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Benutzername: 
Gela
Wohnort: 
Niedersachsen
Über mich: 
Ob Krimi, Belletristik, Biografie oder Dokumentation. Ich mag Bücher und reise gerne mit ihnen in andere Welten.
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 141 Bewertungen
Bewertung vom 03.09.2015
In jenen hellen Nächten
Jacobsen, Roy

In jenen hellen Nächten


gut

Das Leben auf den norwegischen Inseln Anfang des 20. Jahrhunderts ist hart und einsam. Für die Familie Barrøy ist ihre Insel Lebensmittelpunkt, denn außer ihnen lebt hier niemand. Über mehrere Jahrzehnte wird das Zusammenspiel von Natur und Mensch beschrieben. Wer hier leben muss, hat sich den Naturgewalten anzupassen. Erst der technische Fortschritt führt zu Veränderungen, die das Gleichgewicht der Familie bedrohen.

Roy Jacobsen hat mit diesem Buch eine besondere Stimmung eingefangen. Der leise Einstieg in die Geschichte hat mir sehr gefallen. Um die Menschen zu verstehen, muss man erst mit der Natur vertraut werden. Sehr eindrucksvoll wird das raue Meer und die kleine karge Insel Barrøy beschrieben. Man hat eine ganze Galerie voller Bilder vor Augen. Das abgeschiedene, einsame Leben der kleinen Familie kann man sich gut vorstellen.

Hans und Maria Barrøy leben zusammen mit ihrer Tochter Ingrid, Hans Schwester Barbro und deren Vater Martin auf der Insel. Jeder hat seine festen Aufgaben, die nicht hinterfragt, sondern getan werden. Gerade in der Zeit, während Hans über Monate auf den Lofoten zum Fischfang unterwegs ist, scheint das Leben zu erstarren. Viel wird nicht gesprochen, denn alle Handgriffe wurden schon so oft durchgeführt, dass jedes Wort überflüssig erscheint.

Der Mensch bedeutet hier wenig. Der Kampf ums Überleben ist Alltag. Ob es eine große Dürre ist, die das wenige Trinkwasser gefährdet oder der Kampf mit einem Boot auf dem Meer, das Schicksal wird so genommen, wie es ist. Ihre kleine Welt zu verlassen und ein einfacheres Leben zu führen, wird für jeden nur kurz ein Gedanke, der gleich wieder verfliegt.

"Niemand kann eine Insel verlassen, eine Insel ist ein Kosmos im Taschenformat, wo die Sterne im Gras unter dem Schnee schlafen. Aber es kommt vor, dass jemand es versucht. Und an einem solchen Tag weht ein sanfter Ostwind."

Als Leser ist man Beobachter, wird bewusst von der Handlung ausgeschlossen. So werden die Charaktere auch eher oberflächlich und distanziert beschrieben.

"Es gibt auf der ganzen Welt keine Zwölfjährige, die mehr kann als Ingrid, sie ist eine Tochter des Meeres, die die wogenden Wellen nicht als Gefahr oder Bedrohung sieht, sondern als Weg und Lösung, für fast alles."

Obwohl der teilweise schon poetisch anmutende Schreibstil und die eindrucksvollen Naturschilderungen mich angesprochen haben, fehlte mir eine Handlung. Die Familie Barrøy blieb mir bis zum Ende fremd und emotionslos.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.08.2015
Klassentreffen bei Miss Braitwhistle / Miss Braitwhistle Bd.4
Ludwig, Sabine

Klassentreffen bei Miss Braitwhistle / Miss Braitwhistle Bd.4


ausgezeichnet

Die ehemaligen Schüler der Klasse 4a gehen inzwischen alle auf verschiedene Schulen. Doch irgendwie vermissen sich alle ein wenig. Henni organisiert in der alten Klasse ein Treffen und alle kommen, leider auch die verhasste Klassenlehrerin der Parallelklasse. Gerade als die Stimmung kippt, taucht die wundervolle Miss Braitwhistle auf, die alle zu einer Christmas Party einlädt. Father Christmas darf dabei natürlich nicht fehlen und viele Wünsche gehen auf wundervolle Weise in Erfüllung.

