liebsten Partnern von hinter dem großen Teich. Lüders ruft zu mehr Unabhängigkeit auf, sowohl im Bereich der Energieversorgung als auch im Bereich der Datensicherheit, Informationstechnologien, auch im militärischen Sinne. Denn wenn Europa sich zusammenschließt, von Portugal bis Wladiwostok, bräuchte hier niemand so groß diese Liebchen. Ihr Weltherrschergehabe können sie sich dann… abgewöhnen.

Es ist vor allem das Gehabe, diese Lügen, die das tagein tagaus, frei nach dem Motto steter Tropfen höhlt den Sten, den Leuten hierzulande in die Köpfe eingehämmert werden. Wie das organisiert wird, ist insb. in den Kapiteln „Eine Zeitung mit Format…“, „Macht und Meinungsmanagement: Die Guten gegen die Bösen“ prima, mit konkreten Beispielen/ Fällen aus dem Leben, klar und für jeden zugänglich geschildert. DA sieht man, für wie dumm und naiv die Menschen von diesen Meinungsmachern gehalten werden. Da oft keine vernünftigen Argumente zur Hand zu sind, wird einfach die Moralkeule hervorgeholt und alles mit diesem Brei bis zu Unkenntlichkeit zugekleistert. Wenn man aber die gleichen Moralvorgaben ggü. der Supermacht und ihren Freunden an den Tag legen würde, da hätte man alle Hände voll zu tun, s. z.B. der Fall des ermordeten Regimekritikers auf die Anordnung des saudischen Prinzen. Auch andere Fälle wurden hier herangeführt, S. z.B. S. 257 ff.
Man kann hier viel referieren. Bitte selbst lesen. Es lohnt sich.

Diese Inhalte sollte jeder kennen. Noch klarer und ehrlicher kann man die Weltlage, samt der kurz und griffig zusammengefassten Entwicklung seit 1945, kaum präsentieren. Die verlässlichen Quellenangaben findet man hinten im Buch, nach Kapiteln geordnet.

Hier wurden auch viele gute Fragen gestellt, u.a. wie die Zukunft ausschauen soll. Wollen wir wirklich, so weiter machen wie bisher? Es kann schnell auf das bekannte „Mitgefangen mitgehangen“ hinauslaufen. Der Frieden ist diese Tage eine sehr fragile Angelegenheit. Man kann sich stattdessen etwas Besseres vorstellen. Wenn man die Finanzmittel aus den Steuergeldern für Bildung und Kultur, Forschung und Umweltrettung, für die Anhebung des all. Lebensstandards ausgibt, statt es dem militärisch-industriellen Komplex und ähnlichen Machern in den Rachen zu werfen. Man sollte damit anfangen.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.03.2021
Khomeini
Amirpur, Katajun

Khomeini


ausgezeichnet

Diese Khomeini Biografie aus der Feder der bekannten Islamwissenschaftlerin Katajun Amirpur habe ich sehr gern gelesen und empfehle sie ebenso gern weiter.
Mit viel Sachkenntnis, aber auch sehr zugänglich, sehr verständlich, für breites Publikum prima geeignet, erzählt die Autorin nicht nur Khomeinis Lebensweg, sie erklärt vor allem viele grundlegende Dinge, die im Islam üblich sind/waren. So gewinnt man nicht nur spannende Einblicke in diese Welt. Man begreift im Laufe der Erzählung, wie und warum es Khomeini möglich war, Islam und Revolution zu verknüpfen, um sich nochmals vor Augen zu führen, was daraus geworden war.
Angefangen mit der Familie, aus der er stammt, mit den Umständen in seiner Kindheit, über die Art der Ausbildung, die anschließende Lehrtätigkeit, später Exil und die Rückkehr in die Heimat, all dies zeigt bildhaft und überzeugend die Entwicklung des charismatischen, geradezu genialen Revolutionsanführers, der den schiitischen Islam zum Zweck des politischen Umschwungs in seinem Land zu nutzen wusste.
Dass seine Meinung mal so, mal anders ausfallen konnte, je nach dem, wie es gerade passend erschien, wird deutlich insb. im Kapitel 13 „Khomeinis Frauenbild im Wandel“ und „Khomeini und der Westen: Philosophische Ablehnung und pragmatische Kooperation“.
Auch eine weniger bekannte Seite von Khomeini, den man hpts. als islamischen Rechtsgelehrten kennt, die eines Mystikers, Philosophen, Poeten wurde in dieser Biographie im Kap. 15 kurz vorgestellt.
Man kann viel über dieses Buch referieren, besser, man liest es selbst.
Die Buchgestaltung, passend zum Inhalt, fällt hochwertig aus: Festeinfand, Umschlagblatt, Lesebändchen in Rot. Einige s/w Fotos, u.a. auch vom jungen Khomeini, ergänzen das Erzählte ungemein. Zeittafel, Glossar, Literaturverzeichnis, Personenregister, Bildnachweis runden den sehr guten Eindruck ab.
Fazit: Eine sehr lesenswerte Biographie Khomeinis, die nicht nur den Lebensweg erzählt, sondern noch viele wissenswerte Dinge über den Islam. Schön auch als nettes Mitbringsel/ Geschenk.

