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Hightower667
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Enger

Bewertungen

Insgesamt 116 Bewertungen
Bewertung vom 05.05.2022
Die Knochenleser
Ross, Jacob

Die Knochenleser


sehr gut

Buchcover und Titel des Buches ließen mich anfangs auf einen weiteren typischen Forensik Krimi schließen. Nicht ganz wie ich schnell feststellen musste. Einiges ist anders bei diesem Buch. Das fängt schon mal beim Schauplatz an. Ort der Handlung ist nämlich die Karibikinsel Camaho, eine Insel der Kleinen Antillen.

Auch der ungewöhnliche Schreibstil fällt einem sofort auf. Es wurde nämlich versucht, die Sprache der Einheimischen ins Deutsche zu übersetzen. Ich habe dies als sehr gelungen empfunden, auch wenn es mir manchmal ein wenig merkwürdig vorkam. Es war auf jeden Fall mal was anderes!
Die Charaktere haben mir sehr viel Freude bereitet. Allen voran Michael „Digger“ Digson als Polizist, der auf ziemlich unorthodoxe Weise zu diesem Beruf kommt. Es bringt einfach Spaß seinen Weg als Polizist weiter mitzuverfolgen. Das Buch versprüht ne Menge Wortwitz und ist in seiner Gesamtheit eher unkonventionell, was ich sehr begrüße.

Der zu bearbeitende Kriminalfall ist aus meiner Sicht solide, aber auch nichts wirklich besonderes. Dies wird aber durch die oben genannten Punkte wieder ausgeglichen.

Ich kann das Buch empfehlen. Man muss sich aber auf ein paar Dinge abseits des Standardkrimis einstellen. Dann hat man viel Freude beim Lesen.
Ich freue mich auf Band 2!

Bewertung vom 04.04.2022
New York und der Rest der Welt
Lebowitz, Fran

New York und der Rest der Welt


gut

Fran Lebowitz scheint ein echtes New Yorker Phänomen zu sein. Jüngst wurde ihr sogar eine eigene Doku-Serie von niemand anderem als Martín Scorsese gewidmet. Da ich Fran Lebowitz lieber zuerst über ein Buch kennenlernen wollte, verkniff ich mir das Anschauen der Serie und griff zum vorliegenden Buch.
Die hier enthaltenen Erzählbände „Metropolitan Life“ und „Social Studies“ sind datiert auf die Erscheinungsjahre 1978 bzw. 1981. Dazu kommen kommen Kolumnen für verschiedene Magazine aus den letzten Jahrzehnten.
Und hier kommen wir zum Hauptproblem des Buches. Viele Themen wirken einfach veraltet und nicht mehr zeitgemäß. Klar, die Autorin weiß mit Worten umzugehen und ist auch ziemlich derbe in ihren Aussagen, aber lustig und unterhaltsam ist dies größtenteils nicht. In den 70er und 80er Jahren war es bestimmt ungewöhnlich, wenn eine Frau so lautstark gegen alles und jeden wetterte. In die Jetztzeit wurde diese Leistung aber nicht getragen.
Gelegentlich musste ich aber dennoch schmunzeln. Etwa wenn es um das Pro oder Contra zum Thema Kinder geht oder um die Verderber der Jugend in Form von Digitaluhren und Taschenrechnern.
Um zum Schluss nochmals auf den Anfang der Rezension zu kommen: Fran Lebowitz funktioniert in New York und leider nur bedingt im Rest der Welt!
Schade.

P.S.: Das Buchcover ist wirklich gut gelungen und ein echter Hingucker.

Bewertung vom 22.03.2022
Chopinhof-Blues
Silber, Anna

Chopinhof-Blues


ausgezeichnet

Anna Silber hat mit ihrem Erstlingsroman Chopinhof Blues ein solides Buch abgeliefert. Schon der Titel und das Buchcover lassen erahnen, dass es in dem Buch eher ernst als lustig zugeht.

Die sechs Protagonisten im Buch, die mehr oder weniger miteinander verbunden sind, versuchen mit ihren jetzigen Lebenssituationen zurechtzukommen. Alle kommen aus unterschiedlichen Familienverhältnissen. Alle sind aus verschiedenen Gründen mit ihren Leben unzufrieden und laufen einer Idealvorstellung hinterher. Geplatzte Träume, selbstzerstörerische Beziehungen und ungelöste Familienkonflikte sind die zentralen Themen dieses Buches.

Die Charaktere sind alle absolut authentisch und ähnliche Situationen hat jeder Erwachsene, wenn auch vielleicht nicht ganz so krass, bestimmt auch selber schon erlebt. Dieses Buch beschreibt das unwiderrufliche Ende der Jugend. Den weiteren Weg bestimmen nur wir selber. Wohin der Weg von Katja, Thilo, Ádám, Aniko, Esra und Daniel führen wird ist ungewiss, aber das ist auch irgendwie spannend!

