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urmeli

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Insgesamt 498 Bewertungen
Bewertung vom 10.03.2023
Der Donnerstagsmordclub und die verirrte Kugel / Die Mordclub-Serie Bd.3
Osman, Richard

Der Donnerstagsmordclub und die verirrte Kugel / Die Mordclub-Serie Bd.3


ausgezeichnet

Der Donnerstagsmordclub besteht aus einem Quartett an Bewohnern der exklusiven Seniorenresidenz Coopers Chase. Sie untersuchen alte ungelöste Fälle und der jetzige, die vor über 10 Jahren verschwundene Journalistin Bethany Waites, die als Kollegin eines Nachrichtensprechers tätig war. Joyce wollte diesen Anchorman schon lange kennenlernen und so bietet sich eine perfekte Gelegenheit. Vieles ist unklar an diesem Fall, das Auto von Bethany stürzte einen Hang hinab, ihr Blut war im Auto, jedoch keine Leiche. Kann sie ins Meer getrieben worden sein? Bethany ermittelte in Geldwäschekreisen und hat sich einige Feinde gemacht. Der ehemalige Psychiater Ibrahim versucht durch eine Gefängnisinsassin dem Täter auf die Spur zu kommen während der ehemalige Betriebsratsfunktionär Ron mit dem Hauptverdächtigen Billard spielt. Elisabeth, eine ehemalige MI6 Agentin wird mit ihren demenzkranken Mann Stephen entführt und erpresst. Wenn sie nicht den ehemaligen KGB Agenten Viktor ermordet stirbt ihre Freundin Joyce.
Der muntere Seniorenclub ermittelt wie immer auf recht unkonventionelle Weise, vielfach wird ihr Intellekt aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters unterschätzt, was diese für ihre Befragungen ausnutzen. Sehr humorvoll, spannend und mit viel Empathie geschrieben. Auch wenn der Körper nicht mehr so mitmacht und vieles länger dauert, diese Truppe ist nicht unter zu kriegen.

Bewertung vom 10.03.2023
Lichte Tage
Winman, Sarah

Lichte Tage


ausgezeichnet

Als kleiner Junge erlebt Ellis wie seine Mutter anfängt zu strahlen, wenn sie das Bild „fünfzehn Sonnenblumen“ von van Gogh blickt. Sie hat diese Kopie auf einer Tombola gewonnen und hütet es wie einen Schatz. Die Sehnsucht, den Ort in Südfrankreich zu besuchen, lebt nach dem Tod der Mutter in Ellis weiter. Sein bester Freund Michael sucht ebenfalls seinen Platz im Leben. Seine Mutter hat ihn und seinen Vater verlassen, als er noch klein war. Beide haben Probleme mit ihren Vätern, mit der Lebensweise und deren Ansichten. Beide sind künstlerisch veranlagt, Ellis als Zeichner, Michael als Schriftsteller, was für die Väter nicht männlich ist. Ellis wird in einen ungeliebten Beruf gedrängt, erst durch einen Unfall schafft er den Absprung.
Der Roman ist aus den Sichtweisen von Ellis und Michael geschrieben. Auch wie Annie, die spätere Frau von Ellis mit in ihre Freundschaft, die auch sexuell war, eingebunden wurde. Wie das Leben mit ihnen spielte, die Enttäuschungen, die Freude, Liebe und Verluste. Emotional und mit allen traurigen Passagen immer mit der Hoffnung auf Sonne im Herzen.

Bewertung vom 10.03.2023
Das glückliche Geheimnis
Geiger, Arno

Das glückliche Geheimnis


sehr gut

Als junger Mann begann seine Leidenschaft, doch auch im gereiften Alter frönt er sie weiter. Arno Geiger fährt mit seinem Fahrrad durch die Straßen Wiens und stöbert in Altpapiercontainern nach Brauchbarem. An manchen Tagen geht er leer aus, doch es gibt auch solche, an denen er wahre Schätze findet. Weggeworfene Tagebücher, Liebesbriefe und Bücher bringt er nach Hause. Diese Texte sind für ihn Inspiration, er lernt die Gedanken und Lebensumstände fremder Menschen kennen. Diese Texte haben sein eigenes Schreiben beeinflusst. Zu Beginn seiner Sammeltätigkeit wühlte er noch mit schlechten Gewissen und der Sorge, etwas Unehrenhaftes zu tun, im Altpapier herum, doch auch zu den Zeiten, als er selbst ein berühmter und bekannter Schriftsteller war, hat ihn keiner erkannt oder an seinem Tun gehindert.
Ein weiterer Teil seiner Autobiografie betrifft seine Frauenbekanntschaften, seine größtenteils schwierigen Liebesbeziehungen, die sehr ausschweifend und langatmig beschrieben werden. Eine Kurzfassung hätte dabei völlig gereicht. Interessant ist sein Umgang mit Problemen, Krankheiten und Tod naher Angehöriger und sein Selbstzweifel. Die Wortwahl ist herausragend, philosophische Ansätze machen einen nachdenklich.

