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Arabella
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Pirmasens

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Insgesamt 461 Bewertungen
Bewertung vom 19.10.2019
Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle
Turton, Stuart

Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle


ausgezeichnet

Mysteriöse Ermittlungen. Aiden Bishop erlebt den schrecklichsten Maskenball aller Zeiten. Familie Hardcastle lädt zum Ball auf ihr Anwesen Blackheath. Alle Gäste amüsieren sich, bis ein fataler Pistolenschuss die Feier beendet. Evelyn Hardcastle, die Tochter des Hauses, ist tot. Einer der Gäste muss mehr über ihren Tod wissen, denn am selben Tag hat Aiden Bishop eine seltsame Nachricht erreicht: "Heute Abend wird jemand ermordet werden. Es wird nicht wie ein Mord aussehen, und man wird den Mörder daher nicht fassen. Bereinigen Sie dieses Unrecht, und ich zeige Ihnen den Weg hinaus." Tatsächlich wird Evelyn nicht nur ein Mal sterben. Bis der Mörder entlarvt ist, wiederholt sich der dramatische Tag in Endlosschleife. Aiden, der Ich-Erzähler, ist in einem wahren Albtraum gefangen: Eine Woche lang wacht er immer in einem anderen Körper auf und erlebt denselben Tag siebenmal. Seine Mission besteht darin, einen Mörder zu entlarven. Schafft er das bis zum Ende der Woche nicht, beginnt alles von vorn und er wird sich an nichts erinnern können. Und so setzt Aiden alles daran, das Puzzle zusammenzufügen. Das ist der Auftakt zu einer Jagd auf einen Mörder, der seine Tat erst noch begehn wird, im Laufe dieses einen Tages, diesen Tages der in Endlosschleife für Aiden Bishop wieder und wieder abläuft, dieser Tag, an dem Bishop in bis zu acht Körpern zu sich kommt, dieser Tag, den er (wie lange eigentlich schon?) nur zu Ende bringen kann, wenn er den Mordfall aufklärt. Doch damit nicht genug: Immer, wenn ein neuer Tag anbricht, erwacht Aiden im Körper eines anderen Gastes und muss das Geflecht aus Feind und Freund neu entwirren. Jemand will ihn mit allen Mitteln davon abhalten, Blackheath jemals wieder zu verlassen. Ein grandioser Krimi mit zahllosen Wendungen und Überraschungen, die den Leser atemlos bis zum furiosen Finale jagen. Mal wieder ein gelunger Thriller, der absolut nicht vorhersehbar ist und ohne große Action dennoch eine riesen Spannung aufbaut. Stuart Turtons Schreibstil überzeugt auf ganzer Linie! Das Buch macht wirklich Spaß beim Lesen, man kann sich gut mit dem Protagonisten identifizieren und ist sofort angefixt von der spannenden Story, der Autor weiß, wie man Krimis schreibt. Hochspannung mit Tiefgang zum Mitfiebern. Richtig fesselnd - macht definitiv Lust auf mehr!

