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urmeli

Bewertungen

Insgesamt 478 Bewertungen
Bewertung vom 09.11.2022
Die Rückkehr der Kraniche
Fölck, Romy

Die Rückkehr der Kraniche


ausgezeichnet

In einem kleinen Dorf in der Elbmarsch leben die fast 50-jährige Grete und ihre Mutter Wilhelmine zusammen. Kein einfaches Leben für die Vogelwartin, die gerne etwas Neues erlebt hätte. Als sie Wilhelmine zusammengebrochen vorfindet informiert sie ihre jüngere Schwester Freya in Berlin, mit der sie kaum noch Kontakt hat. Freya ist aus dem beklemmenden Leben als Lumpenpackkind, Wilhelmine hat ihre Töchter allein und unter ärmlichen Verhältnissen aufgezogen, mach Berlin geflüchtet und hat es zu Wohlstand gebracht. Glücklich wurde sie nicht, ihr Freund hat sie ausgenutzt und verlassen, da kommt eine Auszeit gerade richtig. Auch Anne, Gretes Tochter aus einem One-Night-Stand, kommt von ihrem Studienort Bremen ins Familienhaus zurück.
Vier Frauen, alle sehr unterschiedlich, prallen mit ihren Ansichten aufeinander, alle haben oder hatten Probleme mit ihrem Liebesleben und alle tragen Geheimnisse mit sich herum. Wenn von Beginn an Offenheit in der Familie Hansen geherrscht hätte, wären die Frauen anders miteinander umgegangen, viele Probleme entstanden nur durch das Schweigen. Erst am Ende kommt es zur Aussprache.
Ein sehr berührendes Buch über Missverständnisse und Heimlichkeiten, über ländliche Idylle und harte Arbeit, über das Glück, das man in der Natur finden kann. Sehr emotional und ruhig geschrieben.

Bewertung vom 09.11.2022
Tohrus Japan
Nakamura, Tohru

Tohrus Japan


gut

Ja, bei japanischer Küche fällt einem zu erst Sushi ein, aber es gibt noch mehr. Dieses möchte uns der halb Deutscher und halb Japaner Tohru Nakamura näher bringen. Zu Beginn des Buches erfahren wir viel über den Sternekoch selbst und sein Leben in zwei Welten, aber auch so einiges über die japanische Lebens- und Essenskultur. Danach geht es zu den Rezepten, die nach Hauptzutaten sortiert wurden. Einfach, leicht und schnell nachkochbar ist keines dieser Gerichte. Man benötigt schon einiges an Kocherfahrung um dieses Essen auf den Tisch zu bringen. Die Zutaten befinden sich wohl nur in den wenigsten Küchen und um die teuren, exklusiven Zutaten zu bekommen benötigt man ein Spezialgeschäft, mindestens jedoch einen sehr gut sortieren Lebensmittelladen in der Großstadt. Zwischen den verschiedenen Kapiteln gibt es jeweils einen ausführlichen Teil Warenkunde, so dass man als Nichtkenner der japanischen Küche zwar eine Vorstellung der Zutaten bekommt, doch leider nicht weiß, wonach sie denn schmecken.
Die Aufmachung und die Fotos sind äußerst gelungen, die Rezepte eher für Kochenthusiasten der japanischen Küche gedacht.

Bewertung vom 09.11.2022
Zwischen heute und morgen / Drei-Städte-Saga Bd.2
Korn, Carmen

Zwischen heute und morgen / Drei-Städte-Saga Bd.2


gut

Wenn man den Vorgängerband um die Familien in Köln, Hamburg und San Remo nicht gelesen hat fällt der Einstieg in die Handlung extrem schwer. Auf wenigen Seiten wird nur kurz neues von den Protagonisten einer Stadt geschrieben, dieses auch noch wechselnd mit mehreren Familienmitgliedern, manchmal ist es schwer zu folgen, von wem gerade die Rede ist. Die Sätze sind kurz gefasst, teils im Telegrammstil, welches das Eintauchen in die Handlung und das Mitfühlen für die Probleme, Trennungen oder neue Lieben der Personen schwerer macht. Wir erleben das Jahrzehnt der 1960er Jahre, die geprägt wurden vom beginnenden Wohlstand in Deutschland, jedoch auch noch die Traumata, das Schweigen und nicht verarbeitete Vergangenheitsbewältigung beinhalten. Diese drei Familien mit ihren Freunden in den drei Städten eint, dass sie alle ein bereits wohlhabendes Leben führen, sich Restaurantbesuche, Autos, technische Geräte und Reisen leisten können. Sie entsprechen nicht der Mehrheit der damaligen Bevölkerung. Die politische und gesellschaftliche Lage, von Adenauer über Mauerfall bis zur Mondlandung, werden nur am Rande erwähnt - leider.
Ich hatte von Beginn an einen schweren Einstieg in die Geschichte und auch in der Folge des recht umfangreichen Romanes ließen mich das Leben der Protagonisten kalt.

