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Johannes Fidanza
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München
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Lesen - Lernen

Bewertungen

Insgesamt 1192 Bewertungen
Bewertung vom 22.10.2010
Hinter Jesus her
Kamphaus, Franz

Hinter Jesus her


ausgezeichnet

Die persönliche Integrität von Bischof Kamphaus hat mich bewogen dieses Buch zu lesen. Das Buch ist eine Zusammenstellung von verschiedenen Textschnipseln, die zu Themen/Kapiteln zusammengordnet sind. Zwischen gängigen Jesus-Interpretationen finden sich immer wieder Gedanken von besonderer Originalität und Tiefe die das Buch sehr empfehlenswert machen. (Auf zusätzliche Zitate am Seitenbeginn oder Seitenende mitten im Text hätte man allerdings verzichten können.)

Bewertung vom 22.10.2010
Grundinformation Altes Testament
Gertz, Jan Christian (Hrsg.)

Grundinformation Altes Testament


ausgezeichnet

Wenn man an eine Einführung in das AT denkt, denkt man zuerst an den Zenger. Dieser allerdings ist im Laufe der Jahre angesichts von Informationsfülle und Detailversessenheit nicht mehr als erste Handhabe zur vertieften Einführung wirklich empfehlenswert, denn der Zenger ist schon mehr als ein Lehrbuch, sondern schon eine eigene Institution.
Eine zuverlässige Alternative zum Erwerb von Voraussetzungswissen für das AT ist ganz sicher dieses Buch. 4 Professoren haben sich zusammengetan und zu jedem Buch des AT schön gegliedert die Entstehungsgeschichte, Theologie und Wirkungsgeschichte beschrieben. Zu Beginn handelt ein großer Abschnitt umfassend über die Geschichte des Volkes Israel und zum Ende gibt es eine allgemeine Theologie des alten Testaments. Wer also - frei von Gestrüpp - gute Information unter Zuhilfenahme des aktuellen Forschungsstands zum AT erlangen will, greife erstmal zu diesem Buch. Wem die 600 Seiten dann immer noch nicht genug sind, kann bei Zenger weitermachen. Ein schöner ökumenischer Geist hat die evangelischen Autoren veranlasst auch die Apokryphen ihrer Analyse zu unterziehen.

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.10.2010
Logik des Schreckens Augustinus von Hippo, De diversis quaestionibus ad Simplicianum I 2
Flasch, Kurt.

Logik des Schreckens Augustinus von Hippo, De diversis quaestionibus ad Simplicianum I 2


ausgezeichnet

Dies ist ein lesenswertes Buch dem man sich jedoch nur Leser wünscht, die eine kritische Distanz zum Gelesenen wahren können. Kurt Flasch nimmt einen Text von Augustinus, analysiert diesen allein und ohne Kontext und verabsolutiert die Aussage als DIE Gnadenlehre des Augustinus, die dann fürwahr fruchtbar erscheinen muss. Diese Methode ist für Flasch die erklärt einzig redliche und er glaubt auch, dass auch nur diese Augustinus gerecht wird.
Das Falsche an diesem Buch ist, dass der Kontext und Adressat nicht beschrieben wird. Augustinus hat in diesem Brief zielgenau eine Extremposition angenommen um die elitäre Haltung der Adressaten zu erschüttern, welche sich durch ihre guten Werke gerechtfertigt glaubten. Diese Extremposition als die Augustinische Gnadenlehre zu deklarieren hat bei Flasch schon fast manische Züge. Der Text wirkt auf den Leser gelegentlich peinlich triumphierend. Den Willen, Augustinus jetzt endlich in seiner Schrecklichkeit erwischt zu haben, kann Flasch - der Augustinus offensichtlich in einer Hassliebe verbunden ist - nur schwerlich unterdrücken. Trotzdem: Gut übersetzt und stringend argumentiert. Das Kernproblem ist, dass ein theologisches Thema mit philosophischer Ratio überzogen wird.

Bewertung vom 29.09.2010
Lawrence von Arabien
Thorau, Peter

Lawrence von Arabien


ausgezeichnet

Dieses Buch ist nichts weniger als die Zerstörung eines Mythos. Wer in Erwägung zieht die "Sieben Säulen der Weisheit" zu lesen, sollte vorab diese Biographie zur Hand nehmen. Peter Thoraus betont zwar, dass Lawrence zweifelsohne ein hervorragender Schriftsteller war, seine Darstellung der Person lässt jedoch keinen Zweifel daran, dass er ihn für einen überschätzten Aufschneider hält. Lawrence war kein Anführer eines arabischen Aufstands, sondern lediglich ein originell gewandeter Verbindungsoffizier der in nicht nachprüfbaren Berichten an die Generäle seine eigene Person vorteilhaft darzustellen wusste. Auch in den Nachkriegsaktivitäten in diversen Friedensverhandlungen war Lawrence eine eher peinliche Figur. Der heutige Mythos fußt allein auf den Aktivitäten eines US-amerikanischen Journalisten der sein Bildmaterial mit dem Mythos Lawrence gewinnbringend unters Volk brachte und auf den Film mit Peter O-Toole.
Diese nüchterne Darstellung fußt nicht auf Thoraus Forschungen sondern ist im englischen Sprachraum schon weitgehend Konsens. Dass diese Wahrheit nun auch im deutschen Sprachraum ankommt ist das Verdienst dieses Buches und seines Autors.