Bewertung vom 17.10.2019
Die Gärten von Monte Spina
Scriverius, Henrike

Die Gärten von Monte Spina


ausgezeichnet

Eine geheimnisumwobene Insel! Spannende Entdeckungen. Eine kleine Insel, wild und wunderschön. In den Palmenwäldern dort versteckt sich die junge Gärtnerin Toni nach dem tragischen Verlust ihres Mannes und möchte einfach nur in Ruhe gelassen werden. Sie heißt Toni Andersen. Sie ist zweiunddreißig Jahre alt und hat ihren Mann verloren. Sie kam eines Abends nach Hause, er nicht. Am nächsten Morgen war er tot. Er hatte die ganze Nacht gekämpft, sie weiß das doch, er muss es ihr nicht sagen. Sie hatte ihn gesehen, als sie in die Notaufnahme kam und Leon auf dieser Trage lag, und um ihn herum die vielen Menschen in ihren weißen und grünen Kitteln. Der Arzt hatte was zu ihm gesagt, Toni hat Leons Augen gesehen, sie waren ganz groß und dunkel, und sie hatte noch gedacht, er spricht. Alles wird gut. Aber als sie sie schließlich zu ihm gelassen haben, zu Leon mit all den Drähten und Schläuchen, und seine Haare noch orange vom Jod, da hat er nicht mehr gesprochen. Er hatte die Augen geschlossen und war ganz bleich. Und – so klein. Der große Leon. Als hätte er schon begonnen, sich aufzulösen. Weit draußen im Atlantik trifft sie auf eine karstige Landschaft und auf Menschen, die sie nicht gerade herzlich empfangen. Monte Spina - eine einsame Insel vor Lanzarote, sucht einen neuen Gärtner, was nicht ganz einfach ist, denn außer Stille und Einsamkeit hat die kleine Privatinsel wenig zu bieten. Doch das kommt der dreißigjährigen Toni gerade recht, denn als ihr Mann bei einem Autounfall gestorben ist, ist der Sinn ihres Lebens und all ihre Liebe mit ihm. Sonne und harte Arbeit wecken neben ihren Lebensgeistern vor allem eins: ihre Neugier. Denn auf der schweigsamen Insel Monte Spina am Ende der Welt gibt es eine ganze Reihe von Merkwürdigkeiten und Geheimnissen. Der mürrische Besitzer der Insel, Max Bror, findet allerdings immer wieder Wege, Tonis Leben zur Hölle zu machen. Doch wie die Insel mit ihren schroffen Felsen dem Sturm trotzt, so lässt Toni sich nicht unterkriegen. Und dabei merkt sie dass der boshafte Kotzbrocken mit seinem Auftreten ein schmerzhaftes Geheimnis verbirgt. Warum blieben Tonis Vorgänger nur wenige Wochen? Wieso ist das obere Stockwerk des Haupthauses tabu? Was steckt hinter dem abwesenden Besitzer der Insel, von dem alle nur im Flüsterton sprechen? Flüssig geschrieben, etwas hübsches Leichtes zum Weglesen, die Rollen der Fieslinge und die der guten, verständnisvollen Charaktere ist klar verteilt. Eine tolle Geschichte zum Abtauchen, die Seiten fliegen nur so dahin. Gut geeignet zur Entspannung! Liebe spielt hier in sämtlichen Facetten eine große Rolle, ebenso wie Entdeckungen, Geständnisse und wahre Freundschaft. Eine sympathische Protagonistin mit guten Freunden, noch etwas Familienchaos dazu und fertig ist die perfekte Urlaubslektüre! Es ist eine geniale Mischung aus frischem, frechem Sommerschmöker mit Liebe, Humor und ernsten Themen. Lässt sich super in einem Rutsch lesen - macht viel Spaß! Für Liebhaberinnen von Gärten und alten Geheimnissen!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.10.2019
Das letzte Dornröschen / Märchenfluch Bd.1
Siegmann, Claudia