Bewertung vom 10.03.2023
Die marmornen Träume
Grangé, Jean-Christophe

Die marmornen Träume


ausgezeichnet

Simon Kraus ist zu seinem größten Bedauern recht klein gewachsen, doch er ist einer der größten als Psychiater. Die Ehefrauen von hochrangigen Nazis geben sich bei ihm die Klinke in die Hand. Sie alle träumen vom Marmormann, der sie Nachts aufsucht. Als Nebenerwerb erpresst er die Damen mit geheimen Aufnahmen ihrer Erzählungen, die, kurz vor Ausbruch des 2. Weltkrieges, nicht regierungskonform sind. Als eine nach der anderen bestialisch ermordet wird gerät Simon ins Blickfeld der Gestapo. Der SS Offizier Franz Beewen, überzeugter Nazi seitdem sein Vater psychisch unter den Folgen des ersten Weltkrieges leidet merkt schnell, dass er die Hilfe Simons bei der Aufklärung der Morde benötigt. Mit zu der Ermittlertruppe gehört auch die Baronin Minna von Hassel, Leiterin der psychiatrischen Klinik, in der Franz Vater versorgt wird.
Viele Ansätze werden benötigt, einige der Taten verdächtigt, bevor man die wahre Spur findet. Diese spannende Ermittlertätigkeit ist jedoch nur ein Aspekt des Romans. Hoch interessant sind die Beschreibungen aus der Zeit von 1939 bis 1942, der Umgang mit psychisch Kranken, die Ausrottung unwerten Lebens wie die Züchtung bevorzugten Lebens. Die Überlebenskämpfe der ärmeren Bevölkerung und die Lebensweise der Reichen und Regimetreuen. Historische Fakten werden mit fiktiven Personen verwoben und sehr spannend erzählt.

Bewertung vom 10.02.2023
Gleißendes Licht
Sinan, Marc

Gleißendes Licht


ausgezeichnet

Aus dem Autor Marc Sinan wird in diesem Roman der Deutschtürke Kaan, der auf der Suche nach sich selbst und seiner Identität ist. Kaan wächst in München auf, sein Vater ist Deutscher, seine Mutter Nur, was soviel heißt wie gleißendes Licht, ist halb Armenierin, halb Türkin. Ehrgeizig sein und immer besser als die deutschen Kinder wurde für Kaan zur Pflicht. Sehr erfolgreich wurde er mit seinem Gitarrenspiel und eigenen Kompositionen. Die Besuche bei seinen Großeltern nehmen den größten Teil des Romanes ein. Die Geschichte seines Dede, der mit kleinen Gaunereien und viel Tatkraft vom einfachen Landkind zum wohlhabenden Haselnussplantagenbesitzer wurde, sich übernahm und wieder verarmte. Seine Großmutter, seine Anneanne, die von ihrer armenischen Mutter zurückgelassen wurde und Glück hatte, dass sie adoptiert wurde. Anhand dieser Personen wird uns die türkische Geschichte nahegebracht, die Art wie sie denken und fühlen, wie wichtig die Familie ist. Manche Episoden werden aus einer anderen Sicht wiederholt, und dabei haben sie sich ganz anders zugetragen. Was ist wahr, was sind erfundene Geschichten? Wie in vielen Fällen Ansichtssache.
Der Schreibstil gefällt mir ausgesprochen gut. Anspruchsvoll und doch gut lesbar, emotional und psychologisch.

