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JED
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Wenn Ihr Lust habt, besucht doch mal meinen Bücherblog: http://schmoekerstube.blogspot.com/ Hier findet Ihr noch mehr zum Thema BÜCHER sowie weitere Rezensionen von mir. Freue mich über Euren Besuch. :o)

Bewertungen

Insgesamt 132 Bewertungen
Bewertung vom 02.06.2011
Der Augensammler
Fitzek, Sebastian

Der Augensammler


gut

Kurzinhalt:
Ein "Augensammler" spielt ein perfides Spiel: er entführt Kinder, entfernt ihr linkes Auge und lässt den Vater nach ihnen suchen. Genau 45 Stunden lang. So lange reicht die Luft im Versteck der Kinder.
Der ehemalige Polizist Zorbach ist ihm auf den Fersen, vor allem nachdem ihm die blinde Physiotherapeutin Alina von einem merkwürdigen Patienten erzählt.
Aber wer hat Alina eigentlich zu ihm geschickt? Angeblich hätte er sie selbst zu sich bestellt. Doch Zorbach weiß von nichts.
Und so wird der ehemalige Polizist bald selbst Teil des "Spiels"- und es ist nicht mehr klar, wer hier eigentlich Opfer und wer Täter ist.


Meine Meinung:
Ich bin hin und her gerissen. Fitzek legt hier ohne Frage wieder einen Pageturner vor.

Interessant ist sicher die äußerst ungewöhnliche Variante das Buch von hinten zu beginnen: Will heißen, es beginnt auf Seite 442 und mit dem "Epilog". Das hat mich am Anfang etwas verwirrt, dachte ich doch schon, ich müsste dieses Buch auf die japanische Art von hinten nach vorn lesen, also ganz normal bei Kapitel 1 anfangen.

Doch Fitzek will, dass man mit dem Epilog beginnt. Die Seiten laufen wie ein Countdown rückwärts, wie eben auch die 45 Stunden Zeit, die Zorbach und der Polizei auf der Suche nach dem neusten Opfer des "Augensammlers" bleiben.

Andere Schreibkniffe sind mal wieder typisch Fitzek: Ich kenne jedes Buch von ihm und bin von einigen langsam auch ein wenig genervt, da sie schnell durchschaubar werden. Etwa diese seltsamen Angewohnheit am Ende von vielen Kapiteln Spannung mit einem bestimmten Satz aufzubauen, der im nächsten Kapitel sofort relativiert wird. Da wird aus der berühmten Mücke der noch berühmtere Elefant gemacht und das nervt auf Dauer, denn man fühlt sich als Leser irgendwann echt veralbert.

Das nimmt dem Ganzen auch die Spannung, wenn man weiß, dass alles ohnehin nicht so ist wie es scheint.

Ohne Frage gelingt es Fitzek trotzdem wieder ein interessantes Konstrukt aufzubauen, die Figuren sind undurchsichtig und z.T. geheimnisvoll, leider war mir diesmal auch sehr schnell klar, wer hier wirklich die Fäden spinnt.

Hervorzuheben ist sicher seine blinde Nebenprotagonistin Alina, für die er sehr lange im sehbehinderten Milieu recherchiert hat, wie man im Nachwort lesen kann.


Fazit:
Gute Fitzek-Unterhaltung, aber sicher nicht sein bester Roman.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.06.2011
Fata Morgana
Christie, Agatha

Fata Morgana


gut

Kurzinhalt:

In diesem Buch erfährt man, dass Miss Marple als junges Mädchen in einem Pensionat war. Dort hat sie sich mit 2 amerikanischen Schwestern angefreundet: Ruth und Carrie Louise.
Während sie in den fast 50 Jahren, die seitdem vergangen sind, Ruth häufiger gesehen hat, hat sie mit Carrie Louise nur noch Brief-Kontakt (gute alte Zeit, da man sich noch Briefe schrieb :o)))

Insofern wird sie hellhörig, als Ruth ihr erzählt, dass sie sie sich Sorgen um ihre Schwester mache, aber nicht genau bestimmen könne, wieso. Also fährt Miss Marple zu Ruth. Diese betreibt eine Art Erziehungsanstalt für kriminelle Jugendliche. Und prompt passiert ein Mord.