Das letzte Dornröschen / Märchenfluch Bd.1


ausgezeichnet

Lass dein Haar herunter...... Gibt es tatsächlich eine Nachfahrin von Dornröschen? Aber klar doch! Floras Leben steht Kopf und dafür gibt es gute Gründe. Die 16-jährige Flora Anthea Allenstein, genannt Flo, fällt aus allen Wolken, als sie erfährt, dass sie die Nachfahrin von Dornröschen ist, da wird es recht turbulent. Als dann noch Val die Gabe von Rapunzel erbt und die zickige Neva aus dem Schneewittchen - Clan aufkreuzt, nimmt die amüsante Story richtig Fahrt auf. Alle müssen jetzt richtig zusammenhalten, denn ein mysteriöser Kidnapper geht um. Zusammen mit anderen Märchennachkommen, wie der zickigen Neva aus dem Schneewittchen-Clan und dem Rapunzel Val, muss sie die Menschheit vor gefährlicher Magie beschützen – und um jeden Preis ihre wahre Identität verbergen. Keine leichte Aufgabe, denn zum einen spielen Flos Gefühle verrückt, wann immer sie in der Nähe eines gewissen Märchenprinzen ist. Und zum anderen erwacht in ihr selbst eine dunkle Magie … Flos Gefühle für Nevas geheimnisvollen Freund Hektor machen die Angelegenheit nicht unbedingt einfacher. Doch viel problematischer ist die Tatsache, dass sie seit ihrem 16. Geburtstag plötzlich Dinge schwarz färbt, wenn sie aufgewühlt ist – etwas, das in der Märchenwelt als böse gilt. Außerdem treibt in der Stadt der mysteriöser Kidnapper sein Unwesen, der an jedem Tatort Rosenblüten hinterlässt. Ist es ein Täter aus der Märchenwelt oder ein Fall für die Polizei? Als Flo, Neva und Hektor bei einem Einsatz in eine Falle gelockt werden, kommen sie einer unglaublichen magischen Verschwörung auf die Spur … Flora und ihre Freunde ahnen nicht, dass ihre Probleme gerade erst begonnen haben. Denn eine uralte dunkle Macht sammelt im Verborgenen ihre Kräfte … Eine kurzweilige Geistergeschichte mit einer gewissen Prise Romantik. Der Schreibstil ist locker und leicht, und ich habe mich sofort in die Geschichte verliebt. Sie lässt sich wunderbar angenehm und leicht lesen. Es ist eine sehr besondere, dennoch manchmal verwirrende Geschichte, bei der noch nicht klar ist, worauf sie hinaus will. Auch haben mir die Charaktere gut gefallen. Sie sind vielschichtig und handeln nachvollziehbar. Spannend und mitreißend, aber gleichzeitig verträumt und romantisch. Ich bin gespannt, wie es weitergehen wird! Ein zwischendurch Buch nicht nur für Jugendliche.

Bewertung vom 13.10.2019
Fünf Wörter für Glück
Dove, Ella

Fünf Wörter für Glück


ausgezeichnet

Heidi hat zwei Wünsche: sich in London als Schauspielerin zu etablieren – und endlich ihr Singledasein zu beenden, beides bislang erfolglos. Dann verändert ein schwerer Unfall von einem Tag auf den anderen alles. Beim allmorgendlichen Joggen stürzt Heidi. Sie kugelt sich das Knie aus und kommt ins Krankenhaus und wird operiert. Als sie aus der Narkose erwacht, fehlt der rechte Unterschenkel. Schock, Tränen, Verzweiflung. Alles auf null gestellt. Der Traum von der Schauspielkarriere: vorbei! Die Zukunft als sportliche Ehefrau und Mutter: Vergiss es! Wer will denn eine Behinderte? Heidi versinkt in tiefe Depressionen. In der Rehaklinik teilt sie sich das Zimmer mit Maud. Die 80-jährige hat sich trotz ihrer Behinderung ihre fröhliche Ausstrahlung erhalten. Deren Lebensfreude, Weisheit und Optimismus sind ansteckend. Unterstützt von Mauds Optimismus und Enkel Jack, der einen Fünf-Punkte-Plan entwickelt, hangelt Heidi sich ins Leben zurück. Und findet in Jack mehr als einen Freund. Er hat eine Idee, wie Heidi wieder ins Leben zurückfinden kann: ein Fünf-Punkte-Plan zum Glück. Doch kann Heidi das wagen, wenn sie sich am liebsten für immer verstecken würde? Und traut sie sich, Jack zu sagen, dass er schon längst mehr für sie ist als ein Freund? Und vielleicht fragen 'Willst du mit mir tanzen?' Ein autobiographischer Roman einer 'Mutmacherin'. Ella Dove verbindet diese turbulente Handlung auf grandiose Weise mit liebevoller Figurenzeichnung. Beim Lesen des Buches war ich absolut entzückt vom eleganten, zurückhaltenden Stil der Autorin. Großartig geschrieben. Voller Missverständnisse und komischer Zufälle. Wunderbare Atmosphäre, einzigartige Charaktere, subtiler Humor.