Bewertung vom 10.02.2023
Der Tote im Kurhaus / Fräulein vom Amt Bd.2
Blum, Charlotte

Der Tote im Kurhaus / Fräulein vom Amt Bd.2


sehr gut

Alma Täuber arbeitet als Telefonistin in Baden-Baden. Von ihrem Freund, dem Kriminalkommissar Ludwig Schiller hat sie sich getrennt, da die als verheiratete Frau nicht berufstätig sein darf. Und ihre Selbständigkeit ist ihr wichtiger als privates Glück. Durch ihre Freundin Emmi, einer angesehenen Floristin, hat sie eine begehrte Karte für die Oper Aida bekommen. Ganz Baden-Baden ist im Ägyptenfieber, seit den Ausgrabungen im Tal der Könige und dem Fund des Grabes von Tutanchamun. Beim anschließenden Ball, bei dem auch ägyptische Kunst ausgestellt wird, legt sich Emmis Freund August mit dem Tenor Josef Wittlich an, da Emmi heftig mit ihm flirtet. Als Josef Wittlich wenig später erschlagen aufgefunden wird, steht der Täter schnell fest. August. Da bleibt Alma nichts anderes übrig als wieder selbst zu ermitteln, wobei sie wieder auf Ludwig trifft.
Das Jahr 1924 wird hervorragend beschrieben, in die Personen wie auch in die Zeit kann man sich sehr gut hineinversetzen. Ernste wie humorvolle Passagen wechseln sich ab, der Aufbruch in eine bessere Zeit wie auch der bereits aufkommende Nationalsozialismus werden thematisiert. Der Kriminalfall an sich ist dagegen deutlich schwächer und wenig spannend als im ersten Band um die Telefonistin Alma.

Bewertung vom 10.02.2023
Ginsterhöhe
Caspari, Anna-Maria

Ginsterhöhe


ausgezeichnet

Im Jahr 1919 kehrt nach längerem Krankenhausaufenthalt der Bauernsohn Albert Lintermann auf seinen Hof im Eifeldorf Wollseifen zurück. Seine Entstellung, das halbe Gesicht wurde von einer Granate zerstört, schockiert seine Frau Bertha, die sich immer mehr von ihm zurückzieht. Dabei hat er den Krieg überlebt, Leni, die Verlobte seines besten Freundes, muss das Leben mit ihrer kleinen Tochter Hildegard alleine bewältigen. Nach und nach wird das Leben für alle besser, man schafft neue Landwirtschaftsgeräte an, sorgt für eine Strom- und Wasserversorgung und denkt, dass man die Schrecken des Krieges überwunden hat.
Bis das rechte Gedankengut und die Nationalsozialisten auch in ihr Dorf ziehen. Der schlimmste ist Johann Meller, der sich auf dubiosen Wegen ein Landgut erschlichen hat. Um im Dorf das Sagen zu haben benötigt er eine Ehefrau. Die schöne Leni kann doch froh sein, wenn sie jemand trotz des unehelichen Kindes heiratet. Leni ist jetzt zwar materiell versorgt, glücklich wird sie mit ihm nicht.
Der Roman behandelt die Zeit von 1919 bis 1949 in der aus dem verschlafenen Wollseifen in der Nazizeit das Ausbildungszentrum Vogelsang entstand und den Charakter des Dorfes zerstörte. Die fiktiven Personen nehmen uns emotional mit in die reale Geschichte, die als Tagebuch des Dorflehrers Martin Faßbender in Zwischenschüben erzählt wird. Realität und Fiktion werden aufs Beste miteinander verwoben.

