Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Isabel von Belles Leseinsel
Wohnort: 
Mainz
Über mich: 
Mehr Rezensionen von mir gibt es unter: http://bellexrsleseinsel.blogspot.com/

Bewertungen

Insgesamt 585 Bewertungen
Bewertung vom 21.10.2014
Du bist noch nicht tot / John Cleaver Bd.4
Wells, Dan

Du bist noch nicht tot / John Cleaver Bd.4


sehr gut

Die Verwelkten

„Niemand“ ist tot und John Wayne Cleaver arbeitet mittlerweile in einer Sondereinheit des FBIs, die sich zum Ziel gesetzt haben, alle Dämonen zu vernichten. Mit seinen Kollegen reist John von Stadt zu Stadt, um den Dämonen das Handwerk zu legen, immer mit dabei seine Schulkameradin Brooke. Diese verfügt über die Erinnerungen von „Niemand“ und unterstützt John und seine Kollegen, allerdings ist Brookes Psyche gestört und sie schwankt immer wieder zwischen Mensch und Dämon. In einer kleinen Stadt stößt das FBI-Team auf einen Serienkiller, der bald schon Kontakt zu John aufnimmt. Die Jagd beginnt, doch je tiefer sich John in die Psyche des Serienkillers hineindenkt, umso schwieriger wird es für ihn zu sehen, auf welcher Seite er eigentlich steht. Und bald werden aus den Jägern die Gejagten.

Scheinbar hat John im vierten Band seinen Platz im Leben gefunden, doch der erste Eindruck täuscht. John fällt es extrem schwer, in einem Team zu arbeiten, durch seine Jugend wird er oft von seinen Kollegen nicht ernst genommen und immer wieder wird er gezwungen, seine selbst gesetzten Regeln zu brechen. Und John weiß nur zu gut, was dies für ihn bedeuten kann.

In bewährter Manier lässt Dan Wells auch im vorliegenden Teil seinen Protagonisten die Geschichte selbst erzählen und entsprechend intensiv und eindringlich werden die Geschehnisse widergegeben. Seine Mordfantasien verfolgen John immer noch, bei jedem einzelnen Teammitglied hat er sich schon genauestens vorgestellt, wie er diese umzubringen gedenkt. Aber John ist dank Marci nun fähig, einen gewissen Grad von Gefühlen zu verspüren, was man gerade in der Beziehung zu Brooke immer wieder feststellt.

Die Story baut sich wieder gewohnt ruhig auf. Man verfolgt Johns Überlegungen, wie er die Dämonen aufspürt, sich in sie hineinversetzt und somit die Möglichkeit findet, diese zu töten. Für die Umsetzung sind die restlichen Teammitglieder zuständig. Doch trotz des ruhigen Aufbaus gelingt es Dan Wells praktisch von der ersten Seite an, hierbei absolut keine Langeweile aufkommen zu lassen, da die Erzählungen von John fesselnd und beklemmend umgesetzt sind. Man spürt förmlich, unter welcher Anspannung John ständig steht, seine eigenen Mordgedanken zu verdrängen und gleichzeitig sich in die Verwelkten hineinzuversetzen, um diese schlussendlich vernichten zu können.

Doch schon bald nimmt die Story wieder extrem Fahrt auf und die Spannung wird regelrecht greifbar. Zumal die Geschichte von Dan Wells abwechslungsreich und zumeist unvorhersehbar angelegt ist. Und die Identität des perfiden, eiskalten, arroganten, selbstsicheren Serienkillers, der sich mit John in Verbindung setzt, bleibt sehr lange im Dunkeln. Doch bald ist klar, dass John hier seinen Meister gefunden zu haben scheint, einem Dämon, welcher der Sondereinheit des FBIs immer mindestens einen Schritt voraus zu sein scheint.

Die Charaktere sind gewohnt detailreich und tiefsinnig beschrieben, wobei der Fokus allein schon durch die Ich-Erzählung auf John liegt. John ist reifer geworden, aus dem introvertierten, gefühllosen, sich an seine Regeln klammernder Junge ist ein reifer, verantwortungsbewusster junger Erwachsener geworden, der seinen Mordphantasien immer noch nicht gänzlich entfliehen kann, es aber immer besser versteht, diese zu bändigen.

Fazit: Der coolste Serienkiller der Welt ist zurück. Spannend, beklemmend, fantasievoll und eindringlich erzählter Fantasy-Thriller.