Sabine Ludwig kann mit ihrem schwungvollen Sprachwitz auch im vierten Band rund um Miss Braitwhistle die jungen wie auch die erwachsenen Leser sofort für sich gewinnen. Wer die zauberhafte Lehrerin noch nicht kennt, wird auch als Einsteigerbuch von dieser Geschichte begeistert sein. Kurze Kapitel und lustige Illustrationen von Susanne Göhlich eignen sich besonders für Selbstleser. Das empfohlene Lesealter ist mit 8 - 10 Jahren angegeben.

Anders als in den vorherigen Bänden steht nicht der Schulalltag im Vordergrund, sondern das Wiedersehen der Schüler mit ihrer Ex-Lehrerin. Diese hat für ihre ehemaligen Schüler eine magische Christmas Party ausgerichtet. Als Überraschungsgast taucht im Kamin Father Christmas auf, der für jedes Kind einen Knallbonbon in den Kaminstrumpf gesteckt hat. Jeder darf sich etwas wünschen, es muss nur allen Spaß machen. Die unterschiedlichsten Wünsche werden geäußert und nicht jeder ist von dem Ergebnis angetan.

Viel Spaß haben uns die unterschiedlichen Charaktere bereitet. An erster Stelle natürlich Miss Braitwhistle mit ihrem Sprachwitz. Als Vorleserin hatte ich besonders viel Freude, ihre Sätze vorzulesen:

"Wenn du so was noch mal machst, Junge, bekommst du einen Eintrag. Schreib's dir hinter die Ohren!" Miss Braitwhistle hat eine Augenbrauche hochgezogen. "Oh, mussen Ihre Schuler hinter die Ohren schreiben? Nicht mehr in die Heft? How interesting."

Aber auch alle anderen Figuren werden liebevoll beschrieben. Jedes Kind hat einen hohen Wiedererkennungswert, ob es Max ist, der nur ans Essen denkt, oder Hugo, der immer Angst davor hat, was seine Mutter wohl zu allem sagt. Selbst die verbitterte, böse Frau Sauermann trägt zu vielen Lachsalven bei.

Wir sind nur so durch die Geschichte geflogen und haben völlig die Zeit vergessen. Ein größeres Kompliment kann man einem tollen Kinderbuch nicht machen. Die ganze Familie hofft, dass es ein Wiedersehen mit Miss Braitwhistle geben wird.

Bewertung vom 27.07.2015
Kekse im Kosmos
Reeve, Philip

Kekse im Kosmos


sehr gut

Eigentlich sollte Astra auf ihrer 199 Jahre andauernden Reise zum Planeten Nova Mundi tief und fest schlafen. Doch zum Glück wacht sie mittendrin auf und stellt mit Schrecken fest, daß löffelklauende Aliens das Raumschiff überfallen und alle Räume voller Killerkekse stecken, die die Macht an sich bringen wollen. Zusammen mit dem Reparatur-Roboter Pillpall versucht Astra das Raumschiff zu retten.

Philip Reeve beweist, wie herrlich schräg so eine langweilige 199 Jahre lange Reise durch das Weltall werden kann. Voller Wortwitz und ausgefallener Ideen läßt er die zehnjährige Astra durch das Raumschiff schweben. Ihre Begegnungen mit unterschiedlichen Robotern, Aliens und einem geheimnisvollen "Namenlosen Horror" lassen keine Minute Zeit für Langeweile.

Lebendig wird die Geschichte durch die witzigen zweifarbigen Illustrationen von Sarah McIntyre. Die wild gewordenen Kekse bekommen ein Gesicht und beim nächsten Muffin-Schlemmen schaut man zweimal nach, ob dieser nicht auch irgendwo Augen oder Zähne besitzt.

Meine Kinder haben das Buch mit dem ersten Buch "Schwupp und Weg" der beiden Autoren McIntyre und Reeve verglichen. Deshalb gibt es einen klitzekleinen Abzug und deshalb nur 4,49999 Sterne. Begeistert sind wir aber alle von den galaktischen Keksen.
Kindermeinung:
Uns hat der Weltraumabenteuer viel Spaß gemacht. Gefehlt hat uns eine Zeitangabe in welchem Jahr Astra mit ihrer Familie startet. Am Ende hätten wir gern mehr über Nova Mundi und den "Namenlosen Horror" erfahren. So einen Roboter wie Pillpall hätten wir auch gern.