Meine Meinung:

Agatha Christe führt bereits auf den ersten Seiten unglaublich viele Figuren ein, jeder war ca. 3x verheiratet, hat entsprechende Stiefsöhne, - töchter, -enkel etc. - alles wirkt etwas verwirrend und dennoch gelingt es der Schriftstellerin, dass man sich relativ gut von jedem ein Bild machen kann. Eine absolute Schreibleistung der Christie. Normalerweise bin ich von solch vielen Protagonisten schon erschlagen.

Entsprechend viele Tatverdächtige hat man nun und das findet auch Inspektor Curry, der den Mord untersucht und an dessen Ermittlungen und Befragungen der Leser teilhat. Miss Marple bleibt zunächst im Hintergrund, auch wenn Curry weiß, wen er da vor sich hat.

Zwischenzeitlich fehlte mir eine bildliche Vorstellung vom Tatort, wie Christie sie in ihren früheren Werken oft beigefügt hat. So konnte ich nicht alle Überlegungen nachvollziehen - wer hat wo geessen, wer kontne von wem gesehen werden und wer nicht?

Wirklich in Aktion tritt die alte Dame eigentlich erst auf den letzten Seiten. Und dafür reichen ihr schon ein paar Sätze, die ihr jemand gesagt hat. Schade eigentlich, ich hätte gern mehr Teil an ihren Gedankengängen gehabt. Schade auch, dass mich die Auflösung dann nicht wirklich überrascht hat.

Herrlich dagegen (zumindest für den Leser aus der Entfernung) auch die blasierte Art vieler englischer Adliger, die es nicht verstehen können, warum man denn kriminelle Jugendliche unterstützt statt "sittsame" und die über alles, was nicht englisch ist, die Nase rümpfen.


Fazit:

Wem nach Miss Marple ist, sollte dieses Buch nicht unbedingt lesen - zu sehr bleibt sie im Hintergrund. Insgesamt nicht der beste Christie und nur zur Komplettierung der Sammlung.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.05.2011
Meines Vaters Land
Bruhns, Wibke

Meines Vaters Land


ausgezeichnet

Kurzinhalt:
Auf dem Cover des Buches sehen wir einen Soldaten in Uniform mit seiner kleinen Tochter.
Wibke Bruhn, geboren 1938, versucht sich in diesem Buch diesem Mann, ihrerm Vater, anzunähern. Er wurde hingerichtet als sie 6 Jahre alt war - im Zusammenhang mit den Verschwörern des 20. Juli 1944. Dabei war er seit 1933 in der NSDAP. Und lebte auch als Mensch in der bewegten Zeit des Ersten und Zweiten Weltkrieges.
Was war er für ein Mensch? Was war seine Geschichte?


Meine Meinung:
Bruhns hat das Glück, dass ihre Verwandten zahlreiche Aufzeichnungen hinterlassen habe: Briefe, Tagebücher, ihre Mutter führte sogar für jedes Kind ein so genanntes Kindertagebuch. Und obwohl einige Aufzeichnugnen verschwunden sind, vernichtet wurden, ergeben die noch vorhandenen ein komplexes Bild der Menschen dieser Zeit.

Die Autorin zitiert immer wieder aus diesen Schriftstücken, während sie gleichzeitig über die historischen Ereignisse spricht. Auf die Art gelingt ihr eine sehr persönliche Annäherung an eine Zeit, von der wir nun schon so viel gelesen und gehört haben. Hier aber kann man sehr exemplarisch erfahren, was bestimmte Ereignisse mit bestimmten Menschen gemacht haben. Worüber zu Hause gesprochen oder nachgedacht wurde.

Da sie nie von "meinem Vater" oder "meiner Mutter" spricht, sondern von HG (ihr Vater hieß Hans-Georg) und Else, kann man sich auch als Leser, der man nicht zu dieser Familie gehört, gut in die Figuren einfühlen, sie verstehen oder auch hinterfragen.

Denn es sind nicht immer einfache Annäherungen. Da wird in ihrem Kindertagebuch davon gesprochen, dass sie so arisch aussehe, dass sie nur einen nordischen Namen bekommen kann. Da versucht sie zu verstehen, warum niemand über die jüdischen Mitbürger schreibt, die es doch wohl gegeben haben muss, bevor sie in den dreißiger Jahren so nach und nach verschwanden.

