Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
xxx
Wohnort: 
xxx
Über mich: 
Nach getaner Arbeit und erledigten Alltagspflichten greife ich stets mit viel Freude zum Buch. Lesen ist mein liebstes Hobby. Dabei bin ich an kein Genre gebunden. Ein Buch habe ich immer in der Tasche, so können auch ungeliebte Wartezeiten gut überbrückt werden. Mehr Gedanken zum von mir Gelesenen findet Ihr unter: www.karthause.wordpress.com

Bewertungen

Insgesamt 146 Bewertungen
Bewertung vom 21.02.2012
Gegen die Welt
Brandt, Jan

Gegen die Welt


sehr gut

Jan Brandt erzählt in seinem beachtenswerten Debütroman die Geschichte des im fiktiven ostfriesischen Jericho lebenden Daniel Kuper. Der Leser begleitet Daniel rund 20 Jahre lang. Er sieht ihn aufwachsen, beobachtet ihn bei Jungenstreichen und begleitet ihn durch seinen Alltag. Durch häufige Perspektivwechsel ermöglicht es Jan Brandt dem Leser, das gesamte Umfeld des Jungen kennenzulernen und zu erfahren, wie er auf andere Menschen wirkt. Eigentlich ist er ein ganz normales Kind - mit ein bisschen viel Fantasie und nur wenigen Möglichkeiten, diese in die richtigen Bahnen zu lenken. So werden ihm von den Bewohnern Jericho’s schnell alle möglichen sonderbaren Ereignisse zur Last gelegt, Nazischmierereien, Schneefall im Sommer, Kornkreise. Je mehr er versucht, seine Unschuld zu beweisen, umso mehr zieht er die Verdachtsmomente auf sich. Er wird zum Außenseiter und wirkt schon wie ein junger Don Quichote, der einen Kampf gegen Windmühlenflügel oder auch gegen die Welt aufgenommen hat. Mit großer Liebe zum Detail, man kann es auch fast schon als Detailversessenheit nennen, beschreibt der Autor das Leben in der Kleinstadt, charakterisiert die Bewohner, bis man schlussendlich glaubt, man kenne die Gegend, ihre Menschen und wäre den Weg vom Bahnhof zur Drogerie Kuper selbst schon x-mal gegangen. Das mag einerseits ein Vorteil sein, denn es schafft Nähe, andererseits entstehen durch die Ausführlichkeit unweigerlich Längen, die den Lesefluss hemmen. Besonders die schier endlosen und im ganzen Roman vorkommenden Aufzählungen haben meinen guten Gesamteindruck doch etwas getrübt. Ungewohnt, weil unüblich, ist auch das Layout des Romans. Er beginnt und endet mit jeweils 6 unbedruckten Seiten. Andere Seiten sind nur zum Teil mit Text gefüllt. In einer ganzen Passage existieren in einem oberen und einem unteren Teil unterschiedliche Handlungsstränge. Dann wieder verblasst das Druckbild.
Ungezählte Male gibt es Verweise auf Musik, Bücher und Filme der damaligen Zeit. Das lässt das Buch authentisch wirken, denn der Leser begibt sich in Gedanken auf die gleiche Zeitebene wie die Protagonisten.
Für mich ist "Gegen die Welt" ein unkonventionelles, mutiges Buch, das die Experimentierfreudigkeit eines jungen Autors belegt, der zum Teil mit Althergebrachtem und literarischem Einerlei bricht. Trotz meiner Kritik wird Jan Brandt bei mir nicht in Vergessenheit geraten. Auf einen neuen Romanen von ihm bin ich sehr gespannt.

11 von 18 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.02.2012
Der Schwur der Sünderin
Zinßmeister, Deana

