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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Nazena
Wohnort: 
Göttingen

Bewertungen

Insgesamt 160 Bewertungen
Bewertung vom 11.06.2011
Die Gemeinschaft der Drei / Alterra Bd.1
Chattam, Maxime

Die Gemeinschaft der Drei / Alterra Bd.1


gut

Kurz nach Weihnachten verheert ein schrecklicher Sturm die Welt: alle Erwachsenen, die von einem Blitz getroffen werden, verschwinden und lassen nur ihre Kleidung zurück. Autos und viele elektrischen Geräte zerschmelzen einfach. Die überlebenden Erwachsenen wurden aggressiv oder zu Monstern. Matt und sein Freund Tobias schaffen es, sich zu einer von Kindern bewohnten Insel durchzuschlagen, wo sie andere Gleichaltrige kennenlernen- und Ambre. Schnell merken die drei, dass nicht alle Kinder etwas Gutes im Schilde führen, wittern eine Verschwörung und gründen „Die Gemeinschaft der Drei“. Doch Matt wird von etwas noch viel Bedrohlicherem als verräterischen Kindern bedroht: immer wieder träumt er von einer ominösen, dunklen Gestalt, die nach ihm sucht. Was will dieses Wesen von Matt? Hängt die Verfolgung mit den Alterationen zusammen, den übernatürlichen Fähigkeiten, die viele Kinder auf einmal entdecken?
Die Grundgeschichte fand ich sehr interessant, aber die Umsetzung hat mir nicht gefallen. Alle Schilderungen wurden fast emotionslos abgewickelt, es scheint den Kindern völlig egal zu sein, was aus ihren Eltern, Verwandten und Geschwistern geworden ist. Sicher, auf intellektueller Ebene wissen sie, dass diese tot oder mutiert sind, aber sie denken „okay“ und gehen gleich zur Tagesordnung über? Unwahrscheinlich. Außerdem drücken sie sich, auch zu Beginn der Handlung, sehr erwachsen und gewählt aus, auch bevor sie „gereift sind“. Ambre hat ebenfalls ein viel zu großes Wissen für dieses Alter, selbst wenn sie sich schon davor dafür interessierte.
Ich hätte mir auch ein bisschen mehr Umgebungsbeschreibung gewünscht. Es werden zwar Monster und Pflanzen aufgezählt, aber man kann sich kein wirkliches Bild der neuen Erde machen, und die „Verschwörung“ auf der Insel und was dahintersteht ist mehr als unglaubwürdig. Matt soll einfach so in der Nacht überrumpelt werden? Und danach? Andere Mitwisser wurden ja auch eingeweiht, warum er nicht? Leider konnte mich der Roman insgesamt nicht fesseln.