Aber Bruhns stoppt sich auch immer in zu frühen Urteilen, da sie sich immer wieder daran erinnert, dass es leicht ist aus der Retrospektive zu denken, während die Menschen damals in eine Zeit gestellt waren, von der sie nicht wussten, wohin sie letztlich führen würde.

Sie schaut auch sehr genau auf das Wesen dieser Menschen - unabhängig von den geschichtlichen Ereignissen: Eheprobleme, Fremdgehen - nichts lässt sie aus.

Dieses Buch ist insofern auch ein Nachdenken über die Kürze eines Menschenlebens und wie es genutzt wird. Und über diejenigen, die irgendwann darauf zurücksehen. Betrifft das nicht jeden von uns?


Fazit:
Ein sehr persönliches und eindringliches Buch über die wohl ereignisreichste Zeit des 20. Jahrhunderts.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.05.2011
Warum die nettesten Männer bei den schrecklichsten Frauen bleiben ... und die netten Frauen verlassen
Argov, Sherry

Warum die nettesten Männer bei den schrecklichsten Frauen bleiben ... und die netten Frauen verlassen


sehr gut

Frauen neigen dazu, Männern jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Sich immer mehr für ihn anzustrengen. Während er der Frau hinterherschaut, die ihn keines Blickes würdigt.
Sherry Argov geht in diesem Buch der Frage nach, wieso Männer sich lieber nicht an die "netten" Frauen binden, sondern "Biestern" einen Antrag machen.


Meine Meinung:
Den ersten Band (Warum die nettesten Männer die schrecklichsten Frauen haben ... und die netten Frauen leer ausgehen) hat mir eine Freundin geschenkt. Denn sie hielt mich für definitiv zu nett. Und tatsächlich musste ich in der Vergangenheit immer wieder die Erfahrung, wie ich mir für Männer ein Bein ausgerissen habe, aber nur selten etwas zurück bekam. Während meine Freundin den meisten die kalte Schulter zeigte, ja ihnen schon mit einer gewissen Arroganz begegnete und diese ihr die Türen einrannten.

Die Antwort darauf in einem Buch? Meine Freundin sagte, sie schaut da immer wieder rein. Mitterweile tue ich das auch. Und habe mir nun den vorlegenden 2. Band besorgt.
Sherry Argov versteht unter einem "Biest" keine "biestige Frau" im herkömmlichen Sinne, sondern einfach eine Frau, die weiß, was sie will und sich nicht verbiegen lässt. Die sich niemals für einen Mann ändern würde und klare Grenzen setzt. Und dabei dennoch freundlich, aber bestimmt ist.
Logisch, sollte frau meinen. Und doch neigt unser Geschlecht immer wieder dazu, den Wünschen des Mannes nachzugeben. Weil es uns vielleicht nicht weh tut. Weil wir immer die Verständnisvolleren sind. Auf Dauer schaufeln wir uns damit aber unser eigenes (Beziehungs-)grab, da sich unsere Grenzen immer weiter verschieben. Vielleicht ohne, dass wir es merken.

Und der Mann fragt sich bald, ob er eigentlich mit einer Marionette oder mit einer Person mit eigenem Willen zusammen ist. Zu Recht. Die Autorin hat zahlreiche Interviews mit Männern geführt (die immer wieder auch in beiden Büchern zitiert werden) und Erstaunliches herausgefunden: Klar mögen Männer Frauen, die alles für sie tun. Aber heiraten wollen sie sie nicht. Denn solche Frauen sind auf Dauer nicht interessant, sondern berechenbar.
Lebt man als Frau dagegen sein eigenes Leben und ist eben nicht ständig erreichbar, obwohl er es erwartet, steht nicht ständig Gewehr bei Fuß, bloß weil er gerade angerufen hat und trägt den geliebten rosa Nagellack, obwohl er ihn hasst - bleibt man auf Dauer ein Gegenüber.

Denn letztlich ist es doch wirklich so: Sollte mich jemand nicht so mögen, wie ich bin? Bleibt frau man selbst, wenn man sich permanent verstellt?
Daran sollte frau sich nur eben immer wieder erinnern, wenn man gerade mal wieder nachts um halb 2 zum Flughafen fährt, nur um ihn abzuholen. Klar ist das romantisch, Klar, sollte frau auch soewtas mal tun. Aber beim zweiten oder dritten Mal sollte man vielleicht auch eine andere Verabredung haben. Oder einfach schlafen, weil man am aderen Tag früh raus muss.