Bewertung vom 27.07.2015
Drei nach Norden
Beckerhoff, Florian

Drei nach Norden


gut

Bei einem gemeinsamen Essen der Freunde Greta, Cassady und dem Halben Belgier kommt das Gespräch auf eine riesige Holzkiste, die bei Greta im Flur steht. Adressat sind zwei alte Menschen in Schweden, die für Greta Heimat und Kindheit bedeuten. Kurz entschlossen brechen die drei mit samt der Kiste von Berlin nach Schweden auf. Was völlig harmlos beginnt, endet in einem fulminanten Chaos, denn: "Wer hier kein guter Mensch ist, der ist schlecht".

Florian Beckerhoff Roadmovie wechselt von oberflächlich zu tiefsinnig und wieder zurück. Die Sprünge sind nur schwer nachvollziehbar. Die Hauptakteure Greta, Cassady und der Halbe Belgier machen es dem Leser nicht leicht. Es fällt schwer Sympathiepunkte für die drei zu finden. Greta setzt alle Hebel in Bewegung um die Kiste ans Ziel zu bringen - ich habe das Gefühl die Kiste symbolisiert ihr Leben, das es zu retten gilt.

Von einem Roadmovie hätte ich mehr landschaftliche Eindrücke, ein "Unterwegssein" erwartet. Tatsächlich erfährt man mehr über exzessiven Alkohol- und Zigarettengenuss, unterbrochen von zweifelhaften kulinarischen und körperlichen Aktivitäten.

Laut Klappentext soll es sich um "eine grandios komische Roadnovel über drei charmante Helden und den Mut, das Leben in die Hand zu nehmen" handeln. Meine Leseerwartung war dementsprechend hoch. Doch dem Sarkasmus, den Spitzen gegen den schwedischen König und die Spöttelei auf die Deutschen konnte ich nichts abgewinnen. Humor ist eine Sache für sich. Ich habe ihn leider in diesem Buch nicht gefunden.

"Wir hängen wie Wäsche an einer Leine zwischen gestern und morgen" ... :

so der Halbe Belgier, der bis zum Ende keinen Namen bekommt.

Natürlich spürt man, wie die drei verzweifelt ihre Identität und Freiheit suchen, aber bis auf die letzten beiden Kapitel war alles viel zu verworren und zusammenhanglos aneinandergehängt.

Mir fehlte die Atmosphäre eines Roadmovies. Am Ende konnte ich mich aber ein wenig mit der Story anfreunden.

Bewertung vom 27.07.2015
Seebestattung
Manski, Natascha

Seebestattung


sehr gut

Ein verlorenes Handy läßt den Abiturienten in das eiskalte Wasser am Wattensteg in Butjadingen steigen. Was er findet, ist eine entstellte Frauenleiche, die im Wasser treibt. Hauptkommissarin Tomma Petersen ermittelt wegen Mordes an der Marketingleiterin der Hafengesellschaft. Schnell erhärtet sich der Verdacht, daß es sich um eine Beziehungstat handeln könnte. Doch wie passt eine anonyme E-Mail mit dem Hinweis auf Waffenhandel durch die Handelsgeselschaft dazu? Als es einen weiteren Mord gibt, muss die Hauptkommissarin handeln.

Natascha Manski hat einen flüssigen Schreibtstil, der den Leser mit in die Region der Wesermarsch in Niedersachsen nimmt. Das norddeutsche Flair wird durch viele plattdeutsche Redewendungen und Landschaftsbeschreibungen unterstrichen. Private Einblicke in das Leben der Hauptkommissarin Petersen sowie deren Kollegen Magnus Spandorff lassen die Ermittler natürlich wirken. Der grobe Spandorff wirkt anfangs ruppig und abweisend, wird aber durch immer mehr Details deutlich sympathischer. Bei Tomma Petersen wird zu häufig darauf hingewiesen, daß sie Probleme mit ihrer asiatischen Herkunft zwischen all den gestanden Küstenbewohnern hat. Ihre ehrgeizige Berufsauffassung steht ihr oft selbst im Weg und bringt sie unnötig in Gefahr.

