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Benutzername: 
Christina P.
Wohnort: 
Hamburg

Bewertungen

Insgesamt 1057 Bewertungen
Bewertung vom 17.10.2023
Dreizehnfurcht
Freund, Wieland

Dreizehnfurcht


sehr gut

Widerstand zur 13. Stunde
Dreizehnfurcht ist ein Buch, bei dem ich mich erstmal warmlesen musste. So lernt man zu Beginn Moritz alias Momme kennen, dessen Angst vor der Zahl 13 bereits so unglaubliche Ausmaße angenommen hat, dass er buchstäblich auf der Straße landet. Zum Glück kommt er zunächst als Haus-Sitter eines früheren Hotels mitten im Nirgendwo unter. Ein Hotel, in welchem es das Gästezimmer Nummer 13 nicht gibt. Bis eines Nachts eine dreizehnte Tür erscheint.
Mit dem Anfang tat ich mich schwer, Mommes viele Beispiele seiner Phobie sowie der daraus resultierenden Zwangshandlungen ließen bei mir keinerlei Spannung aufkommen. Interessant wurde es, als Dreizehneichen ins Spiel kommt, ein verborgener dreizehnter Bezirk Berlins. Hier gehen nicht nur die Uhren anders, sämtlicher Fortschritt ist hier verpönt, gar verboten. Ein Umstand, welcher einigen wenigen Männern mehr Macht verleiht, während vor allem Frauen, Kinder und Kranke unter dieser rückständigen Gesellschaft sehr zu leiden haben.
Versehentlich in diesen dreizehnten Bereich gestolpert, findet Momme nach und nach zu seinem Selbstvertrauen in sich zurück und steht vor der Frage, ob ihm diese Welt so zusagt oder ob er den Widerstand Dreizehneichens unterstützen will.
Sich durch den Anfang durchkämpfen lohnt sich, da mit dem Auftauchen von Dreizehneichen weitere Perspektiven anderer Charaktere für mehr Abwechslung sorgen. Ob untalentierter Poet, überkorrekter Polizist, intriganter Politiker oder Frauen im Widerstand, so nach und nach ergibt sich ein aussergewöhnliches Bild einer geheimen Parallelwelt, in der doch nicht alle so glücklich sind, wie die Oberen behaupten. Trotz einiger Längen eine lesenswerte Romanidee.

Bewertung vom 17.10.2023
Love Will Tear Us Apart / The Stranger Times Bd.3
McDonnell, C. K.

Love Will Tear Us Apart / The Stranger Times Bd.3


ausgezeichnet

Schrägster Humor und spannende Abenteuer mit Manchesters skurrilster Zeitungsredaktion
In der Redaktion der Stranger Times wird es nie langweilig: Hannah hat ihren Job als Chefredakteurin gekündigt, Banecroft sucht auf seine ihm eigene Art nach einer neuen Person für ihren Posten, während er nachts darauf wartet, dass seine verstorbene Frau über Simons Geist Kontakt zu ihm aufnimmt. Und der nächste Idiotentag steht an, an welchem die Redaktion ein offenes Ohr hat für alle Leute und deren aussergewöhnliche Theorien. Während Hannah jetzt ein verdächtiges New-Age-Retreat-Center unter die Lupe nimmt und ihre neue Vertretung die Redaktion ein wenig aufmischt, verschwindet ein Kolumnist der Stranger Times auf mysteriöse Weise, den es genaugenommen so gar nicht gegeben haben kann.
Im dritten Band der Reihe um Banecrofts Team gibt es ein Wiedersehen mit alten und neuen Bekannten, worüber ich mich sehr gefreut habe. Verschiedene Handlungsstränge greifen nach und nach ineinander, wiederholt gibt es Bezüge zu den vorherigen Bänden und natürlich auch ein paar echt schräge Zeitungsartikel zu lesen.
Tatsächlich war es wie ein nach Hause kommen in die skurrilste Redation der Welt für mich. Alle Charaktere tragen diesmal zur Unterhaltung bei und werden in verschiedenste Abenteuer verwickelt. Schräge Charaktere, humorvolle Sprüche, magische Geheimnisse und explosive Szenen, all das garniert mit Bonbons aus der Tüte und serviert von Mrs Harnforth, der Besitzerin der Stranger Times. Nach diesem Roman seh ich Wellness-Urlaub und Frischhaltedosen definitiv mit ganz anderen Augen.
In meinen Augen der bisher beste Band der Stranger Times.