Bewertung vom 25.09.2022
Bullauge
Ani, Friedrich

Bullauge


ausgezeichnet

Kay Oleander ist ein gewissenhafter Polizist, noch nie hat er von der Schusswaffe Gebrauch machen müssen. Akribisch hat er Tathergänge und Vernehmungen protokolliert. Seine Frau hat ihn schon vor Jahren verlassen und nun ist er auch noch ein seelisches und körperliches Wrack geworden. Bei einer Demonstration wurde er von einer Flasche getroffen und hat dabei ein Auge verloren. Die Demonstrierenden gehörten zur Querdenker- und rechten Szene, der Flaschenwerfer wurde nicht identifiziert. Kay stößt bei seinen eigenen Ermittlungen auf die gehbehinderte Silvia Glaser, die nach eigenen Angaben durch einen Polizeieinsatz eine Behinderte wurde. Ihre Sympathie für die rechte Szene will Kay für einen Undercovereinsatz ausnutzen. Doch wem kann er trauen?
Es ist kein klassischer Kriminalroman, eine Spannung in der Handlung ist zwar da, jedoch steht sie nicht im Vordergrund. Es geht um persönliche Befindlichkeiten der Protagonisten, die Hilflosigkeit der Polizei, wie der Rechtsruck in der deutschen Gesellschaft im Alltagsleben stattfindet. Diese Themen werden von Friedrich Ani sehr detailliert beschrieben, in seiner ganz eigenen Sprache.

Bewertung vom 25.09.2022
Die Nachricht des Mörders / Fräulein vom Amt Bd.1
Blum, Charlotte

Die Nachricht des Mörders / Fräulein vom Amt Bd.1


ausgezeichnet

In Baden-Baden im Jahr 1922 arbeitet die junge Alma Täuber als Fräulein vom Amt. Stundenlang der gleiche Satz, hier Amt, was beliebt, immer freundlich, möglichst auch noch eine Fremdsprache sprechend, immer schnell mit einer Antreiberin als Chefin, gelegentlich gibt es Stromschläge und fast jeden Abend hat sie Kopfschmerzen. Das Gehalt ist gering, doch zu dieser Zeit gibt es für Frauen nicht viele Möglichkeiten. Um nicht mehr bei ihren Eltern leben zu müssen teilt sie sich ein Zimmer mit Emmi, die als Floristin in den Luxuskurhotels der Stadt die Blumendekorationen vornimmt. Der normale Alltag ändert sich als Alma bei der Vermittlung eines Anrufs mithört und anschließend eine ermordete Prostituierte überall Gesprächsthema ist. Bei der Kriminalpolizei, die sie von ihren Kenntnisse berichten möchte, trifft sie auf den Kriminalsanwärter Ludwig Schiller, der einzige, der ein Interesse an der Aufklärung des Falles hat, schließlich war es ja nur eine Prostituierte, da gibt es wichtigeres zu erledigen.
Durch die Recherche Almas lebt die Kurstadt des Jahres 1922 vor uns auf, das Leben der reichen Fabrikanten, das Leben der vom Krieg Versehrten und Traumatisierten, das Leben in der Unterwelt und der Wettbüros. Besonders erleben wir, wie sich Frauen in dieser Welt behaupten müssen. Hoch interessant, gefühlvoll und spannend.