Der Schwur der Sünderin


ausgezeichnet

Unmittelbar an den Vorgängerroman „Die Gabe der Jungfrau“ knüpft dieser zweite Teil an. Durch geschickt eingebaute Erinnerungen könnte man diesen auch ohne Kenntnis des Vorgängers genießen. Wie schon der erste Teil ist auch dieser ein wirklicher historischer Roman. Deana Zinßmeister lässt den Leser mit den Romanfiguren Geschichte erleben. Dafür integriert sie die Ergebnisse ihrer umfangreichen Recherche gekonnt in das Geschehen und beim Lesen erschließen sich fundiert, aber unaufdringlich, die Lebensumstände sowie gesellschaftliche und politische Zusammenhänge der damaligen Zeit. Äußerst interessant beschrieb die Autorin die sich ihrem Ende entgegengehenden Bundschuhaufstände und damit das Doppelleben des Anführers der Bundschuhbewegung Joß Fritz alias Daniel Hofmeister. Auch in diesem Roman liegt ihr Fokus auf den einfachen Menschen. Sehr einfühlsam schildert sie die Lebensumstände und Ansichten der Dorfbewohner, die allem Unbekannten gegenüber sehr skeptisch auftreten, Aberglauben nachhängen und Gerüchten gern Glauben schenken. Darunter hat am meisten Veit zu leiden. Seine innige Beziehung zu den Wölfen jagt den Menschen Angst ein, sie glauben die gegen ihn erhobenen Vorwürfe und unterstützen die Diffamierung leichtgläubig.
Häufig kann bei Fortsetzungen der 2. Teil nicht mehr an das Niveau des ersten Teils anknüpfen, nicht so bei diesem Roman. Deana Zinßmeister gelingt es scheinbar mühelos, die Atmosphäre und den roten Faden wieder aufzunehmen. Ihre Charaktere entwickeln sich ohne Unterbrechung weiter. Sie werden gefühlvoll und realistisch in ihren guten und nicht so guten Eigenschaften beschrieben und wachsen dem Leser schnell ans Herz.
Diesen überzeugenden, sehr gelungenen historischen Roman runden eine im Buch enthaltene Karte, ein Personenverzeichnis und ein ausführliches Nachwort ab. Darin gibt die Autorin Auskunft darüber, welche Ereignisse und Personen real waren und welche ihrer Fantasie entsprangen. Aber eigentlich ist das ganz egal. Denn genau so, wie sie die Geschichte um die Familie Hofmeister geschrieben hat, hätte sie sich wirklich zugetragen haben können. Was wünscht man sich als Leser mehr? Eigentlich bleibt nur noch ein Wunsch offen, der nach weiteren unterhaltsamen, spannenden und bewährt guten Romanen der Autorin.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.10.2011
Die Sprache der Schatten
Goga, Susanne

Die Sprache der Schatten


sehr gut

Susanne Goga führt ihre Leser ins Berlin des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Die Stadt ist im Aufbruch, den einen bietet sie Möglichkeiten des gesellschaftlichen und beruflichen Aufstiegs, den anderen bietet die Anonymität der Großstadt die Möglichkeit, unauffällig ihr Leben zu leben. In „Die Sprache der Schatten“ begegnet wir beiden Welten. Da ist die junge Fabrikantenwitwe Rika, in die sich der nicht viel jüngere Stiefsohn Alexander verliebt hat, die bemüht ist, nach dem Tod ihres Mannes, die Familie zusammenzuhalten und gleichzeitig ihren eigenen Weg weiterzugehen. Alexander hingegen strebt nach gesellschaftlichen Aufstieg und beruflicher Anerkennung. Er ist ehrgeizig und versucht nicht zuletzt durch seine ganz persönliche Familienplanung, seine Ziele durchzusetzen. Unter denen hat besonders die Schwester Anna zu leiden. Sie ist in einen jungen Juden verliebt, soll aber durch ihre Heirat mit einem Adligen, dem Bruder die Wege in die höhere Gesellschaft ebenen. Stephan Rungrath ist im Auftrag des Vaters, eines Stofffabrikanten, in Berlin. Hier sieht er auch die Möglichkeit unbemerkt seine von Gesetz wegen verbotenen sexuellen Neigungen auszuleben. Nicht zuletzt lernt der Leser den Maler Anthonis kennen, der seinen Lebensunterhalt mit Scherenschnitten bestreitet, so ungewöhnliche Bilder malt und an der damals noch unbekannten Prosopagnosie. leidet.
„Die Sprache der Schatten“ war der erste Roman, den ich von der Autorin Susanne Goga gelesen habe. Umso überraschter war ich, welchen Glücksgriff ich damit machte. In diesem historischen Roman werden eine Vielzahl von Themen angeschnitten. Sei es die Modebranche, die zunehmende Industrialisierung, das schwierige Leben der einfachen Arbeiter, die Gesichtsblindheit des Malers, die Probleme Homosexueller und der aufkeimende Antisemitismus, um nur die wesentlichen zu nennen. Diese thematische Fülle lässt den Roman aber keineswegs überfrachtet erscheinen. Alle Probleme werden genau dosiert in die Handlung eingefügt und ergeben in ihrer Gesamtheit, ein harmonisches Zeitbild des damaligen Berlin. Neben Berlin spielt ein Teil der Handlung im ehemaligen München-Gladbach. Damit eröffnet die Autorin ihren Protagonisten nicht nur eine weitere Bühne, sie setzt ihrer Heimatstadt auch in gewissem Sinne ein Denkmal.
Ein weiteres Highlight in diesem Roman ist die Zeichnung der Charaktere. An erster Stelle möchte da Alexander Hesse nennen. Der bei höher gestellten Personen gern buckelt und sich anbiedert, ihm Untergebene aber mit Unbeugsamkeit und Härte behandelt. Er selbst steckt fest in des Vater Fußstapfen, denen er jedoch nicht gewachsen ist. Dieser so spezielle Charakter wurde von Susanne Goga mit bewundernswerter Feinheit beschrieben. Aber auch die Frauen sind nicht nur vorwärtsstrebend. Sie werden liebenswert durch ihre Zweifel, ihre gelegentliche Naivität, aber andererseits bestechen sie durch Charakterstärke und Gewitztheit. Keine der Figuren ist nur gut, Schwarz-Weiß-Malerei ist der Autorin fremd. Die Sorgen und Nöte der Protagonisten sind geschickt in die Handlung eingebunden, sie wirken lebensnah und geben dem Roman das ganz besondere Zeitkolorit. Trotz der anspruchsvollen Themenfülle ist der Roman wunderbar leicht zu lesen. Man taucht ab in einer vergangenen Zeit, egal ob man den Schauplatz kennt oder nicht, die Autorin übernimmt die Führung in eine vergangene Zeit und lässt sie vor dem inneren Auge wieder auferstehen.