Bewertung vom 09.06.2011
Das Wesen
Strobel, Arno

Das Wesen


ausgezeichnet

Die beiden Polizisten Seifert und Menkhoff erhalten einen anonymen Anruf, dass ein Kind entführt worden wäre. Bei der Wohnung angekommen, werden sie unangenehm überrascht: der Psychiater Lichner wohnt dort- den die beiden vor 15 Jahren des Kindsmordes überführt haben. Während Seifert insgeheim Zweifel an der Schuld hatte, hat Menkhoff ihn aufs Blut gehasst und alles getan, ihn hinter Gitter zu bringen. Jetzt stehen sich die Parteien weder gegenüber- doch Lichner beteuert, er habe gar kein Kind; zeigt sich aber wieder Mals den Ermittlungen unkooperativ. Während Menkhoff zusehends emotionaler agiert und Lichner unbedingt „drankriegen“ will, häufen sich die Hinweise, dass jemand Lichner eins auswichen will. Doch während der Ermittlungen wird auch der alte Fall wieder aufgewärmt. War Lichner damals wirklich der Täter? Wie war seine Lebensgefährtin in den Fall verwickelt, die bildschöne, aber labile Nicol; in die sich Menkhoff unsterblich verliebt hatte? Erst auf Menkhoffs Drängen hin wiederrief sie ihre Alibi-Aussage und belastete Lichner schwer, weshalb er auch verurteilt wurde. Seifert misstraut seinem Partner immer mehr, Menkhoff kann seine berufliche Distanz nicht mehr waren und Lichner scheint absichtlich zu provozieren. Dann kommt es zu einer persönlichen Katastrophe für Menkhoff, und natürlich kann es für ihn nur einen Schuldigen geben: Lichner.
Zu Beginn dachte ich, hier liegt ein weiterer 08/15- hochintelligenter Bösewicht gegen etwas tumbe Polizisten- Psychothriller vor. Doch der Autor versteht es sehr geschickt, den Leser in die Irre zu führen: wenn so viele Beweise gegen einen Verdächtigen vorliegen, muss er unschuldig sein- oder? Besonders, wenn immer wieder betont wird, Menkhoff wäre für die Verhaftung verantwortlich, in dem er Lichner Beweise unterschob. Menkhoff hat ein echtes Vertrauensproblem, wodurch Seiferts Vertrauen in seinen älteren und erfahreneren Kollegen wiederholt erschüttert wird. Hat er damals wirklich den Falschen in den Knast gebracht?
Das Buch ist interessanterweise auf 2 Ebenen geschrieben: die erste- der Kindsmord vor 15 Jahren, die 2.- die momentane Kindsentführung. Die Ermittlungen werden parallel geschildert, so dass der Leser ein enormes Defizit gegenüber den Polizisten hat- besonders, da aus Seiferts Perspektive geschrieben wird und Menkhoff so seine Geheimnisse hütet. Ab der Hälfte glaubt man, das ganze Gewirr überschaut zu haben und zu wissen, wer der Täter ist- nur um dann erneut gewaltig in die Irre geführt zu werden.
Die Charakterentwicklung ist sehr gut gemacht und durchdacht: jeder handelt glaubhaft mit seinen Schwächen und Fehlern, Tugenden und Eigenschaften. Auch die Polizisten machen Fehler, erstaunen aber auch wieder mit ihren Ermittlungserfolgen. Die psychologischen Erklärungen zu Nicole sind sehr interessant und maßgeblich in den Storyverlauf eingeflochten. „Das Wesen“ war mein erster Strobel, doch bestimmt nicht mein letzter, und ich freue mich auf den nächsten Band.

Bewertung vom 02.06.2011
Dragon Dream / Dragon Bd.2
Aiken, G. A.

Dragon Dream / Dragon Bd.2


ausgezeichnet

Talaith ist eine junge Frau, wunderschön, Hexe- und lebt in einem winzigen Bauerndorf mit einem langweiligen Ehemann. Der Drache Briec entdeckt sie zufällig, und da sein Bruder mit einer Menschenfrau glücklich wurde, möchte er es auch einmal ausprobieren- wenn er die Nase voll hat, kann er sie ja immer noch wegjagen (oder auffressen…). Wie passend, dass Talaith just als Hexe verbrannt werden soll. Briec rettet sie und erwartet, dass sie ihm überaus dankbar und gefällig ist- Pustekuchen. Talaith findet seinen Menschenkörper zwar ebenfalls zum Reinbeißen, aber „Lord Arrogant“ bringt sie so sehr auf die Palme, dass sie viel zu wütend ist um Angst vor ihm zu haben. Briec verschleppt sie also und muss vor einem Sturm in der Höhle seines jüngeren Bruders Zuflucht suchen- der ein wahrer Frauenheld ist. Und obwohl sich auch Talaith mehr und mehr von Briec angezogen fühlt- trotz oder wegen seiner bodenlosen Arroganz-, kann sich nicht mit ihm zusammen sein, denn eine andere Wesenheit hat sie schon vor langer Zeit für sich beansprucht. Und dieses Wesen schätzt es gar nicht, dass Talaith von ihrer Bestimmung abgelenkt wird…
Dragon Dream ist eins der besten Fantasy-Bücher, die ich in letzter Zeit gelesen habe. Die Fantasyelemente sind absolut überzeugend, die Drachen sind nicht einfach Menschen, die ab und an mal Schuppen und Flügel haben, sondern eine eigene Spezies mit eigenen Regeln. Die Romantik geht vielleicht ein bisschen plötzlich, aber es macht wirklich Spaß zu lesen, wie die beiden nach und nach einander verfallen. Ihre ständigen Streitereien sind sehr lustig und wirken echt, anstelle eines platten „hier romantisches Geflüster einfügen“ Dialoges. Die erste Hälfte konnte man auch noch gut ohne Vorkenntnisse verstehen, aber dann wurde klar, dass es sich um den zweiten Teil einer Serie handelte. Teil 1 wird jetzt natürlich sofort gekauft ;).
Die Sexszenen sind nicht jugendfrei und zum Teil sehr explizit beschrieben, die Sprache und Wortwahl geht manchmal unter die Gürtellinie, ebenso die Darstellung der Gewalt und Brutalität. Allerdings war alles glaubwürdig: in einem Krieg sterben nun einmal Menschen und werden verletzt, und Drachen denken mitunter auch „Vorspeise auf 2 Beinen“. Da kann man ja froh sein, wenn sie „nur“ das Lieblingspferd fressen wollen…
Briec hat eine recht große Familie und sehr interessante Geschwister. In anderen Kritiken wurde bemängelt, dass sich praktisch jeder mit jedem zofft und Umgangssprache benutzt. Die Streitereien der Geschwister sind aber eher gutmütig (zumindest für Drachen) und mir hat es gut gefallen- ich habe auch ein paar Mal vor Lachen unter dem Tisch gelesen. Dies hebt das Buch auch sehr positiv aus der breiten Masse heraus. Ich werde jedenfalls gerne weiterlesen, da ich auch wissen möchte welche von Briecs Geschwistern was für Partner finden, und wie die ganzen kriegerischen Auseinandersetzungen endgültig gelöst werden. Von mir daher eine klare Kaufempfehlung, 5 Sterne und sehnsüchtiges Warten auf den Postboten.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.05.2011
Die zerbrochene Welt Bd.1
Isau, Ralf