Bewertung vom 16.10.2023
Adam und die Jagd nach der zerbrochenen Zeit
Schmidt, G.Z.

Adam und die Jagd nach der zerbrochenen Zeit


ausgezeichnet

Freund und Feind durch Raum und Zeit
Nie hätte Adam gedacht, dass an dem merkwürdigen Hinweis des Fremden in der Bäckerei seines Onkels etwas dran sein könnte. Die geheimnisvolle Schneekugel seiner verstorbenen Eltern, welche er kurz darauf auf dem Dachboden findet, lässt Adam jedoch unglaubliche Abenteuer erleben. Zur richtigen Zeit geschüttelt, reist Adam durch Zeit und Raum und lernt Menschen kennen, welchen noch eine bedeutsam Rolle zuteil wird. Doch zunächst wirkt alles wie ein großes Rätsel für Adam.
Was er noch nicht weiß: Zwei weitere Artefakte können das Schicksal ihrer Besitzer entscheidend beeinflussen. Eines davon lernt man über einen früheren Zauberer kennen, dessen Leben durch das Artefakt eine entscheidende Wende nahm. Und schnell ist jemand hinter Adams Schneekugel her in der Hoffnung, die Vergangenheit zu seinen Gunsten zu ändern. Nur dass sich die Vergangenheit nicht ändern lässt.
Die Erzählung ist spannend und anspruchsvoll gestaltet. Im Wechsel erlebt man Adams Abenteuer oder das des früheren Zauberers, verbindet die Personen aus Adams Zeitreisen mit der Gegenwart sowie mit den drei magischen Artefakten.
Ein spannend gestaltetes, abenteuerliches Raum-Zeit-Puzzle mit guten und bösen Menschen, Kerzen und Bonbons, leckerem Gebäck und einem jungen Abenteurer mit dem Herz am rechten Fleck.

Bewertung vom 16.10.2023
Frankenstein
Shelley, Mary

Frankenstein


ausgezeichnet

Traumhaft gestaltete Schmuckausgabe
Wer die Handlung von Mary Shelleys Frankenstein noch nicht kennt oder ein besonderes Lese-Erlebnis sucht, dem kann ich diese Schmuckausgabe nur ans Herz legen. Optisch ist das Buch mit dem türkisen Lesebändchen sowohl von außen wie auch von innen die reinste Augenweide. Es sind die vielen Details in der Gestaltung dieser Ausgabe, welche das Buch zu etwas Besonderem machen.
Briefe sind optisch wie Briefe gestaltet oder liegen gefaltet in einem Kuvert bei. Anatomische Zeichnungen sorgen an den richtigen Stellen ebenso für Atmosphäre wie so manche in schwarz gehaltenen Seiten. Viele weitere Beilagen liegen zwischen den Seiten zum Entdecken bereit und die Perspektive der Kreatur ist durch eine andere Schriftfarbe leicht erkennbar.
Ist die Erzählung an sich schon bewegend durch die Frage, wer hier in Wirklichkeit das Monster ist, bietet diese Ausgabe durch die vielen Extras sowie die optische Gestaltung die Möglichkeit, noch weiter in die Handlung einzutauchen, eine Einladung selbst in den Händen zu halten oder Reiserouten mitzuverfolgen.
Ein wunderschönes, liebevoll gestaltetes Buch, welches mich ohne Einschränkung überzeugt hat. Zum Selberlesen oder Verschenken, mit dieser Ausgabe macht man nichts verkehrt.

Bewertung vom 16.10.2023
Der Sternenmond / Keeper of the Lost Cities Bd.9
Messenger, Shannon