Bewertung vom 09.10.2011
Torso
Fleischhauer, Wolfram

Torso


sehr gut

In einem Abrisshaus im Osten von Berlin findet die Polizei einen grausig mit Tierteilen dekorierten zur Schau gestellten Frauentorso. Hauptkommissar Zollanger hat so etwas in seiner langjährigen Laufbahn als Kripo-Beamter, sowohl in der ehemaligen DDR als auch im vereinten Deutschland, noch nicht gesehen. Während er mitten in den Ermittlungen steckt, kämpft Elin Hilger darum, die Ermittlungen um den als Selbstmord abgetanen Tod ihres Bruders Eric, er war IT-Spezialist, wieder aufrollen zu lassen. Dazu braucht sie Zellangers Unterstützung, er war mit diesem Fall betraut. Gleichzeitig verschwindet die Bankierstochter Inga Zieten, deren Vater unter allen Umständen die Polizei aus den Ermittlungen heraushalten will.
Wolfram Fleischhauers Genre-Palette ist weit gefächert. Mit „Torso“ gab er sein Debüt als Thriller-Autor. Mit viel Thrill begann er auch die Handlung, die um das Jahr 2002 in Berlin angesiedelt ist. Die Beschreibung des makaber in Szene gesetzten Torsos ist sicher nichts für Zartbesaitete und Leser mit schwachen Nerven, sie ist ungeschönt, grauenhaft und dabei sehr gut vorstellbar. Dann baut er um die drei Handlungsstränge eine intelligent konstruierte, vielschichtige und gleichzeitig komplexe Geschichte auf. So werden Machenschaften in der Finanzwelt, Korruption, organisiertes Verbrechen, Stasivergangenheit thematisiert, ohne den Thriller damit zu überladen. Im Mittelpunkt von „Torso“ steht nicht wie üblich die Ermittlungsarbeit der Polizei, sie wird zwar nie aus dem Auge verloren, es geht aber um mehr, es geht um Moral, Ethik und Verantwortung. So ist auch die auf den ersten Blick recht skurril erscheinende Elin Hilger für diesen Roman in ihrer Andersartigkeit ein Glücksgriff. Weitgehende Konsumverweigerung steht konträr zu der Skrupellosigkeit und der maßlosen Gier der Banker. Auch an anderen Stellen kommt Fleischhauer in seinem Thriller – ungewohnt für dieses Genre, aber deshalb um so bemerkenswerter – ins Philosophieren. Die Charakterisierung der Personen fand ich sehr gelungen. Alle wirkten in ihrem Auftreten ehrlich, echt und glaubwürdig, wenn auch mitunter kauzig, sonderbar und bizarr. Ein wenig vermisst habe ich diesem Thriller den von mir so geschätzten ausgefeilten Sprachstil des Autors, das ist aber wohl eher dem Genre anzulasten als der Schreibkunst Wolfram Fleischhauers. Mich hat dieser Thriller, einschließlich des Nachwortes, sehr gut unterhalten. Lediglich das Ende fand ich etwas zu konstruiert und auch etwas zu schnell herbeigeführt. Nicht alle Fragen wurden direkt geklärt, aber da sei es der Fantasie des Lesers überlassen, die eigenen Schlüsse zu ziehen. Eine Bewertung fiel mir nicht leicht, gern hätte ich 4,5 Sterne vergeben.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.07.2011
Kapitän Nemos Bibliothek
Enquist, Per Olov