Bewertung vom 17.10.2014
Aquarius
Finn, Thomas

Aquarius


sehr gut

Das Zeitalter des Wassermanns

„… This is dawnin of the age of Aquarius
The Age of Aquarius,
Aquarius, Aquarius …“

Bei Bergungsarbeiten an einem alten Schiffswrack in der Nordsee geschieht ein Unglück … eine Seemine explodiert. Berufstaucher Jens Ahrens überlebt nur knapp das Unglück und findet sich nach dem Erwachen festgeschnallt und unter Drogen gesetzt in einem Kellergewölbe wieder. Mithilfe eines Mitgefangenen kann er mit knapper Not entkommen und flieht in das kleine Küstenstädtchen Egirsholm. Hier geschehen seit einiger Zeit merkwürdige Todesfälle. Menschen ertrinken an den unwahrscheinlichsten Orten: In einer Telefonzelle oder zuhause. Zusammen mit der Polizistin Meike Ehlers geht Jens den unerklärlichen Phänomenen nach und stößt dabei immer wieder auf die Legenden um die sagenumwobenen Nixen, die Männer mit ihrem Gesang in den Tod locken.

Ein unerklärlicher, bedrohlicher, kalter Nebel zieht übers Land und das mitten im Sommer. Die Landstraße ist nass, obwohl es nicht geregnet hat, eine Polizistin ertrinkt, mitten auf der Landstraße. Und ihr Handy spielt die kurze Sequenz eines Hair-Songs als Endlosschleife. Mit diesem rätselhaften Prolog steigt Thomas Finn in seinen rasant erzählten Fantasy-Thriller ein.

Und was der Prolog an Spannung und Mystik verspricht, das hält die Geschichte auch bis zum Schluss. Es geht hierbei zum einem um die Rungholt-Saga, das untergangene Dorf in der Nordsee, dass auch das Atlantis des Nordens genannt wird und dessen Existenz der Historiker Volker Rhode auf der Spur ist. Allerdings ist dieser seit mehreren Tagen spurlos verschwunden. Zum anderen spielen Mythen und Legenden um die geheimnisvollen Nixen eine entscheidende Rolle.

Thomas Finn bindet die Sagenwelt der Meerjungfrauen geschickt in seine Story ein, wie auch sonst viel Wissen rund um die Nordfriesischen Inseln mit einfließt und verknüpft dies zu einem sehr rasant und fesselnd erzählten Thriller. Und auch der fantastische Teil kommt allein durch das Thema des Buches nicht zu kurz.

Im Verlauf der Geschichte wirft diese eine Menge von Fragen auf und entwickelt sich entsprechend rätselhaft. Wie anfangs erwähnt, kommt die Spannung bis zum Schluss absolut nicht zu kurz und auch die Charakterzeichnungen der Protagonisten sind jederzeit überzeugend.

Fazit: Ein hochspannender Thriller mit einem guten Schuss Fantasy und einer fesselnden Story.

Bewertung vom 14.10.2014
Fieber
Voss, Louise;Edwards, Mark

Fieber


sehr gut

Tödliche Vergangenheit

Nach Jahren kehrt die Wissenschaftlerin Kate Maddox nach England zurück, mit dabei ihr kleiner Sohn Jack. Auf den Straßen Londons trifft sie auf einen Mann, der Erinnerungen an ein schreckliches Ereignis in ihr weckt. Paul Wilson ist der Zwillingsbruder ihres damaligen Freundes Stephen. Kennengelernt hatten sich Kate und Stephen in einem Forschungszentrum, in dem Kate vor 16 Jahren an einer Studie über Erkältungskrankheiten teilnahm. Doch der Aufenthalt endete dramatisch, das Forschungszentrum brannte ab und Kate konnte der Flammenhölle nur knapp entkommen, im Gegensatz zu Stephen. Ein letzter rätselhafter Brief von Stephen an seinen Bruder hat diesen nie zur Ruhe kommen lassen und er hofft nun von Kate, mehr über den Tod von Stephen zu erfahren. Doch Kate kann sich an die Zeit im Forschungszentrum nicht mehr erinnern. Beide gehen auf Spurensuche und sehen sich plötzlich einer tödlichen Gefahr ausgesetzt.

Was geschah vor 16 Jahren wirklich in dem Forschungszentrum nahe Salisbury? Lange hat Kate nicht mehr daran gedacht, doch mit der Rückkehr nach England und dem unerwarteten Aufeinandertreffen mit Paul kommen Bruchstücke ihrer Erinnerungen wieder hoch. Aber was damals wirklich geschah, daran fehlt Kate jegliche Erinnerung. Doch es scheint jemanden zu geben, der um jeden Preis verhindern will, dass Kates Amnesie verschwinden könnte.