Der Sternenmond / Keeper of the Lost Cities Bd.9


ausgezeichnet

Keefe! Keefe! Keefe!
Keefe ist untergetaucht, sehr wahrscheinlich in die Menschenwelt. Sophie ist nun hin- und hergerissen, ob sie sich auf die Suche nach ihm begeben soll oder ob sie damit nur seine Mutter zu ihm führen würde. Gleichzeitig prasseln die unterschiedlichsten Meinungen ihrer Freunde zu ihrer letzten Feueraktion auf sie ein. Auch etwas, was Sophie nun lernen muss: Sie wird es nie allen recht machen können und muss zu ihren Entscheidungen stehen. Frischen Wind bringt Glimmer, ehemaliges Mitglied der Neverseen, in die Handlung. Nicht auf den Mund gefallen lüftet sie nicht nur das Geheimnis um ihre Person sondern konfrontiert Sophie und ihre Freunde mit einer waghalsigen Idee, im Rennen gegen die Neverseen bedeutend an Boden zu gewinnen. Zudem erfahren Sophie und ihre Freunde einige weitere Details, welche Licht in das Rätsel rund um Lady Giselas Sternenmond-Plan bringen.
Der neunte Band wirkt etwas reifer als die früheren Bände. Aus mehreren Richtungen hagelt es Kritik am Glitzerleben der Elfen und ihren diversen Praktiken und Einstellungen. Besonders gefallen hat mir Glimmer, sie nimmt kein Blatt vor den Mund und traut sich, auch mal zu handeln statt alles totzudiskutieren. Für Sophie gar nicht mal so schlecht, mehr Spontanität vorgelebt zu bekommen. Auf mehreren Ebenen gestaltet sich der Band als spannend: Der Schwerpunkt liegt aktuell auf Keefe und den Plänen seiner Mutter. Sophie und ihre Freunde erlangen viele Informationen, welche teilweise noch wie unpassende Puzzleteile wirken. Schnelle Entscheidungen sind gefordert und Sophie muss sind endlich klarmachen, für wen ihr Herz schlägt.
Teamwork und Kombinationsgabe sind diesmal stark gefragt, woran man merkt, dass die Charaktere reifer werden. Die Kommentare von Ro, der Beschützerin von Hammerhaar, bringen auch diesmal wieder Schwung in die Handlung. Einzig die vielen Äh und Ähm in den wörtlichen Reden gingen mir mit der Zeit sehr auf den Keks. Dafür gibt es hier und da so manche gelungene Überraschung.

Bewertung vom 26.09.2023
Time Shifters
Morosinotto, Davide

Time Shifters


ausgezeichnet

Zukunfts-Manipulation im Gestern
Die Time Shifters sind eine militärische Spezialeinheit von Geheimagenten. Ihre Aufgabe ist es, dramatische Ereignisse durch Manipulation der Vergangenheit zu verhindern. Die Einsätze werden minutiös von einer Künstlichen Intelligenz (KI) berechnet und geplant. Agentin Micaelas neuester Auftrag ist es, einen Amoklauf samt Bombendetonation in einer Schule in Bologna zu verhindern. Was zunächst wie ein einfacher Einsatz wirkt, entpuppt sich diesmal jedoch als komplizierter Fall, denn die Bombe wird nach ihrem Einsatz weiterhin explodieren.
In diesem spannenden Jugendthriller wird sehr gut dargestellt, wie Ereignisse und das Verhalten anderer Einfluss auf zukünftige Entscheidungen nehmen können. Im Fokus der Agentin stehen zwei Schüler, die mit dem Amoklauf maßgeblich in Verbindung gebracht werden. Zwei Schüler, die unterschiedlicher nicht sein könnten, sich nicht einmal mögen - und dennoch sollen sie gemeinsam die Schule in die Luft gejagt haben?
Erzählt wird die Story aus hauptsächlich aus den Perspektiven der Agentin sowie der beiden Jungen. Ebenso wechselt die Zeitebene, spielt die Handlung mal vor, mal nach der Explosion. Sowohl die Beschreibung der Zeitreisen, welche starken Einschränkungen unterliegen, als auch die Entwicklung der Jungen in der Zeit vor der Explosion sind spannend, abwechslungsreich und bieten genügend Stoff für eigene Spekulationen. Obwohl der Stil ein wenig distanziert bleibt, sind die Charaktere verständlich und ihr Handeln sowie ihre Gedanken und Emotionen durchaus nachvollziehbar. Zudem darf man sich auf einige überraschende Wendungen in der Handlung freuen.
Ein spannender Jugendthriller mit aussergewöhnlichen Zeitreisen und Jugendproblemen, die in einem Amoklauf enden könnten.