Die zerbrochene Welt Bd.1


sehr gut

Die Welt Berith ist vor langer Zeit in viele Bruchstücke, genannt Schollen, zersplittert. Viele haben eine Luft- oder Wasserhülle, und alle Schollen schwimmen im Ätherischen Meer, welches luftarm ist, aber eine Art Flüssigkeit besitzt, in der Lebewesen mit Kiemen atmen können. Mit Schwalltieren kann man von Scholle zu Scholle reisen.
Der junge Krieger Taramis wird zu einer Scholle gerufen, um dort ein fürchterliches Monster zu jagen, welches die Bevölkerung in Angst und Schrecken versetzt und schon viele junge Männer getötet oder entführt hat. Taramis bezwingt den Schrecken, doch muss er erkennen, dass dieses lediglich ein Ablenkungsmanöver war: seine Heimatscholle wurde in der Zwischenzeit angegriffen und seine Liebsten in großer Gefahr. Taramis will sie retten, kommt jedoch zu spät und wird von den siegreichen Feuermenschen, die ganz Berith erobern wollen, versklavt. Doch dies sollte sich als der größte Fehler der Feuermenschen herausstellen, denn im Frondienst entdeckt Taramis etwas, womit er das Blatt noch wenden und den blutigen Eroberungsfeldzug der Antische stoppen könnte- falls er denn überlebt…
Aufgrund der völlig neuartigen Weltgestaltung war der Einstieg recht schwierig: in jedem Satz mehrere unbekannte Begriffe vorzufinden stoppt den Lesefluss, und zu Beginn konnte man sich unter Schwalltieren, Schollen und Ätherischen Meer kaum etwas vorstellen.
Taramis war mir auch eher unsympathisch, denn er ist ein Überheld: der jüngste Krieger, aber faktisch unbesiegbar; mit unglaublichen Waffen ausgestattet, giftiges Blut, bei dem ein Tropfen andere Lebewesen tötet; Kiemen und Lungen, so dass er überall atmen kann, und seine Taten sind praktisch schon auf ganz Berith Legende. Viele Bewohner haben eine magische Fähigkeiten, Taramis hat gleich vier, und was für welche… Charakterlich wurde er eher stur und störrisch dargestellt, doch wirkte er manchmal eher wie ein bockiges Kind, was wiederum nicht so gut zu seiner sonstigen Charakterisierung passte. Außerdem reden alle Charaktere recht geschwollen, auch innerhalb des engsten Freundeskreises, was zu teilweise arg gestelzten Dialogen führte. Gerade zu Beginn ist die Geschichte auch vorhersehbar: der Held gewinnt den Zweikampf, verliert alles und muss die Welt retten…
Aber ab dieser Stelle nahm die Geschichte auch eine Wende. Ich hatte den Eindruck, der Autor hatte die Handlung ab der Sklaverei fest im Kopf, aber wusste nicht so ganz, wie er den Leser hinführen sollte. Man muss ihm allerdings zu Gute halten, dass er praktisch das Rad neu erfunden hat: die Welt Berith und die allermeisten seiner Bewohner sind absolut neu und einzigartig, und sobald man sich erst einmal richtig in die Geschichte eingelesen hatte (was zwar ein bisschen dauert, sich schlussendlich aber lohnt), wird man immer und immer wieder von neuartigen Wesen und Schöpfungen überrascht. Irgendwann wurde auch Taramis symphatischer, da er durchaus auch Fehler hat und macht und nicht ganz so unbesiegbar ist, wie es zu Beginn scheint. Die Verfolgungsjagden im späteren Teil waren sehr spannend und plastisch dargestellt; weder die Charaktere noch der Leser wussten, wer Freund oder Feind ist, wem man noch trauen kann und was überhaupt die Hintergründe der ganzen Invasion ist. Nach und nach deckt sich vieles auf, wobei man sich auch auf ziemliche Überraschungen gefasst machen muss. Insgesamt hat mir das Buch gefallen, die Handlung liegt eben außerhalb des Mainstream und ist völlig vampir- und elfenfrei ;). Dafür gibt es riesige Schildkröten und Ätherschlangen, eine völlig neue Welt und eine durchaus faszinierende Handlung.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.05.2011
Der Atlantis-Komplex / Artemis Fowl Bd.7
Colfer, Eoin