Kapitän Nemos Bibliothek


sehr gut

„Kapitän Nemos Bibliothek“ ist die Geschichte zweier Jungen, die nach der Geburt vertauscht wurden und Jahre später aus ihren Familien herausgerissen wurden, damit das Versehen rückgängig gemacht wurde.
Aus Erinnerungsfetzen aneinandergereiht, so setzt sich, je weiter man sich durch dieses Buch liest, Puzzleteil mit Puzzleteil zusammen und erst am Ende des Romans ergibt sich ein (fast) vollständiges Bild. Zu Beginn haderte ich etwas mit dieser Erzählweise, weil ich zu schnell viel mehr erfahren wollte. Man musste sich bewusst auf diesen Stil einlassen und seinen Gedanken Zeit geben. Im Nachhinein betrachtet finde ich diese fragmentarische Erzählweise genial, spiegelt sie doch nicht zuletzt die innere Zerrissenheit des Erzählers auch Jahre nach dem Rücktausch wider.
Immer wieder flüchtet sich der Ich-Erzähler in seine Suche nach Gott und in seine Fantasiewelt, die Bibliothek von Jules Vernes Kapitän Nemo, weil er sonst das Leben nicht aushalten würde.
Der gesamte Roman war durch eine äußerst bedrückende Atmosphäre gekennzeichnet. Es war kein bisschen Frohsinn oder Hoffnung darin zu finden. Das machte es mir auch schwer eine gewisse Lesefreude zu entwickeln, zumal dieses unendlich traurige, auf mich sehr intensiv und verstörend wirkende Buch seine geballte Wirkung auch erst nach der Lektüre entfaltet. Es hat mich lange, nachdem ich es zurück ins Regal gestellt habe, noch sehr bewegt und wird keineswegs das letzte Buch des Autors gewesen sein, dem ich meine Aufmerksamkeit schenken werde.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.07.2011
Das Spiel des Sängers
Schacht, Andrea

Das Spiel des Sängers


ausgezeichnet

Andrea Schacht führt ihre Leser in diesem Roman auf die Burg Langel zur Zeit der Minnesänger. Dort will Ritter Ulrich wegen des Mordes an dem Burgherren Eberhard die Lehennachfolge klären. Neben den Bewerbern ist auch der Barde Hardo Lautenschläger eingeladen worden. Er soll für eine gute Stimmung in der Runde sorgen. Aber ist die Unterhaltung der Gäste wirklich sein ausschließliches Anliegen? Diese Frage stellt sich nach dem Mord am Burgvogt und einem Anschlag auf Hardo um so dringender. Wer hatte ein Motiv? Oder besser, wer hatte keines? Ritter Ulrich will die Tat auf seine ganz persönliche Art und Weise lösen. Er lässt die Zugbrücke hoch ziehen. Da die Burg nun nicht mehr verlassen werden kann, muss auf Gedeih und Verderb jeder mit jedem auskommen und jeder weiß, eine(r) hat die Tat begangen. Die Spannung zwischen den Gästen nimmt zu, als ihnen bewusst wird, dass die von Hardo allabendlich vorgetragene Minne seine Lebensgeschichte ist, die weit mehr mit der Burg verbandelt ist als viele erwarteten und in der sich einige von ihnen wieder finden.