Bewertung vom 11.10.2019
Wer die Wahl hat, liebt die Qual
Schönenborn, Tanja;Fuchsgruber, Rafael

Wer die Wahl hat, liebt die Qual


ausgezeichnet

Der weltweit erfolgreichste Wüstenläufer seiner Altersklasse hält so schnell nichts vom Laufen ab. Selbst eine Knie-OP lässt er hinter sich und feiert sein Comeback bei „The Track“ in Australien, dem härtesten Selbstversorgerrennen der Welt. Dabei frönt er dem Laufsport nicht mehr allein: Lebensgefährtin Tanja bringt frischen Wind in Fuchsgrubers Geschichte und erzählt vom Leben als (Lauf-)Paar. Der 'Alte' und die Anfängerin - ein ungleiches Paar, doch halten sie zusammen wie Pech und Schwefel: egal ob in der Wüste oder im Leben. „Wer die Wahl hat, liebt die Qual“ knüpft damit direkt an „Running Wild“ an – mit ebenso leidenschaftlichen Themen und gewohnt harter Sprache, Ironie und Herzlichkeit. Die beiden holen einen ab und nehmen einen mit. Ein Buch über das Laufen, die Leidenschaft und die Liebe. Von zwei Menschen, die nicht nur darüber schreiben, sondern den Leser mitnehmen auf eine sehr persönliche Abenteuerreise. Geradlinig, authentisch, ehrlich. Das Buch ist kein Ratgeber, es ist pure Inspiration. Meist lustig, manchmal traurig. Es beschreibt biografisch das Leben der Autoren und ihre Liebe zum Laufen. Die Ausnahmesportler nehmen den Leser mit auf ihre Abenteuerläufe in die Wüsten in Australien, und beziehen Stellung zu Trainings- oder Equipmentfragen. Es ist die Geschichte zweier Extremläufers, die das Laufen lieben und die sich von Rückschlägen und Handicaps nicht unterkriegen lassen. Zwei laufhungrige Seelen im Gleichschritt, das bedeutet Extremlauf, doch oft auch gehen - durch schier endlose Wüsten und unwegsames Gelände. Wie im Leben und in der Liebe. Ganz fokussiert konzentrieren sie sich auf das, was sie erreichen wollen. Mit dieser Leistung und mit ihrer Art sind sie allen Läufern ein Vorbild! Für Läufer, die wissen wollen, wie man sich selbst Mut macht und Krisen bewältigt. Authentisch, persönlich und mit viel Herz geschrieben sind Fuchsgruber/Schönenborn eben nicht nur läuferisch ein unschlagbar liebenswertes Duo! Der Titel des Buches ist wirklich zu beherzigen, nicht nur beim Laufen. Über das Suchen und Finden, geschrieben von zwei Wüstenläufern: ehrlich, direkt und emotional. Spannender als ein Krimi.