Der Atlantis-Komplex / Artemis Fowl Bd.7


sehr gut

Artemis meint, er habe endlich seine Bestimmung gefunden: es ist seine Aufgabe, die Welt zu retten! Dazu holt er seine unterirdischen Freunde auf eine kleine isländische Insel, um sie von seiner Idee, den Klimawandel aufzuhalten, zu überzeugen. Nur leider gerät er während des Vortrages immer mehr durcheinander: er leidet unter dem Atlantiskomplex, einer unterirdischen Variante der paranoiden Schizophrenie. Doch bevor Holly etwas unternehmen kann, stürzt eine Marssonde über der Insel ab, tötet das Elfen-Einsatzkommando und lässt Holly, Artemis und Foaly verletzt zurück. Die beiden Unterirdischen drängen Artemis, sich etwas zu überlegen, doch sein poetisches und liebenswürdiges Alter Ego Orion hat übernommen- und treibt die beiden schier zum Wahnsinn.
In der Zwischenzeit kämpfen Butler und seine Schwester um ihr Überleben. Ein alternder Schwerverbrecher der Unterirdischen plant seinen Ausbruch und je aufrührender seine Ablenkungen, desto besser…
Schon das Zeitparadox war schwächer als seine Vorgänger, doch der Atlantiskomplex ist in meinen Augen der Tiefpunkt der Serie. Es passiert kaum etwas, Orion ist unerträglich- aber nicht auf die interessante Weise- und der Oberschurke ist etwas weit hergeholt. Außerdem rennt Opal Kobois jüngere Variante ja noch frei rum, was ist denn aus der geworden? Hoffentlich der Schurke des nächsten Bandes, sie ist viel interessanter. Dieser Band war leider- oder zum Glück?- viel kürzer als seine Vorgänger, also hoffe ich, dass Herr Colfer schon fleißig an einem Nachfolger schreibt und die Serie bald wieder zu Höchstform findet.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.05.2011
Monsterkontrolle
Martinez, A. Lee