Einziger Kritikpunkt sind für mich die vielen englischsprachigen Sätze, die nicht übersetzt werden. Vielleicht sollen sie aber auch verdeutlichen, daß Spandorff sie nicht versteht und Unterstützung von seinem türkischen Kollegen benötigt.

Gekonnt werden von der Autorin falsche Fährten gelegt, die erst am Ende aufgelöst werden. Am Ende bleibt dann noch die Frage offen, wie Tomma sich mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen wird. Aber das wird ja sicherlich im nächsten Band geklärt.

Ein gelungener Regionalkrimi, mit unvorhersehbaren Entwicklungen und einem eigenwilligen Ermittlerteam.

Bewertung vom 27.07.2015
Die Geister-Oma / Max und die Wilde Sieben Bd.2
Dickreiter, Lisa-Marie;Oelsner, Winfried

Die Geister-Oma / Max und die Wilde Sieben Bd.2


ausgezeichnet

Wenn man als Grundschüler in einem Altenheim lebt, muss man mit fiesen Opa-Sprüchen leben. Max findet es eigentlich ganz toll im Altenheim Burg Geroldseck. Zusammen mit seinen wilden Sieben hat er bereits als Detektiv Diebstähle aufgeklärt. Blöd nur, dass seine Mitschüler ihn trotzdem auslachen. Peinlich wird es, als Senior Horst die Fußball-Schulmannschaft zu einem Duell auffordert, wobei Max natürlich in der Alte-Knacker-Mannschaft mitspielen soll. Aber noch viel schlimmer ist, das Vera das Altenheim verlassen will, weil sie von einer Geister-Oma terrorisiert wird. Wenn das keine Aufgabe für Detektiv Max ist.

Lisa-Marie Dickreiter & Winfried Oelsner haben einen lebendigen Schreibstil, der lehrreich, unterhaltsam, spannend und lustig ist. Man merkt ihnen die Freude am Schreiben an. Als Lesealter-Empfehlung wird 8 bis 10 Jahre angegeben. Die Illustrationen von Ute Krause passen gut zur Story und den Charakteren und verleihen einzelnen Szenen noch mehr Gruselfaktor.

Besonders die ungewöhnliche Freundschaft zwischen Max und den Senioren macht den Reiz der Geschichte aus. "Sie sind zwar alt und schrumpelig, aber bloß von außen", sagt Max über sie und genauso haben wir das als Familie beim Lesen auch empfunden. Horst, Vera und Kilian sind tolle Typen, von denen man so einiges lernen kann. Für Max sind sie Ratgeber, Kummerkasten und Freund in einem und eine Menge Spaß kann man mit ihnen auch noch haben.

Die tollen Lebensweiheiten, die überall versteckt sind, gefallen uns sehr.

"Denn wenn man sich nicht mehr so oft sieht, dann kann man auch
nicht mehr so viele Sachen zusammen unternehmen, und dann
gewöhnt man sich langsam an ein Leben ohne seine alten Freunde. So,
wie man langsam eine Telefonnummer vergisst, die man nicht mehr so
oft benutzt.":

Die Geschichte ist in zwei Handlungsstränge aufgeteilt. Auf der einen Seite jagt die wilde Sieben eine Geister-Oma durch das Altenheim, um zu verhindern, dass ihre Freundin Vera das Altenheim verläßt. Hier geht es schon ziemlich gruselig zu, alleinlesende Kinder sollten nicht zu ängstlich sein. Und auf der anderen Seite wird für das Fußball-Duell Schulmannschaft gegen alte Knacker trainiert und der nicht allzu erfreuliche Schullalltag von Max beschrieben.

Besonders gefallen hat uns der Schluss. Denn Max lernt, dass ein Feind nicht unbedingt ein Feind bleiben muss. Manchmal reicht ein einfacher Satz, um sich gegenseitig zu respektieren.