Bewertung vom 09.10.2019
Bis ihr sie findet / DCI Jonah Sheens Bd.1
Lodge, Gytha

Bis ihr sie findet / DCI Jonah Sheens Bd.1


ausgezeichnet

Ein Netz von Lügen. Südengland an einem heißen Juliabend des Jahres 1983. Sechs Schulfreunde treffen sich, um gemeinsam im Wald zu zelten. Sie alle sind aufgeweckte Jugendliche - anarchisch, unerschrocken, schön. Die erst vierzehnjährige Aurora kann kaum glauben, zu der Clique gehören zu dürfen. Am nächsten Morgen ist sie verschwunden... Es ist 30 Jahre her, dass die junge Aurora Jackson bei einem Campingausflug mit sechs Freunden im Wald in Südengland spurlos verschwand. Dreißig Jahre später, Jessie schlidderte und rutschte die Böschung hinunter, landete mit ihren Sportschuhen hart auf dem ebenen Boden des Flussufers und schwankte kurz, hielt aber das Gleichgewicht. Im Schatten unter dem Baum sah der Fluss dunkel und unheimlich aus. Aber sie war eigentlich nicht nah genug, um hineinzufallen, und sie fing sich schnell wieder. Die Erde vor ihr war ausgehöhlt. Wie eine Hängematte, in die sie sich kuscheln wollte. Aber der Boden war nicht so weich wie erhofft. Wurzeln drückten gegen ihr Becken und ihren Rücken. Sie rutschte hin und her, um eine bequeme Position zu finden. Dabei verhakten sich ihre Shorts an irgendwas, das sie am Bein piekte. Sie streckte die Hand aus, löste den Stoff und spürte, wie die Wurzel in ihrer Hand zerbröselte. Als sie sie hochhob, blickte sie nicht auf altes Holz, sondern auf braune Flocken, und die bleichen weißen Umrisse eines frisch freigelegten Knochens. Auch ohne ihren Vater, der Arzt war, wusste sie, dass sie einen menschlichen Finger in der Hand hielt, den Finger einer Leiche. Detective Chief Inspector Jonah Sheens weiß sofort, was eben in jenem Wald auftauchte, und wen man nach all der Zeit endlich gefunden hat in einem Versteck, von dem eigentlich nur die sechs Freunde gewusst haben können: Aurora Jackson, vergraben im Wald, in dem sie vor 30 Jahren als 14 jährige mit einer Gruppe von Jugendlichen gezeltet hat. Doch Aurora hatte den Wald anscheinend nie verlassen. Aber die sechs Freunde sind mittlerweile ein jeder auf seine Weise beruflich erfolgreich geworden und halten alle an ihrer Unschuld fest. Was genau ist damals geschehen? War der Mörder die ganze Zeit in ihrer Mitte? Es ist an Jonah Sheens, das Netz aus jahrzehntealten Lügen, polizeilichen Versäumnissen und wohlgehüteten Geheimnissen zu entwirren. Was genau ist damals geschehen, und was ist den damaligen Ermittlungen entgangen? Wie verstrickt sind die Jugendbanden die man sich vor 30 Jahren schwor? Die sechs von damals sind immer noch befreundet, beteuern noch immer ihre Unschuld. Mindestens einer lügt. Ein atmosphärisches Debüt, ein Cold Case - kein Opfer ist je vergessen. Gytha Lodge durchbricht die polizeilichen Ermittlungen der Gegenwart, die Ermittlungen vom blitzgescheiten Neuzugang Detective Constable Juliette Hanson und den anderen, mit Rückblenden zu Auroras letzten Tag, den wir aus ihren Augen erleben. Ein sehr spannender Page Turner! Packender, dunkler, tiefgehender, grandioser Krimi aus England, das flammende Porträt einer Freundschaft und ihres Verrats.