Bewertung vom 25.09.2022
Das große Brotbackbuch
Bauer, Christina

Das große Brotbackbuch


ausgezeichnet

Sofort losbacken ist ein Untertitel des großen Brotbackbuchs von Christina Bauer. Durch ihre anfängliche Beschreibung der benötigten Zutaten und Geräte, besonders jedoch durch die Austauschbarkeit mit Umrechnungen, z. B. frische Hefe gegen Trockenhefe, den Austausch verschiedener Mehlarten, kann man wirklich gleich anfangen. Interessant ist die Herstellung des Sauerteiges mit einer ganz einfache Anleitung. Viele Fotos ergänzen das sehr umfangreiche Werk, welches nicht nur aus Brotbacken besteht. Brötchen und Wecken, süße und herzhafte Gebäcke und auch Resteverwertung aus altem Brot und Brötchen nehmen einen Teil ein. Die österreichischen Ausdrücke sind mit enthalten, wie Germ und Wecken, die deutschen Begriffe stehen jedoch dabei. Auch beim Mehl wurde auf die deutschen, österreichischen und schweizerischen Sorten eingegangen und entsprechend umgerechnet.
Das Backbuch ist sehr hochwertig hergestellt, nur leider fehlt ein alphabetisches Verzeichnis, was das Auffinden des entsprechenden Rezeptes leichter gemacht hätte.

Bewertung vom 25.09.2022
Das neunte Gemälde / Lennard Lomberg Bd.1
Storm, Andreas

Das neunte Gemälde / Lennard Lomberg Bd.1


sehr gut

Lennart Lomberg ist ein anerkannte Kunstexperte, speziell auf dem Gebiet der NS-Beutekunst. Er erhält den Auftrag, ein seit 1943 verschollenes Gemälde an den rechtmäßigen Besitzer zurück zu geben. Doch bevor er sich damit beschäftigen kann ist der Auftraggeber tot und Lenn gerät in die Ermittlungen der Polizei. Auch aus persönlichen Interessen ermittelt er selbst in dem undurchsichtigen Fall, der zurück geht auf das Jahr 1943 in dem sein eigener Vater im Jeu de Paume in Paris bei der Registrierung von Beutekunst, Besitz deportierten Juden, involviert war. Nach Kriegsende, besonders ab dem Jahr 1966 machte sein, längst verstorbener, Vater Karriere beim BKA, obwohl er nicht die entsprechenden Qualifikationen hatte. In dieser Zeit waren in allen Bereiche ehemalige Nazis an der Macht, erst später sollte es sich ändern.
Andreas Storm springt in diesem fiktiven Werk mit wirklich statt gefundenen Ereignissen in den Jahren 1943, als mehrere Gemälde verschwanden, dem Jahr 1966, als es zum Karrieresprung von Lenns Vater kam und dem Jahr 2016, der Jetztzeit hin und her. Der Roman gibt viele Einblicke in die Welt des Kunsthandels und dem Umgang mit Beutekunst, die Spannung lässt jedoch durch die sehr detaillierten Beschreibungen ein wenig nach. Um selbst den Anschluss nicht zu verpassen ist ein genaues Lesen erforderlich.

Bewertung vom 25.09.2022
Die Filiale / Laura Jacobs Bd.1
Etzold, Veit

Die Filiale / Laura Jacobs Bd.1


schlecht

Für die Wertpapierberaterin Laura Jacobs kommt es knüppeldicke. Sie erhält die Kündigung für ihr von der Bank vermietetes Haus und dann steht auch noch ein Bankräuber vor ihr, da sie gerade an der Kasse aushelfen muss.
Durch ihre souveräne Art erhält sie die Aufmerksamkeit des neuen Vorgesetzten, der sie erst zur stellvertretenden und danach zur Filialleiterin befördern möchte. Doch wie passt das mit der Hauskündigung und dem von der Bank initiierten Verkauf der Häuser zusammen. Seltsame Aktienbewegungen und Abbuchungen von toten Konten fallen ihr auf, bis sie selbst ins Schussfeld gerät.
Viele handwerkliche Fehler, angefangen mit dem Banküberfall, die Polizei kommt nie mit Martinshorn, Zeugen werden sofort vernommen, die Filiale geschlossen, weiterhin können hohe Beträge nicht einfach ohne Kontrolle überwiesen werden, Mitarbeiterkonten nicht für jeden einsehbar, bestimmen den Bankenthriller. Um den Leser Investmentbanking zu erklären wird eine Anlagenberaterin für dumm verkauft. Das hätte man auch anders lösen können. Einerseits wird Laura als taff und clever beschrieben, andererseits tappt sie ganz naiv in Fallen hinein. Viele Abläufe wirken an den Haaren herbei gezogen und auch auf der Seite der Guten werden Lösungen nur mit strafbaren Handlungen erreicht. Ganz im Gegensatz zu den vorherigen Thrillern von Veit Etzold ist dieser erschreckend schwach.