Kindermeinung:
Ich musste ganz viel lachen, zum Beispiel als Oberschwester Cordula zu Ole "Kleine Prinzessin" sagt. Max und seine Freunde von Tisch Sieben erleben tolle Abenteuer. Die gruselige Geister-Oma war schon unheimlich, aber am Ende klärt sich ja alles auf.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.07.2015
Die Insel tanzt
Mommsen, Janne

Die Insel tanzt


ausgezeichnet

Geräteturnen, das wäre was, um sich auf andere Gedanken zu bringen, findet Reetdachdecker Jan Clausen. Doch Leevke, seine 10jährige Tochter überredet ihn dazu, einen Kurs an der neu gegründeten Salsa-Tanzschule auf Föhr zu besuchen. Zu seiner Überraschung gefällt ihm der Tanz und auch die Lehrerin Sina Hansen bringt sein Herz rhytmisch zum Schlagen. Als ein Salsa-Wettbewerb der nordfriesischen Inseln ausgerichtet wird, ist klar, Jan soll tanzen, doch mit wem. Bis zum Tag der Entscheidung wird selbst auf dem Reetdach die Hüfte geschwungen. Doch dann scheint alles zum Scheitern verurteilt.

Janne Mommsenversetzt den Leser in Föhr-Fernweh. Die liebenswerten Charaktere, die hilfsbereiten Föhrer und die unterschwellig mitklingende temperamentvolle Salsa-Musik machen diesen Roman zu etwas Besonderem. Man möchte sofort auf die Fähre und diesen sympathischen Jan Clausen persönlich kennnelernen, seine Tochter Leevke, sieht man förmlich mit dem Fahrrad auf dem Deich fahren und die Bäckersleute in ihrem Laden nach heißen Rhytmen tanzen. Es macht einfach Spaß dieses Buch zu lesen, es sprüht nur so voller Lebensfreude, dass einem nichts anderes übrig bleibt, als gute Laune zu bekommen.

Viele kleine Details geben der Handlung eine persönliche Note. Der herzliche Umgang von Witwer Jan mit seiner Tochter Leevke macht dies deutlich. Um ihr die Angst vor dem rauen Nordseewetter zu nehmen, erfindet er für jedes Wetter einen Namen, macht sie so quasi zu Familienangehörigen.

Ganze Bilderlandschaften entfacht der Autor vor dem Auge des Lesers. Ob es eine einmalig schön geschilderte Ballettaufführung ist oder ein imtimer Salsa-Tanz zwischen den Dünen, man ist spürbar dabei.

Fast hätte ich es vergessen, die Liebe kommt natürlich auch nicht zu kurz.

Ich kann dieses Buch jedem ans Herz legen, der sich zu einer Auszeit vom Alltag verführen läßt und das Tanzen liebt.

Bewertung vom 27.07.2015
Alles Licht, das wir nicht sehen
Doerr, Anthony

Alles Licht, das wir nicht sehen


ausgezeichnet

Aus der geborgenen Sicherheit des Muséum National d’Histoire Naturelle in Paris muss die blinde Marie-Laure 1944 zusammen mit ihrem Vater nach Saint-Malo fliehen. Ihr verschlossener Onkel Etienne bietet ihnen Unterschlupf . Zur gleichen Zeit befindet sich der technisch begabte Wehrmachtssoldat Werner Hauser auf dem Weg nach Saint-Malo, um einen Feindsender der Widerstandskämpfer aufzuspüren. Kindheitserinnerungen von Marie-Laure und Werner führen durch die Kriegswirren.

Anthony Doerr beschreibt in seinem Roman so feinfühlig und bewegend die Zeit von 1934 bis 1944 in Frankreich und Deutschland, dass man förmlich in die Handlung hineingesogen wird. Man vergisst Raum und Zeit und möchte gar nicht mehr aufhören zu lesen. Sanft nimmt der Autor den Leser an die Hand, sodass poetisch schöne Bilder in dieser grauen Zeit entstehen. Kleine, feine Details schweben zwischen den Zeilen und lassen einen immer wieder innehalten. Man schwelgt in wunderbaren Sätzen, dass man sie am liebsten alle herausschreiben möchte.

"Das Meer murmelt in einer Sprache, die durch Steine, Luft und Himmel
dringt".

"Seine Stimme ist tief und sanft, ein Stück Seide, das man in der Schublade
aufbewahrt, nur um es von Zeit zu Zeit herzuholen und zu befühlen.":

Immer wieder gibt es Hinweise auf Licht und Schatten und ein Lied weht leise durch die Handlung "Clair de Lune".