Bewertung vom 08.10.2019
Kastanienjahre
Baumheier, Anja

Kastanienjahre


ausgezeichnet

Ménage-à-trois und Verpasste Chancen. Das Herz hat seine Gründe, die der Verstand nicht kennt. Manchmal wollte Elise ihr Heimatdorf Peleroich in Mecklenburg am liebsten vergessen. Das lag weniger an dem Ort und seiner salzigen Ostseeluft, sondern vielmehr an Henning und Jakob, zwischen denen sie sich nie hatte entscheiden können. Man erzählt sich, dass der Lübecker Thomas Mann einmal auf der Durchreise in Peleroich gewesen sein soll und auf der Holzbank neben der Kirche gesessen habe. Die Eindrücke hier waren ihm Inspirationsquelle für seinen berühmten Roman 'Der Zauberberg', auch wenn das nie bestätigt werden konnte. Hier wuchs Elise in den 1960er Jahren auf, hier lernte sie Henning und Jakob kennen, die beiden Lieben ihres Lebens. Eine fatale Dreiecksbeziehung voller Geheimnisse – bis Jakob eines Tages spurlos verschwand und bis das Schicksal Elise die Entscheidung abgenommen hatte und sie nach Paris zog. Zwanzig Jahre ist das jetzt her. Zwei Orte gibt es, die für Elise Heimat bedeuten: Paris, wo sie seit über 20 Jahren eine kleine Boutique im Montmartre führt; und Peleroich, das verschlafene Dorf an der mecklenburgischen Ostseeküste. Elise betreibt heute eine kleine Boutique, ihr 58. Geburtstag steht an. Und dann trifft unerwarted ein Brief aus Deutschland ein: Peleroich soll dem Erdboden gleichgemacht werden und das Geheimnis um Jakobs Verschwinden gelöst werden. Der anonyme Absender will sich persönlich erklären. Elise zögert keine Sekunde und bricht mit Marina, einer Freundin, nach Deutschland auf. Als Elise nun nach vielen Jahren in ihr Heimatdorf zurück kehrt, taucht sie tief ein in ihre eigene Vergangenheit; und in die Geschichte von Peleroich, wo ihre Eltern Karl und Christa sich kurz nach Gründung der DDR kennenlernten … Eine packende Familiengeschichte über das geteilte Deutschland und die Mauern in unseren Herzen. Es ist schön zu erkennen, mit welchem Enthusiasmus die Menschen am Anfang an einen neuen, gerechten Staat geglaubt, aber peu á peu ihre Illusionen verloren haben. Und dann haben sie ganz unterschiedliche Wege gefunden, mit der Situation umzugehen. Hier gelingt das Kunststück, authentische Zeitgeschichte zu präsentieren und trotzdem spannende Fiktion zu erzählen. Ein gelungener Roman, der anhand einer Familiengeschichte die DDR-Geschichte spannend und unterhaltsam nahebringt. Er zeigt eindrucksvoll die Dramatik der deutschen Teilung. 'Kastanienjahre' wird mit jeder Seite spannender. Als Erkenntnis bleibt, die Liebe ist stärker als alle Schwierigkeiten im Leben, wenn man sie zulässt. Dieser Roman erzählt von Geschehnissen, die hoffentlich nie in Vergessenheit werden. Sehr spannend, sehr traurig und Stoff, der zum Nachdenken anregt. Toll!

Bewertung vom 04.10.2019
Der Gesang der Flusskrebse
Owens, Delia

Der Gesang der Flusskrebse


ausgezeichnet

Uferlos, grandios, famos. Manche Bücher finden ihren Weg in unsere Psyche. Mut heißt: von vornherein wissen, dass man geschlagen ist, und trotzdem den Kampf - ganz gleich, um was es geht - aufnehmen und ihn durchstehen. Man gewinnt selten, aber zuweilen gelingt es. Kya wächst von ihrer Familie verlassen als Einsiedlerin im Marschland von North Carolina auf. In den 1960er-Jahren schwirren viele Gerüchte über Kya Clark durch die ruhige Küstenstadt Barkley Cove. Isoliert lebt sie im Marschland mit seinen Salzwiesen, Sandbänken, Buchten. Sie kennt jeden Stein und Seevogel, jede Muschel und Pflanze. Das Biotop der Seevögel mit seinen Salzwiesen wird zu ihrer inneren Heimat. Drei junge Männer, ein paar Jahre älter als sie, werden auf die wilde Schöne aufmerksam als sie auf ihren Fahrrädern an ihr vorbei sausten. Der Anführer drehte sich zu ihr um, lachte über den Beinaheunfall, und Kya öffnet sich einem neuen Leben – mit dramatischen Folgen. Am Morgen des 30. Oktober 1969 wurde einer tot aufgefunden, die Leiche von Chase Andrews lag in dem Sumpf, der sie sich bald lautlos, gelassen einverleibt hätte. Für alle Zeiten verborgen. Ein Sumpf weiß alles über den Tod und versteht ihn nicht notwendigerweise als Tragödie, ganz sicher nicht als Sünde. Doch an diesem Morgen radelten zwei Jungs aus dem Dorf hinaus zu dem alten Feuerwachturm, und als sie auf dem dritten Treppenabsatz ankamen, entdeckten sie seine Jeansjacke. Alle Bewohner sind sich sicher: Das "Marschmädchen" ist schuld. Kyas Furcht vor Verbindungen zu anderen Menschen wird ihr Schicksal und das zweier Männer aus der Region bestimmen. Einfühlsam und packend, das ist die Geschichte einer eigenwilligen Außenseiterin, die eine Kriminalgeschichte mit der Erzählung eines Erwachsenwerdens verbindet und die Natur feiert. Die Autorin Delia Owens erzählt in ihrem Debüt intensiv und atmosphärisch davon, dass wir für immer die Kinder bleiben, die wir einmal waren. Und den Geheimnissen und der Gewalt der Natur nichts entgegensetzen können. Wie wahr, wie wahr. Die Autorin versteht es, ihren Personen Leben einzuhauchen und in ihre Psyche einzutauchen. Atmosphärisch und sprachlich sehr gelungen. Ein Buch, dass jeder gelesen haben sollte und an dessen Moralverständnis man sich ein Beispiel nehmen kann. Dieses Buch liest sich leicht und flüssig. Nicht nur für Erwachsene, auch Jugendliche werden großen Gefallen finden an dieser Geschichte. Wundervoller Schreibstil und lebendige Charaktere, runden das Buch ab.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.10.2019
Hotel Cartagena / Chas Riley Bd.9
Buchholz, Simone