Mit dem Brand des Forschungszentrums beginnt das Autorenteam Voss/Edwards ihren sehr rasant und spannend erzählten Thrillers, allerdings ohne dem Leser einen Hinweis an die Hand zu geben, warum der Brand ausbrach. Dann lernt man erst einmal eine Wissenschaftlerin kennen, die ihr altes Leben hinter sich lassen möchte. Verwundert ist man anfangs über die Angst von Kate um ihren Sohn Jack, was sie stellenweise regelrecht in Panik verfallen lässt. Doch bald schon sind die Gründe hierfür absolut verständlich.

Lange Zeit wirft der Thriller mehr Fragen auf als Antworten zu liefern. Ständig rätselt man darüber, was in dem Forschungszentrum geschah, warum sich Kate an diese Zeit so gut wie überhaupt nicht mehr erinnern kann und wer Sampson ist, der sich auf die Fährte von Kate und Paul begibt. Dieser ist ein Paradebeispiel für einen eiskalten, perfiden Killers, der im Auftrag eines geheimnisvollen Mannes arbeitet.

Immer wieder kehrt der fesselnde Thriller zu den Geschehnissen vor 16 Jahren zurück, ohne dabei aber zu viel zu verraten. Das Autorenteam erzählt ihren Thriller durchweg sehr packend und temporeich, nimmt sich aber auch Zeit einem die Lebensgeschichten von Kate und Stephen näher zu bringen und auch eine Liebesgeschichte darf nicht fehlen. Hauptbestandteil ist aber die gefährliche Suche nach der Wahrheit über Stephens Tod und somit den Geschehnissen rund um das Forschungszentrum.

Zum Ende hin überstürzen sich regelrecht die Ereignisse, wobei zwar die meisten Fragen geklärt werden, aber eben nicht alle, welche für das Verständnis der Lösung zwar nicht notwendig sind, mich aber dennoch interessiert hätten.

Fazit: Rätselhafter, temporeicher Thriller mit einer interessanten Story und facettenreich beschriebenen Charakteren.

Bewertung vom 13.10.2014
Mordsbraut
Edelmann, Barbara

Mordsbraut


sehr gut

Ein Dorf in Angst? – eher nicht!

In dem beschaulichen Allgäuer Dörfchen Legau gibt es etwas zu feiern und das halbe Dorf ist auf den Beinen bzw. im Gasthof „Schwanen“ vertreten. Die Arzthelferin Marie und der Geschäftsmann Alexander heiraten. Während der Feier merken die Gäste, das der Haussegen der Frischgetrauten bereits ziemlich schief hängt und kurze Zeit später findet man Marie Kromer erschossen in der Damentoilette auf. Kommissarin Sissi Sommer und ihr Kollege Klaus Vollmer von der Kripo Memmingen ermitteln in dem Fall. Schnell wird den beiden Kommissaren klar, dass einige der Dorfbewohner etwas zu verbergen haben, sei es der Landarzt, der Dorf-Casanova oder der Bräutigam selbst.

Barbara Edelmann nutzt zu Beginn ihres witzigen Lokalkrimis die Hochzeitsfeier, um ihren Lesern schon einmal den einen oder anderen Dorfbewohner etwas näher vorzustellen. Schnell ist klar, dass in dem Dorf nicht alles Gold ist was glänzt, der Bräutigam steht mit seiner Firma vor der Insolvenz, der Landarzt verbirgt etwas, der Lokalreporter geht für eine Story zwielichtige Wege und natürlich darf auch die Tratschtante in Person von Erna Dobler nicht fehlen. Und da ist ja auch noch der schöne Florian, der mit Marie befreundet war und Anita, die vor Marie mit Alexander zusammen war und sich schon als dessen zukünftige Braut gesehen hatte. Tja, bis halt Marie kam und ihr erst den Job beim Landarzt und dann auch noch den Bräutigam in spe ausgespannt hat.

Es gibt also eine Menge Verdächtige, die durchaus ein Motiv hätten und deren Alibi einer genaueren Überprüfung nicht unbedingt standhält. Viel Arbeit für die couragierte Sissi und ihrem aus Berlin stammenden Kollegen. Von Vorteil für Sissi ist jedoch, dass sie in Legau aufgewachsen ist und somit die Dorfbewohner bestens kennt. Und wo erfährt man die interessantesten Neuigkeiten im Dorf? Klar, am Stammtisch und beim Arzt und somit sind Sissi und Klaus öfter in der Dorfgaststätte und beim Landarzt anzutreffen. Druck erhalten Sissi und Klaus von ihrem Chef, der am besten gestern schon den Täter auf dem Servierteller präsentiert haben möchte.