Bewertung vom 24.09.2023
Stolen Kisses
Suchanek, Andreas

Stolen Kisses


ausgezeichnet

Kreuz und queer mit der Emotions-Achterbahn
Eigentlich sollte es nur ein One-Night-Stand über eine Dating-App sein. Eine einmalige Sache, wie der Name schon sagt. Dass Jannis und Kai der jeweils andere nicht mehr aus dem Kopf geht war so nicht geplant. Ebenfalls nicht, dass beide kurz darauf als gegnerische Parteien bei einem Business-Meeting aufeinandertreffen. In weiteren Rollen: Eine kreative Mutter, ein Workaholic-Vater, ein undurchsichtiger Finanzier, jede Menge gute Freunde und eine Dackeldame.
In seinem queeren Liebesroman lässt Andreas Suchanek Gegensätze prickelnd aufeinanderprallen: Berlin vs. München, modern vs. konservativ, geoutet vs. nicht geoutet, Nerd vs. Yuppie und zudem einige weitere Themen rund um Queerness. Schon die beiden Männer zu beobachten, wie sie umeinander herum scharwenzeln, während Ungesagtes zwischen ihnen schwebt, macht einfach Spaß. Neben einigen Sidestories, welche sich in die Handlung einfügen, entwickelt sich auch das berufliche Problem, welches Kai und Jannis erst zu Gegnern macht, spannend und bietet so manche Überraschung. Eingeschobene Rückblenden an ihre heiße Liebesnacht im Hotel, an welche die Männer sich zwischendurch erinnern, ziehen zudem den romantisch-erotischen Faktor immer wieder nach oben.
Wer auf eine erfrischend freche Liebesstory in Berlin Lust hat, in der so manche familiäre und berufliche Hürden umschifft werden müssen und emotional gewichtige Themen ihren Platz finden, liegt mit den Stolen Kisses goldrichtig. Und ganz ehrlich: Ich hätt die beiden einfach knuddeln können!

Bewertung vom 13.09.2023
Japan
Bohnke, Christin

Japan


ausgezeichnet

Traumhaft schönes Japan-Buch mit vielen Informationen
Ein sehr schönes Buch für alle jungen Japan-Interessierten, sowohl inhaltlich wie auch optisch. Die Autorinnen widmen sich vielen unterschiedlichen Themen: Die Geographie und Geschichte Japans, wie die Menschen dort leben und an welche Religionen und Legenden sie glauben. Wichtige Feste und Bräuche. Und natürlich der Alltag der Kinder, wie deren Zuhause aussieht und die Besonderheiten der japanischen Sprache.
So erfährt man zum Beispiel, welche Zahl in Japan als Unglückszahl gilt, was dort traditionell zu Weihnachten gegessen wird (ihr werdet überrascht sein), wo es die höflichen Rehe gibt, wie die Samurai damals bezahlt wurden und woher der Brauch der Schuluniformen stammt.
Sämtliche Seiten sind wunderschön graphisch gestaltet und laden zum Fernweh ein. Ebenso gibt es auf manchen Seiten kleine Extra-Infos zu entdecken.
Für Kinder, die neugierig auf Japan sind, z. B. durch Manga und Anime, sehr zu empfehlen.

Bewertung vom 13.09.2023
A Venom Dark and Sweet - Was uns zusammenhält / Das Buch der Tee-Magie Bd.2
Lin, Judy I.

A Venom Dark and Sweet - Was uns zusammenhält / Das Buch der Tee-Magie Bd.2


sehr gut

Mit Mythen und Magie gegen den Feind
Der zweite Band der „Das Buch der Tee-Magie“-Dilogie schließt an die Handlung des ersten Bandes an: Kangs Vater, der einst verbannte Prinz, hat den Drachenthron durch eine geschickt gewobene Intrige erobert. Prinzessin Zhen ist auf der Flucht und die junge Tee-Magierin Ning wird als angebliche Kaisermörderin gesucht. Und doch scheint eine noch viel größere Bedrohung über allem zu schweben.
Auch der zweite Band lebt wieder von starken Frauen wie Magierin Ning und Prinzessin Zhen. Diesmal ist die Handlung deutlich politischer, es geht viel um Macht und Machtmissbrauch, wobei der intrigante Kanzler des Reiches eine nicht unbedeutende Rolle spielt. Mir hat diesmal das Magische etwas gefehlt, diese feinen Teezeremonien, durch welche Magie gewirkt wurde wie im ersten Band. Stattdessen findet die Magie nun meist auf einem höheren Level statt, wie Zwischenwelten, Mythologien und Gottheiten. Statt aufwendiger Tee-Rituale, wie im ersten Band, werden diesmal teilweise einfach nur die verwendeten Zutaten und deren Wirkung erwähnt, damit Ning ihre Ziele erreichen kann. Denn auch der Feind ist nun längst nicht mehr unter den Lebenden zu finden, sondern magischer Natur, wie sich nach und nach herauskristallisiert.
Die Perspektive wechselt zwischen Kang und Ning, wobei beide demselben Geheimnis auf der Spur sind, auch wenn sie zunächst auf unterschiedlichen Seiten stehen. Doch das Böse lässt sich nur gemeinsam besiegen und dies erfordert seinen Preis.
Mir gefiel der zweite Band nicht ganz so gut wie der erste. Die Charaktere reisen viel durch die Gegend, Magierin Ning befindet sich mehrfach in der Zwischenwelt, dadurch wirkt es wie eine Aneinanderreihung von Episoden. Teilweise werden Charaktere nur oberflächlich beschrieben, wenn sie lediglich für ein bestimmtes Detail wichtig sind und danach nicht weiter vorkommen. Durch dieses viele Hin und Her hab ich die Tiefe vermisst, fühlte mich manchmal nur von Ort zu Ort gehetzt, um das nächste Detail zu erfahren, den nächsten Gegenstand zu finden. Das ist schade, da der Grundgedanke des Endgegners sehr gut ist, ebenso der Endkampf, bei welchem die Hauptcharaktere nochmal alles geben können. Nur der Weg dahin war mir zu holprig, zu unmagisch, zu viele Wechsel von Ort zu Ort mit diversen Ausflügen in die Zwischenwelt. Dafür bietet auch der zweite Band wieder ausreichend Details, um die jeweilige Atmosphäre der Szenen spüren zu können, egal, ob im Palast, in der Zwischenwelt oder unterwegs.