Hotel Cartagena / Chas Riley Bd.9


ausgezeichnet

Dunkle Geheimnisse auf St. Pauli. Für Hamburgfans neues von der unkonventionellen Staatsanwältin auf St. Pauli. Cool bis zum Anschlag und mit ganz viel Herz, so sind die Menschen auf St. Pauli – und so ist auch Staatsanwältin Chastity Riley, die gnadenlos romantisch wird, wenn es um ihren Kiez geht. Chas, in St.Pauli, Hamburg unterwegs im Namen der Staatsanwaltschaft und mit offensichtlich bewegter Vergangenheit, ist so eine Art kettenrauchender, trinkfester Desperadotyp, den ich persönlich sehr sympathisch finde. Lakonisch, manchmal schwarzhumorig kommentiert sie Gott und die Welt und die Großstadt Hamburg vom Kiez bis in die Nobel-Vororte läuft wie in Filmsequenzen vor einem ab. Nordisch herb.
Eine unterkühlte Hotelbar am Hamburger Hafen. Unten an den Docks glitzern die Lichter, oben sind die Tische eher dünn besetzt, Sankt Pauli leuchtet warm …. Plötzlich gehen die Türen auf, zwölf schwerbewaffnete Männer kapern die Bar, nehmen Gäste und Personal in Geiselhaft. Die Polizei steht draußen und scheint zum Zuschauen verdammt, während Staatsanwältin Chastity Riley ihren inneren John McClane aktivieren muss. Chas, die sich eigentlich auf ein schmerzhaftes Wiedersehen mit alten Freunden eingestellt hatte, jetzt aber gemeinsam mit allen anderen Geiseln lernen muss, dass es Verletzungen gibt, die sich einfach nicht mehr reparieren lassen … Der Hamburger Kiez in den 80ern, ein junger Mann will raus. Er nimmt ein Schiff nach Kolumbien und lernt am Strand von Cartagena, was passiert, wenn man mit den falschen Leuten feiert. Auf die große Party folgt die Hölle. Erst das ganz große Drogengeschäft, dann Verrat, Flucht, Untertauchen. Später dann: Die Chance auf Vergeltung. Der inzwischen gar nicht mehr so junge Mann beschließt, sie zu ergreifen. Und so wird St. Pauli von einer spektakulären Geiselnahme erschüttert. "Hotel Cartagena" von Simone Buchholz ist eine erneute Liebeserklärung von der Autorin an den Hamburger Kiez rund um St. Pauli, mit all seinen Licht- und Schattenseiten. Wie sie hartgesottene Dialoge arrangiert, als wären sie ein lässiges Tischtennismatch, das ist hohe Schreibkunst. Ein brutaler Frauenmord und ein romantischer Blick auf den Kiez machen diese Geschichte aus. Die ermittelnde Staatsanwältin Chas ist eine besondere Figur. Schnoddrig, cool mit Melancholie und Philosophie bei einem Schluck Astra und einem Herz für Ganoven ermittelt sie im Hamburger Kiez. Große Klasse! Ein cooler, atmosphärisch dichter St. Pauli Kiez-Krimi und ein richtig Guter, mit einer eher ungebügelten Staatsanwältin in ungewöhnlicher Erzählweise nicht nur für Hamburgfans. Sprachlich an das Milieu angepasst, absolut ehrlich und geradeaus! Spannender Handlungsstrang... schnell, pointenreich, sehr, sehr gut geschrieben. Ein toller spannender Mitratekrimi! Für Chastity Riley Fans ein Muss, für Neueinsteiger genauso gut geeignet! Eine Empfehlung für Freunde des klassischen Regionalkrimis.

