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Bewertungen
Insgesamt 415 BewertungenBewertung vom 23.12.2023 | ||
Die Alpenprovinzen des Römischen Reiches sind so etwas wie die Stiefkinder der Forschung. Die Befundlage ist verglichen mit dem Kernland nicht besonders reichhaltig und Ausgrabungen sind aufgrund des Geländes oft aufwendig und teuer. Schon die alten Römer hielten das Bergland für rückständig und unkultiviert, für sie war es Barbarenland. 2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich. |
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Bewertung vom 22.12.2023 | ||
Fun Fact gleich am Anfang: So etwas wie japanische Backkunst gibt es gar nicht! In Japan wurde Weizen erst nach dem Zweiten Weltkrieg in signifikanten Mengen angebaut und verzehrt, und das japanische Gebäck, das man heute überall im Land kaufen kann, ist ausnahmslos eine Adaption aus Europa und den USA. Das würde die Autorin natürlich nie zugeben, aber nur das aus Klebreismehl gefertigte Wagashi ist originär japanisch, gehört im engeren Sinn jedoch nicht zum Backwerk, denn es wird gekocht und kalt gegessen. 2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich. |
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Bewertung vom 22.12.2023 | ||
Ken Narula ist nicht nur Fotograf, sondern er sammelt alles, was mit seiner bevorzugten Kamera zu tun hat: Leica. Einen geradezu legendären Ruf genießen Leica-Objektive, deren Herstellpräzision und Vergütung unerreicht sind. Narula besitzt eine der größten Leica-Sammlungen weltweit, aber seine Objektive sind eben nicht nur Sammelobjekte, sondern Arbeitswerkzeuge. Wie Andreas Kaufmann im Vorwort richtig anmerkt: Ein Formel-1-Fahrer wird auch in einem VW Golf herausragend fahren, aber zur Geltung kommen seine Fähigkeiten erst in einem technisch ausgereiften Rennwagen. 1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich. |
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Bewertung vom 20.12.2023 | ||
David Sedaris ist wirklich zu beneiden. Seit dreißig Jahren hat er eine literarische Quelle, die nie versiegt: Seine eigene Familie. Sie ist fast so etwas wie ein Modell für den amerikanischen Individualismus, mit sehr ausgeprägten Charakteren, sehr ausgeprägten Meinungen und der bemerkenswerten Fähigkeit, an Krisen nicht zu zerbrechen, egal wie schlimm sie sind. David und die Seinen sind Stehaufmännchen (und -weibchen) wie sie im Buche stehen, was auch dieses Mal wieder von Vorteil ist, denn Florence steht vor der Tür und reißt gleich das halbe Haus mit. Ein Hurrikan dieses Namens zerstörte 2018 das geliebte Familiendomizil an der Küste von North Carolina und dann kam auch noch Corona. Natürlich verarbeitet David selbst die Seuche komisch-literarisch, sei es mit einer Anleitung zum Hamsterkauf oder mit Tipps, wie man die Zeit in seinen eigenen vier Wänden totschlägt, wenn man gewöhnlich auf Lesereisen unermüdlich um die Welt jettet und das auch noch gerne tut. Manchmal habe ich den Eindruck, die Sedaris besitzen auf jedem Kontinent selbstgenutzte Immobilien, außer in der Antarktis. Aber ich bin sicher, da findet sich auch noch ein gemütliches Fleckchen. |
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Bewertung vom 20.12.2023 | ||
Doc Martin - Die komplette Serie Ich kann es kaum glauben, aber Doc Martin hat mich 18 Jahre lang begleitet. Mit ihm habe ich ein halbes Medizinstudium absolviert, weiß, dass ein Pickel niemals ein Pickel ist und dass ich wiederkommen soll, wenn die Beschwerden anhalten. Außerdem bin ich ein Fan vom idyllischen Portwenn geworden, das in Wirklichkeit Port Isaac heißt und das ich bei meiner ersten Cornwall-Reise, die noch aussteht, ganz sicher besuchen werde. Aber mit Doc Martin ist jetzt leider unwiderruflich Schluss, auch wenn nach der 9. Staffel, die ja bereits ein dramaturgisches Ende war, dann doch noch eine Ehrenrunde mit 9 neuen Folgen gedreht wurde. Diesmal bekommt der Doc ein Angebot, das er nicht ausschlagen kann: Er soll die medizinische Fakultät am Imperial College leiten, in London, und das bringt nicht nur Mrs. Tishell zur Verzweiflung. 2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich. |
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Bewertung vom 18.12.2023 | ||
Es ist zwar nicht die erste, aber doch eine der ersten Soap Operas der Literaturgeschichte: „Jahrmarkt der Eitelkeit“ erschien als Fortsetzungsroman über anderthalb Jahre im „Punch“, bevor es 1848 in London erstmals in Buchform erschien. Die Geschichte war unmittelbar ein Erfolg und gilt noch heute als einer der bedeutendsten Romane Englands, indem er mit spitzer Feder die vorviktorianische Gesellschaft aufs Korn nimmt, gespickt mit Ironie und unschlagbarem Wortwitz. Jane Austen besaß in Teilen einen ähnlich beißenden Sarkasmus, perfektioniert hat den Stil aber William Makepeace Thackeray, der mit Charles Dickens in inniger Feindschaft verbunden war. Beide waren DIE Erfolgsautoren ihrer Zeit, beide sind Titanen der englischen Literatur, aber sie waren sich bis an ihr Lebensende nicht grün. Persönlich ziehe ich Thackeray vor, der im Gegensatz zu Dickens keinerlei Hang zur Rührseligkeit hat und auch nicht so aufdringlich moralisch ist. Der Untertitel „Roman ohne Held“ lässt es schon durchblicken, dass es bei ihm keine Menschen gibt, die ausnahmslos gut sind. Doch, ein paar gibt es schon, aber die sind meist dumm, schnell verarmt und bald darauf tot. Thackeray ist ein subtiler Moralist, während Dickens stets das Happy End im Ärmel hat. Bei Thackeray sollte man sich besser nicht darauf verlassen. 1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich. |