Mir hat das Buch sehr gefallen. Die Geschichte wird sehr nüchtern erzählt. Bis auf Ádám wirkt auch keiner der Protagonisten sehr sympathisch. Die Charaktere bleiben leicht oberflächlich und nicht alle Konflikte scheinen lösbar, aber genau dies hat mir sehr gefallen, da das Leben einfach so läuft. Ein schöner Erstling!

Bewertung vom 08.03.2022
Via Torino
Leuthner, Aja

Via Torino


ausgezeichnet

Die Autorin Aja Leuthner erzählt in ihrem Roman „Via Torino“ eine deutsch-italienische Familiengeschichte über drei Generationen. Im Mittelpunkt stehen dabei Eleonora, Rosalia und Milena. Alle drei gehören einer Familie an, alle drei stehen für eine Generation dieser Familie.
Es sind starke Frauen, die ihren Weg gehen, für ihre Überzeugungen kämpfen, auch wenn der Weg noch so steinig ist. Die Charaktere und ihre Entscheidungen sind glaubhaft und nachvollziehbar.

Italien als Ort der Handlung ist geschickt gewählt, entsteht während des Lesens doch eine Art Fernweh. Zu gerne wäre man mit den Protagonisten real vor Ort.

Es macht Spaß dieses Buch zu lesen. Innerhalb weniger Tage habe ich das Buch durchgelesen. Die Zeitsprünge in dem Roman sorgen nicht dafür, dass man die Orientierung verliert. Man kann sich richtig in der Geschichte verlieren und wird mit einer tollen Erzählung belohnt!

Kurze Anmerkung zum Buchcover: Es ist sehr gelungen, die großen Buchstaben wirken wie eine Einladung zum Lesen.

Bewertung vom 07.02.2022
Strahlemann
Schaefer, Fritz

Strahlemann


sehr gut

Der 1Live Moderator Fritz Schäfer erzählt in diesem Buch von seinen Erlebnissen in der Kindheit und Jugend!
Das ist oftmals sehr komisch, so dass man einfach laut auflachen muss beim Lesen. So zum Beispiel, wenn der Autor von der Beziehung seiner Großeltern untereinander erzählt. Dann wird es aber auch mal sentimental, wenn es um die erste große Liebe geht.
Es sind Episoden aus dem Leben des 1997 geborenen Fritz Schaefer, die man teilweise so oder so ähnlich auch schon mal erlebt hat. Man kann sich mit dem Autor und seinen Erlebnissen identifizieren. Dies macht das Buch auch so sympathisch.
Selbst wenn die einzelnen Episoden mal nicht so angenehm sind, bekommt es der Autor hin, ihnen am Ende etwas Positives abzugewinnen. Und das soll schon was heißen. So nehmen die Geschichten auch Bezug auf den Titel des Buches.
Das Buch lässt sich leicht weg lesen. Angenehmer Schreibstil. Die Kapitel haben die richtige Länge um das Interesse nicht zu verlieren. Zum Ende hin flacht das Buch ein wenig ab. Insgesamt gebe ich aber eine klare Leseempfehlung ab.

Bewertung vom 25.01.2022
Der letzte Sommer in der Stadt
Calligarich, Gianfranco

Der letzte Sommer in der Stadt


ausgezeichnet

Aufmerksam geworden auf das Buch bin durch das ins Auge stechende Buchcover. Der Zigarette rauchende Mann scheint einen, auch durch die Sonnenbrille hindurch, direkt anzusehen. Dies und der Titel haben mein Interesse geweckt.

1973 erschien die Originalausgabe des Buches. Jetzt, 49 Jahre später gibt es erstmals eine deutsche Übersetzung dieses tollen Buches.
Worum es geht? Es ist die Geschichte von Leo Gazzarra, der nach Rom zieht und dort mit Ende zwanzig sein Leben in vollen Zügen genießt. Eines Tages lernt er Arianna kennen und sein Leben, wie er es kennt, ändert sich für immer.

Nach dem Lesen dieses Buches war ich einfach überwältigt. Der Autor versteht es sehr gut mit seinen Worten, Bilder im Kopf zu erzeugen, so dass man regelrecht in einen Bilderrausch gerät. Man ist mit Leo vor Ort in Rom und erlebt seine Geschichte mit ihm.

Einige Male habe ich ein Glas Rotwein bei der Lektüre des Buches vor dem Kamin genossen, weil es einfach gepasst hat.
Bei diesem Buch habe ich extra Lesepausen eingepflegt, damit ich es länger lesen kann.

Ein ganz besonderes Lob geht an die Karin Krieger,
die es ganz toll hinbekommen hat, den Text von 1973 so lebendig und ausdrucksstark ins Deutsche zu übersetzen. Man kann sich sehr gut in das politische und kulturelle Italien der 70er Jahre hineinversetzen.

Inhaltlich möchte ich nicht weiter auf das Buch eingehen, da ich denke, dass sich jeder Leser einfach auf das Buch und die Geschichte freuen soll. Es lohnt sich.
Ich habe lange kein so schönes Buch mehr gelesen. Danke!