Zwei Handlungsstränge nähern sich langsam an.
Zum einen lernt man den Waisenjungen Werner Hauser aus Essen kennen, der zusammen mit seiner Schwester im Waisenhaus in ärmlichen Verhältnissen lebt. Technikbegeistert macht er sich als Junge schon bald einen Ruf als Radiomechaniker. Durch dieses Talent kommt er auf eine Eliteschule der Nazis, an der er zu zerbrechen scheint. Mehr Instrument als Mensch, tut er seine vermeintliche Pflicht.

Marie-Laure und ihr Vater leben in Paris. Als sie erblindet, wird das Museum ihr neues Zuhause. Die untrennbare Einheit, die Vater und Tochter verbindet ist so wundervoll beschrieben, dass es um so schmerzhafter ist, als sie voneinander getrennt werden. Dieses feinfühlige Mädchen öffnet einem die Augen für Dinge, die man sonst übersieht.

Die Charaktere sind so lebendig, warm, voller Sehnsucht und Qualen beschrieben, das man mit ihnen bangt und hofft.

Eine Leichtigkeit zu erleben, die einen trotzdem erdrückt, Tränen zu weinen und gleichzeitig zu lachen.
Beeindruckend schön und tief bewegend.

Bewertung vom 27.07.2015
Das wilde Määäh und die Monster-Mission / Das wilde Mäh Bd.2
Walder, Vanessa

Das wilde Määäh und die Monster-Mission / Das wilde Mäh Bd.2


ausgezeichnet

Unheimliche Laute dringen aus dem Wald, denn riesige Monster fressen die Bäume. Ham ist entsetzt und hat Angst, sein Zuhause zu verlieren. Der Rat der Tiere beschließt, nichts gegen die Ungetüme zu unternehmen, denn noch ist ja genug vom Wald vorhanden. Bevor Ham einen Plan zur Vertreibung der Monster machen kann, bekommt er eine merkwürdige Botschaft von seinem Freund Quentin. Freundschaft geht vor, und so macht sich Ham auf in ein neues Abenteuer.
Vanessa Walder ist auch mit dem 2. Teil des wilden Määh ein wundervolles Kinderbuch (Familienbuch) gelungen. Es geht um Zusammenhalt, Familie, Freundschaft, aber auch darum nicht immer mit der Meute mitzuheulen und sich unterzuordnen. Manchmal ist das Bauchgefühl einfach stärker und man sollte darauf hören. Untermalt wird die Geschichte mit lustigen Illustrationen von Falk Holzapfel.

Die Tiere werden so liebevoll und warm beschrieben, dass man sie alle einfach ins Herz schließen muss. Dabei hat jeder seinen besonderen Charakter und seine Art zu sprechen. Besonders als Vorlesebuch kommt dies gut zur Geltung, macht aber auch Selbstlesern viel Spaß.

"Der Bär nickte. 'Da hat er recht, das Wolferl mit den Lockerln'." oder
"'Nanu, sagte Stanley. Nu, kiek sich ditte einer an! Wird sind zu spät dran,
wa?":

Ham ist so wundervoll beschrieben. Seine träumerische Art, verbunden mit Mut und Tollpatschigkeit macht ihn so sympathisch.

"Es war so schön, dass es wehtat, dachte Ham. Es tat weh zu wissen, dass er
diesen Ort nicht würde mitnehmen können, dass er ihn nicht teilen konnte
mit allen, die ihn nicht gesehen hatten und nie sehen würden, und dass er
ihn wieder verlassen musste."

Dieses Buch muss man einfach lieben, denn es ist spannend, lustig, lehrreich und man bekommt das Schmunzeln bis zum Ende nicht mehr aus dem Gesicht.

Kindermeinung:
Ham und seine Freunde sind einfach toll. Diesmal war es sehr spannend in der Kanalisation. Solange die Tiere zusammmenhalten, kann ihnen aber nichts passsieren. Gelacht haben wir über den Waschbären Stanley mit seinem Akzent und über die Ratte mit seiner Quietscheente. Die Monster aus dem Wald haben wir auch schon oft gesehen, wir finden sie toll, aber wir sind ja auch keine Waldtiere.