Bewertung vom 13.03.2021
Der Pater und der Philosoph (eBook, ePUB)
Horsten, Toon

Der Pater und der Philosoph (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Es ist eine sehr interessante, aufschlussreiche, spannend erzählte Geschichte. Man erfährt nicht nur, wie das Vermächtnis Husserls vor Nazis Zugriff gerettet wurde. Hier findet man noch viel mehr, z.B. Was Phänomenologie und phänomenologische Reduktion nach Husserl ist, wer sich damit befasst hat, auch in unserer Zeit, und warum es so wichtig war, Husserls Aufzeichnungen zu retten.
Als Protagonist tritt Pater Van Breda auf, der dem Husserls Vermächtnis dank seines unermüdlichen Einsatzes und wohl guter Portion Idealismus auch nach dem Krieg einen gebührenden Rahmen geben konnte.
Mir gefiel vor allem, wie diese Geschichte erzählt wurde. In der ersten Hälfte fast wie ein spannender Thriller, geschickt die Ereignisse vorausdeutend, und diese nur allmählich preisgebend.
Auch der geschichtliche Aspekt kam gut zur Geltung, hier vom Blickwinkel der Philosophie. Bildhaft, anhand von konkreten Menschenschicksalen wurde vor Augen geführt, welche schreckliche Zeiten es gewesen waren. Dass die Dokumente doch noch gerettet werden konnten, grenzt an ein Wunder. Deutlich wurde aber auch gezeigt, welch oft selbstlosen Einsatz so viele Menschen geleistet hatten, damit diese erhalten bleiben konnten.
Man hörte auch so einiges von damals aktiven Philosophen. Vor allem über Heidegger gab es so einige aufschlussreiche Momente, welche Rolle er bei all dem gespielt hatte. Hier wurde Klartext geredet, was mir auch ausnehmend gut gefiel.
Auch der Ausdruck zeichnete sich durch Klarheit und Präzision. Komplexe Sachverhalte wurden einfach und zugänglich erklärt.
Fazit: Ein spannend geschriebenes Buch über Husserls Vermächtnis und Pater van Breda, der mit seinem unermüdlichen Einsatz dafür gesorgt hat.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.03.2021
Montecrypto (MP3-Download)
Hillenbrand, Tom

Montecrypto (MP3-Download)


gut

Wenn man sich für Finanzen, insb. Kryptowährungen interessiert, wenn diese Themen das geistige „Zuhause“ sind, dann wird man sich hier vermutlich wohlfühlen.
Dante, der ehemalige Banker, nun Privatdetektiv, muss seinen neuen Fall lösen und den versteckten Schatz finden. „Sehr originell“ beides, der Name und die Aufgabe. Von Kryptowährungen versteht er nur Bahnhof, weshalb ihm die Quintessenz der Dinge nach und nach von einer Bloggerin und Mitstreiterin verabreicht wird. Am Ende artet das Ganze in einer Schnitzeljagd aus, zum Schluss recht aktionsreich. Und natürlich, das Gute, wie im Märchen… Insofern, im Sinne des Kampfes Gut gegen Böse, kann man es einen Thriller nennen.
Aber sonst… Insb. in der ersten Hälfte plätscherte die Handlung oft vor sich her. Dante, ein herzlich wenig sympathischer Typ, der mit seinem Alkoholproblem, hier stellt sich, übrigens, die Frage, ob dies hier nicht eine Art Soap-Opera ist, denn ein Cocktail mit entspr. hartem Zeug taucht gefühlt fast auf jeder Seite auf, einem mächtig auf die Nerven fällt, langweilt eher als unterhält. Seine Mitstreiterin ebenso. Beide, wie auch die meisten übrigen Figuren, waren mir zu platt, wie Marionetten aus Kartonage, die der Autor durch die Gegend schickt.
Auch die Story insg. erschien mir etwas zu gemacht, verkopft und im Endeffekt a lá malen nach Zahlen. Und der Erzählstil, oft zynisch abgeklärt, konnte ebenso keine Begeisterungsausbrüche hervorrufen. Im Grunde passte er zu der Geschichte, aber auf Dauer sorgte er dafür, dass ich oft Pausen eingelegt habe.
Meine Lesezeit wollte ich darauf nicht verwenden. Aber nebenbei hören konnte ich es. Oliver Siebeck hat wunderbar gelesen, der Geschichte das Leben eingehaucht und ermöglicht, dass ich dieses Werk überhaupt kennengelernt habe. Mehr als Sprecher kann man nicht tun.
Es lag wohl an der Geschichte insg., dass ich mich, ehrlich gesagt, motivieren musste, nach einer Pause, da wieder zurückzukehren. Normalerweise will ich wissen, wie es weitergeht. Hier war es mir egal.
Fazit: Wenn, dann lieber hören.