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Bewertung vom 17.12.2023 | ||
Die Welt ist komplex. Gerade in den letzten Jahren hat man das Gefühl, dass sich außergewöhnliche Ereignisse wie z.B. die Finanz- und Eurokrise, die Corona-Pandemie, der Krieg in der Ukraine immer mehr überschlagen. Im Gegensatz zu früher (z.B. vor 100 Jahren) ist unsere Welt heute globaler geworden und Nachrichten gehen in Sekundenschnelle um die Welt. Das hat viele Vorteile. Dennoch sollten wir uns nicht wundern, wenn wir seit einigen Jahren das Gefühl haben, dass unsere Welt auf einen Abgrund zusteuert. Dieses Gefühl wird sich in Zukunft noch verstärken. Aber es ist trügerisch - wir nehmen nur mehr denn je wahr, was schon immer geschehen ist. 2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich. |
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Bewertung vom 17.12.2023 | ||
DK Kulturgeschichte. Das alte Rom Kürzlich habe ich mit großer Begeisterung den Band „Altes Ägypten“ aus der Visuelle-Geschichte-Reihe gelesen und halte ihn weiterhin für ein didaktisches (und inhaltliches) Meisterstück. Meine Erwartungen waren dementsprechend hoch, als ich mich jetzt an das Alte Rom gemacht habe, aber ich wurde leider enttäuscht. Die Autoren wollen auf der einen Seite zu viel, auf der anderen haben sie erhebliche Probleme, Themen sauber zu strukturieren und es wimmelt in Text und Bildmaterial vor sachlichen Fehlern und Ungenauigkeiten. Da wird Papyrus mit Lotos verwechselt, vor Christus und nach Christus vertauscht, die Herstellung von römischem Glas falsch beschrieben, Idealportraits werden als gesicherte Zuschreibungen dargestellt, oder Behauptungen aufgestellt, die einfach falsch sind („Die Große Kamee von Frankreich ist die letzte erhaltene römische Kamee“). Schön und übersichtlich sind die Rekonstruktionszeichnungen aus Roms Zentrum, nur passen sie überhaupt nicht zur Zeitstellung des Kapitels (da liegen fast 200 Jahre zwischen). Die Liste lässt sich noch verlängern. Einige Einzelthemen werden in mehrere Häppchen zerschnitten, die über das ganze Buch verteilt sind, aber alles wird immer nur ganz kurz und manchmal zu stark vereinfacht angerissen, genau wie die Auswahl der römischen Kaiser, die ein eigenes Kapitel bekamen, für mich willkürlich erscheint. Augustus, Vespasian oder Hadrian haben keines, Claudius dagegen wohl. Nie vergessen wird dagegen die Kolonialismuskritik, die sich wie ein roter Faden durch das Buch zieht und manchmal etwas penetrant wirkt. Weit weniger enthusiastisch wird dagegen diskutiert, warum das römische Klientelsystem über 1000 Jahre (wenn man Ostrom dazu zählt, fast 2000 Jahre) so stabil war. |
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Bewertung vom 15.12.2023 | ||
Seide war über viele Jahrhunderte ein Luxusprodukt, das aufwendig aus China importiert wurde und zunächst nur dem Adel zugänglich war. Im 18. Jahrhundert überflügelt die europäische Seidenindustrie dann technologisch die Qualität chinesischer Produkte, die Stoffe wurden günstiger hergestellt und damit auch für ein wohlhabendes Bürgertum erschwinglich. Eine Hochburg der Textilproduktion (und des Handels) in Deutschland war Krefeld, das sich bis heute als Textilstadt darstellt, obwohl fast alle Unternehmen verschwunden sind, aber ihr Wohlstand basierte historisch auf dieser Industrie. |
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Bewertung vom 13.12.2023 | ||
Marvel Comics Library. Spider-Man. Vol. 2. 1965-1966 Der zweite Band der aufwendig produzierten Spider-Man-Reprints umfasst die Jahrgänge 1965 und 1966, inklusive des 72-seitigen Special Annuals von 1966. Die letzte Ausgabe brachte einen Umbruch, der dieses Datum tatsächlich zu einem Epochenwechsel machte: Steve Ditko, der kongeniale Zeichner und Erfinder von Spider-Man, verließ den Verlag und wurde durch John Romita ersetzt, der den Stil auf seine Weise fortführte. Aber Steve war eben mehr als nur der Zeichner von Spider-Man. Wie Stan Lee, der offizielle Texter in einem späteren Interview zugab, war Ditko auch maßgeblich an der Entwicklung der Stories und vor allem der großen Erzählbögen beteiligt. Die ersten vier Spider-Man Jahre gelten daher vielen Fans bis heute als der absolute Höhepunkt der Serie. |
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