Andrea Schachts Romane sind für mich inzwischen schon ein Garant für gute Unterhaltung. Sie helfen mir beim Abschalten nach einem stressreichen Arbeitstag. So erging es mir auch mit „Das Spiel des Sängers“. Mit dem ihr eigenen Humor und Wortwitz schafft die Autorin es, die Zeit der Minne vor meinem inneren Auge mit Leben zu erfüllen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass sie ihre Charaktere sehr gekonnt und einfühlsam in die Geschichte einbringt. Man spürt, dass die Akteure Andrea Schacht am Herzen liegen und so berichtet sie über Hardo, Ulrich, Engelin, Casta, Margarethe und wie sie alle hießen auch mit einem Augenzwinkern und natürlich taucht auch wieder ein Katerchen in der Handlung auf. Von Beginn an war dieses Buch spannend und auch als das Ende absehbar war, büßte es nichts von seinem Reiz ein. Das ist wohl auch der Tatsache geschuldet, dass Hardo in seinen Gesängen immer nur häppchenweise Episoden aus seinem Leben preis gibt und dann wieder die Ent- und Verwicklungen der Burggäste thematisiert werden. Dadurch, dass die in der Handlung vorkommenden Personen auf der Burg eingeschlossen sind, berichtet Andrea Schacht über ein sehr abgeschottetes Terrain. Manchmal fühlte ich das Flair der guten, alten englischen Krimis. Dabei hatte ich ja eigentlich einen reinen historischen Roman erwartet. Zu der Krimihandlung und der Historie kam noch die eine oder andere offene oder versteckte Liebelei und somit waren alle Bedingungen für flüssig zu lesende, humorvolle und auch spannende Unterhaltung gegeben. Abgerundet wurde sehr positive Gesamteindruck durch die passend zu Handlung eingefügten Texte alter Minnegesänge und die sehr ansprechende Gestaltung des Buches.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.06.2011
Das Geheimnis des Notizbuchs
Haas, Eve

Das Geheimnis des Notizbuchs


ausgezeichnet

Eve Haas erfuhr von der Existenz des geheimen Notizbuches bereits in jungen Jahren. Gleichzeitig wurde ihr das Versprechen abgenommen, dieses Geheimnis auch weiterhin zu bewahren. Zum Glück für die Leser, aber auch für die Historiker, begann sie doch viele Jahre später mit Nachforschungen, die sie bis in die für die Öffentlichkeit verschlossenen DDR-Archive führte. Das Ergebnis ihrer jahrelangen und unermüdlichen Ahnenforschung glich aber einer kleinen historischen Sensation. Das Leben des August von Preußen, Eve Haas' Ururgroßvater, erschien in einem ganz neuen Licht, waren seine Ehe mit Emilie und die gemeinsame Tochter Charlotte weitgehend unbekannt. Als Leser begleitete man Eve Haas von dem Zeitpunkt, an dem sie von dem Notizbuch erfuhr, bis hin zu dem Tag, der ihr auch die letzte dunkle Stelle der Familienbiografie erhellte. So setzte man gemeinsam mit der Autorin ein Puzzle zusammen, dass spannend wie ein guter Krimi war. Veröffentlicht hat die Autorin ihr Buch erst im Alter von 85 Jahren, es ist ihr Lebenswerk. Da Eve Haas ihr Buch in der Ich-Form schrieb, fühlt man sich als Leser besonders angesprochen und in die Forschung involviert. So bekamen besonders ihre Nachforschungen im DDR-Archiv den gewissen Kick. Auch wenn mich da ein wenig das Gefühl beschlich, dieser Abschnitt ihrer Suche, sei besonders düster geschildert worden. Aber bei ihrer Vergangenheit empfindet man den Aufenthalt in einem totalitären System mit Sicherheit auch besonders bedrohlich. Mit ihrem Buch bringt Eve Haas dem Leser nicht nur ihre eigene bewegte Familiengeschichte nahe. Sie bereitet damit gleichzeitig ein Stück bisher unbekannter preußischer Geschichte auf, die höchst interessant ist und auch angesehene Historiker beeindruckt hat.
"Das Geheimnis des Notizbuchs" ist eine wahre Familiengeschichte, die ich sehr gern und mit viel Begeisterung gelesen habe. Die angenehme Sprache und die gut aufbereiteten historischen Fakten machten das Buch zu einem Leseerlebnis.