Monsterkontrolle


ausgezeichnet

Monster ist ein ganz normaler Kerl: er hat eine feste Freundin mit einem Verwaltungsjob, er selbst arbeitet mit seinem Kollegen Chester als Tierfänger. Nur: seine Freundin ist ein Dämon, Chester ein Gnom mit einen Papierkörper, die Tiere sind Kryptos - übernatürliche Tiere – und er selbst wechselt jedes Mal, wenn er schläft, die Farbe. Man trifft ihn zu Beginn blau vor- dann ist er unverwundbar. Eigentlich kommt er gut über die Runden, doch dann kommt ein Notruf aus einem Supermarkt: Yetis futtern sich durch das Kühlregal. Monster fängt sie und trifft dabei Judy, eine leicht Kundige, die Magie sofort wieder vergisst. Doch sie beeinflusst Kryptos, und so gerät Monster in den schönsten vorstellbaren Schlamassel: er muss ihr permanent hinterherräumen, und ihr auch jedesmal wieder erklären, wer er ist und was er macht. Doch Judy ist nicht, was sie zu sein scheint, und als sich die größte Macht im Universum und eine verrückte alte Katzenliebhaberin einmischen, ist das Chaos komplett. Plötzlich will alles und jeder Monster umbringen…
Martinez Roman garantiert wie immer vor allem eins: Lachmuskelkater. Immer wenn man glaubt, der letzte Absatz toppt alles, schafft der Autor es, noch einen drauf zu setzen. Und in diesem ganzen Chaos steckt sogar System. Mich wundert es immer wieder, wie er es schafft den Überblick zu behalten…wer also vor Lachen unter den Tisch fallen möchte, und nebenbei noch erfahren will wie man einen Glückskugelschreiber findet, kommt hier voll auf seine Kosten. Zwar sind diese Weird Fantasy-Bücher nicht so hintersinnig wie andere Vertreter dieses Genres, dafür kann man garantiert einige Stunden in eine absolut faszinierende und – freiwillig und unfreiwillig- saukomische Parallelwelt eintauchen. Außerdem ist es in Zeiten von endlos-Serien auch schön, in sich abgeschlossene Romane zu lesen. Von mir volle 5 Sterne und eine klare Kaufempfehlung.

Bewertung vom 10.05.2011
Drache und Diamant / Das Wolkenvolk Bd.3
Meyer, Kai

Drache und Diamant / Das Wolkenvolk Bd.3


sehr gut

Niccolo hat endlich die Drachen gefunden, doch trotzdem bricht um ihn herum alles zusammen: Der Aether übernimmt die Kontrolle, die Wolkeninsel stürzt ab, Mondkind liegt im Sterben und die Drachen kämpfen eine aussichtslose Schlacht gegen den Aether, den sie dabei unwillkürlich über ihren Atem immer mehr stärken. Zwar schaffen es Wisperwind und Feiqing in letzter Minute, zu ihnen zu stoßen und dabei auch noch unverhoffte Verbündete mitzubringen, doch trotzdem erringt der Aether augenscheinlich die letzte Schlacht. Plötzlich liegt das Schicksal der Welt in den Händen zwei augenscheinlich schwacher Menschen, einem Drachen- und einer Verräterin.
Nach einem spannenden Beginn und einer eher lauen Fortsetzung habe ich mich auf ein grandioses Finale gefreut- und war leider enttäuscht. Zwar gab es jede Menge Action, Spannung, ein paar gefühlsbetonte Augenblicke und jede Menge lebensbedrohlicher Augenblicke, aber das „echte“ Verhalten der Charaktere hat sehr darunter gelitten. Weder Nugua, noch Niccolo, haben sich in irgendeiner Form glaubhaft verhalten. Zwar kann Liebe blind machen, aber sie schaltet kaum das Gehirn ab. Niccolo sieht nur noch Mondkind und sonst gar nichts mehr. Nugua hat noch am ehesten sowas wie Persönlichkeit. Auch Feiqing macht eine 180-Graddrehung, Wisperwind wird plötzlich gefühlsbetont und dieser ganze Händler-Konflikt ist auch kaum nachvollziehbar. Außerdem bleiben jede Menge Fragen offen. So ist das ganze Aether-Dilemma doch in erster Linie wegen den Pumpen und den dort lebenden Menschen entstanden, und jetzt geben sich die Drachen komplett die Schuld? Gao Lons letzte Szenen im Buch widersprechen auch den vorher gemachten Angaben über die Götterwaffen, und warum ist Mondkind von Aether steuerbar (und zwar komplett), Niccolo aber nicht? Als Mensch müsste er viel angreifbarer sein. Außerdem hängen die Erklärungen: wenn Pangu die Welt geschaffen hat (und somit auch wieder auflösen kann), was sind/ machen dann die Götter und wozu sind die Xian da? Erst sind die Himmelssäulen wahnsinnig wichtig, dann interessiert es keinen mehr und sie waren nur die Ablenkung?
Insgesamt konnte der letzte Band mich nicht überzeugen, aber da die Idee sehr schön war, es viel zu wenig asiatisch angehauchte, überzeugende Fantasy gibt und ich Wisperwind sehr mochte, geben ich für diesen Band 3,5 / 5 und der ganze Reihe 4 / 5 Sterne.