Sherry Argov ist nach dem ersten Band vorgeworfen worden, sie würde Frauen dazu animieren, Spielchen zu spielen. In diesem 2. Band macht sie deutlich, dass Männer sehr wohl auch Spiele mit uns spielen (Sie spricht von der "Fernbedienung" - Knöpfe, auf die der Mann nur drücken muss, damit wir funktionieren).
Die Frage ist, ob man sich darauf einlässt, wenn er versucht uns eifersüchtig zu machen. Sich tagelang nicht meldet. Oder permanent mit seinen Freunden um die Häuser zieht.

Die Autorin gibt für solche Fälle witzige, aber auch wertvolle Handlungsanweisungen und erklärt - dank der vielen Interviews, die sie geführt hat - auch, warum Männer dieses oder jenes tun - oder eben lassen. Sehr schön in diesem Zusammenhang das Kapitel: Große Geheimnisse geheimer Informanten (sprich: Männer). Manche Sätze sollte frau sich 1:1 an den Spiegel kleben.


Fazit:
Ein locker-flockiger Beziehungsratgeber, der viele Wahrheiten enthält. Vieles wiederholt sich leider (auch im direkten Vergleich zu Band 1. z.B. die Kapitel Sex und Geld).

4 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.05.2011
Die Leiden einer jungen Kassiererin
Sam, Anna

Die Leiden einer jungen Kassiererin


sehr gut

Kurzinhalt:
Wir begegnen ihnen ständig, wenn wir einkaufen: Kassiererinnen an der Kasse. Doch machen wir uns wirklich Gedanken um sie? Wohl nur, wenn sie besonders unhöflich sind. Oder Geld falsch herausgeben.

Aber fragen wir uns, was diese Frauen (und Männer) jeden Tag mit uns (den Kunden) erleben? Spätestens, wenn man dieses Buch gelesen hat, wird man es (hoffentlich) tun.

Anna Sam finanzierte 8 Jahre lang ihr Literatur-Studium in Frankreich mit einem Job an der Kasse. Was sie dort erlebt hat, hat sie in diesem Buch niedergeschrieben.


Meine Meinung:
Ich gehöre nicht zu den Menschen, die Angestellte wie Angestellte behandeln. Ich bilde mir ein, mir bis zu einem bestimmten Punkt über den Menschen bewusst zu sein, der mir da gegenüber sitzt. Immerhin arbeite ich selbst im öffentlichen Dienst. Dennoch kann man sich wohl nur schwer in jemanden hineinversetzen, der wirklich 8 Stunden lang an der Kasse sitzt und auch auf andere Menschen trifft.

Menschen, denen es egal ist, ob die Öffnungszeiten des Ladens bereits zu Ende sind (wenn ich drin bin, bin ich drin); Menschen, die den Supermarkt mit einer Selbtbedienungstheke verwechseln und mal eben den Saft autrinken, bevor er abkassiert wurde (dafür soll ich auch noch bezahlen?); Menschen, die am Handy hängen und für den Menschen keinen Blick haben, der sich um seine Waren kümmert (oft genug selbst erlebt).

Man möchte sich für seine Mitmenschen schämen, wenn man das so gehäuft liest.

Und wer das alles für extreme Beispiele hält, auch ohne menschliches Gegenüber ist diser Job extrem anstrengend: Ich für meinen Teil habe mir z.B. nie klar gemacht, was es bedeuten muss, einen ganzen Tag das Piepen der Scanner-Kassen zu ertragen. Wir verlassen den Laden irgendwann. Das können die Kassiererinnen nicht.

In kurzen Annekdoten erzählt Anna Sam von ihrer Zeit als Kassiererin. Und kann wohl von Glück sagen: Es war nur ein Job für sie, der irgendwann endete. Vielleicht kann sie deswegen aus einem gewissen Abstand, mit einem zwinkernden Auge auf diese Zeit schauen.

Aber was ist mit den Frauen und Männern, die diesen Beruf tatsächlich hauptberuflich machen? Was dem Buch fehlt, ist das große Ganze. So bleibt es nur auf eine Aneinanderreihung von Erlebnissen beschränkt. Zumal ihre Episoden speziell im letzten Drittel des Buches in nervtötende Meckereien ausarten. Auch andere Berufe haben z.B. nur kurze Pausen - das würde ich nicht unbedingt so spezifisch auslegen.