Bewertung vom 25.09.2022
Ingeborg Bachmann und Max Frisch - Die Poesie der Liebe / Berühmte Paare - große Geschichten Bd.3
Storks, Bettina

Ingeborg Bachmann und Max Frisch - Die Poesie der Liebe / Berühmte Paare - große Geschichten Bd.3


sehr gut

Der berühmte Schriftsteller Max Frisch ist von den Werken der Lyrikerin Ingeborg Bachmann sehr angetan. Er lädt sie zur Aufführung seines Bühnenstücks „Biedermann und die Brandstifter“ nach Paris ein. Die Vorstellung verpassen sie, Max ist sofort in Ingeborg verliebt, sie muss erst noch die gerade erst vollzogene Trennung von Paul Celan verarbeiten.
In dem Roman von Bettina Storks wird die fünfjährige Liebesbeziehung der Beiden beschrieben. Eine extrem schwierige, mit mehr Tiefen als Höhen. Viele Umzüge, immer wieder neue Wohnungen sollen von den Problemen ihres Zusammenlebens ablenken. In der von Ingeborg angemieteten Wohnung in Zürich wird der unzüchtige Herrenbesuch nicht geduldet, die große gemeinsame Wohnung bringt die Unterschiede im Alltag ans Licht. Max ist ein Frühaufsteher, hat einen Arbeitsplan, eine Tagesstruktur und liebt ein aufgeräumtes Zuhause, Ingeborg ist ein Nachtmensch und chaotisch. Immer wieder flüchtet Ingeborg und der massive Schriftverkehr mit ihr nahestehenden Männer schürt zusätzlich die schon bestehende Eifersucht Max Frischs, der selbst nicht viel von Treue hält.
Sie können nicht ohne einander, jedoch auch nicht miteinander. Alkohol und Tabletten sorgen für weitere Probleme und auch der erneute Umzug nach Rom, Ingeborgs Sehnsuchtsort, helfen nicht über ihre Schreibblockade hinweg.
Beide sind sehr starke Persönlichkeiten, sind egoistisch veranlagt und können mit Worten verletzen. Wir erleben diese Intensität in der Beziehung mit, bei dem man mal mit dem einen, mal mit der anderen mitleidet.
Auch wenn beide Autoren bekannt sind, hätte ich mir zur Abrundung des Romans ein wenig mehr an Hintergrundinformationen, wie Lebenslauf und Werksverzeichnis gewünscht. An einigen, wenigen Stellen ist die Handlung zu schwülstig, meistens jedoch sehr gut geschrieben.

Bewertung vom 31.08.2022
Die versteckte Apotheke
Penner, Sarah

Die versteckte Apotheke


sehr gut

Caroline Parcewell verbringt ihren 10. Hochzeitstag alleine in London. Kurz vor ihrer Abreise hat sie von der Untreue ihres Mannes erfahren und beschlossen, die lange geplante Reise alleine anzutreten. Um sich abzulenken nimmt sie an einer Mudlarkingtour teil, sie sucht mit anderen Teilnehmern im Matsch der Themse nach Gegenständen. Tatsächlich findet sie etwas Seltsames, ein kleines hellblaues Fläschchen, das sich als ein Arzneifläschchen aus längst vergangener Zeit entpuppt.
Im Jahr 1791 betreibt Nella Clavinger eine ganz besondere Apotheke in der versteckten Backalley. Einstmals war es die Apotheke ihrer Mutter, die heilende Mittel für ihre Kunden herstellte, inzwischen rührt Nella dort Gifte zusammen. Durch einen Verrat eines Mannes an ihr selbst will sie allen hintergangenen Frauen helfen, die sich gegen ihre Männer wehren müssen. Ihr Grundsatz ist, es darf niemals eine Frau zu schaden kommen. Als das junge Dienstmädchen Eliza um ein Mittel für ihre Herrin bittet, schließt Nella das Kind in ihr Herz, so aufgeweckt und wissbegierig währe jetzt ihre Tochter, wenn sie eine bekommen hätte. Und Hilfe kann sie gut gebrauchen.
Abwechselnd werden die Schicksale der Frauen aus zwei verschiedenen Zeitebenen beschrieben, die Sorgen und Probleme, die diese Frauen plagen. Die Recherchearbeit von Caroline über diese längst vergangene Zeit der versteckten Apotheke ist spannend erzählt.