Der Lokalkrimi macht seinem Namen alle Ehre, denn Barbara Edelmann taucht tief in das Allgäuer Leben und die Dorfgemeinschaft ein. Schnell hat man das beschauliche Dörfchen mit seinen eigenwilligen, stellenweise etwas skurrilen, eigenbrötlerischen Einwohnern vor Augen wie auch die schöne Landschaft des Allgäus. Zwar bedient sich die Autorin schon dem einen oder anderen Klischee, aber dennoch behalten ihre Charaktere alle etwas an Eigenwilligkeit und überraschen in ihren Aktivitäten, manche bleiben auch ein wenig undurchschaubar, was die Suche nach dem Mörder nicht gerade einfach gestaltet.

Die Story baut sich logisch auf und entwickelt sich fortan jederzeit nachvollziehbar. Zwar kann der Allgäu-Krimi jetzt nicht gerade mit Spannung glänzen und die eine oder andere Wiederholung hätte man sich sparen können, aber im Großen und Ganzen überzeugt der witzige, unkomplizierte, freche und eingängige Sprachstil der Autorin. Allerdings hat es mich schon ein wenig gestört, dass Sissi die Ermittlungen praktisch im Alleingang bewältigt und Klaus nur als ein schön anzusehendes Anhängsel agiert, für den die Versetzung ins Allgäu einem Kulturschock gleichkommt, der sich selten eine bissige Bemerkung verkneifen kann, dafür aber das deftige Essen nur zu gerne genießt.

Fazit: Ein Lokalkrimi, dem zwar die Spannung fehlt, dies aber durch die schlüssige Story und dem witzigen, unterhaltsamen Schreibstil der Autorin zumeist ausgleicht.

Bewertung vom 24.09.2014
Börsentöpfchen
Leimbach, Alida

Börsentöpfchen


sehr gut

Totalverlust

Iris Birklund findet in der gemeinsamen Osnabrücker Villa ihren Ehemann Simon tot in seinem Arbeitszimmer. Der herbeigerufene Hausarzt diagnostiziert Herzinfarkt, doch bei der Autopsie vor der Einäscherung stellt der zuständige Gerichtsmediziner Strangulationsmale am Hals des Bankers fest. Kommissarin Birthe Schöndorf und ihr neuer Kollege Carlo Oltmann übernehmen den Fall. Ihre Ermittlungen führen sie mitten hinein in die Bankenkrise. Von dieser ist auch der Schreiner Mario Roggenkamp betroffen, sein gesamtes Vermögen ist verloren, seine Existenz steht auf dem Spiel.

Mario Roggenkamp ist überglücklich. In wenigen Tagen soll sein angelegtes Geld ausgezahlt werden, mit dem er sich als Schreiner endlich selbstständig machen möchte. Doch beim Termin mit dem Berater seiner Bank erfährt er, dass sein gesamtes angelegtes Geld verloren ist, zu spekulativ war der Fond, zu dem ihm Simon Birklund geraten hat. Vor seiner Familie verheimlicht der völlig verzweifelte Mario den Verlust.

Zehn Tage später ist der Banker Simon Birklund tot. Seine Ehefrau Iris wie auch der Hausarzt gehen von einem Herzinfarkt aus und Iris besteht auf eine Urnenbeisetzung. Was sie jedoch nicht weiß, vor jeder Einäscherung wird eine Obduktion durchgeführt, bei der die Male am Hals des Toten entdeckt werden.

Im Verlauf des Lokalkrimis präsentiert Alida Leimbach ihren Lesern einige Verdächtige, die durchaus ein Motiv hätten, den Banker Simon Birklund zu ermorden. So zum Beispiel der Kleinkriminelle Arthur, der versucht hatte, Simon Birklund zu erpressen. Doch war er wirklich der Mörder? Und warum verstrickt sich die Ehefrau ständig in Widersprüche? Und da wäre ja auch noch Mario Roggenkamp, der leichtsinnigerweise bereits seinen Job gekündigt und eine Halle für seine Schreinerei angemietet hat?

Alida Leimbach erzählt in ruhiger, packender Art ihren Krimi, der zudem mit viel Lokalkolorit versehen ist. Neben den Ermittlungen lässt die Autorin auch Raum für das Privatleben ihrer beiden Kommissare und gibt sehr gut die Verzweiflung von Mario und einer weiteren Betroffenen wider, die praktisch vor dem wirtschaftlichen Ruin stehen.