Bewertung vom 13.09.2023
Oracle
Poznanski, Ursula

Oracle


ausgezeichnet

Mystery-Thriller mit spannender Entwicklung
Als ich vom Szenario des Romans las war mir klar: Dieses Buch will ich lesen! Der Protagonist Julian sieht seit seiner Kindheit unerklärliche Zeichen, welche manche Menschen partiell verdecken, so dass er von einigen z. B. die Augen oder die Beine nicht sehen kann. Wegen dieser beängstigenden Bilder in seiner Kindheit als Freak verschrien nimmt er nun Medikamente, welche diese Zeichen erfolgreich unterdrücken. Sein Versuch, nun ein normales Leben als Student zu führen, ist gleichzeitig für ihn die Chance, neue Leute kennenzulernen und Freunde zu gewinnen.
Jetzt fragt man sich natürlich: Waren diese Zeichen wirklich nur Einbildung, wie Julians Therapeutin ihm immer wieder erklärt? Oder steckt mehr dahinter? Tatsächlich führt einiges dazu, dass Julian der Verdacht kommt, diese Zeichen könnten Hinweise auf Wesensarten oder spätere Unfälle der Gezeichneten sein. Quasi eine Art Visionen. Doch solange die Medikamente diese Signale unterdrücken, lässt sich das schwer überprüfen.
Gleich zu Beginn beschreibt Ursula Poznanski einfühlsam, was die jahrelange Wahrnehmung dieser verstörenden Zeichen mit Julian gemacht hat: Er ist zurückhaltend, verschlossen, regelrecht menschenscheu. Nach einer Eingewöhnungszeit im Studentenwohnheim werden die Zeichen wieder stärker thematisiert. Und hier lässt die Autorin Julian nicht nur versuchen herauszufinden, was diese unterschiedlichen Zeichen jeweils bedeuten könnten, sondern sie versetzt ihn zugleich in Sorge, als bei Menschen um ihn herum Zeichen auftauchen und manchmal auch wieder verschwinden. Wie Julian damit umgeht empfand ich als in sich stimmig, wenn auch manchmal vielleicht etwas, nun, radikal. Aber der Zweck heiligt eben auch mal die Mittel und grad zum Ende hin geht Julian emotional nochmal voll aufs Ganze. Das hat mir gefallen, weil es sehr gut verdeutlicht, wie Julians Emotionen immer mehr auf High-Level laufen. Auch die Reaktionen seiner Mitmenschen bieten ein breites Spektrum, da empfand ich lediglich eine Person als etwas überzogen dargestellt, aber also solche Leute wird es geben.
Mir hat das Geheimnis um diese rätselhaften Visionen sehr gut gefallen. Da find ich, hat das Cover einen Teil der Zeichen, welche Julian an seinen Mitmenschen sieht, ganz gut dargestellt. Dass Julian in Extremsituationen irgendwann zu extremen Handlungen neigt lässt sich gut nachvollziehen und durch das Erscheinen der Zeichen in seinem Freundeskreis baut sich zudem eine gelungene Spannung auf, welche einen regelrecht mitfiebern lässt.