Bewertung vom 10.02.2023
Der Inselmann
Gieselmann, Dirk

Der Inselmann


ausgezeichnet

Warum sich die Eltern von Hans Roleder entschließen, das Leben in der Stadt gegen das auf einer einsamen Insel zu tauschen, erfahren wir nicht. Auch Hans kennt nicht den Grund, doch er freut sich darauf. Endlich wird er nicht mehr von den Nachbarskindern drangsaliert, außer Kalle hatte er keinen Freund. Auf der Insel bewohnt die Familie eine heruntergekommene Hütte, die Schafe im Stall leiden Hunger, der Tod kloppt bei ihnen schon an. Ein verwilderter und abgemagerter Hund wird nun Hans Freund. Gemeinsam durchstreifen sie die Gegend und werden eins mit der Natur. Das Leben dort ist hart, sehr arbeitsam und mit immer der gleichen Graupensuppe am Abend. Doch für Hans ist es das Paradies, er ist hier der König. Bis die Schulbehörde einen Bescheid schickt und er jeden Tag eine Stunde und eine Stunde zurück zur Schule rudert. Dort trifft er wieder auf die Gruppe Jungen, die ihn quälen. Dass er die Schule nicht mehr aufsucht nimmt die Schulbehörde nicht so hin, er wird abgeführt und in eine Besserungsanstalt gesteckt. Statt zu lernen ist es ein Gefängnis, die Jungen werden zu harter Arbeit mit Schläge getrieben. Doch Hans ist stark und der Wunsch, seine Insel, seinen Hund wieder zu sehen, halten ihn am Leben.
Ein Roman über das Anderssein, über Außenseiter und Eigenbrödler, die ein Leben in Einsamkeit dem der Hektik einer Stadt vorziehen. Was diesen Roman so besonders macht ist die lyrische Sprache, mit knappen Worten werden wir in das Leben von Hans hineingezogen, wir leben und leiden mit ihm mit und am Ende stellt sich die Frage, ist die Geschichte traurig? Ist sie schön? Ist sie beides? Gibt es Hans noch? Gab es ihn je?

Bewertung vom 23.01.2023
Frankie
Köhlmeier, Michael

Frankie


gut

Kurz vor seinem 14. Geburtstag wird Franks Großvater aus dem Gefängnis entlassen. 18 Jahre saß dieser in Haft, wir erfahren nicht warum, und Frank weiß kaum etwas über ihn. Nun sitzt er bei ihm und seiner Mutter am Küchentisch und lässt sich bedienen. Der gewohnte Alltag, die Einheit von Frank und seiner Mutter, die ein eingespieltes Team sind, wird gestört. Einerseits ist Frank fasziniert von dem alten Mann, der sich nichts gefallen lässt, andererseits fürchtet er sich vor ihm. Auch nachdem sein Opa eine eigene Wohnung bezieht, sucht er ihn auf und lässt sich sogar auf einen Ausflug mitten in der Nacht überreden. Dort eskaliert die Situation.
Die Handlung und die Gefühle werden aus der Sicht eines Teenagers beschrieben. Um so seltsamer ist die gewählte Sprache im Buch. Sie klingt altertümlich und anfänglich hatte ich den Eindruck, die Geschichte spielt vor längerer Zeit. Doch dann besucht Frank mit seinem Opa ein Handygeschäft.
Ich hatte Probleme damit, mich in die Denkweise des recht ungewöhnlichen Jugendlichen hinein zu versetzen. Besonders irritierend war für mich das Ende.

Bewertung vom 23.01.2023
Amissa. Die Überlebenden / Kantzius Bd.3
Kodiak, Frank

Amissa. Die Überlebenden / Kantzius Bd.3


ausgezeichnet

Der dritte und letzte Band der Reihe um eine Organisation namens Amissa, die nach verloren gegangenen Kindern sucht, beginnt mit der Beerdigung von Jan Kantzius. Seine Frau Rica trägt die Urne, um dann noch vor erreichen des Grabes mit der Urne zu verschwinden. Sie flieht in die Karibik, ihrer Heimat, bevor sie von einer Unterorganisation von Amissa, Missing Order, entführt wurde. Diese Unterorganisation ist im Menschenhandel aktiv und erfüllt die perversesten Wünsche der Kunden. Rica ist durch Jans Hilfe dort herausgekommen, der Kampf gegen diese Organisation geht jedoch weiter. Auch die Polizei steckt mit drin. Eine Zeugin wird in einer abgelegenen Hütte von der Polizistin Maya versteckt, doch auch dort ist sie nicht sicher. Sie müssen fliehen.
Eine weitere Erzählebene bezieht sich auf ein rumänisches Kinderheim, in dem die Jungen unter harten Bedingungen zu Killern ausgebildet werden.
Viele verschiedene Erzählebenen treffen aufeinander. Der Handlung kann man trotz der Komplexität sehr gut folgen, die Spannung wird sehr geschickt aufgebaut. Der Thriller ist brutal, perfide Methoden werden angewandt, und wer der Drahtzieher der Organisation wirklich ist erfährt man erst ganz am Schluss. Doch ist dann wirklich alles gut? Es gibt aber auch humorvolle Momente, wie den Einsatz von Voodoozauber gegen einen gesuchten Killer. Insgesamt äußerst lesenswert.