Was bleibt, ist ein seltsamer Nachgeschmack. Und hoffentlich noch mehr Aufmerksamkeit den Menschen gegenüber, die meine Waren abkassieren.


Fazit:
Für jeden, der sich für sein Gegenüber interessiert. Müsste es eigentlich für jede Berufsgruppe geben.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.05.2011
Anleitung zum Entlieben
Lubek, Conni

Anleitung zum Entlieben


ausgezeichnet

BEZIEHE MICH AUF DAS HÖRBUCH!

Kurzinhalt:
Die Autorin (nennt sich selbst, ihrem Nachnamen entsprechend, L-chen) hat 3 Jahre um eine Liebe gekämpft, die leider einseitig war.
Obwohl der Mann mit ihr schlief und sie - wie jedes andere Paar - auch eine Menge anderer Dinge gemeinsam unternahmen, ließ er keinen Zweifel daran, dass er sie nicht liebt.
Er nannte sie "meinen besten Kumpel" oder ihre Beziehung eine "Freundschaft plus". Was kann einer Frau Schlimmeres passieren?
Dass ihr diese nicht erwiderte Liebe nicht gut tut, ja auch keine Chance hat, wird ihr irgendwann schmerzlich klar.
Nachdem sie 3 Jahre lang gekämpft und gehofft hat, dass ER doch noch Gefühle für sie entwickelt, beginnt sie mit dem "Entlieben". Zusammen mit "Curd Rock", einem Stofftier, dass ihr der Mann ihres Lebens geschenkt hat und das sie als einziges von ihm behält. Und "Curd Rock" fragt sich auch, warum ER denn nicht wieder kommt und ihn nicht abholt.
Das "Entlieben" hat die Autorin schriftlich begleitet - sie ist nämlich ursprünglich Bloggerin. Aus diesem Blog ist dann das Buch entstanden. (Der Blog existiert übrigens heute noch - daraus sind mittlerweile auch einige Nachfolgebände entstanden).



Meine Meinung:
Mich hat (als Bloggerin :o))) nicht nur die Vorstellung fasziniert, dass aus einem Blog ein Buch werden kann.

"Anleitung zum Entlieben" hat genau meinen derzeitigen Lebensnerv getroffen, immerhin ist mir die beschriebene Situation mehr als vertraut. Dieses Gefühl, wenn man den anderen nur stark genug lieb, muss er doch irgendwann das Gleiche empfinden....
Insofern war ich gespannt, wie die Autorin ihr "Problem" gelöst hat.
Wortgewandt und selbironisch, kann ich nur sagen.

Man merkt, dass die Autorin aus der Werbebranche kommt und insofern mit Worten umgehen kann. Zudem beschreibt sie schonungslos, wie es ihr im Laufe der Trennung ging - mit allen Rückschlägen, die man so erleidet. Und das kam für mich unglaublich ehrlich und sympathisch rüber.
Natürlich möchte man sie schütteln und sagen: "Warum rufst Du den Kerl wieder an." - und weiß doch, dass man es genauso gemacht hätte....Trennnungen sind niemals leicht. Und dazu die verdammte Hoffnung....

Herrlich fand ich insofern den irgendwann aufkommenden Vergleich von ihrer Liebe mit einer Sucht und ihrem Ex mit einer Flasche. Ergo: Wie jeder Süchtige hält man sich fortan vom Suchtmittel fern, jeden Tag ein Stückchen.
Dazu hört man zwischendurch immer die Stimme von "Curd Rock", der - mit leichtem Sprachfehler - zu allem seinen Senf dazugeben muss (interessanterweise spricht die Autorin selbst Curd Rock im Hörbuch, ihre eigene Rolle hat Nora Tschirner übernommen - und wie ich finde großartig. Als hätte sie dies alles selbst erlebt.).

Ich selbst kenne den Film, der immer wieder im Kopf abläuft und in der ER immer wieder die Hauptrolle spielt - in unterschiedlichen Ausführungen. Selbst dann, wenn man jemand anderes kennen lernt, denkt man noch: Wenn ER uns jetzt zusammen sieht, DANN....