0 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.09.2010
Religionsphilosophie
Ricken, Friedo

Religionsphilosophie


ausgezeichnet

Das Buch ist ein Schatzkästchen! Unter Zuhilfenahme der Methode der analytischen Philosophie, baut der Autor eine Landschaft der bedeutendenden (Religions-)Philosophien auf und versucht das Verhältnis von Glaube und Vernunft wenn nicht zu klären dann doch zu umschreiben. Das Ergebnis ist eine umgekehrte Philosophiegeschichte unter dem Blickwinkel der Religionsphilosophie. Es beginnt mit Wittgenstein (dessen Philosophie ich selten so gut erklärt bekommen habe) über James, Peirce, Newman, Schleiermacher (klasse beschrieben), Kant, Hume, Pascal, Thomas von Aquin, Augustinus und Plotin. Immer wieder scheint die - offensichtliche auch sehr persönliche - Auseinandersetzung des Autors mit den Religionsphilosophien im Text auf. Tolles Buch, welches schon anspruchsvolle Lektüre darstellt aber für Leser mit entsprechendem Vorwissen eine gewinnreiche Lektüre bietet. Das Buch steht bei mir zukünftig im Regal in der ersten Reihe - jederzeit griffbereit.

Bewertung vom 17.09.2010
Im Anfang schuf Gott
Ratzinger, Joseph

Im Anfang schuf Gott


ausgezeichnet

Ein tiefsinniges Buch! Verfaßt bzw. gepredigt noch vor der Gründung der Partei "Die Grünen". Schon damals wurde damit der gerechte Umgang mit der Schöpfung angemahnt und die aktuell vorherreende Verletzung der derselben angeprangert. Kardinal Ratzinger war damit ein Vordenker - leider damals schon ungehört.
Dass die Texte daneben onTop noch hochgradig interessante Exegese vermittelt kommt dazu. Das Babylonische Exil der Juden z.B. als nachträglichen Sabbat für die zuvor nicht als Sabbat gehaltene Tage anzusehen ist zwar gängige rabbinische Interpretation aber selten in katholischer Lehre formuliert.

Bewertung vom 30.08.2010
Freiherr vom Stein
Duchhardt, Heinz

Freiherr vom Stein


ausgezeichnet

Nettes kurzweiliges Buch über eine Beamtenkarriere im preußischen Staatsapparat zur Zeit Napoleons. In der Weitsicht und Analyse der politischen Lage fiel vom Stein sicherlich gegenüber seinem Zeitgenossen Metternich zurück, aber als Reformer des preußischen Staats und mittelbar damit Deutschlands hat er seine Meriten. Empfehlenswerte Lektüre für reformeifrige Innenpolitiker und historisch Interessierte.

Bewertung vom 24.08.2010
Metternich: Staatsmann zwischen Restauration und Moderne
Siemann, Wolfram

Metternich: Staatsmann zwischen Restauration und Moderne


sehr gut

Die Kritiken über dieses Buch üben sich in Lobeshymnen, wobei sich die Begeisterung auf Thema (Person des Metternich) und Darstellung gleichverteilt.
Das Buch ist ein gutes Buch, begründet aber keineswegs eine neue Sicht auf Metternich. Dass seine Bewertung im Lauf der Historie immer noch dem herrschenden Zeitgeist abhängig war ist eine Binsenweisheit und der Autor übertreibt doch etwas, wenn er glaubt, dass Metternich eine ungerechte Bewertung erfahren hat, die es geradezurücken gilt. Ob die im Literaturverzeichnis als 'im Urteil überholt' titulierte Rowohlt Monographie von 1977 von Friedrich Hartau tatsächlich Metternich nicht gerecht wird ist wohl doch zu bezweifeln. Auch die mittlerweile leicht zugänglichen Archive haben nicht wirklich Neues gebracht was sich hier in diesem Buch finden würde.
Alles in Allem - lassen wir die Kirche im Dorf. Den Zopf, den der Autor vorgibt abzuschneiden gibt es nicht. Ideologiefreie Interessierte haben immer schon eine positive Wertschätzung für Metternich gefunden. Im momentanen Interesse an Metternich spielt scheints etwas Sehnsucht nach Biedermeier mit.

0 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.08.2010
Jiddisch
Aptroot, Marion;Gruschka, Roland

Jiddisch


gut

Informativ aber nicht gerade mitreißend geschrieben. Viele Facts und viele Zahlen. Der Leser hätte sich vielleicht mehr über Inhalte und Themen der jiddischen Literatur erwartet, aber dann wäre das Buch wahrscheinlich mehr eine jiddische Literaturgeschichte geworden. Dass der jiddische Nobelpreisträger Isaac B. Singer nur einmal am Rande erwähnt wird und keins seiner Werke erwähnt und erläutert wird es dennoch enttäuschend.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.