Mit viel Feingefühl zeichnet die Autorin ihre Charaktere, wodurch diese sehr lebendig und nachvollziehbar agieren. Die Ermittlungen gestalten sich durchweg interessant und stellenweise spannend, aber es ist eher ein leiser, ruhiger Krimi, der klar facettenreiche Charaktere in den Vordergrund stellt. Aber die fehlende Spannung stört in keiner Weise, da die Story sich realistisch und sehr wendungsreich gestaltet und somit beste Krimiunterhaltung bietet.

Fazit: Ein leiser Krimi mit einer wendungsreichen Story und wunderbar herausgearbeiteten Charakteren.

Bewertung vom 22.09.2014
Das Jahr der Schatten
Richell, Hannah

Das Jahr der Schatten


sehr gut

Der Judaspfennig

Im Jahr 1980 entdecken fünf Studienfreunde ein verfallenes Cottage mitten im Nirgendwo des Peak Districts. Kurzerhand beschließen sie, ein Jahr auszusteigen und das einfache Leben im Cottage zu genießen. Als eine weitere Person dazukommt, bricht das Gruppengefüge auseinander und die Gemeinschaft steuert auf eine Katastrophe hin. Rund 30 Jahre später erbt die Innenarchitektin Lila ein verfallenes Cottage. Da Lila gerade in einer Lebenskrise steckt, nutzt sie die Chance und zieht in das Cottage. Beim Aufräumen entdeckt die junge Frau einen mysteriösen Brief und auch sonst wirkt das Cottage so, als wenn seine Bewohner dieses fluchtartig verlassen hätten.

Ihren bezaubernden Roman über Freundschaft, Verrat und Liebe erzählt Hannah Richell mithilfe zweier zeitversetzter Erzählstränge. Zum einen verfolgt man die Geschehnisse in der Gegenwart um Lila, zum anderen wechselt die Autorin auch immer wieder in die Vergangenheit zurück. Aus der Perspektive der nüchternen, sachlichen, disziplinierten Kat, die hoffnungslos in ihren WG-Bewohner Simon verliebt ist, erfährt man hautnah die Geschehnisse, welche die Gruppe in dem verfallenen Cottage erlebt. Die Studienfreunde sind eine sehr ausgeglichene Gemeinschaft. Simon ist mehr der Anführer, Mac der stille Vertreter und Ben und Clara ein schwer verliebtes Pärchen, die gerne die Rollen des Kochs bzw. der Gärtnerin übernehmen. Während Mac über ungeahntes und lebensnotwendiges Wissen verfügt und für die nötige Nahrung der Selbstversorger sorgt, übernimmt Simon überfällige Handwerksarbeiten am Haus. Nur Kat hat ihre Rolle in der Gruppe noch nicht so recht gefunden. Die Freunde gehen sehr harmonisch und liebevoll miteinander um und genießen ihr Aussteigerleben, bis überraschend eine weitere Person in das Cottage einzieht.

In der Gegenwart lernt man Lila kennen, die verzweifelt versucht, über einen schweren Schicksalsschlag hinwegzukommen, welcher ihre Ehe stark belastet. Obwohl sie nicht weiß, wer ihr das verlassene Cottage mitten im Peak District hinterlassen hat, nimmt sie das Erbe an und zieht kurzerhand dorthin. Ihr Ehemann ist alles andere als begeistert davon, doch Lila setzt sich durch und verbringt bald mehr Zeit mit der Renovierung des Cottages als mit ihrem alten Leben in London. Ihre Ehe droht an der Trennung zu zerbrechen, doch Lila hofft, in dem Cottage endlich wieder zu sich selbst zu finden. Doch dann findet sie eines Tages einen rätselhaften Brief und sie beginnt, Erkundigungen über das Cottage anzustellen.

Hannah Richell erzählt ihren Roman in einer bildhaften, einnehmenden Sprache. Das verlassene Cottage mit dem See davor wie auch ihre Protagonisten nehmen vor dem inneren Auge fast sofort Gestalt an. Die Geschichte entwickelt sich sehr unterhaltsam, gerade der Handlungsstrang der Freunde fesselt einen mit jeder Seite mehr. Doch auch Lila und ihre Geschichte wird im Verlauf immer interessanter und bald schon nimmt die Story ziemlich rätselhafte Züge an. Somit ist bis zum Schluss beste Unterhaltung garantiert, zumal die Geschichte um das Cottage und seine Bewohner durchweg nachvollziehbar erzählt wird und mit der einen oder anderen überraschenden Wendung aufwarten kann. Was auch den detailreich beschriebenen Charakteren zu verdanken ist, die sich im Verlauf des Buches weiterentwickeln.

Fazit: Ein packender Roman über Liebe, Verrat und Freundschaft, unterhaltsam und wendungsreich erzählt.