Erst wenn ER keine Rolle mehr im Kopfkino spielt, ist man wohl langsam wieder frei. Man wünscht es der Autorin. Man weiß, dass das Leben oft anderes mit einem vor hat.
Das auszuhalten und sich neu zu orientieren, ist die Kunst, die sich Leben nennt.



Fazit:
Für jede Frau geeignet, die selbst in einer schweren Beziehung / Trennung steckt. Ehrlich und dennoch humorvoll. Und es gibt einem das so wichtige Gefühl: Du bist nicht allein.....

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.05.2011
Schweigt still die Nacht
Yovanoff, Brenna

Schweigt still die Nacht


ausgezeichnet

Man möchte eigentlich kaum eine Inhaltsangabe schreiben, aus Angst, zu viel zu verraten. Dieses Buch muss man von vorn lesen, unvoreingenommen, am besten auch ohne vorher den Klappentext gesehen zu haben. Ich werde mein Möglichstes versuchen:

Kurzinhalt:
Auf den ersten Seiten lernt man Mackie kennen, einen Jungen im Teenageralter, der in der Kleinstadt Gentry lebt. Eine Blutspendeaktion an seiner Schule bringt ihn völlig aus dem Häuschen und an seinem Spint leuchtet in blutiger Schrift geschrieben das Wort Monster".

Doch Mackie ist kein Vampir, wie ich ursprünglich glaubte, er ist anders. Er ist kein Mensch. Auch wenn er genau das krampfhaft versucht zu verbergen, weil er dazugehören möchte.

Denn er wurde als Baby in diese Welt, nach Gentry gebracht, ohne, dass er sich das aussuchen konnte (der Kinderwagen auf dem Cover rückt in den Mittelpunkt). Er ist nun Teil dieser Stadt.

Doch mit jedem Tag wird ihm deutlicher, dass er nicht weiter so tun kann, als wäre alles in Ordnung.
Seine Welt gerät aus den Fugen als die kleine Schwester seiner Klassenkameradin Tate stirbt. Und fortan alle ausgerechnet Tate aus dem Weg gehen, die nun ausgerechnet seine Nähe sucht.


Meine Meinung:
Ich liebe Bücher, die in einer dörfliche Kleinstadtatmosphäre spielen. Ich mag die ganz eigenen Gesetze, die dort gelten, an die man sich unausgesprochen hält. Dieses schwebende Gefühl der Bedrohung, sobald jemand in irgendeiner Form aus dem Rahmen fällt.

Je länger man dieses Buch liest, umso deutlicher wird, dass hier einiges unter der scheinbar so heilen Welt Gentrys brodelt - und das im wahrsten Sinne des Wortes.

Mackie versucht krampfhaft nicht aufzufallen, doch lange ist nicht klar, warum. Ein interessanter Kniff der Autorin, denn im Prinzip versucht sie so auch vor dem Leser zu verbergen, was mit ihm nicht stimmt.
Mackie stellt nur immer wieder erleichtert fest, dass man ihn zwar ansieht, aber ohne ihn wirklich zu sehen. Eine geradezu philosophische Bemerkung, da man sich automatisch fragt, wie viele Menschen man im tagtäglichen Leben wirklich sieht".

Können oder wollen die Einwohner nicht? Sie wollen nicht.

Nur sein Freund Roosevelt fragt ihn irgendwann: Wie ist es, so zu sein, wie Du?" Er scheint mehr zu wissen, zu ahnen. Aber er erhält von Mackie darauf keine Antwort. Noch nicht.

In dieser Stadt wird über vieles nicht gesprochen, was doch alle zu wissen scheinen. Um was es geht, wird dem Leser erst so nach und nach aufgedeckt (keine Sorge, ich verrate hier nichts :o))) und das macht das Buch sehr spannend.

Nur soviel: Der Friedhof von Gentry hat viele Gräber auf ungeweihtem Boden. Einige Bewohner der Stadt tragen Talismane aus Eisen. Und Mackie geht allem aus dem Weg, was irgendwie Eisen enthält (daher sein Problem mit dem Blut am Anfang des Buches).

Blutig wird es allerdings noch. Insofern sollte man sich gut überlegen, ab welchem Alter man dieses Buch liest / verschenkt.

Die Atmosphäre ist düster und beklemmend - irgendwann wird einem bewusst, dass es zudem die ganze Zeit regnet. Auch dieses Wasser wird noch eine Rolle spielen.