Bewertung vom 03.10.2019
Tagebuch meines Verschwindens / Profilerin Hanne Bd.2
Grebe, Camilla

Tagebuch meines Verschwindens / Profilerin Hanne Bd.2


ausgezeichnet

Es hätte ein Idyll sein können ... Aber, wir leben in einer finsteren Zeit. Wie gut kennen wir den, den wir am meisten lieben? Über Tristesse und alte Geheimnisse - diese Verbrechen lassen des Lesers Herz gefrieren. Alles nur Einbildung oder echte Bedrohung? Sie ist Profilerin. Sie ist Zeugin eines Mordes. Warum kann sie sich nicht erinnern? Die Schale war keine Schale. Das Moos war kein Moos. Es war ein Schädel mit langen dunklen Haaren. Eine Tote, mitten im Wald. Getötet an dem Ort, wo vor Jahren das Skelett eines kleinen Mädchens lag. Ein cold case, der nie gelöst wurde. Vor zehn Jahren gab es einen ganz ähnlichen Fall – ungelöst. Hanne, die Profilerin von damals, soll deshalb ermitteln. Wer sind die Toten? Was hat der spurlos verschwundene Kommissar mit ihnen zu tun? Und warum erinnert Profilerin Hanne sich an keine Ermittlungsergebnisse? Sie muss in die Vergangenheit eintauchen, dabei verschwimmt gerade ihre Gegenwart. Die Einwohner des kleinen trostlosen Ormberg, das mitten zwischen dunklen Kiefernwäldern liegt, halten sich bedeckt. Ormberg ist eher ein Zustand als ein geographischer Ort - ein Zustand der eintritt, wenn eine große Veränderung vorübergefegt ist, wie ein Waldbrand. Doch niemand, nicht einmal die Polizei, kann der Wahrheit entkommen, die sich nach jahrelangem Schweigen bahnbricht… Eine Profilerin mit Gedächtnislücken. Liebe, aus der Besessenheit wird. Das ist wieder ein raffiniert konzipierter Thriller von den Autorinnen Camilla Grebe/Åsa Träff, düster und böse, eben typisch nordisch. Schritt für Schritt erhöht sich die Spannung und begleitet uns dann bis zur letzten Seite. Bei dem Krimi fühlt man sich wie in einem Labyrinth, aus dem man einfach nicht heraus kommt. Und wie auch die Vorgänger in bester Grebe/Träff-Manier, ein diabolisches Duo. Schuldgefühle und Verzweiflung bei den Tätern und eine Profilerin, die es ganz persönlich betrifft. Ein Psychothriller der absoluten Spitzenklasse. Psychologisch ausgefeilt und mit einem fließenden Spannungsbogen, der den Leser bis zum Ende in Atem hält. Der Leser erhält einen erschreckend glaubhaften Blick in den grausamen Abgrund von Psychopathen und die Geschehnisse auf diesen Seiten lassen einen nicht so schnell wieder los. Keine leicht Kost. Atemberaubend, fesselnd und psychologisch extrem raffiniert. Für alle, die skandinavische Krimis mögen.