Bewertung vom 23.04.2011
Spa-Geflüster
Weldon, Fay

Spa-Geflüster


gut

Phoebes Mann lässt das Wasser im Bad laufen und geht weg… und ein paar Stunden später kommt die Decke runter. Es ist kurz vor Weihnachten, natürlich sind keine Handwerker aufzutreiben. Dann bricht sich noch die Schweigermutter das Bein und er reist alleine in die USA. Phoebe bleibt in England und bucht kurzentschlossen den Weihnachtszauber des Castle Spa- nur für Frauen, zehn Tage Verwöhnprogramm.
Kaum angekommen, ist es mit dem Verwöhnen nicht so weit her, da das Spa in echten Geldproblemen steckt. Doch die Frauen lassen sich nicht unterkriegen, treffen sich abends in Bademänteln am Whirlpool und erzählen sich gegenseitig ihre abgründigsten Lebensgeschichten…
Das Buch ist in meinen Augen hoffnungslos übertrieben und klischeebeladen. Die „Durchschnitts-Karrierefrauen“ haben alle wortwörtlich Leichen im Keller, die abstrusesten Figuren werden versammelt: Scheichgemahlin, eine Geschlechtsumwandlung, mehrere Lesbierinnen, Inzestuöse, Exknackis… und alle haben sie mindestens ein wunderschönes körperliches Merkmal und räkeln sich nachts und dampfenden Wasser, spielen mit den Zehen, Hände verirren sich… Kaum zu glauben, dass die Autorin weiblich ist. Die Geschichten, die erzählt werden, sind zwar recht unterhaltsam, aber total überlastet. Jede meint, die vorherige noch überbieten zu müssen, und tischt noch mehr auf. Und natürlich sind alles „wahre Lebensgeschichten“. Phoebe ist die einzige mit einer richtigen Familie, alle anderen sind reiche, erfolgreiche Karrierefrauen- und alle irgendwie gescheiterte Existenzen. Unterschwellige Moral: Frau braucht Mann. Obwohl das von einigen Akteuren vehement bestritten wird, nur um doch wieder einem Kerl hinterherzuschmachten.
Und viele Themen waren wirklich unter der Gürtellinie, ich hatte den Eindruck, die Autorin wollte bewusst provozieren, was natürlich auch eine Verkaufsstrategie ist. Dieses „Dekameron für Frauen“ nimmt sich aber für eine Geschichtensammlung selbst viel zu ernst, irgendwie wackelt immer der erhobene Zeigefinder: Leute, seid tolerant, alles ist okay- und die relaxte Haltung der Zuhörerinnen wird mit Duftölen erklärt.
Was die Geschichten selbst angeht: das Phänomen, wildfremden Leuten (zB im Netz) intimste Geheimnisse anzuvertrauen, ist bekannt. Aber nackt mit einer ganzen Horde fremder Frauen in einem Whirlpool zu sitzen und sich gegenseitig die teils kriminelle Vergangenheit zu erzählen, ist absurd. Gerade weil viele der Zuhörerinnen im echten Leben sehr viel zu verlieren haben, würden sie doch nicht soviel brisanten Zunder liefern, der ihnen gesellschaftlich das Genick brechen würde- besonders wenn eine Romanautorin, eine Journalistin, eine Fernsehmoderatorin und eine Drehbuchautorin unter den Zuhörerinnen sitzen.
Als Kurzgeschichtensammlung unterhaltsam, aber nicht tiefgründig; als Gesamtwerk muss ich leider sagen nicht gelungen. Die Rahmenhandlung ist kaum eine, Schlag auf Schlag ist plötzlich mitten in der Krisenbehandlung alles gelöst und sie fahren alle nach Hause. Kam die Verlagsdeadline etwa zu plötzlich?
Da einige Geschichten aber interessant und manchmal auch unfreiwillig komisch, zumindest flott zu lesen waren, gebe ich 3 Sterne.