Die Figuren haben mir sehr gut gefallen. Sie sind z.T. schräg, exzentrisch und passen sehr gut in diese Stadt.


Fazit:
In dem Buch stecken einige interessante versteckte Fragestellungen (Was macht Menschsein aus? Warum ist man mit jemandem befreundet? Und wann hört die Freundschaft auf?) - es bleibt dem Leser überlassen, darauf eine Antwort zu finden. Insofern wirkt das Buch durchaus noch eine Weile nach.

2 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.05.2011
Das Hexenmal / Hexentrilogie Bd.1
Zinßmeister, Deana

Das Hexenmal / Hexentrilogie Bd.1


sehr gut

Kurzinhalt:
Wieder mal ein Buch, dessen Klappentext man nicht lesen wollte, denn es wird fast alles vorweggenommen, was in dem Buch passiert. Keine Sorge, ich verrate nichts:
Tatsächlich beginnt das Buch mit mehreren, scheinbar nebeneinander laufenden Handlungssträngen. Hierbei lernt man folgende Figuren kennen:

- Katharina, deren Schwester im Kindbett stirbt und dessen Mann sie nun heiraten soll. Dabei wollte sie nie etwas anderes, als der Heiligen Elisabeth nacheifern.

- Burghard, ein junger Franziskanermönch, der mit seinem Mit-Bruder Servatius unterwegs ist. Leider lebt Servatius nichts von dem, was die Lehre des Heiligen Franz von Assisi beinhaltet.

- Johann, Sohn eines reichen Bauern, der sich in die Magd Franziska verliebt - obwohl er genau weiß, dass niemand in seiner Familie diese Liebe billigen würde.

- Anna, die einst einen Mann heiratete, der sie über den Tod ihrer Eltern hinwegtröstete, sich nun aber als Tyrann und Erbschleicher herausstellt.


Die Figuren leben in unterschiedlichen Orten in Thüringen 1617, kurz vor Beginn des Dreißigjährigen Krieges. Mal verfolgt der Leser die Entwicklungen bei dem einen, mal bei dem anderen - erst zum Ende des Buches hin laufen alle Handlungsstränge zusammen.


Meine Meinung:
Wer ein Buch über Hexenverbrennungen erwartet, lässt sich vom Titel täuschen. Keine Ahnung, wer den wieder verkaufswirksam auf das Buch gepappt hat. Tatsächlich ist die Geschichte um die Verfolgung von Hexen nur ein Handlungsstrang von vielen.

Zinßmeister reißt mit ihren unterschiedlichen Figueren ganz verschiedene Probleme der Zeit an: Reformation, Rolle der Frau, Standesunterschiede, Aberglaube und beginnende Aufklärung.

Gerade letzteres ist mir sehr possitiv aufgefallen: Mal nicht ein Buch, auf dem sich sofort alle auf eine vermeintliche Hexe stürzen, sondern es auch Menschen gibt, die nachdenken, hinterfragen, Einhalt gebieten. Das macht das Buch für mich sehr glaubwürdig und komplex. Auch wenn mal wieder auf den paradoxen Umstand hingewiesen wird, dass jeder, der eine Hexe verteidigte, nur von ihr verhext sein konnte. Eine scheinbar auswegslose Situation in dieser Zeit, die automatisch die Frage impliziert: Wie hätte ich gehandelt?

Interessant fand ich auch, wie sich die Geschichten von einem zum anderen bewegen, in einem regelrechten Kreis, der sich buchstäblich immer enger zieht, bis alle aufeinandertreffen.

Zinßmeister geht manchmal in ihren Beschreibungen auch nochmal eine Minute zurück, um das Geschehen aus einer anderen Perspektive zu beleuchten, was ich so noch nicht gelesen habe, aber eine interessante Variante fand.

Einen Punkt Abzug musste ich allerdings für die z.T. hölzerne Sprache geben, die manchmal seltsam emotionslos gewirkt hat. Hier werden Dialoge geführt, die manchmal sehr aufgesetzt schienen. Oder kommt mir das nur so vor?

Inzwischen ist auch ein Nachfolgeband erschienen: Der Hexenturm, den ich mir auf jeden Fall auch noch holen werde.


Fazit:
Komplexes, gut recherchiertes Bild vom Vorabend des Dreißigjährigen Krieges. Hat mir wieder Lust auf mehr Historisches gemacht.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.